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Benjamin Franklin sagte:
„Wenn die Hälfte unserer Wünsche erfüllt wäre, würden unsere Sorgen verdoppelt sein.“
Es lohnt sich also, bescheiden zu bleiben.
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Montagmorgen, 05.44 Uhr.
Ich schrecke hoch und schaue zur Uhr.
‚Och, da kannst du dich ruhig noch einmal umdrehen und weiterschlafen‘, dachte ich bei mir.
Als ich wieder aufwachte, da war es kurz vor sechs Uhr.
‚Verdammt, du hast es verpennt‘, dachte ich bei mir und schnellte aus dem Bett.
Wenn alles gut lief, dann war ich um diese Zeit bereits auf der Rudermaschine im Fitness-Center.
Es war Montagfrüh schwer genug, aber nun musste ich es so nehmen, wie es war.
Ich zog mich hastig an, packte die Wasserflasche in den Rucksack, stülpte den Pullover über und stürzte aus der Wohnungstür, den Rucksack auf dem Rücken und einen Brief mit der Rechnung für eine Rede in der Hand.
‚Vergiss die Rechnung auch nicht einzustecken‘, hatte Klara mir gestern noch gesagt.
Jetzt hielt ich noch schnell am Postkasten an und stieg aus dem Auto.
Die Sonne blendete mich, sodass ich nicht sehen konnte, ob jemand von hinten angerast kam.
‚Dass Klara immer so darauf achten musste, dass ich den Brief mit der Rechnung sofort einsteckte.
Naja, sie kannte mich eben.
‚Die leeren den Kasten doch ohnehin erst 16.00 Uhr. Und jetzt war es kurz nach sechs Uhr‘, fluchte ich trotzdem innerlich vor mich hin.
Ich stieg danach wieder ins Auto, fuhr zum Fitness-Center und quälte mich aus der Wagentür.
Es war nicht mein Auto, sondern ein Leihwagen, der mich für die ganze Woche fast achthundert Euro kostete.
Und dann war der auch noch so flach, dass ich die Knie fast als Ohrenschoner benutzen konnte.
Aber was half es. Jeepy unser kleiner ‚Nachtadler‘ war in der Werkstatt, Steuerkette.
Und das nach nur knapp zwei Jahren.
5000, 00 Euro Reparaturkosten.
Gott sei Dank war ich ja trainiert und fiel nicht gleich ins Koma, als der Monteur mir das in der Werkstatt bei einem kleinen Plausch und einem Pappbecher Kaffee, so ganz nebenbei verklickerte.
Doch ich hatte ja den Werkstattvertrag für 3500,00 Euro abgeschlossen.
„Dieser blöde Vertrag kostet mich nur Geld“, hatte ich noch zu Klara gesagt.
„Wer weiß, wozu es gut ist“, hatte sie darauf hin erwidert.
Sie wusste es offensichtlich, denn nun übernahm die Werkstatt sämtliche Kosten.
Ich war im Fitness-Center angekommen.
„Mist“, fluchte ich innerlich, denn ich hatte mein Handtuch vergessen.
Gott sei Dank hatte ich meine Unterlage mit, die ich mal in Ralswiek bei einer Veranstaltung von Störtebeker gekauft hatte.
Ich schmiss sie auf den Sitz der Rudermaschine und hievte mich darauf.
Jetzt musste ich bloß noch die Schuhe in die Fußhalterungen reinkriegen.
Die Schlaufen waren links zu weit und rechts zu eng.
Als ich es endlich geschafft hatte und loslegen wollte mit dem Rudern, da kam ich nicht an die Griffe.
Sie waren nicht in die Führung zurückgelegt worden.
Ich musste die Füsse wieder aus den Pedalen herausholen und die Griffe schnappen.
Ich keuchte jetzt schon. Wie sollte ich nur 30 Minuten durchhalten?
Über die Kopfhörer trällerten mir die Amigos ins Ohr: „Weißt du noch, wie es war?“
Ne, ich wusste es nicht mehr, ich musste mich ja auch auf das Rudern konzentrieren.
Nach anderthalb Stunden war ich wieder aus dem Fitness -Center raus.
Total fertig mit mir und der Welt, aber irgendwie doch glücklich über den guten Wochenbeginn.
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SÄTZE VON DEN GROSSEN – SPARSAM IN DER WORTWAHL, WIRKSAM FÜR GELEBTEN ALLTAGSSINN (11)
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EIN TAG MIT KRÜMEL – AUFGESCHRIEBEN IN DER ZEIT DES LOCKDOWNS
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Ich weiß nur wenig über diese japanische Kampfkunst. Ich weiß aber, dass sie für meine siebenjährige Enkelin eine wunderbare Begleitung ist – um sich körperlich fit und beweglich zu halten, Werte, wie Toleranz und Respekt zu erlernen, und: zu erleben. David Fuerst, 1. Dan, ist der Trainer der Gruppe, in der auch Krümel freitags lernt, oft trainiert, zuhört, meistens jedenfalls. Ich habe ihn bisher erst zweimal erlebt, und doch ist in dieser kurzen Zeit ein Stück Wertschätzung in mir aufgekeimt – vor allem für sein Engagement, seine wertvolle Arbeit, die er mit den Kindern leistet. Solche Worte wähle ich nicht leichtfertig. Sie sind ganz bewusst von mir gesagt und basieren auf meinem Fundament von über 70 Lebensjahren und fünf Jahrzehnten Berufserfahrung, immer noch freiberuflich als Redner tätig. Dieser kleine Bericht soll nur ein kleiner subjektiver Ausschnitt sein; vor allem um zeigen, wie dieses Training auch mich, den passiven Beobachter vom Mattenrand begeisterte. Das hier ist mein kleiner Bericht vom vergangenen Freitag.
Es war gegen fünf Uhr nachmittags.
„Kann ich mir mal wieder das Training von Krümel mitansehen?“, hatte ich ihre Mama am Telefon gefragt.
Sie stimmte sofort zu und so hatte ich sie von ihrer Arbeitsstelle abgeholt, in der sich Krümel zu der Zeit ebenfalls aufhielt.
Ich war nun das zweite Mal dabei und war gespannt, wie das Training ablief.
Krümel hatte sich bereits umgezogen und drehte sich ganz stolz in ihrem Aikido-Anzug vor mir.
Krümels Mama war noch einmal in den nahegelegenen Discounter gestürmt, um ein Gummiband für Krümel zu kaufen, damit sie sich einen Zopf binden konnte.
„Opa, wann kommt Mama denn endlich?“, fragte mich Krümel ganz aufgeregt, denn sie wollte auf keinen Fall den Beginn verpassen.
Endlich. Krümels Mama war vom Einkaufen zurückgekehrt.
Noch rechtzeitig?
Auf jeden Fall versuchte sie in Windeseile, noch das Gummiband in den Haaren ihrer Tochter festzumachen, aber Krümel hielt es nicht mehr und sie lief in den Saal, um den Beginn nicht zu verpassen.
Das war für ihre Mama nicht akzeptabel.
Sie wollte, dass Krümel auf sie hörte und nicht so einfach weglief, selbst wenn es schon sehr spät war.
Ich saß bereits im Raum, besser, ich hockte auf dem Boden.
‚Hoffentlich kommst du mit deinen 72 Jahren hier wieder so hoch, wie du runtergekommen bist‘, dachte ich noch bei mir.
„Krümel, komm‘ zu uns, wir brauchen dich hier“, sagte nun der Trainer David und entspannte damit die Situation.
Mir fiel ein Stein vom Herzen.
Eindrücke von einer Trainingsstunde bei Kokoro Aikido – Wartenberg.
Krümel saß in der Runde, warf mir einen Handkuss zu, lächelte und ihr kleine, von Lücken durchsetzte Zahnreihe blitzte auf.
Ich winkte und wusste, dass ich mich lieber zurückhalten sollte, damit die Kleine aufmerksam folgen konnte.
Aber wenn du deiner Enkelin zuschaust, den anderen Kindern, ja dann geht dir schon das Herz auf.
Die Trainingsstunde war angefüllt mit kleinen Prüfungen, an deren Ende alle eine Urkunde erhielten.
Darauf stand, dass Krümel an der Einstufungswoche teilgenommen und ihre kleine Prüfung zum roten Streifen erfolgreich abgelegt hatte.
Die Zeremonie, mit der der Trainer das Ganze vornahm, die beeindruckte mich sehr.
Die Trainingsteilnehmer rutschten einzeln auf den Knie nach vorn, bis zu einem bestimmten Punkt, an dem sie Trainer David dann gegenübersaßen.
Der Fachbegriff hierfür lautet wohl ‚Shikko‘.
Die Situation hatte etwas von Respektvollem, beide Seiten Würdigenden, sehr Feierlichen.
Die Art und Weise, wie der Trainer die Urkunden überreichte, vorher ein paar Worte sagte, mit klarer Stimme und dennoch einfühlsam, letztlich sehr motivierend – das begeisterte uns als Elternteile oder in meinem Fall als Großvater schon sehr.
Krümel wird noch viel lernen müssen – sich mehr konzentrieren, weniger mit anderen Kindern herumalbern, mehr üben.
Aber das war es nicht, was für mich in dem Moment wichtig war.
Wichtig war, wie der Trainer mit den kleinen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sprach, wie er nicht nur etwas demonstrierte, sondern sie zum Mitmachen anregte, zum Mitdenken, zum Mitlernen.
„Was gehört alles zur Disziplin, welche Werte wollen wir leben“, so stellte er zum Beispiel zwischendurch sinngemäß seine Fragen.
Dieses ganzheitliche Herangehen, das methodisch durchdachte Zeigen, Trainieren, Wiederholen, das war es, was mir gefiel.
Ich musste zwischendurch an mein eigenes kleines Training denken und innerlich schmunzeln.
Würde ich wohl über die Matte rollen können?
Wahrscheinlich eher nicht.
Und dennoch: Ich hatte mir vorgenommen, mein Gewicht zu reduzieren, beweglicher zu werden, einfach mehr Sport zu treiben.
Ich war dazu in den letzten 14 Tagen jeden Morgen gegen fünf Uhr früh aufgestanden und gegen sechs lief ich in Nordic – Walking-Manier auf dem Laufband im Fitness-Center.
Danach waren 10 Stationen dran, vor allem die, die helfen sollten, meinen Bauch wegzukriegen.
Es war eine wahnsinnige Quälerei, aber ich war trotzdem ein wenig stolz auf mich, dass ich nun nicht nur bei Krümel saß und zuschaute, sondern selbst schon etwas getan hatte, um auch in dieser Hinsicht wieder ein Vorbild für sie zu sein.
„Das Glück ist mit Müdigkeit und Muskelkater billig erkauft“.
Das steht zum Schluss auf der Web-Site des Trainers David Fuerst.
Ein toller Spruch, eine Motivation auch für mich, weiterzumachen.
„Ich bin begeistert von dem Unterricht“, sagte ich dem Trainer nach der Stunde.
Der lief an mir vorbei, schon auf dem Sprung zum nächsten Training.
Sein Blick sagte mir, dass er es mir wohl nicht so richtig abgenommen hatte, es wohl mehr als gutgemeinte Worthülsen registrierte
Ich sage es vor allem aus meiner eigenen Berufs – und Lebenserfahrung heraus:
Ich kann mir für meine Enkelin, keine bessere Schule fürs Leben vorstellen – von der physischen, aber auch mentalen Ausbildung her.
Und: Die spielerische Art, in der die Trainingseinheiten aufgebaut waren und trotzdem gleichzeitig sehr strukturiert, gut durchdacht abliefen – das war es, was mich faszinierte.
Wir bezahlen das Training für Krümel und wir tun das gar nicht zuerst, weil wir die Eltern entlasten wollen.
Nein, wir wollen es, weil durch unsere Investition ein Reichtum zu uns selbst zurückkommt, den wir monetär gar nicht messen wollen.
Danke dafür, auch im Namen von Krümel, die wollte, dass ich diese Zeilen schreibe, aber es wohl nie so sagen würde und hoffentlich künftig noch aufmerksamer ist.
Uwe Müller
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ERKENNTNISSE FÜR DAS LEBEN – GEWONNEN AUS MEINER ARBEIT ALS TRAUERREDNER
DAS VORGESPRÄCH – HERZSTÜCK IM PROZESS DER ERARBEITUNG EINER TRAUERREDE
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Krümel war gerade mal vier Jahre alt. Wir spielten Löwe und Hase. Der dicke Löwe war ich, natürlich. Krümel hatte mächtige Angst, dass ich ihren Stoffhasen fressen würde. Und so bot sie mir als Ersatz einen anderen Hasen an. Ein Kissen musste als Darstellung für diesen kleinen Hasen reichen. Aber auch dieser Hase tat mir, dem Löwen irgendwie leid und so mutierte ich mal ganz einfach zum Pflanzenfresser. Eine komische Geschichte, aber was war nicht komisch im Lockdown? Aufgeschrieben habe ich den Text im Rahmen der Familienerzählung ‚Anna ist dement.‘
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SÄTZE VON DEN GROSSEN – SPARSAM IN DER WORTWAHL, WIRKSAM FÜR GELEBTEN ALLTAGSSINN (6)
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© Uwe Müller
Es ist kurz nach sieben Uhr heute morgen, und ich sitze auf einer Bank im Park.
Von Weitem ist der Strassenlärm zu hören.
Aber hier ist es ruhig und du hörst, wie die Vögel zwitschern.
Die Sonne geht hinter der Stadtmauer auf und wenn ich hochschaue, dann blendet sie mich ein wenig.
Es hat mich Überwindung gekostet, aufzustehen.
Aber jetzt bin glücklich, nach vier Runden im Park und dreimal zehn Liegestützen an der Parkbank.
Der Tag kann kommen,
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ANNA BESUCHTE IHREN EHEMALIGEN ARBEITSPLATZ Klara fuhr nach Stralsund. Sie wollte es ihrer Mutter vorher nicht sagen. Sondern: Sie wollte - gemeinsam mit ihrem Bruder Lukas - zu Dr. Silberfisch. Sie wollten ihn um Rat fragen, was sie tun könnten wegen ihrer Mutter Anna, wie es weitergehen sollte, wie lange sie noch in ihrer Wohnung bleiben konnte, mit ihrer Demenz.
Die Praxis von Dr. Silberfisch stand bei Anna hoch im Kurs.
Das lag nicht nur am Arzt. Sie mochte ihn wegen seiner freundlichen Art und sie war schon viele Jahre Patientin bei ihm.
Nein entscheidend war: Dort wo die Praxis heute war, da war früher eine Apotheke, Annas ehemaliger Arbeitsplatz.
Für Anna war es schon deshalb ein Höhepunkt, wenn sie in die heutige Praxis gehen konnte.
Sie kannte sich dort immer noch gut aus.
Und Anna kam heute noch ins Schwärmen – bei dem Gedanken an ihren früheren Arbeitsplatz.
Sie fing gleich im Wartezimmer an zu erzählen, was dort früher war und wie die einzelnen Räume aufgeteilt waren.
„Und da oben, da haben wir immer Mittag gemacht, Schwester.“
„Ach ja?“, fragte Schwester Erika und verdrehte die Augen verstohlen zu ihrer Kollegin.
Anna wusste nicht, dass sich die Schwestern heute Praxishelferinnen nannten.
Und das störte sie auch nicht im Geringsten.
„Manchmal, da haben wir dort auch Kaffee getrunken und Kuchen gegessen“, fuhr Anna unbeirrt fort.
„Ach, das war schön.
Und die Kunden, die in die Apotheke hineinkamen, die mochten uns“, meinte sie.
„Frau Sturm, der Doktor wartet jetzt auf Sie. Bitte gehen Sie doch durch.“
„Ja, das mach‘ ich doch glatt.“
Anna war im Arztzimmer verschwunden.
„Sooo…“, sagte Schwester Erika – also die Praxishelferin Erika.
„Das hätten wir jetzt wieder. Na ja, wer weiß, wie wir mal werden.“
„Meinst du?“, fragte ihre Kollegin.
„Na ja“, seufzte Erika, „wer kann das heute schon wissen?“
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ANNA ZUM GEDENKEN (3) Anna konnte sich die Namen ihrer Freunde und Bekannten nicht mehr merken. Peter und Klara entschlossen sich, es positiv zu sehen und Anna dabei zu helfen, sich zu erinnern.
Anna rief an: „Es war schön gestern bei der Diamantenen Hochzeit.“
Anna hatte vergessen, dass Klara zur Arbeit gefahren war und dachte, sie träfe sie am Telefon an.
Jetzt musste sie mit ihrem Schwiegersohn vorliebnehmen.
„Hattet ihr denn auch Musik?“, fragte Peter.
„Ja, Berta hat aufgelegt.“ „Oh, Donnerwetter!“, staunte Peter und musste schmunzeln.
Aufgelegt – war das nicht ein Begriff, der längst vergangen war? Oder ist er gerade hip, wenn man an die heutigen Veranstaltungen denkt, wo der DJ auflegt?
Jedenfalls: Anna sprach und dachte modern.
Trotzdem: Wahrscheinlich war das ein ganz normaler Recorder, auf dem die Musik spielte und zwischendurch die CD’ s gewechselt wurden.
Und das tat eben Berta. Sie war die beste Freundin von Anna, schon von Kindesbeinen an, und so wusste Berta auch, welche Musik Anna mochte.
„Waren denn Gäste da, die wir kennen?“, fragte Peter weiter. Anna überlegte kurz und sagte: „Nein, keine.“
Da war er wieder, der Gedächtnisverlust. Peter und Klara kannten bestimmt über die Hälfte derjenigen, die dort Gäste waren.
„Wie heißt noch gleich die Tochter von Berta, ich komme einfach nicht drauf“, fragte Peter jetzt.
„Na, Cornelia, das musst du doch wissen?“, sagte Anna vorwurfsvoll.
Ja, Anna hatte Recht. Peter musste und konnte es wissen.
Anna konnte es im ersten Anlauf nicht wissen, dass es jemand war, den Peter und Klara kannten, und sie musste es vielleicht auch nicht mehr.
Wie sollte man das alles werten?
War es ein schlechtes Zeichen, dass Anna erst nach dem zweiten Anlauf auf die Namen kam?
Oder sollte man es so nehmen, wie es eben war.
Anna fiel es schwerer, auf die Namen von Freunden zu kommen, selbst auf die der engsten Freundin.
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ANNA ZUM GEDENKEN (2)
Anna hielt einen Werbebrief in der Hand, in dem ihr 8000 Euro Gewinn versprochen werden. Klara gelingt es nicht, Anna davon abzuraten, an die Firma eine Antwort zu schicken.
„Ich hab‘ da vielleicht wieder eine Aufregung“, sagte Anna.
Sie hatteKlara angerufen, eben wie immer täglich, gegen Abend.
„Was denn für eine Aufregung?“, fragte Klara. „Na, ich habe schon wieder 8000 Euro gewonnen.“
„Mutti, du hast nicht gewonnen. Das ist ein Werbebrief. Und wenn du weiter unten liest, dann siehst du, dass du die Chance hast, zu gewinnen. Eventuell. Aber das ist eher unwahrscheinlich.“
„Ich lese dir jetzt mal vor, was hier steht.“
Anna fing an, den Werbebrief vorzulesen: „Liebe Frau Sturm, freuen Sie sich! Sie haben gewonnen…
Schicken Sie die Antwort noch heute zurück, und: Vergessen Sie nicht, den beiliegenden Bestellschein auszufüllen… Sobald wir Ihre Rückantwort erhalten haben, sind Sie mit dabei – bei der großen Verlosung für den Hauptgewinn in Höhe von 8000 Euro…Also schicken Sie den Brief noch heute ab, liebe Frau Sturm.“
Klara hatte bis zum Schluss gewartet. Sie war dem Rat von Peter gefolgt und hatte ihre Mutter nicht unterbrochen.
Doch es fiel ihr schwer, ruhig zu bleiben, zuzuhören, nicht hineinzureden.
Doch nun platzte es aus ihr heraus: „Mutti, wir haben doch schon so oft darüber gesprochen.
Das ist ein Werbe-Gag. Du bist eine von Tausenden, die wie du diese Post erhalten haben. Der Brief erfüllt nur einen einzigen Zweck: Du sollst wieder eine Bluse bestellen, verstehst du das?“
„Ja, aber hier steht, ich habe gewonnen.“
„Mutti, jetzt zerreiß den Brief, und wirf‘ ihn in die Tonne!“
„Meinst du wirklich?“ „Ja!“
Klara konnte nicht mehr.
„Du erreichst nichts, wenn du auf diese Art mit deiner Mutter sprichst. Anna hat doch jetzt nur ein schlechtes Gefühl, weiß aber nicht so richtig warum und wird dir beim nächsten Mal gar nichts mehr erzählen.“
Peter versuchte Klara zu erklären, dass sie so nicht weiterkam.
„Du hast gut reden. Du redest ja nicht jeden Abend mit ihr.“
Klara war bedient.
Peter schwieg, vorsichtshalber.
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Heute ist ein stiller Tag, ein grauer, regnerischer, dunkler zudem.
Bei uns hier jedenfalls.
Ich habe gerade ein paar Worte des Gedenkens zum Tod von Lilo, meiner Schwiegermutter auf eine Audioaufnahme gesprochen.
Klara sagt: „Warum machst du dir diese Arbeit?“
Ja, das stimmt, diese Frage ist berechtigt.
Es kostet Zeit, Überwindung, die richtigen Worte zu finden und sie dann auch noch im richtigen Sprachduktus zum Ausdruck zu bringen.
Aber ich bin ja Trauerredner könnte man sagen.
Also muss ich es ja beherrschen, die richtigen Worte zur Würdigung eines verstorbenen Menschen zu treffen.
Vom handwerklichen Standpunkt aus ist das schon richtig.
Aber der Sinn, der dahintersteckt, der geht tiefer.
Wir erleben es oft, dass die Menschen sagen, sie würden nicht wollen, dass große Worte zur Verabschiedung einer Verstorbenen oder eines Verstorbenen gesagt werden.
Das ist natürlich zu respektieren und auch zu akzeptieren.
Doch ist es wirklich immer im Sinne der Toten?
Ich bin davon überzeugt: Ganz sicher nicht.
Selbst wenn es jemand nicht wollte, dass um ihn ein großes Getöse entsteht, vielleicht Worte gesagt werden, die so nicht stimmen könnten.
Ist es nicht geradezu unsere Pflicht, jemanden, den wir geliebt und verehrt haben, in unseren Herzen und Gedanken zu behalten?
Der Volksmund sagt: ‚Erst wenn du aufhörst, über einen lieben Menschen zu sprechen, dann hört derjenige auch auf zu leben.‘
Wenn wir uns aber seiner erinnern, ihn gut verabschieden und bei uns behalten möchten – in den Herzen und in den Gedanken – ja dann sollten wir ein paar Worte über ihn sagen, zur Verabschiedung – knapp vielleicht, aber immer würdig und wertschätzend.
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Du kennst es: Du wachst morgens auf, und du willst dich am liebsten wieder gleich umdrehen, um weiterzuschlafen.
Dir kommt der vergangene Tag in den Sinn, mit dem vielen Stress, mit dem, was nicht gelaufen ist und du willst gar nicht, dass dieser neue Tag beginnt.
Doch dann ist da noch die andere Seite.
Ist es nicht ein neuer Tag, einer, der dir viel Schönes bringen kann?
Wie willst du dich entscheiden?
Liegenbleiben und vielleicht noch schlechtere Laune bekommen oder aufstehen und den Tag beginnen – mit Fröhlichkeit, mit Optimismus?
Ja klar, ich weiß.
Woher soll diese Art des Frohsinns kommen, morgens, kurz nach fünf Uhr.
Ich versuche mir vorzustellen, was ich alles schaffen kann, wenn ich so früh aufstehe.
Die Planung kann fertiggemacht werden.
Die Rede würde im Rohentwurf ein bis zwei Stunden weiter auf dem Schreibtisch liegen.
Ich könnte Sport machen, ins Fitness-Center gehen, ohne dass ich ein schlechtes Gewissen bekomme, dafür eigentlich keine Zeit zu haben.
Ich spüle mir als erstes ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht, benetzte den Nacken damit und schon werde ich munterer.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich am besten vorwärtskomme, wenn ich einfach eine Sache nach der anderen angehe – mich duschen, Tee kochen, Sprechtraining durchführen.
Jeder beginnt seinen Tag anders, aber in einem haben wir immer die Wahl.
Wir können schlechtgelaunt bleiben, weil die Probleme offensichtlich wieder ins Bewusstsein rücken.
Oder wir ignorieren diese Tatsachen nicht, aber wir freuen uns dennoch darüber, dass der Tag beginnt.
Wir sehen die Sonne aufgehen, es heller werden.
Wir freuen uns darüber, dass wir zu denen gehören, die sich sagen können: ‚Der frühe Vogel fängt den Wurm‘.
Und wir motivieren uns, indem wir gleich am Morgen an etwas sehr Schönes denken.
Mir fällt dann Krümel ein – wie ich mit ihr spiele, wenn sie mich mal wieder besucht und zu mir sagt: „Komm‘ Opa, gehen wir in unser Zimmer, spielen wir!“
Der Tag wird schön, weil ich es mir vornehme.
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05.00 Uhr. Ich wache auf, drehe mich um und schlafe weiter.
Ich versuche es jedenfalls.
Die Gedankenräder fangen an, sich zu drehen.
‚Steh auf Dicker, sei nicht so faul. Wenn du dich jetzt fertigmachst, dann kannst du 06.00 Uhr im Fitness-Center sein.“
Ich bin seit Montag in Bernau bei Clever-Fit angemeldet.
Ich habe lange gezögert, dort hinzugehen. Aber Klaras sagte zu mir: „Mach‘ das doch.“
Sie hatte noch in Erinnerung, wie gut ich drauf war, wenn ich aus dem Training kam.
Das ist nun schon wieder zwei Jahre.
Damals ging Klara noch arbeiten, und ich habe sie nach Mitte gefahren, bin dann umgedreht und in die Tiefgarage bei McFit gedüst.
Ich dachte, ich bekäme so ein gutes Sport-Center nie wieder.
Aber ich bin angenehm überrascht.
Es ist sauber, die Geräte sind neu, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter freundlich.
Das grösste Abenteuer für mich war die Anfahrt.
Ich musste durch die Baustelle durch, rauf ins Parkdeck und dann wieder eine steile Treppe hinuntersteigen.
Sie war zugemüllt mit Papierresten.
Ganze LKW- Ladungen von Zigarettenkippen schienen sich in den Treppennischen festgekrallt zu haben.
‚Rettet das Klima‘, werden wahrscheinlich einige von denen sagen, die im Dunkeln die Kippen weghauen.
Naja, ich will nicht meckern.
Als ich in die Tür zum Fitnesscenter hineingegangen bin, da habe ich mich schnell umgezogen und bin anschliessend schnurstracks auf die Laufbänder zugesteuert.
Ein älterer Herr grüsste mich vom Laufband herunter.
„Guten morgen“, habe ich erwidert.
„Wieso hat der mich zuerst gegrüßt?“, habe ich beim Frühstück Klara gefragt.
„Naja, so durchdringend, wie du guckst, da wird dem nichts anderes übriggeblieben sein“, antwortete sie leicht schnippisch.
„Nein, das ist meine natürliche Autorität“, habe ich ihr geantwortet.
Klara hat da geschwiegen.
Ich habe dreißig Minuten auf dem Laufband ausgehalten.
Danach bin ich noch an verschiedenen Geräten gewesen, zum Beispiel der Bizepsmaschine.
Nach anderthalb Stunden war Schluss.
Ich habe mir noch schnell etwas Sprudel mit Zitronengeschmack in die Flasche gefüllt und sie auch gleich zum Trinken angesetzt.
Herrlich, eine gute Sache, und kostenlos dazu.
Ich bin voller Adrenalin aus der ‚Mucki-Bude‘ gesprintet, bin die dreckige Treppe zum Auto hochgestapft und habe mich oben angekommen ins Auto fallen lassen – ausgepowert, aber voller Stolz.
Das eine ist das Training für die Muskeln, das andere die mentale Energie, die du während der Übungen bekommst.
Auf dem Bildschirm lief ein kleiner Film, während ich mich auf dem Laufband abstrampelte.
Es war eine Bahre aus Zink zu sehen und darauf lag ein Mensch, zugedeckt mit einem weißen Tuch.
„Irgendwann landen wir hier alle“, leuchtete ein Spruch auf.
„Doch bis dahin sollten wir noch einiges tun!“
Ich nickte stumm und lief auf dem Band automatisch schneller.
Später bin ich im Gymnastikraum auf die Knie gefallen und habe dabei geächzt, wie ein alter Sack.
Die junge Frau, die mit im Raum war, schaute mitleidsvoll zu, wie ich mich quälte.
„Ich muss fit sein, wenn meine Enkelin kommt und sagt: ‚Komm‘ Opa setz‘ dich auf den Fußboden. Wir wollen spielen.‘ Dann komm‘ ich wenigstens runter“, erklärte ich ihr.
Sie schmunzelte und nickte.
‚Das Leben ist schön‘, sagte meine innere Stimme, als ich mich zum nächsten Gerät schleppte.
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Wenn du erleben willst, was Freunde erreichen, wenn sie einer gemeinsamen Leidenschaft nachgehen, nämlich der Musik, und wenn du dann noch sehen willst, wie sie das alles auf der Bühne umsetzen, ja, dann bleibt dir nicht viel – du musst einfach zu ihren Konzerten gehen.
Aber der Reihe nach:
„Willst du am Samstagnachmittag mit ins Konzert gehen?“
„Wieso?“, fragte ich knapp.
Ich wollte nicht.
Karsta wusste das. Und ich wusste, dass sie es wusste.
Wenn sie also trotzdem fragte, dann war es ihr wichtig.
„Du, da spielt die Band von Christines Mann, in einer kleinen Kirche.“
Klara wusste, dass ich diese Worte nicht so einfach ignorieren würde.
Immerhin war es Karstas Freundin Christine, die diese Einladung ausgesprochen hatte.
Christine, Simone und Karsta – das waren ehemalige Arbeitskolleginnen, die sich regelmäßig zum Kaffee trafen.
Sie haben Jahrzehnte zusammengearbeitet, kannten sich und waren Freundinnen.
Klara ist fasziniert von der Tatkraft, die Christine immer noch ausstrahlt, davon, wie sie Menschen zusammenbringt und Freundschaften und Familie zusammenhält.
Ich bewunderte sie ebenfalls für ihre Energie, ihre Herzlichkeit, mit der sie Menschen begegnete.
Also kam ich gar nicht drumherum wenigstens zu brummen:
„Ich überleg‘ mir das mal.“
Schließlich hatte ich einen Tag davor zwei Reden zu halten – eine ganz früh und die andere am späten Nachmittag.
Und ich wusste: Danach war ich ‚platt‘ und wollte am liebsten nur noch auf der Couch liegen, meine Zettel am Schreibtisch von links nach rechts schieben, Krümel anrufen und am Telefon abwarten, bis sie mich fragt: ‚Opa, kannst du mir was von der Scheune erzählen?‘
Aber nun sollte ich mich am Samstagnachmittag aufmachen, nach Mahlsdorf fahren, mich auf einen Stuhl setzen und der Dinge harren, die ich gar nicht kommen sehen wollte.
„Ich hab‘ keine Lust“, sagte ich noch zu Karsta, während ich ächzte und meine Schuhe anzog.
‚Sport wäre jetzt besser‘, dachte ich im Stillen.
Aber hätte ich den jetzt gemacht? Auf keinen Fall!
„Ich wusste, dass du das sagst“, hörte ich, während ich noch damit beschäftigt war, die Schnürsenkel zweimal zuzumachen.
Karsta verteidigte jetzt ihre Freundin, denn sie wusste, dass Christine sie niemals einladen würde, wenn es nicht etwas ganz Besonderes wäre.
Das wusste ich auch.
Also opferte ich mich und ließ das auf mich zukommen, was ohnehin unabwendbar schien.
Wir kamen in Mahlsdorf an, in der Schrobsdorffstraße, nicht ohne uns einmal verfahren zu haben.
Aber wir konnten direkt vor der kleinen Kirche halten.
Kein Wunder – wir waren ja auch schon kurz vor halb drei Uhr vor Ort.
Auf dem Nachbargrundstück war am Toreingang ein kleiner weißer Hund, ich glaube ein Westi.
Er schaute uns so neugierig und zugleich freundlich an, dass ich mir dachte:
„Naja, einer freut sich schon mal, dass er uns sieht.“
„Hör mal, drinnen probt die Band schon“, sagte ich zu Karsta.
„Ich hör‘ nichts antwortete sie“.
Eigentlich war ich aus der Marinezeit der Hörgeschädigte, aber was ich wollte, dass hörte ich immer noch.
Die Zeit verging schnell, es kamen Leute, die gleich durch das Tor zur Tür gingen.
Jetzt entstand eine Atmosphäre, die leicht spannungsgeladen war und damit einherging, dass du anfängst, dir die richtigen Fragen zu stellen: ‚Wo wollen wir sitzen? Wo hörst du gut, kannst gut sehen, fällst aber nicht gleich auf?‘
Es ging los, die Eingangstür öffnete sich und die Schlange rückte dichter zusammen.
Wir standen ziemlich weit vorn.
Als wir reingingen, da rief Christine gleich nach Karsta, zog sie zu sich und umarmte sie.
Sie umarmte mich ebenfalls und ich fühlte mich sofort herzlich willkommen geheißen, schämte mich im Stillen dafür, dass ich so lustlos dahingegangen war.
Wir begaben uns auf die Plätze, so ziemlich in der Mitte des Raumes, direkt an das Ende, da wo die Heizung stand und ich meinen Arm drauflegen konnte.
„Hast du schon das Geld gespendet?‘, fragte ich Karsta.
‚Nein, ich geh‘ gleich hin‘, sagte sie.
Da wussten wir noch nicht, dass die Spenden erst am Ende des Konzerts erfolgen sollten, quasi beim Rausgehen.
‚Heimspiel für Blau-Weiß‘, das stand auf der Einladung.
Also würde es wohl darum gehen, diesen Verein zu unterstützen.
‚Jungpioniere‘, wie wir nun mal waren, da stürmte Karsta noch vor Beginn an die Kasse und gab ihre 30 Euro ab.
Später, als das Konzert zu Ende war, da habe ich noch einmal 20,00 Euro hineingelegt.
Es war mir zu peinlich, einfach so aus der Tür zu gehen, und nichts mehr hinzuwerfen.
So, als hätten wir gar nicht gespendet.
Außerdem war es ja für einen guten Zweck und dafür war uns das Geld nicht zu schade.
Der Saal füllte sich, und ich glaube, es waren alle Plätze besetzt.
Irgendwie war es gemütlich.
Die Decke aus Holz strahlte Wärme aus, vorn war mit kleinen Holztäfelchen der Tag und die Uhrzeit der Veranstaltung angebracht.
Draußen, wenn du reinkamst, da war im Vorraum eine Plane aufgehängt, auf der das Logo der Band zu sehen war.
Das waren die kleinen Details, die das Ganze ‚rund machten.‘
Die Technik war aufgebaut, alles sah perfekt organisiert und vorbereitet aus.
Ich wusste aus Erzählungen von Karsta, dass Christines Mann für die Technik zuständig war und wieviel Arbeit dahintersteckte.
Am Schluss hat sich die Band bei Peter und Sebastian für die Arbeit im Hintergrund bedankt – das fand ich klasse.
Allein die Lichtausstattung war schon eine Qualität für sich.
Es ging los und im Saal gab es verhaltenen, eher höflichen Beifall.
Aber dann legte die Sängerin los, Nicole.
Wir kannten sie schon aus den vergangenen Jahren von den Auftritten in einem Chor, indem sie uns schon mit einzelnen Soloauftritten zwischendurch begeistertet hatte.
Uns war klar, die Sängerin war sicherlich eine Bereicherung für die Band.
Als sie mit dem ersten Titel zu Ende war, da brandete Beifall auf und die Atmosphäre lockerte sich, so mein Eindruck.
Die Band wurde auch lockerer.
Wolfgang, der von mir aus ganz links in die Tasten haute, der überzeugte mit seinem virtuosen Handling.
Aber was verstehe ich als Laie schon davon. Es war mein persönlicher Eindruck.
Ich glaube, die anderen Zuschauer sahen es aber auch so.
Und als er dann sagte: „Ich komm‘ ja nur einmal ans Mikrofon und dann will ich das auch nutzen‘, da hatte er die Lacher auf seiner Seite.
Thomas sang später ein Herbstlied – wunderbar.
Die Namen der einzelnen Bandmitglieder kannte ich erst, nachdem sie am Schluss von der Sängerin vorgestellt wurden.
Ulli mit dem kleinen schwarzen Hut, er sang und spielte klasse.
Sein Lied über Mahlsdorf-Süd kam zum Schluss gut an, besser, die Zuschauer tobten.
Andrè, dem Schlagzeuger, dem merkte man die Leidenschaft ebenfalls an, mit der er spielte.
„Der Schlagzeuger ist gut“, flüsterte ich Karsta zu.
„Drummer“ heißt das, gab sie zurück.
Naja, dann eben so.
Aber er konnte auch gut Mundharmonika spielen.
Überhaupt: Du hast allen angemerkt, wie viel Freude sie am Musizieren haben, mit welcher Leidenschaft sie das tun und dieser Funke springt einfach über.
Ich habe zum Schluss sogar mitgeklatscht und geschunkelt.
Karsta wollte nicht recht mitmachen.
Sie ist da eher zurückhaltend, eben norddeutsch geprägt.
Ich merkte ihr trotzdem an, dass sie begeistert war.
Als der Mann vom Verein seine Rede hielt und Spenden für einen Kunstrasen bat, da habe ich für ihn mitgeschwitzt.
Er sprach zu schnell, zu leise, verhaspelte sich.
Aber das war egal, denn er wollte einen Kunstrasen für seinen Verein, für die über 700 Mitglieder, darunter viele Kinder, und deshalb wollten wir auch, dass sie den Rasen bekamen.
Das alles rausgerissen hat seine Partnerin, die allen Bandmitgliedern eine blau-weiße Pudelmütze – mit den Vereinsfarben also – schenkte, die diese dann auch beim letzten Lied aufsetzten.
Als Sängerin Nicole zum Schluss den Titel ‚Stand by me‘ sang, auf ihre ganz persönliche Weise, da hat das mein Herz berührt und das der anderen wohl auch, denn der Saal tobte.
Ja, was kann ich sagen?
Mit ‚gebremstem Schaum vor dem Mund‘ hin gegangen, ohne große Erwartungen.
Herausgekommen voller toller, beschwingter Gefühle, begeistert.
Ich habe mir auf diesem Blog vorgenommen, über das Alltägliche zu schreiben, das Banale, einfach das, was uns ausmacht in unserem Leben und was der Tag aus uns macht.
Dieser Samstagnachmittag hat uns glücklich gemacht.
Danke Christine für die Einladung!
Danke an die Band – von links nach rechts von meinem Platz aus gesehen- Wolfgang, Thomas, Ulli, André, Nicole.
Und danke an Peter und Sebastian, die Könner im Hintergrund.
Vielleicht nicht gleich, aber irgendwann werden wir noch einmal hingehen und uns dann schon vorab freuen, wenn wir Karten bekommen
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Krümel, meine kleine Enkelin, sieben Jahre alt, hat mir eine Lektion erteilt, in Sachen Kommunikation.
Was war passiert?
Wir waren kurz davor, Krümel wieder zu ihrer Mama zu bringen.
Während Klara und ich bereits am Auto standen, war Krümel noch einmal auf den Spielplatz gestürmt und auf die Rutsche geklettert.
Eine Frau trat an sie heran und fragte sie, ob sie daran beteiligt gewesen wäre, ihre Kürbisse zu zerstören, die auf der Terrasse aufgestellt waren.
Klara hatte noch Tage zuvor zu mir gesagt: „Schau mal, wie schön!“
Wir konnten uns dazu freuen, wenn Menschen sich mit Hingabe, Leidenschaft und Kreativität daran machten, die Umgebung zu verschönern.
Nie im Leben kämen wir darauf, dass jemand so etwas mutwillig zerstören würde.
„Nein, das war ich nicht“, hatte Krümel also leise auf die Frage geantwortet, leise zwar, aber deutlich genug.
Ich sprach die Frau an und wollte wissen, warum sie sich an unsere Enkelin gewandt hatte.
„Ihre Enkelin wurde gesehen, dass sie die Kürbisse kaputtgemacht hat, die wir aufgestellt haben“, antwortete die Frau dem Sinn nach.
Ich war entsetzt.
Krümel sollte mutwillig Kürbisse zerstört haben?
Es konnte gar nicht so sein.
Warum nicht?
Nun, weil wir an dem benannten Donnerstag vormittags zum Pilze sammeln im Wald waren.
Nachmittags dann war ich am Schreibtisch, Krümel hat neben mir Blätter Papier aus dem Drucker genommen, sie bemalt und dabei vor sich hingesungen.
Später ist sie zu Klara gegangen, hat beim Kuchen backen mitgeholfen und versucht, für Klara Rezepte auf kleine Zettel zu kritzeln. Danach hat sie sich einen Trickfilm angeschaut.
Sie war also gar nicht mehr unten, zumal wir sie ohnehin nicht allein auf den Spielplatz lassen würden.
Dafür kannte sie hier niemanden und unsere Angst war viel zu groß, dass etwas passierte.
Nun mischte sich der Partner der Frau ein.
Er nickte und bestätigte, dass Krümel beobachtet worden sei.
Nachbarn hätten sie gesehen. Von einem gut sichtbaren Platz aus.
Auf meine Frage hin, wer das sei, und ob diese Nachbarn sich nicht bei uns melden könnten, bekam ich keine Antwort.
Es blieb im Verborgenen, anonym.
Ich war darüber noch mehr empört, mein Herz schlug bis zum Hals.
Meine Stimme wurde lauter, und dass, obwohl ich ohnehin schon laut sprach.
„Seien Sie doch nicht so aggressiv“, entgegnete mir der Partner der Frau.
Er hatte recht mit seinem Vorwurf, dass ich zu laut wäre.
Ich meinte es sein zu dürfen, weil ich mich ungerecht behandelt fühlte.
Zum Schluss aber, habe ich mich noch für meine Lautstärke entschuldigt, und er hat das akzeptiert.
Was blieb im Raum?
Uns wurde vorgeworfen, dass unsere Enkelin an einer Tat beteiligt gewesen wäre, die wir selbst verurteilen würden, ja es einfach widerwärtig fanden, dass so etwas überhaupt geschehen war.
Auch wenn es vielleicht als kleiner ‚Dummen-Jungen-Streich‘ oder in diesem Fall ‚Mädchen-Streich‘ abgetan worden wäre – das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen.
Ich hätte das schon alles gern aufgeklärt.
Unsere Enkelin konnte es nicht gewesen sein, einfach, weil sie nicht unten war.
Doch – wer war es dann?
Und wieso konnte jemand behaupten, dass es unser Krümel war, die siebenjährige, die lieber im Hintergrund blieb?
Ich war traurig und es fiel mir schwer, mich in den Griff zu bekommen.
Das war meine Achillesferse in dem Moment.
Denn auf den ersten Blick, da hat derjenige, der lauter wird, nicht Recht, im Gegenteil.
Aber wie sah nun der zweite Blick aus?
War es redlich und fair, dass Nachbarn einfach behaupten konnten, dass Krümel mit beteiligt war, ohne dass sie einen Beleg vorlegten?
War es nicht vielmehr so, dass sie sich geirrt und Krümel ganz sicher mit jemand anderem verwechselt hatten?
In dem hitzigen Disput, als die Frau schließlich sagte: „Das bringt doch hier alles nichts“, da entstand bei mir der latente Eindruck von dem, was sie dachten.
Und zwar: „Wir wissen schon, dass Ihre Enkelin mitbeteiligt war, wir können es nur nicht nachweisen!“.
Da zeigte ich als Erwiderung nicht wirklich Größe.
Nein, es war Krümel, die das an meiner Stelle tat.
Sie hob ihr Ärmchen, meldete sich, so, als sei sie in der Schule.
Die Frau erteilte ihr durch ein kurzes Nicken das Wort.
Mein Gefühl war, sie dachte, Krümel würde es nun nicht mehr aushalten und zugeben, dass sie mitbeteiligt war.
Doch Krümel sagte mit leiser Stimme und etwas stockend:
„Aber wenn ich es nicht war, und ein anderer sagt, dass ich es war, dann hat der ja gelogen, oder?“
Die Frau nickte kaum merklich, so jedenfalls meine Wahrnehmung.
Wir sind danach gegangen, ins Auto gestiegen und sind losgefahren.
Auf der Fahrt hat Krümel mich zur Rechenschaft gezogen:
„Opa, du warst viel zu laut! Die Frau hat mich nur gefragt, ob ich daran beteiligt war.
Und als ich ‚nein‘ gesagt habe, da hat sie nichts mehr gesagt.“
Ich schwieg und klammerte mich verbissen ans Lenkrad.
Ich war noch zu aufgewühlt – einmal, weil jemand behauptete, Krümel hätte etwas getan, was sie doch zweifelsfrei nicht getan hatte.
Ich kam mir vor, als hätte mich jemand mental aus dem Hinterhalt angegriffen, ohne selbst aus der Deckung kommen zu müssen.
Aber Krümel sagte: „Opa, du kannst nicht so laut sein, du bist nicht der Anführer der Welt!“
Ich war verblüfft, zunächst.
Doch dann musste ich schmunzeln.
Sie hatte wirkliche Größe bewiesen.
Krümel war nämlich ruhig geblieben, hatte klar gesagt, was sie dachte.
Sie hatte mehr Mut, mehr Gelassenheit bewiesen, mit einer schwierigen Situation umzugehen, als ich, ihr 65 Jahre älterer Opa. .
Über fünf Jahrzehnte hatte ich an Hochschulen studiert und gelehrt, war Manager und Coach in mittelständischen Unternehmen gewesen.
Meine siebenjährige Enkelin jedoch, die hatte mir gezeigt, wie wirklich gute und respektvolle Kommunikation aussehen kann, obwohl gegen sie solch ein Vorwurf erhoben wurde, den ich nur schwer ertragen konnte.
Krümel – bitte entschuldige, dass ich in der Situation kein Vorbild für dich war.
Aber du warst es für mich.
Ich werde künftig von dir lernen, ruhig zu bleiben, das Für und Wider sachlich auszutauschen und so der Wahrheit ein Stückchen näher zu kommen.
Krümel, ich bin unendlich stolz auf dich, Opa.
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