Schlagwort-Archive: MENSCHEN IM ALLTAG

DAS WAREN DIE BEITRÄGE DER 48. KALENDERWOCHE

ALLTÄGLICHES-2021.12.04

MONTAG, 29.11.2021
DIE BIBEL - DAS BUCH FÜR MEIN LEBENSCOACHING
Ich bin kein religiöser Mensch im Sinne von ‚Ich glaube an Gott'.
Ich kann Gott nicht greifen, vor allem, wenn ich mir vorstellen muss, dass er irgendwo im Universum sitzt und auf uns herunterschaut.
Aber ich kann mir gut vorstellen, dass Gott in mir wohnt, dass ich durch mein Denken, mein Handeln eins bin mit dem, was man den Glauben an Gott nennt.

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Bibel

DIENSTAG, 30.11.2021
DIE WOCHE BEGINNT SO, WIE SIE AUCH AUFGEHÖRT HAT - LAHM
PUR UND PROMPT
ALLTÄGLICHES? JA
PERSÖNLICHES? IRGENDWIE SCHON
HUMORVOLLES? MEHR TRAGIKKOMISCHES
Freitagmorgen - Fitness geschwänzt, kein Workout im Homeoffice gemacht
Es ist heute ein Tag, der sich für mich anfühlt, als würde ich ein Lotterleben führen.
In der Regel stehe ich noch vor vier Uhr morgens auf, um rechtzeitig im Fitness-Studio zu sein. Nach sechs Uhr morgens wird es einfach zu voll. Und auch die Tatsache, dass nur Geimpfte oder Genesene in das Studio kommen, die beruhigt mich nicht, denn in den Umkleidekabinen stehst du ja doch enger mit anderen Menschen zusammen.

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MITTWOCH, 01.12.2021
DAS WAREN DIE BEITRÄGE IM NOVEMBER 2021

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DONNERSTAG, 02.12.2021

DIE INNERE UHR TICKT BESSER ALS JEDER WECKER

Es war kurz vor halb vier Uhr. Ich wurde wach und drücke mit schlaffem Arm auf das Display der Uhr. Die Ziffern zeigten 3.25 Uhr an. Ich sank zurück in die Kissen. Ich wollte wenigstens noch einmal die Augen zumachen. Aber die innere Stimme sagte: ‚Schlaf nicht wieder so fest ein, du musst aufstehen.‘
Mir kam in den Sinn, wie ich am Wochenende mit Krümel in ihrem Zimmer gespielt habe.
„Opa, du musst dich hinlegen und du musst schnarchen“, sagte sie, während sie das Licht ausmachte. Sie gab gern Regieanweisungen, während ich sie strikt einzuhalten hatte. Dann drückte sie auf den Schalter und das grelle Licht sprang mir ins Gesicht. Ich musste mich gehörig erschrecken. Der Lohn war ihr kreischendes Lachen, ihr glückliches Gesicht, das mir entgegen strahlte.
Danach ging alles wieder von vorn los. Sie konnte das spielen, bis ich aufstand und sagte: „Komm‘, wir schleichen uns langsam die Treppen runter und erschrecken Oma.“
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FREITAG, 03.12.2021

„AN DER OSTSEE-KÜSTE…“

Der orkanartige Sturm hatte in der Nacht an den Fenstern von Annas Zimmer gerüttelt.

Es war unheimlich, die Windböen heulen zu hören, die über den Strelasund rasten und bis zum Pflegeheim herüberkamen.

Anna schlief unruhig. Sie wälzte sich im Bett umher, stand schließlich auf und begab sich in den Flur der Einrichtung.

„Anna, wo wollen Sie denn hin?“, fragte die Nachtschwester, die Schritte gehört hatte und nun Anna entgegenkam.

„Wo sind wir hier?“

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SPRÜCHE AUS DER BIBEL – DIE ES LOHNT AM 2. ADVENT ZU LESEN

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„AN DER OSTSEE-KÜSTE…“

ANNA-2021.12.03

Der orkanartige Sturm hatte in der Nacht an den Fenstern von Annas Zimmer gerüttelt.

Es war unheimlich, die Windböen heulen zu hören, die über den Strelasund rasten und bis zum Pflegeheim herüberkamen.

Anna schlief unruhig. Sie wälzte sich im Bett umher, stand schließlich auf und begab sich in den Flur der Einrichtung.

„Anna, wo wollen Sie denn hin?“, fragte die Nachtschwester, die Schritte gehört hatte und nun Anna entgegenkam.
„Wo sind wir hier?“

„Sie sind hier in der Einrichtung ‚Sörensen‘, Anna.“
„‘Sörensen‘?, kenn‘ ich nicht. Anna blickte verwirrt und mürrisch die Schwester an.

Ja, ihre Mundwinkel zeigten einen störrischen, widerwilligen Ausdruck, so als wolle sie sagen: ‚Was soll das hier alles, wieso bin ich nicht in meiner Wohnung?“

„Anna, ich bringe Sie jetzt mal zurück zu Ihrem Zimmer“, sagte die Schwester und Anna ließ sich ohne Gegenwehr zurückbegleiten. Am nächsten Morgen wusste Anna nicht mehr, was überhaupt passiert war.

„Na, Anna, das war aber eine unruhige Nacht heute“, sagte die Schwester, die dabei war, das Frühstück vorzubereiten. Ihre Kollegin hatte ihr bei der Übergabe von dem nächtlichen Ausflug berichtet.

„Unruhig?“, fragte Anna zurück.
„Ich hab‘ nichts gehört. Ich lag doch in meinem Bett und habe geschlafen.“

Die Schwester ging nicht auf Annas Erwiderung ein.
„Wenn Sie gut geschlafen haben, dann ist ja alles bestens“, sagte sie stattdessen.

Aber Anna ließ nicht locker.
„Warum sollte denn irgendetwas nicht in Ordnung gewesen sein?“
„Sie sind in der Nacht ein bisschen spazieren gegangen, hier auf unserem Flur“, sagte die Schwester nun doch.

„Was ist denn das für ein Quatsch, auf dem Flur spazieren gehen? Hier kann man doch nicht wandern“, entgegnete Anna widerborstig.

Die Schwester aber, die ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
Sie stellte stattdessen eine Kaffeekanne vor Anna hin.

„Die Brötchen kommen auch noch gleich und ihre Lieblingsmarmelade.“

„Ja, die Himbeer-Marmelade, die esse ich doch so gern.
Anna nahm sich ein Brötchen aus dem Korb, griff zum Messer und teilte es damit in zwei Hälften, die sie aufklappte.

Das alles geschah für einen Außenstehenden, der zufällig hereinschauen würde, gefühlt in Zeitlupe, aber Anna hatte ja Zeit. Nichts hatte sie soviel wie die Zeit in dem Pflegeheim.

„Möchten Sie auch einen frischgepressten Orangensaft?“, fragte die Schwester weiter.

„Ja, da kann man ja wohl nicht nein sagen.“
„Gut, Anna, kommt sofort“, sagte die Schwester.

Anna biss währenddessen in das Brötchen und schaute sich in dem kleinen Speisesaal um.

Ihr gegenüber am Tisch saß Herbert. Er war noch ziemlich fit und auch sehr redegewandt.
„Guten Appetit, Frau Sturm“, sagte er.

Er traute sich nicht, sie mit dem Vornamen anzureden, obwohl sie schon einander vorgestellt wurden.

„Ich bin Anna und wer sind Sie“, fragte Anna ihn.
„Ich bin der Herbert“, sagte er und schaute sie an, ob sie sich nun wegen des Vornamens vielleicht empören würde.

Aber nichts dergleichen geschah.
„Und ich bin Anna“, sagte sie daraufhin.
„Aber was machst du in meiner Küche, Herbert? Warst du zu Besuch heute Nacht hier?“

„Anna, der Herbert wohnt doch in dem Zimmer nebenan“, griff die Schwester ins Gespräch ein.
Anna schaute irritiert.

„Dann bin ich wohl falsch?“, sagte sie.
„Nein, nein, Sie sind genau richtig hier bei uns. Und nach dem Frühstück gehen Sie runter in die Tagespflege, da wartet schon der Seemann aus Hamburg, der auf dem Akkordeon spielt.“

„Der Seemann aus Hamburg, hier wirst du nicht schlau“, sagte Anna.
„Anna, wir gehen nachher zusammen runter. Das wird bestimmt schön.“

Herbert schaute sie freundlich an.
„Ich kann doch nicht mit dir mitgehen, ich geh‘ doch mit meinem Mann, Wilhelm Sturm“, sagte Anna.

Herbert schaute betreten nach unten, so als wäre dort etwas Aufregendes zu sehen.

„Anna, der Wilhelm ist doch über 20 Jahre tot“, sagte die Schwester.
„Tot, über 20 Jahre? Und warum sagt mir das keiner?“

Herbert schwieg und die Schwester auch. Es war eine bedrückende Stimmung, die auf einmal aufkam. Keiner wusste, was er sagen sollte.

Vor allem wusste keiner der Anwesenden, was schlimmer war – dass Annas Mann schon viele Jahre nicht mehr lebte, oder dass Anna das vergessen hatte.

Als Anna und Herbert in Richtung Tagespflege gingen, da hörten sie bereits das Akkordeon des singenden Seemanns.

„An der Nordseeküste…“
„An der Ostseeküste…“, summte -Anna nun mit und tänzelte weiter in die Richtung, aus der die Akkordeonklänge drangen.

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DIE INNERE UHR TICKT BESSER ALS JEDER WECKER

ALLTÄGLICHES-2021.12.02

ALLTAG-PUR UND PROMPT

Was im letzten Beitrag ‚Pur und Prompt‘ war:
Fitness-Studio geschwänzt: ein Tag, der sich anfühlte, als würde ich ein Lotterleben führen;
Parkplatz vor dem Supermarkt: im Auto sitzen und darauf warten, dass Klara wieder herauskommt, mit einem vollgepackten Einkaufswagen;
Sonntagvormittag: Krümel bringt Leben in die Bude;
Montagmorgen: die lasche Haltung zum Thema Fitness setzt sich fort.
https://uwemuellererzaehlt.de/2021/11/30/alltaegliches-2021-11-30/

Dienstag.  Es war kurz vor halb vier Uhr. Ich wurde wach und drücke mit schlaffem Arm auf das Display der Uhr. Die Ziffern zeigten 3.25 Uhr an.

Ich sank zurück in die Kissen. Ich wollte wenigstens noch einmal die Augen zumachen. Aber die innere Stimme sagte: ‚Schlaf nicht wieder so fest ein, du musst aufstehen.‘

Mir kam in den Sinn, wie ich am Wochenende mit Krümel in ihrem Zimmer gespielt habe.

„Opa, du musst dich hinlegen und du musst schnarchen“, sagte sie, während sie das Licht ausmachte. Sie gab gern Regieanweisungen, während ich sie strikt einzuhalten hatte.

Dann drückte sie auf den Schalter und das grelle Licht sprang mir ins Gesicht. Ich musste mich gehörig erschrecken. Der Lohn war ihr kreischendes Lachen, ihr glückliches Gesicht, das mir entgegen strahlte.

Danach ging alles wieder von vorn los. Sie konnte das spielen, bis ich aufstand und sagte: „Komm‘, wir schleichen uns langsam die Treppen runter und erschrecken Oma.“

In dem Fall war sie sofort bereit ihrem Spiel eine neue Wende zu geben. Neue Regieanweisungen ertönten.

„Psst Opa“, leise. Das sagte sie so laut, dass es Klara in der Küche hörte, aber trotzdem mitspielte.

Als mir das alles durch den Kopf gegangen war, da wurde ich munterer und stieg mit einem Schmunzeln aus dem Bett.

Es war inzwischen kurz nach halb vier Uhr.
Im Radio in der Küche spielte der Rundfunk eine Melodie nach der anderen und ich griff wie in einem automatisierten Ablauf zum Wasserkessel, um Wasser für eine Tasse Fencheltee aufzusetzen.

Es war eine Angewohnheit, die ich nicht mehr missen konnte, weil sie mich vor Gallenschmerzen schützte. Das bildete ich mir zumindest ein.

Eine halbe Stunde später.
„Ich habe verschlafen“, sagte Klara.

„Warum hast du mich nicht geweckt?“
Entweder war ich zu laut und schuld daran, dass Klara nicht schlafen konnte, oder ich war zu leise und deshalb ebenfalls schuldig. Ich hatte sie ja nicht geweckt.
Ich hatte mich an diesen Zustand gewöhnt.

Ich holte den Tee von der Bank vor der Haustür und schlürfte ihn vorsichtig aus.

Jetzt war die Welt in Ordnung, so einigermaßen.
Ich hatte die Füße auf den zweiten Stuhl gelegt und dachte über den Tag nach.

Was würde er bringen?
Bald würden wir ins Auto steigen, Richtung Berlin fahren und Klara würde in Mitte aussteigen, während ich Richtung Prenzlauer Berg zurückfahren würde.

An zwei Tagen hintereinander von der Polizei angesprochen – jedes Mal ging alles gut aus

Die Fahrt war stressig.
„Wo kommen nur die vielen Fahrzeuge alle her?“, fragte ich Klara.
Sie hatte dafür auch keine Antwort. .

„Wahrscheinlich sind es die G3 – Bedingungen in den öffentlichen Verkehrsmitteln, die deshalb so einige in die eigenen Fahrzeuge treiben. Sonst kann ich es mir auch nicht erklären“, sagte ich wieder
Die Straßen waren nass, es regnete und das Fahren machte wirklich keinen Spaß.

„Das ist so richtiges Wetter zum Sterben“, sagte ich noch zu Klara.
„Hm“, mehr kam nicht von ihr. Als wir an ihrer Arbeitsstelle im Zeitungsviertel angekommen waren, fuhr ich eine Schleife, vorbei am neuen Springertempel.

Klara wollte mir Sachen rausgeben und ich sollte deshalb unten im Auto warten.
Ich ließ den Blinker an und schaute ununterbrochen in den Rückspiegel, ob ich jemandem im Weg stand.

Plötzlich hielt neben mir ein weißes Auto.
Erst als ich näher hinsah erkannte ich, dass es ein Polizeiauto war, das direkt neben mir hielt.

Die Polizistin auf dem Beifahrersitz bedeutete mir mit einer Handbewegung, die Fensterscheibe herunterzukurbeln.
‚Oh Gott, jetzt kriege ich hier ein Knöllchen dafür, dass ich im Parkverbot stehe‘, durchfuhr es mich.

„Sie stehen hier nicht gut“, sagte der Polizist.
‚Nicht gut‘, das klang ja gar nicht so schlecht.
„Meine Frau arbeitet hier, sie holt nur ein paar Taschen runter. Sie rennt und beeilt sich‘, sagte ich.

„Um Gottes Willen, bloß keine Hektik!“, sagte der Polizist am Steuer zu mir.
Ich atmete auf. Das klang nicht nach Vorwurf und auch nicht nach Strafzettel.

Ich wurde mutiger.
„Muss ich hier weg, oder kann ich denn hier für den Moment stehenbleiben?“

Die Polizistin auf dem Beifahrersitz schüttelte den Kopf.
Es sollte heißen: ‚Nein, brauchst du nicht.‘
Ich atmete auf und bedankte mich freudig.

Die beiden Polizisten schmunzelten und fuhren weiter.
Wenig später kam Klara mit drei Taschen wieder. Sie konnte sie kaum tragen. Ich sprang aus dem Auto und eilte ihr entgegen.

„Ich bin gerade von der Polizei kontrolliert worden“, sagte ich zu ihr.
Sie schaute mich mit schreckgeweiteten Augen an.

„Und?“, fragte sie.
„Ich konnte mit den beiden Polizisten gut sprechen, alles in Ordnung“, sagte ich mit einem Tonfall, der bedeuten sollte: ‚Na, wie habe ich das mal wieder gedeichselt?‘

Klara kannte das schon und antwortete deshalb nur knapp mit einem „na dann ist ja alles gut.“

Ein Tag später. Ich fuhr aus der Tiefgarage des Fitness-Studios und bog auf die Prenzlauer Promenade ab. Ich fuhr ruhig und entspannt. Ich war froh, mal wieder den Sportteil für den Tag geschafft zu haben.

Im Radio lief ein Lied von Helene Fischer.
Ich verstand den Text nicht genau, nur dass sie loslassen wollte.
Das kannte ich von Krümel, die oft mit Inbrunst singt, ich lasse los.‘

Die Ampel vor mir ging auf Rot und ich bremste den Wagen ab.
Als ich stand, löste sich vom Straßenrand ein Polizist, der auf mich zukam.
Meine Schilddrüse fing an zu klopfen.
‚So eine Scheiße“, fluchte ich laut.

Gut, dass Krümel nicht mit im Auto saß.
Der Polizist hob seine Keller und bedeutete mir damit, die Fensterscheibe auf der Beifahrerseite herunterzukurbeln.

„Sie stehen nicht dort, wo die Haltelinie ist“, sagte er.
Und weiter: „Machen Sie mal das Licht an, zusätzlich zu den kleinen Leuchten!“

Ich schaute auf den Lichtschalter und sah, dass er auf der Position ‚Null‘ war.

Ich drehte mit schuldbewusster Miene den Schalter rechts.
„Vielen Dank“, sagte ich.
Der Polizist nickte nur, drehte mir den Rücken zu und ging in Richtung Bürgersteig zurück.

Ich konnte mein Glück kaum fassen und fuhr erleichtert weiter.
Der Tag war dunkel und grau, die Straßen waren nass und ich schaute in mürrische Gesichter. Ich aber war froh, dass ich mit einem ‚blauen Auge davongekommen war‘ und begab mich gutgelaunt nach Hause, zu meinem geliebten Schreibtisch.

 

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DAS WAREN DIE BEITRÄGE IM NOVEMBER 2021

 

DAS WAREN DIE BEITRÄGE IN 44. KALENDERWOCHE

DAS WAREN DIE BEITRÄGE DER 45. KALENDERWOCHE

DAS WAREN DIE BEITRÄGE DER 46. WOCHE

DAS WAREN DIE BEITRÄGE DER 47. KALENDERWOCHE 2021

 

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DIE WOCHE BEGINNT SO, WIE SIE AUCH AUFGEHÖRT HAT – LAHM

ALLTÄGLICHES-2021.11.30

PUR UND PROMPT
ALLTÄGLICHES? JA
PERSÖNLICHES? IRGENDWIE SCHON
HUMORVOLLES? MEHR TRAGIKKOMISCHES
Freitagmorgen – Fitness geschwänzt, kein Workout im Homeoffice gemacht

Es ist heute ein Tag, der sich für mich anfühlt, als würde ich ein Lotterleben führen.

In der Regel stehe ich noch vor vier Uhr morgens auf, um rechtzeitig im Fitness-Studio zu sein. Nach sechs Uhr morgens wird es einfach zu voll.

Und auch die Tatsache, dass nur Geimpfte oder Genesene in das Studio kommen, die beruhigt mich nicht, denn in den Umkleidekabinen stehst du ja doch enger mit anderen Menschen zusammen.

Außerdem streite ich mich ungern mit Leuten darüber, ob du jetzt gerade das Gerät gesäubert hast, weil du es benutzen willst.

Ich säubere zum Beispiel die Bizepsmaschine zweimal, wenn ich sie benutze, einmal vorher und anschließend, nachdem ich mit der Übung fertig bin.

Aber mir ist es schon so ergangen, dass ich das Gerät vorher desinfiziert habe und sich sofort ein anderer daraufgesetzt hat, als ich nur kurz das Papier in den Eimer geschmissen habe.

Das ist nervig und dem will ich mich nicht aussetzen, selbst wenn es Ausnahmen sind.

Zurück zum frühen Aufstehen.
„Willst du morgen früh reinfahren“, fragte Klara mich gestern Abend.
„Nein, ich will morgen mal früher am Schreibtisch sein“, sagte ich zu ihr.

Wie war es wirklich?
Ich wachte kurz nach vier Uhr auf, hob den Kopf kurz hoch und versenkte ihn sofort wieder im Kopfkissen.

Klara weckte mich gegen halb sieben. Sie sass bereits seit einer halben Stunde an ihrem Computer.

„Aufstehen, ich mach‘ jetzt Frühstück“, sagte sie zu mir.
Ich quälte mich aus dem Bett, fühlte mich zerschlagen und hatte ein schlechtes Gewissen, dass ich so spät in die Gänge kommen würde.

‚Du wirst dich heute mal um die Workouts kümmern‘, sagte ich zur Beruhigung zu mir.

Wenn ich nur wüsste, wo ich die Passwörter für die Sport-App abgelegt hatte.

Freitagnachmittag – im Auto sitzen, auf Klara warten, schreiben, bloß nicht bewegen

Parkplatz vor dem Supermarkt. Ich sitze im Auto und warte darauf, dass Klara wieder herauskommt, mit einem vollbepackten Einkaufswagen.

Sie geht lieber allein in die Kaufhalle, damit sie in Ruhe an den Regalen vorbeischlendern kann. Ich bin da anders. Ich gehe zielstrebig auf das zu, was ich einkaufen will.

Das Einzige, was mich aufhalten kann, das ist der Umstand, dass ich nicht weiß, wo die Sachen liegen.

„Du gehst zu wenig einkaufen, um dir zu merken, wo du was findest“, sagt Klara in solchen Momenten zu mir.

Aber jetzt sitze ich im Auto und schreibe ein wenig auf dem iPhone herum.

Mein Bauch stößt an das Lenkrad, die Kälte dringt allmählich durch die Tür und die Finger werden klamm.

Ich versuche mich dennoch zu konzentrieren und etwas Verwertbares aufzuschreiben.

Es wird allmählich weihnachtlich, die Lichterketten gehen am Straßenrand an und aus dem Radio ertönen Weihnachtslieder.

Ich werde gestört. Direkt neben mir parkt ein Tankstellenbesitzer aus dem Dorf. Er fährt ebenfalls einen Jeep. Nur dass ich den kleinsten Typ habe, während er den großen Geländewagen fährt.

Er kurbelt seine Scheibe herunter und fragt von oben herab: „Na, wie geht’s?“

Ich habe keine Lust, mich auf ein großes Gespräch einzulassen und frage zurück:

„Und selbst?“
„Geht so“, antwortet er und winkt schon einem anderen Bekannten zu, den er ein paar Autoreihen weiter entdeckt.

Er steigt aus seinem Auto aus und verschwindet in Richtung seines Bekannten.
Ich bin einerseits froh, dass ich nicht weiter mit ihm sprechen muss.

„Frechheit, dass der sich hier einfach davonmacht“, denke ich trotzdem.

Klara kommt und ich springe aus dem Auto, um die Hanteln im Kofferraum aus dem Korb zu nehmen, damit dort das Eingekaufte Platz finden kann.

Klara ist sauer, weil ich mich wie immer so weit hinten mit dem Auto hingestellt habe.

Das mache ich, weil ich meine Ruhe haben will und lieber schreibe.
Hat ja gut geklappt, wie ich gerade gesehen habe.

„Ich komm‘ dir mit dem Auto entgegen, damit du nicht wieder so weit zurücklaufen musst, wenn du den Einkaufswagen zurückgebracht hast.“

Klara nickt nur. Sie versteht nicht, was das für ein großzügiges Entgegenkommen meinerseits ist.

Denn direkt vor dem Supermarkt, da drängeln sich die Leute, sie wollen vor den Autos laufen, gehen oft nicht beiseite und du musst aufpassen, dass dich keiner mit seinem Einkaufswagen streift.

Ich habe das schon oft Klara erklärt, aber die verzieht nur den Mund, so als wolle sie sagen:

„Deine Probleme möchte ich nur einmal am Tag haben.“
Ja, hat sie ja nicht, ich hab‘ sie, also muss ich wenigstens meine Bedenken äußern dürfen.
Ist aber nicht erwünscht, also schweige ich lieber.

Sonntagvormittag – hurra, Krümel bringt Leben in die Bude
Krümel ist seit gestern zu Besuch

Im Haus ist es sonst recht still, aber die Vierjährige bringt mit ihrer freudigen Energie, ihrem Elan leben in das Haus.

Wir ziehen uns warme Sachen an und steigen ins Auto, um in die Schorfheide zu fahren. Auf der Motorhaube haben sich kleine Eisbläschen gebildet und es ist rutschig auf der Strasse.

Ich habe Angst, dass der Wagen ins Schleudern kommt. Nicht auszudenken, wo Laura und Krümel hinten mitfahren.

Ich steuere das Auto vorsichtig, achte darauf, dass ich den glatten Stellen ausweichen kann.

„Kehr‘ doch um“, sagt Klara und die Angst steht ihr ins Gesicht geschrieben.

„Wenn wir zurückfahren, dann hat die Sonne das hier alles wieder in Wasser auf den Straßen verwandelt“, sage ich.
Klara seufzt, sie ist nicht einverstanden mit mir.

„Dass du nie hören kannst“, entgegnet sie.
„Kann ich ja auch nicht, denn ihr sagt doch immer, dass ich ein Hörgerät benötige“, antworte ich.

Wir schweigen, bis wir in der Schorfheide in eine Waldschneise biegen. Wir rumpeln langsam über den sandigen Weg hinweg, fahren durch die gefrorenen Pfützen hindurch.

„Oma, du musst deine Brust festhalten“, sagt Krümel und verschränkt ebenfalls ihre Ärmchen vor ihrer Brust.
Sie hält es nicht mehr auf dem Sitz. Als wir angekommen sind, springt sie aus dem Auto.

Gegenüber ist eine Wiese, die in Weiß getaucht ist. Sie springt hinein, hüpft und ruft, ‚Mama, Mama‘, hier ist Schnee. Es ist wohl doch mehr Raureif. Aber immerhin haben wir ein wenig Schnee am Adventssonntag.

Ich schnalle meine Stöcke an und will für eine halbe Stunde eine Nordic Walking absolvieren.
Krümel ist damit überhaupt nicht einverstanden.

„Wo du willst du hin, Opa?“, ruft sie.
„Gerade aus“, sage ich und zeige mit einem der Stöcke in Richtung Waldweg.

Ich laufe los und höre hinter mir die Stimme von Krümel: ‚Oohhpaa‘.
Ich drehe mich noch einmal um und laufe dann mit raschem Tempo weiter, damit ich ausser Sichtweite gelange.

Es ist ein schönes Gefühl, hinter mir Klara, Laura und Krümel zu wissen und trotzdem meinen Sport machen zu können.
Ich schaue auf die Bäume, sehe vor mir den Hochstand eines Jägers und lausche der Stille.

Montagmorgen – die lasche Haltung zum Thema Fitness geht weiter

Ich sitze am Frühstückstisch. Ich bin nicht ins Fitness-Studio gefahren.
‚Soll ich morgen früh reinfahren?‘, habe ich Klara gefragt.
„Das musst du ganz allein wissen“, war ihre Antwort.

Ich bin nicht gefahren. Ich habe den Eindruck, dass mich die neue Corona-Welle schon wieder ausbremst.

‚Ich laufe im Wald, mache Gymnastik‘, sage ich zur Beruhigung zu mir selbst.
Aber das sind Ausreden. Ich weiß es. Am nächsten Tag sitzt du und sitzt wieder und plötzlich ist alles zu spät.

Dann habe ich angeblich keine Zeit mehr dafür.
Im Studio ist es anders. Wenn du dich einmal überwunden hast, es zu tun, du aufstehst, losfährst und in der Tiefgarage aus dem Auto steigst, dann ist es um dich geschehen, unwiderruflich.

Du gehst die Treppen hoch, öffnest die Tür zum Studio und schon ist es um dich geschehen. Du ziehst dich um, steigst als erstes auf das Laufband, drückst auf den Knopf ‚Quickstart‘ und schon ist es um dich geschehen.

Du setzt ein Bein vor das andere, du läufst und kommst gar nicht auf die Idee, etwa vor 30 Minuten herunterzusteigen. Nein, du absolvierst dein Programm.

Danach machst du deine zehn Trainingseinheiten, die jeweils 45 Übungen enthalten. Danach streichst du auf dem Telefon die einzelnen Einheiten ab und freust dich, dass dein Trainingsende immer näher rückt.

Und dann steigst du wieder in dein Auto und bist glücklich, dass du es geschafft hast.

Tja, das ist nun heute Morgen anders.
Passiert ist noch nicht viel.

Na gut, ich habe schon einen Text angefangen zu korrigieren. Aber macht mich das glücklich? Nein.
Morgen fahre ich wieder zum Fitness rein.

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DIE BIBEL – DAS BUCH FÜR MEIN LEBENSCOACHING

ALLTÄGLICHES-2021.11.29

Ich bin kein religiöser Mensch im Sinne von ‚Ich glaube an Gott‘.
Ich kann Gott nicht greifen, vor allem, wenn ich mir vorstellen muss, dass er irgendwo im Universum sitzt und auf uns herunterschaut.

Aber ich kann mir gut vorstellen, dass Gott in mir wohnt, dass ich durch mein Denken, mein Handeln eins bin mit dem, was man den Glauben an Gott nennt.

Die Bibel ist für mich inzwischen zu einem Wegweiser in dieser Sache geworden. Es ist nicht leicht, die geschichtlichen Darstellungen zu verfolgen, selbst wenn du auf eine sogenannte Erklärungsbibel zurückgreifen kannst.

 

Doch es ist auch immer wieder ein Abenteuer, sich auf die Weisheiten einzulassen, die im ‚Buch der Bücher‘ festgehalten sind.

Und da schließt sich für mich der ganz persönliche Kreis zum Glauben an Gott.

Wenn du die Sätze verinnerlichst, dich im Leben daran hältst, dann lebst du auch den Glauben an Gott. Ich habe viel über Energie im Leben, über lebensbejahende Strategien gelesen.

Ich finde, das kompakte Training für deinen Lebenssinn im Alltag, die Kraft für ein zielstrebiges und sinnvolles Leben, das findest du am ehesten in der Bibel.

Eine Sache ist da noch: Es macht mir Spaß, in der Bibel umherzustöbern und ich bin einfach davon fasziniert zu lesen, was vor Hunderten von Jahren zu den Lebensgewohnheiten und ihren Eigenheiten aufgeschrieben wurde.

Es kommt mir vor, als würde mein Nachbar oder ich selbst gemeint. Ich bleib‘ dran am Lesen der Bibel und daran, an was ich glauben kann.

 

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DAS WAREN DIE BEITRÄGE DER 47. KALENDERWOCHE 2021

ALLTÄGLICHES-2021.11.27

FITNESS VON ZUHAUSE AUS ORGANISIEREN – EIN DESASTER ?

AUDIO-‚MUTTI‘ MUSS STAUBSAUGEN

DU KANNST NICHT JEDEN TAG GUT DRAUF SEIN – SCHON GAR NICHT IM NOVEMBER

PUR UND PROMPT

DIE GROSSEN ÜBER DEN LEBENSSINN

BEITRÄGE AUS DER 48. KW – 29.11.+30.11.2021

DIE BIBEL – DAS BUCH FÜR MEIN LEBENSCOACHING

DIE WOCHE BEGINNT SO, WIE SIE AUCH AUFGEHÖRT HAT – LAHM

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DIE GROSSEN ÜBER DEN LEBENSSINN

ALLTÄGLICHES-26.11.2021

Du kannst die Aussagen von berühmten Leuten über den Sinn im Leben ruhig annehmen; deinen eigenen Lebenssinn, den kannst du aber nur allein herausfinden.

‚Mach es, solange du kannst‘, diese Aussage fand ich bei meiner Recherche über eine Studie, die sie sich damit beschäftigt, was berühmte Leute über den Sinn im Leben gesagt haben. (1)

„You got to get it while you can“, so ist die Originalfassung dieses Ausspruches. (2)

Er stammt von Jonis Joplin, der Hippie-Legende aus den USA.
Und obwohl sie nur 27 Jahre alt wurde (1973-1970), hat sie das Leben in vollen Zügen ausgekostet.

Klar, nicht alles in ihrem Leben dient unbedingt dazu, es nachzumachen.

Sie war drogen- und alkoholsüchtig, was wohl auch zu ihrem frühen Tod geführt hat.

Dennoch: Was ich bemerkenswert an ihrem Leben finde ist die Tatsache, dass sie ihr Wissen zum großen Teil autodidaktisch erwarb und zu einer berühmten Bluessängerin wurde.

Es lohnt sich immer, im Leben nach etwas zu streben, weiterzumachen, auch wenn du krachende Niederlagen eingesteckt hast.

Sie gehören dazu. Ich kann davon ein Lied singen, jeder kann das.
„Das Leben genießen, erfahren und erforschen. Den Augenblick genießen…“ so haben eine Kategorie genannt, die sich mit den Sprüchen berühmter Leute über den Sinn im Leben befasst. (3)

Eine weitere Kategorie beschäftigt sich mit den Aussagen von Leuten wie Albert Einstein, Dalai Lama oder Albert Schweitzer.
Lieben, helfen, anderen dienen, Mitgefühl zeigen – das sind einige Kernaussagen daraus.

Nietzsche oder Plato haben sich mit dem Streben nach Wahrheit, Weisheit, einer höheren Sinnebene, den Sinn im eigenen Leben finden, beschäftigt. (4)

Charlie Chaplin beschrieb das Leben als eine Tragödie von Nahem und eine Komödie aus der Entfernung. (5)

Was du auch immer für Schlüsse daraus ziehen willst, das Wichtigste bleibt, deinen eigenen Sinn im Leben, im Alltag zu finden.

Nur das allein kann dich wirklich glücklich machen, deinem Leben solch einen Sinn geben, dessen Erkenntnis aus dir selbst heraus erwächst.

(1)
Zusammengefasst von Tatjana Hoffmann, https://www.sinnforschung.org/archive/525; abgerufen am: 11.11.2021, 12.41 Uhr
Beitrag erstellt am 18. August 2009
Richard T. Kinnier, Jerry L. Kernes, Nancy E. Tribbensee & Christina M. Van Puymbreck, 2003, „What Eminent People Had Said About The Meaning Of Life“, Journal of Humanistic Psychology 2003, 43, 105- 118
(2) Vgl. ebenda
(3) Vgl. ebenda
(4) Vgl. ebenda
(5) Vgl. ebenda

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PUR UND PROMPT

ALLTÄGLCHES-2021.11.25

Du findest dein Alltagsglück wahrscheinlich nicht in aufregenden Ereignissen, wenn du auch noch so sehr darauf hoffst.
Du kannst dich dennoch an den manchmal auftauchenden klitzekleinen Schönheiten deines Alltags freuen.

Vor mir liegt ein weißes Blatt Papier, ich habe unten den Rand abgeschnitten, damit ich es besser auf dem Schreibtisch handhaben kann.

Mir fällt nichts ein, kein Inhalt, keine Idee. Einfach keine Lust.
Ich versuche mich selbst zu überlisten und nehme den Rat an, den berühmte Schriftsteller geben. Nämlich: einfach drauflosschreiben.

Am besten fühle ich mich in so einem Moment, wenn ich eine Seite nehme, die auf der Rückseite bereits beschrieben ist. Warum mir dann mehr einfällt, das kann ich beim besten Willen nicht sagen.

Es gab Autoren, die die Rückseite eines bereits beschriebenen Briefumschlages nutzten, nur um nicht auf ein weißes Blatt starren zu müssen und die Seite leer bleibt.

Manche sagen, dass du keine Tastatur benutzen, sondern nur einen Bleistift zur Hand nehmen sollst. Nicht mal einen Füllhalter oder einen Kugelschreiber.

Du darfst dich von nichts aufhalten lassen, sondern einfach nur pausenlos schreiben.
Mir ist aber schon zweimal hintereinander die Bleistiftspitze abgebrochen. Ich musste also den Anspitzer suchen und das Glas, in das ich die Bleistiftabfälle hineintue.

Es ist ein Schraubglas. Gut, ein bisschen hübscher.
‚Das muss doch mal überquellen‘, denke ich jedes Mal, wenn ich den Bleistift anspitze und die Abfälle dort hineintue.

‚Bleistiftspitzabfälle‘ – so heißen diese Abfälle genau, oder ‚pencil sharings‘.

‚Oh Gott, womit beschäftigst du dich, während die Diskussion wegen einer bestehenden Impfpflicht hochkocht und der Koalitionsvertrag der künftigen ‚Ampel-Koalition‘ vorgestellt wird?‘, frage ich mich gerade.

Aber das Leben im Alltag besteht nun Mal nicht nur aus hochgestochenen Diskussionen und Themen, sondern überwiegend aus dem, was gerade vor dir ist.

Du musst den Papierkorb leeren, mit einem Kunden sprechen, Krümel abends anrufen und sie fragen, wie es ihrem Lieblings-Stofftier ‚Tiko‘ geht.

‚Tiko ist krank. Er hat Bauchschmerzen‘, antwortet sie und du versuchst sie deshalb zu trösten.

Es sind stets die kleinen Dinge, die dich fesseln, zugegeben, manchmal sogar festnageln.

Aber wenn du es schaffst, all diesen Kleinigkeiten deines Alltags auch etwas Positives abzugewinnen, dann hast du irgendwie den Tag für dich erobert.

Gerade habe ich die Rückseite eines Blattes auf die andere geklebt, denn ich wollte eine etwas stabilere Schreibunterlage haben.

Als ich losschreiben will, sehe ich, dass ich die falsche Seite festgeklebt habe und auf der Seite schreiben müsste, die bereits beschrieben ist.

Soll ich mich jetzt ärgern?
Nein, ich war einfach so stark auf das konzentriert, was ich aufschreiben wollte, dass ich die andere, vermeintlich leichtere Tätigkeit gedankenlos ausgeführt habe.

Ich will gar nicht erzählen, wie oft mir das schon passiert ist, was ich am Tag noch so alles an Blödsinn anstelle.
Wir vergessen jeden Tag etwas, machen was falsch, sagen etwas, was den anderen verletzt.

Sind wir deshalb schlechte Menschen? Ich glaube nicht.
Wir sind das, was uns geprägt hat – unsere Vergangenheit, unsere Fehler, Stärken und Gefühle.

Ich fühle mich besser, nachdem ich das aufgeschrieben habe, so ohne groß nachzudenken.

Wird es reichen für den Pulitzer-Preis? Na, knapp daran vorbei.
Aber mich hat es weitergebracht in meinen Gedanken darüber, was den Sinn im Alltag eigentlich ausmacht, es hat mich angestrengt, schließlich musste ich es noch abtippen, aber es hat mir vor allem gute Laune bereitet.

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MEIN FREUND, DER ALLTAG

DU KANNST NICHT JEDEN TAG GUT DRAUF SEIN – SCHON GAR NICHT IM NOVEMBER

ALLTÄGLICHES-2021.11.24

Gedanken aus einem depressiven Gefühl heraus - geschrieben, ohne groß nachzudenken.

Novembertag. Gestern hat er seinem Ruf wirklich alle Ehre gemacht.
Es war diesig heute Morgen, so kurz vor vier Uhr.

Ich hatte mich fertiggemacht, um Klara nach Berlin reinzufahren und ich selbst wollte danach zum Training, ins Fitness-Studio.

Als ich die Haustür aufschloss, um meinen Tee rauszustellen, kam mir ein kalter Luftzug entgegen und auf das Vordach tröpfelten leise die Regentropfen.

Es war so ein Tag, an dem du besser liegenbleibst, dich umdrehst und die Decke über den Kopf ziehst.

Die Fahrt nach Berlin rein verlief nicht aufregend, aber es war trotzdem deprimierend – der Regen, der Nebel, die nassen Straßen, das alles strengte an.

Ich stierte in die Dunkelheit und versuchte Abstand zum vorhergehenden Fahrzeug zu halten.

Irgendwie ging das alles doch vorbei und ich stand im Studio, nachdem ich Klara zu ihrer Arbeit gefahren hatte.

Am liebsten wäre ich gleich wieder rausgelaufen, hätte mich ins Auto gesetzt und wäre schnurstracks zurückgefahren.

Aber dann siegte doch die Disziplin über den inneren Schweinehund.

Ich begann mit der Bauchbank. Ich wollte zehn Geräte absolvieren. Danach war die Rückenstreckbank dran.

Wenn ich eine Übung hinter mir hatte, dann markierte ich sie über ein Tool im iPhone und wenn auf der Liste die Zahl fünf erschien, dann freute ich mich, denn ab da ging es abwärts mit der Anzahl der Übungen und aufwärts mit meiner Laune.

Ich öffnete das Fenster und schaute auf die Autos, die die Prenzlauer Straße in Richtung Mitte heruntergeschossen kamen.

Es war noch dunkel, aber in der Ferne schien es heller zu werden.
Als ich mich auf den Heimweg machte, wurde es langsam heller.

Aber der Regen hatte sich noch nicht verzogen, er peitschte gegen die Frontscheibe und die Scheibenwischer schaufelten das herunterlaufende Wasser weg.

Das alles hing wie ein Gewicht über dir, ließ dich kaum atmen, so fühlte es sich jedenfalls an.

Ich saß endlich am Schreibtisch, aber mir fehlte die Energie, um zielstrebig und konzentriert anzufangen.

Also nahm ich zunächst einen Zettel zur Hand, um mir aufzuschreiben, was ich eigentlich tun wollte.

Ein Interview bearbeiten, den Entwurf eines Textes bearbeiten, Steuerunterlagen aufbereiten, Werbekunden anrufen.

Ich hatte einfach keine Lust dazu. Woran lag das? Am Wetter? Am Monat November? An der dunklen Jahreszeit?

Ich wusste es nicht. Ich stand vom Schreibtisch auf und ging hinunter ins Wohnzimmer.

Im Fernsehen brachten die Sender fast durchweg Meldungen über aktuelle Coronazahlen.

Ich schaltete den Apparat wieder aus und ging schweren Herzens wieder an meinen Schreibtisch. Ich fing an, diesen Text zu schreiben.

Es machte mir aber keinen Mut, sondern mich eher noch depressiver.

Aber solche Tage muss es auch geben, die dich versuchen herunterzuziehen.

Morgen, ja da würde es anders aussehen.

In dem Moment, indem ich das alles aufgeschrieben hatte, da kam mir in den: In vier Wochen, da war Heiligabend und wir würden uns freuen, egal, ob es regnete, stürmte oder ob Nebel über den Straßen hing.

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AUDIO-‚MUTTI‘ MUSS STAUBSAUGEN

ANNA-2021.11.23

WIE DIE KRANKHEIT DAS GESAMTE UMFELD DER FAMILIE VERÄNDERTE, SCHLEICHEND, FAST UNAUFFÄLLIG

Der Alltag ging weiter, aber irgendwie und irgendwo war Annas Demenz auch immer mit dabei.
Anna hatte ein verstaubtes Bild von der Rollenverteilung zwischen Mann und Frau. Und sie liess sich davon nicht mehr abbringen. Jetzt, nach ihrer Krankheit, erst recht nicht mehr.

 

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FITNESS VON ZUHAUSE AUS ORGANISIEREN – EIN DESASTER ?

ALLTÄGLICHES-2021.11.22

Training weiter im Studio oder doch wieder Zuhause?

Es schien als sei alles überstanden, mit Corona, Lockdown und den Schließungen von Einrichtungen.

Ich war über ein halbes Jahr nicht im Fitness-Studio gewesen und war froh, dass ich nun wieder regelmäßig dorthin fahren konnte.

Ich wollte Zuhause ersatzweise die Übungen ebenfalls durchziehen, aber zwischen meinem Wollen und dem tatsächlichen Tun, da lag ein riesiges Meer und auf dessen Grund meine gescheiterte Willenskraft.

Nun stehe ich wieder vor einer ähnlichen Situation. Ich bin inzwischen zwar geimpft, aber dennoch steht im Raum, dass ‚2-G Plus‘ kommt.

Ich müsste mich also wahrscheinlich jedes Mal testen lassen, bevor ich hineingehe.

Und ganz ehrlich: Dazu habe ich nicht die Nerven. Dann bleibe ich doch lieber Zuhause und setze mich an den Schreibtisch.

Außerdem: Wenn sich die Infektionssituation wieder zuspitzt, dann kannst du noch so viel tun, du bist auf jeden Fall Zuhause besser aufgehoben.

Aber was mach‘ ich dann mit dem Training?
Ich habe mir schon im Aldi zwei Hanteln gekauft. Es gab sie im Sonderangebot.

Zwei schöne 6 kg Gewichte. Die Leute haben sich darauf gestürzt, als gäbe es sie am nächsten Tag nicht mehr, nirgendwo mehr.

Aber nun stehen sie in der Ecke und ich stoße mich dran, wenn ich an ihnen vorbeigehe und nicht daran denke, dass da zwei Trainingsgewichte sind, die nur darauf warten, dass ich mit ihnen irgendetwas beginne.

Und dann noch der Expander. Wir hatten früher immer einen in der Wohnung. Mein Bruder und ich haben ihn uns geteilt.

Wenn du mit ihm zu nahe an die Kleidung kamst, dann hast du gleich dein Oberhemd eingeklemmt. Schmerzhaft wurde es, wenn du mit freiem Oberkörper trainiert hast.

Aus diesen Erinnerungen heraus habe ich ihn einfach mitgenommen. Er liegt jetzt auf dem Sessel, ist nicht sichtbar, weil eine alte Trainingshose darüber liegt.

Ich überlege, ob ich einen Plan aufstelle, der Übungen enthält, die ich zwischen dem Schreiben mache.
Klingt gut, oder?

Ja, aber wenn du sitzt, dann denkst du: ‚Jetzt ist es gerade ganz schlecht. Ich muss erst einmal dieses Interview im Rohentwurf fertigschreiben und dann ist ja da noch der Brief der Steuerberaterin.

Die will auch eine Antwort haben.‘
Und so hangelst du dich von einer Ausrede zur nächsten. Mittags. Ich wollte doch Joggen.

Die nächste Ausrede: ‚Ja, aber jetzt ist es ganz schlecht in die Schorfheide zu fahren. Jetzt ist Schulschluss und es sind so viele Kinder auf dem Weg nach Hause unterwegs.

Das ist zu stressig.‘
Also mache ich Pause auf der Couch. Esse eine Kleinigkeit, schaue mir den Film ‚Monk‘ an. Der kommt jeden Mittag mit einer neuen Folge, die doch schon so alt ist.

Ich schlafe dabei ein und schrecke nach einer halben Stunde hoch, um sofort wieder an den Schreibtisch zu hetzen.

‚Nun ist überhaupt keine Zeit mehr für Sport. Ich muss meine Sachen fertigkriegen‘, denke ich.

‚Morgen, ja morgen, da mach‘ ich auf jeden Fall Sport. Ne, bestimmt!‘
Wer’s glaubt, ich jedenfalls nicht wirklich.

Hoffentlich kann ich weiter morgens ins Fitness-Studio fahren, trotz der verschärften Corona-Maßnahmen. Da muss ich zwar sehr früh aufstehen, aber wenn ich stehe, dann gibt es kein Zurück mehr.

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DAS WAREN DIE BEITRÄGE DER 46. WOCHE

WAS HAT ALLTAGSGLÜCK MIT FITNESS-STUDIO ZU TUN?

AUDIO – DURCH SCHREIBEN BESSER ÜBER MENSCHEN IM ALLTAG ERZÄHLEN

DER KLEINE EMILIAN IST DA

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DER KLEINE EMILIAN IST DA

19.11.2021

INTERVIEW MIT IANA SALENKO, PRIMA BALLERINA AM STAATSBALLETT BERLIN, ANLÄSSLICH DER GEBURT IHRES DRITTEN KINDES

Es ist Samstag, der 30. Oktober 2021. Ich habe mich mit Iana in ihrer Wohnung verabredet.
Marian, ihr Ehemann, sowie ihre Söhne Marley und William sind ebenfalls dabei.
Emilian liegt in seinem Bettchen und schläft.
Wir sprechen, manchmal sogar laut, lachen zwischendurch. Das alles stört das neue Familienmitglied nicht sonderlich.
Es scheint, als würde er die Liebe und Geborgenheit spüren, die ihn umgeben.
William, nun schon über zwei Jahre alt, sitzt mir am Tisch gegenüber und mustert mich aufmerksam. Ich erinnere mich: Als er geboren wurde, habe ich Iana danach ebenfalls interviewt.
Nun erfahre ich etwas mehr über die Geburt von Emilian.
Wie die Familie auf den Namen ‚Emilian‘ kam

Die Namenssuche begann bereits Wochen vorher. Die Idee für den Namen ‚Emilian‘, die hatte ursprünglich Marley.

„Ich wollte ihn zuerst Emilio nennen. Aber das hörte sich zu Italienisch an. Und dann kamen wir auf Emil, schließlich auf Emilian.

Der Name hat meiner Mama nicht so richtig gefallen. Papa auch nicht wirklich“, sagt er.

Er erklärt weiter: „Mama wiederum wollte ihn Gabriel nennen und Papa hatte sich außerdem den Namen Kilian einfallen lassen. Wir konnten uns nicht auf einen Namen einigen.

Deshalb sollte das Los entscheiden. Mama, Papa und ich schrieben also jeweils einen Namen auf einen Zettel“, sagt der dreizehnjährige Marley.

Iana ergänzt, dass ihre Mama die Verwirrung komplett machte, weil sie das Kind gern Andrew nennen wollte.

Die Familie einigte sich nach einigem Hin- und her auf ‚Emilian‘.
„So richtig war ich auch nach der Geburt nicht mit dem Namen ‚Emilian‘ zufrieden.

Er ist so schwer auszusprechen. Aber dann dachte ich wiederum, dass Emilian auch gut zu meinem Namen passen würde“, sagt Iana abschließend.

Der Tag der Geburt von Emilian

Emilian kam am 22. September 2021, 05.43 Uhr auf die Welt.
Iana ist dabei erst morgens gegen vier Uhr ins Krankenhaus gefahren.

„Ich war erkältet, hatte mich bei William angesteckt. Gegen 23.00 Uhr hatte ich starken Husten und ausgerechnet da begannen meine Wehen. Das alles zusammen war schrecklich.

Aber dann bin ich doch unter der warmen Decke eingeschlafen.
Ich dachte, ich könnte entspannen, der Husten war jedenfalls zurückgegangen.

Gegen halb vier Uhr morgens bin ich aufgestanden, weil die Fruchtblase geplatzt war.

Ich dachte noch: ‚Um Gottes Willen, bitte nicht jetzt, in der Nacht‘.“
Ich hörte staunend zu, dass Iana noch so viel Disziplin aufbrachte und sich zurechtmachte, obwohl ihre Wehen sogar noch stärker geworden waren.

Anschließend ging sie zu Marian, um ihn zu wecken.
„Hey, geht es wirklich los?“, fragte der Iana schlaftrunken und rieb sich verwundert die Augen, als ob er es nicht glauben konnte, was seine Frau ihm gerade gesagt hatte.

Die Wehen bei Iana verstärkten sich indes weiter.
Nun war Marian elektrisiert. Er rief seine Mutter an, um sie dazu bewegen, in der Nacht zu ihnen zu kommen.

„Oma sollte herkommen, weil ich ja allein war. Sie war auch gleich da“, sagt Marley.

Dann ging alles sehr schnell. Marian fuhr Iana zügig ins Krankenhaus.

„Faktisch bin ich von der Straße weg gleich in den Kreißsaal gekommen“, sagt Iana.

„Bei William war es nicht so, da bin ich noch in einem anderen Zimmer gewesen, sozusagen in Warteposition.

Aber die Geburt von Emilian verlief anders. Iana war kaum im Krankenhaus, da ging es schon los.

„Am Anfang war es schmerzhaft. Aber Marian war ja in meiner Nähe, und er hat mich gestreichelt.“

Die Situation veränderte sich, als Marian schwindlig wurde.
Iana hatte nun das Gefühl, sich mehr um ihren Mann kümmern zu müssen als um die eigene Geburt.

„Das war irgendwie komisch für mich und ich habe gefragt, ob es für Marian auch noch ein Bett gäbe.“

Es ging aber alles gut, Marian fing sich wieder. Emilian kam auf die Welt und die Eltern waren glücklich.

„Ich bin schon eine halbe Stunde nach der Geburt aufgestanden und habe die Koffer gepackt. Die Schwester bot mir noch Hilfe an, aber ich habe abgelehnt“, sagt Iana.

Sie wollte am liebsten gleich nach Hause. Aber das ging natürlich nicht.

Die Schwester setzte sie in einen Rollstuhl und fuhren sie in ein Krankenzimmer.

„Ich kann laufen“, hatte Iana vorher mit Bestimmtheit gesagt, aber das ließ die Schwester nicht zu.

„Ich war ja vorher schon umhergelaufen, hatte mit meiner Mutter telefoniert und sogar ein kleines Video mit dem Handy aufgenommen“, erklärt sie lachend.

Die größte Sorge, die Iana nach der Geburt hatte war, dass sie wieder Schwierigkeiten wegen ihrer Placenta bekam. Aber die blieben diesmal aus.

„Ich war deshalb doppelt glücklich. Einmal, weil alles mit der Geburt glatt gelaufen war und zum anderen, weil es keine Probleme in der Phase der Nachgeburt gab.“

Iana blieb noch für zwei Tage im Krankenhaus.
„Das war ganz gut, weil sie dort gleich die U2-Untersuchung machen konnte und nicht mit Emilian zum Kinderarzt musste“, sagt Marian.

Wieder Zuhause, nach der Geburt

Emilian hat die kleine Familienwelt komplett auf den Kopf gestellt.
„Mama steht morgens gegen vier Uhr auf“, sagt Marley.

Dafür geht sie mit William schon um acht Uhr abends schlafen. Er liegt mit im Ehebett, Emilian dagegen schläft im Kinderbett.
Zwischen vier und fünf Uhr früh stillt Iana Emilian.

Sie kann also die Hälfte der Nacht durchschlafen, in der Regel mindestens von abends acht Uhr bis morgens gegen zwei, drei Uhr.

„Ich bleibe länger auf, meist bis Mitternacht. Ich wickele Emilian noch und gebe ihm Milch, bevor ich selbst ins Bett gehe“, sagt hingegen Marian

Iana trainiert schon wieder

„Das Leben einer Balletttänzerin ist zu kurz aus beruflicher Sicht, als dass man lange warten kann, um weiterzumachen.

Außerdem: Ich fühle mich besser, wenn ich was mache“, begründet Iana ihren Willen, so schnell wie möglich zurück auf die Bühne zu gehen.

Am 23.12.2021 findet die Aufführung Don Quichote statt, wo sie das erste Mal nach der Schwangerschaft auftritt.

„Das ist nicht leicht, mich darauf vorzubereiten, aber ich schaffe das, und es ist auch eine große Motivation für mich, wieder dabei zu sein“, sagt sie.

Iana ist glücklich, wenn sie an ihre Familie denkt.
Sie macht sich nur Sorgen um Marian.

„Er ist zurzeit nicht richtig glücklich, weil er noch stark mit den Nebenwirkungen von Corona zu kämpfen hat“, sagt sie.

„Das Joggen hilft mir mental enorm“, mischt sich Marian ins Gespräch ein und erklärt, dass es ihm schon viel besser geht als noch vor einigen Monaten.

Die Familie wird auch diese schwere Zeit überstehen, da bin ich mir sicher.
William schmeißt sein Spielzeugauto durch das Wohnzimmer. Für ihn ist das Interview beendet.

Ich nehme das als Zeichen, bedanke mich für das offene und freundschaftliche Gespräch.



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2021: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2021/

2020:https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2020/

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AUDIO – DURCH SCHREIBEN BESSER ÜBER MENSCHEN IM ALLTAG ERZÄHLEN

BEIM SCHREIBEN ENTDECKST BESSER DAS REIZVOLLE DES ALLTAGS, DASS SICH OFT HINTER BANALITÄTEN VERBIRGT

DIE BELLETRISTISCHE ERZÄHLWEISE ZWINGT DICH, IM ALLTAG GENAUER HINZUSCHAUEN, MENSCHEN ZU BEOBACHTEN

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WAS HAT ALLTAGSGLÜCK MIT FITNESS-STUDIO ZU TUN?

ALLTÄGLICHES-2021.11.15

WAS HAT ALLTAGSGLÜCK MIT FITNESS-STUDIO ZU TUN?

Die besten Ideen fürs Schreiben kommen mir beim Training im Fitness-Studio. Ich tippe in den Pausen zwischen den einzelnen Übungen die Wörter in mein Handy ein. Ich falle da nicht groß auf, denn alle starren hier in ihren kleinen Pausen auf ihr Telefon.
Ich lebe auf, wenn die Musik besonders laut ist, Gewichte nach unten krachen, Leute neben mir vor Anstrengung ächzen.

Und ich denke: ‚Das ist doch irgendwie der wahre Sinn deines Lebens, deines kleinen Glücks. Zuhause, am Schreibtisch, da denke ich oft zu abstrakt über die Psychologie des Lebenssinns nach und wie er sich im konkreten Alltag wiederfinden lässt.

Jetzt, vor Ort, unter den schwitzenden Leuten, die sich alle an den Geräten quälen, da fühle ich mich gut, blitzt bei mir ein wenig das Glücksgefühl auf.

Das ist mein ‚Stenogramm‘ aus dem Fitness-Studio.

 

 

 

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DAS WAREN DIE BEITRÄGE DER 45. KALENDERWOCHE

SONDERANGEBOTE IM DISCOUNTER

NORDIC WALKING STATT FITNESS-STUDIO

SINN IM ALLTAG FINDEN – DAS MUSST DU DIR JEDEN TAG AUFS NEUE ERSTRAMPELN

VOM LEBENSSINN IM ALLTAG

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VOM LEBENSSINN IM ALLTAG

MENSCHEN-2021.11.11

Was treibt dich im Alltag an? Warum solltest du dir die Frage nach dem Sinn im Alltagsleben ruhig ab und zu stellen und wie wirkt sich das auf dein Befinden aus?

Manchmal werde ich gefragt, warum ich mir gerade Themen aus dem Alltag ausgesucht habe, um darüber zu schreiben.

„Damit kannst du keinen Blumentopf gewinnen. Du bist doch ein guter Coach. Warum schreibst du nicht über deine Erfahrungen in der Kommunikation und im Training mit Menschen?“, sagen mir Freunde, wenn ich mit ihnen zusammensitze.

Anfangs viel es mir schwer, anderen zu erklären, warum ich zum Beispiel über Menschen im Alltag schreibe, mit ihnen Interviews führe.

Klar, alles hat auch seine geschäftliche Seite. Aber im Grunde genommen ist es etwas anderes.

Ich wollte in meinem letzten Arbeitsdrittel über das schreiben, was mir Spaß macht, was mich persönlich interessiert.

Nichts treibt mich so sehr an, als Banalitäten des Alltags aus ihrem Schattendasein zu holen und sie mehr in den Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit zu rücken.

Könnte ich auch über das Alltagsleben von großen Schriftstellern schreiben? Ich denke schon.

Und manchmal macht es ja auch Spaß, ihr Leben zu erforschen.
Aber ist es nicht die Familie nebenan, die mehr unsere Aufmerksamkeit verdient?

Oder der Handwerker, mit dem ich gerade ein Interview geführt habe?

Mitunter staune ich selbst, was für ein bescheidenes und zugleich großartiges Leben manche Menschen führen, trotzdem bodenständig bleiben, selber nichts an dem finden, was sie so Tag für Tag leisten.

Wenn du dich in dieses Thema hineinkniest, dich mit der Frage auseinandersetzt, was eigentlich für ein Sinn in deinem Alltagsleben steckst, dann findest du auch Verbündete – sei es in Diskussionen unter Freunden, in der Literatur oder im Internet.

Kürzlich wurde ich auf eine Wissenschaftlerin aufmerksam, die sich seit vielen Jahren mit den Fragen des Lebenssinns auseinandersetzt.
Warum lebe ich so und nicht anders, trägt mich eigentlich das Fundament meiner Anschauung durch mein Leben oder muss ich was daran ändern? (1)

Natürlich: Du stellst dir nicht jeden Tag die Frage nach dem Sinn im Leben.

Wenn du morgens zum Beispiel dein Kind fertigmachen musst, dann hast du andere Sorgen, als die Antwort auf eine philosophische Frage zu geben.

Und trotzdem: Es ist nicht unerheblich für unser konkretes Leben, für unsere körperliche und seelische Gesundheit, welche Bedeutung wir einem klaren Lebenssinn beimessen.

Eine Langzeitstudie der University of California in San Diego hat belegt, dass Menschen, die einen inneren Lebenssinn für wichtig halten, geistig und körperlich gesünder leben als diejenigen, die darauf keine Zeit verschwenden wollen.

Ein klar empfundener Lebenssinn führt besonders bei älteren Menschen offensichtlich dazu, dass dadurch entzündungshemmende und stressdämpfende Effekte auftreten.
Ich spüre es selbst.

Wenn ich mich zurücknehme, Sport treibe, einfach mal ruhig im Sessel sitze und über das nachdenke, was ich eigentlich tue und wieviel Sinn das für mich ergibt, dann werden meine Gedanken und Einstellungen letztlich positiver.

Klar, jeder von uns hat Umbrüche in seinem Leben bewältigen müssen. Diejenigen, die im Osten aufgewachsen sind, die wissen ganz besonders ein Lied davon zu singen.

Es geschafft zu haben, das Leben neu ausgerichtet zu haben, ohne sich zu verbiegen, das ist schon ein Wert für sich genommen.

Das Thema ‚Sinn im Alltagsleben‘ wird mich noch lange begleiten und ich werde auch hier weiter dazu in meinen Beiträgen schreiben.

(1)
Tatjana Schnell
„Psychologie des Lebenssinns“
2. Auflage 2020
e-ISBN 978-3-662-61120-3
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2016, 2020
(Vorwort zur 1. Auflage (Tatjana Schnell, Berlin im August 2015)
(2)
Vgl.
https://www.forschung-und-wissen.de/nachrichten/psychologie/klarer-lebenssinn-laesst-menschen-aelter-werden-13374379
abgerufen am: 09.11.2021, 10.06 Uhr

 

 



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SINN IM ALLTAG FINDEN – DAS MUSST DU DIR JEDEN TAG AUFS NEUE ERSTRAMPELN

ALLTÄGLICHES-2021.11.10

Wie ich ohne jede Lust ins Fitness-Center fuhr, sie weiter auf den Tiefpunkt sank, als ich angekommen war und wie ich mich langsam aus meinem eigenen depressiven Loch wieder herausholte.

 

Es war heute schon recht spät, schon nach 05.00 Uhr. Wir waren nur zehn Minuten später losgefahren, als wir es normalerweise sonst tun.

Zuerst fuhr vor uns ein riesiger LKW, so sah es jedenfalls aus, im Dunklen.

Davor war ein Mopedfahrer, der sich sehr langsam vorwärtsbewegte.

Wir konnten nicht überholen. Die Straßen im Dorf waren zu schmal. Hinter uns hatte sich schon eine lange Schlange an Autos gebildet, deren Scheinwerfer ich im Rückspiegel sah. Vereinzelt versuchte ein Auto auszubrechen. Vermutlich dachte der Fahrer, ich würde ohne Grund so langsam fahren.

Kurz vor dem Bahnübergang wagte ich es und setzte zum Überholen an, erst den LKW, dann das Moped.

Als ich es geschafft hatte, gingen die roten Warnleuchten am Bahnübergang an und die Schranken bewegten sich nach unten.
Wir hätten den Übergang vor fünf Minuten passieren müssen.

„Du bist ein paar Minuten zu spät losgefahren“, sagte Klara zu mir.
„Das brauchte ich jetzt noch, diese Fehleranalyse.“ Ich antwortete erst gar nicht.

Ich wusste ja, dass sie recht hatte.

„Morgen stehe ich um drei Uhr auf und fahre los“, sagte ich stattdessen.

Klara würde morgen im Homeoffice arbeiten und ich konnte selbst bestimmen, wann ich loswollte.

Die Straßen waren dann leer, auf jeden Fall, und ich musste auch nicht bis ins Zeitungsviertel fahren, um Klara bei der Arbeit abzusetzen.

Die Prenzlauer Allee war voll mit Autos.
In Mitte war es stressig, wie immer eben.

Obwohl die Seiten zum großen Teil umrahmt waren von Bauzäunen, rasten die Autos an mir dicht vorbei, sodass du Angst bekamst, dass sie sich in deinen Seitenspiegel einharken wollten.

Endlich in der Tiefgarage. Ich hatte keine Lust, wirklich gar keine. Mein linker Fuß scheuerte an der hinteren Seite des Sportschuhs.
‚Ich lasse das Laufband aus‘, sagte ich zu mir und strebte der Bizepsmaschine entgegen.

Ich quälte mich von einem Gerät zum anderen. Am Nachbargerät schaute mir ein Mann sorgenvoll ins Gesicht, so als ob meine Körperhaltung sagte: ‚Ich hab‘ keine Lust, ich krieg‘ auch keine mehr, sprich mich bloß nicht an, denn dadurch wird’s auch nicht besser.‘

Wenigstens blieb ich einem Prinzip treu- ich ging einfach von Gerät zu Gerät, ohne nachzudenken und danach markierte ich im iPhone die erledigten Anlaufstellen.

Diese Regel brachte mich auch heute weiter – mit jeder absolvierten Trainingseinheit stieg die Laune, wenn auch nur minimal.

Zum Schluss bog ich doch noch in Richtung Laufband ab, wie von selbst trugen meine Beine mich dorthin.
‚Nur zehn Minuten, für dein schlechtes Gewissen‘, sagte ich zu mir selbst.

Dann stieg neben mir ein schmächtiger junger Mann auf das Band.
Er lief sofort los, ja er schwebte wie ein Schmetterling über das Laufband.

In mir kletterte der Ärger hoch.

Ich bewegte meine Beine schneller, stellte die Geschwindigkeit sukzessive hoch, wie von Geisterhand getrieben.

Jetzt hörte ich mein eigenes Stampfen und Schnaufen. Es war, als würde eine Dampflok in Fahrt kommen. Der junge Mann wurde langsamer.

‚Siehst du, die Harten halten länger durch‘, sagte ich zufrieden zu mir.
So als hätte er es gehört, stieg er ganz vom Band.

Ich hatte gerade mal zehn Minuten geschafft. Doch jetzt gab es kein zurück mehr. Ich drosselte die Geschwindigkeit, schloss die Augen und wuchtete meine Füße im Gleichklang mit der Musik, die aus den Lautsprechern dröhnte, auf das Band.

Das ‚Display‘ zeigte dreißig Minuten an, ich hatte es tatsächlich geschafft.

Ich schwitzte, wischte mir den Schweiß mit einem Papiertuch ab, setzte die Maske auf und trottete gutgelaunt in Richtung Umkleidekabinen.

Die Rückfahrt war entspannter. Ich erlebte den stärksten Verkehr auf der Gegenseite. Ins Dorf wollten nicht so viele. Ich schon.
Die Sonne schien, als ich das Auto im Carport parkte. Ich freute mich auf meinen Schreibtisch.

„Das Leben ist schön“, dachte ich unter der Dusche und begann lautstark zu singen. Klara war ja nicht da.

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NORDIC WALKING STATT FITNESS-STUDIO

ALLTÄGLICHES-09.11.2021

Warum du ab und zu einen Rückzugsraum brauchst – nicht nur für den Körper, auch für die Seele

 

Der Wald roch nach feuchtem Laub, Kiefern und frischer Erde. Ich stakte auf dem Weg mit den Nordic Walking-Stöcken in den weichen Boden und schaute auf das Farnkraut, das sich mehr und mehr dem Boden zuneigte.

Es sind die schönsten Augenblicke, wenn ich mich vom Schreibtisch hochgerafft und in die Sportsachen geschmissen habe.

Morgens, da ist es eine klare Sache. Du stehst auf, ziehst dich an und fährst wie selbstverständlich in das Fitness-Center.

Da ist der schwierigste Moment, dass du dich aufraffst, aufzustehen, wenn dich der Wecker genügend genervt hat. Ich wachte heute Morgen gegen 03.00 Uhr auf, ganz von allein.

Dann sah ich zur Uhr und mir fiel ein, dass ich noch weitere drei Stunden schlafen könnte, weil ich ja Klara gesagt hatte, dass ich am Montag nur laufen würde.

Also zögerte ich nicht lange, sondern schmiss mich wieder mit meinem ganzen Gewicht auf die Seite des Bettes, sodass Klara fragte, ob irgendetwas passiert sei. Ich brummte nur, mochte nicht sprechen.

Ein paar Stunden weiter, nach dem Schreiben und Anrufen, da war es so weit. Ich wollte los. Aber zuerst kamen die inneren Stimmen mit den Ausreden:

‚Musst du wirklich los, oder hast du nicht genügend zu tun, dass du gar keine Zeit für den Sport hast?‘

, Morgen fährst du wieder rein und dann machst du doch genügend Training, vorweg sogar eine halbe Stunde auf dem Laufband!‘

Aber ich blieb tapfer, zog mich um und fuhr einfach in Richtung Schorfheide los, hörte nicht auf meine inneren Stimmen, die nach Gründen für das Weglassen des Nordic Walkings suchten

Bin ich im Wald und laufe, dann freue ich mich, dass ich mich überwunden habe.

Du tauchst ein in die Natur, du atmest und riechst intensiver, du hörst auf ganz andere Geräusche als den Straßenlärm, von dem du dich immer weiter entfernst.

Und mit einem Mal bist du auch in einer anderen Art zu denken angekommen.

Es kommen Gedanken, die du ansonsten verdrängst, weil es viel zu hektisch ist am Arbeitsplatz, am Schreibtisch oder wo auch immer.

‚Wo siehst du den Sinn für dein Leben, warum ackerst du noch so, obwohl du doch aufhören könntest?‘

‚Warum ist es so wichtig, zu arbeiten, nicht nur irgendetwas zu genießen?‘

‚Wieso ist es eigentlich eine oberflächliche bedeutungsleere Bemerkung, wenn dir jemand sagt, dass du nun deinen Ruhestand genießen kannst?‘

‚Was ist, wenn du lieber bis zum Tod ein Spannungsfeld aufrechterhalten willst, dass aus Arbeit und dem Genießen besteht?‘

‚Warum ist es harte Arbeit, andere Menschen zu interviewen, das aufzuschreiben und wieso ist es auch ein großes Privileg, das zu tun?‘

‚Wie gehst du mit dem Gedanken an den Tod um und warum gehört er irgendwie mit zu deinem Leben, selbst wenn du es nicht wahrhaben willst?‘

Ich finde nicht auf alles eine Antwort, wenn ich so durch den Wald stampfte.

Aber die Tatsache, dass ich mich am Tag für einen kleinen Moment herausnehme, aus dem Alltagstrott des Denkens, des vielleicht nicht Zufriedenseins, die erdet mich, bringt mich zurück zu dem, was es eigentlich bedeutet, nach dem Sinn im Leben zu suchen, nämlich Freude und Kraft in dem Moment zu entwickeln, in dem du gerade lebst; nicht zu warten auf die großen Situationen des Glücks, die vielleicht nie eintreten.

Ich laufe gerade an einem Hochstand vorbei und sehe Krümel vor mir, die mir zuruft „Opa gib‘ mir ein bisschen Zeit, damit ich hier spielen kann, ja?“

Ich muss innerlich schmunzeln, laufe weiter und sehe in der Ferne das rote Dach meines Jeeps.

Auf der Rückfahrt höre ich eine CD von Roland Kaiser.
„Sie ließe sich so gerne fallen, doch im Hotel nebenan, da wartet schon ihr Ehemann…“

Ich summe mit. Manchmal ist es doch gut, sich fallenzulassen. Du musst es ja nicht gleich wörtlich nehmen.

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SONDERANGEBOTE IM DISCOUNTER

ANNA-2021.11.08

November, vor ein paar Tagen. Ich habe Hanteln im Discounter gekauft - Sonderangebot.
Morgens, kurz vor 07.00 Uhr. Die Leute standen draußen an, in einer Reihe.
Ich fühlte mich zurückerinnert an DDR-Zeiten, so als gäbe es Apfelsinen oder Bananen.
Die Menschen drängten mit Wucht in den Eingang, den die Verkäuferin gerade geöffnet hatte.
Die ‚Raubtierfütterung‘ konnte losgehen. Ich schaute in das Gesicht eines Mannes, der an mir vorbeihetzte. Er schien um sein Leben zu rennen.
Mir fiel die Geschichte ein, die ich vor einem Jahr, auch im November, bei ‚Anna ist dement‘ geschrieben hatte: Peter versuchte Kopfkissen, Bettbezüge und einen Hubschrauber für Krümel zu kaufen.

Peter schaute sich hilfesuchend um, wen er ansprechen könnte, damit er so schnell wie möglich an die Kopfkissenbezüge, die Decke für das Bett und den Hubschrauber für Krümel kam.

Er dachte darüber nach, was jetzt wohl am sinnvollsten wäre und er entschied sich für einen vorläufigen Rückzug, um mit etwas Abstand im hinteren Bereich den Überblick für die nächsten Schritte zu bekommen.

Peter fasste den Einkaufskorb an und zog ihn hinter sich her, während er sich nach Hilfe umschaute. Sollte er die Frau da drüben ansprechen, die ebenfalls in den Sachen wühlte, nur dass sie es nicht so aggressiv tat, sondern mit Bedacht.

Entschlossen schob er den Einkaufswagen wieder nach vorn, so wie eine Ramme, die für den Sturm auf ein schier uneinnehmbares Burgtor eingesetzt werden sollte.

„Ja, passen Sie doch auf, wo Sie mit Ihrem Wagen hinfahren“, schnaubte jetzt ein älterer Herr, der von der Seite kam.
„Ich komme von rechts“, sagte Peter.
„Sind wir auf dem Ku’damm? Lächerlich!“, antwortete der Herr und drängelte sich in die erste Reihe am Wühltisch.

Peter sah sich erneut um. Da entdeckte er die Verkäuferin, die gerade Lebensmittel in die seitlich stehenden Kühltruhen einfüllte.
Gerade als Peter sie ansprechen wollte, drehte sie ihm den Rücken zu und schob einen riesigen Wagen, angefüllt mit leeren Pappkartons, in Richtung der Tür zum Wareneingang.

„Vorsicht bitte!“, rief sie laut und entfernte sich schneller, als es Peter recht war.
‚Wenn man die schon mal braucht“, brummte er.
Er spürte, wie in ihm das Blut allmählich hochkochte.

Peter ließ einfach den Einkaufswagen stehen und ging schnellen Schrittes auf die Verkäuferin zu, die an der Kasse saß.

„Bitte entschuldigen Sie, ich suche ein paar Kopfkissenbezüge und eine Decke, die ich nicht an den Wühltischen finden kann“, rief Peter der Kassiererin zu, die damit beschäftigt war, eine endlos scheinende Anzahl von Dosen, Wurstpaketen, Haushaltsartikeln und Getränken vom Band zu nehmen und die entsprechenden Preise in die Kasse einzugeben.

„Junger Mann seien Sie doch so nett und fragen meine Kollegin, die gerade den Gang entlang auf Sie zukommt.“

„Oh, vielen Dank, mach‘ ich“, sagte Peter, drehte sich um und sah genau die gleiche Verkäuferin, die schon einmal vor ihm geflohen war, versteckt hinter einem Warenkorb auf Rädern.

Die Verkäuferin hatte Peter nun auch entdeckt und bog geschmeidig in einen anderen Gang ab. Jetzt war Peter hellwach. Er war endgültig auf der Jagd und so würde die Verkäuferin beim zweiten Mal keine Chance haben, ihm zu entkommen.

„Junge Frau!“, rief Peter mit lauter Stimme, sodass sich einige nach ihm umdrehten. Er war stehengeblieben. Er war überzeugt, sie würde es auch tun.

Die Verkäuferin hielt tatsächlich inne, drehte sich um und schaute Peter an, leicht verärgert, weil er sie in ihrem Tun unterbrach.
„Könnten Sie mir helfen, ein paar Dinge zu finden, die ich bis jetzt nicht entdecken konnte?“

„Was wollen Sie denn?“, fragte ihn die Verkäuferin mit einem Unterton in der Stimme, der an ihrer Botschaft keinen Zweifel ließ: ‚Wieso wagst du es überhaupt, mich anzusprechen, wo ich doch auf dem Weg zur Kasse bin, die ich aufmachen will, damit sich die Schlange der Wartenden an der Kasse nicht noch mehr in den Raum ergießt‘, schienen ihr Blick und ihre Stimme in völliger Eintracht miteinander ausdrücken zu wollen.

„Ich suche eine Decke und zwei Kopfkissenbezüger, hier, sehen Sie mal.
Peter wollte ihr auf dem iPad das Foto von dem Einkaufsprospekt zeigen, das er vorsorglich abfotografiert hatte.

„Das finden Sie alles da drüben“, unterbrach die junge Frau ihn und wedelte mit ihrer linken Hand in die Richtung des Ungewissen an den Wühltischen.

„Naja, da finde ich eben nichts“, entgegnete Peter fest entschlossen, sich nicht noch einmal abwimmeln zu lassen.
„Und offensichtlich finden Sie das ja ganz leicht, also wäre es schön, wenn Sie mir kurz helfen würden.“

Peter log, als er ‚kurz‘ meinte, denn er war der festen Überzeugung, dass sich das alles in die Länge ziehen würde.

Aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie gemeinsam etwas finden würden, die war um ein Vielfaches größer, als wenn Peter es weiter allein versuchen wollte.

„Was suchen Sie denn?“, fragte die Verkäuferin nun schon versöhnlicher und beugte sich über das iPad. Dessen Oberfläche war inzwischen wieder schwarz geworden. Peter verfluchte das Gerät.

Er hatte es so eingestellt, dass er jedes Mal neu einen Code eintippen musste, damit die iPad-Oberfläche wieder aufleuchtete.
Bevor er also lange suchen musste, sagte er erst einmal, dass er einen Hubschrauber für seine Enkelin suche.
Die Verkäuferin ging schnurstracks auf die Leute zu, die sich vor den Wühltischen drängten.

„Darf ich mal hier durch?“, befahl sie mehr, als sie fragte.
„Schauen Sie mal, hier ist doch alles“, sagte sie jetzt an Peter gewandt, der direkt neben ihr stand.

„Ja, wo ist der Hubschrauber?“ Peter ließ nicht mehr locker.
Die Verkäuferin fuhr mit einem Arm zwischen die bunten Pakete und Schachteln und tastete sich so vorwärts, ohne den Hubschrauber zu finden. Jeden Karton, den sie triumphierend präsentierte, zeigte andere Spielzeuge, nur den Hubschrauber nicht.

Es war wohl doch nicht so einfach, stellte Peter mit Genugtuung fest.
„Hier sehen Sie mal“, sagte die Verkäuferin und hielt nach einem intensiven Durchwühlen des Tisches das Spielzeugpaket mit dem Hubschrauber auf dem Foto hoch.

„Na bitte, den nehmen wir“, sagte Peter.
„Und jetzt die Kopfkissenbezüge“, drängte Peter die Verkäuferin weiter.

„Die finden Sie nicht hier, sondern da drüben, in den großen Kartons, die noch nicht zu Ende ausgepackt sind“, antwortete sie.
„Ich muss nun zur Kasse“, sagte die Verkäuferin, winkte zum Abschied und eilte davon.

„Oh, vielen Dank, Sie haben mir sehr geholfen“, rief ihr Peter hinterher und stürzte zielstrebig in Richtung der Kartons, bevor es andere Kunden ebenfalls mitbekamen, wo sich die noch nicht gänzlich ausgepackten Waren befanden.

Die Kartons waren oben bereits offen und man konnte mit den Händen hineingreifen und die begehrten Kopfkissen herausziehen.
Die dicke Frau von den Wühltischen beobachtete Peter aus der Ferne argwöhnisch und näherte sich mit dem Instinkt eines immer noch hungrigen Schakals.

Peter zerrte das zweite Kopfkissen heraus, beugte sich über den Karton und griff mit dem Arm bis ganz nach unten durch.
Sein Bauch schnitt sich in die scharfe Kante am oberen Kartonrand ein.
Endlich bekam Peter eine Decke zu fassen, zerrte sie aus dem Karton, prüfte, ob es die richtige war und schmiss sie zufrieden in hohem Bogen in seinen Einkaufswagen.

„Darf ich mal vorbei?“, sagte Peter zu der dicken Frau, an der nun fröhlich vorbeiging. Die sah ihn wütend an, bevor sie ein Stück zur Seite ging.

„Vielen Dank. Da hinten gab es übrigens herrliche Kopfkissenbezüge. Aber die sind jetzt weg, ich habe die letzten mitgenommen“, flötete Peter in einem süßlich vergifteten Ton und hüpfte fast freudig in Richtung Kasse.

Die dicke Frau sah ihm erst misstrauisch nach und beugte sich anschließend selbst über den Karton, ja, sie hängte sich so tief mit dem Oberkörper hinein, dass sie fast das Gleichgewicht verlor.
Zu groß war ihre Neugier gewesen, was Peter da so angeblich Tolles herausgenommen hatte.

„Geschieht dir recht, du gieriges Monster“, murmelte Peter, während er mit Vergnügen das enttäuschte Gesicht der dicken Frau beobachtete, nachdem diese wieder aus der Tiefe der Kartons aufgetaucht war.

„Haben Sie etwas zu mir gesagt?“, fragte ihn jetzt eine junge Frau, die hinter ihm stand.

„Nein, nein, ich habe mit mir selbst gesprochen“, sagte Peter schnell.
„Ich meinte nur, dass die Kopfkissenbezüge wie kleine gemütliche Monster seien“, setzte er noch hinzu.
Die junge Frau nickte ihm freundlich lächelnd zu.

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DAS WAREN DIE BEITRÄGE IN 44. KALENDERWOCHE

DER LOCK-DOWN VOR EINEM JAHR ÄNDERTE ALLES IM TAGESABLAUF

DER NOVEMBER BRINGT DIE ERINNERUNG AN SCHWERE ZEITEN WIEDER HOCH

STIMMUNGSBILDER UND BESCHREIBUNGEN GEHÖREN MIT IN DEN TEXT

IMMER NOCH IM HOMEOFFICE ARBEITEN – IMMER NOCH UNTER KLARAS BEOBACHTUNG

STENOGRAMM FITNESS-STUDIO

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STENOGRAMM FITNESS-STUDIO

ALLTÄGLICHES-2021.11.04

Training am frühen Morgen - Adrenalin-Rausch oder einfach nur senile Bettflucht? 

Ich bin 16 Minuten nach vier Uhr morgens hier drin gewesen, im Fitness-Studio.

Es ist surreal, trotzdem ein gutes Gefühl. Im Dorf habe ich auf der Hinfahrt einen Fuchs mit den Scheinwerfern angeleuchtet.

Der drehte sich am Straßenrand nach mir um und schaute mich mit seinen leuchtenden Augen an. „Was machst du hier so früh, Dicker?“, schien er mich zu fragen.

„So richtig kann ich dir das auch nicht sagen“, habe ich im Stillen geantwortet.

Die Straßen waren ansonsten leer und ich bin bereits kurz nach vier Uhr in die Tiefgarage beim Fitness-Center eingebogen. Ich wollte eigentlich um die Zeit erst aufstehen, aber ich war kurz nach drei Uhr wach und bin aufgeblieben.

Ist das die Vorfreude auf das Training oder einfach senile Bettflucht?
Die Wahrheit liegt wahrscheinlich in der Mitte.

Das alles klingt gruselig, selbst wenn ich es hier aufschreibe. Aber der einzige Punkt der Überwindung ist das Aufstehen. Danach läuft alles nach Art des Fließbandes ab.

Katzenwäsche, Tee trinken, Banane schnappen, ins Auto setzen und losfahren.

Die leeren und beleuchteten Straßen im Prenzlauer Berg faszinieren mich. Alle Ampeln sind auf grün, so als würden sie sagen wollen:

„Komm‘ beeil dich Dicker, das Laufband und die Geräte warten auf dich.“

Naja, so sehr sehne ich mich nicht nun auch nicht wieder in die Folterkammer des Studios.

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IMMER NOCH IM HOMEOFFICE ARBEITEN – IMMER NOCH UNTER KLARAS BEOBACHTUNG

ALLTÄGLICHES-2021.11.04

Es ist kaum zu glauben, genau vor einem Jahr, fast auf den Tag genau habe ich diesen Beitrag geschrieben - darüber, wie ungewohnt es ist, dass Klara im Homeoffice mitarbeitet.
Hat sich in diesem Jahr etwas verändert? Ja, schon, ich habe mich daran gewöhnt, dass ich unter Kontrolle bin.

Hier mein Bericht aus dem vergangenen Jahr, am 05. November 2020

05.30 Uhr, meine Frau sitzt am Schreibtisch und ich auch, nur eben eine Tür weiter. Das ist neu für mich, ungewohnt, spannend, abschreckend und anziehend zugleich.

Ich fühle mich beobachtet, habe erst einmal die Tür zu meinem Arbeitszimmer zugemacht.

„Warum machst du die Tür zu?“, ruft Klara herüber.
„Darum!“, will ich antworten.

Stattdessen sage ich: „Ich mach‘ das Fenster auf. Ich brauch‘ frische Luft, damit ich wach werde.“

Manchmal stehe ich einfach auf, wenn ich allein bin, laufe die Treppen runter, ins Wohnzimmer und schalte den Fernseher an.

„Ich muss doch sehen, was in der Welt abgeht“, rechtfertige ich mich dann im Stillen.

Oft habe ich aber auch was im Computer oder auf dem iPad gelesen.
Zum Beispiel, wer was in einer Talkshow gesagt hat.

Stimmt das alles, was die einen Tag später darüberschreiben? Das muss ich nachprüfen, also die Talkshow in der Mediathek suchen und anschalten.

Kann ich das jetzt tun? Natürlich nicht.
Ich müsste es ansonsten wortreich gegenüber Klara erklären.
Und dann kämen sie wieder, die Sprüche.

„Jetzt ist mir alles klar, dass du so wenig an Umsatz reinholst.“
Oder: „Du redest zwar, was du wieder verkauft hast, aber in Wirklichkeit sitzt du vor dem Fernseher. Da kann nichts werden!“, höre ich sie rufen.

Ich muss jetzt mal für kleine Jungs.
Muss ich mich abmelden?

Nö, ich gehe in Richtung Gäste-WC und kann dann ja mal kurz ins Wohnzimmer abbiegen.

Und wenn Klara ruft, wo ich bin, dann antworte ich einfach nicht. Das wäre ja noch schöner.

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STIMMUNGSBILDER UND BESCHREIBUNGEN GEHÖREN MIT IN DEN TEXT

SCHREIB-ALLTAG-2021.11.03

Wenn ich einen runden -Text über ein Unternehmen schreiben will, so komme ich gar nicht umhin, auf die belletristischen Mittel der Beschreibung und auf das Skizzieren von Stimmungsbildern zurückzugreifen.
Das habe ich vor einem Jahr geschrieben - es bleibt wichtig.

Ich will im Storytelling nicht nur ein paar Fakten schildern, die dem Firmenporträt einfach nur angeheftet werden.

Nein, mir geht es auch schon darum, die Stimmung einzufangen, in der ich Gespräche führe, oder, in der ich die zu Interviewenden antreffe.

Das ist nicht immer ganz so einfach, wie ich es hier aufschreibe – zum Beispiel die Atmosphäre mit Worten zu skizzieren, die ich wahrnehme, bevor mein eigentliches Interview überhaupt beginnt.
Kürzlich hatte ich einen Termin in einem kleinen Ort im Barnimer Landkreis.

Mir blieb noch ein wenig Zeit und so hielt ich auf einem Parkplatz an, mitten in der Schorfheide.

Es roch nach den Kiefernzweigen, die sich leicht im Wind bewegten.
Die Ruhe, die sie ausstrahlten, die ging auf mich über.

Und obwohl ab und an ein paar Meter entfernt von mir Autos auf der Straße vorbeirauschten, hatte ich das Gefühl, ich könnte den Stress des Tages hinter mir lassen.

Als ich wieder ins Auto stieg und auf den kleinen vor mir liegenden Ort zusteuerte, da kam Freude in mir hoch, dass ich in dieser schönen und etwas abgelegenen Gegend gleich auf einen interessanten Menschen treffen würde.

Am Ortseingang sah ich kleinere Einfamilienhäuser mit gepflegten Vorgärten.

Alles schien in Ruhe und Ausgeglichenheit gegossen. Ein paar Meter weiter standen Spaziergänger an einem Gartenzaun.
Sie unterhielten sich mit einem älteren Mann, der sich auf seine Harke gestützt hatte und trotzdem noch aus den Augenwinkeln die herannahenden Autos beobachten konnte.

„Wir sind hier ein ruhiger Ort, mit sehr ruhigen Menschen. Bei uns zählt, dass man einander vertrauen kann. Und das ist enorm wichtig für mein Geschäft. Ich selbst bin hier geboren, groß geworden und habe hier meine Familie gegründet“, begann die Unternehmerin zu erzählen.

Das Bild, das ich mir von dem Menschen machen wollte, bekam mehr und mehr Konturen.

Angefangen hatte das alles schon vorher – nämlich als ich in den Ort hineinfuhr.

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DER NOVEMBER BRINGT DIE ERINNERUNG AN SCHWERE ZEITEN WIEDER HOCH

MENSCHEN IM ALLTAG-2021.11.02

Vor zwei Jahren habe ich darüber geschrieben, mit wie viel Aufopferung sich die Pflegekräfte in Dresden um meine Eltern gekümmert haben.
Das Verhältnis zu meiner Mutter und meinem Vater war schwierig.
Und trotzdem: Es bleiben die Eltern und du bist froh, wenn du in schwierigen Zeiten solche Menschen an deiner Seite hast. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im ‚Pflegeheim am Schloss' in Dresden - sie bleiben für mich die stillen Helden.

 

Sonntagmorgen. Wir wollen heute nach Dresden fahren und Mama besuchen. Wir sind gespannt, wie sie reagiert. Ich habe gestern mit der Pflegedienstleiterin gesprochen.

Die Schwester sagte mir, dass sie sich zurzeit gut fühlt. Sie erkennt die Schwestern, wenn sie zur Tür hereinkommen, und freut sich sogar.

Manchmal fragt sie nach Vati.
Sie hat dann vergessen, dass er im Sommer gestorben ist. Ich bin froh, dass sie es wieder vergisst. Das klingt hart, doch ich finde es gut so, in dieser Hinsicht jedenfalls.

Seit Vati tot ist, rede ich wieder mehr über ihn, stelle seine guten Seiten in den Vordergrund meiner Erzählungen.

„Du redest jetzt oft über deinen Vater“, sagt Klara dann.
„Ja, ich bin irgendwie befreit, auch wenn sich das schrecklich anhören mag, aber ich fühle mich nicht mehr so eingeengt“, habe ich ihr geantwortet.

„Naja, du hast viel von ihm“, sagt dann Klara. Ich will das nicht hören, aber leugnen kann ich es wohl auch nicht. Irgendwie freue ich mich auf die Fahrt nach Dresden, ins Pflegeheim.

Ich habe stets ein schlechtes Gewissen, weil wir das so wenig tun. Und dann bin ich froh, dass im Heim so ein tolles Team agiert.

„Sie glauben gar nicht, wie ich mich freue, Ihre Stimme zu hören“, habe ich gestern zur Schwester am Telefon gesagt.

Sie ist eine Seele von Mensch, weiß als Pflegedienstleitung, was sie tut, und sie ist unglaublich bescheiden. Ich habe schon so viel über Menschen in der Pflege geschrieben, Worte über Pflegekräfte aneinandergereiht, die ich gar nicht kannte, in Imagetexten eben.

Aber die Menschen, die in der ‚Pflege am Schloss‘ arbeiten, die habe ich beobachten können, und zwar auch dann, wenn sie es nicht bemerkten.

Mit wieviel Liebe haben sie sich in den letzten Wochen um meinen Vater gekümmert!

Da kannst du als Angehöriger noch so viel danke sagen, es ist immer zu wenig, es reicht nie, gemessen an dem, was sie tun für die Heimbewohner, und zwar Tag um Tag.

Wir hingegen kommen, sind für ein paar Momente im Heim, und sind froh, wenn wir wieder abfahren können. Das klingt hart, aber es wäre unehrlich, etwas Anderes zu sagen.

Als Mama im Sommer neunzig Jahre alt wurde, da haben wir mit ihr gefeiert. Das Team aus dem Heim hatte alles liebevoll vorbereitet.

Wir haben ein paar Stunden mit Mama zusammengesessen. Doch dann wollten wir nach Berlin zurück.

„Dann bleibt Ihre Mutter hier bei mir“, sagte mir eine Schwester. Sie wollte nicht, dass Mama an so einem Tag auch nur eine Stunde allein war.

Ich war dankbar und hatte ein unendlich schlechtes Gewissen.
Wenn wir heute, am Samstag, auf eine Schwester treffen, werden wir uns bedanken für die Fürsorge und Betreuung, für ihre Geduld, die sie für Mama aufbringen.

Unser schlechtes Gewissen bleibt.
Stille Helden sind das, die im Team der ‚Pflege am Schloss‘ arbeiten. Unsere Wertschätzung und Hochachtung jedenfalls haben sie.



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2021: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2021/

2020:https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2020/

2019: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2019/

2017: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2017/

 

DER LOCK-DOWN VOR EINEM JAHR ÄNDERTE ALLES IM TAGESABLAUF

ALLTÄGLICHES-2021.11.01

Kein Fitness-Studio mehr und Klara blieb auch noch zuhause, im Homeoffice.

Der Wecker klingelte, wie immer viel zu früh.
Irgendwas war komisch, dachte ich. Ich setzte mich gerade aufs Bett und dann fiel es mir ein.

‚Ich werde heute nicht ins Fitness-Studio fahren. Ich komme dem Lock-down zuvor.‘

Klara hätte es gern gesehen, dass ich noch einmal mit reingefahren wäre, denn sie musste nun morgens wieder auf die Bahn umsteigen.
Ich nahm mir vor, zwischendurch ein paar Übungen zu machen, wenigstens vom Schreibtisch aufzustehen, Arme und Beine zu lockern.

An der Rückseite der Tür zum Arbeitszimmer klebte ein großes Plakat, auf dem Übungen abgebildet sind, die ich machen konnte, ohne dass ich groß Geräte brauchte.

Habe ich das getan? Nein.
Doch eine Sache war gut: Ich habe drei Säcke mit Grünzeug aus dem Garten zur Abfallstation gebracht.
„Wer weiß, ob die nächste Woche noch aufhaben“, schoss es mir durch den Kopf.

„Sollte ich die Blätter auf dem Rasen auch noch zusammenhaken und mit in einen der Säcke stopfen? Das wäre ja auch sowas wie Gymnastik“, dachte ich bei mir.

Ich schaute auf die Blätter, dann auf die Säcke und schließlich auf den Schuppen, wo die Harke stand.

„Kommt gar nicht in Frage, noch zu harken. Es reicht, wenn ich die Säcke hier wegfahre, schließlich hast du danach noch zu arbeiten“, sagte ich in strengem Ton zu mir selbst.

Ich hievte die Säcke in den Wagen und fuhr in Richtung Abfallentsorgung los.
Als ich ankam, stand eine Mitarbeiterin auf dem Hof, schaute mir beim Aussteigen zu und fragte schließlich: „Wie viel Säcke sind es?“

„Es sind vier“, sagte ich.
„Wieso vier? Hier hinten sind nur drei“, entgegnete sie, nachdem sie in das Innere des Wagens geschaut hattte.

„Der größte und der dickste Sack steht vor Ihnen“, sagte ich trocken und beobachtete, wie sie sich vor Lachen ausschüttete.

„Ach ich liebe Ihren Humor“, meinte sie und nahm wortlos den einen Euro Trinkgeld an, den ich ihr zusteckte.

„Ja, wir werden demnächst nicht viel zu lachen haben“, meinte ich und sie nickte stumm.

Ich stieg ins Auto und nahm mir vor, am nächsten Tag mit einer Übung zu beginnen, die auf dem Plakat an der Rückwand der Tür zum Arbeitszimmer abgebildet war. Sollte ich wirklich damit anfangen?

‚Aber morgen ist Freitag und da hantiere ich doch immer mit dem Staubsauger und schüttele vorher die Teppiche aus‘, eine gute Ausrede, wie ich fand.

„Ich werde mir mal einen Tee machen und mich danach erneut an die Arbeit begeben“, dachte ich, als ich wieder zuhause angekommen war.

Während ich das Wasser in den Teekessel füllte, sah ich, dass die roten Lampen an der Spülmaschine leuchteten.

„Verflucht, auch das noch!“, brummte ich vor mich hin.
Ich kippte die Klappe der Spülmaschine nach vorn und hob mit einer Hand den Behälter raus, in dem das Besteck aufbewahrt war.

Eine Gabel hakte sich an einem Kuchenteller fest und hob ihn mit an. Ich fluchte, beugte mich nach unten, um die Gabel zu befreien.
„Verdammt, ich komme hier im Homeoffice aber auch zu gar nichts“, dachte ich.

Und dann musste ich mich immer und immer wieder nach unten beugen, um das Geschirr herauszunehmen.

Als es geschafft war, seuftze ich erleichtert auf. Ich würde Klara von meinen Heldentaten nachher berichten. Aber die würde wohl wieder nur die Augenbrauen nach oben ziehen und nichts sagen.

Naja, wenigstens hatte  ich doch noch ein paar Rumpfbeugen gemacht. Der Anfang war getan.

KLARA ARBEITETE IM HOME-OFFICE – ES WAR SO UNGEWOHNT
Für mich war das ein komisches Gefühl. Ich konnte gar nicht so ‚herumlungern‘, wie ich das sonst morgens immer am Computer tat, um in Schwung zu kommen: Mal hier surfen, da mal nachlesen.

Jetzt war hier eine gespenstische Ruhe, obwohl wir zu zweit waren.
Ich hätte das Klara nie zugetraut, dass sie das mit dem Laptop hinbekam.

Laura hatte ihr geholfen. Sie sind noch extra zum Alex gefahren, hatten den Computer gekauft und Laura hatte ihn eingerichtet.
Und wie es immer so am Anfang war: Der Laptop konnte sich noch nicht ins System einloggen.

„Dann muss Klara ja am Montag doch reinfahren und ich kann hier wie gewohnt arbeiten, oder zwischendurch auch nicht, weil ich mal eine Serie gucken kann, ‚Seal-Team‘“, dachte ich bei mir.

Ach, ich liebte es, wenn ich die ‚Seals‘ sah, wie sie in der Serie eine Tür eintraten.

Doch ich hatte die Rechnung ohne Klara gemacht, die saß drüben, ganz diszipliniert und rührte sich nicht. Sie hatte ja noch ihren Dienst-Laptop mitgebracht, vorsichtshalber. Und der loggte sich ein.

Naja, was soll’s. Ich wusste nicht, ob ich mich freuen oder ob ich weinen sollte.

„Kannst du so lange auf deinem Schreibtischsessel sitzen?“, rief Klara herüber.

„Oh ja, da bin ich ganz diszipliniert“, rief ich ungerührt zurück, obwohl ich gerade dachte, dass ich mir mal eine Pause verdient hatte.

Kurzum, ich fühlte mich beobachtet.

„Alles ‚guut‘, Löwe“, hörte ich Krümel in Gedanken rufen, so als würde sie mit mir spielen wollen.

Aber Krümel war gar nicht da, sie war in der Kita und würde wohl nicht an mich denken, sondern mit den Kindern in ihrer Gruppe spielen.

Nicht mal jammern konnte ich, dass ich laufend abgelenkt wurde.
Bis jetzt fand ich das ja gut mit dem Home-Office.

Ich hatte da allerdings mehr an mich selbst gedacht. Bis der Lock-down begann.

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MEIN FAHRER ENTWICKELT VIELE AKTIVITÄTEN – MEISTENS ABER DIE FALSCHEN

JEEPY-2021.10.30

MEIN FAHRER HAT KEINE AHNUNG VON TASTATUREN

Hallo Krümel, hier ist Jeepy. Jetzt ist die Woche schon fast wieder rum und ich hoffe, dir geht es gut im Kindergarten und Zuhause, bei Mama.

Naja, einmal hat mein Fahrer dich ja gesehen, über Skype. Da hast du den Computer umarmt, weil du dachtest, dahinter ist dein Opa, mein Fahrer, versteckt.

Das hat meinen Fahrer sehr amüsiert und er hat danach richtig viel Schwung bei der Arbeit gehabt.

Aber ich wollte dir doch noch zu Ende erzählen, wie es weiterging, nachdem wir zurück in den Prenzlauer Berg mussten. Erinnerst du dich?

Mein Fahrer wollte dort die Tastatur austauschen, weil sie ja nicht funktionstüchtig war. Mein Fahrer ließ mich in der Tiefgarage zurück und eilte in das Einkaufscenter.

„Ich möchte diese Tastatur umtauschen. Die funktioniert nicht“, sagte mein Fahrer zu dem Verkäufer.

„Sie haben mich doch auch vor zwei Stunden beraten, richtig?“, hakte mein Fahrer noch nach.

„Hm“, brummte er und verzog sein Gesicht, als hätte er gerade in eine Zitrone gebissen.

„Was haben Sie denn mit der Tastatur angestellt, die ist doch ganz einfach zu bedienen?“, fragte der Verkäufer meinen Fahrer.

Der pumpte sich gerade hoch. Also sendete ich aus der Tiefgarage meine Signale: „Bleib ruhig, denk an deinen Blutdruck, es geht hier nur um eine Tastatur und nicht um Menschenleben.“

Aber der hörte das zwar, ignorierte das jedoch komplett.
„Ich bin jetzt richtig neugierig, was sie mit der Tastatur anstellen, um mir zu zeigen, was für ein Fachmann Sie sind“, sagte mein Fahrer.

„Ach, das haben wir gleich. Geben Sie mal her.“
Mein Fahrer reichte das Paket mit der Tastatur rüber und wartete gespannt, wie es nun weiterging.

„Bedienungsanleitung?“, fragte der Verkäufer.
„Drinnen“, antwortete mein Fahrer ebenso knapp.
„Brauchen Sie aber gar nicht zu schauen.“

„Warum nicht?“
„Weil kein Deutsch draufsteht.“
„Gibt es auch in Deutsch“, sagte der Verkäufer.
„Gibt es nicht.“
„Doch.“
„Nein.“
„Wollen wir wetten, dass kein Deutsch draufsteht?“, fragte mein Fahrer.

„Wenn die Anleitung auch in Deutsch ist, dann nehme ich die Tastatur ungesehen wieder mit, egal, ob sie geht oder eben auch nicht.“
„Gut“, sagte der Verkäufer. Er machte den Karton auf, holte die Anleitung raus und zeigte mit dem Finger auf die rechte Seite des Blattes.

Dort standen tatsächlich ein paar deutsche Sätze.
„Das gibt’s doch nicht.“ Mein Fahrer war verblüfft. Der Verkäufer schmunzelte.

„Sie müssen hier auf die Taste ‚Fn‘ gehen und oben auf die Taste eins. Dann halten Sie das Ganze drei Sekunden gedrückt und schon gibt es eine Verbindung.“

„Können Sie mir das mal vorführen?“
„Kann ich.“

In wenigen Handgriffen brachte der Verkäufer die Tastatur zum Laufen und schrieb munter darauf herum. Mein Fahrer muss so blöd geschaut haben, dass der Verkäufer anfing zu lachen.

Dann lachten sie beide.
„Soll ich die Tastatur in den Karton zurückschieben, das geht immer so verdammt schwer“, fragte der Verkäufer meinen Fahrer.

„Nein, lassen Sie mal. Die nehme ich jetzt gleich so mit.“
Mein Fahrer bedankte sich noch einmal und verließ leichten Schrittes den Media- Markt.

Für ihn war klar, selbst wenn die Tastatur Zuhause nicht funktionierte, noch einmal zurück würde er nicht fahren. Die Strassen waren jetzt verstopft.

In Berlin hatte der Feierabendverkehr eingesetzt. Nach zwei Stunden ‚Stop and go‘ hatten wir es geschafft.

Ich stand im Carport, als ich von oben den Jubelschrei hörte. Die Tastatur funktionierte.

Bis zum nächsten Abenteuer mit deinem Fahrer und mir, lieber Krümel, sage ich Tschüss,
Dein Jeepy.

MEIN FAHRER WISCHT DIE TREPPE FEUCHT AB – SOLL ER ABER NICHT

Hallo Krümel, ich stehe hier unter dem Carport und keiner denkt an mich.

„Mir ist langweilig“, hat deine Mama in solchen Fällen zu meinem Fahrer gesagt. Der lässt sich gar nicht blicken. Er arbeitet, angeblich. Dabei stöhnt er schon den ganzen Tag rum, weil er die Zimmer saubermachen will.

Seine Frau, also deine Oma, ist ja zur Kur.
Und da hat er vorige Woche einfach mal das Saubermachen ausfallen lassen. Aber jetzt sieht er überall die kleinen Fussel.

Die Tage zuvor hat er sie einfach aufgehoben und in die Hosentasche gesteckt. Doch nun ist es einfach zu viel für ihn.

Also hat er den Staubsauger herausgeholt und angefangen zu saugen. Danach ist er gleich vor Erschöpfung in den Sessel gesunken, und keiner war da, der ihn bemitleidet hat. Nun kommt der Knaller.

Mein Fahrer hat freiwillig noch die Treppen gewischt. Das macht er sonst nie, sondern überlässt es deiner Oma.

Er hat ihr gleich ein Foto geschickt. Da war er mit dem Eimer und dem Wischlappen drauf zu sehen. „Schnau…. voll“, stand in der Bildunterschrift.

Das sagt man eigentlich nicht, lieber Krümel, deshalb schreibe ich das Wort auch gar nicht erst aus, was mein Fahrer hier gesagt hat. Später rief deine Oma an und mein Fahrer wollte ihr stolz berichten, was er alles getan hatte.

Und was war die Reaktion?
„Du hast doch nicht etwa die Treppen feucht abgewischt?“, fragte sie ihn. Mein Fahrer war sauer.

„Wie denn sonst?“
„Naja, ich wische sie immer trocken ab“, sagte sie.
„Das ist jetzt egal, ich habe sie jedenfalls feucht abgewischt.“

Mein Fahrer war enttäuscht. Er dachte nämlich, er bekäme ein dickes Lob von deiner Oma. Dabei hatte er ihr noch gar nicht erzählt, wie lange er gebraucht hatte, um zu verstehen, wie der Wischlappen aufgezogen wird.

In den Wischeimer hatte er einfach Spülmittel und Fettlöser aus der Küche genommen. Er hatte die richtigen Reinigungsmittel nicht gefunden.

Die standen so in der Ecke, dass man hätte alles ausräumen müssen. Mein Fahrer hat es versucht. Aber da flogen ihm gleich die ersten Sachen entgegen.

„Wir gehen heute ein Eis essen“, sagte deine Oma zu ihm am Telefon.
„Eis essen, während der Kur?“, fragte mein Fahrer.

„Ja, denn heute ist ja Frauentag.“
„Ach du Sch….“, stöhnte mein Fahrer auf. Jetzt muss ich schon wieder Punkte machen, Krümel.

Dein Opa hat sich nicht im Griff. Er ärgerte sich einfach, dass er den Feiertag vergessen hatte.
Wie konnte er das wieder gutmachen? Er wusste das nicht.

„Bist du für Morgen gut vorbereitet, für deine Lesung zum Frauentag?“, fragte deine Oma nun versöhnlich.
„Ja, wie gut, dass wissen wir erst nach der Lesung.“
„Ich drück‘ die Daumen“, sagte Oma.

Mein Fahrer bedankte sich. Er würde am Sonntag einen Blumenstrauß mit in die Reha-Klinik nehmen. Ach Krümel, ich freue mich auf Morgen, denn da fahren wir endlich wieder ein Stück. Nach Altlandsberg.

Da gibt es einen Verein, der heißt „Helfen hilft“. Mein Fahrer findet den klasse.
Dort arbeiten Menschen, die nicht viel fragen, sondern anderen Menschen helfen, mit Lebensmitteln, Sachen zum Anziehen und noch vielen anderen Dingen.

Deshalb gibt sich mein Fahrer sicher Mühe, denn er will ebenfalls für diesen Verein etwas tun, mit seiner Kraft und seinen Möglichkeiten eben. Morgen, da ist dort eine kleine Feier, zum Frauentag, und mein Fahrer liest ein paar kleinere Geschichten vor.

Ich warte natürlich draußen. Ich bin zwar nur ein kleiner Jeep, aber die Treppen komme ich ja trotzdem nicht hoch. Aber ich krieg schon raus, wie es war. So lieber Krümel, davon erzähle ich dir das nächste Mal.
Dein Jeepy.

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DAS GESICHT IM SPIEGEL SAH WEINERLICH UND ZERKNITTERT AUS

ALLTÄGLICHES-2021.10.29

Von den Niederlagen, morgens für die Fitness frühzeitig aufzustehen

Der Wecker klingelte wie immer eine Viertelstunde vor vier Uhr.
Mir war, als würde jemand mit einem Holzhammer direkt auf meinen Kopf hauen.

Ich hatte Klara am Abend gesagt, dass ich früh zum Sport fahren würde, auch wenn sie nicht mit zur Arbeitsstelle fuhr.

Sie hatte sich entschlossen, am nächsten Tag im Homeoffice zu arbeiten, weil sie noch stark erkältet sei.

„Dann fahre ich morgen früh allein los“, hatte ich todesmutig erklärt.
Der Zeitpunkt war herangekommen.

Ich quälte mich hoch, ließ die Beine aus dem Bett hängen und verfluchte mich, dass ich so eine Ansage gemacht hatte.
Ich stand langsam auf und schlurfte ins Bad.

„Leg‘ dich wieder hin!“, sagte meine innere Stimme.
Du kannst auch noch am nächsten Tag dorthin fahren. Jeden Tag!“
Was sollte ich tun? Meiner inneren Eingebung nachgeben?

Oder den Harten spielen?
„Du bist eine Lusche“, sagte ich zu dem Gesicht, das mich im Spiegel zerknittert und weinerlich anschaute.

„Komm‘, sei ein Held. Geh‘ da raus und mach‘ deinen Sport. In zwei Stunden bist du wieder zurück, gut gelaunt und hochmotiviert“, sagte meine andere Stimme.

Ich ging aus dem Bad in Richtung Schlafzimmer zurück.
„Sei kein Schwächling, raff dich auf!“, rief meine andere innere Stimme.

Der Kopf kämpfte noch, doch die Beine trugen mich direkt vor das Bett.

Ich plumpste hinein, drehte mich um und versuchte weiterzuschlafen.

Ich verfiel in einen Albtraum, indem ich als letzter auf einer 5000 Meter Strecke lief.

‚Jetzt reiss dich doch mal zusammen. Warum hast du in den Trainingsstunden
gefehlt?‘

Ich wachte schweissgebadet auf.
„Du bist ja doch nicht ins Fitness-Studio gefahren“, sagte Klara zu mir.

„Nein, ich habe noch mit meiner Erkältung zu kämpfen“, antwortete ich.

„Komisch, und ich dachte, du hättest das überstanden.“
Ich sagte nichts darauf.

„Dann kannst du ja das Frühstück machen“, schob Klara nach.
Jetzt war meine Laune auf dem Tiefpunkt angekommen.

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DAS REIZVOLLE DES ALLTAGS VERSTECKT SICH HINTER BANALITÄTEN

MENSCHEN-2021.10.28

Warum du schreiben solltest, um deinen Alltag noch intensiver zu erleben.

Das Faszinierende am Schreiben ist für mich: Ich kann Menschen in alltäglichen Situationen beobachten, ich bin an wechselnden Schauplätzen, es gibt stets neue Ausgangssituationen, und ich schreibe zu vielfältigen, sich abwechselnden Themen.

Das Schreiben hat auf mich eine ungeheure Anziehungskraft, es frisst dich mit ‚Haut und Haaren.“

Natürlich fahre ich beispielsweise nicht zuerst ins Fitness-Center, um Menschen beim Training zuzusehen und anschließend darüber zu schreiben, sondern um selber Sport zu treiben, fit zu bleiben, vorausgesetzt, das Center bleibt nicht mehr lange wegen Corona geschlossen.

Ich beobachte gern, was um mich herum passiert.
Was könnte nun ein Leser daran interessant finden? Ich kenne natürlich nicht die genauen Motive jedes Lesers.

Jedoch glaube ich fest daran, dass jeder von uns bestimmte eigene Erlebnisse in Alltagssituationen wiedererkennt und sich freut, dass es anderen genauso ergangen ist.

Manch einer will vielleicht auch nur unterhalten werden, für einen Moment aus seiner Realität aussteigen und in den Alltag des Erzählers eintauchen.

Für mich als Autor ist es eine spannende Sache, wenn ich mich in meine Gedankenwelt begebe und sie abgleiche mit dem, was ich gerade erlebt und gesehen habe.

Ich denke, wir alle können mehr glücksbringende Momente in alltäglichen Situationen entdecken, als wir es für möglich halten.
Mark Twain war es wohl, der sinngemäß formulierte, dass es vor allem zwei Tage im Leben eines Menschen sind, die für ihn eine Bedeutung haben – nämlich der Tag der Geburt und der Tag, an dem er weiß, warum er auf der Welt ist.

Jeder wird diese Frage anders beantworten. Ich denke, dass dies die wirklichen mentalen Anker im Leben sind.

Ich habe lange Zeit gedacht, dass ich einiges vollbracht habe, weil ich intensiv studiert habe, um mir möglichst viel Wissen anzueignen.

Dann kam die Wende und wieder versuchte ich, meinem Leben einen neuen Sinn zu geben, Anerkennung durch Leistungen in einer neuen, anderen Welt zu bekommen.

Wirklich glücklich bin ich aber erst, seitdem ich erkannt habe, dass ich mich selbst so nehmen muss, wie ich bin und ich Kraft aus meiner neuen Gelassenheit ziehe.

Hat das was mit dem Alter zu tun?
Vielleicht.

Und mit dieser inneren Ruhe ziehe ich in meine neuen Abenteuer, dem Schreiben über das Alltägliche, über Menschen im Alltag.

DIE BELLETRISTISCHE ERZÄHLWEISE ZWINGT DICH, IM ALLTAG GENAUER HINZUSCHAUEN, MENSCHEN ZU BEOBACHTEN

Ich schreibe schon lange, eigentlich schon mein ganzes Leben.
Aber zum Geschichtenerzählen komme ich erst so richtig in letzter Zeit, und da bin ich auch noch ganz am Anfang.

Ich schreibe vor allem Geschichten, die mit dem Alltag zu tun haben.
Bin ich deshalb ein Schriftsteller?
Nein, sicher nicht.

Aber ich muss mich natürlich trotzdem an die Regeln des Schreibens halten, und deshalb muss ich sie mir auch aneignen. Auf jeden Fall ist das ein stetiger Prozess des Lernens, des Übens und des Schreibens.

Mehr und mehr stelle ich mich dabei den Anforderungen an das belletristische Schreiben. Das ist für mich wie ein Abenteuer, eine Reise in ein unbekanntes Land.

Ich schreibe in dieser Rubrik darüber, was mir am Alltag ‚über den Weg läuft‘, wie ich es verarbeite, und, wie ich das Handwerk des Schreiben trainiere und was es mir bringt.

Ich will dem Leser Menschen aus dem Alltag näherzubringen, ihre Konflikte, ihre Hoffnungen, Sehnsüchte und die Schwierigkeiten zeigen, mit denen sie in ihrem Umfeld zu tun haben.

Mich reizt das Banale, das, was wir am Tag erleben, eben das, was wir oftmals nicht aufmerksam genug hinterfragen.

Dabei gibt es viel mehr schöne Dinge als hässliche Erlebnisse im Alltag, humorvolle Episoden, die es lohnt, festzuhalten.

Sicher ist es ja auch interessant, quasi den Weg des Schreibens zu dokumentieren – mein handwerkliches Verständnis davon, die Erfolge und Niederlagen, die Fehler und vor allem die Motive, warum ich weitermache.

Schreiben und verwerfen, wieder schreiben, lesen und dann wieder schreiben. Eintönig?

Ja, irgendwie schon. Anstrengend? Und wie.
Trotzdem: Es bleibt faszinierend.

SCHREIB-ALLTAG



Mehr lesen:
2021: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2021/

2020:https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2020/

2019: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2019/

2017: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2017/