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Über interessante Menschen erzählen – im Alltag, im Beruf, in ihrer Freizeit.
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Krümel ging nun schon einige Wochen in die Schule und wir hatten den Eindruck, dass es ihr Spaß machte, zu lernen.
Nur mit den Hausaufgaben, da haperte es manchmal ein bisschen.
Sie wollte zu Hause spielen und nicht am Schreibtisch sitzen.
„Du Krümel, Opa hat lange nicht mehr etwas gelernt. Willst du mir ein wenig beim Rechnen helfen, wenn du uns am Wochenende besuchst?“, fragte ich sie am Telefon.
„Oh ja, Opa“, schrie Krümel freudig auf.
„Aber du darfst nicht so streng mit mir sein“, schob ich noch hinterher.
„‘Doooch‘, sagte sie, „ich bin eine strenge Lehrerin.“
Das Wochenende war da. Ich holte Krümel von der Schule ab.
Als ich die Schule betrat, da hätte ich mir gewünscht, ich hätte Ohrenstöpsel mitgehabt.
Aber das war wohl die pure Lebensfreude, die sich bei den Kindern entlud.
Einige Jungen sausten die Treppe runter, andere trödelten am Geländer entlang und guckten mich an, so unter dem Motto: „Wen holst du denn ab?“
Krümel kam auf mich zugestürmt: „Opa, schrie sie und fiel mir um den Hals.“
Es waren die Momente, wo ich dachte: „Ja, das Leben ist gut zu dir.“
Wir gingen zum Auto und Krümel packte sofort das Körbchen aus, das Klara für sie zurecht gemacht hatte.
Es war wie selbstverständlich, dass es da war.
„Ist Oma nicht mit?“, fragte Krümel mich.
Sie war etwas enttäuscht, dass Klara nicht neben ihr auf dem Rücksitz Platz genommen hatte.
„Oma bereitet das Mittagessen vor und du kannst auch noch Kompott mitessen“, sagte ich zu ihr.
Sie nickte.
Das war doch klar, dass Klara noch etwas Besonderes für sie zu Hause bereithielt.
Nach dem Mittagessen zu Hause, da war mir danach, mich auf die Couch zu legen, mich von den neuesten Nachrichten berieseln zu lassen und eventuell für ein paar Momente die Augen zu schließen.
„Die Schule geht gleich los. Opa, setz dich schon mal gerade an den Tisch und nimm‘ ein Blatt Papier“, sagte Krümel streng.
„Oma, du kannst auch mitmachen“, drehte sie sich etwas nachgiebiger zu Klara um.
Die nickte.
„Ich räum‘ nur noch das Geschirr weg.“
Krümel hatte in nur wenigen Minuten eine Tabelle eingerichtet, auf der ‚Opa‘ und ‚Oma‘
stand.
Daneben war eine Spalte, in der die Punkte eingetragen werden sollten.
„Opa, wie viel sind fünf und eins?“, fragte sie.
Ich tat, als würde ich angestrengt überlegen, nahm schließlich die Finger mit zur Hilfe und zählte sie ab.
Vielleicht ist das in ein paar Jahren die Realität. Nur, dass mich dann nicht Krümel fragte, sondern eine Altenpflegerin aus dem Heim, in dem ich wohnte.
Mich schauderte es leicht.
„Opa, sag‘ jetzt, wie viel fünf und eins sind!“
„Sechs“, antwortete Klara aus dem Hintergrund.
„Richtig, Oma,“ rief Krümel.
„Opa, du musst schneller rechnen“, sagte Krümel streng zu mir.
Ich nahm mir vor, wie aus der Pistole geschossen das nächste Mal zu antworten.
„Fünf und zwei, wie viel sind das?“
„Sieben“, rief ich schnell.
„Gut, Opa.“
Na endlich, ich bekam ein Lob von ihr.
„Fünf und drei?“
„Acht“, riefen Klara und ich zugleich.
Richtig.
„Oma hat gewonnen!“
„Wieso hat Oma gewonnen?“, fragte ich empört.
„Ja Opa, du bist zu langsam“, sagte sie.
Ich hatte die Lust verloren.
„Wollen wir malen?“, fragte ich nun.
„Ja, aber ich muss ein Blatt aus deinem Drucker nehmen, ja Opa?“
„Ja, ist gut.“
Krümel kam mit mehreren Blättern aus meinem Arbeitszimmer zurück.
Wir bekamen Anweisungen, was wir auf dem Blatt ausmalen sollten.
Krümel hatte in Windeseile ein paar Figuren aufgezeichnet.
„Oma, ich helf‘ dir, denn die älteren Menschen können das nicht so schnell“, sagte Krümel nun zu Klara.
„Siehst du Oma, die älteren Menschen können das nicht so schnell“, sprach ich den Satz von Krümel nach.
Krümel nickte dazu wie zur Bestätigung.
Ich ging in das Arbeitszimmer. Und auf dem ersten Blatt hatte Krümel schnell noch einen Wolf aufgeklebt.
Im Zimmer waren die Buntstifte zerstreut und auf dem Fußboden lagen die Spielsachen umher.
Sollte ich aufräumen? Nein, das hatte ich mir abgewöhnt.
Wenn Krümel wieder zu Hause war, dann waren wir geschafft, die Wohnung durcheinander, aber irgendwie waren wir trotzdem glücklich.
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Theodor Fontane (1819-1898)
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LEBENSPHILOSOPHIE IM ALLTAG Es sind weniger die großen Worte, sondern vielmehr die kleinen Taten, die Menschen berühren, und ihnen auch weiterhelfen. Hier ist so ein kleiner Bericht von großartigen Menschen, die fast unmerklich, auf jeden Fall abseits von der großen Aufmerksamkeit, viel Gutes im Alltag tun und dadurch Merkliches bewirken.
Gestern, gegen 15.00 Uhr im Friedwald.
Es war regnerisch, und es begann dunkel zu werden.
Ich habe eine Rede für einen älteren Menschen gehalten, dessen Frau wir würdig verabschieden wollten.
Ich hatte ihn schon im Vorgespräch ins Herz geschlossen, weil er mit viel Liebe über seine Frau berichtet hatte.
Du hast ihm angemerkt – die Trauer saß tief in ihm drin, und es fiel mir deshalb schwer auf professioneller Distanz zu bleiben, so dass ich die Fakten ordentlich zusammenbekam.
Ich hatte Glück, denn Gitta Hesse von der Alltagsbegleitung aus Basdorf half mir dabei, alles ins richtige Licht zu rücken.
Gestern nun, da war Gitta wieder an der Seite des trauernden Angehörigen.
Auf der anderen Seite saß Thorsten, der Chef der Alltagsbegleitung Basdorf.
Du kannst viel darüber schreiben, was ein Unternehmen alles vor hat, wie es hilfs- und pflegebedürftigen Menschen helfen will, was dazu gehört.
Das bleiben Worthülsen. Ich habe das nicht selten erlebt – in meiner langjährigen Tätigkeit, als jemand eben, der auf dem Blog viel über Pflege-und Hilfsdienste berichtet hat.
Gitta hatte ich anders erlebt, nämlich mit wieviel Engagement, wie liebevoll sie sich während des Vorgespräches um den Hinterbliebenen kümmerte.
Das war nicht gespielt, nein das war echt.
„Gitta ist ein Engel“, sagte der Angehörige zu mir.
Und zwar ohne, dass ich ihn dazu aufgefordert hatte.
Thorsten, der Chef von der Alltagsbegleitung, der war sich nicht zu schade, sich ebenfalls sensibel um den Angehörigen zu kümmern.
Als den Angehörigen die Tränen im Gesicht herunterliefen, da reichte Thorsten ihm ein trockenes und sauberes Taschentuch.
Kleinigkeiten?
Ja, aber ganz wichtige Zeichen dafür, wie Menschen nicht nur darüber reden, sich um andere zu kümmern.
Nein, es einfach tun.
Das hat mich berührt.
Danke, dass es solche Menschen gibt, dass es diese Begleitung im Alltag gibt.
Als ich nach der Trauerfeier aus dem Friedwald wegfuhr, da wusste ich, ich konnte nicht mehr viel tun für ihn.
Aber ich hatte das Gefühl, dass der Angehörige nicht allein war, in dieser so unglaublich schweren Stunde für ihn – die Alltagsbegleitung in Basdorf wird sich ja auch weiter um ihn kümmern.
Thorsten, Gitta, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – machen Sie genauso weiter – still, ohne viel Aufhebens, aber mit viel Empathie und Herz.
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ANNA BESUCHTE IHREN EHEMALIGEN ARBEITSPLATZ Klara fuhr nach Stralsund. Sie wollte es ihrer Mutter vorher nicht sagen. Sondern: Sie wollte - gemeinsam mit ihrem Bruder Lukas - zu Dr. Silberfisch. Sie wollten ihn um Rat fragen, was sie tun könnten wegen ihrer Mutter Anna, wie es weitergehen sollte, wie lange sie noch in ihrer Wohnung bleiben konnte, mit ihrer Demenz.
Die Praxis von Dr. Silberfisch stand bei Anna hoch im Kurs.
Das lag nicht nur am Arzt. Sie mochte ihn wegen seiner freundlichen Art und sie war schon viele Jahre Patientin bei ihm.
Nein entscheidend war: Dort wo die Praxis heute war, da war früher eine Apotheke, Annas ehemaliger Arbeitsplatz.
Für Anna war es schon deshalb ein Höhepunkt, wenn sie in die heutige Praxis gehen konnte.
Sie kannte sich dort immer noch gut aus.
Und Anna kam heute noch ins Schwärmen – bei dem Gedanken an ihren früheren Arbeitsplatz.
Sie fing gleich im Wartezimmer an zu erzählen, was dort früher war und wie die einzelnen Räume aufgeteilt waren.
„Und da oben, da haben wir immer Mittag gemacht, Schwester.“
„Ach ja?“, fragte Schwester Erika und verdrehte die Augen verstohlen zu ihrer Kollegin.
Anna wusste nicht, dass sich die Schwestern heute Praxishelferinnen nannten.
Und das störte sie auch nicht im Geringsten.
„Manchmal, da haben wir dort auch Kaffee getrunken und Kuchen gegessen“, fuhr Anna unbeirrt fort.
„Ach, das war schön.
Und die Kunden, die in die Apotheke hineinkamen, die mochten uns“, meinte sie.
„Frau Sturm, der Doktor wartet jetzt auf Sie. Bitte gehen Sie doch durch.“
„Ja, das mach‘ ich doch glatt.“
Anna war im Arztzimmer verschwunden.
„Sooo…“, sagte Schwester Erika – also die Praxishelferin Erika.
„Das hätten wir jetzt wieder. Na ja, wer weiß, wie wir mal werden.“
„Meinst du?“, fragte ihre Kollegin.
„Na ja“, seufzte Erika, „wer kann das heute schon wissen?“
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ANNA ZUM GEDENKEN (3) Anna konnte sich die Namen ihrer Freunde und Bekannten nicht mehr merken. Peter und Klara entschlossen sich, es positiv zu sehen und Anna dabei zu helfen, sich zu erinnern.
Anna rief an: „Es war schön gestern bei der Diamantenen Hochzeit.“
Anna hatte vergessen, dass Klara zur Arbeit gefahren war und dachte, sie träfe sie am Telefon an.
Jetzt musste sie mit ihrem Schwiegersohn vorliebnehmen.
„Hattet ihr denn auch Musik?“, fragte Peter.
„Ja, Berta hat aufgelegt.“ „Oh, Donnerwetter!“, staunte Peter und musste schmunzeln.
Aufgelegt – war das nicht ein Begriff, der längst vergangen war? Oder ist er gerade hip, wenn man an die heutigen Veranstaltungen denkt, wo der DJ auflegt?
Jedenfalls: Anna sprach und dachte modern.
Trotzdem: Wahrscheinlich war das ein ganz normaler Recorder, auf dem die Musik spielte und zwischendurch die CD’ s gewechselt wurden.
Und das tat eben Berta. Sie war die beste Freundin von Anna, schon von Kindesbeinen an, und so wusste Berta auch, welche Musik Anna mochte.
„Waren denn Gäste da, die wir kennen?“, fragte Peter weiter. Anna überlegte kurz und sagte: „Nein, keine.“
Da war er wieder, der Gedächtnisverlust. Peter und Klara kannten bestimmt über die Hälfte derjenigen, die dort Gäste waren.
„Wie heißt noch gleich die Tochter von Berta, ich komme einfach nicht drauf“, fragte Peter jetzt.
„Na, Cornelia, das musst du doch wissen?“, sagte Anna vorwurfsvoll.
Ja, Anna hatte Recht. Peter musste und konnte es wissen.
Anna konnte es im ersten Anlauf nicht wissen, dass es jemand war, den Peter und Klara kannten, und sie musste es vielleicht auch nicht mehr.
Wie sollte man das alles werten?
War es ein schlechtes Zeichen, dass Anna erst nach dem zweiten Anlauf auf die Namen kam?
Oder sollte man es so nehmen, wie es eben war.
Anna fiel es schwerer, auf die Namen von Freunden zu kommen, selbst auf die der engsten Freundin.
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ANNA ZUM GEDENKEN (2)
Anna hielt einen Werbebrief in der Hand, in dem ihr 8000 Euro Gewinn versprochen werden. Klara gelingt es nicht, Anna davon abzuraten, an die Firma eine Antwort zu schicken.
„Ich hab‘ da vielleicht wieder eine Aufregung“, sagte Anna.
Sie hatteKlara angerufen, eben wie immer täglich, gegen Abend.
„Was denn für eine Aufregung?“, fragte Klara. „Na, ich habe schon wieder 8000 Euro gewonnen.“
„Mutti, du hast nicht gewonnen. Das ist ein Werbebrief. Und wenn du weiter unten liest, dann siehst du, dass du die Chance hast, zu gewinnen. Eventuell. Aber das ist eher unwahrscheinlich.“
„Ich lese dir jetzt mal vor, was hier steht.“
Anna fing an, den Werbebrief vorzulesen: „Liebe Frau Sturm, freuen Sie sich! Sie haben gewonnen…
Schicken Sie die Antwort noch heute zurück, und: Vergessen Sie nicht, den beiliegenden Bestellschein auszufüllen… Sobald wir Ihre Rückantwort erhalten haben, sind Sie mit dabei – bei der großen Verlosung für den Hauptgewinn in Höhe von 8000 Euro…Also schicken Sie den Brief noch heute ab, liebe Frau Sturm.“
Klara hatte bis zum Schluss gewartet. Sie war dem Rat von Peter gefolgt und hatte ihre Mutter nicht unterbrochen.
Doch es fiel ihr schwer, ruhig zu bleiben, zuzuhören, nicht hineinzureden.
Doch nun platzte es aus ihr heraus: „Mutti, wir haben doch schon so oft darüber gesprochen.
Das ist ein Werbe-Gag. Du bist eine von Tausenden, die wie du diese Post erhalten haben. Der Brief erfüllt nur einen einzigen Zweck: Du sollst wieder eine Bluse bestellen, verstehst du das?“
„Ja, aber hier steht, ich habe gewonnen.“
„Mutti, jetzt zerreiß den Brief, und wirf‘ ihn in die Tonne!“
„Meinst du wirklich?“ „Ja!“
Klara konnte nicht mehr.
„Du erreichst nichts, wenn du auf diese Art mit deiner Mutter sprichst. Anna hat doch jetzt nur ein schlechtes Gefühl, weiß aber nicht so richtig warum und wird dir beim nächsten Mal gar nichts mehr erzählen.“
Peter versuchte Klara zu erklären, dass sie so nicht weiterkam.
„Du hast gut reden. Du redest ja nicht jeden Abend mit ihr.“
Klara war bedient.
Peter schwieg, vorsichtshalber.
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Heute ist ein stiller Tag, ein grauer, regnerischer, dunkler zudem.
Bei uns hier jedenfalls.
Ich habe gerade ein paar Worte des Gedenkens zum Tod von Lilo, meiner Schwiegermutter auf eine Audioaufnahme gesprochen.
Klara sagt: „Warum machst du dir diese Arbeit?“
Ja, das stimmt, diese Frage ist berechtigt.
Es kostet Zeit, Überwindung, die richtigen Worte zu finden und sie dann auch noch im richtigen Sprachduktus zum Ausdruck zu bringen.
Aber ich bin ja Trauerredner könnte man sagen.
Also muss ich es ja beherrschen, die richtigen Worte zur Würdigung eines verstorbenen Menschen zu treffen.
Vom handwerklichen Standpunkt aus ist das schon richtig.
Aber der Sinn, der dahintersteckt, der geht tiefer.
Wir erleben es oft, dass die Menschen sagen, sie würden nicht wollen, dass große Worte zur Verabschiedung einer Verstorbenen oder eines Verstorbenen gesagt werden.
Das ist natürlich zu respektieren und auch zu akzeptieren.
Doch ist es wirklich immer im Sinne der Toten?
Ich bin davon überzeugt: Ganz sicher nicht.
Selbst wenn es jemand nicht wollte, dass um ihn ein großes Getöse entsteht, vielleicht Worte gesagt werden, die so nicht stimmen könnten.
Ist es nicht geradezu unsere Pflicht, jemanden, den wir geliebt und verehrt haben, in unseren Herzen und Gedanken zu behalten?
Der Volksmund sagt: ‚Erst wenn du aufhörst, über einen lieben Menschen zu sprechen, dann hört derjenige auch auf zu leben.‘
Wenn wir uns aber seiner erinnern, ihn gut verabschieden und bei uns behalten möchten – in den Herzen und in den Gedanken – ja dann sollten wir ein paar Worte über ihn sagen, zur Verabschiedung – knapp vielleicht, aber immer würdig und wertschätzend.
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Geld regiert die Welt. Worte regieren sie auch.
Ich habe gerade wieder gehört, dass ein Kinderbuchautor ungeeignet für die Kommunikation in der Politik sei.
Das mag im Einzelfall stimmen, generell glaube ich aber, dass dies ein Vorurteil ist.
Warum?
Nun, weil gerade ein Autor mit einfachen Worten, klaren Sätzen komplexe Zusammenhänge verständlich darstellen kann.
Kurzum, jeder, der auf Menschen Einfluß nehmen will, der muss diese Kunst, dieses Handwerk beherrschen.
Luther hat zum Beispiel für die Übersetzung der Bibel in hohem Maße den umgangssprachlichen Wortschatz benutzt.
Man kann also schon sagen, dass das einfache Wort an richtiger Stelle den Leser oder den Zuhörer erreicht.
Das Wort muss so angelegt sein, dass es dem Gedanken die optimale Ausdrucksmöglichkeit bietet.
Was mich immer wieder verwundert, das ist die Tatsache, dass von der halben Million Wörter in unserem Sprachschatz nur wenig den Anteil an der Alltagssprache ausmachen.
Darunter sind solche Wörter wie: der, die, das, nicht, um zu, er, sie, es, hat, kein.
Ich habe das mal ausprobiert und eine Zeitung durchforstet.
Tatsächlich kommt man vielfach auf diese Wortgruppen.
Wichtig bleibt für mich, die Sätze so zu bauen, dass sie meinem Sprachduktus entsprechen und gut in Reden zur Wirkung kommen.
ES KOMMT NICHT DARAUF AN, WORÜBER DU SCHREIBST, SONDERN WIE DU ES SCHREIBST
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Anna lebt nicht mehr.
Es ist schwer, sich mit dieser Tatsache abzufinden.
Klara kann es noch nicht fassen, Laura nicht und ich auch nicht.
Aber es ist eine Wahrheit, die bitter und zugleich unumkehrbar ist.
Wir können also nur eine Brücke bauen, über die wir weiterhin zu ihr gelangen, sie bei uns bleibt– in unseren Herzen und in der Erinnerung.
Immer wieder habe ich über Anna geschrieben, kleine Geschichten, humorvolle Begebenheiten und auch bittere Erfahrungen.
All das gehörte zu Annas Leben und zum Leben unserer gesamten Familie.
Einige dieser Begebenheiten habe ich noch einmal durchgesehen, ein bisschen bearbeitet.
Aber im Grunde genommen sind die Erzählungen so geblieben, wie ich sie auch vor sieben Jahren begonnen habe aufzuschreiben.
Hier sind einige davon.
Sonntagabend.
Laura ist zu Besuch.
Peter versucht Laura zu erklären, warum Anna nicht mehr alles versteht.
Klara hatte noch einmal bei Anna angerufen. Sie wollte nicht, dass ihre Mutter nun vielleicht durcheinander war, weil Laura ihr am Telefon nicht richtig erklärt hatte, dass sie unverhofft aus Berlin zu Besuch gekommen war.
Es war für keinen leicht, mit der Demenz von Anna umzugehen. Nicht für Klara, für Peter nicht und auch nicht für Laura.
„Du musst mit Oma gehirngerecht kommunizieren.“
„Papa, was ist das für ein Quatsch?“, protestierte Laura.
„Ja, wahrscheinlich hast du Recht. Was ich damit sagen will: Oma kann nicht mehrere Informationen gleichzeitig verarbeiten. Das verwirrt sie.“
„Was meinst du?“, fragte Laura.
„Nun, du gehst an unser Telefon. Für Oma müsste jetzt Mama am Hörer sein. Stattdessen hört sie deine Stimme. Für sie wohnst du in Berlin.
Wir wiederum sind für sie gerade dort, wo sie jetzt auch anruft – im Dorf in der Nähe von Berlin. Also solltest du erst einmal sagen, dass du bei uns spontan zu Besuch bist, in Brandenburg.“
„Spontan zu Besuch?“, fragte Laura dazwischen.
„Das versteht sie doch erst recht nicht.“
„Aber stell dir vor, du würdest die Informationen per Rohrpost versenden – ein Satz folgt auf den anderen, und sie gehen alle in die gleiche Richtung.
Da kannst du ja auch nicht mit dem letzten Satz anfangen, sondern du schiebst den ersten Satz zuerst durch.“
„Na gut Papa, das ist mir zu blöd.“
Peter schwieg. Laura lag vermutlich richtig.
Er war eben auch nicht trainiert auf die Kommunikation mit demenzkranken Menschen.
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Freitagvormittag, ich sitze bei REWE in Basdorf.
Klara hat mir einen Cappuccino besorgt, so dass ich in der Ecke der Bäckerei an einem der Tische sitzen kann.
Das ist nicht ganz unwichtig, denn ansonsten wirst du von der Verkäuferin schräg angesehen, so unter dem Motto ‚wieso nimmst du anderen den Platz weg?‘
Diese Zeilen werden erst am Montag zu lesen sein, wenn die neue Woche bereits begonnen hat.
Da werde ich eine ganz andere Gemütsverfassung haben, eine, die eben zu Montag passt.
Jetzt, am Freitag, da bin ich anders drauf – es scheint alles ein wenig leichter, beschwingter, weil du das beginnende Wochenende spürst, bis ins Unterbewusstsein hinein.
Am Wochenbeginn habe ich mich entschlossen, wieder ins Fitness-Center zu gehen.
Ich habe damit lange gezögert, weil ich nicht geglaubt habe, dass ich so etwas wiederfinden werde, wie ‚MacFit‘ in Mitte.
Aber das war damals eine andere Situation.
Ich bin dort morgens ganz früh hingefahren.
Klara arbeitete noch und ich habe sie in ihr Büro gefahren und war dann anschließend zum Training unterwegs.
Nun habe ich wieder etwas gefunden, was mir viel Spass macht.
Die Atmosphäre im Trainingsraum ist gut und ich habe die Geräte, die mir gefallen für das, was ich will.
In der Regel gehe ich am Anfang zunächst auf das Laufband.
Ich laufe dort eine halbe Stunde.
Du kannst dann gut überlegen, was dir im Leben wichtig ist.
Du kannst auch Leute beobachten und versuchen zu ergründen, was sie so umtreibt.
Es ist nicht ganz unwichtig, das alles zu sehen, dir Gedanken zu machen und manches von deinen Beobachtungen auch hinterher aufzuschreiben.
Meine Gedanken schweifen ab und ich bleibe bei dem Gedanken hängen, warum ich mich so in das Schreiben hineinhänge?
Manchmal überlege ich, warum ich so viel schreibe, mir zusätzliche Arbeit aufbürde.
Ich kann darüber am besten an solchen Tagen darüber nachdenken, wo es leichter scheint, sich zurückzulehnen, zu grübeln, über das Leben, über das, was dir Spass macht.
Schreiben, das bleibt für mich eine Leidenschaft.
Klar, sie ist damit verbunden, dass du dich stets überwinden musst, den Stift in die Hand zu nehmen oder in die Tastatur zu hauen.
Schreiben bedeutet, sich ununterbrochen mit sich selbst auseinanderzusetzen.
Es ist ein Prozess der kontinuierlichen Selbsterfahrung.
Das Schreiben kann dich aus deiner eigenen empfundenen Isolation zu befreien.
Schreiben heißt: Das Gedachte und Gesprochene festzuhalten, es zu ordnen.
Und es bringt dich weiter auf deinem Weg, dich selbst zu finden, zu erkennen.
Klara kommt mit dem Einkaufswagen, und ich muss aufhören, auf der Tastatur des iPads herumzuhacken.
Ich staune immer wieder, wie wenig ich daran noch ändere – oft nur kleinere Schreibfehler.
Jetzt hat mich der Alltag wieder – die beste Möglichkeit, das Leben anzunehmen und zu genießen.
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Der große Zeiger bewegt sich auf fünf Uhr morgens zu, und ich sitze bereits seit einer guten Stunde am Schreibtisch.
Ich bewege den Bleistift auf dem Papier, fast unmerklich, ohne groß nachzudenken.
Ich merke, wie meine Gehirnzellen langsam ‚anspringen‘.
Und dennoch: Ich weiß nicht, was mich aus dem Bett getrieben hat.
Ist das etwa schon senile Bettflucht?
Warum habe ich mich nicht wieder umgedreht und habe einfach weitergeschlafen?
Ich weiß es nicht.
Auf jeden Fall treibt mich der innere Gedanke hoch, etwas Wichtiges zu verpassen, ja der Gedanke, dass ich die Aufgaben besser erledigen kann, wenn ich damit einfach früher beginne.
Ich stehe auf, gehe zur Balkontür, öffne sie.
Kalte Luft strömt herein.
Aus der Ferne höre ich, wie die S-Bahn vorbeirattert.
Das gibt mir das Gefühl, dass der Tag so langsam erwacht.
Was werde ich heute tun?
Gegen Mittag will ich ins Fitness-Studio gehen und mich weiter mit den einzelnen Geräten beschäftigen.
Ich bin noch unsicher, was sich dort alles befindet und wie ich die Übungen entsprechend aufbaue.
Auf jeden Fall habe ich schon mal die App mit der To-do-Liste freigeräumt und dort die ersten sechs Übungen eingetragen, die ich ausführen will.
Dazu habe ich ein Foto gepackt, zum Beispiel vom Rückenstrecker, damit ich das Gerät auch wiederfinde, wenn ich mit dem Training anfange.
Ich brauche immer eine Struktur, damit ich vorwärtskomme und effektiv die Zeit ausnutzen kann.
Nach dem Fitness-Training werde ich weiter an der Rede für nächste Woche arbeiten.
Ich lege den Bleistift aus der Hand und schaue auf das Blatt Papier vor mir.
Der Tag hält nichts Besonderes bereit, aber ich freue mich trotzdem auf ihn.
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Du kennst es: Du wachst morgens auf, und du willst dich am liebsten wieder gleich umdrehen, um weiterzuschlafen.
Dir kommt der vergangene Tag in den Sinn, mit dem vielen Stress, mit dem, was nicht gelaufen ist und du willst gar nicht, dass dieser neue Tag beginnt.
Doch dann ist da noch die andere Seite.
Ist es nicht ein neuer Tag, einer, der dir viel Schönes bringen kann?
Wie willst du dich entscheiden?
Liegenbleiben und vielleicht noch schlechtere Laune bekommen oder aufstehen und den Tag beginnen – mit Fröhlichkeit, mit Optimismus?
Ja klar, ich weiß.
Woher soll diese Art des Frohsinns kommen, morgens, kurz nach fünf Uhr.
Ich versuche mir vorzustellen, was ich alles schaffen kann, wenn ich so früh aufstehe.
Die Planung kann fertiggemacht werden.
Die Rede würde im Rohentwurf ein bis zwei Stunden weiter auf dem Schreibtisch liegen.
Ich könnte Sport machen, ins Fitness-Center gehen, ohne dass ich ein schlechtes Gewissen bekomme, dafür eigentlich keine Zeit zu haben.
Ich spüle mir als erstes ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht, benetzte den Nacken damit und schon werde ich munterer.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich am besten vorwärtskomme, wenn ich einfach eine Sache nach der anderen angehe – mich duschen, Tee kochen, Sprechtraining durchführen.
Jeder beginnt seinen Tag anders, aber in einem haben wir immer die Wahl.
Wir können schlechtgelaunt bleiben, weil die Probleme offensichtlich wieder ins Bewusstsein rücken.
Oder wir ignorieren diese Tatsachen nicht, aber wir freuen uns dennoch darüber, dass der Tag beginnt.
Wir sehen die Sonne aufgehen, es heller werden.
Wir freuen uns darüber, dass wir zu denen gehören, die sich sagen können: ‚Der frühe Vogel fängt den Wurm‘.
Und wir motivieren uns, indem wir gleich am Morgen an etwas sehr Schönes denken.
Mir fällt dann Krümel ein – wie ich mit ihr spiele, wenn sie mich mal wieder besucht und zu mir sagt: „Komm‘ Opa, gehen wir in unser Zimmer, spielen wir!“
Der Tag wird schön, weil ich es mir vornehme.
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05.00 Uhr. Ich wache auf, drehe mich um und schlafe weiter.
Ich versuche es jedenfalls.
Die Gedankenräder fangen an, sich zu drehen.
‚Steh auf Dicker, sei nicht so faul. Wenn du dich jetzt fertigmachst, dann kannst du 06.00 Uhr im Fitness-Center sein.“
Ich bin seit Montag in Bernau bei Clever-Fit angemeldet.
Ich habe lange gezögert, dort hinzugehen. Aber Klaras sagte zu mir: „Mach‘ das doch.“
Sie hatte noch in Erinnerung, wie gut ich drauf war, wenn ich aus dem Training kam.
Das ist nun schon wieder zwei Jahre.
Damals ging Klara noch arbeiten, und ich habe sie nach Mitte gefahren, bin dann umgedreht und in die Tiefgarage bei McFit gedüst.
Ich dachte, ich bekäme so ein gutes Sport-Center nie wieder.
Aber ich bin angenehm überrascht.
Es ist sauber, die Geräte sind neu, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter freundlich.
Das grösste Abenteuer für mich war die Anfahrt.
Ich musste durch die Baustelle durch, rauf ins Parkdeck und dann wieder eine steile Treppe hinuntersteigen.
Sie war zugemüllt mit Papierresten.
Ganze LKW- Ladungen von Zigarettenkippen schienen sich in den Treppennischen festgekrallt zu haben.
‚Rettet das Klima‘, werden wahrscheinlich einige von denen sagen, die im Dunkeln die Kippen weghauen.
Naja, ich will nicht meckern.
Als ich in die Tür zum Fitnesscenter hineingegangen bin, da habe ich mich schnell umgezogen und bin anschliessend schnurstracks auf die Laufbänder zugesteuert.
Ein älterer Herr grüsste mich vom Laufband herunter.
„Guten morgen“, habe ich erwidert.
„Wieso hat der mich zuerst gegrüßt?“, habe ich beim Frühstück Klara gefragt.
„Naja, so durchdringend, wie du guckst, da wird dem nichts anderes übriggeblieben sein“, antwortete sie leicht schnippisch.
„Nein, das ist meine natürliche Autorität“, habe ich ihr geantwortet.
Klara hat da geschwiegen.
Ich habe dreißig Minuten auf dem Laufband ausgehalten.
Danach bin ich noch an verschiedenen Geräten gewesen, zum Beispiel der Bizepsmaschine.
Nach anderthalb Stunden war Schluss.
Ich habe mir noch schnell etwas Sprudel mit Zitronengeschmack in die Flasche gefüllt und sie auch gleich zum Trinken angesetzt.
Herrlich, eine gute Sache, und kostenlos dazu.
Ich bin voller Adrenalin aus der ‚Mucki-Bude‘ gesprintet, bin die dreckige Treppe zum Auto hochgestapft und habe mich oben angekommen ins Auto fallen lassen – ausgepowert, aber voller Stolz.
Das eine ist das Training für die Muskeln, das andere die mentale Energie, die du während der Übungen bekommst.
Auf dem Bildschirm lief ein kleiner Film, während ich mich auf dem Laufband abstrampelte.
Es war eine Bahre aus Zink zu sehen und darauf lag ein Mensch, zugedeckt mit einem weißen Tuch.
„Irgendwann landen wir hier alle“, leuchtete ein Spruch auf.
„Doch bis dahin sollten wir noch einiges tun!“
Ich nickte stumm und lief auf dem Band automatisch schneller.
Später bin ich im Gymnastikraum auf die Knie gefallen und habe dabei geächzt, wie ein alter Sack.
Die junge Frau, die mit im Raum war, schaute mitleidsvoll zu, wie ich mich quälte.
„Ich muss fit sein, wenn meine Enkelin kommt und sagt: ‚Komm‘ Opa setz‘ dich auf den Fußboden. Wir wollen spielen.‘ Dann komm‘ ich wenigstens runter“, erklärte ich ihr.
Sie schmunzelte und nickte.
‚Das Leben ist schön‘, sagte meine innere Stimme, als ich mich zum nächsten Gerät schleppte.
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Wenn du erleben willst, was Freunde erreichen, wenn sie einer gemeinsamen Leidenschaft nachgehen, nämlich der Musik, und wenn du dann noch sehen willst, wie sie das alles auf der Bühne umsetzen, ja, dann bleibt dir nicht viel – du musst einfach zu ihren Konzerten gehen.
Aber der Reihe nach:
„Willst du am Samstagnachmittag mit ins Konzert gehen?“
„Wieso?“, fragte ich knapp.
Ich wollte nicht.
Karsta wusste das. Und ich wusste, dass sie es wusste.
Wenn sie also trotzdem fragte, dann war es ihr wichtig.
„Du, da spielt die Band von Christines Mann, in einer kleinen Kirche.“
Klara wusste, dass ich diese Worte nicht so einfach ignorieren würde.
Immerhin war es Karstas Freundin Christine, die diese Einladung ausgesprochen hatte.
Christine, Simone und Karsta – das waren ehemalige Arbeitskolleginnen, die sich regelmäßig zum Kaffee trafen.
Sie haben Jahrzehnte zusammengearbeitet, kannten sich und waren Freundinnen.
Klara ist fasziniert von der Tatkraft, die Christine immer noch ausstrahlt, davon, wie sie Menschen zusammenbringt und Freundschaften und Familie zusammenhält.
Ich bewunderte sie ebenfalls für ihre Energie, ihre Herzlichkeit, mit der sie Menschen begegnete.
Also kam ich gar nicht drumherum wenigstens zu brummen:
„Ich überleg‘ mir das mal.“
Schließlich hatte ich einen Tag davor zwei Reden zu halten – eine ganz früh und die andere am späten Nachmittag.
Und ich wusste: Danach war ich ‚platt‘ und wollte am liebsten nur noch auf der Couch liegen, meine Zettel am Schreibtisch von links nach rechts schieben, Krümel anrufen und am Telefon abwarten, bis sie mich fragt: ‚Opa, kannst du mir was von der Scheune erzählen?‘
Aber nun sollte ich mich am Samstagnachmittag aufmachen, nach Mahlsdorf fahren, mich auf einen Stuhl setzen und der Dinge harren, die ich gar nicht kommen sehen wollte.
„Ich hab‘ keine Lust“, sagte ich noch zu Karsta, während ich ächzte und meine Schuhe anzog.
‚Sport wäre jetzt besser‘, dachte ich im Stillen.
Aber hätte ich den jetzt gemacht? Auf keinen Fall!
„Ich wusste, dass du das sagst“, hörte ich, während ich noch damit beschäftigt war, die Schnürsenkel zweimal zuzumachen.
Karsta verteidigte jetzt ihre Freundin, denn sie wusste, dass Christine sie niemals einladen würde, wenn es nicht etwas ganz Besonderes wäre.
Das wusste ich auch.
Also opferte ich mich und ließ das auf mich zukommen, was ohnehin unabwendbar schien.
Wir kamen in Mahlsdorf an, in der Schrobsdorffstraße, nicht ohne uns einmal verfahren zu haben.
Aber wir konnten direkt vor der kleinen Kirche halten.
Kein Wunder – wir waren ja auch schon kurz vor halb drei Uhr vor Ort.
Auf dem Nachbargrundstück war am Toreingang ein kleiner weißer Hund, ich glaube ein Westi.
Er schaute uns so neugierig und zugleich freundlich an, dass ich mir dachte:
„Naja, einer freut sich schon mal, dass er uns sieht.“
„Hör mal, drinnen probt die Band schon“, sagte ich zu Karsta.
„Ich hör‘ nichts antwortete sie“.
Eigentlich war ich aus der Marinezeit der Hörgeschädigte, aber was ich wollte, dass hörte ich immer noch.
Die Zeit verging schnell, es kamen Leute, die gleich durch das Tor zur Tür gingen.
Jetzt entstand eine Atmosphäre, die leicht spannungsgeladen war und damit einherging, dass du anfängst, dir die richtigen Fragen zu stellen: ‚Wo wollen wir sitzen? Wo hörst du gut, kannst gut sehen, fällst aber nicht gleich auf?‘
Es ging los, die Eingangstür öffnete sich und die Schlange rückte dichter zusammen.
Wir standen ziemlich weit vorn.
Als wir reingingen, da rief Christine gleich nach Karsta, zog sie zu sich und umarmte sie.
Sie umarmte mich ebenfalls und ich fühlte mich sofort herzlich willkommen geheißen, schämte mich im Stillen dafür, dass ich so lustlos dahingegangen war.
Wir begaben uns auf die Plätze, so ziemlich in der Mitte des Raumes, direkt an das Ende, da wo die Heizung stand und ich meinen Arm drauflegen konnte.
„Hast du schon das Geld gespendet?‘, fragte ich Karsta.
‚Nein, ich geh‘ gleich hin‘, sagte sie.
Da wussten wir noch nicht, dass die Spenden erst am Ende des Konzerts erfolgen sollten, quasi beim Rausgehen.
‚Heimspiel für Blau-Weiß‘, das stand auf der Einladung.
Also würde es wohl darum gehen, diesen Verein zu unterstützen.
‚Jungpioniere‘, wie wir nun mal waren, da stürmte Karsta noch vor Beginn an die Kasse und gab ihre 30 Euro ab.
Später, als das Konzert zu Ende war, da habe ich noch einmal 20,00 Euro hineingelegt.
Es war mir zu peinlich, einfach so aus der Tür zu gehen, und nichts mehr hinzuwerfen.
So, als hätten wir gar nicht gespendet.
Außerdem war es ja für einen guten Zweck und dafür war uns das Geld nicht zu schade.
Der Saal füllte sich, und ich glaube, es waren alle Plätze besetzt.
Irgendwie war es gemütlich.
Die Decke aus Holz strahlte Wärme aus, vorn war mit kleinen Holztäfelchen der Tag und die Uhrzeit der Veranstaltung angebracht.
Draußen, wenn du reinkamst, da war im Vorraum eine Plane aufgehängt, auf der das Logo der Band zu sehen war.
Das waren die kleinen Details, die das Ganze ‚rund machten.‘
Die Technik war aufgebaut, alles sah perfekt organisiert und vorbereitet aus.
Ich wusste aus Erzählungen von Karsta, dass Christines Mann für die Technik zuständig war und wieviel Arbeit dahintersteckte.
Am Schluss hat sich die Band bei Peter und Sebastian für die Arbeit im Hintergrund bedankt – das fand ich klasse.
Allein die Lichtausstattung war schon eine Qualität für sich.
Es ging los und im Saal gab es verhaltenen, eher höflichen Beifall.
Aber dann legte die Sängerin los, Nicole.
Wir kannten sie schon aus den vergangenen Jahren von den Auftritten in einem Chor, indem sie uns schon mit einzelnen Soloauftritten zwischendurch begeistertet hatte.
Uns war klar, die Sängerin war sicherlich eine Bereicherung für die Band.
Als sie mit dem ersten Titel zu Ende war, da brandete Beifall auf und die Atmosphäre lockerte sich, so mein Eindruck.
Die Band wurde auch lockerer.
Wolfgang, der von mir aus ganz links in die Tasten haute, der überzeugte mit seinem virtuosen Handling.
Aber was verstehe ich als Laie schon davon. Es war mein persönlicher Eindruck.
Ich glaube, die anderen Zuschauer sahen es aber auch so.
Und als er dann sagte: „Ich komm‘ ja nur einmal ans Mikrofon und dann will ich das auch nutzen‘, da hatte er die Lacher auf seiner Seite.
Thomas sang später ein Herbstlied – wunderbar.
Die Namen der einzelnen Bandmitglieder kannte ich erst, nachdem sie am Schluss von der Sängerin vorgestellt wurden.
Ulli mit dem kleinen schwarzen Hut, er sang und spielte klasse.
Sein Lied über Mahlsdorf-Süd kam zum Schluss gut an, besser, die Zuschauer tobten.
Andrè, dem Schlagzeuger, dem merkte man die Leidenschaft ebenfalls an, mit der er spielte.
„Der Schlagzeuger ist gut“, flüsterte ich Karsta zu.
„Drummer“ heißt das, gab sie zurück.
Naja, dann eben so.
Aber er konnte auch gut Mundharmonika spielen.
Überhaupt: Du hast allen angemerkt, wie viel Freude sie am Musizieren haben, mit welcher Leidenschaft sie das tun und dieser Funke springt einfach über.
Ich habe zum Schluss sogar mitgeklatscht und geschunkelt.
Karsta wollte nicht recht mitmachen.
Sie ist da eher zurückhaltend, eben norddeutsch geprägt.
Ich merkte ihr trotzdem an, dass sie begeistert war.
Als der Mann vom Verein seine Rede hielt und Spenden für einen Kunstrasen bat, da habe ich für ihn mitgeschwitzt.
Er sprach zu schnell, zu leise, verhaspelte sich.
Aber das war egal, denn er wollte einen Kunstrasen für seinen Verein, für die über 700 Mitglieder, darunter viele Kinder, und deshalb wollten wir auch, dass sie den Rasen bekamen.
Das alles rausgerissen hat seine Partnerin, die allen Bandmitgliedern eine blau-weiße Pudelmütze – mit den Vereinsfarben also – schenkte, die diese dann auch beim letzten Lied aufsetzten.
Als Sängerin Nicole zum Schluss den Titel ‚Stand by me‘ sang, auf ihre ganz persönliche Weise, da hat das mein Herz berührt und das der anderen wohl auch, denn der Saal tobte.
Ja, was kann ich sagen?
Mit ‚gebremstem Schaum vor dem Mund‘ hin gegangen, ohne große Erwartungen.
Herausgekommen voller toller, beschwingter Gefühle, begeistert.
Ich habe mir auf diesem Blog vorgenommen, über das Alltägliche zu schreiben, das Banale, einfach das, was uns ausmacht in unserem Leben und was der Tag aus uns macht.
Dieser Samstagnachmittag hat uns glücklich gemacht.
Danke Christine für die Einladung!
Danke an die Band – von links nach rechts von meinem Platz aus gesehen- Wolfgang, Thomas, Ulli, André, Nicole.
Und danke an Peter und Sebastian, die Könner im Hintergrund.
Vielleicht nicht gleich, aber irgendwann werden wir noch einmal hingehen und uns dann schon vorab freuen, wenn wir Karten bekommen
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Krümel, meine kleine Enkelin, sieben Jahre alt, hat mir eine Lektion erteilt, in Sachen Kommunikation.
Was war passiert?
Wir waren kurz davor, Krümel wieder zu ihrer Mama zu bringen.
Während Klara und ich bereits am Auto standen, war Krümel noch einmal auf den Spielplatz gestürmt und auf die Rutsche geklettert.
Eine Frau trat an sie heran und fragte sie, ob sie daran beteiligt gewesen wäre, ihre Kürbisse zu zerstören, die auf der Terrasse aufgestellt waren.
Klara hatte noch Tage zuvor zu mir gesagt: „Schau mal, wie schön!“
Wir konnten uns dazu freuen, wenn Menschen sich mit Hingabe, Leidenschaft und Kreativität daran machten, die Umgebung zu verschönern.
Nie im Leben kämen wir darauf, dass jemand so etwas mutwillig zerstören würde.
„Nein, das war ich nicht“, hatte Krümel also leise auf die Frage geantwortet, leise zwar, aber deutlich genug.
Ich sprach die Frau an und wollte wissen, warum sie sich an unsere Enkelin gewandt hatte.
„Ihre Enkelin wurde gesehen, dass sie die Kürbisse kaputtgemacht hat, die wir aufgestellt haben“, antwortete die Frau dem Sinn nach.
Ich war entsetzt.
Krümel sollte mutwillig Kürbisse zerstört haben?
Es konnte gar nicht so sein.
Warum nicht?
Nun, weil wir an dem benannten Donnerstag vormittags zum Pilze sammeln im Wald waren.
Nachmittags dann war ich am Schreibtisch, Krümel hat neben mir Blätter Papier aus dem Drucker genommen, sie bemalt und dabei vor sich hingesungen.
Später ist sie zu Klara gegangen, hat beim Kuchen backen mitgeholfen und versucht, für Klara Rezepte auf kleine Zettel zu kritzeln. Danach hat sie sich einen Trickfilm angeschaut.
Sie war also gar nicht mehr unten, zumal wir sie ohnehin nicht allein auf den Spielplatz lassen würden.
Dafür kannte sie hier niemanden und unsere Angst war viel zu groß, dass etwas passierte.
Nun mischte sich der Partner der Frau ein.
Er nickte und bestätigte, dass Krümel beobachtet worden sei.
Nachbarn hätten sie gesehen. Von einem gut sichtbaren Platz aus.
Auf meine Frage hin, wer das sei, und ob diese Nachbarn sich nicht bei uns melden könnten, bekam ich keine Antwort.
Es blieb im Verborgenen, anonym.
Ich war darüber noch mehr empört, mein Herz schlug bis zum Hals.
Meine Stimme wurde lauter, und dass, obwohl ich ohnehin schon laut sprach.
„Seien Sie doch nicht so aggressiv“, entgegnete mir der Partner der Frau.
Er hatte recht mit seinem Vorwurf, dass ich zu laut wäre.
Ich meinte es sein zu dürfen, weil ich mich ungerecht behandelt fühlte.
Zum Schluss aber, habe ich mich noch für meine Lautstärke entschuldigt, und er hat das akzeptiert.
Was blieb im Raum?
Uns wurde vorgeworfen, dass unsere Enkelin an einer Tat beteiligt gewesen wäre, die wir selbst verurteilen würden, ja es einfach widerwärtig fanden, dass so etwas überhaupt geschehen war.
Auch wenn es vielleicht als kleiner ‚Dummen-Jungen-Streich‘ oder in diesem Fall ‚Mädchen-Streich‘ abgetan worden wäre – das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen.
Ich hätte das schon alles gern aufgeklärt.
Unsere Enkelin konnte es nicht gewesen sein, einfach, weil sie nicht unten war.
Doch – wer war es dann?
Und wieso konnte jemand behaupten, dass es unser Krümel war, die siebenjährige, die lieber im Hintergrund blieb?
Ich war traurig und es fiel mir schwer, mich in den Griff zu bekommen.
Das war meine Achillesferse in dem Moment.
Denn auf den ersten Blick, da hat derjenige, der lauter wird, nicht Recht, im Gegenteil.
Aber wie sah nun der zweite Blick aus?
War es redlich und fair, dass Nachbarn einfach behaupten konnten, dass Krümel mit beteiligt war, ohne dass sie einen Beleg vorlegten?
War es nicht vielmehr so, dass sie sich geirrt und Krümel ganz sicher mit jemand anderem verwechselt hatten?
In dem hitzigen Disput, als die Frau schließlich sagte: „Das bringt doch hier alles nichts“, da entstand bei mir der latente Eindruck von dem, was sie dachten.
Und zwar: „Wir wissen schon, dass Ihre Enkelin mitbeteiligt war, wir können es nur nicht nachweisen!“.
Da zeigte ich als Erwiderung nicht wirklich Größe.
Nein, es war Krümel, die das an meiner Stelle tat.
Sie hob ihr Ärmchen, meldete sich, so, als sei sie in der Schule.
Die Frau erteilte ihr durch ein kurzes Nicken das Wort.
Mein Gefühl war, sie dachte, Krümel würde es nun nicht mehr aushalten und zugeben, dass sie mitbeteiligt war.
Doch Krümel sagte mit leiser Stimme und etwas stockend:
„Aber wenn ich es nicht war, und ein anderer sagt, dass ich es war, dann hat der ja gelogen, oder?“
Die Frau nickte kaum merklich, so jedenfalls meine Wahrnehmung.
Wir sind danach gegangen, ins Auto gestiegen und sind losgefahren.
Auf der Fahrt hat Krümel mich zur Rechenschaft gezogen:
„Opa, du warst viel zu laut! Die Frau hat mich nur gefragt, ob ich daran beteiligt war.
Und als ich ‚nein‘ gesagt habe, da hat sie nichts mehr gesagt.“
Ich schwieg und klammerte mich verbissen ans Lenkrad.
Ich war noch zu aufgewühlt – einmal, weil jemand behauptete, Krümel hätte etwas getan, was sie doch zweifelsfrei nicht getan hatte.
Ich kam mir vor, als hätte mich jemand mental aus dem Hinterhalt angegriffen, ohne selbst aus der Deckung kommen zu müssen.
Aber Krümel sagte: „Opa, du kannst nicht so laut sein, du bist nicht der Anführer der Welt!“
Ich war verblüfft, zunächst.
Doch dann musste ich schmunzeln.
Sie hatte wirkliche Größe bewiesen.
Krümel war nämlich ruhig geblieben, hatte klar gesagt, was sie dachte.
Sie hatte mehr Mut, mehr Gelassenheit bewiesen, mit einer schwierigen Situation umzugehen, als ich, ihr 65 Jahre älterer Opa. .
Über fünf Jahrzehnte hatte ich an Hochschulen studiert und gelehrt, war Manager und Coach in mittelständischen Unternehmen gewesen.
Meine siebenjährige Enkelin jedoch, die hatte mir gezeigt, wie wirklich gute und respektvolle Kommunikation aussehen kann, obwohl gegen sie solch ein Vorwurf erhoben wurde, den ich nur schwer ertragen konnte.
Krümel – bitte entschuldige, dass ich in der Situation kein Vorbild für dich war.
Aber du warst es für mich.
Ich werde künftig von dir lernen, ruhig zu bleiben, das Für und Wider sachlich auszutauschen und so der Wahrheit ein Stückchen näher zu kommen.
Krümel, ich bin unendlich stolz auf dich, Opa.
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Die neue Woche hat begonnen und es ist wieder Ruhe eingezogen.
Am Samstag hatten wir Krümel bei uns und es ging turbulent zu – wie immer eben.
Bevor ich Laura und die Kleine abholen konnte, musste ich noch in die Werkstatt, um die Räder von ‚Sommer auf Winter‘ umstellen zu lassen.
Wir sind Samstagmorgen ungewöhnlich früh aufgestanden und ich bin gegen 07.00 Uhr in Richtung Autohaus gefahren.
Es war ein Reinfall: Die Winterräder waren nicht aus dem Lager geholt worden und so musste ich wieder unverrichteter Dinge abfahren.
Von da aus ging es direkt zu Krümel.
„Opa, du bist so ruhig“, sagte die Kleine, als sie bei mir hinten im Auto saß.
„Ja, ich bin traurig“, antwortete ich.
„Warum Opa?“.
Krümel gab nicht nach.
„Ach weißt du, ‚Jeepy‘ sollte neue Schuhe bekommen und die waren nicht fertig“, sagte ich und hatte nicht daran gedacht, dass Krümel ja schon ein Schulkind war, immerhin.
„Opa, ‚Jeepy‘ hat keine Schuhe. Wir haben Schuhe an.“
Und um es zu demonstrieren, hob sie ein Bein an, damit ich sah, was sie unter Schuhen verstand.
Ich nickte und sagte: „Du hast recht, Opa, der Dussel hat die Winterreifen mit den Schuhen von Menschen verwechselt.“
„Hm, das hast du“.
„Aber Opa, du musst nicht traurig sein, ich weiß das und du kannst mich immer fragen, ja Opa?“
„Ach, Krümel, du glaubst nicht, wie froh ich bin, dass du da bist und jeden Tag etwas mehr von der Welt weißt.“
Krümel war zufrieden, nickte und fragte: „Können wir Musik anmachen?“
Wenig später ertönte der Titel: ‚Dein Casanova liebt dich nicht‘.
Es war der Lieblingstitel von Krümel und sie sang nun mit ihrer leisen Stimme mit.
Ich sah in den Rückspiegel und erkannte, dass Krümel in dem Moment glücklich war.
Sie musste sich nicht überwinden, wegen etwas glücklich zu sein.
Sie war es einfach, wenn sich die Gelegenheit in ihren Augen dazu ergab.
‚Unsere Kleinen sind die besten Alltagsphilosophen‘, und ich war auch wieder mit meiner Welt im Einklang, selbst, wenn ich in der nächsten Woche erneut in die Werkstatt muss, um die Reifen wechseln zu lassen.
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mittwochs…
So langsam finde ich mich wieder in meine ‚Alltagsrolle‘ rein.
Die Bilder vom Wochenende, der Trauerfeier für Anna, sie verblassen ein wenig.
Mir ist das recht, denn du kannst nicht arbeiten, wenn du ständig daran denken musst.
Gestern war ich bei einer Familie, die sehr liebevoll über ihre Mutter, Schwiegermutter, Oma, Uroma erzählt hat.
Es ist dann schön, wenn es nicht bei Worthülsen bleibt, sondern aus den Details kleine Geschichten geformt werden können.
Das ist meine Erfahrung – wenn du etwas erzählen kannst, was die Zuhörer fesselt, sie vielleicht selbst in die Zeit, über die gesprochen wird, zurückversetzt, ja dann hast du dein Ziel erreicht.
Erinnerung läuft nicht über Worthülsen, sondern nur darüber, dass du Situationen beschreibst, Verhaltensweisen, nicht vergisst, humorvoll zu erzählen.
Morgen hat Krümel Geburtstag. Sie wird sieben Jahre alt.
Ich kann es nicht fassen, wie die Zeit an uns vorbeigerauscht ist.
Am Samstag kommt sie zu uns, mischt die Wohnung auf, bringt vieles durcheinander, sodass wir danach erschöpft in unsere Sessel fallen.
Fertig mit der Welt, körperlich und mental, aber glücklich.
Auf geht’s, es gibt viel zu tun.
Der Mittwoch wird schön….
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So langsam komme ich wieder rein, in den Alltag.
Es ist doch bekloppt – ich bin 72 Jahre alt, Rentner also, und ich agiere und denke, als wäre ich voll in das Berufsleben integriert.
Irgendwie stimmt es ja auch.
Denn ich arbeite als Trauerredner, muss die Gespräche mit den Hinterbliebenen führen, die Reden ausarbeiten, trainieren, dass ich sie möglichst gut rhetorisch am Tag der Trauerfeier rüberbringen kann.
Das alles hält mich ja auch fit.
Klar, ich will noch ein bisschen Geld zur Rente hinzuverdienen.
So üppig ist die ja nun auch nicht.
Aber das ist längst nicht mehr der Hauptgrund, warum ich überhaupt noch arbeite.
Vielmehr ist es für mich wie ein Luxusgut, das ich pflege und hege.
Denn, du bleibst im Gespräch, du kommunizierst, diskutierst, schreibst, verwirfst wieder und setzt erneut an.
Am Tag der Rede schließlich musst du zu hundert Prozent bei der Sache sein, damit es für die Hinterbliebenen ein emotional und inhaltlich nachhaltiges Erlebnis wird und auch bleibt.
All das motiviert mich, spornt mich an und dann kann ich nicht darüber nachdenken, wie alt ich eigentlich bin.
Der Vorteil für mich besteht darin, dass ich mir die Aufträge schon ein wenig aussuchen kann, nicht auf das Geld angewiesen bin.
Das gibt dir das Gefühl, frei zu sein, einfach reich zu sein, auf deine Weise natürlich.
Nur mit dem Sport, dem sich fit halten, da muss ich noch eine Schippe drauflegen.
Aber das passiert auch noch.
Na dann, auf in den Dienstag, dem besten Tag – für heute jedenfalls.
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WAS VOM TAG HÄNGENBLEIBT (11)
montags…
Es ist kurz nach sechs Uhr.
Ich habe mich mehr hochgequält, als dass ich freudig aus dem Bett gesprungen wäre.
Ich fühle eine gewisse Leere in mir, weiß nicht so recht, was ich mit mir anfangen soll.
Und trotzdem: Ich bleibe auf, rasiere mich, versuche munter zu werden.
Wir sind seit Samstag zurück von Rügen und ich bin noch nicht wieder so richtig in meiner eigenen Welt angekommen.
Zu einschneidend war die Trauerfeier am Freitag für Anna, meine Schwiegermutter.
Ich hatte mich gut vorbereitet – hatte die Sprechmuskeln mit dem Korken trainiert, kannte die Stellen, wo ich eine Pause machen wollte, wusste, was ich rhetorisch ausbauen musste.
Dennoch: Gleich zu Beginn bekam ich einen kleinen ‚Heulkrampf‘, musste schluchzend anfangen.
Ich hätte mich verfluchen können, aber es kam irgendwie über mich.
Dann hatte ich mich im Griff und konnte sogar die humorvollen Stellen mit dem nötigen Sprachduktus rüberbringen.
Klara sagte, dass es gut gewesen sei. Sie war Annas Tochter, und nur sie konnte so etwas sagen.
Beruhigte mich das?
Naja, ein wenig.
Aber vielleicht hatte sie recht mit dem, was sie meinte, nämlich, dass alles andere ein wenig zu kalt rübergekommen wäre.
Laura hat die Rede aufgenommen und ein Video davon erstellt.
Wir haben es zwei Trauergästen geschickt, die aus gesundheitlichen Gründen nicht kommen konnten.
Ansonsten will ich nicht, dass die Rede verbreitet wird.
Das ist etwas sehr Familiäres, ja fast schon Intimes und so soll es auch bleiben.
Jetzt muss ich wieder in meinen Alltag reinkommen.
Ich habe heute extra keine Termine vereinbart.
Erst morgen muss ich wieder los, zu einem Vorgespräch für eine Rede.
Heute kann ich noch ein wenig herumplanen.
Klara sagt, es wäre nicht gut, selbst wenn ich nur für ein paar Tage weg wäre.
Ich würde dann zu lange brauchen, um wieder in den Alltag reinzukommen.
In jedem Fall: Ich sitze schon mal am Schreibtisch, die Gehirnzellen beginnen zu arbeiten und ich schaue aus dem Fenster, sehe, wie der Morgen graut.
Naja, ich hoffe, mir graut heute nicht, sondern es wird ein guter Wochenanfang.
Ich denke an Krümel, habe ihr eine kleine Sprachnachricht geschickt, damit sie mal wieder meine Stimme hört und sich freut.
Irgendwie freue ich mich wahrscheinlich mehr, denn ich habe Sehnsucht nach der Kleinen.
Sie fehlt mir. Ich muss mal wieder mit ihr herumtoben, singen, Quatsch machen, einfach wissen, dass das Leben schön ist.
Das wird schon….
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samstags... Wir sind wieder zu Hause angekommen. Es waren drei turbulente Tage und hochemotional dazu. Die Rede für meine Schwiegermutter ist gelungen, und dennoch: Am Anfang hatte ich Mühe, meine Tränen zu unterdrücken und die Stimme in den Griff zu bekommen. Aber ich habe es geschafft. Das war mir wichtig, sehr wichtig...
freitags.... Heute Mittag habe ich die große Rede, um Klaras Mutter ein letztes Mal zu würdigen und zu verabschieden. Ich bin darauf gut vorbereitet, Ich habe tagelang an den Sätzen gefeilt, überlegt, was ich aus dem Leben von Anna erzähle. Heute kommt es darauf an, die innere emotionale Spannung auszuhalten und gut zu sprechen. Das werde ich schaffen, weil es meine Art sein wird, Anna danke zu sagen.
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mittwochs…. Mein innerer Schweinehund leistet mal wieder erbitterten Widerstand Ich bin gegen fünf Uhr aufgewacht. ‚Wolltest du nicht aufstehen?‘, fragte meine innere Stimme. ‚Nein!‘, antwortete ich und drehte mich im Bett auf die andere Seite. Ich versuchte wieder einzuschlafen, drückte die Augen ganz fest zu, so als ob das helfen würde. ‚Ich denk‘, du wolltest dir jetzt die Männer und Frauen vom Ironman zum Vorbild nehmen und möglichst viel und regelmäßig Nordic Walking betreiben?‘ Ich konnte die innere Stimme nicht abschütteln. ‚Jetzt stell‘ dir vor, du bist unten im Park am Teich angelangt und Glücksgefühle kommen in dir hoch‘, schmeichelte die Stimme weiter. Ich sah mich nun tatsächlich am Teich. Regentropfen klatschten in mein Gesicht, ich trat in Pfützen und war nicht gut gelaunt, von Glücksgefühlen konnte ja nun schon gar keine Rede sein. Ich rollte mich noch fester in die Decke ein und versuchte an etwas Schönes zu denken. Es gelang nicht. ‚Wenn du jetzt wirklich aufstehst, dein Sportzeug anziehst und losläufst, ja dann bist du ganz weiter vorn in deiner mentalen Motivation für den Tag. Du kannst danach weiter an der Rede arbeiten, Klara zum Einkaufen fahren.‘ Ich schob meine Bettdecke beiseite, drehte die Beine heraus und stand urplötzlich. ‚Na bitte, geht doch!‘, lobte die Stimme. ‚Schnauze‘, murrte ich und lief schlechtgelaunt ins Bad. Dann ging alles von allein, fast von allein. Ich zog mich an, setzte die Kopfhörer auf, steckte das Handy an der Seite in die Tasche und begab mich nach unten, in den Keller. Dort standen meine Laufschuhe. Ich stellte zunächst den blauen Klappstuhl raus, setzte mich darauf und zog die Hausschuhe aus. Nun musste ich mich erheben, umdrehen, einen Fuß auf die Kante des Stuhls stellen, um die Schnürsenkel des Laufschuhs festzuzurren. Ich ächzte und verfluchte mich innerlich. Dann nahm ich die Stöcke in die Hand und marschierte zur Haustür hinaus. Es regnete stark, und so stülpte ich die Kapuze des Überziehers über den Kopf. Jetzt lief ich los und war nicht mehr aufzuhalten. Als ich unten am Teich angekommen war, da überkamen mich keine Glücksgefühle, nein. Aber ich musste innerlich schmunzeln – ich hatte meinen größten persönlichen Feind, den inneren Schweinehund mal wieder besiegt.
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dienstags… ‚HEUTE IST DER BLAUE MÜTZENBEZUG DRAN‘ Es ist kurz nach fünf Uhr. Mein erster Arbeitsschritt gilt dem Kalender. Ich muss ihn auf ‚Oktober‘ drehen. Schon wieder also ist ein Monat vorbei. ‚Morgen ist der blaue Mützenbezug dran‘, habe ich gestern Klara erklärt. Sie schmunzelt nur darüber, denn sie weiß, dass ich das jedes Jahr sage. Das ist so drin bei mir – wenn du viele Jahre bei der Marine gedient hast, ja dann legst du das nicht mehr ab. Und so weiß ich, dass ab dem ersten Dezember die blaue Mütze weggelegt wurde und die Pelzmütze kam. Im Frühjahr, im März, da kam wieder die Schirmmütze mit dem dicken goldenen Rand und dem blauen Mützenbezug und ab Mai wurde daraus der weiße Bezug. Naja, das alles ist lange her, aber die Erinnerungen bleiben. Vor einiger Zeit lief eine Fernsehsendung, in der es um die Gaststätte ‚Sundblick‘ ging. Ich war neugierig geworden und wollte wissen, wo sich dieses Restaurant in Stralsund befand. Es stellte sich heraus, dass es das ehemalige Gebäude der Offiziershochschule der Volksmarine war. Die Küche mit angeschlossenem Speisesaal – daraus wurde der ‚Sundblick‘. Er war verblüfft und hatte Mühe, die Räume wiederzuerkennen. Doch dann kam die Erinnerung wieder. „Siehst du die riesigen Stützbalken? Dahinter befand sich die Essensausgabe“, sagte ich zu Klara. Damals kam mir das alles viel düsterer vor. Lag es daran, dass wir dort unzählige Stunden den Boden schrubben mussten, tonnenweise Kartoffeln als Offiziersschüler geschält haben? Du behältst das dann nicht in so guter Erinnerung. Jetzt aber, da freute ich mich, dass daraus so ein hübsches Restaurant geworden war. Ich werde es besuchen, wenn ich mal wieder in Stralsund bin. montags, kurz vor sieben Uhr….
Ich habe heute Vormittag einen Termin beim Arzt – Auswertung meines 24-Stunden-Tests – Blutdruck und EKG. Ich habe deshalb schlechte Laune, weil ich weiß, dass ich nicht genügend getan habe, um mein Gewicht zu reduzieren. Das aber ist die Hauptursache dafür, dass die Werte vielleicht nicht so in Ordnung sind. Wie komme ich raus, aus diesem Stimmungstief? Ich muss mehr tun, was die Ernährung anbetrifft. Ich will mit dem Kalorienzählen beginnen. Das wird anstrengend, aber es ist unumgänglich. Des Weiteren: Ich werde weiter daran arbeiten, dass ich mehr Schritte am Tag laufe. Zurzeit schwankt die Zahl zwischen 4000 und 6000 Schritten. Die größte Anzahl schaffe ich dadurch, dass ich morgens laufe, besser gesagt, dass ich Nordic Walking betreibe. Naja, es gibt viel zu tun. Aber erst einmal muss ich heute morgen den Termin beim Arzt überstehen. Mal sehen, was er sagt. Mittags bin ich schlauer.
Vergangenes Wochenende…sonntags…. Ich musste mich erst einmal von der großen Rede am vergangenen Freitag erholen. Das Feedback war sehr positiv – über 100 Menschen haben an der Trauerfeier teilgenommen. Der Anlass ist stets traurig, aber es war auch die Möglichkeit, noch einmal einen großartigen Menschen zu würdigen. Großartig nicht in dem Sinne, dass die Verstorbene etwas Überragendes geleistet hat, was im kollektiven Gedächtnis der Menschheitsgeschichte bleibt. Nein, vielmehr großartig in dem Sinne, dass die Verstorbene ein Mensch war, die für ihre Familie da war, bescheiden geblieben ist, und ihr Heimatdorf Wandlitz sehr geliebt hat. Am Samstag habe ich nun damit begonnen, die Rede für meine Schwiegermutter vorzubereiten. Die Trauerfeier wird an diesem Freitag in Sassnitz stattfinden. Sie hatte mich schon vor über zehn Jahren darum gebeten, dass ich die Rede halten sollte, wenn es einmal so weit wäre. Ich habe damals leichtfertig zugesagt, in dem Glauben, dass es noch lange hin sein würde, bis das eintreten würde. Nun ist es passiert, und ich komme aus der ‚Nummer‘ nicht mehr raus. Ich mochte meine Schwiegermutter sehr. Deshalb wird es mir sehr schwerfallen, die Rede mit dem emotionalen Abstand zu halten, der eigentlich dafür nötig wäre. Aber ich will ihr auch die letzte Ehre erweisen und deshalb werde ich alles daransetzen, dass es eine gute Rede wird, eine Rede, die sie als Menschen so charakterisiert, wie sie war.
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freitags.... Es ist kurz nach sechs Uhr und ich sitze am Schreibtisch, um mich auf die große Rede heute am Mittag vorzubereiten. Der Text ist fertiggestellt, redaktionell überarbeitet und auch von Klara geprüft. Ich lese ihr einen Abend vorher die gesamte Rede vor. Sie hat ein gutes Gespür dafür, was geht und was man lieber weglassen sollte. Die Rede auf einer Trauerfeier ist einzigartig - die emotionale Situation lässt keine Fehler zu. Es muss alles sitzen. Ich bin da schon ein Perfektionist, ist es doch meine Art der Wertschätzung für diejenigen, die wir würdigen wollen, und es ist auch mein Respekt vor der Trauer der Hinterbliebenen. Ich liebe es nicht, nur allgemeine Worthülsen zu verkünden. Nein, ich will den Weg der Verstorbenen nachzeichnen, sagen, was sie für ein Mensch war, was ihr wichtig war, und warum sie den Hinterbliebenen so sehr am Herzen lag. Das erfordert zunächst vor allem, sich in den Menschen hineinzuversetzen, zu hören, was die Angehörigen erzählen. Dann geht es darum, einen möglichst guten Text zu erarbeiten. Der Erfolg einer Rede liegt für mich in der Erarbeitung der Sätze, der Wortwahl, dem sich Quälen mit Formulierungen. Schreiben ist nunmal strukturiertes Denken, und da muss und da will ich auch durch. Jetzt trainiere die Rede im Wortlaut. Ich tue das meistens, indem ich einen Korken in den Mund nehme und dann die Sätze sage. Das klingt lächerlich. Es sieht auch so aus. Aber: Danach sind die Muskeln locker und ich kann die Rede so betonen, dass ich die Emotionen in die Rede bringe, die mir wichtig sind. Auf geht's....
donnerstags... 10.47 Uhr Ich sitze im Café vom REWE-Markt. Klara kauft ein und ich schreibe ein wenig. Schreiben ist für mich eine Sache, die mir das Gefühl gibt, dass ich lebe, beobachten kann, einfach den Alltag bewusster wahrnehme. Von den Kassen dringen zu mir Tippgeräusche rüber, wenn die Kassiererin die gekauften Waren eingibt. Obwohl die Geräuschkulisse recht laut ist, mag ich die Atmosphäre hier. Ich kann am Fenster sitzen, einen kleinen Kaffee trinken und nebenher ein wenig tippen. Früher habe ich immer nicht verstanden, warum ein Schriftsteller in eine Kneipe gegangen ist, um dort zu schreiben. Langsam bekomme ich ein Gefühl dafür, warum das so ist. Es regt schon die Kreativität an und es macht mehr Spaß, als nur im ‚stillen Kämmerlein‘ zu sitzen. Der Bäcker an der Theke grüßt zu mir herüber. Seitdem er eine Trauerrede von mir gehört hat, begegnet er mir mit viel Respekt, kommt rüber und begrüßt mich. „Wie geht’s?“, fragt er mich. „Danke gut“, antworte ich und schreibe weiter. Die Sonne kommt raus. Der Tag ist schön.
mittwochs.... Ich habe mich wieder überwinden können und bin gelaufen. Ich denke jedesmal, dass es leichter wird, aber es gehört schon viel Energie und mentale Kraft dazu, aufzustehen und loszulaufen. Aber: ich habe es geschafft! Jetzt sitze ich am Schreibtisch und habe viel Power für die anstehenden Aufgaben.
dienstags… Früher bin ich im Dunkeln losgehetzt, um zum Meeting pünktlich zu sein, heute bin ich nach Berlin reingefahren, im Eiltempo, um meiner sechsjährigen Enkelin die Federtasche für die Schule mitzubringen Ich bin ganz früh aufgestanden, um zu Krümel nach Berlin zu fahren. Sie hat ihre Federtasche bei uns zu Hause am Wochenende vergessen, und nun war sie ganz traurig. Sie ist ja jetzt die zweite Woche ein Schulkind, aber gestern war sie ohne Federtasche. Als ich an der Wohnungstür bei ihr kurz nach sechs Uhr klingelte und Laura die Tür öffnete, da schauten mich vier schlaftrunkene Augen an – Lauras und hinter hier, Krümels. Sie hatte sich am Bein ihrer Mama festgeklammert und lugte dahinter hervor. Als sie mich erkannte, da gellte ein Freudenschrei auf, der im Flur widerhallte. „Du bist der beste Opa der Welt“, sagte sie zu mir und drückte sich an mich. Ich hob sie hoch, gab ihr einen dicken Kuss und wünschte ihr den schönsten Schultag, den sie jemals haben würde. Ich winkte beiden noch zu und machte mich wieder auf den Weg. Ich war den ganzen Tag müde, weil ich so früh aufgestanden war und durch die halbe Stadt gedüst bin. Früher, da ging es um Termine, Umsatz, Meetings – ganz wichtig. Gestern, ja das war der wichtigste Termin für mich im Leben. Ich habe Krümel ihre Federmappe für die Schule gebracht. Sie war glücklich, und ich war es auch.
montags.... NORDIC WALKING GANZ FRÜH BETREIBEN, SICH AUF EINE REDE SEHR GUT VORBEREITEN, DEN SAMSTAG BEIM APFELPFLÜCKEN GENIESSEN, ENERGIE UND GUTE LAUNE FÜR DEN WOCHENANFANG SCHÖPFEN Die neue Woche beginnt und ich schaue auf das Wochenende zurück, um nicht gleich in schlechte Montagslaune zu verfallen. Ich denke an den Freitagmorgen in der vergangenen Woche: Ich habe mich kurz nach halb fünf Uhr aus dem Bett gequält. Die innere Stimme sagte mir zwar. „Dicker, bleib liegen, du musst das nicht tun“, aber ich habe mich davon nicht beirren lassen. Ich bin aufgestanden, habe das Sportzeug angezogen, und ich habe das erste Mal die Lampe auf den Kopf gesetzt. Ich wollte im Dunkeln gesehen werden und selbst wollte ich natürlich auch etwas erkennen. Ehrlich gesagt, es ist mir schwergefallen, sehr schwer. Aber als ich zurückgekehrt war, da ging es mir gut, und ich war stolz auf mich, dass ich eine knappe Stunde lang durch den dunklen Park gelaufen bin. Das will ich fortsetzen, in dieser Woche – na mal sehen. Freitagmittag hatte ich eine große Rede – ich habe mich nach dem Nordic Walking sofort hingesetzt und den Text trainiert – mit einem Korken im Mund. Das ist sehr anstrengend, aber danach waren die Muskeln total locker. Freitagnachmittag, nach der Rede – ich habe ein sehr gutes Feedback bekommen: „Sie haben meinen Vater wunderbar gewürdigt“, schreibt die Kundin. Ich freue mich und sehe, dass es lohnt, sich in das Leben eines anderen Menschen hineinzuversetzen, zu schildern, was ihn als Persönlichkeit ausgemacht hat. Samstag: Wir sind zum Apfelpflücken nach Wesendahl gefahren. Es war warm und wir konnten von den Bäumen dicke rote Äpfel herunternehmen. Es war phantastisch. Krümel hat sich vor dem Hofladen noch das Gesicht anmalen lassen und war glücklich. Ich habe auf einer Holzbank nach dem Pflücken gesessen. Es ist schön für mich, die Leute zu beobachten, zu sehen, wie sie das Wochenende genießen. Sonntagvormittag: Wir sind an den Strehlesee gefahren, haben nach Pilzen gesucht, aber es ist noch zu früh. Der Blick auf das Wasser ist unglaublich beruhigend. Mir wird klar, wie schön das Leben sein kann, wenn du die Kraft findest, dich an den kleinen Dingen zu erfreuen, daraus Energie zu ziehen. Die nächste Woche kann kommen, mit neuen Herausforderungen, aber auch neuen Eindrücken. Das Leben ist schön, meistens jedenfalls.
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Ich bin sehr diszipliniert, was das Schreiben angeht, die Vorbereitung von Reden, und ich lese viel.
Aber was ist mit der Gesundheit?
Was ist damit, mein Körpergewicht zu reduzieren, abzuspecken?
Da ist nicht viel los, bis jetzt jedenfalls.
Ich rede zu viel darüber und ich setze zu wenig von meinen Vorhaben in die Praxis um.
Gut, ich laufe in der Woche an vier Tagen, betreibe Nordic-Walking.
Aber dann hört es schon auf.
Was soll also heute vom Tag im Gedächtnis bleiben?
Die Tatsache, dass ich damit begonnen habe, einen Plan aufzustellen, wie ich Schritt für Schritt mein Gewicht reduzieren kann.
Ich denke, ich fange damit an, mir eine Kalorientabelle zu erarbeiten.
Das wird nicht leicht für mich, aber es führt kein Weg daran vorbei.
Indem ich nun darüber schreibe, heute früh, gegen 04.30 Uhr, da geht es mir schon besser, ich bekomme ein gutes Gefühl.
Der Tag wird gut, und es wird etwas Konkretes in Sachen Gesundheit hängenbleiben – das nehme ich mir für heute vor.
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