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DAS LEBEN SYMPATHISCH FINDEN, SO WIE ES GERADE IST

MEIN FREUND, DER ALLTAG

ALLTÄGLICHES-2022.05.28

VOM WERT IM LEBEN, MIT DEN KLEINEN DINGEN GLÜCKLICH ZU SEIN

Es ist kurz vor halb fünf Uhr morgens und ich sitze auf der Bank vor dem Haus.

Wäre ich nicht vom Schreibtisch aufgestanden, um ein wenig frische Luft zu schnappen, ich wäre wohl wieder eingeschlafen.

Also bin ich hier draußen, friere ein wenig und schaue in den Himmel. Er ist mit Wolken zugedeckt und die Sonne kann auch noch nicht mit ihren Strahlen durch die Wolkendecke hindurchdringen.

Wenn morgens noch alles ruhig ist, du nur ein paar Vögel zwitschern hörst, den Wind, der durch die Äste der Bäume fegt und die Blätter rauschen, dann kommst du ins Grübeln.

Du überlegst, wieso du eigentlich immer wieder neu lernen musst, was in deinem Leben wichtig sein könnte.

Das Leben loslassen, es anzunehmen und es so zu verändern, dass es für dich ein sympathisches Aussehen kriegt – ja, all das gehört dazu.

Wie oft strebst du danach, mehr Geld zu bekommen, noch erfolgreicher zu werden, Immobilien zu besitzen und zu denken, dass genau das der Beweis für ein glückliches Leben ist?

Bis du dahinter kommst, dass es gerade das nicht ist, was dich in Wahrheit glücklich macht.

Leider ist es oft erst dann, dass du dich rückbesinnst, wenn du nichts mehr ändern kannst.

Mir fällt Krümel ein, meine vierjährige Enkelin. Ich muss ihr unbedingt weiter von der Scheune erzählen, vom Esel Ia, dem Hund Bobby und der Katze Penni. Sie alle gibt es nicht, nur in der Phantasie.

Die Scheune besitze ich auch nicht. Aber Krümel ist glücklich, und ich bin es auch, wenn wir darüber sprechen.

Ich stehe von der Bank auf und gehe wieder an meinen Schreibtisch. Ich werde nachher Krümel anrufen. Das wird ein schöner Tag.

 

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THURE – SCHREIBSKIZZEN (6)

THURE-22.04.29

JAKUB ZLOBINSKI
Was bisher war:
Thure sah vom Küchenfenster aus, wie die Wiesen noch von einem Nebelschleier bedeckt wurden und das Gras noch feucht vom Morgentau war.
In der Ferne beobachtete er einen roten Streifen am Himmel.
Es würde wohl schön werden, an diesem Tag, und so beschloss Thure, nach dem Frühstück einen Spaziergang durch das Dorf zu machen, vielleicht Jakub Zlobinski, dem Besitzer des Gasthofes vorbeizuschauen.

Jakub Zlobinski hievte seine Beine ächzend aus dem Bett, fuhr mit der Hand schlaftrunken über sein kurzes Haar und ließ sie wieder müde sinken.

Er stand schließlich auf, schlurfte ins Bad und schaute im Spiegel in das zerknirschte Gesicht eines Mannes, der noch nicht so richtig wusste, warum er überhaupt aufgestanden war.

Aber er musste sich fertigmachen und in die Gaststube hinuntergehen, um alles für die Öffnung vorzubereiten.

Jakub war der Pächter des Gasthofes ‚Zur dicken Kuh‘. Er wohnte mit seiner Familie direkt über dem Gastraum.

Früher, als er noch zugelassen hatte, dass die Gäste rauchten, da vermischte sich der Tabakqualm mit dem Geruch von Wein, Bier und Schnaps und kroch in alle Ritzen des Hauses.

„Der Gestank ist noch überall und geht gar nicht mehr weg“, schimpfte seine Frau Iga, mit der er gemeinsam den Gasthof bewirtschaftete.

Iga machte den Ausschank, bediente die Gäste und Jakub kochte. Das hatte er gelernt und seine Gäste mochten sein Essen.

Thure liebte besonders das polnische Frühstück, das ihm Jakub zubereitete, wenn er morgens in die Gaststube kam.
Maria sah das gar nicht gern, weil Thure dann länger blieb, als er sollte.

Er sollte eigentlich dort gar nicht hineingehen, sondern seine Runde drehen und danach sofort zurückkommen.

Aber wenn ihm der Geruch von gegrillten Würstchen, gekochten Eiern, Tomaten und Gurken und Roggenbrot in die Nase stieg, dann konnte er meist nicht widerstehen.

Anfangs wollte Jakub ihm dazu traditionell einen Tee mit Zucker servieren, aber da hatte Thure stets abgewinkt.

„Lass mal, ich habe ja schon einmal etwas gegessen und Kaffee dazu getrunken. Jetzt nehm‘ ich ein Bier.“

Thure musste nur danach einen ‚Pfeffi‘ einschmeißen, damit seine Frau nichts davon merkte.

Jakub hatte sich angekleidet und im Stehen einen Schluck Kaffee genommen.

Er ging mit der Tasse aus der Küche heraus und betrachtete sich im großen Wandspiegel im Flur.

Er war nicht groß, nur 1,74 cm, zu seinem Kummer. Er drehte sich zur Seite und sofort fiel ihm der leichte Bauchansatz auf, den seine Frau Iga oft kritisierte.

„Trink nicht so viel Bier mit den Gästen“, schimpfte sie, wenn Jakub aus der Küche kam, um ein wenig zu verschnaufen und den neuesten Dorfklatsch zu erfahren.

Jakub lachte gern und sein pausbäckiges Gesicht zeigte dann seine vielen Lachfältchen, die in dem Moment noch größer erschienen, als sie es ohnehin schon waren. Im Gasthof war er stets mit Schürze zu sehen, darunter trug er Jeans und bequeme Shirts.

Thure sprach gern mit Jakub, denn sie ähnelten sich in ihrem Charakter und in ihrem Verhalten. Sie waren beide laut, gutmütig und meistens auch noch gut gelaunt.

Überhaupt hatte Jakub mit seiner Art schnell die Sympathie der meisten Dorfbewohner gewonnen.

Er sprach gut Deutsch und seinen unverkennbaren Akzent hörte man selbst im größten Stimmengewirr heraus.

Seine Frau, Iga Zlobinska, eine geborene Wojcieck, hatte er vor zehn Jahren in einer Diskothek kennengelernt. Damals träumten sie davon, einmal einen Gasthof auf dem Land zu erwerben und so ein unabhängiges Leben zu führen.

Aber es kam anders. Igar bekam zwei Kinder, ein Mädchen – Pola, sieben Jahre alt, und Maksymilian, 5 Jahre alt.

Von deutschen Freunden erfuhren sie, dass in Schebsand ein Gasthof leer stand, dessen Eigentümer einen neuen Pächter suchte.
Sie überlegten nicht lange und bewarben sich darum, das Haus mit der Gasstube zu mieten.

Es war nicht ohne Risiko, denn die vorhergehenden Pächter waren pleite gegangen.
Davor hatten Iga und Jakub am meisten Angst.

Es dauerte lange, bis sie alle Genehmigungen in der Tasche hatten und von der Weltmetropole Warschau aus in das kleine Dorf Schebsand in Brandenburg gingen.

Jakub schlurfte die Treppe nach unten, schaltete in der Gaststube das Licht an und stieß mit dem Fu gegen die Schwingtür, die in die Küche führte.

Er tippte mit seiner Hand auf den Lichtschalter und Sekunden später gleißte das helle Licht von der Küchendecke direkt auf ihn herunter, so dass er erst einmal die Augen zusammenkniff.
Jakub war nun endgültig munter geworden.

SCHREIB ÜBER DICH

SCHREIB-ALLTAG

SCHREIB-ALLTAG-22.04.07

SCHREIB-ALLTAG IM TELEGRAMMSTIL (2)
DAS HANDWERK DES ERZÄHLENS AUS MEINER PERSPEKTIVE: 
Warum überhaupt den Stift zur Hand nehmen, die Tastatur des Computers quälen, 
Stunde um Stunde mit Sätzen und Worten ringen?
Ist Schreiben eine Krankheit, weil du nicht aufhören kannst, oder ist sie auch so etwas wie Medizin?
Techniken – Erfahrungen und Lücken; im Rhythmus bleiben – schreiben, lernen, üben, schreiben und wieder schreiben; 
Ergebnisse – Geschriebenes und Verworfenes; Emotionen- ‚himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt‘; 
von der Unvernunft, mehr von der Leidenschaft zu zehren als von den Einnahmen.
Ich sehe meine Aufgabe als Autor dieses Blogs nicht darin, andere Menschen an meinem Wissen teilhaben zu lassen.
Das wäre von mir vermessen, denn jeder von uns hat etwas zu dieser Welt, zu seinem Leben zu sagen.
Vielmehr versuche ich meine eigene Welt, mein eigenes Leben besser zu verstehen.
Wenn also überhaupt, so würde ich jedem empfehlen:
Schreib über dich, dein Leben, was es ausmacht, was dich bedrückt und woran du Freude hast.

 

 

SCHREIB-ALLTAG

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SCHREIBEN HEISST NICHT, SICH VON DEN BANALITÄTEN DES ALLTAGS ZURÜCKZUZIEHEN

SCHREIB-ALLTAG

SCHREIB-ALLTAG-22.04.05

SCHREIB-ALLTAG IM TELEGRAMMSTIL (1)

DAS HANDWERK DES ERZÄHLENS AUS MEINER PERSPEKTIVE: 
Techniken – Erfahrungen und Lücken; 
im Rhythmus bleiben – schreiben, lernen, üben, schreiben und wieder schreiben; 
Ergebnisse – Geschriebenes und Verworfenes; 
Emotionen- ‚himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt‘; 
Von der Unvernunft, mehr von der Leidenschaft zu zehren als von den Einnahmen; 
warum man weitermacht, obwohl der Job wenig Früchte einbringt. 
Schreiben, erzählen muss leicht aussehen und gerade deshalb treibt es dir ja so sehr den Schweiß in den Nacken, und du knirscht mit den Zähnen, stöhnst, weil dir nach Stunden zähen Ringens der Rücken wehtut.
Deshalb musst du dir immer wieder sagen, dass du dich nicht vom Alltag ausschließen kannst, dich nicht in einen selbsterbauten Elfenbeinturm zurückziehen solltest.
Vielmehr musst du alles Banale im Alltäglichen an dich heranlassen, es faktisch aufsaugen, um dadurch wiederum neue Impulse zu bekommen.

 

SCHREIB-ALLTAG

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MÄRZ 2022 – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

MEIN FREUND, DER ALLTAG

ALLTÄGLICHES-22.04.03

09. KALENDERWOCHE – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

10. KW – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

11. KALENDERWOCHE – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

12. KW – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

13. KALENDERWOCHE – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

ANNA IST DEMENT

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13. KALENDERWOCHE – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

MEIN FREUND, DER ALLTAG
ALLTÄGLICHES-22.04.02
BIBEL IM ALLTAG

DIE BIBEL ÜBER DEN GEWINN VON GUTEM REDEN

IANA SALENKO – KIEW IST MEINE GELIEBTE HEIMATSTADT

NIETZSCHE ÜBER INTELLEKT UND MORAL

ALLTÄGLICHES-PUR UND PROMPT

JEEPYS FAHRER WEISS MAL WIEDER ALLES BESSER, DENKT ER JEDENFALLS

DER ALBTRAUM

IANA SALENKO FÜR IHRE HEIMAT – DIE UKRAINE

ANNA IST DEMENT

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THURE – SCHREIBSKIZZEN (4)

THURE-22.04.01

DER ALBTRAUM

Thure Hansen saß auf den Schienen, mitten auf einer freien Zugstrecke. Er war an Händen und Füssen mit Eisenketten an die Gleise gefesselt und konnte sich kaum bewegen.

Es regnete und es schien, als würden sich Bäche von herabstürzendem Wasser auf ihm ergießen.

Aus der Ferne ertöntes ein schrilles Signal, das Thure zusätzlich erschaudern ließ.

Die Lichtkegel der herannahenden Lokomotive stachen durch die Dunkelheit hindurch und nahmen eine gespenstische Größe an, je näher sie kamen.

„Hilfe, bitte helft mir“, schrie Thure. Aber niemand hörte ihn.
Und so kam, was kommen musste. Der Zug kam näher und Thure fügte sich in sein unausweichliches Schicksal.

Als die Waggons mit unbarmherziger Härte heranratterten, da bewegten sich hinter ihm die Weichen mit einem knackenden und quietschenden Geräusch und schoben den herandonnernden Zug auf die parallel verlaufenden Gleise.

Die Waggons schossen an Thure mit einem ohrenbetäubenden Lärm vorbei, wie von einer unsichtbaren Kraft geleitet.
Thure spürte plötzlich eine Hand, die auf ihm lag.

„Warum schreist du so?“, fragte Maria ihn, nachdem er schweißgebadet aufgewacht war.

„Ach nichts!“, murmelte Thure.
„Die Drogenmafia hat mich auf den Gleisen angekettet. Es gab kein Entrinnen.“

„Du guckst zu viele brutale Filme“, sagte Maria zu ihm, drehte sich um und versuchte weiterzuschlafen.

Thure war froh, dass seine Frau ihn aus diesem Albtraum erlöst hatte.

Er stand auf und schlurfte ins Bad, um sein Gesicht ein wenig zu benetzen.
Obwohl es erst kurz nach drei Uhr war, wollte er aufbleiben.

Bei Thure, im Grunde genommen froh, dem vermeintlichen Unglück entronnen zu sein, stellte sich dennoch keine wirkliche Freude ein.

Ihm kam der Krieg in der Ukraine wieder ins Bewusstsein.
War die Realität etwa noch schlimmer als das, was er gerade geträumt hatte?

Er versuchte an etwas Schönes zu denken.
Gestern hatte er mit Emma, seiner vierjährigen Enkelin auf dem Sofa gesessen und sie hatten Angeln gespielt.

Thure sollte für Emma mit der Angel eine Krone aus dem Wasser fischen, die sie dort verloren hatte.

„Opa, du musst an der Kurbel drehen“, rief Emma. Sie war mit Energie und Phantasie bei dem Spiel.

‚Was für ein glücklicher Moment‘, dachte Thure.
Er hatte für die Kleine einen Strand aus Worten gemalt, mitten auf seiner Lieblingsinsel Rügen, und sie tauchten die Angel in das Wasser, um die Krone zu finden und vielleicht sogar eine Kiste mit Gold.

„Oh, das wird ja immer schwerer. Schau mal, wie sich die Angelschnur biegt. Hoffentlich reißt sie nicht“, schnaufte Thure.
„Mach schnell, Opa!“

Emma hielt es nicht mehr auf der Couch. Sie kroch vom Sitz herunter und kletterte auf die Seitenwand, um sich nach vorn zu beugen, so, als würde sie an der Angelschnur mitziehen können.

„Ach du lieber Gott“, fluchte Thure.
„Es ist ein alter, dreckiger und stinkender Teppich. Wer hat denn den da reingeschmissen?“

Thure spielte seine Enttäuschung so echt, dass Emma in glucksendes Lachen ausbrach.
Ihre Zähne blitzen, ihre Augen funkelten und sie klatschte vor Begeisterung in die Hände.

„Los Opa, noch mal“, feuerte sie Thure an, der die vermeintliche Angel in der Hand drehte und mit noch größerem Schwung und unter großem Beifall von Emma wieder in das Wasser warf.

„So Emma, wir müssen nach Hause fahren“, sagte Emmas Mama, die unbemerkt ins Wohnzimmer gekommen war.

„Ich bleib’ bei Opa. Wir müssen noch die Krone finden“, sagte Emma und spornte Thure an.
„Machen wir weiter, Opa.“

Thure musste nun schmunzeln, als er sich an die schönen Momente mit Emma erinnerte und gleich wieder traurig wurde. Es könnte alles so schön sein. Wäre da nur nicht dieser furchtbare Gedanke an den Krieg in der Ukraine.

Schon ein wenig munterer befeuchtete Thure weiter seine Lippen und die Augen mit ein paar Spritzern Wassern.

‚Warum stand er so früh auf, war es etwa senile Bettflucht?‘, schoss es ihm durch den Kopf, als er sein zerknittertes Gesicht im Spiegel betrachtete.

Nein, das war es wohl nicht. Er fühlte sich von etwas Unsichtbarem getrieben, etwas, das ihn sein ganzes Leben in Trab gehalten hatte – der ungläubige Wille, noch etwas Sinnvolles zu schaffen.

„Ich muss um vier Uhr aufstehen, sonst schaffe ich mein Pensum nicht“, sagte er zu seiner Frau, die nur die Augen verdrehte.

„Du bist Rentner“, versuchte sie ihn auf den Boden der Tatsachen zu holen, aber davon wollte Thure nichts wissen, und so prallten die Worte an ihm ab.

Thure machte Sport. Fast jeden Tag lief er früh durchs Dorf, genau dann, wenn die anderen Bewohner noch schliefen und nicht sehen konnten, wenn er seine Stöcke in den Boden rammte und dabei schnaufte, als würde er eine Lokomotive hinter sich her schleifen.

Morgens war es für ihn am schönsten. Er konnte in die Wiesen schauen, auf denen noch der Nebel lag und nur langsam aufstieg, und er lief an den Häusern vorbei, in denen nur selten bereits Licht brannte.

Thure liebte sein Dorf und manchmal hasste er es auch, obwohl er nun schon fast dreißig Jahre dort wohnte.

Es war so ein Gefühl, dass er nicht wirklich dazugehörte, sich woanders hinsehnte, nach Schwerin zum Beispiel oder nach Rügen, seine geliebte Insel.

Aber nun war er in Brandenburg, wurde dort wahrscheinlich begraben und die Dorfbewohner würden auf der Beerdigungsfeier wahrscheinlich sagen, dass er eigentlich gar nicht von hier war, ein Fremder eben.

THURE AUS SCHEBSAND

DIE BIBEL ÜBER DEN GEWINN VON GUTEM REDEN

BIBEL

BIBEL-22.03.28

Einem Mann wird vergolten, was sein Mund geredet hat, und er wird gesättigt mit dem, was seine Lippen einbringen.
Spr 18,20

 

MEIN FREUND, DER ALLTAG

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12. KW – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

MEIN FREUND, DER ALLTAG

ALLTÄGLICHES-22.03.26

BIBEL IM ALLTAG

DIE BIBEL ÜBER UNÜBERLEGTES REDEN

WENN MEIN FREUND, DER ALLTAG DOCH ANTWORTEN KÖNNTE (1-3)

WENN MEIN FREUND, DER ALLTAG DOCH ANTWORTEN KÖNNTE (4)

 

 

 

 

SCHREIBEN, ERZÄHLEN – DAS IST ZUALLERST HANDWERK

DIE PRÄMISSE DER ERZÄHLUNG VON ‚THURE AUS SCHEBSAND‘

SCHREIBEN, ERZÄHLEN – DAS IST ZUALLERST HANDWERK

SCHREIB-ALLTAG

SCHREIB-ALLTAG-22.03.24

BEITRÄGE AUS DEN JAHREN 2021 UND 2020

IM SCHREIB-ALLTAG SEIN HANDWERK BEHERRSCHEN

2020

SCHREIBEN IN ZEITEN VON CORONA

SCHREIB-ALLTAG

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WENN MEIN FREUND, DER ALLTAG DOCH ANTWORTEN KÖNNTE (4)

MEIN FREUND, DER ALLTAG

ALLTÄGLICHES-22.03.23

VOM NORDIC WALKING IN NEUEN LAUFSCHUHEN

„Ich habe es geschafft, lieber Alltag, ich konnte mich wieder aufraffen und eine halbe Stunde Nordic Walking machen“, sagte ich freudig und energiegeladen, nachdem ich frisch geduscht am Schreibtisch saß.

„Donnerwetter, dass du dich überwinden konntest, da staune ich. Wann bist du denn aufgestanden?“, fragte mich der Alltag.

„Kurz vor fünf Uhr. Danach habe ich mir die kleine Lampe über die Mütze gezogen – du weißt schon, damit ich wenigstens ein bisschen was sehe, ja und dann bin ich losgelaufen.“

„Wie, du bist, ohne dich umzuziehen, nur mit einer Lampe und den Stöcken losgelaufen?“

„Alltag, frag‘ doch nicht so blöd. Natürlich habe ich mich angezogen. Anschließend musste ich mich noch in die neuen Laufschuhe quälen.
Klara hatte mir welche gekauft.“

„Und, hast du dich gefreut?“
„Also, wenn ich ehrlich bin, dann muss ich ‚nein‘ sagen.
„Warum?“, fragte der Alltag erstaunt.

„Naja, erst einmal liebe ich meine ausgelatschten Schuhe, die oben leicht eingerissen sind. Aber genau darum kann ich ja besser in die Schuhe reinrutschen, weil sie schon so kaputt sind.“

„Und nun?“
„Jetzt musste ich mich mit dem Schuhanzieher quälen. Als ich die Schuhe endlich anhatte, da drückte eine Seite am linken Fuß. Aber ich war zu faul, sie aufzumachen und alles von vorn zu schnüren.“

„Hat dich der Schuh stark gedrückt?“
„Und wie!“

„Außerdem, lieber Alltag, hat Klara gleich zwei Paar Schuhe gekauft.“
„Das ist doch schön. Ich hoffe, du hast dich bedankt.“

„Ja, schon. Ich habe ihr aber auch gesagt, dass sie lieber ein paar Schuhe hätte kaufen sollen und dafür Bessere, so richtig gute.“

„Was hat Klara gesagt?“

„Das nächste Mal, da kaufst du dir deine dämlichen Schuhe alleine.“
„Und, machst du das?“
„Nö, ich hab‘ ja jetzt erst einmal welche, sogar zwei.“

 

DIE BIBEL ÜBER UNÜBERLEGTES REDEN

BIBEL

BIBEL- KOMPAKTE WEISHEIT FÜR DEN ALLTAG

BIBEL-2022.03.21

„Der Mund des Toren bringt ihm sein Verderben, und seine Lippen bringen ihn zu Fall.“

Spr 18, 7

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WENN MEIN FREUND, DER ALLTAG ANTWORTEN KÖNNTE (3)

MEIN FREUND, DER ALLTAG

ALLTÄGLICHES-2022.03.17

„Guten Morgen, Alltag, heute melde ich mich mal bei dir zuerst und erzähle, wie es in Buch gelaufen ist.“
„Warum denkst du, dass es mich interessieren könnte, was du dort erlebt hast?“, fragte mich der Alltag.
„Naja, weil es Stück von dir ist, vom Alltag eben – nichts Sensationelles, Aufregendes, eher Alltägliches“, antwortete ich.
„Gut, dann erzähl mal“, sagte der Alltag. Er schien wirklich nicht sonderlich interessiert zu sein.
Und trotzdem: Ich begann, ihm meine Beobachtungen und Erlebnisse zu erzählen.
Ich nannte meinen Erlebnisbericht den

‚AUSFLUG INS KLINIKUM NACH BUCH‘

Ich hasste diesen Tag. Ich musste nach Buch fahren, um ein Belastungs-EKG zu absolvieren. Lieber würde ich am Schreibtisch sitzen. Selbst die Korrektur einer Augenoptik-Broschüre kam mir in diesem Augenblick als etwas sehr Erstrebenswertes vor, wenn ich mich dadurch vor dem Untersuchungstermin drücken konnte.

Ich kam in Buch an und fuhr problemlos ins Parkhaus.
Ich nahm die schwarze Tasche aus dem Auto und strebte dem Ausgang zu.

Das Parkhaus hatte einen Fahrstuhl.
Obwohl ich auf der zweiten Parkebene war, wollte ich nicht die Treppen laufen.

Warum sollte ich laufen, wenn ich bequem runterfahren konnte?
Der Fahrstuhl kam schnell, die Tür ging auf und ich begab mich ins Innere.

Obwohl das Parkhaus noch nicht einmal drei Jahre alt war, alles noch neu schien, machte der Fahrstuhl einen sehr dreckigen Eindruck. Der Spiegel war an mehreren Stellen mit spitzen Gegenständen bearbeitet worden.

An die Wände war weiße Farbe geschmiert worden. Auf dem Fussboden lag verkohltes Papier und unter meinen Füssen knirschte das Glas einer zertrümmerten Bierflasche.

Ich war froh, als ich unten angekommen war.
Ich musste über einen weiteren grossen Parkplatz laufen, um zum Hauptgebäude zu gelangen. Der Wind blies mir ins Gesicht und ich machte im Gehen den Mantel zu.

Als ich vor der Drehtür des Klinikums am Eingang stand, da wartete ich, bis die offene Seite der Tür bei mir angekommen war. Ich ließ noch einer Frau, die hinter mir lief, den Vortritt.

Sie dankte es mir, indem sie betont langsam reinging. Ich wäre danach fast nicht mehr reingekommen.
Ich hatte allerdings bereits einen Schritt in das Rondell gemacht, war quasi mit einem Bein im ‚Boot‘ und mit dem anderen noch auf dem ‚Steg‘.

Das Dilemma: Die Frau vor mir ging nun gar nicht mehr weiter und sagte stattdessen mürrisch: „Wir kommen alle an!“
‚Da wolltest du mal ein Gentleman sein und schon geht es schief‘, dachte ich bei mir.

„Wenn Sie weiter stehenbleiben, während sich die Drehtür bewegt, dann werden wir einfach nur kurz ins Foyer geschleift und dann wahrscheinlich wieder in Richtung Ausgang zurückgedrückt“, sagte ich leicht genervt zu ihr.

Ich wollte mich nicht aufregen und nun tat ich es doch. Aber irgendwann stand ich dann doch im Eingangsbereich des Klinikums.
Und schließlich saß ich in der Empfangshalle zur Kardiologie und wartete, bis meine Nummer aufgerufen wurde.

An der Leuchttafel erschien die 102. Auf meinem Ticket stand die Zahl 106.
Es konnte also nicht mehr so lange dauern. Ich schaute mich um.
Der Raum, in dem ich sass, war hell.

Das Dach war gewölbt und aus Glas, durch das die Sonne gleisste.
Ob es hier im Sommer warm wurde und man es dann nicht aushalten konnte?

Ich wollte es nicht ausprobieren, aber ich fürchtete, dass ich nicht das letzte Mal zur Untersuchung im Klinikum war.
Die Schwester am Tresen war freundlich.

„Gehen Sie einfach geradeaus, nehmen Sie Platz, Sie werden aufgerufen“, sagte sie zu mir.

‚Ergometrie‘ stand an der Tür auf einem Schild, vor dem ich wartete.
Ich war irgendwie froh, dass ich meine Beschäftigung hatte. Ich saß auf einem Holzstuhl und schrieb auf meinem iPhone.

Besser, ich tippte mit meinen beiden Daumen auf die Buchstaben der Tastatur und wenn ich Glück hatte, dann traf ich den richtigen von ihnen.

Meine Daumen waren zu dick, sodass ich manchmal den Buchstaben rechts oder links erwischte und nicht den, den ich eigentlich treffen wollte.

Aber ich hatte mich schon recht gut eingefuchst
Ich tippte lediglich mit den Spitzen der Daumen auf die Zeichen und so blieb die Fehlerquote niedrig.

Ich hatte meine Tasche neben mir abgestellt, die Beine weit ausgestreckt und unten die Füsse übereinander gelegt. Auf meinem Bauch lag die schmale Seite des Handys, sodass ich das Gewicht des Handys nicht wo spürte und ich eine stabile Position beim Schreiben innehatte.

Die Tür zur Praxis ging auf und im Türrahmen stand eine Schwester, die mir Angst einflösste.

„Herr Müller“, hörte ich meinen Namen von ihr rufen. Ich blickte mich um, vielleicht war ja noch ein zweiter Müller im Warteraum, so unwahrscheinlich war das ja nicht, bei meinem Nachnamen. Aber es rührte sich keiner von denen, die auf den weiteren Stühlen Platz genommen hatten.

Alle waren wohl mit sich beschäftigt und warteten nur darauf, dass ihr Name aufgerufen wurde.
Ich ging in das Zimmer.

„Guten Tag“, sagte ich freundlich und mit einem beklemmenden Gefühl in der Brust.

„Sie können dort ihre Sachen hinlegen“, sagte die Schwester, ohne meinen Gruß zu erwidern.

Ich machte den Oberkörper frei, bis auf ein T-Shirt, dass ich extra unter den Pullover gezogen hatte, um nicht nackt dazustehen.
„Das Hemd müssen Sie auch ausziehen“, schnarrte die Schwester im Befehlston.

Ich war nicht begeistert. Mein Plan war nicht aufgegangen und abgenommen hatte ich auch nicht genügend.
„Sie haben ja täglich das Grauen vor Augen“, versuchte ich zu scherzen.
„Dann können Sie nicht in einem medizinischen Beruf arbeiten“, sagte sie, ohne sich umzudrehen.
Ich stand mit nacktem Oberkörper vor ihr und fühlte mich, als würde ich gleich auf den elektrischen Stuhl geführt werden.
„Setzen Sie sich auf das Fahrrad“, sagte sie.

Ich versuchte das Bein über die Stange in der Mitte zu heben und suchte nach einer Möglichkeit, mich abzustützen.
„Nicht auf das Messgerät fassen“, sagte die Schwester im belehrenden Ton.

„Ich bin nicht senil“, knurrte ich zurück.
Ich merkte, wie so langsam kalte Wut in mir aufstieg.
Die nächsten Minuten verliefen schweigend. Die Schwester schloss mich an eine Reihe von Drähten an.

„Jetzt fangen Sie an, in die Pedalen zu treten und alle zwei Minuten werde ich die Belastung steigern.“

Ich nickte und begann meine Beine zu bewegen, immer im Kreis und ohne, dass ich vorwärtskam.
Obwohl ich die Schutzmaske aufbehalten musste, lief es besser, als ich es selbst erwartet hätte.

„Das sieht ja gar nicht so schlecht aus“, sagte die Schwester nachdem ich aufgehört hatte.

„Muss ich sterben?“, fragte ich.
„Ja, aber nicht sofort“, antwortete sie trocken.
Ich hatte irgendwie den Eindruck, dass sie lockerer wurde.

„Sie haben promoviert?“, fragte sie nun.

„Ja, sagte ich“, aber das ist nicht mehr wichtig“, antwortete ich.
„Was ist Ihnen wichtig?“, fragte sie mich.

„Dem Alltag ein bisschen Freude abgewinnen.“
„Das ist leichter gesagt, als sie es hier umsetzen können“, sagte die Schwester.

Ich staunte, dass sie sich überhaupt auf einen Dialog mit mir einließ.
„Wissen Sie, Sie werden ja nicht den ganzen Tag vor Glück umherspringen müssen, aber Sie hätten schon Grund, um ein wenig glücklich zu sein.“

„Wie soll das gehen?“, fragte sie mich misstrauisch.
Ich hätte jetzt antworten können, dass ich nicht ihr Seelentröster bin, kein Coach und auch nicht ihr Clown, der für ihre gute Laune zu sorgen hatte.

Laut sagte ich etwas Anderes:
„Sie haben einen tollen Beruf. Sie helfen Menschen. Und ganz wichtig: Sie können mit den Patienten kommunizieren, Sie ermuntern, einfach für sie da sein.“

„Hm“, sagte sie und schaute mich ungläubig an.
„Es kostet ein wenig Kraft und Überwindung. Doch wenn Sie es schaffen, am Tag auch nur eine Sache gut zu finden, dann haben Sie gewonnen.

Sie schauen aus einem Fenster in einen Park hinein, sie arbeiten ganz allein in diesem Zimmer, sind sozusagen der ‚Kapitän‘ auf Ihrem Boot und sie lernen die unterschiedlichsten Menschen kennen“, schob ich noch hinterher.“

Jetzt war ein flüchtiges Lächeln auf Ihrem Gesicht zu sehen.
„Ich wünsche Ihnen noch einen wirklich schönen Tag“, sagte sie zu mir, als ich aus dem Zimmer ging.

‚Das hast du aber gut hingekriegt‘, flüsterte der Alltag mir ins Ohr.
‚Ich hab‘ dich auch lieb‘, brummte ich.

WENN MEIN FREUND, DER ALLTAG ANTWORTEN KÖNNTE (1)

MEIN FREUND, DER ALLTAG

ALLTÄGLICHES-22.03.10

Es ist nun schon ein paar Jahre her, dass ich auf die Idee kam, den Alltag in mein Herz zu schließen.

Ich dachte, wenn ich ihn schon nicht ignorieren kann, dann arrangiere ich mich mit ihm und mit der Zeit werden wir vielleicht sogar Freunde.

Was würde er wohl sagen, wenn er reden könnte?

„Na, mein Dicker, heute hast du mich ja wieder ganz fest in den Arm genommen, frühmorgens jedenfalls?“

„Oh ja, das habe ich“, antworte ich ihm darauf.

„Du lügst mir einfach ins Gesicht!“, schnauzt mich nun der Alltag an.

„Warum?“

„Weil du heute Morgen nicht mich gedrückt hast, sondern dein Kopfkissen, und zwar so, dass du auf gar keinen Fall den Wecker hören konntest.“

„Stimmt“, seufze ich.
„Aber weißt du, Alltag, es ist zurzeit echt schlecht, sich zu motivieren. All die schrecklichen Bilder im Fernsehen, der Krieg in der Ukraine, man könnte die Lust verlieren an allem, was einem Spaß macht.“

„Das verstehe ich“, meint der Alltag.

„Aber reiß dich mal zusammen, geh deiner Arbeit nach, schreibe über das, was dich bedrückt und hör auf zu jammern. Wir alle sind von den Ereignissen betroffen und müssen trotzdem unser Bestes geben.“

„Na gut, Alltag, ich verspreche Besserung.“

„Wir sprechen uns wieder“, verabschiedet sich der Alltag. Das klingt für mich bedrohlich.

 

07. KALENDERWOCHE – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

MEIN FREUND, DER ALLTAG

MEIN FREUND, DER ALLTAG-2022.02.18

BIBEL IM ALLTAG

BIBEL-2022.02.14

WISSEN ERLANGST DU VOR ALLEM DURCH SELBSTDISZIPLIN

ALLTÄGLICHES-2022.02.15

CORONA – WIR DACHTEN, UNS ERWISCHT ES NICHT MEHR

 MENSCHEN IM ALLTAG-2022.02.16

PATRICK BOLANZ – MACHER, TRÄUMER, MOTIVATOR, TEAMPLAYER

SCHREIB-ALLTAG-2022.02.17

 

SCHREIBEN LÄSST DICH DEN DEINEN ALLTAG ALS DEN GRÖSSTEN ABENTEUERSPIELPLATZ SEHEN

ANNA IST DEMENT

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SCHREIB-ALLTAG

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CORONA – WIR DACHTEN, UNS ERWISCHT ES NICHT MEHR

ALLTÄGLICHES-2022.02.15

Nichts deutete daraufhin, dass wir uns noch infizieren würden.
Klara war zweimal geimpft und geboostert und ich auch.
Und doch traf es uns unvorbereitet, so fühlte es sich für uns jedenfalls an.

Ich arbeitete die meiste Zeit im Homeoffice, hielt mich an die gängigen Hygiene- und Abstandsregeln, fuhr nur früh morgens ins Fitness-Center – also dann, wenn es dort noch fast leer war.

Es fing harmlos zu Beginn der letzten Woche an. Klara klagte über Kopfschmerzen, fühlte sich allgemein nicht gut und kam mir sehr unmotiviert vor.

Ich kam noch nicht mal auf die Idee, ihr ein bisschen mehr im Haushalt zu helfen, als ich es ohnehin tat.

„Ich mach‘ heute einen Corona-Test“, sagte Klara einen Tag später.
Der Test war positiv.

Am nächsten Tag versuchte sie, in der Hausarztpraxis einen professionellen PCR-Test zu bekommen.

„Wir haben hier nur Notpatienten“, versuchte die Schwester sie unwirsch abzufertigen.

„Ich bin ein Notfall“, sagte Klara.
Sie war vorher bereits in einer anderen Arztpraxis gewesen war abgewiesen worden.

„Wir testen nur unsere eigenen Patienten“, hatte ihr die Schwester gesagt.

Diesmal blieb Klara standhaft und wurde hineingelassen.
Sie musste durch eine Schleuse und fand sich in einem Zelt wieder.
Nach einer geraumen Wartezeit kam die Ärztin und führte den PCR-Test durch.

„Positiv“, wie sich einen Tag später herausstellte.
„Jetzt lässt du dich auch testen“, sagte Klara zu mir.

„Ich brauch‘ das nicht“, sagte ich zu ihr.
„Ich sperr‘ dich für die Zeit, wo du infiziert bist, in den Keller“, ergänzte ich noch scherzhaft ihr gegenüber.

Am nächsten Tag begannen bei mir die Kopfschmerzen, ich bekam Husten und hatte Mühe die Treppen im Haus hochzugehen.

„Jetzt machst du aber den Test“, sagte Klara so entschieden zu mir, dass ich mich nicht wehren konnte, ich mich es zumindest nicht traute.

Es waren sofort zwei dicke Streifen zu sehen. Nachdem ich Gewissheit hatte, ging es mir noch schlechter und ich wollte mich ins Bett legen, um zu sterben.

„Sei kein Waschlappen“, schimpfte Klara.
„Ich denke, du bist mal Marineoffizier gewesen!“
„Ja schon, aber jetzt will ich nur noch zu meiner Mama“, jammerte ich.

Dabei lebte meine Mama gar nicht mehr und ich hätte mich auch ganz bestimmt nicht an sie gewandt.

Ich wusste nicht, was das mit mir war.
Im Land Brandenburg galten inzwischen andere Regeln. Ich brauchte keinen PCR-Test mehr, sondern nur noch einen professionellen Schnelltest.

Also machte ich mich auf die Suche nach einer Teststation.
Ich wollte auf keinen Fall irgendwo zitternd draußen stehen und in einer Schlange warten, bis ich dran war.

Ich fand eine Teststation, tief im Land Brandenburg, fast an der Grenze zur Uckermark.

In der Tabelle, die ich im Computer gefunden hatte, stand eine Handy-Nummer.

Ich rief an und fragte, ob ich einen Termin machen könnte.
„Kommen Sie am besten heute noch“, sagte die Frau am anderen Ende.
Sie klang freundlich.

Ich zögerte, denn ich konnte mir nicht vorstellen, noch knapp 100 Kilometer Hin- und Rückfahrt auf mich zu nehmen, bevor ich den Test hinter mir hatte und wieder im Bett lag.

Ich machte es trotzdem, setzte mich ins Auto und fuhr über die Dörfer.

Mich packte unterwegs der Schüttelfrost und es fiel mir schwer, mich zu konzentrieren.

Schließlich hatte ich es geschafft. Ich stieg aus dem Auto, stolperte über eine Wiese und stand schließlich in einem Wohnwagen, in dem es gemütlich war.

Die Frau, mit der ich bereits am Telefon gesprochen hatte, war freundlich, agierte professionell und schnell.

Der Test war eindeutig: ‚Sie sind mit hoher Wahrscheinlichkeit mit SARS-CoV-2 Virus infiziert‘, stand auf dem Zettel.

Nun hatte ich es amtlich bestätigt bekommen.
Die Tage darauf waren für mich schrecklich. Während es Klara zusehend besser ging, fühlte ich mich schlapp, meine Glieder schmerzten und ich bewegte mich wie ein leidender alter Mann durchs Haus.

Wir haben die Zeit gemeinsam überstanden und waren doch froh, dass wir uns hatten impfen lassen.

‚Ich möchte mir gar nicht ausmalen, an Schläuchen zu liegen, künstlich beatmet zu werden und auch vom Gewicht her eine echte Last für das Krankenhaus zu sein.

Manchmal trifft man eben doch die richtigen Entscheidungen.

 

‚OPA, ICH MUSS DIR WAS WICHTIGES SAGEN‘

ALLTÄGLICHES

ALLTÄGLICHES-2022.02.08
Ich war gerade auf dem Weg ins Klinikum in Buch, um mich einer Herzuntersuchung zu unterziehen.

Das Wetter war schlecht, es regnete und es war dunkel, obwohl wir es erst ein Uhr mittags hatten.

Meine Laune war wie das Wetter, düster.
Das Autotelefon klingelte und am anderen Ende ertönte die Stimme von Krümel.

„Opa, ich habe dir was Wichtiges zu sagen“, erklang ihre kleine Stimme fröhlich.

„Da bin ich aber sehr gespannt“, sagte ich und meine Laune besserte sich sofort, ja ich spürte eine gewisse Fröhlichkeit in mir.

„‘Opaah‘, ich habe ein Elsa – Puzzle!“, rief sie in den Hörer.

„Das ist aber was Schönes!“, antwortete ich schnell.
„Ja, und weißt du was, es tut mir leid“, sagte sie gleich.
„Was tut dir denn leid?“

„Na, dass du Elsa nicht sehen kannst“, antwortete sie.
Was konnte mir Schöneres passieren, bei diesem Wetter und der Aussicht auf die Untersuchung?

Ich beneidete Krümel auch noch um etwas völlig Nebensächliches.
Nämlich, was für sie ganz wichtig war – das Elsa – Spiel.

Ich sollte mir diese Leichtigkeit im Herzen bewahren, auch wenn mir in dem Moment nicht so war.

Krümel aber hatte es geschafft, dass ich mit leichten Füssen den Eingang des Klinikums betrat.

 

NORDIC WALKING IN DER MORGENDÄMMERUNG

ALLTÄGLICHES-2022.02.03

WENN DU IM DUNKELN LOSLÄUFST, FREUST DU DICH AUF DAS LICHT, VORAUSGESETZT DU BLEIBST AUF DEINEM WEG

Es war noch sehr dunkel, als ich eine Viertelstunde vor sieben Uhr die Nordic-Walking – Stöcke auf dem Parkplatz vor dem Liepnitzsee umschnallte und loslief.

Die Augen gewöhnten sich allmählich daran, den Weg und die Bäume wenigstens in den Umrissen zu
erkennen.

Ich kam an eine Weggabelung. ‚Musste ich hier nicht nach rechts abbiegen?‘, fragte ich mich und versuchte die schemenhaften Umrisse, die mich umgaben, zu durchdringen.

Egal, ich entschied mich dafür, in den rechts liegenden Weg abzubiegen.

Ich lief und mich überkam ein komisches Gefühl. Es wurde immer undurchsichtiger, dunkler.

‚War ich hier richtig?‘
Ich kehrte um und strebte der vermeintlich richtigen Strecke entgegen.

Endlich, ich war wieder auf dem Hauptweg und lief einfach weiter, in der Hoffnung, dass es richtig war.
Ich war in meinem Leben schon so oft falsch abgebogen, jetzt konnte ich doch auch mal Glück haben.
Ich hatte Glück und sah vor mir einen helleren Streifen am Horizont. Das musste vom See kommen.

Ich stapfte erleichtert weiter, erreichte den befestigten schmalen Laufsteg und ging darüber hinweg.

Jetzt war der Berg vor mir. Ich nahm ihn in Angriff, als hätte mir jemand befohlen, den Gipfel zu erklimmen und den Feind dort oben zu vertreiben.
Ich schaffte es mit letzter Kraft und atmete so laut aus, dass es sich nach Jammern und Hilfeschreien zugleich anhörte.

Gott sei Dank, es war keiner da, der mich hörte.
Nun ging es wieder abwärts und ich schleppte mich langsam den Weg zum See hinunter.

Als ich wieder unten war, entdeckte ich auf dem Wasser einen Schwan, der interessiert auf mich zu geschwommen kam. Ich hielt an, schnallte meine Stöcke ab und fotografierte ihn.

Der Schwan drehte enttäuscht ab. Er hatte wohl auf Futter gehofft.
Ich schnallte die Stöcke wieder um und lief zurück, nun mit hohem Tempo.

Nach einer weiteren halben Stunde hatte ich es geschafft.
Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Ich war über eine Stunde gelaufen, hatte Sauerstoff eingesogen und eine für mich scheinbar ‚feindliche‘ Anhöhe erstürmt und war am Leben geblieben.

Ich erreichte das Auto und traf auf eine Frau, die mit ihrem Hund auf jemanden zu warten
schien.

„Sind Sie im Dunkeln gelaufen?“, fragte sie mich.

„Ja, ich bin mehr gestolpert, als dass ich gelaufen bin“, sagte ich.
„Passen Sie auf, hier sind viele Wildschweine“, ermahnte sie mich.
„Ich seh‘ ja selber aus, wie ein dicker Eber“, konterte ich.

Wir lachten, wünschten uns noch gegenseitig einen schönen Tag, wobei ich fand, ich hätte dabei das größere Glück. Schließlich hatte ich ja schon den schwersten Teil hinter mir.

Klara wartete mit dem Frühstück und der Schreibtisch mit Arbeit auf mich.

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LERNEN BIS ANS LEBENSENDE? SCHON, ABER AUSGERECHNET DIESE VOKABELN?

ALLTÄGLICHES-2021.12.29

# PUR UND PROMPT

Begriffswelten, die früher nur ein kleiner Kreis an Medizinern, insbesondere Virologen beherrschte, dass lernst du heute in der Tagesschau oder über die News-App auf dem Handy:

Pandemie, Corona, Inzidenzwert, Hospitalisierungsrate, Infektionen,
7-Tage-Inzidenz, Infektionsrate, Anteil COVID-19 Patienten an den Intensivbetten, COVID-19 Todesfälle, Triage,
Invasiv beatmetet COVID- 19 Patienten, Vulnerable Gruppen, Boostern.

Macht mich dieses Wissen glücklich, das eigentlich Insidern vorbehalten war?

Das kommt auf die Fallzahlen an.

Bekomme ich dadurch mehr Angst.

Nein, aber ich fürchte, dass es nicht die letzten Begriffe sein werden, die wir uns aneignen müssen, vorausgesetzt, uns bleibt überhaupt die Zeit dazu.

MEIN FREUND, DER ALLTAG

 

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BIBELSPRUCH FÜR DEN ALLTAG

Bibel

BIBEL-2021.12.20

Das Geschenk des Menschen schafft ihm Raum und bringt ihn zu den großen Herren.
(Spr 18,16)

 

Was kannst du für dich mitnehmen?
Geschenke stimmen Menschen weicher, öffnet ihre Herzen, vorausgesetzt, es ist ehrlich gemeint und ohne den Hintergedanken, sich selbst Vorteile darüber zu verschaffen.
In der Weihnachtszeit ist es eine schöne Geste dafür, denjenigen etwas schenken zu können, die du wirklich magst und liebst.

 

 

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DAS WAREN DIE BEITRÄGE DER 46. WOCHE

WAS HAT ALLTAGSGLÜCK MIT FITNESS-STUDIO ZU TUN?

AUDIO – DURCH SCHREIBEN BESSER ÜBER MENSCHEN IM ALLTAG ERZÄHLEN

DER KLEINE EMILIAN IST DA

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WAS HAT ALLTAGSGLÜCK MIT FITNESS-STUDIO ZU TUN?

ALLTÄGLICHES-2021.11.15

WAS HAT ALLTAGSGLÜCK MIT FITNESS-STUDIO ZU TUN?

Die besten Ideen fürs Schreiben kommen mir beim Training im Fitness-Studio. Ich tippe in den Pausen zwischen den einzelnen Übungen die Wörter in mein Handy ein. Ich falle da nicht groß auf, denn alle starren hier in ihren kleinen Pausen auf ihr Telefon.
Ich lebe auf, wenn die Musik besonders laut ist, Gewichte nach unten krachen, Leute neben mir vor Anstrengung ächzen.

Und ich denke: ‚Das ist doch irgendwie der wahre Sinn deines Lebens, deines kleinen Glücks. Zuhause, am Schreibtisch, da denke ich oft zu abstrakt über die Psychologie des Lebenssinns nach und wie er sich im konkreten Alltag wiederfinden lässt.

Jetzt, vor Ort, unter den schwitzenden Leuten, die sich alle an den Geräten quälen, da fühle ich mich gut, blitzt bei mir ein wenig das Glücksgefühl auf.

Das ist mein ‚Stenogramm‘ aus dem Fitness-Studio.

 

 

 

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IM SCHREIB-ALLTAG SEIN HANDWERK BEHERRSCHEN

2021.08.26-SCHREIB-ALLTAG

Es gibt in der Technik des Schreibens Eckpfeiler, die man stets beachten sollte. Dazu gehören: die richtigen Informationen und Notizen auszuwählen, sie zu gliedern und schließlich daraus ein Thema strukturiert zu entwickeln.

Lässt du dieses Handwerkszeug außer Acht, um vermeintlich schneller und bequemer ans Ziel zu kommen, so machst du letztlich Umwege und verstrickst dich in einer Vielzahl von Verästelungen.

Selbst wenn ich Themen des Alltags wähle, so will der Leser ja nicht von meinen hin- und herspringenden Gedanken gefesselt oder besser verwirrt werden.

Nein, er will, dass ich einen Gedankengang nach dem anderen entwickle.

Nur so kann ich die Botschaften verständlich transportieren, in die Worte gießen, die mir wichtig sind.

Im Urlaub habe ich kürzlich meiner Enkelin morgens nach dem Frühstück kleinere Geschichten erzählt.

Und obwohl ich das frei formulierte, habe ich dabei fieberhaft überlegt, was zuerst gesagt werden sollte, was danach kommen könnte, kurzum, wie die Geschichte gegliedert und aufgebaut werden musste.

Und wenn Krümel dazu meine linken Zeigefinger mit ihrer kleinen Hand fast zerquetschte, dann wusste ich, dass ich es geschafft hatte, nämlich sie zu fesseln.

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FÜR MEHR LEBENSQUALITÄT – TROTZ MUSKELERKRANKUNG PFLEGEDIENST GEGRÜNDET

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INTERVIEW MIT DIKR BÖHLENDORF

12.05.2017

Dirk Böhlendorf ist der Geschäftsführer und Inhaber des Fachpflegedienstes ITS Home.

Herr Böhlendorf, können Sie ein paar Abschnitte Ihrer beruflichen Entwicklung schildern, bevor Sie Ihren eigenen Pflegedienst gegründet haben?
Ich habe 1988 mein Abitur in Birkenwerder gemacht. Danach habe ich Betriebswirtschaft studiert.

Wie lange?
Von 1988 bis 1992. Das war übrigens ein Fernstudium an der Fachschule für Betriebswirtschaft Rodewig, in der Außenstelle Berlin.

Wo haben Sie in dieser Zeit gearbeitet?
In einer kommunalen Wohnungsverwaltung im EDV-Bereich.
Später war ich dann für 6 Jahre Softwareentwwickler in einer Unternehmensberatung.

Warum haben Sie dort aufgehört?
Die Projekte wurden immer größer und ich musste viel unterwegs sein. Das wollte ich nicht mehr.

Herr Böhlendorf, Sie sitzen vor mir in einem Rollstuhl, sind in Ihrer Bewegung mit den Händen eingeschränkt. Darf ich Sie fragen, wie es dazu gekommen ist?
Ich leide seit meiner Kindheit an einer Muskelerkrankung und war deshalb schon früh an den Rollstuhl gefesselt. Das war übrigens die entscheidende Inspiration dafür, einen eigenen Pflegedienst zu gründen.

Können Sie das näher erläutern?
Nun, ich war gezwungen, mir über meine eigene Vorsorge in den kommenden Jahren Gedanken zu machen.

Außerdem: Es kamen Leute auf mich zu, die fragten, ob ich nicht auch für sie die Vorsorge organisieren könnte.

Ich dachte darüber nach und kam zu dem Schluss, dass der Aufwand, also die Quantität, in so einem Fall natürlich zunehmen,
jedoch die Ansprüche an die Qualität gleichbleiben würden.

Und deswegen hatten mich die Menschen ja eigentlich auch angesprochen – nämlich auf höchstem Niveau versorgt zu werden.

Herr Böhlendorf, kann man das als Initialgedanken dafür verstehen, dass Sie Ihren eigenen Pflegedienst gründeten?
Ja, definitiv. Die Besonderheit gegenüber anderen Pflegediensten bestand darin, dass ich selbst versorgt und betreut werden musste.

Ich hatte sozusagen die Innenansicht davon, wie Pflege und Betreuung ankommt.

Dem Alltag mehr positive Energie abringen - darüber schreibt der Autor Max Krone in seinem Buch 'Positive Psychologie für ein glückliches Leben' 

Wann haben Sie den Pflegedienst ITS-Home gegründet?
Das war vor 5 Jahren, 2012.

Wenn Sie zurückdenken, was ist Ihnen besonders schwer gefallen, als Sie ITS-Home gründeten?
Eigentlich alles.
Wie gesagt, ich hatte ja die andere Perspektive.

Ich wollte ein Maximum an Lebensqualität.
Die Angebote dazu haben nicht meinen Vorstellungen entsprochen.
Es war nicht das Standardgeschäftsmodell, was mir vorschwebte.

Sondern?
Wir wollten möglichst viele Leistungen für unsere Kunden erbringen. Das sind aber eben auch hohe Kosten, die dadurch entstehen.

Diesen Mehraufwand bezahlen natürlich die Leistungsträger nicht. Und: Die Anforderungen an die Mitarbeiter sind deutlich höher.

Welche meinen Sie?
Die Anforderungen an die Integrität, die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und natürlich die fachlichen Anforderungen, die sind sehr hoch.

Können Sie das an einem Beispiel erläutern?
Ich will das noch deutlicher sagen: Wir stellen fachlich hohe Anforderungen. Zugleich muss der Mitarbeiter aber auch Verantwortung übernehmen wollen.

Im Krankenhaus haben Sie bei schwierigen Situationen immer jemanden, den Sie fragen können.

Bei uns hingegen treten Situationen ein, in denen schnell gehandelt werden muss und der Mitarbeiter ist zudem auf sich allein gestellt.

Dann brauchen wir Menschen mit Sachverstand, Herz und einem ausgeprägten Willen zum Handeln – immer zum Wohle des Patienten.

Oder: Nehmen Sie die Tatsache, dass der Patient mal in den Urlaub fahren will, vielleicht für 2-3 Tage.

Dafür ist ein enormer Aufwand nötig – logistisch, personell. Die Mitarbeiter, die den Patienten ansonsten im Alltag versorgen – die müssen ja auch mit. Das ist für sie nicht nur ein physischer Aufwand, psychisch ist das ebenfalls nicht einfach.

In der Familie des Mitarbeiters ist vielleicht ein kleines Kind. Sie können in dieser Zeit zum Beispiel abends nicht nach Hause,
sich um ihre eigene Familie kümmern, sich mit dem Kind beschäftigen.

Grundsätzlich muss man für alles gerüstet sein.
Das schüttelt man nicht „aus dem Ärmel“.

Ist das denn nötig, eine solche Reise zu unternehmen?
Sehen Sie, das ist es, was wir meinen, wenn wir von maximaler Lebensqualität sprechen.

Da gehört das eben mit dazu.
Ein weiteres Beispiel dafür, wie wir uns um hohe Lebensqualität für unsere Patienten bemühen:

Im Ludwigspark betreuen wir in einer Wohngemeinschaft sechs Bewohner.

Wir kaufen dort persönlich ein, kochen täglich frisch.
Wir wollten nicht auf das Essen auf Rädern zurückgreifen – wir wollten es geschmacklich noch individueller, frischer, einfach hochwertiger.

Das bedeutete aber zusätzlich mehr Betreuungskräfte zu beschäftigen.

Was haben Sie in dem Fall konkret unternommen?
Wir haben zusätzlich eine Wirtschaftskraft eingestellt – für 6 Stunden am Tag.

Das sind aber Kosten, die wir oft nicht gegenfinanziert bekommen, zumindest nicht zu 100 Prozent.
Also bezahlen wir das sozusagen aus der „eigenen Tasche“.

Wie würden Sie die Zusammenarbeit im Team beschreiben?
Wir ergänzen uns gut. In der Wohngemeinschaft finden wir zum Beispiel unterschiedliche Mentalitäten und Charaktere unter den Bewohnern vor.

Und für jeden dieser Bewohner haben wir den richtigen Ansprechpartner von unserer Seite aus. Wir nehmen uns viel Zeit, um über die Bedürfnisse, Fragen, auftretenden Problem der Bewohner zu sprechen, tauschen uns untereinander intensiv darüber aus.

Was passiert eigentlich mit den Bewohnern, deren Gesundheitszustand sich verbessert hat?
Grundsätzlich ist das ein Ausdruck dafür, dass wir im Team aller an der Betreuung und Versorgung Beteiligten eine gute Arbeit für den Patienten geleistet haben. Es gibt dennoch dabei eine Kehrseite.

Was meinen Sie damit?
In dem Moment, indem sich der Gesundheitszustand des Patienten verbessert hat, enden bestimmte Leistungen.
Sie werden dann nicht mehr von der Pflegekasse bezahlt.

Das sind die Grenzen für unsere Philosophie, nämlich für die Maximierung der Lebensqualität zu sorgen.

In der Wohngemeinschaft haben wir ein ungeheuer hohes Maß an Versorgung und Betreuung. Im Schnitt kümmert sich ein Mitarbeiter um drei Patienten. In der häuslichen Betreuung ist das Verhältnis sogar 1:1.

Verbessert sich nun der Zustand, dann geht die 24-Stunden Versorgung auf die dann vom Standard infrage kommenden Leistungen der Pflegeversicherung über.

Hier arbeiten wir an einer Modellvariante, die so etwas auffängt und entsprechend weiterführt. Das steckt jedoch noch in den Anfängen der Konzeption und wir müssen ja auch die entsprechenden Leistungsträger dafür gewinnen und überzeugen.

Wo sehen Sie außerdem Entwicklungspotenzial für die Zukunft?
Wir wollen die Wege zu unseren Patienten optimieren. Das heißt, wir konzentrieren uns auf Berlin, da wo unsere Kunden sind – in der Mehrzahl in Berlin – Buch.

Des Weiteren: Ich glaube, wir können künftig mehr im Bereich der Assistenzpflege tun – also für noch mehr Entlastung bei den Angehörigen sorgen.

Das bedeutet, mehr Pflegefachkräfte und Pflegehelfer einzusetzen, stets abgestimmt auf die individuellen Bedürfnisse der Kunden.

Herr Böhlendorf, ich danke Ihnen für das Gespräch.

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