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STENOGRAMM FITNESSSTUDIO – SEIT LANGEM MAL WIEDER

ALLTÄGLICHES-2021.07.15

Mit dem morgendlichen Training im Fitness-Studio kannst du deinen Alltag nicht wirklich verändern, die Sicht darauf aber schon.

Es ist wieder anstrengend geworden, im JR-Studio im Prenzlauer Berg.
Ich habe ja erst in der vergangenen Woche erneut mit dem Training begonnen, nach dem Lockdown.
Klar, ich merke, dass ich lange nichts gemacht habe.

Alle guten Vorsätze, nämlich täglich im Homeoffice Übungen durchzuführen, die habe ich im Kalender immer wieder auf den nächsten Tag verschoben.

Vorausschauend planen, so nannte ich das.
Aber jetzt kann ich mich nicht mehr rausreden. Meine Frau arbeitet heute im Homeoffice.

Ich bin also allein aufgestanden, eine Viertelstunde vor vier Uhr morgens, wie sonst auch.

Halb fünf Uhr war ich auf der Piste und eine halbe Stunde später im Prenzlauer Berg.

05.20 Uhr war die erste Übung dran – Beine auf der Bauchbank heben und senken.

Das hört sich leicht an, ist es wahrscheinlich auch, nur nicht für mich. Ich habe gekeucht und zum Schluss darum gekämpft, dass die Beine einigermaßen gerade wieder nach unten kamen.

Dann ging es alles Schlag auf Schlag – Rücken strecken, Bizepsmaschine, Trizepsmaschine, Bauchmaschine.

Zehn Minuten nach sieben Uhr war ich heute Morgen fertig.
Anderthalb Stunden Training, stellt euch das mal vor. Aber erzählen kann ich darüber nicht groß, denn ich ernte stets misstrauische Blicke.

„Na Dicker, wieder mal davon geträumt, dass du dort warst?“, oder so ähnlich.

Aber ich war da und ich habe fünfzehn Trainingsstationen absolviert.
Die Arme tun weh, im Rücken spüre ich Muskelkater.
Kurzum, wozu das Ganze?

Ich könnte jetzt von ‚gesünder leben‘ schwadronieren, vom Abnehmen und meinen zerbrochenen Träumen erzählen.
Heute nicht.

Ich weiß nur eines: Ich bin unmutig hineingegangen, aber voller Power, vor allem mental, wieder herausgekommen.

Als ich nach insgesamt zwei Stunden draußen auf den Treppenstufen stand und meine Maske in der Tasche verstaut habe, da fühlte ich mich wie ein Held.

Doch als ich hochblickte, da war dieses Gefühl erst einmal vorbei.
Auf der auf dem gegenüberliegenden Fußweg, da machte ein relativ jung aussehender Mann auf dem Gehweg Liegestütze, mit hoher Taktzahl.

Ich traute meinen Augen nicht. Als die Ampel auf grün schaltete, da schnappte er sich den vor ihm stehenden Kinderwagen und joggte auch noch über die Straße.

Irgendwie nötigte mir das alles Respekt ab. Ob ich wohl auf dem Weg mit Krümel zur Kita noch zwischendurch auf die Hände fallen würde, um ein paar Liegestütze zu machen?

Eher unwahrscheinlich; wahrscheinlicher wäre, ich würde bei meinem Gewicht nach der ersten Übung zusammenbrechen und Krümel würde wohl fragen: ‚Opa, alles ‚dut‘?‘

Also Hut ab, Fremder, du hast mit Sicherheit mehr Stress und schaffst es trotzdem noch, dich zwischendurch zu bewegen, dich fit zu halten.

Ich stieg in mein Auto und fuhr trotzdem stolz nach Hause.
Klara hatte Frühstück gemacht. Ich hatte einen Bärenhunger.

„Wieso kriege ich nur zwei Brötchen?“, habe ich sie gefragt.
„Du willst abnehmen, also tu‘ etwas dafür“, kam die trockene Antwort.

Ich habe nichts darauf geantwortet.

„Und wie war ich heute Morgen?“, fragte ich stattdessen.
Ich wollte so etwas hören, wie: „Ach toll, dass du dich so früh aufraffen konntest, dass du was für deinen Körper tust, einfach deine Ziele verfolgst.“

„Du warst ziemlich laut heute Morgen. Und wieso hat es so lange gedauert, bis du endlich losgefahren bist?“

Ich habe nicht geantwortet, aber ich habe den Käsesalat einfach mit dem Löffel aufgegessen, wenn ich schon kein weiteres Brötchen bekam.

Klara war da ja schon wieder nach oben gegangen.
Sie sagte, sie müsse arbeiten, sie können nicht die ganze Zeit bei mir sitzen.

Ich habe auf dem iPad die App für „Die Zeit“ geöffnet.
‚Die Macht des Bauchgefühls‘, stand da. Naja, darüber könnte ich ja eine Menge berichten.

Aber ich ging dann wenig später doch an meinen Schreibtisch.
„Rufst du heute Kunden an?“, hörte ich aus dem Nebenzimmer Klara fragen.

‚Jetzt werde ich da auch noch kontrolliert‘, dachte ich.
„Ich mach mal die Tür zu, damit du in Ruhe arbeiten kannst“, habe ich geantwortet.

Trainieren im Studio macht Spaß, weil du im Team bist, und dich doch keiner fragt, wie viel du eigentlich schaffen willst.

Naja, Klara meint es nur gut, mit der Haushaltskasse und damit irgendwie auch mit mir.

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IN STRALSUND KAUF ICH MIR VOR DEM UMSTEIGEN EIN BRÖTCHEN

ALLTÄGLICHES-2021.07.13

Von Zugausfällen, die keiner eingeplant hatte

Klara hatte drei Tage hinter sich, die sie lieber vergessen würde. Sie war am vergangenen Donnerstag früh aufgestanden, ich hatte sie zum Zug nach Bernau gebracht und gegen elf Uhr war sie bereits an ihrem Bestimmungsort in Sassnitz angelangt.

Sie hetzte zur Besichtigung eines Zimmers in einer Betreuungseinrichtung, in dem ihre Mutter in Kürze untergebracht werden sollte.

Am nächsten Tag unterschrieb sie die entsprechenden Pflege- und Betreuungsverträge für das Heim.

„Was machst du denn hier?“, fragte ihre Mutter sie, als sie danach bei ihr klingelte.

Es war bereits am späten Vormittag, als ihre Mutter ihr die Tür im Schlafanzug öffnete.

„Ich wollte mal schauen, wie es dir geht“, sagte Klara zu ihr, ohne groß weitere Erklärungen abzugeben.

„Mutti, wir müssen dich fertigmachen, denn du bekommst die zweite Impfung gegen Corona“.

„Zweite Impfung? Warum?“
„Das erklären wir dir unterwegs, denn du wirst gleich abgeholt.“
„Von wem?“
„Von deinem Sohn, Mutti.“
„Von meinem Sohn?“
Ihre Mutter schaute sie staunend an.

„Was hat der damit zu tun?“
„Mutti, das ist der Einzige, der uns zum Arzt fahren kann, oder wolltest du eine Stunde zu Fuß unterwegs sein?“

Klara war erschöpft, müde und mochte nichts mehr erklären.
Endlich. Es klingelte an der Tür und Klaras Bruder wartete danach unten am Auto auf seine Mutter.

Als beide losgefahren waren, ging für Klara die Arbeit in der Wohnung ihrer Mutter los.
Bettwäsche im Schlafzimmer wechseln, die dreckige in die Waschmaschine tun, saubere aufziehen,
in den Wäschebeutel schauen, Unterwäsche, Blusen und Hosen heraussuchen und ebenfalls waschen, den Staubsauger herausholen und saugen, danach wischen, Kaffee aufsetzen und den Tisch für ihre Mutter decken.

„Ach, was machst du in meiner Wohnung?“, begrüßte ihre Mutter sie, und das mit einem Gesicht, als hätte sich Klara unangemeldet bei ihr aufgehalten.

Samstagabend. Klara stieg in den Zug nach Stralsund.
Sie hatte alles durchgeplant und war nun froh, dass alles so abgelaufen war, wie sie es vorhatte.
Sie war zwar unendlich müde und hatte kaum noch Kraft.
Klara ließ sich erschöpft in den Sitz im Zug fallen und schaute einfach aus dem Fenster.

Sie war gern auf Rügen, liebte die Straßen, den Blick auf das Wasser in Lietzow. Es stellte sich schnell wieder ein Gefühl von Heimat ein. Es roch nach Seeluft, man spürte den frischen Wind.

„Hier kannst du alles vergessen“, hatte sie am Telefon zu mir gesagt.
Ich verstand das sofort, weil es mir genauso ging, wenn ich dort oben war.
Hier in Brandenburg, da war es auch schön, ich liebte die Schorfheide, den Liepnitzsee.
Aber das Meer war doch noch etwas ganz Anderes.

„Was nützt dir das alles, wenn du gar keine Zeit für das Schöne hast“, habe ich entgegnet.

Klara bekam Hunger. Sie hatte es in Sassnitz nicht mehr geschafft, etwas vor der Abfahrt zu essen.

‚Ich kauf‘ mir ein Brötchen in Stralsund‘, dachte sie.

Plötzlich ertönte ein Signal und eine Stimme sagte: „Der Zug von Stralsund nach Berlin, Abfahrt 19.13 Uhr von Stralsund fällt aus.“
‚Der Zug fährt nicht, einfach so?‘
Klara glaubte, nicht richtig zu hören.

„Wieso fällt der Zug aus?“, fragte Klara den Schaffner, der an ihr vorbeilief.

Der Schaffner drehte sich um und zuckte mit den Schultern.
„Das kann ich Ihnen auch nicht sagen.“

Klara wusste nicht, was sie machen sollte.
Über Gesundbrunnen fahren? Aber das wäre ein ziemlicher Umweg.

„Sie können den Zug nach Baruth nehmen, der ist 21.44 in Oranienburg“, sagte der Schaffner noch zu Klara und schaute sie ein wenig schuldbewusst an.

Doch der konnte ja am wenigsten dafür.
Dass der Zug sich mal verspätet, das hatte Klara schon des Öfteren mal erlebt, aber gleich ganz ausfallen?

Sie konnte es vergessen, sich in Stralsund vor dem Umsteigen noch ein Brötchen zu kaufen.

Die neue Zugverbindung über Neubrandenburg ließ das nicht zu. Der Zug fuhr bereits 19.02 Uhr ab.

Klara hetzte nach ihrer Ankunft zum anderen Bahnsteig, von dem aus der Zug nach Berlin abfuhr.

Als sie im Zug saß, rief sie mich an und sagte, dass sich der Plan geändert hätte und ich sie von Oranienburg abholen sollte.

„Ich kenne den Bahnhof von Oranienburg nicht“, sagte ich zu ihr.
Ich hatte am Samstagabend keine Lust, noch groß den Weg dorthin zu erkunden.

Im Fernsehen lief die Sendung mit Gottschalk – ‚50 Jahre Hitparade, Zugabe‘.

Ich mochte die coolen Sprüche von Gottschalk immer noch und hätte die Sendung gern gesehen. Außerdem liebte ich Schlager. Schweren Herzens erhob ich mich aus dem Sessel, um mich auf den Weg zu machen.

Klara hatte sich damit abgefunden, dass ihr Plan nicht aufging und sie einen anderen Zug nehmen musste.

Sie wollte einfach ihre Ruhe haben. Aber daraus wurde nichts. Ein junges Pärchen hatte sich neben sie gesetzt.

Die junge Frau gegenüber, der junge Mann neben Klara.
Die Frau packte große Schachteln aus. In der einen waren Bouletten, in der anderen Kartoffelsalat.

Es roch gut. Erst jetzt merkte Klara, dass sie noch gar nichts gegessen hatte.

Sie spürte wieder den Hunger in sich hochsteigen. Aber das mit Snack in Stralsund, das hatte nicht ja nun nicht geklappt.

‚Gut, dass ich die Maske vor dem Gesicht habe, sonst würde sich mir der Magen vor Hunger umdrehen‘, dachte Klara und schaute aus dem Fenster, um sich abzulenken.

Endlich, die Frau packte die beiden Plastikbehälter wieder ein.
Doch im nächsten Moment holte sie auch schon eine neue heraus. Darin war Nachtisch – Tiramisu.

„Das schmeckt cremig und lecker“, sagte der Mann neben Klara und leckte zur Bestätigung gründlich den Löffel ab.

Klara schaute auf ihre Uhr, noch eine halbe Stunde bis Oranienburg.
Ich saß im Auto. Die Fahrt nach Oranienburg war entspannt. Landschaftlich reizvoller als in die andere Richtung, nach Bernau.

Vor dem Bahnhof tummelten sich eine Reihe von Betrunkenen, die sich angeregt unterhielten.

Ich wich ihnen aus und ging hinter dem Auto der Bundespolizei, das vor dem Hauptportal parkte, in Richtung Eingang.

Der Zug kam pünktlich.
Klara stieg glücklich aus dem Auto und ich fuhr gemächlich zurück.
Hinter mir drängelte ein schwarzer Audi, der dann mit hoher Geschwindigkeit vorbeifuhr.

Wir sahen ihn wieder, als er vor der nächsten Baustelle warten musste, fliegen konnte er offensichtlich auch nicht.

„Du kannst planen, wie du willst, wenn die Bahn nicht mitspielt, dann nützt das alles nichts.

Und da sollen die Leute mehr auf die Bahn umsteigen? Ja, auf welche denn, wenn die, die im Fahrplan steht, einfach per Durchsage ausfällt?

Der nächste Tag war Sonntag, Gott sei Dank. Jetzt ließen wir alles ausfallen.

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ALICE MUNRO – SCHREIBEN AM KÜCHENTISCH ÜBER MENSCHEN IM ALLTAG

Zum 90. Geburtstag von Alice Munro

Ich habe seit einigen Jahren ein Ritual entwickelt, mit dem ich den Tag beginne, nachdem ich vom Fitness-Studio zurück bin.

Ich nehme das Buch von Alice Munro „Ferne Verabredungen“ zur Hand.

Dann klebe ich ein weißes Blatt Papier auf einen Pappdeckel, den ich aus einem Ordner auf A4 -Größe zurechtgeschnitten habe.

Ich schlage das Buch auf, suche mir eine Textstelle und schreibe ein paar Sätze daraus ab. Anschließend formuliere ich sie um.

Es ist eine Methode, meine handwerklichen Fertigkeiten im Schreiben zu trainieren.

Und erst dann, wenn ich einen Satz umformulieren will, merke ich wirklich, wie meisterhaft er von Alice Munro formuliert und von Heide Zerning, der Übersetzerin, ins Deutsche gebracht wurde.

Ich verzichte in diesen Momenten ganz bewusst darauf, die Tastatur zur Hand zu nehmen, in den Computer zu starren.

Diese ‚blanke‘, vielleicht auch antiquierte Arbeitsweise, zählt zu dem Besten, was ich so am Tag anstelle.

Bereits im Klappentext steht über Alice Munro, was für mich mit zu einem Leitsatz für diesen Blog geworden ist: „Alice Munro erzählt zugewandt und genau vom Allerschwersten, von dem, was zwischen Menschen passiert, was in ihnen vorgeht.“ (1)

Und diese ‚Meisterin des Alltäglichen‘ ist gerade 90 Jahre alt geworden. Ich habe das in der Berliner Zeitung in der Feuilletonseite entdeckt. (2)

Was mich an dieser Schriftstellerin fasziniert ist, wie unaufgeregt sie über Menschen im Alltag, über das Alltägliche schreibt.

Dass sie inzwischen eine kanadische Literaturnobelpreisträgerin ist, das nötigt mir natürlich Respekt ab.

Was in mir jedoch eine wirkliche Begeisterung hervorruft ist die Tatsache, dass sie mit scheinbarer Leichtigkeit über eher langweilige Dinge des Alltags schreibt.

„Sie (Alice Munro) zeigt, dass ein Schreiben über Windeln, den Besuch in einem Pflegeheim oder Einkäufe von Zahnpasta und Handcremen von bestechender Prägnanz und Aussagekraft sein kann. Besonders ihre späteren Texte bringen die Schilderungen des Unspektakulären, man könnte auch sagen, den genauen Blick auf Menschen als Menschen zur Perfektion.“ (3)

Alice Munro war dabei immer Mutter von vier Töchtern, Hausfrau.

„Sie kochte und putzte, sagte sie in einem Interview mit der Literaturzeitschrift Paris Review, seitdem sie ein Teenager war und ihre Mutter an Parkinson erkrankte: ‚die Uni war also die einzige Zeit in meinem Leben, in der ich keine Hausarbeit verrichten musste.“ (4)

Als ich das gestern beim Frühstück las, da dachte ich bei mir:
‚Worüber jammerst du eigentlich? Du musst so viel tun – Firmenporträts schreiben, freitags zuhause Staubsaugen, ins Fitness-Studio fahren, du kommst eigentlich zu gar nichts, schon gar nicht dazu, kurze Alltagsgeschichten für den Blog zu schreiben.‘

Da kann ich nur verstummen, angesichts des großartigen Schaffens dieser Schriftstellerin, und dass in vielen Jahren am Küchentisch, weil sie kein Arbeitszimmer hatte.

Manchmal, wenn ich meine Enkelin besuche und mit ihr in Berlin auf einen Spielplatz gehe, dann sehe ich Mütter, die auf dem Boden sitzen und reden, Kartoffelsalat ausgepackt haben und jeden, der von außen dazukommt aus einer Mischung von Ablehnung und Neugier betrachten.

Ich nenne sie seit vielen Jahren die ‚Monicas‘.

‚Die Monicas sind wieder da‘, sage ich dann zu Krümel, die sich aber nicht dafür interessiert, sondern für die Rutsche, auf der die Kinder der ‚Monicas‘ heruntersausen.

Inspiriert zu dieser durchaus liebevoll gemeinten Bezeichnung wurde ich durch die Geschichte ‚Jakarta‘:

„Kath und Sonje haben einen eigenen Platz am Strand, hinter großen Baumstämmen.

Den haben sie sich ausgesucht, weil er ihnen Schutz bietet, nicht nur vor dem gelegentlich stark auffrischenden Wind – sie haben Kaths Baby dabei -, sondern auch vor den Blicken einer Gruppe von Frauen, die jeden Tag den Strand bevölkern. Sie nennen diese Frauen die Monicas.

Die Monicas haben zwei oder drei oder vier Kinder pro Nase.
Angeführt werden sie von der richtigen Monica, die über den Strand gelaufen kam und sich vorstellte, sobald sie Kath und Sonje und das Baby entdeckt hatte.

Sie lud sie ein, sich dem Rudel anzuschließen.
Sie folgten ihr und schleppten die Babytasche mit.
Was blieb ihnen anderes übrig?

Aber seitdem verschanzen sie sich hinter den Baumstämmen.

Das Feldlager der Monicas besteht aus Sonnenschirmen, Badelaken, Windeltaschen, Picknickkörben, aufblasbaren Flößen und Walfischen, Spielsachen, Sonnenschutzmitteln, Kleidungsstücken, Sonnenhüten, Thermoflaschen mit Kaffee, Plastikbechern und -tellern und Kühlboxen, die hausgemachte Eislutscher aus Fruchtsaft enthalten.“ (5)

Ich habe in meinem Leben viel studiert, Diplomarbeiten geschrieben, Diplomarbeiten bewertet, Studenten unterrichtet. Das war eine schöne Zeit.

Der beste Teil kommt tatsächlich zum Schluss, nämlich von einer ‚Meisterin des Alltäglichen‘ zu lernen, die kleinen Dinge im Leben zu sehen, sie nicht geringzuschätzen, Menschen nicht in ihren großen Gesten zu bewundern, sondern darin, wie sie den Alltag meistern, wie sie sich zueinander verhalten.

Das Schwierige besteht darin, nicht nur das Banale zu beschreiben, sondern die Beschreibung auch noch banal aussehen zu lassen. Darin bewundere ich die große Schriftstellerin Alice Munro.

(1)
Manuela Reichart, Nachwort für Alice Munro, Ferne Verabredungen, Die schönsten Erzählungen;
aus dem Englischen von Heidi Zerning;
© 2016 S. Fischer Verlag GmbH, Hedderichstr. 114, 60596 Frankfurt am Main
(2)
Berliner Zeitung, Nr. 156, Freitag, 09.Juli 2021, S. 13; Feuilleton
„Meisterin des Alltäglichen“
(3)
Sabine Rohlf, ebenda
(4)
Ebenda
(5)
Alice Munro „Ferne Verabredungen“, Jarkarta, Fischer Verlag GmbH, 2016, S.9

EIN BLICK IN DIE BIBEL MACHT DEINEN ALLTAG NICHT ÄRMER

BIBEL-2021.07.04

„Die Menschen trauern zwar um ihren Leib, aber bei den Gottlosen wird auch der Name vertilgt, denn er taugt nichts.
Sieh zu, dass du deinen Namen behältst; der bleibt dir gewisser als tausend große Schätze Gold.
Ein Leben, es sei so gut, wie es wolle, währt nur eine kurze Zeit, aber ein guter Name bleibt ewig.“
Sir 41, 14-16

Bibel

Was kann ich mitnehmen?
Das Leben einfach leben, aber so, dass du vor dir und vor denen bestehst, die dir wichtig sind und wichtig bleiben, auch nach deinem Tod.

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NORDIC WALKING IM WALD – DU KOMMST ALS EIN ANDERER RAUS, ALS DU VORHER REINGELAUFEN BIST


ALLTÄGLICHES-2021.06.29

Manchmal werde ich gefragt, warum ich so begeistert Nordic Walking betreibe.

Begeistert?
Naja, manchmal.

Auf jeden Fall: Es ist die Variante, die meine Gelenke am besten schont.

Aber was treibt mich an, es immer wieder zu tun?

Morgens früh aufstehen, mit dem Gedanken, dass ich im Galopp durch den Wald schnaufe?
Nein, sicher nicht.

Die Tatsache, dass du etwas für deine Gesundheit tust?
Schon eher.

ALLTÄGLICHES-2021.06.29

Aber das entscheidende Motiv liegt tiefer.
Du bekommst es nur heraus, indem du es selbst ausprobierst.

Wenn du losläufst, alles hinter dir lässt, die Straße sich immer weiter von dir entfernt, ja dann klingt der Lärm ab.

Du hörst auf einmal das Gezwitscher der Vögel besser. Trittst du auf einen Ast, dann kracht es förmlich in deinen Ohren.

Plötzlich spürst du die Stille, hörst nur noch das Rauschen des Windes.

Dann ist der Moment gekommen, an dem du sagst: ‚Gut, dass ich mich mal wieder zum Laufen überwunden habe.‘ Du schaust ins Grün, sprichst in Gedanken mit dir selbst.

Du kommst als ein anderer Mensch raus, als du eine Stunde zuvor in den Wald hineingelaufen bist.

Ich glaube, das ist es, was mich immer wieder antreibt.

Nichts Ungewöhnliches, aber mit der Zeit etwas ganz Außergewöhnliches.

 

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EIN BLICK IN DIE BIBEL MACHT DEINEN ALLTAG NICHT ÄRMER

BIBEL-2021.06.27

Vom Tod
‚O Tod, wie bitter bist du, wenn an dich ein Mensch denkt, der gute Tage und genug hat und ohne Sorgen lebt und dem es wohlergeht in allen Dingen und der noch gut essen kann!
O Tod, wie wohl tust du dem Armen, der schwach und alt ist, der in allen Sorgen steckt und nichts Besseres zu hoffen noch zu erwarten hat!
Fürchte den Tod nicht! Denke an die, die vor dir gewesen sind und nach dir kommen werden…‘
Sir 41, 1-5

Bibel

Gedanken, die mir wichtig sind, wenn ich die Sätze lese:
Sorge dich nicht im Alltag, freu‘ dich lieber mehr über kleine Dinge, als dass du schon am Wochenanfang schlecht gelaunt umherläufst.

Sei gewiss, der Tod wird kommen, aber solange genieße dein Leben, werde nicht übermütig, aber auch nicht depressiv.

Bleib‘ der, der du bist, oder werde der, der du schon immer sein wolltest – ewig hast du dafür keine Zeit.

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EIN BLICK IN DIE BIBEL MACHT DEINEN ALLTAG NICHT ÄRMER

BIBEL-2021.06.23

‚Rühme dich nicht wegen deiner herrlichen Kleider, und überhebe dich nicht an deinem Ehrentag;‘ 
SIR 11,4 

Bibel

 

Was nehme ich für meinen Alltag mit?
Bleib‘ bescheiden


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DIE BIBEL WECKT DIE NEUGIER AUF DEINEN ALLTAG

ALLTÄGLICHES-2021.06.21

„Du sollst niemand rühmen um seiner Schönheit willen noch jemand verachten, weil er hässlich aussieht. Denn die Biene ist klein unter allem, was Flügel hat, und bringt doch die allersüßeste Frucht.“
SIR 11, 2-3

Bibel

Du bist manchmal schon versucht, dich eher Menschen zuzuwenden, die attraktiv sind.

Und genauso wendest du dich vielleicht von einem hässlichen Menschen vorschnell ab.

Selbst in der Liebe könnte das ein Fehler sein. Aber da spielen natürlich Hormone, Gefühle noch eine ganz andere Rolle.

Ich habe mich schon in Menschen getäuscht, habe gedacht, dass mein Gegenüber unscheinbar aussieht, schwach ist, willenlos, ein Leisetreter.

Dabei war er einfach bescheiden, still, konzentriert, überließ mir den Vortritt, beschämte mich, weil ich zu schnell, zu laut, zu siegesgewiss meinem Ziel entgegenstrebte.

Dieser Bibelspruch hilft zu erkennen, worauf es bei der Einschätzung eines Menschen wirklich ankommt.

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NORDIC WALKING AM MITTAG IN DER SCHORFHEIDE – DIE STILLE GENIESSEN

ALLTÄGLICHES-2021.06.15

AUDIO:

Ich habe schon oft davon erzählt, wie gern ich morgens am Liepnitzsee laufe.

Das ist noch immer so.
Aber gestern bin ich ein Stück weitergefahren, in Richtung Schorfheide.

Es war Mittag und das Thermometer zeigte bereits über 30 Grad Celsius an.

Ich war warm angezogen, Trainingshose, Trainingsjacke und ich hatte zusätzlich noch eine Mütze auf dem Kopf.

Meine Frau hatte Homeoffice und schaute mich an, als ob ich nicht ganz dicht sei.

Aber ich wusste, warum ich das tat.
Im Wald kann ich mich so am besten vor Mücken und Zecken schützen.

Außerdem ist es stets kühl, wenn ich den Weg entlanglaufe.
Es war ganz ruhig, als ich mir die Stöcke umschnallte und die ersten Schritte machte.

Nur ab und zu war ein Knacken im Unterholz zu hören.
Die Vögel zwitscherten und es wehte ein leiser Wind.
Die Sonne schaffte es nur mit Mühe, durch das Blätterdach der Bäume hindurch zu schimmern.

Das Farnkraut war hochgewachsen und reichte mir fast bis zu den Schultern, so schätzte ich das jedenfalls von meinem Weg aus ein.

Die Überwindung einfach loszufahren, noch am Mittag Sport zu machen, ja die ist stets groß.

Doch wenn ich laufe, ins Grün schaue und meinen Gedanken nachhängen kann, dann spüre ich jedes Mal wieder, dass das der Reichtum im Leben sein muss – sich einfach Zeit zu nehmen für so eine banale Sache wie das Nordic Walking.

Bin ich deshalb besonders gut trainiert? Wahrscheinlich nicht.
Aber mental geht es mir danach sehr gut.

Auf dem Weg lege ich manchmal einige Sprints ein, nehme mir vor bis zur nächsten Biegung oder bis zu einem bestimmten Baum zu laufen.

Danach laufe ich wieder langsamer und so habe ich das Gefühl, dass ich meine Ausdauer trainiere, ein bisschen wenigstens.

Zurück am Auto, nach einer Stunde, ja da kommt der schönste Moment.

Ich nehme meine Wasserflasche, trinke einen Schluck und laufe auf und ab.

Ich sauge abschließend die Stille des Waldes auf und habe das Gefühl, das ich die wichtigste Aufgabe am Tag erledigt habe.
Ich werde das heute wieder tun.

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https://uwemuellererzaehlt.de/mein-freund-der-alltag/alltaegliches-2021/

AUDIO: SEI WÄHLERISCH, WENN DU EINEN RAT SUCHST

AUDIO BIBEL-2021.06.14

 

 Lesen: https://uwemuellererzaehlt.de/2021/06/14/bibel-2021-06-14/

Bibel

 

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SEI WÄHLERISCH, WENN DU EINEN RAT SUCHST

BIBEL-2021.06.14

AUDIO:  https://uwemuellererzaehlt.de/2021/06/14/audio-bibel-2021-06-14/ ‎
In der Bibel steht: „Lebe in Frieden mit vielen, aber zum Ratgeber nimm unter tausend nur einen.“
(Sir 6, 6)

Bibel

Wer hat es noch nicht erlebt, dass er einen Rat gesucht und falsche Freunde gefunden hat?

Als es bei mir in der Selbstständigkeit besonders schlecht lief, ich nicht wusste, wie ich die Kredite für das Haus bedienen sollte und mir zusätzlich die täglichen Kosten davonliefen, da wandte ich mich an einen Freund, der stets an meiner Seite war, als es geschäftlich noch gut lief.

Dieser Freund brachte mich zu seinen Freunden, die es mit mir sehr gut meinen würden.

Im Ergebnis verlor ich noch mehr Geld, versank noch mehr in Schulden und konnte nachts gar nicht mehr schlafen.

Ich habe mich da herausgekämpft, alle Schulden zurückgezahlt, und ich habe noch eines gemacht: Ich habe mich von all diesen vermeintlich gut meinenden Freunden getrennt.

Heute habe ich nur noch einen Freund. Wir sehen uns selten, weil wir beide mit der Familie und dem Beruf zur Genüge im Alltag eingespannt sind.

Aber wir chatten viel über WhatsApp. Meine Frau findet das nicht so gut.

Sie sagt, ich solle mich lieber auf meine Arbeit konzentrieren, auch wenn ich vorwiegend im Homeoffice sitzen würde.

Doch man kann sich schon gut auf diese Weise austauschen, effizient und kurz.

Und: Du musst nachdenken, was du sagst, denn durch das Schreiben strukturierst du ja auch ein wenig die Gedanken.

Dadurch bin ich viel klarer, bringe meine Botschaften schneller auf den Punkt.

Kurzum, mein Freund wirft mir manchmal vor, dass ich sehr hart auf diesem Kommunikationsweg reagiere.

Vor allem dann, wenn er von Ideen begeistert ist, die ihm andere Freunde vorgeschlagen haben, und die sein Leben revolutionieren würden.

Meine Antwort darauf ist stets: „Ich will nur ehrlich zu dir sein. Prüfe also noch einmal genau, was dir da jemand vorgeschlagen hat. Und wenn du es danach immer noch gut findest, ja dann solltest du es tun.“

Mein Freund ist nie begeistert von meinen Worten, nicht gleich jedenfalls.

Aber er sagt, er kann mir vertrauen, weil ich es wirklich ehrlich meine mit ihm.

Das schreibt er mir in der Regel ein paar Tage später. In dem Moment, wo er noch einmal gründlicher nachgedacht hat, an meinen Argumenten vielleicht etwas Wahres dran ist.

Mein Freund ist auch rückhaltlos ehrlich zu mir, und ich bin oft auch nicht gleich begeistert, wenn er mir nicht zustimmt, was meine Ideen anbetrifft.
Und nur deshalb hat diese Freundschaft bis heute gehalten.

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DU HÖRST AUF ZU LEBEN, WENN DU AUFHÖRST ZU ARBEITEN

ALLTÄGLICHES – 2021.06.04
Freitagmorgen, trübes Wetter. Ich sitze am Computer und schreibe seit drei Stunden und Klara sitzt nebenan, kämpft mit ihren Kunden.

„Warum tut man sich das alles an?“, frage ich mich manchmal. Besonders dann, wenn es einem nicht so gut geht, gesundheitlich meine ich.

Ich könnte mich mehr zurücklehnen, müsste nicht mehr so viel arbeiten. Aber ich kann nicht anders. Warum nicht? Keine Ahnung.
Vielleicht weil es schon immer zu meinem Leben gehört hat.

Ich kenne es nicht anders. Auch am Wochenende schreibe ich irgendetwas, plane die kommende Woche durch.

Nur wenn unser ‚Krümelchen‘ da ist und sie ruft, ‚Opa ‚pomm‘, wir ‚pielen‘, ja dann lass ich den Schreibtisch links liegen, fall‘ auf den Fußboden und schieb‘ das Feuerwehrauto hin- und her.

Dennoch: Irgendwie hörst du auf zu leben, wenn du aufhörst zu arbeiten.
Am Mittwoch ging es mir richtig ‚dreckig‘. Erkältet. Ich habe mich auf die Couch gelegt und mir zwei Thriller hintereinander angesehen.

Das war Schlaraffenland für mich. Doch in dem Moment, wo es dir besser geht, da willst du nicht auf der Couch liegen, nein, du willst etwas schaffen.

In meinem Fall heißt das Kunden gewinnen, Texte schreiben und verwerfen und wieder von vorn beginnen. Eine Qual? Ja. Irgendwie aber auch schön.

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DIE BIBEL ÜBER ‚ARM SEIN UND DIE ARMUT‘

ALLTÄGLICHES-2021.05.31

Je mehr ich in der Bibel herumstöbere, an interessanten Stellen hängenbleibe, desto mehr fällt mir auf, wieviel dort über die Armut, das arm Sein geschrieben steht.

Vieles von dem ist heute noch aktuell, kann direkt auf verschiedene Situationen übertragen werden, ja gibt direkte Handlungsanweisungen, wie du dich verhalten solltest, so meine ich jedenfalls.

Hier wäre so eine Stelle aus der Bibel:
„… lass den Armen nicht Not leiden, und sei nicht hart gegen den Bedürftigen.

Verachte den Hungrigen nicht, und betrübe den Menschen nicht in seiner Armut.

Einem betrübten Herzen füge nicht noch mehr Leid zu, und lass den Notleidenden auf deine Gabe nicht warten.

Die Bitte des Elenden schlage nicht ab, und wende dein Angesicht nicht weg von dem Bittenden, und gib ihm keinen Anlass, dir zu fluchen.“
Sirach, 4, 1-5
Bibel

AUDIO: 
https://uwemuellererzaehlt.de/2021/05/31/audio-2021-05-31/

Was nehme ich hieraus mit?
Vielleicht dies:

Demjenigen, der möglicherweise nicht so viel hat, trotzdem seine Wertschätzung zu erweisen, gerade solidarisch zu sein – das finde ich schon wichtig.

Und genauso gehört für mich dazu, nicht arrogant, herablassend zu agieren, wenn man meint, man hätte mehr materiellen Reichtum angehäuft.

Der wirkliche Reichtum bleibt eben die gute Beziehung zu den anderen Menschen – in der Familie, unter Freunden, und eben auch zu Hilfsbedürftigen.

Uwe Müller erzählt

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DEN REICHTUM VOR DEINER NASE SEHEN

ALLTÄGLICHES-2021.05.30

Ich sitze auf einem Baumstumpf, am Fluss, in der Nähe des Finowkanals.

Ein abgeholzter Baum steht in der Mitte, auf dem Baumstamm befindet sich ein Blumentopf, ein rostiger kleiner Blecheimer, mit eingepflanzten Blumen.

Um den Baumstamm herum stehen ebenfalls vier kleinere Baumstämme, die als Sitzgelegenheiten hergerichtet wurden.

„Danke für den Platz in der „guten Stube“, steht auf einem Stück Holz, das auf dem Tisch liegt.

Auf der glatten Rückseite einer Borke haben das zwei Vorbeikommende geschrieben.
Ihnen hat wohl die Idee gefallen, hier so eine idyllische Sitzgelegenheit einzurichten.

Vom Fluss weht ein kühler Wind herauf. Ab und zu höre ich Stimmengewirr, wie Paddel ins Wasser platschen und wenig später kleine Kanuboote an mir vorüberziehen.

Ich liebe diese Ruhe, den Blick hinunter zum Wasser, nach links, über das weite Feld und die kräftigen grünen Farben der Blätter an den Bäumen und Sträuchern.

Ich ertappe mich manchmal dabei, dass ich denke, dass ich doch bloß mehr Geld hätte, um mehr zu reisen.

Aber nun sitze ich hier, höre in der Ferne Krümel, die fröhlich schreit, und jedes Stück Holz begutachtet, das sie findet, und dann denke ich: „Hey, schau‘ nicht dorthin, wo du wahrscheinlich nie sein wirst, genieß‘ lieber die Gegenwart.‘

Also, das tu‘ ich jetzt.
‚Von Weitem höre ich ‚Ooopa, wir kommen…‘

Wir gehen ein Eis essen, sitzen draußen auf den Bänken und schauen einem Boot zu, das an uns vorüberschippert.
Was willst du mehr, noch dazu in der Corona-Zeit?

2021.05.30

 

DIE BIBEL ÜBER ALMOSEN UND DIE SÜNDEN

ALLTÄGLICHES-2021.05.24

#BIBEL LESEN IM ALLTAG

Die Bibel ist für mich ein großes Abenteuer. Ich stoße immer wieder auf Unbekanntes, auf Weisheiten, wo ich sofort ausrufen könnte: ‚Ja, genau, auf den Punkt!‘

In ‚DAS BUCH JESUS SIRACH‘, Kapitel 3, Verse 33 und 34 heißt es:

„Wie das Wasser ein brennendes Feuer löscht, so tilgt das Almosen die Sünden.

Wer Wohltaten erweist, dem wird’s Gott vergelten, der alles lenkt, und wenn er fällt, wird er eine Stütze finden.“
(Sirach 3, 33-34)

‚Das ist doch wie aus dem Leben gegriffen‘, denke ich im Stillen und bin angetan von diesen Zeilen.

Ich freue mich stets aufs Neue, dass ich zur Bibel gegriffen habe, spät, aber sicher nicht zu spät.

Vielleicht rühren daher auch mein Staunen und meine Begeisterung.

Sicher, ich kann nur noch an der inhaltlichen Oberfläche kratzen, aber selbst das ist ein Reichtum, der mich motiviert, wenn ich ihn entdecke und vom Meeresboden hochhole, im übertragenen Sinne natürlich.

‚Almosen tilgen die Sünden…‘

Wer kann schon von sich sagen, dass er noch nie gesündigt hat.

Darauf kommt es auch gar nicht an, denn wichtiger ist wohl, sich dazu zu bekennen und auf der anderen Seite Gutes zu tun, zu helfen.

Das werde ich tun, in der Hoffnung, dass auch mir in schwierigen Zeiten geholfen wird.

Bibel

AUDIO-BEITRAG: 

https://uwemuellererzaehlt.de/2021/05/24/audio-2021-05-24/

 

 

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NORDIC WALKING AM LIEPNITZSEE-2021.05.17

LIEPNITZSEE

ALLTÄGLICHES-2021.05.17

Ins Grüne sehen, frische Luft einsaugen, die Welt loslassen – für einen Moment jedenfalls

 

Der Wald ist grüner geworden und es ist für meine Augen sehr angenehm, in eben dieses Grün zu blicken. Wahrscheinlich sitze ich zu viel vor dem Computer.

Und so ist das Nordic Walking vielmehr, als nur zu walken, um fit zu bleiben.

Ich würde natürlich lieber an der Ostsee laufen, direkt am Strand.

Wenn das Meer rauscht, die Möwen kreischen und die Wellen auf dem Sand aufschlagen und sich dann wieder zurückziehen.

Aber nun bin ich hier, am Liepnitzsee. Je öfter du dort läufst, desto mehr zieht dich der See in seinen Bann.

Ich brauche zwanzig Minuten, um vom Parkplatz aus unmittelbar am See zu sein, direkt am Uferstreifen.

Der Weg bis dahin ist schon sehr schön, weil ich durch dieses Grün hindurchlaufe, mich darin verliere.

Es fängt an zu regnen.

Die Tropfen prasseln auf das Blätterdach, sie bewahren mich davor, dass ich nass werde. Der Boden riecht nach feuchtem Laub, nach Tannenzapfen.

Morgens nimmst du das alles intensiver wahr, weil sich deine Sinne darauf konzentrieren und du durch nichts abgelenkt bist.

Nur das Vogelgezwitscher ist in deinen Ohren.

Die Stunde ist um, ich stehe am Auto und trinke Wasser aus meiner Flasche.

Das ist für mich der schönste Moment, ich habe nämlich eine Stunde Nordic Walking durchgehalten, die Ruhe am See förmlich eingesogen und nun kann der Tag beginnen.

LIEPNITZSEE

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NORDIC WALKING AM LIEPNITZSEE

2021.05.11

Ich bin am Montag kurz nach vier Uhr aufgestanden, obwohl Klara ihren Homeoffice-Tag hatte und ich getrost eine Stunde hätte länger schlafen können.

„Ich laufe Morgen früh“, habe ich Klara noch am Tag zuvor gesagt.
„Dann sei aber leise, poltere nicht herum, fluche nicht, wenn du deine Zehen mal wieder irgendwo stößt und vor allem, mach kein Licht an.“

„Gut“, habe ich widerwillig gebrummt.
Der Wecker war zwar auf halb fünf Uhr gestellt, aber ich war schon früher wach. Mir wurde schlagartig bewusst, dass das Wochenende endgültig vorbei war und ich keine Chance hatte, liegenzubleiben. Zumindest nicht, wenn ich meine mir selbst auferlegten Versprechen einhalten wollte.

Ich gab mir einen Ruck, schnellte aus dem Bett hoch und schlurfte, so leise ich konnte, in Richtung Flur.

Ich zog die Schlafzimmertür hinter mir zu. Dann ging alles sehr schnell. Ich kochte mir einen Tee, nachdem ich meine Sportsachen angezogen hatte. Zwanzig Minuten später war ich auf dem Parkplatz am Liepnitzsee.

Dort stand ein Wohnmobil, ein alter klappriger Mercedes-Wohnwagen. Ich versuchte meine Autotüren leise zuzuklappen, um die Leute, die vermutlich im Inneren des Campingautos schliefen, nicht aufzuwecken.

Ich stapfte in Richtung See, im Grunde ziemlich lustlos am Anfang.
Die Bäume waren noch grüner geworden und der Wald schien dadurch dichter geworden zu sein.

Liepnitzsee

Unten am Wasser angekommen, machte ich an der Holzbank halt, schnallte meine Stöcke ab und schoss zwei Fotos vom See am frühen Morgen.

Hinter mir klapperte es. Ich erschrak und drehte mich schnell um. Das Geräusch kam von einer Frau, die gerade mit dem Fahrrad angekommen sein musste und in den Papierkörben die hingeschmissenen Flaschen herausangelte.

Schließlich schwang sie sich auf ihr Fahrrad und bewegte sich von dannen. Ich setzte mich auf die Holzbank und schaute für einen Moment auf den See.

Die Vögel waren laut, ab und zu hörte man Enten, die im Wasser schnatternd vorbeischwammen.

‚Du kannst hier unten Philosoph werden‘, dachte ich bei mir, während ich die Stille und die frische Luft einsaugte.

Im Grunde genommen unterbrach ich ungern meinen Lauf, und ich setzte mich normalerweise schon gar nicht bereits nach dreißig Minuten hin.

Aber es war es wert, aufs Wasser zu schauen, die leicht kräuselnde Oberfläche zu betrachten und zu sehen, wie sich am anderen Ende des Sees ein roter Feuerball allmählich über die Wolken erhob.

Ich stand auf, schnallte die Stöcke wieder um die Hände und lief zurück.
Zu Beginn des Laufes denke ich oft, wie ich das eigentlich durchhalten soll, mich eine ganze Stunde hintereinander durch den Wald zu quälen .

Doch wenn du dich erst einmal bewegt hast, ein Bein vor das andere setzt, dann läuft es fast automatisch.

Ich teile mir die Strecke in kleine Etappen, lege auf dem Rückweg kleinere Spurts ein und vergesse so, dass es eine ganze Stunde ist, die ich durchhalten muss.

Endlich, ich war wieder auf dem Parkplatz angekommen. Im Wohnmobil nebenan regte sich immer noch nichts.

Zuhause wartete Klara auf mich.

„Na, wie war’s?“.
„Gut“. Klara merkte mir an, dass ich mit dem Morgensport zufrieden war.

 

 

 

 

ICH BIN KEIN MONTAGSMANN

2021.05.10  – ALLTÄGLICHES

Montags ist es dunkler, grauer, liebloser, grausamer. Nicht unbedingt in der Wirklichkeit, aber im Herzen, im Gefühl, Kopf.

Ich weiß nicht, woher das kommt, aber ich weiß, dass es vielen Menschen so geht, wie es mir geht, wenn ich montags aufwache und mir klar wird, dass es tatsächlich der schreckliche Montag ist.

Vielleicht rührt es daher, dass ich samstags und sonntags ohne Struktur durch die Gegend laufe, herumliege auf der Couch, unendlich viele Serien sehe, mehr esse, länger schlafe, weniger Sport treibe.

Deshalb will ich das möglicherweise montags alles wieder ins Lot bringen und bin schon erschlagen, wenn ich nur daran denke. Aber es ist vor allem die innere Gewohnheit, die ich wieder umstellen muss.

Das fängt damit an, dass es zum Wochenbeginn wieder sehr früh beginnt, dass ich mich aus dem Bett hieven muss.
Ich versuche nicht daran zu denken, sondern einfach schnell aufzustehen, schneller die Handgriffe zu erledigen, als ich es überhaupt rational realisieren kann.

Und dann kommt es noch dicker. Ich bin schon gegen halb sechs unten am See und fummle mir die Schlaufen von den Nordic Walking – Stöcken um die Hand.
Anschließend kommt ein Stück vom Sonntag zurück – mental jedenfalls.

Es ist am See ruhig, so als würde über das Wasser die Botschaft getragen: ‚Ganz ruhig, mein Dicker. Es passiert dir doch nichts. Genieß‘ einfach die frische Luft, freue dich auf den Tag, auf das, was dich erwartet.‘


Bin ich zurück, nach einer Stunde, dann sie die Welt für mich schon freundlicher, gelöster aus.

Ich versuche die beginnende Energie in mir zu nutzen und setze mich sofort an den Schreibtisch, bereite meine Arbeiten vor und rufe auch schnell Kunden an.

Dann höre ich, dass die ja auch schon längst arbeiten, gar nicht die Zeit hatten, so wie ich, nämlich noch einen ‚Sonntagsspaziergang‘ am See nachzuholen, und das ironischerweise am Montagmorgen.

Nein, die meisten können gar keinen Gedanken darauf verschwenden, weil ihr Schreibtisch überquillt, der Computer voll ist mit E-Mails von Menschen, die irgendetwas wollen. Und obendrein rufe ich sie dann noch an.

‚Eigentlich hast du es gar nicht so schlecht für jemanden, der den ersten Tag in der Woche nicht mag‘, denke ich in dem Moment.

Der Montag ist nun bei mir nun doch angekommen, im Kopf und im Herzen.

 

DIE BIBEL ÜBER UNBEDACHTES REDEN UND DAS SCHLECHTE GEWISSEN DANACH

2021.05.09

#BIBEL LESEN IM ALLTAG

LEBENSWEISHEITEN AUS DER BIBEL – WIE GEMACHT FÜR DEINEN ALLTAG

Wer kennt das nicht, dass man zu einem anderen Menschen etwas sagt, was man später bitter bereut.

„Du bist das schlimmste, was mir passieren!“, habe ich mal in meiner überschäumenden Wut einem Freund gesagt, der einen furchtbaren Fehler gemacht hatte und ihn später bitter bereute.

„Es tut mir leid, wirklich, verzeih mir“, sagte er zu mir.
„Du kannst hier schleimen, wie du willst, aber ich bin stinksauer.

Geh‘ mir einfach aus den Augen“, habe ich ihn angebrüllt.
Um uns herum standen weitere Freunde, Bekannte. Sie alle waren still. Sie verstanden, warum ich so wütend war, aber wirklich leid tat ihnen nur mein Freund.

Einige Stunden später in der Nacht, da schreckte ich hoch. Ich konnte es nicht glauben, dass ich mich so unbeherrscht verhalten hatte, selbst wenn ich mich im Recht wähnte.

Am nächsten Tag rief ich meinen Freund an und entschuldigte mich bei ihm.

Wir besprachen, wie wir gemeinsam seinen Fehler beheben könnten.

Der Fehler, den mein Freund beging, den habe ich längst vergessen.
Aber das schlechte Gewissen, dass ich ihn dafür so angeschrien hatte, das nagte lange an mir.

Das alles fiel mir wieder ein, als ich in der Bibel diesen Spruch las:

„Wohl dem, der sich nicht mit Reden vergeht und davon ein böses Gewissen hat!“
Sir 14,1
Bibel

IM HOMEOFFICE MITTAGS ESSEN WIE BEI OMA MARTHA

2021.05.07-ALLTÄGLICHES

Klara ist jetzt einen weiteren Tag im Homeoffice, insgesamt drei von fünf Arbeitstagen.

Das hat zwar auch Nachteile, denn ich fühle mich immer ein bisschen unter Beobachtung.

„Morgen rufe ich fünf Kunden an“, sage ich zum Beispiel abends.
Und am nächsten Tag? Ja, da höre ich nach einem Kunden mit dem Akquirieren auf und widme mich angenehmeren Dingen.

Aber die Vorteile des Homeoffice überwiegen – das frühe Aufstehen, noch vor vier Uhr, das fällt weg.

Stattdessen bin ich heute gegen halb sieben aufgewacht. Da saß Klara bereits eine halbe Stunde an ihrem Computer.

Eigentlich wollte ich ja wenigsten gegen halb fünf Uhr morgens aus dem Bett schnellen, mich ins Sportzeug schmeißen – und ab an den Liepnitzsee.

Ist heute ausgefallen. Dafür fühle ich mich ausgeschlafen.
Gegen 12.00 Uhr bin ich vom Schreibtisch aufgestanden, bin nach draußen gegangen und habe den Carport gefegt und anschließend das Auto gewaschen.

Naja, alles in meiner für die Arbeit verplanten Zeit. Aber ich gehe da tolerant mit mir um.

Meine Arbeitskultur ist mir wichtiger, als vielleicht mehr Umsatz zu machen. Klara sieht das anders, doch ich frage sie ja nicht.

DER DUFT DER EIERKUCHEN

„Soll ich heute zum Mittag Eierkuchen in der Pfanne machen?“, fragte sie mich am Vormittag.

„Oh ja, das wäre toll“, meinte ich. Das ist ein weiterer Vorteil, wenn Klara im Homeoffice ist.

Es gibt zum Mittag nicht nur eine Scheibe Brot, sondern etwas Gutes, etwas, was schmeckt.

Als ich in die Küche kam, da duftete es nach den Eierkuchen.
Klara stand am Herd. „Es dauert aber noch ein klein wenig“, sagte sie zu mir, ohne sich umzudrehen.

Ich setzte mich schon mal an den Tisch und erinnerte mich an meine Kindheit in Schwerin zurück.

Oma Martha buk Kartoffelpuffer für uns drei Kinder. Wir saßen alle am Tisch und im Akkord kamen die Puffer auf den Tisch.

Wir streuten Zucker darüber und verdrückten hastig die Kartoffelpuffer, so dass Oma Martha Mühe hatte, mit dem Braten in der Pfanne hinterherzukommen.

Es roch gut, es schmeckte gut und wir Kinder stürmten danach wieder auf den Hof, bis Oma Martha uns hereinrief und jedem von uns eine Schmalzstulle in die Hand drückte.

Es war einfach herrlich.

„So, hier ist der erste Eierkuchen für dich“, sagte Klara.
„Irgendwie ist Homeoffice gar nicht so schlecht“, antwortete ich und kaute schon auf dem Eierkuchen herum.

Klara nickte und setzte sich ebenfalls an den Tisch.
Wir waren glücklich, am Alltag, im Homeoffice. Nichts Besonderes, jedoch etwas sehr Schönes.

NORDIC WALKING AM LIEPNITZSEE

MITTWOCH, 05. MAI 2021

Motivation kann am besten aus dir selbst heraus entstehen

Es ist mir schwergefallen, heute Morgen aufzustehen. Gegen 03.00 Uhr bin ich hochgeschreckt und war froh, dass ich mich noch für eine Dreiviertelstunde wieder hinlegen konnte.

Ich hatte mich kaum umgedreht, da dröhnte mir das Vogelgezwitscher des Telefonweckers ins Ohr.

Eine Stunde später stand ich schon auf dem Parkplatz zum Liepnitzsee und bin lustlos losgelaufen.

„Oh Gott, eine ganze Stunde ist noch vor dir“, habe ich im Stillen gedacht.

Unten am See angekommen, da drehte sich das Blatt, meine Stimmung hob sich.

Ich sah auf das Wasser, hörte die Enten schnattern. Ich sehe sie jeden Morgen, stets an der gleichen Stelle. Sie schwammen unter den Bootssteg.

Die Sonne schien heute nicht. Im Gegenteil, es lag eine graue Dunstwolke über dem Wasser.

Nur ganz hinten, am Horizont, da sah ich die Sonne, wie sie sich den Weg durch die Wolken kämpfte.

Ich hatte dreißig Minuten geschafft und kehrte um. Jetzt konnte ich den Kopf leicht nach rechts drehen und auf das Wasser schauen. Das war der schönste Moment für mich.

LIEPNITZSEE

Und ich war froh, dass ich mich wieder mal überwunden hatte.

„Du musst es wollen, und du musst es tun. Und ich bin froh, dass ich es getan habe“, dachte ich, während ich das Tempo beschleunigte.

Das wird ein guter Tag, denn das für mich wichtigste habe ich heute bereits getan.

 

NORDIC WALKING AM LIEPNITZSEE

Liepnitzsee

DIENSTAG, 04. MAI 2021
Es ist kurz nach fünf Uhr morgens. Ich habe gerade Klara zum Bahnhof gebracht und ich bin auf dem Rückweg.

Doch diesmal biege ich nicht in die Straße ein, die mich nach Hause führt. Ich fahre durch bis zum Parkplatz am Liepnitzsee. Während ich im Auto sitze, kämpfe ich mit mir, doch nicht zu laufen und gleich mit der Arbeit am Schreibtisch zu beginnen.

„Du hast doch so viel zu tun, lass es heute ausfallen!“, sagte mir meine innere Stimme. Aber ich tu mal so, als ob ich nichts gehört hätte.

Ich halte auf dem Parkplatz. Linker Hand ist ein kleines Hotel, in dem vor allem Handwerker wohnen. Draußen, auf dem Hotelgelände stehen zahlreiche Gewerbefahrzeuge.

Aber es ist noch alles ruhig. Ich hole meine Stöcke aus dem Kofferraum, streife die Handschuhe über und quäle die Hände durch die Schlaufen der Stöcke.

Schließlich bin ich so weit. Es ist ein Viertel nach fünf Uhr. Ich werde also nach einer Stunde zurück sein.

Ich marschiere lustlos auf dem Waldweg entlang, versuche aber durch ein ziemlich scharfes Tempo nicht ins Grübeln zu kommen.

Liepnitzsee

Es ist still. Ich höre lediglich das Knacken von Zweigen unter meinen Füßen und das Gezwitscher der Vögel.

„Was ist eigentlich, wenn hier auf einmal ein Wolf steht?“
Ich glaube nicht wirklich daran, doch man hört immer öfter davon.

Ich hoffe nur, er kann mich dann von einem Schaf unterscheiden.
Oder er denkt: „Donnerwetter, ein besonders fetter Happen, und das am frühen Morgen.“

Ich verscheuche diese Gedanken und denke an meine Arbeit.
Schließlich bin ich unten am See angelangt. Jetzt beginnt der schönste Teil des Nordic Walkens, nämlich den Weg am Seeufer zu nehmen.

Liepnitzsee

Ich lege nach dreißig Minuten eine kurze Pause ein, um den See zu fotografieren. Es ist herrlich, auf das Wasser zu schauen, nichts zu hören, außer ein paar Enten, die auf dem See umherplanschen.

Als ich weitergelaufen bin, da sehe ich eine Entenmutter und hinter ihr die kleinen Küken, aufgereiht, wie auf einem Band.

Es ist lustig anzusehen. Ich müsste sie fotografieren, aber ich will nicht schon wieder anhalten.

Auf dem Rückweg lege ich Intervalltrainings ein. Wenn ein Stück besonders gerade und nicht allzu hügelig verläuft, dann verfalle ich in ein sehr scharfes Lauftempo.

Schließlich habe ich es geschafft. Ich schnalle die Stöcke ab, als ich kurz vor dem Auto bin und schaue auf die Uhr. Es ist ein Viertel nach Sechs – Punktlandung.

Ich bin zufrieden mit mir, ja ich bin glücklich. Ich habe durchgehalten, die Schönheit des friedlichen Sees am Morgen genossen und ich habe noch dazu 60 Minuten Sport gemacht.

Besser geht’s nicht. Der Tag kann kommen.

LEBENSWEISHEITEN AUS DER BIBEL – WIE GEMACHT FÜR DEINEN ALLTAG

#BIBEL LESEN IM ALLTAG -2021.04.30

Woher kommt der Titel ‚Das Buch Jesus Sirach‘?
In der Stuttgarter Erklärungsbibel heißt es dazu:

„Jesus, der Sohn Eleasars, des Sohnes Sirachs – so der volle Name nach 50,29 – ist der erste Schriftsteller Israels, der sich mit seinem eigenen Namen nennt und dessen Person wir deutlich erkennen.
Seinen Namen „Jesus“ erfahren wir auch aus der Vorrede, die der Enkel dem Werk seines Großvaters voranstellte (Vorrede V. 3).
Die hebräisch-jüdische Bezeichnung des Buches lautet kurz „Ben Sira“. Im Deutschen hat sich seit langem – für das Buch wie auch für seinen Autor – die Bezeichnung „Jesus Sirach“ oder einfach „Sirach“ eingebürgert.“ (1)

Bibel

Sirach war ein sogenannter Weisheitslehrer und lebte um 200 vor Chr.

Seine Themen waren unter anderen die allgemeine Theologie, die Weisheitstheologie, die Psychologie und Pädagogik, praktische Lebensführung oder auch die Religion und Geschichte Israels. (2)

(1)
Stuttgarter Erklärungsbibel mit Apokryphen,
DIE HEILIGE SCHRIFT NACH DER ÜBERSETZUNG MARTIN LUTHERS, MIT EINFÜHRUNGEN UND ERKLÄRUNGEN; DEUTSCHE BIBELGESELLSCHAFT. 
ISBN 978-3-438-01123-7
Neuausgabe mit Apokryphen © 2005 Deutsche Bibelgesellschaft, Zweite, verbesserte Auflage 2007, 10.2016, S. 1224
(2)
Vgl. ebenda, S. 1224 

MORGENS HALB SECHS UHR – MIT NORDIC WALKING AM LIEPNITZSEE DEN TAG FÜR SICH GEWINNEN

LIEPNITZSEE

27.04.2021

Du hast den Tag für dich, wenn du dich überwunden hast und losgelaufen bist.

Es sind regelgerechte Glücksgefühle, die mich überkommen, wenn ich nach anderthalb Stunden Nordic Walking unter der Dusche stehe.

Doch bis es so weit ist, trage ich stets einen zähen Kampf mit mir aus.

‚Komm‘, du hast doch gar nicht die Zeit, an den See zu fahren, die Stöcke aus dem Auto zu nehmen und für eine Stunde am Wasser zu laufen‘, sage ich zu mir.

‚Hör‘ auf mit diesen banalen Ausreden. Du bist ein Viertel vor vier Uhr aufgestanden, hast Klara schon zum Bahnhof gebracht und sagst, du hättest keine Zeit, weil du so viel auf dem Schreibtisch zu liegen hast? Das ist billig!‘, versuche ich in Gedanken dagegen zu halten.

Gestern früh wollte ich auch laufen, aber ich habe es dann doch nicht getan.

„Ich laufe heute Mittag, wenn ich einen großen Teil meiner Aufgaben bereits abgearbeitet habe“, sagte ich zu Klara, die montags auch im Homeoffice arbeitet.

„Wolltest du nicht Sport machen?“, fragte sie mich am Mittagstisch.
„Ja, aber ich habe enorm viel zu tun. Ich muss gleich wieder an den Schreibtisch. Vielleicht laufe ich heute Abend noch.“

Ich bin abends nicht mehr gelaufen. Nein, ich habe mich vor den Fernseher gesetzt und gesagt: „Da läuft die Pressekonferenz mit der Merkel. Die muss ich sehen.“

Wirklich, musste ich die sehen? Überhaupt nicht. Die Inhalte wurden den ganzen Abend noch einmal wiederholt.

Als ich heute Morgen loslief, fiel mir jeder Schritt schwer. Als ich schließlich unten das Ufer des Sees erreicht hatte, da glitzerte die Sonne auf dem Wasser. Es war still. Nur ein paar Enten waren zu hören, die laut schnatternd ins Wasser sprangen.

Diese Stille, dieses Licht – das hast du nur morgens.

Mir kommen selten Ideen während des Laufens, zu diesen inspirierten Leuten gehöre ich nicht. Nein, ich muss aufpassen, dass ich nicht über irgendeine Wurzel am Ufer stolpere.

Aber ich lade mich mental für den Tag auf, denke über Manches nach, finde Lösungen, wie ich bestimmte Aufgaben angehe, so ganz nebenher.

Es ist für mich, als würde ich ein Geschenk erhalten, dass ich so mit meinen Nordic Walking Stöcken laufen darf, das Wasser sehe, die frische Luft in vollen Zügen einatme.

Aber du musst eben den Entschluss fassen, loszulaufen. Am besten, ohne groß noch einmal nachzudenken.

Ich bin jetzt am Schreibtisch voller Tatendrang und habe das Gefühl, dass ich das Allerwichtigste am Tag bereits hinter mir habe.

 

 

 

 

AUTOMATISCHES SCHREIBEN – MEIN KREATIVES TAGEBUCH

Automatisches Schreiben

27.04.2021

Es genügt ein weißes Blatt Papier, ein Bleistift – und losschreiben, ohne groß nachzudenken – Gefühle formulieren, Bilder mit Worten malen, Gedanken festhalten; nicht auf Fehler achten, nicht auf Punkt oder Komma konzentrieren, einfach nur schreiben – den Gedanken ihren freien Lauf lassen.
Wozu?
Weil es Spaß macht, weil es das Denken trainiert, weil du Schreibblockaden überwindest, im besten Fall sogar noch Ideen produzierst, auf die du sonst gar nicht gekommen wärst; einfach kreativ sein und frei.

Da ich von vielen meiner Freunde weiß, dass meine Handschrift zum ‚Gott erbarmen‘ ist, schreibe ich den Text noch einmal mit der Tastatur ab. 

Klar, dabei ergänze ich oft noch was oder korrigiere Schreibfehler, die ich dabei zufällig entdecke. 

Aber der Ursprungstext ist stets auf Papier geschrieben, mit dem Bleistift, der keine klappernde Geräusche auf der Tastatur erzeugt, sondern nur über das weiße Blatt streicht.

Ich liebe das, und jetzt noch mehr, wo ich weiß, wie gut es der kreativen Hälfte meines Gehirns tut.

Jetzt, da ich weiß, dass mein Gekritzel auf dem Papier von anderen Lesern begutachtet wird, da habe ich ein wenig Hemmungen, so wie immer zu schreiben – ohne nachzudenken, ohne Struktur, ohne Korrektur. Aber ich will authentisch bleiben. Das automatische Schreiben hilft ja auch nur dem, der es selbst anwendet. Auf jeden Fall macht es mir Spaß, ich bin jetzt drin, bin im Fluß. Heute Morgen wollte ich 04.30 Uhr aufstehen, obwohl Klara im Home-Office arbeitet, montags jedenfalls. Aber ich war gegen 03.00 Uhr kurz auf und habe mir überlegt, dass es doch schön wäre wenn ich noch drei Stunden weiterschlafen könnte. Also habe ich mich wieder hingelegt, bin sofort wieder eingeschlafen und erst zehn Minuten vor sieben Uhr aufgewacht. Na gut, einmal geht das schon in der Woche. Klara hat es nicht ausgehalten und schon das Frühstück gemacht. Auch nicht schlecht.