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Es war am vergangenen Donnerstag, zwischen Weihnachten und Neujahr.
Wir saßen im Auto und fuhren in Richtung Berlin, um Krümel und ihre Mama wieder nach Hause zu bringen.
Krümel fragte mich, während sie hinten angeschnallt saß und kaum zu sehen war:
„Opa, kannst du mir die Geschichte erzählen, wie du Oma kennengelernt hast?“
Ich war erstaunt.
‚Was die Kleine alles so mit ihren knapp fünf Jahren wissen wollte?‘, ging mir durch den Kopf.
„Also, ich habe vor vielen, vielen Jahren deine Mama kennengelernt, als ich Silvester in der Fabrik feiern wollte, in der Oma auch arbeitete. Ich hatte Karten für die Tanzveranstaltung besorgt und bin da hingegangen.“
Ich machte eine kleine Pause.
„Erzähl weiter, Opa“, drängte Krümel.
„Naja, da sah ich auf einmal deine Oma an einem Tisch sitzen und ich fand sie sehr hübsch.“
„Hm“, bestätigte Krümel nun.
„Ich setzte mich an einen anderen Tisch und beobachtete Oma“, erzählte ich weiter.
„Wie konnte ich nur an sie herankommen?“, fragte ich mich.
„Warum bist du nicht einfach hingegangen, Opa?“, wunderte Krümel sich.
„Ja, du hast recht, meine süsse Maus, aber ich habe mich nicht getraut.“
„Und dann?“ Krümel liess nicht locker.
„Dann habe ich meinen Tischnachbarn gefragt, ob er das Mädchen kennen würde?
Er hat ‚ja‘ gesagt und ist ein wenig später aufgestanden und hat mit Oma getuschelt.
Jetzt war ich erst recht verunsichert.“
„Was heißt ‚verunsichert‘?“, hakte Krümel nach und hatte Schwierigkeiten, dieses Wort auszusprechen.
„Verunsichert heißt, ich wusste nicht, was Oma wohl sagen würde, wenn ich Oma zum Tanzen auffordern würde.“
„Was hat Oma gesagt?“
„Sie hat ‚ja‘ gesagt und mit mir getanzt.“
„Und habt ihr euch dann geküßt?“, fragte Krümel weiter.
„Nein, so schnell ging das nicht damals“, sagte ich.
„Aber warum nicht?“, fragte sie weiter.
„Weil wir dachten, dass sich das nicht gehört.“
Ich merkte, wie ich ins Schwitzen kam.
„Oma wollte nicht, dass ich sie bis nach Hause begleite. Sie wollte schon, dass ich an der Brücke auf dem Weg zu ihrer Wohnung in eine andere Richtung abbiege.
Ich bin aber nicht abgebogen. Ich habe gesagt: ‚Ich bringe dich direkt vor die Haustür‘. Ich wollte ja Oma wiedersehen.“ Krümel lachte, denn es gefiel ihr, dass ich an Oma drangeblieben war.
„Erzähl‘ weiter, Opa“, drängelte Krümel.
Krümel war so interessiert an dem, was ich von mir gab, dass sie vergaß, mich darum zu bitten, das Radio anzustellen und Lieblingssong ‚Dein Casanova liebt dich nicht‘, abzuspielen.
Ich erzählte weiter.
„Ich habe Oma dann noch zur Haustür gebracht und wir haben uns für den nächsten Tag verabredet. Das war Neujahr.
Und ab da waren Oma und ich unzertrennlich.“
„Und wann habt ihr euch geküsst?“
„Das hat noch ein wenig gedauert, aber dann kam der Tag, an dem ich Oma geküsst habe.“
Krümel lächelte glücklich.
„Kannst du mir ,Casanova‘ anmachen, Opa?“
Ich nickte und spielte den Schlager ab.
Krümel sang mit ihrer leisen Stimme mit.
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Es ist Dienstagmorgen, der 27.12.2022, 03.45 Uhr.
Das Fest ist vorüber und ich denke, dass ich mental in ein Loch falle. Keine opulenten Mahlzeiten mehr, nicht stundenlang auf der Couch liegen. Morgen und übermorgen habe ich gleich zwei Interviews.
Die erste Woche im neuen Jahr muss ich schon meine erste Rede halten. Wie komme ich blokß wieder runter, auf das normale Level?
Ich hantiere am Handy lustlos herum und finde einen Text, den ich genau vor einer Woche beim Bäcker getippt habe.
Er ist kurz, aber so schön banal, so alltäglich, so wie ich es gewohnt bin:
DIENSTAG – NUR NOCH DREI TAGE BIS HEILIGABEND
Ich sitze beim Bäcker, im Rewe-Markt.
Klara ist gerade in den Gängen unterwegs und ich habe einen Horror davor.
Der Bäcker schaut um die Ecke und ich fühle mich dazu aufgefordert, etwas zu bestellen.
„Einen Kaffee bitte“, sage ich und ich merke seinem strengen Blick an, dass es die richtige Entscheidung war.
„Hier sitzen und nichts bestellen, das geht eigentlich nicht“, schien sein Blick zu sagen.
„Waren Sie nicht vor geraumer Zeit bei der Trauerfeier dabei und haben meine Rede mitangehört?“, frage ich ihn.
„Ohja“, antwortet der Bäcker.
„Ich habe Sie gleich wiedererkannt“, sagt er weiter.
„Und, wie hat die Rede Ihnen gefallen?“
„Sehr gut, das hat mich berührt.“
Die Antwort von ihm klang ehrlich, und so freue ich mich auch ehrlich.
Es ist ein wirklich gutes Gefühl, wenn du Menschen insofern noch eine Freude bereiten kannst, dass du den Abschied für einen Angehörigen würdig hinbekommst.
Ich liebe inzwischen meine Tätigkeit als Trauerredner, insbesondere, weil ich das Leben eines Menschen noch einmal in Worten dokumentieren und die Angehörigen mit meiner Wertschätzung trösten kann.
Ich lege den Text weg und denke, dass des Alltag doch schön ist, weil wir einen Sinn bekommen durch das, was wir tun, es uns irgendwie reicher macht.
Heute abend kommt Krümel. Ich freue mich darauf, mit ihr zu toben.
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Am 1. Weihnachtsfeiertag war noch einmal Bescherung – als Krümel uns besuchte.
Wir haben von Laura ‚Alexa‘ geschenkt bekommen.
Ich erinnere mich noch, als ich vor vielen, vielen Jahren meiner Oma eine Kaffeemaschine geschenkt habe.
Sie beäugte sie misstrauisch, denn sie war es gewohnt, die Maschine vor der Brust oder ‚der Böst‘, wie sie es nannte, zu haben und mit der Kurbel per Hand zu drehen.
So erging es uns gestern auch.
Einerseits waren wir sehr überrascht von dem großzügigen Geschenk. Andererseits haben wir ängstlich auf das Gerät geschaut und gedacht: „Das können wir ja doch nicht bedienen.“
Aber heute morgen, als Krümel uns anrief, wir sie auf dem Bildschirm sahen, und sie rief: „Oma, Opa, ich möchte zu euch“, da fanden wir das ganz schön, was wir gestern geschenkt bekamen.
Ich habe nach dem Aufstehen schon das Gerät getestet. Klara war in der Küche.
„Alexa, frag‘ mal, ob das Frühstück schon fertig ist!“
„Ich bin mir nicht sicher“, antwortete Alexa.
„Aber ich bin sicher, dass du runterkommen und mithelfen kannst, dann weißt du auch, wann das Frühstück fertig ist“, rief Klara die Treppe hoch, so ganz analog, so schnöde.
Ich habe nicht geantwortet und so getan, als hörte ich schwer.
Das stimmt ja auch, manchmal jedenfalls.
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ANNA IST DEMENT – PETER ERINNERT SICH (8)
Was bisher war:
Die Wohnung von Oma Heide war am Heiligabend brechend voll. Alle waren gekommen so wie es die Tradtion seit Jahren, ja seit Jahrzehnten verlangte.
Oma Heide nahm die Decke vom Tisch, die sie über die Geschenke auf den Tisch gelegt hatte.
Oma Heide schenkte Peter dicke Socken, selbstgestrickt. Peter liebte diese Socken, und er trug sie noch Jahre, nachdem Oma Heide längst gestorben war.
Peter saß auf der gelben Couch, direkt an der Wand. Neben ihm hatte Opa Wolf auf einem Stuhl Platz genommen.
Wolf trug die Marinehose, die ihm Peter vor einigen Jahren geschenkt hatte, und die er von da an zu jedem Anlass anzog, der feierlich genug war.
Opa Wolf schien abwesend. Er schmunzelte vor sich hin und genoss die Atmosphäre, ohne sich zu Wort zu melden. Laura kroch gerade unter den Tisch und Peter ermahnte sie, nicht so doll zu toben.
„Ach nun lass sie doch“, sagte Oma Heide.
„Du weißt doch, wie schnell es damit vorbei ist.“
Peter gab ihr im Stillen recht, aber er wollte nach aussen wenigstens gespielte Härte zeigen, sozusagen als Zeichen dafür, dass Klara und er sich schon um die Erziehung von Laura kümmerten, woran aber ohnehin keiner zweifelte.
Also schmiss Klara ihm einen Blick zu, der da heißen sollte: ‚Spiel dich nicht so auf.“
„Peter, kannst du nicht ein bisschen singen?“, fragte Oma Heide ihn.
Wilhelm Sturm, Peters Schwiegervater, schaute grimmig zu ihm herüber.
Es passte ihm nicht, dass Oma Heide ihn so lobte.
Aber Oma Heide mochte sich nicht davon nicht abhalten lassen, ihm zu sagen, dass er wie Prinz Andrew aussah.
Sie kam darauf, weil sie ihn im Alltag in der Uniform eines Marineoffiziers sah und da käme er ja dem Prinzen vom Aussehen sehr nahe.
Peter belustigte das eher. Er kannte Prinz Andrew damals nicht. Aber die Royals wurden ihm irgendwie sympathischer.
„Oma Heide, ich kann singen, doch ich fürchte, dass wir dann bald hier alleine sitzen“, sagte Peter.
„Ja, das lass mal lieber sein“, dröhnte es von der anderen Seite. Es sollte wohl humorvoll von Wilhelm rüberkommen, aber es klang in seinen Ohren eher höhnisch.
„Na, wenn du aufstehst, dann würde ich ja glatt anfangen zu singen“, erwiderte Peter und bekam sofort einen Stoß in die Seite.
Neben ihm saß Klara und die hatte ihn gebeten, keinen Streit mit seinem Schwiegervater anzufangen.
„Wie kommst du überhaupt darauf, dass ich es bin, der laufend irgendetwas sagt?“, fragte Peter sie, während sie noch zu Hause waren.
Klara kannte ihren Vater, aber sie brachte es nicht fertig, sich auf die Seite von Peter zu stellen, egal was Wilhelm seinem Schwiegersohn an den Kopf warf.
„Hast du mitbekommen, was dein Vater zu mir gesagt hat?“, fragte Peter sie dann hinterher und Klara schwieg beharrlich, verweigerte ihm darauf eine Antwort.
Später, wenn sie alle etwas getrunken hatten, dann wurde die Runde lockerer und Wilhelm und Peter verstanden sich prächtig miteinander.
Die Geschenke waren ausgepackt. Laura war mit ihren fünf Jahren im Schlafzimmer von Oma Heide und Opa Wolf und kroch dort auf dem Fußboden umher.
Der Tisch war inzwischen von den Geschenken befreit und Oma Heide begann damit, Tassen und Kuchenteller aufzudecken.
In die Mitte kam ein großer Teller, auf dem ein gedeckter Apfelkuchen lag, der bereits in kleinere Stücke zerteilt war.
Peter mochte diesen Kuchen, obwohl er für ihn irgendwie doch ein Teufelswerk war, weil er zu gut schmeckte, und er sich beim Essen nicht bremsen konnte.
„Es reicht ja wohl, denn du hast dritte Stück in den Mund genommen, raunte ihm Klara von der Seite zu.
„Ich hab‘ nur ein Stück im Mund. Die anderen beiden habe ich längst runtergeschluckt“, antwortete Peter leise und leicht wütend.
Klara hatte ihn erwischt und das passte ihm gar nicht.
Der Abend mit viel Alkohol zu Ende. Die Frauen nippten an ihren Sektgläsern, während die Männer in vollen Zügen Bier tranken oder wie Peter Wein.
Die Wangen von Oma Heide glühten vor Aufregung und Erschöpfung zugleich.
Peter unterhielt sich lautstark mit Wilhelm, sodass Klara neben ihm nicht verstand, was ihr ihre Tante von der anderen Seite zurief.
„Oma Heide, wir kriegen drei Tausend DM von der Steuer wieder“, sagte Peter.
Klara rammte ihm erneut den Arm in die Seite und Peter war gebremst, bevor er noch mehr ausplauderte.
„‘Nöö‘“, staunte Oma Heide und Peter lehnte sich stolz zurück.
„Musste das sein?“, flüsterte ihm Klara zu.
„Nein, aber es macht Spaß das Gesicht von deinem Vater zu sehen.“
„Du bist nicht besser und ein Angeber noch dazu“, sagte Klara.
Peter verstummte, er wusste, dass Klara recht hatte, wieder einmal.
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WAS BISHER WAR: Peter hatte Anna angerufen: „Hallo Anna, wie geht es dir?“, raspelte Peter mit leicht singender Stimme, so dass Klara die Augen verdrehte. „Ach, mir geht es gut“, sagte Anna, nachdem es eine Weile am Telefon still gewesen war. Anna riss sich zusammen, sie konzentrierte sich mehr auf das, was Peter sagte oder sie fragte. Nachdem er eine Weile mit Anna über Belangloses gesprochen hatte, sagte er, bevor er den Hörer auflegte: „Bei uns hat es geschneit…Auf den Dächern liegt Schnee und die Hecke im Garten sieht auch weiss aus.“ Anna hörte sich das an, aber sie antwortete nicht.
Obwohl Peter wusste, dass Anna nur noch in bestimmten Momenten geistig hellwach war und merkte, wo sie war, machte es ihn traurig.
Es war vom Verstand her zu begreifen, dass es jeden Tag ein Stückchen schlechter wurde mit der Erinnerung, aber im Herzen wollte Peter es nicht wahrhaben.
Er mochte Anna immer sehr, und mag sie auch heute noch.
Klara frass die Dinge in sich hinein, aber Peter musste darüber sprechen.
„Weißt du noch, wie deine Mutter früher vor Weihnachten zugesehen hat, dass alles im Haus war?“, fragte Peter sie beim Frühstück.
Klara nickte.
„Papa hat ja so viel besorgt – Schinken, Lachs, Apfelsinen, Mandarinen, Gurken, geräucherte Gänsebrust, alles, was es nicht so im Laden gab. Und er hat auch noch Aal geräuchert, in seinem Garten, erinnerst du dich?“
Peter nickte jetzt ebenfalls.
Das alles gab es am 1. Weihnachtsfeiertag. Doch einen Tag zuvor, da gingen sie alle zu Oma Heide in die kleine Wohnung, am Hafen von Stralsund.
Peter dachte nun daran, wie es gewesen war, wenn sie Heiligabend nach dem Essen zu Klaras Oma gingen.
Wilhelm, Klaras Vater mochte es nicht, an diesem Tag aus dem Haus zu gehen.
Er war schon als Kind durch die Stadt gezogen, mit Koffern und Säcken, um die Verwandten zu besuchen und Geschenke zu verteilen, aber auch in Empfang zu nehmen.
Deshalb wollte Wilhelm nicht mehr Heiligabend losziehen, denn er hatte aus dieser Zeit eine Abneigung dagegen entwickelt.
Peter aber, der liebte es, abends durch die Stadt zu gehen, denn er kannte diese Tradition von Zuhause her nicht.
Seine Oma war manchmal mutterseelenallein in Schwerin und die Familie aber in Dresden.
Heiligabend, da erinnerte sich Peter besonders gern an Stralsund. An die engen Gassen, das Steintor, auf dem Schnee lag.
Wenn die Dunkelheit anbrach und der Schnee unter den Füssen knirschte, dann fühlte es sich wirklich heimatlich an.
Ein Gefühl, dass Peter nie so hatte, wenn er in Berlin wohnte, oder in Brandenburg.
Sicher, inzwischen war das Dorf auch zu seiner Heimat geworden.
Aber Heiligabend, das war etwas Besonderes, da kamen die Erinnerungen hoch und darüber wollte Peter mit Anna sprechen.
‚Buddel mit dem Baggerhuhn‘ Baggerhuhn Anette Kuhn – Krümel liebt dieses Buch: „Mein kleiner Fahrzeugspass: Buddeln mit dem Baggerhuhn: Lustiges Reimebuch mit Klappen in Autoform – ab 18 Monaten. Pappbilderbuch Wenn sie bei uns zu Besuch ist, dann muss ich es ihr vorlesen. Sie liegt dann in meinen Armen und bevor ich die dicke Pappseite umblättern darf, klaubt sie noch das kleine Fenster in der Mitte der Seite auf. Auf ‚ansehen‘ klicken und zum Buch von Katharina Wieker gelangen.
„Denkst du manchmal daran, wie wir uns immer alle bei Oma Heide und Opa Wolf getroffen haben?“
„Ja, und wie Papa schon Tage vorher schlechte Laune hatte, weil er Weihnachten nicht aus dem Haus gehen wollte.“
Es war, als hätten sich Klara und Peter gleichzeitig daran erinnert.
„Stimmt“, bestätigte Peter.
„Dabei fand ich es immer schön, wenn wir alle in der kleinen Stube sassen.“
Peter versank in Gedanken.
Er sah die Wohnung vor sich, wie sie in den engen Flur kamen und durchgingen, bis sie in der Wohnstube waren, in der meistens schon alle Verwandten aus Klaras sassen.
Peters Familie war ja in Dresden. Aber er vermisste sie nicht. Er war lieber in Stralsund.
Am Fenster stand ein Tisch, auf dem ein grosses Tuch lag, das über den Geschenken ausgebreitet war.
Wenn alle sassen, dann nahm Oma Heide die Decke vom Tisch und die Geschenke kamen zum Vorschein.
Es war der schönste Moment für Oma Heide, wenn sie jedem der Anwesenden ein kleines Paket in die Hand drückte.
„Das ist für dich, Peter“, sagte Oma Heide.
Peter knotete die Schleife auf und zog das Geschenkpapier vom eigentlichen Geschenk ab.
Zum Vorschein kamen Socken, die Oma Heide selbst gestrickt hatte, und die Peter besonders liebte.
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VON DER TECHNISCHEN ASSISTENTIN ZUR LEITERIN EINER SENIORENWOHNGEMEINSCHAFT
„Ich bin nicht alt, nur schon sehr lange jung“
(Alexandra Reinwarth)
Du bist so alt, wie du dich fühlst
„Lebenskunst macht Glück: Wie Sie gelassen und voller Energie wirksam werden“ (Stefan Reutter) Botschaft des Buches: Mit stressigen Situationen gelassener umgehen
FÜR MEHR LEBENSQUALITÄT – TROTZ MUSKELERKRANKUNG PFLEGEDIENST GEGRÜNDET
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Es ist an einem Tag, mitten in der Woche, und es ist arschkalt. Ich steige ins Auto.
Ich will zu einer Trauerfeier, eine Rede halten. Als ich den Schlüssel umdrehe und den Motor anlasse, erscheint im Display sofort das Symbol für Glatteis.
Ich fasse das Lenkrad an und ich denke für einen Augenblick, dass ich mit den Händen daran kleben bleibe.
Innerlich bin ich angespannt. Es wird eine grosse Rede werden. Die Familie ist sehr gross und weitverzweigt.
Ich habe tagelang am Text gefeilt. Schliesslich habe ich noch eine Excel-Tabelle angefertigt, um bei den Namen durchzusehen. Es ist wichtig, dass die Details stimmen.
Das ist meine Art, meine Wertschätzung gegenüber der Familie auszudrücken. Trauer ist für die Angehörigen eine andere Form der Liebe, die fortgeführt wird, nur dass sie nun noch von viel Schmerz begleitet wird.
Über das Leben von Wolfgang Kohlhaase: "Um die Ecke in die Welt: Über Filme und Freunde"
Wenn ich mit den Hinterbliebenen ins Gespräch gekommen bin, dann offenbaren sie mir viele Details, und es ist, als würden sie die Geschichte ihrer Familie erzählen.
Sie merken, dass ich interessiert zuhöre. Ich bekomme das Gefühl, dass sie nun ihren Schmerz ein wenig kanalisieren können, und er dadurch für einen Moment vielleicht in den Hintergrund gerät.
„Die Rede ist das eine, aber Sie sollten viel über Ihren Vater sprechen, sich an die kleinen, die lustigen Episoden erinnern“, habe ich der Familie gesagt.
Mir wird in solchen Augenblicken selbst klar, dass es nie die grossen Dinge sind, die letztlich eine Familie ausmachen, sondern die kleinen Erinnerungen.
Die Erinnerungen an einen geliebten Menschen mitteilen zu können, zu merken, dass ein anderer sich dafür auch interessiert, das mag wenig sein – für den schwierigen Moment der Trauer ist es aber viel, und zwar für alle am Gespräch Beteiligten.
Ich muss los und steuere in Richtung der Trauerfeier. Ich bin angespannt und beseelt von dem Gedanken, es gut hinzubekommen, den Angehörigen einen würdigen Abschied für den Verstorbenen zu bereiten.
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ANNA IST DEMENT – PETER ERINNERT SICH (6)
WAS BISHER WAR: Peter war Sonntagmorgen aufgewacht, wollte aufstehen und war dann doch liegengeblieben. Aber er war nicht mehr so richtig müde und so träumte er von einer Wagenburg, in der glaubte, leben zu wollen. Nach dem Frühstück setzte er sich in den Sessel an der Ecke des Wohnzimmerfensters und wollte mit Anna telefonieren. Aber Klara war schneller gewesen und sprach bereits mit Anna. Schließlich reichte sie ihm den Hörer.
„Hallo Anna, wie geht es dir?“, raspelte Peter mit leicht singender Stimme, so dass Klara die Augen verdrehte.
Gerade hatte er noch gedacht, dass man so eine offene Frage Anna nicht stellen sollte, aber nun hatte er das im Eifer des Telefonats vergessen.
„Ach, mir geht es gut“, sagte Anna, nachdem es eine Weile am Telefon still gewesen war.
Anna riss sich bei Peter mehr zusammen, sie konzentrierte sich mehr auf das, was Peter sagte oder sie fragte.
„Bei dir versucht Anna das alles zu vertuschen, was sie an Gebrechlichkeiten mit sich herumschleppt“, sagte Anna dann und
Peter kam es vor, als würde sie darüber leicht verschnupft sein.
„Das ist mein natürlicher Charme, der Anna motiviert“, sagte Peter dann.
„Na dann kannst du ja mit deinem natürlichen Charme in die Apotheke gehen und Wegwerfwindeln kaufen?“, sagte Klara.
„Wieso, ist da Krümel nicht aus dem Alter raus?“, fragte Peter verduzt.
„Ich meine die Einlagen gegen Inkontinenz für deine Schwiegermutter“, sagte Klara in solchen Momenten spitz.
„Achso“, entgegnete Peter.
„Ne, das mach‘ du mal, da kenn‘ ich mich nicht aus“, wehrte Peter dann ab.
„Ja klar, wie sollst du dich auch auskennen, wenn du alles mir überläßt.“
Klara war dann schon mal genervt über Peters Art, die Dinge gar nicht an sich heranzulassen.
„Was du machst du eigentlich?“, fragte Anna ihn nun und riß Peter aus seinen Gedanken.
‚Donnerwetter, sie interessiert sich für meine Arbeit‘, dachte er.
Sollte er ihr davon erzählen, dass er nun Reden hielt, auf Trauerfeiern?
Peter hatte Angst, dass sie das verstörte, wenn er das sagte.
„Ich schreibe noch viel und führe Interviews“, sagte er stattdessen.
Anna antwortete nicht.
„Hat es bei euch geschneit?“, fragte er nun, um zu einem anderen Gesprächsthema mit ihr zu kommen.
„Woher soll ich das wissen?“
„Ja siehst du denn nicht nach draussen?“
Peter verstand nicht, dass sie so gar nicht wusste, wie es draussen aussah.
„Bei uns hat es geschneit“, sagte Peter weiter. Auf den Dächern liegt Schnee und die Hecke im Garten sieht auch weiss aus.“
Anna hörte sich das an, aber sie antwortete nicht.
„Naja, jetzt gibt es bald Mittag“, versuchte Peter das Gespräch wieder in Gang zu bekommen.
„Wir haben schon gegessen.“
„Jetzt schon?“, wunderte er sich.
„Warum nicht?“, sagte Anna und man merkte eine leichte Gereiztheit in ihrer Stimme.
„Anna, es ist jetzt 10.58 Uhr und noch keine Mittagszeit“, ertönte eine energische Stimme. Es war die diensthabende Pflegemitarbeiterin.
„Wo sitzt du eigentlich?“, fragte Peter sie.
Normalerweise sassen viele Bewohner in der Küche. Sie blieben nach dem Frühstück einfach sitzen.
„Wir sind hier im Schlafzimmer“, sagte Anna, während Peter im Hintergrund ein Messer krachend auf ein Holzbrett rhythmisch niedersausen, so als würde jemand Petersilie hacken.
Anna wohnte so herrlich. Sie hatte einen fantastischen Blick auf den Stralsunder Bodden.
Und alle Pflegebedürftigen wohnten in gemütlich eingerichteten Zimmern.
Aber was nützte das, wenn man es nicht wirklich mehr wahrnehmen konnte?
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Wenn Krümel bei uns übernachtet und wir morgens gemeinsam frühstücken, dann geht es hoch her. Oder anders gesagt, es ist nicht so still, wie sonst.
Krümel eilt morgens schon die Treppen zur Küche runter und ruft: „Oma, ich bin schon unten. Kommst du auch?“
Klara muss ihr dann ziemlich schnell erst einmal ein kleines Brötchen geben.
Sowie der Kaffee fertig ist, da stürmt sie wieder die Treppe zu mir hoch, ins Arbeitszimmer und ruft: „Opa, du musst kommen, das Frühstück ist fertig.“
„Ich komme gleich“, sage ich dann.
„Nein, sofort Opa!“, erwidert Krümel und wartet solange, bis ich vom Schreibtisch aufstehe und mit ihr runtergehe.
Unten angekommen nehmen wir Platz und Krümel wartet, bis ich den Kaffee eingegossen habe. Sie macht dann die Milch rein und fängt wild an, den Löffel in der Tasse herumzurühren. Meist geht etwas daneben, auf den Kaffeeteller.
Mich nervt das eigentlich.
„Komisch, dass du bei Krümel nichts sagst“, meint Klara in solchen Momenten zu mir.
„Oma, wir haben beide einen roten Eierlöffel“, sagte Krümel kürzlich begeistert.
„Und Oma, wir sind deshalb Freundinnen, jaha.“
„Aber Opa, es tut mir leid, du hast nur einen gelben Löffel.“
Ja, dann bin ich natürlich raus.
Aber ganz zum Schluss, da komme ich wieder ins Spiel.
Dann nämlich, wenn sie bei mir raufkrabbelt und sagt: „Opa, erzähl‘ mir von der Scheune.“
Ich sitze am Sonntagmorgen am Schreibtisch, neben mir steht ein kleiner Tannenbaum, der leuchtet und etwas vorweihnachtliche Stimmung verbreitet.
Es ist noch nicht so richtig hell geworden, obwohl es bereits nach zehn Uhr morgens ist. Auf den Dächern der gegenüberliegenden Häuser liegt Schnee und ich bin froh, dass ich hier drinnen sein kann.
Wie wird es mir wohl einen Tag weiter ergehen, am Montag?
Werde ich da auch so gut gelaunt sein, obwohl es draußen ziemlich düster aussieht?
Ich lege mir schon heute etwas zurecht, warum ich am Wochenanfang motiviert sein werde.
Mir hilft das Schreiben dabei, auch wenn es anstrengend ist, laufend etwas in die Tasten zu hauen. Aber wenn du ‚schwarz auf weiß‘ machen kannst, wie es mal Maupassant gesagt hat, dann sieht die Welt schon weniger fürchterlich aus, selbst am Montag.
Ich muss beim Schreiben genauer darüber nachdenken, was mir an dem Tag alles gefallen wird.
Klar, mir fällt sofort ein, was alles nicht gut ist, und was mir auf die Nerven gehen wird.
Denke ich morgen nach dem Aufstehen darüber nach, so fällt mir gleich ein: „Das wird ein Scheißtag, ich habe keine Lust!“
Oder: Klara will am Montag mit mir in zwei Möbelhäuser fahren, obwohl ich am Dienstag ein Vorgespräch habe, auf das ich mich vorbereiten muss.
Also sitze ich heute und habe bereits schlechte Laune, weil ich noch fertig werden muss, mit meinen Vorbereitungen für das Gespräch, denn Morgen geht es ja nicht – da ist Möbel anschauen gefragt.
Doch am Montag kann ich mich wieder freuen, weil ich ja bereits gestern, so werde ich einen Tag weiterdenken, bereits das Vorgespräch strukturiert habe.
Das ist Dialektik. Gut, dass ich darin so gründlich ausgebildet bin.
Dem Alltag mehr positive Energie abringen - darüber schreibt der Autor Max Krone in seinem Buch 'Positive Psychologie für ein glückliches Leben'
Aber die blöde Dialektik, denn gleich fällt mir wieder ein, warum ich viel zu viel Bücher in meinem Leben gelesen habe und weniger irgendetwas gemacht habe, womit man auch Geld verdienen kann.
Nach der Wende, da dachte ich, ich gebe den ganzen kapitalistischen Kram mit dem Verkauf von Immobilien auf und widme mich nur noch dem Schreiben.
Ja, und was ist dabei herausgekommen? Ich bin fast Pleite gegangen und muss heute noch als Rentner arbeiten.
Aber der Dialektik sei Dank, ich tue das, was ich jetzt mache, nämlich Reden auf Trauerfeiern halten, unheimlich gern.
Es bringt meine ganzen Fähigkeiten in einem Punkt zusammen – ich verdiene Geld, ein bisschen wenigstens, ich berühre Menschen, spende ihnen Trost, ich kann meine rhetorischen Talente ausreizen und Anerkennung bekomme ich auch noch.
Also ist es wirklich gut, die Dinge von zwei Seiten zu betrachten.
Bei einer dieser Seiten ist zwar stets etwas dabei, was ich nicht so gut finde, dafür aber ist die andere wiederum hervorragend. Auf jeden Fall tue ich dann alles, dass wenigstens die eine Seite heller erstrahlt, als die andere.
Gut, dass ich in Dialektik geschult bin.
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ICH SUCHE BÜCHER, DIE ICH MIT IN DEN URLAUB NEHMEN KANN:
‚DEUTSCH FÜR PROFIS‘- IST EIN KLASSE BUCH, WENN ES UM DAS SCHREIBEN GEHT – DAS BLEIBT AUF DEM SCHREIBTISCH LIEGEN.
Wolf Schneider: „Deutsch für Profis“ Für mich ist der Autor ein Vorbild in Sachen ‚Deutsch‘. Schade, dass es ihn nicht mehr gibt. Sein Buch aber, das werde ich weiter in meiner Arbeit nutzen. BETTINA TIETJENS BUCH - BLEIBT AUCH DA - IST ABER INTERESSANT, WENN MAN SICH IN DEN ALLTAG VON DEMENZKRANKEN HINEINDENKEN WILL, UM DARAN NICHT ZU ZERBRECHEN
BETTINA TIETJEN: ‚Unter Tränen gelacht: Mein Vater, die Demenz und ich‘ SCHREIBEN, DAS HELFEN SOLL, GESUND ZU BLEIBEN - NEHME ICH MIT IN DEN URLAUB
Prof. Dr. med. Silke Heimes hat ein Programm entwickelt, indem es um das Schreiben geht, darum, dass man sich gesund schreibt: „ich schreibe mich gesund – Mit dem 12-Wochen-Programm zu Gesundheit und Ausgeglichenheit“
DIESES BUCH KOMMT AUF JEDEN FALL NIMMT, DENN KRÜMEL FÄHRT JA MIT IN DEN URLAUB.
Buchempfehlung: Baggerhuhn Anette Kuhn – Krümel liebt dieses Buch. Wenn sie bei uns zu Besuch ist, dann muss ich es ihr vorlesen. Sie liegt dann in meinen Armen und bevor ich die dicke Pappseite umblättern darf, kriegt sie noch das kleine Fenster in der Mitte der Seite auf. Auf ‚Ansehen‘ klicken zum Buch von Katharina Wieker gelangen: „Mein kleiner Fahrzeugspass: Buddeln mit dem Baggerhuhn: Lustiges Reimebuch mit Klappen in Autoform – ab 18 Monaten. Pappbilderbuch
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Ich denke an die vergangene Woche zurück, suche nach starken, aufmunternden Momenten.
Ich habe eine große Rede vor über 100 Leuten auf einer Trauerfeier gehalten. Viele haben sich danach bei mir bedankt.
Am Samstag kam ein Brief von einem Mann, für dessen Frau ich zwei Wochen zuvor eine Rede gehalten habe. Er schreibt mir, wie dankbar er war, dass ich das Leben seiner Frau so gewürdigt habe.
„Ich wünsche Ihnen weiterhin die Gabe, menschliche Lebensleistungen so zu würdigen“, stand in dem Brief.
Das ist mir fast mehr Wert, als der monetäre Lohn, den ich dafür erhalten habe.
Ich denke daran zurück, wie wir am Samstag mit Krümel auf dem Weihnachtsmarkt in Basdorf waren.
Sie ist mit den Karussels gefahren, hat einen Luftballon bekommen, der wie ein Pferdchen aussieht. Krümel ist glücklich, ich bin es auch.
Am Donnerstag muss eine weitere Rede fertigsein. Ich will sie noch mit der Familie abstimmen, damit die Details stimmen.
Jeden Tag Nordic Walking – das pusht mich sehr.
Los geht’s, in die neue Woche.
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ALLTÄGLICHES-26.11.2022
RÜCKBLICKE – ANNA VERGISST DIE NAMEN IHRER ENGSTEN FREUNDINNEN
'Unnützes Wissen Kalender 2023. Der beliebte, aber überflüssige Abreißkalender: Skurrile Fakten, die kein Mensch braucht.'
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EINEN SATZ NACH DEM ANDEREN SAGEN
Sonntagabend.
Klara hatte noch einmal bei Anna angerufen. Sie wollte nicht, dass ihre Mutter nun vielleicht durcheinander war, weil Laura ihr am Telefon nicht richtig erklärt hatte, dass sie unverhofft aus Berlin zu Besuch gekommen war.
Es war für keinen leicht, mit der Demenz von Anna umzugehen. Nicht für Klara, für Peter nicht und auch nicht für Laura.
BETTINA TIETJEN: ‚Unter Tränen gelacht: Mein Vater, die Demenz und ich‘
„Du musst mit Oma gehirngerecht kommunizieren.“
„Papa, was ist das für ein Quatsch?“, protestierte Laura.
„Ja, wahrscheinlich hast du Recht. Was ich damit sagen will: Oma kann nicht mehrere Informationen gleichzeitig verarbeiten. Das verwirrt sie.“
„Was meinst du?“, fragte Laura.
„Nun, du gehst an unser Telefon. Für Oma müsste jetzt Mama am Hörer sein. Stattdessen hört sie deine Stimme. Für sie wohnst du in Berlin und bist jetzt auch in Berlin.
Wir wiederum sind für sie da, wohin sie jetzt auch anruft, im Dorf in der Nähe von Berlin. Also solltest du erst einmal sagen, dass du bei uns spontan zu Besuch bist, in Brandenburg.“
„Spontan zu Besuch?“, fragte Laura dazwischen.
„Das versteht sie doch erst recht nicht.“
„Aber stell dir vor, du würdest die Informationen per Rohrpost versenden – ein Satz folgt auf den anderen, und sie gehen alle in die gleiche Richtung.
Da kannst du ja auch nicht mit dem letzten Satz anfangen, sondern du schiebst den ersten Satz zuerst durch.“
„Na gut Papa, das ist mir zu blöd.“ Peter schwieg. Laura lag vermutlich richtig.
Er war eben auch nicht trainiert auf die Kommunikation mit demenzkranken Menschen.
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Wolf Schneider starb vor wenigen Tagen.
Ich kannte ihn nicht persönlich, dafür umso mehr sein 1982 erschienenes Buch „Deutsch für Profis.“
Ich habe selten so etwas Profundes darüber gelesen, wie man als Journalist, Autor, Texter Sätze formulieren sollte, nämlich: kurz und prägnant.
Wer irgendwie mit Sprache zu tun hat, in Wort oder Schrift, der sollte dieses Buch kennen.
Es ist unterhaltsam geschrieben. Aber auch anstrengend, weil du dich wirklich beim Lesen anstrengen musst.
Wolf Schneider: „Deutsch für Profis“ Für mich ist der Autor ein Vorbild in Sachen ‚Deutsch‘. Schade, dass es ihn nicht mehr gibt. Sein Buch aber, das werde ich weiter in meiner Arbeit nutzen.
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„Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz: Expertenstandard in der Praxis anwenden.“
(Autor: Hans-Jürgen Wilhelm)
WARUM ÜBER BETREUUNG VON MENSCHEN SCHREIBEN, DIE IN IHRER ALLTAGSKOMPETENZ EINGESCHRÄNKT SIND?
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Susanne Rosenberger ist die Inhaberin des Pflegedienstes S. Rosenberger und der Tagespflege am Nordbad in Castrop-Rauxel
'5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen - Einsichten, die Ihr Leben verändern werden.'(Bronnie Ware) Ein Buch, das nicht nur zum Thema passt, sondern dir schlaglichtartig klarmacht, was im Leben wirklich wichtig ist:
ZUM INTERVIEW:
Also ich bereue das auf keinen Fall. Natürlich gibt es immer Momente, die nicht so schön sind. Aber die gibt es überall.
Ich kann mit Bestimmtheit sagen: Die Pflege, das ist mein Leben.
Das Zusammenspiel mit allen im Team macht das Besondere aus. Es ist nicht ein einzelner Baustein.
Es ist das Puzzle, was jeden Tag aufs Neue zusammengesetzt werden muss – im Team, im Gespräch mit den Angehörigen und den Pflegebedürftigen.
Das Besondere an diesem Beruf ist: Wir gehen mit Menschen um, die unserer Hilfe bedürfen.
Und wenn ein dankbarer Blick kommt oder ein Lächeln des Pflegebedürftigen, ja dann ist das schon wahres Glück.
Wir schieben nicht nur die Papiere von links nach rechts. Das muss ich natürlich auch. Aber alles, was wir tun, das ist für die Menschen, die wir pflegen und betreuen. Ich bereue nichts und möchte auch nichts anderes machen.
In Castrop Rauxel.
Ich habe Abitur gemacht. Danach habe ich eine Ausbildung zur Krankenschwester durchlaufen.
Ich war dann anschließend im Augusta Krankenhaus in Bochum tätig – auf einer Intensivstation in der Chirurgie.
6 Jahre.
Durch meine Oma. Sie war Altenpflegerin in einem Altenheim und führte dort nebenbei eine Schneiderstube.
Später wurde meine Oma schwerkrank. Mein Vater und ich haben sie bis zum Schluss begleitet.
Danach kam meinem Vater und mir der Gedanke, einen Pflegedienst zu gründen. Mein Vater hat dafür noch einmal umgeschult und eine Ausbildung zum Altenpfleger absolviert.
2000 war es dann so weit und wir haben den heutigen Pflegedienst eröffnet.
Beflügelndes und Bedrückendes – beide Momente liegen oft dicht beieinander. Mir liegt die Palliativpflege sehr am Herzen. Das gibt es natürlich sehr traurige Momente.
Während der Palliativpflege werden wir ein Teil der Familie.
Und wenn Sie dann eine Mutter im Sterben begleiten, die erst 42 Jahre alt ist und Kinder hinterlässt, dann ist das sehr bitter – auch für uns als professionelle Begleiter. Aber es gibt auch viel Positives.
Nun, man sieht die eigenen Sorgen und Nöte in einem anderen Licht.
Sie erscheinen einem so unwichtig und klein angesichts dessen, was andere Menschen durchmachen.
Und: Es ist ein ungeheurer Reichtum, Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten.
Manch einer spricht darüber, was er anders gemacht hätte.
Die überwiegende Mehrheit ist klar und ehrlich in der Betrachtung ihres zurückgelegten Lebensweges.
Der Tod lässt das Leben als das erscheinen, was es ist, nämlich ein Geschenk. Und das ist unwiederbringlich.
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Es ist nicht leicht, vor Trauergästen zu reden, die gerade einen für sie wichtigen Menschen verloren haben.
Du musst ‚cool‘ bleiben, weil du dich sonst von den Emotionen mitreißen lässt und du schließlich kein Wort mehr herausbekommst.
Du hilfst damit aber nicht dir und schon gar nicht den Zuhörern, die von dir erwarten, dass du etwas Wertschätzendes sagst, was zu den Herzen derjenigen Menschen geht, die vor dir sitzen.
Das funktioniert nur, wenn du alles in die Vorbereitung für die Rede legst, du die Sätze vordenkst und sie so aufschreibst, dass ihre Wirkung mitbedacht wird. Kurzum, du musst dein Handwerk verstehen – das des Redens und das des Schreibens, damit eine wirkungsvolle Rede entstehen kann.
Eine Rede, die in den Köpfen bleibt, weil sie die Herzen der Menschen erreicht hat. Ich habe schon so manchen Redner erlebt, der meinte, wenn er etwas Blumiges, etwas Salbungsvolles aus fertiggeschriebenen Texten herausnimmt, dann träfe es die Menschen ganz besonders ins Herz.
Meine Erfahrung besagt da etwas anderes – wenn du nämlich Phrasen aneinanderreihst, Sätze, die faktisch hohl, nichtssagend sind, und mögen sie auch noch so wohlfeil formuliert sein, dann erreichst du das ganze Gegenteil.
Die Leute werden es dir nicht ins Gesicht sagen, aber es spricht sich schon rum, wenn du nur an der Oberfläche im Leben eines Menschen gekratzt hast.
BRONNIE WARE „LEBEN OHNE REUE – 52 Impulse, die uns daran erinnern, was wirklich wichtig ist.“
Es ist also wichtig, ins Detail einzusteigen, was den Lauf des Lebens eines Verstorbenen anbetrifft. Du musst dich für alles interessieren, was ihn ausgemacht hat, was er mochte und wo seine Schwächen waren. Sind es liebenswerte Schwächen, dann sprich‘ sie an, weil vor allem so jemand wieder lebendig vor den Augen der anderen wird, für einen winzigen Moment jedenfalls.
Und was kann es Schöneres geben, wenn irgendwann die Familie am Frühstückstisch sitzt und jemand fragt: „Weißt du noch, wie gern Opa samstags stets was zu tun hatte, weil er ungern den Staubsauger in die Hand nahm?“
‚Schwarz in Schwarz’ denken, für alle Ewigkeit, das hilft niemandem. Dafür lohnt es sich, unermüdlich an den eigenen Fähigkeiten zu feilen – an denen des Schreibens und des Redens.
Den Menschen so in er Erinnerung zu behalten, wie er war, im wahren Sinne des Wortes mit einem lachenden und weinenden Auge an ihn zu denken, das hilft allen, und: Es bewahrt den Verstorbenen im Herzen und in der Erinnerung der Hinterbliebenen.
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Der letzte Innenminister der DDR, Peter-Michael Diestel hat diese Rede, veröffentlicht in der Berliner Zeitung, auf der Trauerfeier für den verstorbenen Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase gehalten.
Hier der Link der Berliner Zeitung: https://epaper.berliner-zeitung.de/article/c3dcf27c55d394afbc7f823a806ff0065350d8ffd1d7740e393b25eacd2746b4
Mehr über das Leben von Wolfgang Kohlhaase: "Um die Ecke in die Welt: Über Filme und Freunde"
Warum mir Menschen in der Zusammenarbeit wichtig sind, die ‚ticken‘ wie ich. Jörg Düring - authentisch, empathisch https://uwemuellererzaehlt.de/2021/06/03/firmenportraet-duering-2021-06-03/
WAS BISHER WAR: Ich begegnete Walter, einem früheren Arbeitskollegen. Mir fiel es schwer, ihm zu offenbaren, dass ich inzwischen als Trauerredner tätig war. Ich musste an meinen Vater zurückdenken, der sich als emeritierter Professor nicht scheute, ebenfalls als Trauerredner zu arbeiten, allerdings lange bevor ich damit anfing. „Für meine Titel kann ich mir nichts kaufen“, sagte er mal. Er stapelte ein wenig tief, denn er bekam ja eine ordentliche Rente, aber er wollte sich eben noch geistig betätigen, unter Leuten sein. Und dann kam die Bitte, für Klaras Tante die Rede zu halten.
Die Kapelle füllte sich allmählich mit den Trauergästen und ich war aufgeregt.
Am Abend zuvor hatte mir Klaras Cousine noch dabei geholfen, sozusagen eine Generalprobe abzuhalten.
Ich hatte mich beim Schreiben des Textes an das gehalten, was ich als eine Binsenwahrheit beim Verfassen von Erzählungen kannte:
Schreib‘ über das, was du von der Person her kennst, über ihr eigenes Leben, über ihre Freunde, ihr Zuhause, ihre Nachbarn – das war der Rohstoff, den ich beliebig formen und bearbeiten konnte.
Es ging mir also weniger darum, irgendwelche philosophischen oder dichterischen Allgemeinplätze zu formulieren, sondern konkret und im Detail über das Leben der Verstorbenen zu berichten.
Mir war es wichtig, dass Klaras Tante für einen Moment in den Augen der Trauergäste wieder zum Leben zu erwecken, sie so zu würdigen, dass sie sich eingrub in die Herzen und ins Gedächtnis der Hinterbliebenen; all derjenigen, die zu der Trauerfeier gekommen waren.
Nach der Rede kam meine Schwiegermutter auf mich zu und fragte mich, ob ich auch für sie die Trauerrede halten könne, wenn es mal soweit wäre.
„Das kann ich tun“, hatte ich zu ihr gesagt.
„Aber mir wäre wichtiger, du würdest noch sehr lange leben und wir könnten uns gemeinsam über die Erlebnisse im Alltag freuen.“
Die wichtigste Erkenntnis, die ich an dem Tag gewann, die hatte damit etwas zu tun, dass ich mein eigenes Leben häufiger vom Ende her denken wollte.
Über genau diese Erkenntnisse für mein Leben, für das Leben generell, die ich durch meine Arbeit als Trauerredner gewonnen hatte, und die ich noch heute gewinne – darüber will ich künftig öfter schreiben.
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Ich bin gegen 04.00 Uhr aufgestanden. Krümel ist zu Besuch da und sie kam kurz nach Mitternacht in unser Bett gekrochen.
Es ist schön, den Atem der Kleinen zu hören. Aber irgendwann hatte Krümel uns an den Rand gedrückt – Klara lag an der Seite ihres Bettes, und ich spürte ebenfalls ein kleines Bein in meinem Rücken.
Krümel lag quer im Bett und verhinderte, dass wir uns wieder in die Mitte bewegen konnten. Nachdem ich mich hin- und her gewälzt hatte, entschloss ich mich aufzustehen.
Ich machte mir einen Tee und setzte mich an den Schreibtisch. Vorher warf ich noch einen Blick in Krümels Zimmer. Da lag Klara. Ich sah sie nicht gleich. Vorsichtig machte ich die Tür zu, damit ich sie nicht weckte.
Aber Klara sagte ohnehin, dass ich nicht leise sein konnte.
Also war die Situation jetzt so: Klara lag im Kinderzimmer in Krümels Bett.
Ich war aufgestanden und Krümel hatte nun die beiden Betten im Schlafzimmer für sich allein.
Ich würde wohl gegen sieben Uhr noch einmal bei ihr reinschauen, und wenn sie wach wäre, könnte ich ja das Buch von ‚Baggerhuhn Annette Kuhn‘ vorlesen.
Doch nun machte ich mich daran, die Rede für heute am Mittag zu überarbeiten.
Es war erstaunlich, wie viele kleinere Fehler, Wortwiederholungen noch im Text standen, die ich unbedingt ausmerzen wollte.
Die Kundin hatte mich gestern noch angerufen und mich gebeten, weitere Namen in die Rede mit aufzunehmen. Natürlich sage ich so etwas sofort am Telefon zu.
Was ich nicht sagte ist, dass nach den Einfügungen die darauf folgenden Sätze ins Rollen kommen und ich meist eine Reihe weiterer Veränderungen vornehmen muss, damit es inhaltlich und stilistisch wieder stimmt.
Doch das gehörte nun mal zum Tagesgeschäft und ich wollte deshalb nicht am Telefon rumjammern, wie schwer das alles sei.
Klara ist stets die erste Zuhörerin für meine Rede.
Sie hatte sich inzwischen darauf eingestellt, Unebenheiten herauszuhören und stoppte mich sofort im Redefluss, wenn sich für sie etwas nicht glatt anhörte.
Sie war zu so etwas wie meiner Qualitätsmanagerin geworden, denn sie war unglaublich ehrlich zu mir.
Es war kurz vor sieben Uhr.
Ich entschloss mich, noch einmal ins Bett zu gehen, denn ich wollte bei Krümel sein, falls sie nun aufwachte.
Krümels Lieblingsbuch, morgens bei uns im Bett und abends vor dem Einschlafen in ihrem Zimmer – ‚Baggerhuhn Annette Kuhn‘:
Krümel lag noch immer in der gleichen Position – der Länge nach oben quer über die zwei Betten. Ich drückte mich also auf die Seite und versuchte noch einmal die Augen zuzumachen.
Aber plötzlich regte sich etwas neben mir.
„Opa, Oma?“, fragte Krümel mit ihrer leisen und feinen Stimme.
„Oma ist bei dir im Bett und ich bin hier“.
„Dann bleib‘ ich bei dir“, sagte Krümel, legte den Kopf wieder runter und so hatten wir noch eine Weile die Augen zu.
Klara kam aus dem Kinderzimmer auch wieder in ihr Bett zurück und so versuchten wir noch für einen Moment die Augen zu schließen, während Krümel bereits aufrecht im Bett stehend Pokémon spielte.
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Ich habe inzwischen unzählige Gespräche als Trauerredner mit Hinterbliebenen geführt, die mir persönlich immer wieder die Augen öffneten für das, was wichtig im Leben ist, damit du es am Ende nicht bereust.
Wenn ich danach frage, was den verstorbenen Menschen ausgemacht hat, was ihm vielleicht am Schluss seines Lebens noch einmal deutlich vor Augen geführt wurde, so erstaunt es mich selbst stets aufs Neue, dass es nie die großen Dinge waren, die das Glück eines Menschen ausmachen oder eben ausgemacht haben.
Für den einen ist es der Schäferhund, der sein großer Freund war, mit dem er auf dem Hundesportplatz umhergetollt ist und sich mit anderen Vereinsmitgliedern ausgetauscht hat.
Ein anderer hat abends auf einer Bank gesessen, die außerhalb seines Grundstückes stand und zu der die Nachbarn kamen, um sich beim Bier über den Tag auszutauschen.
Vor allem von den Hinterbliebenen habe ich gehört, dass sie gerade in der emotionalen Ausnahmesituation realisierten, dass es nicht die materiellen Dinge sind, auf die es im Leben ankommt.
Sie alle wollen das Glück festhalten, dass sie mit dem Verstorbenen geteilt haben.
Für mich wird klar, dass man das Glücklichsein nicht abrufen kann, es nicht vom Himmel fällt, nein, man muss es selbst wollen, und du musst etwas dafür tun.
Die aktuelle Zeit ist schwer zu denken, ohne sich den Krieg vor Augen zu führen, ohne daran zu denken, was der Winter an finanziellen, körperlichen und seelischen Belastungen bereithalten wird.
Und trotzdem: Du musst es schaffen, diese Sorgen auch mal auszublenden, für einen Moment jedenfalls.
Ich überliste mich manchmal selbst und lächele auf der Straße einen Menschen an, der mir begegnet. Nicht aufdringlich, nein, einfach nur freundlich. Und in dem Moment, wo er selbst zurücklächelt, da hellt sich mein Gesicht weiter auf und es steigt ein Glücksgefühl in mir hoch.
Ist das lächerlich wenig? Für den, der nicht die eigene Kraft zum Glücklichsein aufbringt, vielleicht. Für alle anderen aber ein Weg, den Tag für sich selbst schöner zu machen.
Ein kleiner Baustein also, am Ende des Lebens ein wenig zufriedener zurückzublicken.
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So, wie Kinder sich zu einer Geburtstagstorte freuen können, so kannst du es nie mehr in deinem Leben. ‚Ich bin Krümel und wohne…‘, stellt sich Krümel in der Tankstelle dem Verkäufer vor, während die anderen mit mürrischem Gesicht darauf warten, dass sie bezahlen und wieder losfahren können. ‚Gibt es Haie im See?‘, fragt Krümel den Angler ganz selbstverständlich und schuld daran bin ich, der ihr das in einer Fantasiegeschichte erzählt hat. ‚Tschüss Petri Heil‘ sagt Krümel zu dem Angler, dem ich auf diese Weise einen guten Fang wünschen wollte.
Endlich. Der Tag war heran, wo wir Krümel wieder einmal in die Arme schließen konnten, um mit ihr im kleinen Rahmen ihren fünften Geburtstag nachzufeiern.
Es schien, als sei es erst gestern gewesen: Wir saßen beim Frühstück in der Küche und bekamen den Anruf, dass Laura ein Mädchen geboren hatte.
Mir liefen die Tränen das Gesicht herunter, obwohl ich es nicht wollte.
„Ich bin erkältet“, sagte ich zu Klara.
Jetzt waren bereits fünf Jahre vergangen und es ist, als ob die Kleine schon immer auf der Welt war.
Freitag. Ich stapfte die Treppen in der Kita hoch, um Krümel abzuholen. Sie ist gerade im Waschraum und stürmte auf mich, sprang mir in die Arme und ich war glücklich.
„Das ist mein Opa“, sagte sie stolz zu den anderen Kindern, die mich neugierig anschauten.
Wir fuhren nach Hause und Krümel fragte, wann wir endlich da wären und sie die Geschenke auspacken konnte.
„Jetzt noch einmal links um die Ecke und dann um den Kreisel, danach haben wir es geschafft“, sagte ich zu ihr, ohne den Blick von der Straße zu lassen.
„Es gibt gar keinen Kreisel, Opa“, antwortete sie.
Mit Kreisel war der Kreisverkehr gemeint, ein kleiner Kreis, in dessen Mitte ein Baum stand und drumherum Wiese war, auf der im Sommer sich die Bienen aufhalten sollten.
Ich fuhr einfach ganz um den Kreisverkehr herum.
„So, jetzt bist du im Kreis gefahren“, sagte ich zu Krümel.
„Krümel ist schlecht“, sagte nun vorwurfsvoll Laura, die hinten mit im Auto saß.
Sie hatte Angst um Krümel, weil ihr so leicht übel bei zu schnellem Fahren um die Kurven wurde.
Wir kamen zu Hause an, Krümel stürmte Oma entgegen und die Welt war wieder in Ordnung.
Sie konnte nicht schnell genug die Sachen ausziehen, schmiss die Stiefel in die Ecke und durfte nun endlich in die Wohnstube, wo der Kuchen stand, mit den brennenden Kerzen drauf und wieder mal viel zu vielen Geschenken.
Ich hatte das Handy herausgeholt, um das Ganze per Video aufzunehmen. Ich filmte und als mir der Arm wehtat, nahm ich das iPhone herunter, um festzustellen, dass ich vor Aufregung gar nicht auf die Taste gedrückt hatte.
Krümel pustete die Kerzen aus und war glücklich.
„Oma, wann essen wir die Torte?“, fragte sie Klara.
„Nachmittags zum Kaffee, nach dem Spaziergang“, antwortete Klara.
Wir fuhren nach dem Essen los und ich hielt kurz an der Tankstelle,
„Opa darf ich mitkommen?“, fragte mich Krümel.
„Aber nur, wenn du meine Hand anfasst und an meiner Seite bleibst“, sagte ich zu ihr.
Krümel nickte kurz und hatte schon die hintere Tür vom Auto auf.
Beim Bezahlen stand sie neben mir und sagte zu dem Verkäufer: „Ich bin Krümel und wohne in der ‚Rüü..ickkenstrasse‘, sagte sie ungefragt zu ihm.
„Ich habe die Hälfte davon verstanden und dafür kannst du dir hinten einen Lutscher herausnehmen“, sagte er lachend.
‚Kinder erobern die Herzen der Menschen, selbst in dieser schweren Zeit‘, dachte ich bei mir.
Wir machten einen schönen Spaziergang am Rahmer See entlang. Die Sonne schien, das Laub raschelte unter den Füssen und wir fühlten uns in eine andere Welt versetzt, eine, in der es nicht die ganzen Alltagsprobleme gab.
Auf dem Rückweg hielt es Krümel nicht mehr aus, sie wollte endlich die Torte anschneiden.
Klara saß mit ihr hinten im Auto.
„Oma, hörst du nicht wie der Kuchen ruft? ‚Wo ist meine kleine süße Maus, die mich aufisst?‘, spielte sie mit verstellter Stimme das nach, was angeblich die Torte ausrief.
Wenige Augenblicke später durfte sie die Wunderkerze ansehen, die auf der Torte brannte und dann endlich ein Stück vom Kuchen abschneiden.
Du kannst dich als Erwachsener nie wieder so freuen, wenn du Geburtstag hast.
Im Gegenteil, du bist vielleicht noch traurig, weil du wieder ein Jahr älter geworden bist.
Am nächsten Tag waren wir wieder an einem See, diesmal am Strehle-See in Prenden.
Am Ufer saß ein Angler und wir sprachen ihn an.
„Was gibt es hier für Fische?“, fragte Klara ihn.
„Aale, Hechte und viel mehr“, antwortete der.
„Auch Haie?“, fragte Krümel.
„Nein, Haie nicht“, sagte der Angler leicht verdutzt.
Krümel war enttäuscht. Ich hatte ihr so oft abends vor dem Schlafengehen oder morgens beim Frühstück erzählt, dass wir gemeinsam Angeln gehen und aus dem See einen Hai fangen.
„Na, dann Petri Heil“, sagte ich zu ihm.
„Petri Dank“, antwortete der Angler.
„Tschüss Petri Heil“, rief Krümel und lief auf den Weg zurück.
Montagmorgen. Wir sind früher als gewöhnlich aufgestanden und zum Discounter gefahren. Es gab Winterstiefel für Krümel.
Ich würde niemals für mich selbst morgens schon beim Supermarkt stehen, um nach Stiefeln zu schauen. Für Krümel aber schon.
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