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KRÜMEL, DIE STRENGE LEHRERIN
Krümel ging nun schon einige Wochen in die Schule und wir hatten den Eindruck, dass es ihr Spaß machte, zu lernen.
Nur mit den Hausaufgaben, da haperte es manchmal ein bisschen.
Sie wollte zu Hause spielen und nicht am Schreibtisch sitzen.
„Du Krümel, Opa hat lange nicht mehr etwas gelernt. Willst du mir ein wenig beim Rechnen helfen, wenn du uns am Wochenende besuchst?“, fragte ich sie am Telefon.
„Oh ja, Opa“, schrie Krümel freudig auf.
„Aber du darfst nicht so streng mit mir sein“, schob ich noch hinterher.
„‘Doooch‘, sagte sie, „ich bin eine strenge Lehrerin.“
Das Wochenende war da. Ich holte Krümel von der Schule ab.
Als ich die Schule betrat, da hätte ich mir gewünscht, ich hätte Ohrenstöpsel mitgehabt.
Aber das war wohl die pure Lebensfreude, die sich bei den Kindern entlud.
Einige Jungen sausten die Treppe runter, andere trödelten am Geländer entlang und guckten mich an, so unter dem Motto: „Wen holst du denn ab?“
Krümel kam auf mich zugestürmt: „Opa, schrie sie und fiel mir um den Hals.“
Es waren die Momente, wo ich dachte: „Ja, das Leben ist gut zu dir.“
Wir gingen zum Auto und Krümel packte sofort das Körbchen aus, das Klara für sie zurecht gemacht hatte.
Es war wie selbstverständlich, dass es da war.
„Ist Oma nicht mit?“, fragte Krümel mich.
Sie war etwas enttäuscht, dass Klara nicht neben ihr auf dem Rücksitz Platz genommen hatte.
„Oma bereitet das Mittagessen vor und du kannst auch noch Kompott mitessen“, sagte ich zu ihr.
Sie nickte.
Das war doch klar, dass Klara noch etwas Besonderes für sie zu Hause bereithielt.
Nach dem Mittagessen zu Hause, da war mir danach, mich auf die Couch zu legen, mich von den neuesten Nachrichten berieseln zu lassen und eventuell für ein paar Momente die Augen zu schließen.
„Die Schule geht gleich los. Opa, setz dich schon mal gerade an den Tisch und nimm‘ ein Blatt Papier“, sagte Krümel streng.
„Oma, du kannst auch mitmachen“, drehte sie sich etwas nachgiebiger zu Klara um.
Die nickte.
„Ich räum‘ nur noch das Geschirr weg.“
Krümel hatte in nur wenigen Minuten eine Tabelle eingerichtet, auf der ‚Opa‘ und ‚Oma‘
stand.
Daneben war eine Spalte, in der die Punkte eingetragen werden sollten.
„Opa, wie viel sind fünf und eins?“, fragte sie.
Ich tat, als würde ich angestrengt überlegen, nahm schließlich die Finger mit zur Hilfe und zählte sie ab.
Vielleicht ist das in ein paar Jahren die Realität. Nur, dass mich dann nicht Krümel fragte, sondern eine Altenpflegerin aus dem Heim, in dem ich wohnte.
Mich schauderte es leicht.
„Opa, sag‘ jetzt, wie viel fünf und eins sind!“
„Sechs“, antwortete Klara aus dem Hintergrund.
„Richtig, Oma,“ rief Krümel.
„Opa, du musst schneller rechnen“, sagte Krümel streng zu mir.
Ich nahm mir vor, wie aus der Pistole geschossen das nächste Mal zu antworten.
„Fünf und zwei, wie viel sind das?“
„Sieben“, rief ich schnell.
„Gut, Opa.“
Na endlich, ich bekam ein Lob von ihr.
„Fünf und drei?“
„Acht“, riefen Klara und ich zugleich.
Richtig.
„Oma hat gewonnen!“
„Wieso hat Oma gewonnen?“, fragte ich empört.
„Ja Opa, du bist zu langsam“, sagte sie.
Ich hatte die Lust verloren.
„Wollen wir malen?“, fragte ich nun.
„Ja, aber ich muss ein Blatt aus deinem Drucker nehmen, ja Opa?“
„Ja, ist gut.“
Krümel kam mit mehreren Blättern aus meinem Arbeitszimmer zurück.
Wir bekamen Anweisungen, was wir auf dem Blatt ausmalen sollten.
Krümel hatte in Windeseile ein paar Figuren aufgezeichnet.
„Oma, ich helf‘ dir, denn die älteren Menschen können das nicht so schnell“, sagte Krümel nun zu Klara.
„Siehst du Oma, die älteren Menschen können das nicht so schnell“, sprach ich den Satz von Krümel nach.
Krümel nickte dazu wie zur Bestätigung.
Ich ging in das Arbeitszimmer. Und auf dem ersten Blatt hatte Krümel schnell noch einen Wolf aufgeklebt.
Im Zimmer waren die Buntstifte zerstreut und auf dem Fußboden lagen die Spielsachen umher.
Sollte ich aufräumen? Nein, das hatte ich mir abgewöhnt.
Wenn Krümel wieder zu Hause war, dann waren wir geschafft, die Wohnung durcheinander, aber irgendwie waren wir trotzdem glücklich.
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