Die Arbeit als Trauerredner umfasst mehr als nur die Tatsache, ein paar tröstende Worte zu sprechen, ausgefeilt in den Botschaften und Formulierungen.
Die Trauerarbeit beginnt mit dem Vorgespräch.
Sie ist ein wichtiger Part im Vorfeld zur Erarbeitung einer Rede.
Die engsten Verwandten, Freunde sind an dem Tag versammelt und beginnen zu erzählen, was für ein Mensch zum Beispiel die kürzlich Verstorbene war.
Das ist nicht leicht für die Angehörigen, denn es brechen Wunden auf, manchmal fliessen Tränen.
Aber diese Gespräche haben auch etwas Heilendes.
Es ist jemand da, der den verstorbenen Menschen nicht kannte, und der sich trotzdem für das Leben des Hauptprotagonisten interessiert.
„Sie wollen so viel von mir wissen, ich muss da wirklich nachdenken“, sagte mir eine Frau, die ihre Mutter verabschieden wollte.
Nach einer kurzen Pause, in der sie nachdenklich wirkte, setzte sie hinzu:
„Aber ich bin Ihnen so dankbar, dass Sie fragen, denn so ist es für mich, als würde meine Mutter noch leben.“
Im Verlaufe der Gespräche wirken die Angehörigen und Freunde lebendiger, erzählen auch mal Anekdoten.
Die Wertschätzung beginnt für mich dort, wo ich mit der gründlichen Aufarbeitung dessen beginne, was ich protokolliert und erfahren habe.
Das ist der schwierigste, der mühsamste Teil der Arbeit.
Die Fakten müssen stimmen, die Namen, die zeitlichen Abfolgen im Leben der Verstorbenen.
All das verlangt viel Fleiss, Mühe, Energie und den Willen, ein Bild von der Verstorbenen zu zeichnen, das dazu führt, dass die Trauergäste hinterher sagen:
„Das war ein würdiger Abschied. So war die Verstorbene, so kannten wir sie.“
Besser, es kommt einer auf schlüpfrigem Boden zu Fall als durch sein Reden;so geht’s den Bösen: plötzlich müssen sie fallen.Ein dummer Mensch fällt auf durch unpassende Reden: im Munde unerzogener Leute sind sie gang und gäbe.Auch wenn ein Narr etwas Richtiges sagt, so findet es doch keinen Anklang; der redet’s nicht zur rechten Zeit.
„Wo man nicht mit Vernunft handelt, da ist auch Eifer nichts nütze, und wer hastig läuft, der tritt fehl.“
Spr 19,2
Meine Erkenntnisse: Lieber mal vom Schreibtisch aufstehen, einen Schritt zurücktreten, wenn einem die Aufgaben über den Kopf zu wachsen scheinen; den Plan überarbeiten, in einer To-do-Liste die zeitliche Abfolge und die Prioritäten der einzelnen Aktivitäten festlegen; Energie durch Nordic-Walking speichern, im Freien, im Wald, am See die Dinge neu durchdenken, sortieren, Klarheit verschaffen, um dann zielgerichteter weiterzumachen.
Ich bin im strengen Sinne des Glaubens kein religiöser Mensch, also in Form von: ‚Ich glaube an Gott‘.
Aber: Es macht mir Spaß, sehr viel Spaß sogar, in der Bibel umherzustöbern, Weisheiten zu erfahren, die ich sehr gut für das eigene Leben, den persönlichen Alltag als Wegweiser und Motivationsschub gebrauchen kann.
Klar, ich kann Gott nicht so wirklich greifen, mir nicht vorstellen, dass er irgendwo oben im unendlichen Universum sitzt und auf uns herunterschaut.
Allerdings kann ich mir schon vorstellen, dass die Impulse von Gott, aufgeschrieben in der Bibel, mein Denken und mein Handeln beeinflussen.
Insofern ist das ‚Buch der Bücher‘ für mich auch zu einem alltäglichen Begleiter, einem Wegweiser geworden.
Ich habe aus der Bibel viel über positive Energien erfahren, über lebensbejahende Strategien für meinen Alltag.
Vielleicht ist ja folgender Kompromiss ein Weg für mich, nämlich dass ich durch die Bibel eins bin mit meinem Handeln und so auch mit dem, was den Glauben an Gott anbetrifft.
Stuttgarter Erklärungsbibel - Die Investion hat sich gelohnt, für mich jedenfalls:
Jeder von uns sucht nach Antworten für ein sinnerfülltes Leben, nach dem Glück im Alltag. Die Bibel kann dieses Streben befördern – mit Lebensweisheiten, die über die Jahrhunderte hinweg erzählt und später auch dokumentiert wurden. Ein kompakter Ausdruck dafür ist die Bibel selbst.
Weisheit und Weisheitsliteratur – diese Begriffe sind überliefert aus einer Sammlung von Schriften, die durch die Jahrhunderte hindurchgehen. Sie stammen von Israel, den benachbarten Völkern und von den ägyptischen Weisheitsschriften.
Die Weisheitslehre lässt sich in vier Phasen einteilen:
Erstens – in das sogenannte vorliterarische Stadium der Weisheit, in der man danach strebte, grundsätzlich in den Fragen des Lebens weise zu sein. Dazu zählen die Sammlungen des Königs Salomon als dem ‚beispielhaften Weisen‘ (1)
Zweitens in die Weisheitslehre, die vor allem in der Erziehung und Bildung eingesetzt wurde.
„Damit folgte Israel alten Vorbildern in Ägypten und Babylonien. Es bildeten sich Lehrüberlieferungen, deren Träger in erster Linie am Königshof zu suchen sind; denn ein König und seine Ratgeber mussten sich besonders durch Weisheit auszeichnen…“ (2)
Drittens: Später wurden die Weisheitssätze systematisiert und theologisiert. Gott, das göttliche Prinzip werden in den Mittelpunkt gestellt. (3)
Und schließlich viertens:
Die Weisheit wurde als Antwort auf die Fragen des Lebens genutzt. Sie sollte den Optimismus für das Leben fördern, der aber auch eine kritische Auseinandersetzung mitbeförderte.
In der Stuttgarter Erklärungsbibel heißt es hierzu:
„Diese Entwicklung forderte die kritische Auseinandersetzung heraus, wie sie uns im Buch des Predigers überliefert ist und in den Wechselreden des Buches Hiob einen besonders spannenden Ausdruck gefunden hat (vgl. die Einführungen zu Prediger und Hiob).“ (4)
„Ich habe es geschafft, lieber Alltag, ich konnte mich wieder aufraffen und eine halbe Stunde Nordic Walking machen“, sagte ich freudig und energiegeladen, nachdem ich frisch geduscht am Schreibtisch saß.
„Donnerwetter, dass du dich überwinden konntest, da staune ich. Wann bist du denn aufgestanden?“, fragte mich der Alltag.
„Kurz vor fünf Uhr. Danach habe ich mir die kleine Lampe über die Mütze gezogen – du weißt schon, damit ich wenigstens ein bisschen was sehe, ja und dann bin ich losgelaufen.“
„Wie, du bist, ohne dich umzuziehen, nur mit einer Lampe und den Stöcken losgelaufen?“
„Alltag, frag‘ doch nicht so blöd. Natürlich habe ich mich angezogen. Anschließend musste ich mich noch in die neuen Laufschuhe quälen.
Klara hatte mir welche gekauft.“
„Und, hast du dich gefreut?“
„Also, wenn ich ehrlich bin, dann muss ich ‚nein‘ sagen.
„Warum?“, fragte der Alltag erstaunt.
„Naja, erst einmal liebe ich meine ausgelatschten Schuhe, die oben leicht eingerissen sind. Aber genau darum kann ich ja besser in die Schuhe reinrutschen, weil sie schon so kaputt sind.“
„Und nun?“
„Jetzt musste ich mich mit dem Schuhanzieher quälen. Als ich die Schuhe endlich anhatte, da drückte eine Seite am linken Fuß. Aber ich war zu faul, sie aufzumachen und alles von vorn zu schnüren.“
„Hat dich der Schuh stark gedrückt?“
„Und wie!“
„Außerdem, lieber Alltag, hat Klara gleich zwei Paar Schuhe gekauft.“
„Das ist doch schön. Ich hoffe, du hast dich bedankt.“
„Ja, schon. Ich habe ihr aber auch gesagt, dass sie lieber ein paar Schuhe hätte kaufen sollen und dafür Bessere, so richtig gute.“
„Was hat Klara gesagt?“
„Das nächste Mal, da kaufst du dir deine dämlichen Schuhe alleine.“
„Und, machst du das?“
„Nö, ich hab‘ ja jetzt erst einmal welche, sogar zwei.“
Was im Umgang von Menschen untereinander wichtig ist, das gilt auch in der Politik, dort erst recht sogar.
Sich in die Denkhaltung des anderen hineinversetzen, sie nicht sofort abzulehnen, das hilft weiter.
‚Ein gekränkter Bruder ist abweisender als eine feste Stadt, und Streitigkeiten sind hart wie der Riegel einer Burg.‘
(Spr 18, 19)
Du kommst weiter im Disput, im Konflikt, ja auch in der normalen Diskussion, wenn du auf den anderen Gesprächspartner eingehst, ihm signalisierst, dass du ihn verstehst, dich in ‚seine Welt‘ begeben kannst, ja dich regelgerecht einfühlen willst – in die Situation deines Gegenübers.
Argumente werden dann von der Gegenseite respektiert, wenn sie sachlich vorgetragen werden und nicht aggressiv, abschätzig, trotzig.
Das ist leicht gesagt, aber es ist schwer, sich immer daran zu halten, besonders in schwierigen Auseinandersetzungen.
Aber es lohnt sich, es zu versuchen.
Der Bibelspruch bringt es auf den Punkt:
SPR 16,21„Ein Verständiger wird gerühmt als ein weiser Mann, und liebliche Rede mehrt die Erkenntnis.“
„Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen noch tritt auf den Weg der Sünder noch sitzt, wo die Spötter sitzen, sondern hat Lust am Gesetz des Herrn und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht!“ (Ps 1-2).
Was ich daraus mitnehme:
Über den Sinn im Leben nachdenken, nicht auf das Glück warten, sondern es bewusst finden, im Alltag.
Donnerstag, 20.01.2022
Die Weisheit der Bibel nutzen heißt für mich auch, das kleine, oft genug nicht gleich sichtbare Glück im Alltäglichen zu entdecken und es bewusst wahrzunehmen.
Krümel ist bei uns für ein paar Tage zu Besuch.
Sie ist ein wenig erkältet und wir passen auf sie auf, geben ihr Hustensaft und malen mit ihr im Mal-Heft.
Leider habe ich zurzeit sehr viel zu tun.
„Opa muss arbeiten, verstehst du das, Krümel?“
„Erzähl‘ eine Geschichte, Opa“, sagt sie daraufhin zu mir.
Ich überlege kurz und entscheide mich für die Geschichte mit dem Esel und dem Hund in einer Scheune.
„Und was ist mit dem Hasen?“, fragt Krümel mich.
Den hatte ich nämlich vergessen, meine Arbeit übrigens auch.
Für den Tag entscheiden heißt manchmal auch, nicht nur pflichtbewusst zu sein, sondern einfach das zu machen, an das du ohnehin noch lange denkst.
Die Broschüre kriege ich auch fertig, wenn Krümel wieder bei ihrer Mama ist.
Anmerkungen:
Das Wort ‚Gesetz‘ ist als biblischer Begriff im Sinne von Lebenshilfe durch Gott gemeint;
„Das Sinnen über dem Gesetz geschah damals auf die Weise, dass man die Worte beim Lesen nachdenklich mit halblauter Stimme vor sich hinsprach – so der hebräische Ausdruck. (1)
Das Geschenk des Menschen schafft ihm Raum und bringt ihn zu den großen Herren.
(Spr 18,16)
Was kannst du für dich mitnehmen?
Geschenke stimmen Menschen weicher, öffnet ihre Herzen, vorausgesetzt, es ist ehrlich gemeint und ohne den Hintergedanken, sich selbst Vorteile darüber zu verschaffen.
In der Weihnachtszeit ist es eine schöne Geste dafür, denjenigen etwas schenken zu können, die du wirklich magst und liebst.
Wo man nicht mit Vernunft handelt, da ist auch Eifer nichts nütze; und wer hastig läuft, der tritt fehl.
(19,2)
Was kannst du für dich mitnehmen?Lieber einmal mehr überlegen, planen, konzipieren, diskutieren, bevor man aus dem Stress heraus die falschen Entscheidungen trifft, die dann letztlich noch mehr Ressourcen auffressen.