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‚LachsStulleGurke‘ – EINE BAND, DIE DICH INS HERZ TRIFFT
Wenn du erleben willst, was Freunde erreichen, wenn sie einer gemeinsamen Leidenschaft nachgehen, nämlich der Musik, und wenn du dann noch sehen willst, wie sie das alles auf der Bühne umsetzen, ja, dann bleibt dir nicht viel – du musst einfach zu ihren Konzerten gehen.
Aber der Reihe nach:
„Willst du am Samstagnachmittag mit ins Konzert gehen?“
„Wieso?“, fragte ich knapp.
Ich wollte nicht.
Karsta wusste das. Und ich wusste, dass sie es wusste.
Wenn sie also trotzdem fragte, dann war es ihr wichtig.
„Du, da spielt die Band von Christines Mann, in einer kleinen Kirche.“
Klara wusste, dass ich diese Worte nicht so einfach ignorieren würde.
Immerhin war es Karstas Freundin Christine, die diese Einladung ausgesprochen hatte.
Christine, Simone und Karsta – das waren ehemalige Arbeitskolleginnen, die sich regelmäßig zum Kaffee trafen.
Sie haben Jahrzehnte zusammengearbeitet, kannten sich und waren Freundinnen.
Klara ist fasziniert von der Tatkraft, die Christine immer noch ausstrahlt, davon, wie sie Menschen zusammenbringt und Freundschaften und Familie zusammenhält.
Ich bewunderte sie ebenfalls für ihre Energie, ihre Herzlichkeit, mit der sie Menschen begegnete.
Also kam ich gar nicht drumherum wenigstens zu brummen:
„Ich überleg‘ mir das mal.“
Schließlich hatte ich einen Tag davor zwei Reden zu halten – eine ganz früh und die andere am späten Nachmittag.
Und ich wusste: Danach war ich ‚platt‘ und wollte am liebsten nur noch auf der Couch liegen, meine Zettel am Schreibtisch von links nach rechts schieben, Krümel anrufen und am Telefon abwarten, bis sie mich fragt: ‚Opa, kannst du mir was von der Scheune erzählen?‘
Aber nun sollte ich mich am Samstagnachmittag aufmachen, nach Mahlsdorf fahren, mich auf einen Stuhl setzen und der Dinge harren, die ich gar nicht kommen sehen wollte.
„Ich hab‘ keine Lust“, sagte ich noch zu Karsta, während ich ächzte und meine Schuhe anzog.
‚Sport wäre jetzt besser‘, dachte ich im Stillen.
Aber hätte ich den jetzt gemacht? Auf keinen Fall!
„Ich wusste, dass du das sagst“, hörte ich, während ich noch damit beschäftigt war, die Schnürsenkel zweimal zuzumachen.
Karsta verteidigte jetzt ihre Freundin, denn sie wusste, dass Christine sie niemals einladen würde, wenn es nicht etwas ganz Besonderes wäre.
Das wusste ich auch.
Also opferte ich mich und ließ das auf mich zukommen, was ohnehin unabwendbar schien.
Wir kamen in Mahlsdorf an, in der Schrobsdorffstraße, nicht ohne uns einmal verfahren zu haben.
Aber wir konnten direkt vor der kleinen Kirche halten.
Kein Wunder – wir waren ja auch schon kurz vor halb drei Uhr vor Ort.
Auf dem Nachbargrundstück war am Toreingang ein kleiner weißer Hund, ich glaube ein Westi.
Er schaute uns so neugierig und zugleich freundlich an, dass ich mir dachte:
„Naja, einer freut sich schon mal, dass er uns sieht.“
„Hör mal, drinnen probt die Band schon“, sagte ich zu Karsta.
„Ich hör‘ nichts antwortete sie“.
Eigentlich war ich aus der Marinezeit der Hörgeschädigte, aber was ich wollte, dass hörte ich immer noch.
Die Zeit verging schnell, es kamen Leute, die gleich durch das Tor zur Tür gingen.
Jetzt entstand eine Atmosphäre, die leicht spannungsgeladen war und damit einherging, dass du anfängst, dir die richtigen Fragen zu stellen: ‚Wo wollen wir sitzen? Wo hörst du gut, kannst gut sehen, fällst aber nicht gleich auf?‘
Es ging los, die Eingangstür öffnete sich und die Schlange rückte dichter zusammen.
Wir standen ziemlich weit vorn.
Als wir reingingen, da rief Christine gleich nach Karsta, zog sie zu sich und umarmte sie.
Sie umarmte mich ebenfalls und ich fühlte mich sofort herzlich willkommen geheißen, schämte mich im Stillen dafür, dass ich so lustlos dahingegangen war.
Wir begaben uns auf die Plätze, so ziemlich in der Mitte des Raumes, direkt an das Ende, da wo die Heizung stand und ich meinen Arm drauflegen konnte.
„Hast du schon das Geld gespendet?‘, fragte ich Karsta.
‚Nein, ich geh‘ gleich hin‘, sagte sie.
Da wussten wir noch nicht, dass die Spenden erst am Ende des Konzerts erfolgen sollten, quasi beim Rausgehen.
‚Heimspiel für Blau-Weiß‘, das stand auf der Einladung.
Also würde es wohl darum gehen, diesen Verein zu unterstützen.
‚Jungpioniere‘, wie wir nun mal waren, da stürmte Karsta noch vor Beginn an die Kasse und gab ihre 30 Euro ab.
Später, als das Konzert zu Ende war, da habe ich noch einmal 20,00 Euro hineingelegt.
Es war mir zu peinlich, einfach so aus der Tür zu gehen, und nichts mehr hinzuwerfen.
So, als hätten wir gar nicht gespendet.
Außerdem war es ja für einen guten Zweck und dafür war uns das Geld nicht zu schade.
Der Saal füllte sich, und ich glaube, es waren alle Plätze besetzt.
Irgendwie war es gemütlich.
Die Decke aus Holz strahlte Wärme aus, vorn war mit kleinen Holztäfelchen der Tag und die Uhrzeit der Veranstaltung angebracht.
Draußen, wenn du reinkamst, da war im Vorraum eine Plane aufgehängt, auf der das Logo der Band zu sehen war.
Das waren die kleinen Details, die das Ganze ‚rund machten.‘
Die Technik war aufgebaut, alles sah perfekt organisiert und vorbereitet aus.
Ich wusste aus Erzählungen von Karsta, dass Christines Mann für die Technik zuständig war und wieviel Arbeit dahintersteckte.
Am Schluss hat sich die Band bei Peter und Sebastian für die Arbeit im Hintergrund bedankt – das fand ich klasse.
Allein die Lichtausstattung war schon eine Qualität für sich.
Es ging los und im Saal gab es verhaltenen, eher höflichen Beifall.
Aber dann legte die Sängerin los, Nicole.
Wir kannten sie schon aus den vergangenen Jahren von den Auftritten in einem Chor, indem sie uns schon mit einzelnen Soloauftritten zwischendurch begeistertet hatte.
Uns war klar, die Sängerin war sicherlich eine Bereicherung für die Band.
Als sie mit dem ersten Titel zu Ende war, da brandete Beifall auf und die Atmosphäre lockerte sich, so mein Eindruck.
Die Band wurde auch lockerer.
Wolfgang, der von mir aus ganz links in die Tasten haute, der überzeugte mit seinem virtuosen Handling.
Aber was verstehe ich als Laie schon davon. Es war mein persönlicher Eindruck.
Ich glaube, die anderen Zuschauer sahen es aber auch so.
Und als er dann sagte: „Ich komm‘ ja nur einmal ans Mikrofon und dann will ich das auch nutzen‘, da hatte er die Lacher auf seiner Seite.
Thomas sang später ein Herbstlied – wunderbar.
Die Namen der einzelnen Bandmitglieder kannte ich erst, nachdem sie am Schluss von der Sängerin vorgestellt wurden.
Ulli mit dem kleinen schwarzen Hut, er sang und spielte klasse.
Sein Lied über Mahlsdorf-Süd kam zum Schluss gut an, besser, die Zuschauer tobten.
Andrè, dem Schlagzeuger, dem merkte man die Leidenschaft ebenfalls an, mit der er spielte.
„Der Schlagzeuger ist gut“, flüsterte ich Karsta zu.
„Drummer“ heißt das, gab sie zurück.
Naja, dann eben so.
Aber er konnte auch gut Mundharmonika spielen.
Überhaupt: Du hast allen angemerkt, wie viel Freude sie am Musizieren haben, mit welcher Leidenschaft sie das tun und dieser Funke springt einfach über.
Ich habe zum Schluss sogar mitgeklatscht und geschunkelt.
Karsta wollte nicht recht mitmachen.
Sie ist da eher zurückhaltend, eben norddeutsch geprägt.
Ich merkte ihr trotzdem an, dass sie begeistert war.
Als der Mann vom Verein seine Rede hielt und Spenden für einen Kunstrasen bat, da habe ich für ihn mitgeschwitzt.
Er sprach zu schnell, zu leise, verhaspelte sich.
Aber das war egal, denn er wollte einen Kunstrasen für seinen Verein, für die über 700 Mitglieder, darunter viele Kinder, und deshalb wollten wir auch, dass sie den Rasen bekamen.
Das alles rausgerissen hat seine Partnerin, die allen Bandmitgliedern eine blau-weiße Pudelmütze – mit den Vereinsfarben also – schenkte, die diese dann auch beim letzten Lied aufsetzten.
Als Sängerin Nicole zum Schluss den Titel ‚Stand by me‘ sang, auf ihre ganz persönliche Weise, da hat das mein Herz berührt und das der anderen wohl auch, denn der Saal tobte.
Ja, was kann ich sagen?
Mit ‚gebremstem Schaum vor dem Mund‘ hin gegangen, ohne große Erwartungen.
Herausgekommen voller toller, beschwingter Gefühle, begeistert.
Ich habe mir auf diesem Blog vorgenommen, über das Alltägliche zu schreiben, das Banale, einfach das, was uns ausmacht in unserem Leben und was der Tag aus uns macht.
Dieser Samstagnachmittag hat uns glücklich gemacht.
Danke Christine für die Einladung!
Danke an die Band – von links nach rechts von meinem Platz aus gesehen- Wolfgang, Thomas, Ulli, André, Nicole.
Und danke an Peter und Sebastian, die Könner im Hintergrund.
Vielleicht nicht gleich, aber irgendwann werden wir noch einmal hingehen und uns dann schon vorab freuen, wenn wir Karten bekommen
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