Schlagwort-Archive: DAS ZÄHLT

UND WIEDER EIN NEUER TAG (12)

MEIN FREUND, DER ALLTAG

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Rente genießen?
Gar nicht mehr arbeiten?
Sich keinen Herausforderungen mehr stellen?
Irgendwie nichts für mich.

Samstag, gegen fünf Uhr.

Ich hadere mit mir, was ich tun soll – aufstehen oder weiterschlafen?

Dieser verdammte ewige Kampf.

‚Leg dich wieder hin, dreh dich auf die Seite, weck Klara nicht auf und gib Ruhe‘, sagt die eine Stimme.

‚Komm Dicker, packen wir’s, der frühe Vogel fängt den Wurm‘, stachelt mich die andere Stimme an.

Aber welchen Wurm soll ich eigentlich noch fangen, so früh am Morgen.

Ich bin Rentner. Klar auch Trauerredner.

Es gibt was zu tun. Doch schon so früh?

Ja, schon.

Ich bin eben kein Freund von ‚genieß doch deine Rente‘.

Erst einmal ist sie ohnehin nicht groß, zum Genießen jedenfalls reicht es nicht so richtig.

Und vor allem: Was wäre das für ein Leben, wenn wir keine Herausforderungen mehr hätten?

Sind es nicht unsere Ziele, die uns fit halten, Freude machen, gesund erhalten?

Absolut.

Deshalb bin ich froh, dass ich nun doch aufgeblieben bin.

Was ist das Schöne daran?

Es ist die Freude am Schreiben, am Reden, einfach am kreativ sein.

Und dann noch die Vorfreude auf das Wochenende.

Es ist Pfingsten.

Krümel besucht uns am Montag.

Dann wird aus meinem Arbeitszimmer ohnehin ein Schlachtfeld.

Krümel kramt alle Spielzeuge aus den Kisten, die bei mir gelagert sind.

Sie spielt mit einer kleinen Burg, springt auf und läuft woanders hin.

Ich trete dann auf winzige Figuren, die am Boden liegen und fluche.

‚Ich hab euch so vermisst, Oma und Opa‘, wird sie sagen.

Wir dich auch, Krümel. Wir waren ja an der Ostsee.

Aber jetzt können wir wieder arbeiten und auch noch Spaß haben mit dir.

Was erwarte ich vom Leben?

Genau das.

 

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UND WIEDER EIN NEUER TAG (10)

MEIN FREUND, DER ALLTAG

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UND IMMER WIEDER DAS GLEICHE DILEMMA

Montagmorgen, neue Woche.

Es ist noch nicht einmal sechs Uhr.

Ich bin schlecht gelaunt, hab‘ keine Lust auf die neue Woche.

‚Was machst du hier eigentlich so früh am Schreibtisch?‘, frage ich mich, während ich mir die Augen reibe und ein Gähnen unterdrücke.

Ich müsste nicht so früh aufstehen, aber meine innere Stimme flüstert mir etwas Anderes zu:  „Wenn du jetzt wieder hinlegst“, sagt sie mir mit einem gefühlten drohenden Unterton, „dann kommt dein ganzer Tag durcheinander. Denk‘ dran: Du musst noch über vierzig Minuten Audio-Aufnahmen in den abtippen.

Und: Am Vormittag hast du ein Vorgespräch, wo zwei Stunden für eingeplant sind. Du willst auch noch Nordic Walking machen.

Wie willst du das alles schaffen, wenn du dich jetzt wieder ins Bett rollst?“

Ich kriege ein schlechtes Gewissen, weil ich trotzdem immer noch darüber nachdenke, mich wieder ins Schlafzimmer zu schleichen.

Jetzt meldet sich die zweite innere Stimme bei mir:

„Ganz ruhig, Dicker. Was verpasst du denn, wenn du dich wieder hinlegst?

Du bist doch bereits Rentner. Warum arbeitest du eigentlich noch so viel?

Was willst du dir eigentlich beweisen?

Leg dich hin und stell dir vor, wie du dich auf die Seite drehst, ein Bein ausstreckst, und du die wohlige Wärme der Bettdecke spürst.

Neben dir liegt Klara. Du spürst ihren Atem. Du bist glücklich und taumelst erneut in einen schönen Traum.“

Während meine beiden inneren Stimmen miteinander um die besten Argumente ringen, bin ich in der Küche und koche einen Tee.

Wie von Geisterhand geführt, gehe ich zurück ins Arbeitszimmer.

Nach fünf Minuten hole ich den Tee vom Balkon, und ich setze mich an den Schreibtisch, ohne groß darüber nachzudenken.

Ich stecke mir einen Korken in den Mund und beginne damit, womit ich morgens immer starte – dem Sprechtraining.

Danach setze ich die Kopfhörer auf und bringe die Audio-Aufnahme zu Papier.

Der Tag hat begonnen.

Ich schaue nach draußen und sehe, wie der Himmel leuchtet, erste Sonnenstrahlen sichtbar werden.

Der Tag erwacht, und ich auch.

Wieder Montag, wieder ein neuer Tag, der ‚Motor ist angesprungen‘ – die Woche wird gut.

 

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ICH WILL NOCH EIN EISS ESSEN

MEIN FREUND, DER ALLTAG

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MEIN FREUND, DER ALLTAG – 04/24

Von der Schwierigkeit, Krümel abends davon zu überzeugen, dass Eis essen nicht gesund ist.

Es war kurz nach sechs Uhr abends.

Ich griff schnell zum Hörer, weil ich Krümels Stimme noch hören wollte, bevor sie ins Bett ging, und ich sie nicht mehr erreichen konnte.

Laura war am Telefon.

Während ich mit ihr sprach, hörte ich schon im Hintergrund ihre Stimme.

Sie klang weinerlich.

„Was ist los?“, fragte ich Laura.

„Ach, die Kleine will noch ein Eis und ich habe ihr gesagt, dass sie um diese Zeit auf keinen Fall noch etwas Süsses bekommt.“

„Gib sie mir doch mal.“

„Warum weinst du denn?“, fragte ich Krümel.

„Mama will mir kein Eis mehr geben“, schluchzte sie.

Mir brach es das Herz.

Ich überlegte, ob ich meine Autorität einsetzen sollte, um Krümel noch zu einem Eis zu verhelfen.

Aber ich wusste, dass es falsch war und Laura wahrscheinlich dem auch nicht nachgeben würde.

Also versuchte ich es auf eine andere Weise, Krümel zu beruhigen.

„Du weißt, dass ich dir immer von Pipeva, dem frechen Spatzen aus der Scheune erzähle“, begann ich.

„Hm.“

„Also Pipeva wollte heute auch ein Eis. Und da habe ihm gesagt, dass du eingesehen hast, dass man kein Eis essen darf, so kurz vor dem zu Bett zu gehen. Das wäre nicht gut für die Gesundheit.“

„Und was hat Pipeva gesagt“, fragte Krümel mich, nachdem es für eine ganze Weile am Telefon ruhig geblieben war.

„Pipeva hat es eingesehen“, schob ich nach.

„Hm, ich bin aber kein Spatz, ich bin Krümel“, sagte sie.

„Und deshalb bist du doch noch viel schlauer, als es der kleine Spatz ist“, entgegnete ich.

„Hm“, ertönte es am anderen Ende und ich hatte den Eindruck, dass es immer noch nicht danach aussah, dass Krümel es verstehen wollte.

Aber wenigstens weinte sie nicht mehr.

Am nächsten Tag rief Krümel mich über Amazon an.

„Guck mal Opa, was ich hier habe.“

Sie reckte ihre kleine Hand nach oben und ich konnte das Eis sehen.

Naja, es war ja auch erst kurz nach halb drei Uhr nachmittags.

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UND WIEDER EIN NEUER TAG (9)

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Von Krümels Neugier auf Kaulquappen und vom kleinen Glück an einem ganz normalen Tag.

Wir saßen auf einem Baumstumpf und Krümel spielte unten am See.

Sie hatte kleine Kaulquappen entdeckt und war vom Wasser nicht mehr wegzukriegen.

Zum Glück hatte Klara für sie die Gummistiefel aus der Kita mitgenommen.

Uns kam auf dem Hinweg eine Frau entgegen, die ganz aufgeregt davon sprach, dass sie im Wasser Kaulquappen gesehen hätte.

„Was interessieren mich deine Kaulquappen?“, dachte ich bei mir.

Aber da hatte ich nicht mit Krümel gerechnet.

Die stürzte sofort in die Richtung, in die die Frau mit der Hand gezeigt hatte.

Sie war nicht mehr zu halten.

Ich musste erst einmal nachschauen, was es mit dem Gewimmel im Wasser auf sich hatte.

Ich las schnell im Handy nach, in ‚Wikipedia‘.

‚Kaulquappen sind nachembryonale Entwicklungsstadien der Froschlurche‘, stand dort.

Die Entwicklungszeit betrug wohl so um die 8 Wochen.

Also, wenn Krümel nicht so begeistert im Wasser herumgelaufen wäre, ja, dann hätte ich mich wohl kaum damit befasst.

Ich schaute wieder aufs Wasser.

Es war ganz still. Die Sonne schien, es wehte ein leichter Wind und die Wellen kräuselten sich. Vom See her war das Geschrei der Wildgänse zu hören.

Die Ruhe, die malerische Aussicht, das emsige Treiben von Krümel, das beruhigte mich sehr.

Alles strahlte Ruhe aus. Es fühlte sich an, als wäre man in eine andere Welt eingetaucht.

Ist das Glück?

Ich glaub  schon.

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UND WIEDER EIN NEUER TAG (1-8)

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UND WIEDER EIN NEUER TAG (1)

UND WIEDER EIN NEUER TAG (2)

UND WIEDER EIN NEUER TAG (3)

UND WIEDER EIN NEUER TAG (4)

UND WIEDER EIN NEUER TAG (5)

UND WIEDER EIN NEUER TAG (6)

UND WIEDER EIN NEUER TAG (7)

UND WIEDER EIN NEUER TAG (8)

 

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UND WIEDER EIN NEUER TAG (8)

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SCHREIBEN TRAINIEREN, TÄGLICH

Ich habe mal von Autoren gehört, die keinen Schreibwiderstand kennen.

Beneidenswert. Ich gehöre nämlich nicht zu ihnen.

Gut, ich bin auch kein Schriftsteller, muss mir das Leben also nicht zu schwer machen.

Und dennoch: In den seltensten Fällen ist, was ich zuerst aufs Papier gebracht habe auch das, was einer redaktionellen Bearbeitung standhält.

Zugegeben: Ich schreibe auf dem Blog ziemlich frei, korrigiere wenig.

Aber wenn ich eine Rede ausformulieren muss, ja dann tue ich mich schwerer damit.

Es ist schon aufreibend, sich immer wieder aufs Neue an den Text zu setzen und die Sätze auszuformulieren, um sie dann doch wieder zu streichen.

Ich habe mal gelesen, dass Thomas Mann jeden Tag eine halbe Seite geschrieben hat, im Minimum.

Ich denke, das ist ein guter Weg.

Du bleibst im Training.

Also fange ich morgens schon an und schreibe auf, was ich ringsherum sehe- ob die Sonne gerade aufgeht, es regnet, oder was ich gerade tun will.

Das kommt mir oft selbst sehr albern vor.

Wen interessiert es schon, die banalen Dinge festzuhalten?

Klara sagt dann: „Schätze das doch nicht gering. Du musst ja nicht alles verwenden.“

Sie liegt da richtig.

Vor allem: Es trainiert mein Gehirn, meine Fähigkeit, mich gut auszudrücken, kurzum, die Gedanken in Fluss zu bringen.

Ich werde hier dranbleiben.

 

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UND WIEDER EIN NEUER TAG (7)

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DEN TAG PLANEN – KEINE SO SCHLECHTE IDEE

Es ist kurz nach sechs Uhr.

Ich habe mir einen Tee gekocht und überlege noch, ob ich gleich

loslaufen soll.

Das Wetter ist schön, aber ich schrecke trotzdem davor zurück.

Ich schaue auf den Stellplatz und sehe, dass die Scheiben am Auto

zugefroren sind.

Ich müsste also erst einmal daran herumkratzen, bevor ich

überhaupt zum Startpunkt losfahren kann.

Ist das eine Ausrede, damit ich erst einmal am Schreibtisch sitzen

bleiben kann?

Wahrscheinlich.

Ich brauche wieder eine feste Struktur, möglichst eine feste Zeit, um

die Nordic-Walking-Stöcke herauszuholen und loszulaufen, unter

allen möglichen Umständen.

Wie oft habe ich mir schon vorgenommen, mittags zu laufen, und ich

habe es dann doch nicht getan?

Es ist der innere Schweinehund, der dann sagt: ‚Ach komm‘, jetzt

geht es ja nun gerade gar nicht.

Die Rede muss fertig werden, ich will den Termin vorbereiten, Klara

will zum Bahnhof gebracht werden.‘

Es wird jeden Tag neue Schwierigkeiten geben, neue Ausreden.

Während ich das aufschreibe, da kommt mir eine Idee:

Ich werde wieder damit beginnen, jeden Abend einen Plan für den

nächsten Tag zu erstellen.

Meine Erfahrung ist, dass ich mich daran halte und die einzelnen

Punkte abarbeite, akribisch genau.

Klara und Laura verdrehen dann die Augen, weil sie sich nie diese

Arbeit machen würden.

Sie halten es für reine Verschwendung von wirklich kostbarer Zeit.

„Du kannst ja in der Zeit, in der du auf dem Papier herumzeichnest,

auch mal Mama helfen“, sagt Laura in solchen Momenten.

Laura hat gut reden.

Also gut: ‚Klara helfen‘ – das kommt mit in den Plan.

Wenn ich dran denke.

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UND WIEDER EIN NEUER TAG (6)

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WICHTIGE NEBENSÄCHLICHKEITEN IN MEINEM ALLTAG

Jeden Morgen gute Laune haben, sich selbst in die richtige Stimmung bringen – leicht gesagt, schwer umzusetzen. 
Ich versuch's trotzdem, jeden Tag wieder. 

Es lässt sich leicht darüber reden, wie toll es ist, sich in die richtige Gefühlslage zu bringen, die einen alles leichter erscheinen lässt.

Aber wenn du morgens aufstehst, du noch Mühe hast, den Tag willkommen zu heißen, dann ist es etwas Anderes.

Ich denke in solchen Momenten: ‚Lasst mich zufrieden, ich will mich wieder hinlegen.‘

Was mach‘ ich dann?

Ich fange dann einfach an, putze zum Beispiel die Zähne. Nach der Dusche fühle ich mich schon besser.

Ich beginne am Schreibtisch mit dem Sprechtraining , nehme den Korken in den Mund und sage die Sätze auf, fünf Minuten lang.

Dadurch komme ich in die Routine rein.

Ich muss ein Audioprotokoll tippen und denke, dass Klara bald aufstehen wird und das Frühstück zubereitet.

Wir wollen mittags nach Berlin fahren und aus der Kita holen.

„Oma, bin ich Mittagskind“, hat Krümel gestern Klara gefragt und vor Freude laut ‚juhu‘ gerufen.

Das fällt mir jetzt ein, wo es noch dunkel ist und ich langsam mit meinem Arbeitspensum beginne.

Ist das wissenschaftlich fundierte Selbstmotivation?

Wahrscheinlich nicht; ist mir auch egal.

Es hilft jedenfalls.

Der Tag wird schön.

 

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UND WIEDER EIN NEUER TAG (5)

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SCHON WIEDER MONTAG

Warum vergeht eigentlich das Wochenende so schnell?
Und warum zieht sich der Montag so quälend lange hin?
Liegt es an meiner Einstellung?
Ja, liegt es an meiner Abneigung, diesem Tag gegenüber?
Wie kriege ich nur dieses Gefühl aus meinem Kopf?
Ich schaue nach draußen, und ich sehe, dass die ersten Sonnenstrahlen durchkommen.
Mir fällt Krümel ein. Was sie wohl gerade macht?
Hüpft sie auf dem Weg in die Kita?
Ich sehe sie schon morgen, wenn wir sie abholen.
Sie läuft mir entgegen, mit ausgestreckten Armen und ‚Opa‘ kreischen.
Dann legt sie ihre kleinen Händchen auf die Motorhaube und küsst sie.
„Ich hab‘ dich vermisst, ‚Jeepi‘“, wird sie dem Jeep zuflüstern.
Wir werden einen schönen Tag verleben.
Meine Laune bessert sich.
Ich muss los, zu einem Vorgespräch für eine Rede, die ich am Freitag halten werde.
Die Gespräche sind oft traurig, aber zugleich auch sehr bereichernd.
Ich freue mich auf den Tag, auf die Woche.
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UND WIEDER EIN NEUER TAG (3)

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„ICH ZIEH SCHON MAL DIE VORHÄNGE AUF, JA OMA!“

Freitag.

Es ist regnerisch. Ich bin bereits gegen 05.00 Uhr aufgestanden und habe mich an den Schreibtisch gesetzt.

Jetzt, gegen 07.00 Uhr gehe ich ins Schlafzimmer zurück, um Klara zu wecken.

Ich ziehe die Vorhänge am Fenster zurück.

Klara schaut mich an – mürrisch und vorwurfsvoll.

„Ich zieh‘ die Gardinen schon mal auf, ja Oma!“, zitiere ich Krümel, die morgens bei uns hineinstürmt, wenn sie hier übernachtet hat.

Wir sind dann nicht begeistert, zumal es meistens am Wochenende passiert.

Aber dann berappeln wir uns und müssen lachen.

Genauso geht es nun Klara. Ihre Miene hellt sich auf und sie lächelt.

Der Tag wird schön, obwohl es regnet.

 

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FEEDBACK ZU MEINER REDE AM 13. OKTOBER IN FRIEDWALD – BERNAU

DAS LEBEN RUHIG MAL VOM ENDE HER DENKEN

Am Freitag, den 13.10.2023 habe ich im Friedwald in Bernau eine Rede zum Abschied des Verstorbenen Karl Rudolf Gebauer gehalten.
Sein Sohn, Maik Gebauer, bedankte sich danach bei mir per WhatsApp mit den folgenden Zeilen.
Mit seiner ausdrücklichen Genehmigung veröffentliche ich hier den Text, weil er mich sehr berührt hat.
MAIK GEBAUER

 

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WIR SIND AN DIE OSTSEE GEFAHREN, FÜR DREI TAGE (2)

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Wir waren Sonntagmorgen nach Rügen aufgebrochen.
Wir kamen schnell voran und waren nach gut drei Stunden auf der Insel.
Es nieselte und unser Vorhaben, gleich am Strand baden zu gehen, fiel ins sprichwörtliche Wasser.
Wir besuchten stattdessen Klaras Mutter.
„Da seid ihr ja“, empfing uns Anna, so als hätten wir gesagt, dass wir kommen würden.
Anna war dement und es hätte nichts genutzt, es vorher anzukündigen.
Später, im Hotelzimmer angekommen, war der Fernsehapparat kaputt.
Wir bekamen ein neues Zimmer, wechselten von der Straßenseite auf die Seite mit dem Blick auf den Hafen und die Ostsee.

Endlich. Wir waren am Strand, die Sonne gleißte von oben herab und man hörte das leichte Rauschen der Wellen, die sanft am Strand ankamen.

Es roch nach Seetang.

Wir hatten uns unmittelbar vor dem Wasser positioniert, konnten aufs Meer schauen und waren nach hinten durch den Sichtschutz abgeschottet, vor neugierigen Blicken.

Ich versuchte im Stehen aus der Hose zu kommen und die Badehose überzustreifen.

Das ließ sich leichter beschreiben, als es in Wirklichkeit war.

Immer wenn ich ein Bein anhob, drohte ich nach hinten zu kippen.

Ich merkte, wie ungelenk ich geworden war.

Als ich es endlich geschafft hatte, da schweifte mein Blick über den Strand und ich freute mich, dass es noch so leer war.

Ich legte mich schließlich hin und wartete darauf, dass Klara aufhörte, mir das Gesicht mit Sonnencreme einzuschmieren, und ich mich fühlte, als sei ich Mamas Liebling.

Plötzlich hörte ich Stimmen, direkt neben unserer Festung, dem Sichtschutz.

Nur einen gefühlten Meter entfernt, da hatte sich eine Mutter mit ihrem Sohn niedergelassen.

Ich war sprachlos.

„Hast du gesehen? Direkt neben uns, obwohl die nächsten zweihundert Meter genügend Platz bieten“, zischte ich zu Klara.

„Was willst du machen“, fragte sie mich.

„Natürlich gar nichts!“, schnaubte ich leise.

„Aber kennst du das? Du fährst auf einen Parkplatz. Du suchst dir einen Stellplatz aus, wo links und rechts keiner zu sehen ist, und kaum hast du den Zündschlüssel abgezogen, da stellt sich genau einer neben dich.“

Ich musste niesen.

„Gesundheit“, ertönte es von den billigen Liegeplätzen neben uns.

Naja, ich ergab mich in mein Schicksal und dachte an den Abend im Restaurant zurück.

Es war ein harmonischer Abend, deshalb auch ein bisschen langweilig.

„Du erwiderst nichts, was Ärger bereitet“, hatte Klara mich vorher ermahnt.

„Na, dann kann ich ja nichts sagen.“

„Das ist vielleicht auch am besten“, meinte sie.

Gut, dann eben nicht. Ich konnte auch anders, gar nichts sagen.

Zum Schluss des Abendessens hatte ich mich doch nicht ganz an die Abmachung gehalten und erzählte eine Story, bei der ich durch eine Tür geflogen war, die mit einem Netz zum Schutz von Fliegen und Wespen bespannt war:

„Wollen Sie einmal auf die Terrasse treten und den Ausblick auf den See genießen?“, fragte mich der Kunde.

Ich bejahte das, stand auf und eilte auf den Eingang zur Terrasse zu und übersah dabei, dass davor eine Tür war, die mit einem Fliegengitternetz bespannt war.

Ich flog durch die Tür, stürzte nach vorn und sackte mit der ganzen Wucht meines Körpers auf der Terrasse zusammen.

Es passierte ausgerechnet in einer Villa, die sich am Wannsee befand und auf deren Grundstück früher einmal ein Haus von Heinz Rühmann gestanden haben soll“, beendete ich die Schilderung, ohne mich in weiteren Details zu verlieren.

„Rühmann, Heinz Rühmann?“, fragte Klaras Tante mich mit einem inquisitorischen Unterton.

Aber ich hatte mich schon wieder in mein mir selbst auferlegtes Schweigegelübde begeben.

Klaras Tante hingegen wollte von mir eifernde und heftige Bestätigungsfloskeln hören.

Ich dachte aber gar nicht daran und stopfte mir stattdessen einen Löffel Würzfleisch in den Mund, während Klaras Tante damit kämpfte, mich erneut zu befragen.

Insgesamt ein schöner Abend, ein bisschen unaufgeregt, aber voller innerer Spannungen, die ich durch meine zur Schau getragene Gleichgültigkeit angeheizt wurden.

Irgendwie war ich immer schuld, ob ich nun was sagte, oder es unterließ.

LETZTE FOLGE: MONTAG, 28.08.2023

WIR SIND AN DIE OSTSEE GEFAHREN, FÜR DREI TAGE (3)

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WIR SIND AN DIE OSTSEE GEFAHREN, FÜR DREI TAGE (1)

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Drei Tage, lohnt sich das überhaupt?

 

DER ERSTE TAG

Wir sind morgens losgefahren, es war sonntags und die Autobahn war relativ leer.

Nur wenige Autos fuhren hoch an die Ostsee.

Wir kamen gut durch und waren bereits nach knapp drei Stunden in Mukran auf Rügen.

Es nieselte, und wir waren sehr enttäuscht, dass wir nicht sofort an den Strand konnten.

„Können wir schon etwas früher einchecken?“, fragte ich am Telefon die Mitarbeiterin an der Rezeption.

„Nein, wir haben viele Busabreisen. Das schaffen wir heute nicht.“

Ich sah das ein und wir stellten den Plan um.

Wir besuchten zunächst Klaras Mutter im Heim für ‚Betreutes Wohnen.‘

„Da seid ihr ja“, empfing uns Anna freudig.

„Hast du uns erwartet?“, fragte ich ganz verblüfft.

„Ja, natürlich, warum fragst du?“, Anna wurde ein bisschen unwirsch.

„Nein, nein, dann ist es ja wunderbar“, beeilte ich mich, zu ihr zu sagen.

Neben ihr saß eine Frau, die uns böse ansah.

„Was soll das, die ganze Familie hier?“, fragte sie unvermittelt.

„Und der, der sollte mal arbeiten gehen“, meinte sie, indem sie gleichzeitig auf mich zeigte.

Ich war schon auf dem Sprung und wollte ihr etwas sagen, von wegen arbeiten gehen.

Aber Klara kam mir zuvor und stieß mir mit dem Ellenbogen in die Seite.

Sie hatte mal wieder kein Vertrauen zu mir und wollte verhindern, dass ich gleich ‚losbölkte‘, wie sie dann zu mir zu sagen pflegte.

Wir waren ja in einem Heim für Demenzkranke, als ob ich das nicht wüsste.

Klara traute mir ohne Weiteres zu, dass ich das alles ignorierte und mich gegen Anwürfe verteidigte.

Doch ich hatte mich im Griff.

Es war schön zu sehen, dass Anna sich wohlfühlte, im Rahmen ihrer sprachlichen Möglichkeiten sagte sie das auch zu uns.

Als wir gingen waren wir wie immer ein wenig traurig, aber auch froh, dass wir wieder an der frischen Luft waren.

Wir fuhren zum Hotel.

„Sie müssen noch 20,00 Euro extra bezahlen“, sagte die Mitarbeiterin an der Rezeption.

„Warum, wir haben doch hier einen Festpreis gebucht“, sagte Klara kämpferisch.

Währenddessen war ich schon nach oben gefahren, ins Dachgeschoß.

Das Zimmer war eng und ich ließ mich zunächst auf die Couch plumpsen und machte den Fernseher an.

Er ließ sich nicht anmachen.

Nachdem ich mehrfach versucht hatte, mit der Fernbedienung eine Regung auf dem Bildschirm des Fernsehers zu erreichen, gab ich es auf.

Ich griff zum Hörer und wählte die Nummer der Rezeption.

„Der Fernsehapparat lässt sich nicht anstellen“, sagte ich.

„Dann müssen Sie bis Morgen warten, wahrscheinlich ist das ein technischer Fehler“, bekam ich als Antwort zurück.

„Morgen ist Montag und Dienstagfrüh reisen wir wieder ab. Damit bin ich nicht einverstanden. Entweder Sie bekommen das hier in Ordnung, und zwar noch heute, oder ich möchte ein anderes Zimmer“, sagte ich.

Es war still am anderen Ende.

„Hören Sie mich?“

„Ja, ich höre Sie. Bitte warten Sie einen Augenblick.“

Ich wartete und schließen ertönte die Stimme wieder.

„Sie bekommen ein neues Zimmer.“

„Gut, wunderbar, danke“, sagte ich.

Wir schleppten die Sachen erneut den Flur entlang kamen im 2. Stock an und machten mit der Karte die Tür auf.

Die Aussicht war auf der Seite zum Hafen hin. Wir sahen das Meer, die Schiffe im Hafen.

„Na, das sieht doch schon gut aus“, sagte ich und schob die Vorhänge beiseite.

Ich nahm die Fernbedienung, schaltete den Fernseher ein. Ich versuchte es.

Es regte sich gar nichts. Ich probierte die Lichtschalter aus, nichts funktionierte.

„Frustriert begab ich mich nun gleich selbst an die Rezeption.“

„Jetzt geht ja gleich gar nichts mehr“, sagte ich zu der jungen Mitarbeiterin.

Die wirkte eingeschüchtert.

„Haben Sie die Karte von der Tür in der Innenseite in den Schalter gesteckt?“, fragte sie.

Ich schaute sie entgeistert an.

„Warum sollte ich das tun?“

„Erst dann haben Sie Strom“, erwiderte sie.

Ich bedankte mich, fuhr wieder nach oben ins Zimmer, steckte die Karte in die dafür vorgesehene Steckdose und sofort erschien auf dem Fernsehapparat erschien „Telefunken.“

Endlich, wir hatten es geschafft.

Während Klara die Taschen auspackte, lümmelte ich auf der Couch und klickte mich durch die Fernsehprogramme.

„Du kannst dich hier ruhig beteiligen“, sagte sie.

„Ich bin gerade die Treppen hoch und runter gelaufen, damit wir ein Zimmer mit besserer Aussicht haben, ein funktionierendes Fernsehprogramm, und nun kümmere ich mich darum, dass wir heute Abend einen guten Film sehen können.“

Klara sagte nichts, sondern schmiss mir die Hosen vor die Füße.

„Hier, das sind deine!“.

„Soll ich beide heute noch anziehen, wenn wir uns mit deiner Tante treffen?“, fragte ich.

Immer wenn wir in Sassnitz waren, luden wir sie ein, zum Essen.

Keiner von uns hatte Lust dazu, aber wir fühlten uns irgendwie verpflichtet.

Klara antwortete nicht auf meine Frage und ich wendete mich wieder dem Fernseher mit seinen Programmen zu.

„Wann willst du dich denn anziehen?“, fragte sie jetzt wieder.

Ich stöhnte, erhob mich von der Couch, schaltete den Fernseher aus und dachte missmutig an das Treffen am Abend.

Warum tat man sich das eigentlich an, wo man doch nur für drei Tage auf der Insel war?“

Fortsetzung: Der erste Tag ging zu Ende und der zweite und der dritte Tag lag noch vor uns.

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GESCHENKE ERLEICHTERN DAS LEBEN

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„Viele schmeicheln dem Vornehmen; und wer Geschenke gibt, hat alle zu Freunden.“

(18, 6)

BIBEL

Vgl. auch dazu:
Stuttgarter Erklärungsbibel mit Apokryphen,
DIE HEILIGE SCHRIFT NACH DER ÜBERSETZUNG MARTIN LUTHERS,
MIT EINFÜHRUNGEN UND ERKLÄRUNGEN; DEUTSCHE BIBELGESELLSCHAFT.
ISBN 978-3-438-01123-7
Neuausgabe mit Apokryphen
© 2005 Deutsche Bibelgesellschaft
Zweite, verbesserte Auflage 2007
10.2016, S. 787

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DER SCHÖNSTE LOHN NACH DER REDE

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MATHIAS LUX-HAIN AUF GOOGLE MAPS

„Dr. Uwe Müller hat uns in der Trauerphase begleitet. 
Er nahm sich Zeit für ein ausführliches und tiefgehendes Gespräch und verwandelte (es)…trotz komplizierter Ausgangssituationen in eine sehr gute Trauerrede. Vielen Dank dafür.“

19.08.2023, 5 Sterne bewertet.

 

DAS LEBEN RUHIG MAL VOM ENDE HER DENKEN

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DIE WAHRHEIT KOMMT IRGENDWIE ANS LICHT

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„Ein falscher Zeuge bleibt nicht ungestraft; und wer frech Lügen redet, wird nicht entrinnen.“

Buch der Sprüche, Kapitel 19, Vers 5

Vgl. auch dazu:
Stuttgarter Erklärungsbibel mit Apokryphen,
DIE HEILIGE SCHRIFT NACH DER ÜBERSETZUNG MARTIN LUTHERS,
MIT EINFÜHRUNGEN UND ERKLÄRUNGEN; DEUTSCHE BIBELGESELLSCHAFT.
ISBN 978-3-438-01123-7
Neuausgabe mit Apokryphen
© 2005 Deutsche Bibelgesellschaft
Zweite, verbesserte Auflage 2007
10.2016, S. 787

BIBEL

 

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DIE FEHLER NICHT NUR BEI ANDEREN SUCHEN

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„Des Menschen Torheit führt ihn in die Irre, und doch tobt sein Herz wider den Herrn.“
Buch der Sprüche, Kapitel 19, Vers 3

Es meint: 
Die Fehler nur bei einem anderen zu suchen, das ist töricht und bringt keinen voran. 

Vgl. auch dazu: Stuttgarter Erklärungsbibel mit Apokryphen, DIE HEILIGE SCHRIFT NACH DER ÜBERSETZUNG MARTIN LUTHERS, MIT EINFÜHRUNGEN UND ERKLÄRUNGEN; DEUTSCHE BIBELGESELLSCHAFT. ISBN 978-3-438-01123-7 Neuausgabe mit Apokryphen © 2005 Deutsche Bibelgesellschaft Zweite, verbesserte Auflage 2007 10.2016, S. 787

BIBEL


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VORAUSSCHAUEND DENKEN, VERNÜNFTIG HANDELN

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„Wo man nicht mit Vernunft handelt, da ist auch Eifer nichts nütze; und wer hastig läuft, der tritt fehl.“
Buch der Sprüche, Kapitel 19, Vers 2

Vgl. auch dazu: Stuttgarter Erklärungsbibel mit Apokryphen, DIE HEILIGE SCHRIFT NACH DER ÜBERSETZUNG MARTIN LUTHERS, MIT EINFÜHRUNGEN UND ERKLÄRUNGEN; DEUTSCHE BIBELGESELLSCHAFT. ISBN 978-3-438-01123-7 Neuausgabe mit Apokryphen © 2005 Deutsche Bibelgesellschaft Zweite, verbesserte Auflage 2007 10.2016, S. 787

BIBEL

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VERWANDTE KANN MAN SICH NICHT AUSSUCHEN, FREUNDE SCHON

MEIN FREUND, DER ALLTAG

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„Es gibt Allernächste, die bringen ins Verderben, und es gibt Freunde, die hangen fester an als ein Bruder.“

Buch der Sprüche, Kapitel 18, Vers 24

BIBEL
Vgl. auch dazu:
Stuttgarter Erklärungsbibel mit Apokryphen,
DIE HEILIGE SCHRIFT NACH DER ÜBERSETZUNG MARTIN LUTHERS,
MIT EINFÜHRUNGEN UND ERKLÄRUNGEN; DEUTSCHE BIBELGESELLSCHAFT.
ISBN 978-3-438-01123-7
Neuausgabe mit Apokryphen
© 2005 Deutsche Bibelgesellschaft
Zweite, verbesserte Auflage 2007
10.2016, S. 787

 

ALLTÄGLICHES

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AUFSTEHEN AM SAMSTAGMORGEN UND DER KAMPF MIT DEN INNEREN STIMMEN

MEIN FREUND, DER ALLTAG

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Samstagmorgen. Es ist noch früh, fünf Uhr, und ich bin bereits aufgestanden.

Bin ich ein Held?

Eher nicht. Und Klara? Die verflucht mich, weil ich sie stets mit aufwecke, angeblich.

Noch vor einer Stunde habe ich mich im Bett gewälzt und überlegt, was ich tun soll.

Die eine Stimme rief: ‚Steh‘ auf, du kannst viel schaffen, wenn du jetzt die Dinge mit Schwung angehst.

Du weißt doch – der frühe Vogel fängt den Wurm.‘

Währenddessen drehe ich mich auf die andere Seite, drücke den Kopf ins Kissen, spüre die Wärme der Decke und höre auf die andere, die leise Stimme: ‚Bleib liegen, du schaffst auch noch am Tag genug.

Die Rede ist fast fertig und außerdem: Es ist Wochenende, stör‘ Klara nicht, mach‘ die Augen zu und träume etwas Schönes.‘

Kurz bevor die zweite Stimme siegen kann, da drehe ich die Beine aus dem Bett, sitze auf der Kante und schwinge mich hoch.

Ich verfluche mich, dass ich nun doch aufgestanden bin, aber ich wanke ins Bad.

Ich drehe den Wasserhahn auf, befeuchte meine Hände mit dem kalten Wasser und wische mir damit erst einmal die Augen aus.

Jetzt berühre ich den Nacken mit der kalten und feuchten Hand und bin endgültig wach.

Der Motor springt langsam an. Ich koche einen Tee, stelle ihn auf dem Balkon auf der Platte der Nähmaschine ab und drücke auf den Schalter des Computers.

Wenig später sitze ich vor einem Blatt Papier und schreibe auf, was ich heute alles tun will:

Am Rohentwurf weiter feilen, eine neue Tabelle erstellen, um das Gewicht zu registrieren, die nächste Woche planen, Sport machen – mir fällt immer mehr ein.

Ich bin drin, im Rhythmus des Tages und fange mit der Rede an.

Draußen ist es hell geworden, die grauen Wolken sind weggeschoben und die ersten Sonnenstrahlen brechen sich Bahn.

So langsam steigt in mir die Freude auf das Wochenende hoch, auf das Frühstück mit Klara und auf Krümels Stimme am Telefon, wenn sie in ihrer Phantasiewelt mit mir erzählt: „Nur noch zwei blaue Türen, durch die ich gehen muss Opa, und dann bin ich bei dir.“

Das wird gut heute.

 

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SONNTAGVORMITTAG – EIN BESUCH IM DEUTSCHEN THEATER

MEIN FREUND, DER ALLTAG

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Wie dich der Lebensweg eines anderen Menschen inspirieren kann, wieder mehr Spaß am eigenen Leben zu haben.

Der 18. Juni 2023 versprach ein schöner Tag zu werden.

Das jedenfalls sagte ich mir, als ich auf den Balkon trat und in die Sonne blinzelte.

Wir waren von unseren Freunden eingeladen worden: Es sollte auf der Bühne des Deutschen Theaters ein Gespräch, eine Diskussion zwischen Gregor Gysi und Ulrich Khuon geben.

Gysi war der Moderator und stellte die Fragen, Khuon antwortete.

Klara freute sich darauf.

Ich auch. Ich brauchte nur länger, um mir diese Freude auch einzugestehen.

„Was könntest du in dieser Zeit nicht alles schaffen? Die Rede im Rohentwurf fertigstellen, einen neuen Blogbeitrag schreiben.“

Mir fiel so einiges ein.

So war es immer.

Erst verhaltene Freude, dann allmähliche Begeisterung und schließlich anhaltende Motivation, sich wieder mehr für die Lebensgeschichten von anderen Menschen zu interessieren, und zwar auch dann, wenn sie noch lebten.

Ulrich Khuon ist Intendant am Deutschen Theater, wechselt aber im nächsten Monat nach Zürich.

Er ist eine Legende – in der Theaterwelt, beim Publikum. Gysi duzte ihn, irgendwie wunderte mich das nicht.

Bis ich auf dem roten Sessel im Theater Platz genommen hatte, wusste ich nicht viel von Ulrich Khuon.

Dann, als er anfing zu reden, in seinem Schwäbisch, einfache, kurze Sätze bildete,

seine Erinnerungen lebhaft schilderte, da wurde ich aufmerksamer, rückte mich so langsam gerader in meinem Sessel zurück.

Es war warm.

Mein Nachbar okkupierte skrupellos mit seinem linken Arm meine rechte Sessellehne, während ich mit meinem Oberschenkel ein wenig in seine Richtung ausscherte, so als wollte ich ihm sagen: ‚Entweder du gibst mir ein Stück von deiner Lehne ab oder ich nehme dir den Platz für deine Füße weg.‘

Doch das Gespräch zwischen den beiden Akteuren auf der Bühne lies das alles als kleine Nebensächlichkeiten erscheinen, die man eben hinnahm, wenn man sich ins Deutsche Theater am Sonntagvormittag begab.

Khuon gehörte zu den Menschen, den wenigen, die aus dem Westen kamen, daraus auch keinen Hehl machten, was ja auch aufgrund seines Dialekts schier unmöglich war – die du trotzdem schnell als einen betrachtest, der zu dir gehört, der dich versteht.

Er hatte mit solchen Regisseuren, wie Jürgen Gosch, Christoph Schlingensief oder Jürgen Kuttner zusammengearbeitet. Namen, die mir Respekt einflößten.

Meinen Respekt aber bekam Ulrich Khuon vor allem, weil er auf dem Podium saß und sprach, so als würdest du ihm im Café gegenübersitzen.

„Die Leute am Bodensee tun manchmal so, als gehörte ihnen der See. Dabei war der schon lange vor ihnen da“, sagte er, von Gysi angesprochen darauf, was für ihn der Inbegriff von Heimat sei.

Das gefiel mir.

Gysi warf zwischendurch den Witz ein, wo er über den Müggelsee läuft und die Berliner rufen: ‚Kieck mal, schwimmen kann er och nich‘.

Ich hatte den Witz schon gehört, aber es machte trotzdem Spaß, ihm erneut dabei zuzuhören, wie er ihn in der ihm eigenen Art erzählte.

Was mir besonders an dem Tag gefiel: Khuon wollte nicht belehren, er erzählte seine Geschichte und sprach darüber, dass er für sich das Leben der anderen interessierte, wirklich verstehen wollte, warum manches so und nicht anders gelaufen war.

Nach fast zwei Stunden gab es stehende Ovationen.

Ich stand ebenfalls auf und klatschte begeistert mit.

Anschließend führten uns unsere Freunde in die Gaststätte ‚Pasternak‘ in den Prenzlauer Berg‘ aus.

Auch nicht schlecht. Ein rundherum gelungener Tag also

 

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WAS HAT MEIN TAGEBUCH MIT DEM SCHREIBEN VON REDEN ZU TUN?

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 Du kannst nur gut reden, wenn du die Personen und Ereignisse mit einfachen Worten beschreibst

 Ich habe mir angewöhnt, Tagebuch zu schreiben.

Warum?

Nun, weil es mich dazu bringt, noch einmal eine Situation neu zu durchdenken,

Erlebtes präzise wiederzugeben.

Ich bin davon überzeugt, dass man nur dann gut reden kann, wenn man die Dinge mit einfachen Worten beschreibt. Das klingt so einfach, Ereignisse, Personen zu skizzieren, ist es aber nicht.

Vielmehr gehört viel Training dazu, es leicht aussehen zu lassen.

Die beste Schatztruhe für das Training des Schreibens sind die eigenen Erlebnisse, das eigene Ich.

Der eigene Erfahrungsbereich lehrt dich, die eigene Sicht zu entwickeln.

Was meine ich damit?

Ich denke, ich kann auf diese Weise am besten trainieren, Menschen zu schildern, Ereignisse wiederzugeben.

Und genau das ist es, was den Kern einer guten Rede ausmacht, ja, vor allem einer Trauerrede, wo ich einen Menschen sehr genau schildern muss, Ereignisse und Situationen im Leben des Verstorbenen vorgekommen sind.

Das glaubwürdig zu tun, Vergangenheit und Gegenwart in ganz individuellen, unverwechselbaren Zusammenhängen zu sehen und darzustellen, das erfordert viel eigenes Training.

Und das Genie besteht zunächst nun mal aus Fleiß, wie Goethe es schon wusste.

Ich schreibe deshalb täglich, unabhängig davon, welchen Stimmungen ich unterliege, ob ich Lust dazu habe oder eben auch nicht.

Das hört sich nach Schufterei an, danach, dass es keinen Spaß macht.

Wenn dir das Schreiben also gar nicht liegt, dann ist es, als würdest du einen ausrangierten Traktorreifen hinter dir her schleifen.

Wenn du aber gern schreibst, dann wird es für dich eine exzellente Möglichkeit sein, gute Reden zu verfassen.

Und wenn mir mal so gar nichts einfällt, dann schreibe ich einfach auf, was ich gerade sehe.

Zum Beispiel: ‚Im Supermarkt. In der Ferne klirren Flaschen, von der Kasse kommen die ‚Piep‘ Geräusche herüber, die beim Einscannen der Waren entstehen.

Vor mir sitzen im Café des Bäckers zwei kleine Mädchen, die sich neugierig umdrehen und genau beobachten, warum ich mit den Fingern in das iPad tippe.

Sie würden am liebsten fragen: Was machst du da?

Aber ihre Mutter kommt und ruft: ‚Kommt jetzt endlich, wir wollen gehen.‘

Nur widerwillig lösen sie den Blick von mir und trotten mit ihrer Mutter nach draußen, nicht ohne noch einmal zu schauen, ob ich die Finger immer noch auf dem iPad bewege.

Kurzum-alles, was ich sehe und beobachte, das schreibe ich auf.

Nur so kann ich die richtigen Eingebungen und Inspirationen vorbereiten.

Auf diese Weise werden aus den kleinen Einfällen die große und später die geschriebene Rede, möglichst gut.

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IM CAFÈ SITZEN, BEOBACHTEN, SCHREIBEN – ALLTAGSLUXUS, KLEIN, ABER IMMERHIN

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Freitags, ich saß mal wieder im Discounter, genauer beim Bäcker.

Es inspirierte mich irgendwie dort zu sein.

Früher habe ich nie verstanden, warum sich ein Schriftsteller in ein Café setzt, um dort zu schreiben.

Gut, nun bin ich kein Schriftsteller. Da gibt es schon Unterschiede. Und dennoch: Ich sah die Leute an der Kuchentheke anstehen, hörte die Geräusche von den Kassen im Markt, wenn die Verkäuferinnen die Waren einscannten.

Das alles war Lärm, aber für mich eine kreative Atmosphäre. Ich konnte dadurch gut formulieren, völlig in mich gekehrt.

Es machte Spaß, Menschen zu beobachten, welche Gesichter sie aufsetzten, wenn sie an mir vorbeiliefen- gehetzt, gut gelaunt, mürrisch.

Ich musste einen Kaffee trinken, wenn ich hier saß. Ansonsten schaute die Verkäuferin vom Bäcker herüber, so als wollte sie sagen: ‚Wieso sitzt du an unserem Tisch, ohne etwas zu bestellen?‘

Also sagte Klara zur Verkäuferin, nachdem sie das Brot gekauft hatte: „Für meinen Mann einen Kaffee bitte, einen kleinen.“

Sie nickte dabei in meine Richtung.

Klara brachte mir dann auch gleich noch die Tasse rüber. Ich musste also nicht aufstehen.

„Kannst du mir einen Löffel bringen?“, fragte ich sie.

Der Blick von ihr schien zu sagen: ‚Steh‘ gefälligst selber auf, wenn du noch Extrawünsche hast.‘

Sie war ohnehin sauer, dass ich nicht mit ihr durch die Regale schlenderte.

„Kannst du nicht mal mitkommen und den Wein für unsere Gäste morgen aussuchen“, hatte sie mich davor gefragt.

„Das kannst du ohne mich viel besser“, erwiderte ich.

„Aber meckere hinterher nicht herum, wenn dir die Weinsorte nicht gefällt!“

„Nein, nimm‘ einfach einen roten und einen weißen Wein“, sagte ich.

„Zum Schluss trinken doch alle nur Wasser und es war alles umsonst“, ergänzte ich noch.

Klara nickte. Sie war genervt von meinen Antworten und wandte sich von mir ab.

Das war sicher nicht fair von mir, so im Sinne von Gleichberechtigung. Aber ich wollte danach zu Hause den Staubsauger schwingen. Das würde sie wieder besänftigen, redete ich mir jedenfalls ein.

Und so konnte ich das tun, was ich immer tat- sitzen, beobachten, schreiben.

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ANNA IST DEMENT UND TROTZDEM GLÜCKLICH, IN EINIGEN WENIGEN KLEINEN MOMENTEN JEDENFALLS  

MEIN FREUND, DER ALLTAG

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MEIN FREUND, DER ALLTAG (16)

Auf den Menschen mit Demenz eingehen, ihm das Gefühl geben, dass er am Leben teilnimmt, wenn es auch schwerfällt.

 Wir waren im Heim von Klaras Mutter angekommen.

Es lag idyllisch, direkt am Meer.

Wir stiegen aus dem Auto aus und sahen eine ältere, sehr gebrechliche Frau den Weg entlanggehen.

Ein junger Pfleger stützte sie. Erst als sie näherkam, da erkannten wir sie. Es war Anna, Klaras Mutter.

„Wer sind Sie?‘, fragte sie Klara, als wir sie angesprochen hatten.

„Mutti, erkennst du uns denn gar nicht?”

„Doch, doch”, sagte sie und blickte uns aus ihren leeren Augen an.

War das noch ein Leben, was man als lebenswert bezeichnen konnte?

Es fiel schwer, das zu glauben.

Aber wer hatte schon das Recht darüber zu urteilen?

Als wir einen Tag zuvor dort  waren, da ging es genauso los.

Anna erkannte uns zunächst gar nicht. Aber dann waren wir mit ihr nach unten gegangen und hatten uns an den Tisch auf der Terrasse gesetzt.

Die Sonne schien ein wenig, die Hecke duftete nach frischem Grün.

„Weißt du noch, wie wir früher bei dir im Garten waren? Wir haben gegrillt, Wein getrunken und viel gelacht.“

„Ja, das war schön!“, seufzte Anna und wir wussten nicht genau, ob sie sich wirklich daran zurückerinnerte.

Aber sie hatte ein gutes Gefühl, sie fühlte sich einfach wohl, wenn wir mit ihr erzählten und ein bisschen Spaß machten.

Anna war glücklich, wenn auch nur für einen kleinen Moment.

Aber darauf kam es an. Wir fuhren ab – ein wenig traurig, aber irgendwie auch ein bisschen zufrieden.

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DAS ERSTE MAL IN DIESEM JAHR AM STRAND

MEIN FREUND, DER ALLTAG

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MEIN FREUND, DER ALLTAG (15)

Das gleichmäßige Rauschen des Meeres bringt mich zurück zu meinen Wurzeln, dazu, was wirklich wichtig im Alltag ist.

 Wir sind auf Rügen, in Prora – am Strand.

Die Sonne scheint nicht und der Himmel ist bedeckt. Es ist dennoch herrlich.

Die Wellen rauschen an den Strand, der Wind weht leicht und bringt den Geruch von Seetang mit sich.

Würde mich einer in diesem Moment fragen, wo für mich der schönste Platz auf dieser Welt wäre, ich würde antworten: genau hier!

Das Rauschen des Meeres hat etwas Beruhigendes, etwas, was stets wiederkehrt.

Du fühlst dich nicht gedrängt, irgendwo schnell hinzulaufen oder über schwerwiegende Probleme nachzudenken.

Nein, du hast eher das Gefühl loszulassen und andere schöne Dinge an dich heranzulassen.

Das klingt so leicht. Ist es aber nicht.

Du musst es nämlich wollen, loszulassen.

Das kannst du auch im Alltag tun, und zwar unabhängig davon, wo du gerade bist.

Du kannst in der S-Bahn sitzen, auf den Bus warten oder in der Mittagspause auf dem Hof des Werksgeländes sitzen.

Es gibt nur eine Voraussetzung: Du musst es mit allen Sinnen wollen.

Wieviel Menschen begegnest du am Tag, die dich gehetzt anschauen, geradezu böse Blicke aufgesetzt haben, so als wollten sie sagen: „Ich trage die Lasten der ganzen Welt mit mir herum, und du?“

Ihre Mimik scheint sagen zu wollen: ‚Du hast das Gesicht eines fröhlichen Clowns, eines naiven Blödians, der die Probleme der Welt nicht kennt, der nicht weiß, was los ist.

Aber ist es nicht einfach auch ein Zeichen von Stärke, sich auf die guten Dinge im Leben zu konzentrieren, sie im Alltagsgedächtnis zu bewahren?

Keiner hat das Glück für sich gepachtet. Es gibt aber auch keinen, der nur Schlimmes im Leben erfahren hat und damit umgehen muss.

Ich bin Trauerredner, und zwar gern.

Warum?

Weil mir dadurch stärker bewusst geworden ist, dass wir keinen Glücksmoment so irgendwie bekommen, sondern weil ihn uns nehmen müssen.

Und: Weil wir alles, was wir tun, begrenzt ist, irgendwann vorbei sein wird. Es gibt kein stärkeres Motiv, als das, nämlich den Tag, der vor einem ist, für sich zu nutzen, glücklich zu sein, und zwar in dem Moment.

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KEIN TAG IM LEBEN KOMMT ZURÜCK

MEIN FREUND, DER ALLTAG

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MEIN FREUND, DER ALLTAG (13)

 Manchmal solltest du weniger an deine Ziele denken, dafür aber intensiver leben, den Alltag in dir aufsaugen

Wir sind in der Ferienwohnung, ‚Mohnblume‘ angekommen.

Wir sind das erste Mal hier, seit sie renoviert wurde.

Sie ist nicht grösser geworden, aber sie wirkt grösser.

Und was dir gleich auffällt, wie geschmackvoll sie eingerichtet ist- wie stillvoll und bedacht auf die kleinen Details, die auf dich wirken.

Es ist gemütlicher geworden durch die neue Couch. Die Bilder an der Wand verstärken dein Gefühl, dass du am Meer bist.

‚Meer macht glücklich‘, steht an der Wand, und du kannst es lesen, wenn du die Augen im Schlafzimmer aufgemacht hast.

Bist du später auf dem Balkon und schaust auf die Weite der Ostsee, dann weißt du: Der Spruch ist so wahr.

Die Sonne scheint, wir können auf das Meer schauen und den Ausblick genießen.

 Die Weite, die Schiffe, die vor Anker liegen, das Geschrei der Möwen- all das vermittelt dir das Gefühl, im Urlaub zu sein. Es riecht anders, die Geräusche, die von der See sind anders.

Man nennt es Urlaub, auch wenn wir nur für drei Tage hier oben sind.

Die Gedanken schweifen ganz anders ab, wenn ich auf das Wasser schaue.

Es ist, als würdest du viel tiefgründiger vor dich hin philosophieren kannst.

Und dabei will ich gar nicht so viel nachdenken.

Aber gerade dann kommen dir die Gedanken, ob dein Leben so in Ordnung ist.

Ich glaube, ich habe mein Leben lang viel zu viel danach gestrebt, was ich so alles erreichen könnte.

Und ich habe viel erreicht. Aber was haben mir eigentlich die ganzen Studiengänge gebracht –

der Doktortitel, der Diplomingenieur?

Würde ich all das noch einmal tun, in der gleichen Abfolge, vier Jahre ein technisches Studium, danach vier Jahre Volkswirtschaft und schließlich noch weitere vier Jahre für die Doktorarbeit?

Dazwischen die Wende und der Kampf um die Anerkennung all dieser Abschlüsse.

Ich glaube heute, dass ich eher ganz beim Schreiben geblieben wäre.

Vielleicht einen kreativen Beruf, der etwas mit der Schreiberei zu tun hätte.

Heute denke ich: Es ist einfach wichtig, weniger das Ziel im Auge zu haben als den Weg, der dorthin führt.

Die Tatsache, dass du keinen Tag im Leben zurückbekommst, dass er unwiederbringlich verloren ist, die führen wir uns zu wenig im konkreten Moment des Lebens vor Augen.

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DAS LEBEN SCHÖN FINDEN – DU MUSST DICH DAZU AUFRAFFEN, BESONDERS AM MONTAG

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MEIN FREUND, DER ALLTAG (12)

Im Alltag können die kleinsten Dinge glücklich machen

Wieder mal beim Bäcker im Discounter.

Ich habe gerade ein Bild von mir auf Instagram gepostet. Wenn ich mich auf Bildern sehe, dann denke ich: ‚Was für ein alter Sack, mit einem knurrigen Gesicht.‘

Dabei spiegelt das Äußere so gar nicht meinen inneren Zustand wider.

Ich bin gut drauf, habe einfach prächtige Laune. Liegt das am Wetter?

Vielleicht. Die Sonnenstrahlen brechen sich in den Glasscheiben des Bäckers, ich sitze bequem, kann die Leute beobachten, die Kuchen, Brot oder Brötchen am Stand kaufen.

Das ist für mich quirlig, lebendig, einfach das einfache Leben, das ich so liebe.

Heute Mittag holen wir Krümel aus der Kita ab.

‚Opa, du holst mich nach dem Mittagessen ab, verstanden?‘

Ich hab‘ verstanden. Ich müsste längst an einer Rede sitzen, eigentlich.

Aber die muss warten.

Das Leben ist schön. Du musst nur wollen, es so zu sehen.

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NENA BROCKHAUS: ‚ICH BIN NICHT GRÜN: EIN PLÄDOYER FÜR DIE FREIHEIT‘

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AMAZON-ANGEBOTE – ICH STÖBERE GERN DARIN (15)

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ÜBER DIE KLEINEN DINGE IM LEBEN SCHREIBEN, SIE NICHT GERINGSCHÄTZEN

NIETZSCHE ÜBER DIE EHE ALS LANGES GESPRÄCH

MEIN FREUND, DER ALLTAG

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Man soll sich beim Eingehen einer Ehe die Frage vorlegen: glaubst du, dich mit dieser Frau bis ins hohe Alter hinein gut zu unterhalten?
Alles andere in der Ehe ist transitorisch, aber die meiste Zeit des Verkehrs gehört dem Gespräche an.

Friedrich Nietzsche, Gesammelte Werke, 2012 Anaconda Verlag GmbH, S. 295.

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BEI NIETZSCHE DAS EINE ODER ANDERE NACHLESEN – DAS KANN SICH LOHNEN – FÜR DEN ALLTAG, FÜR DAS LEBEN 

 

 

BEI NIETZSCHE DAS EINE ODER ANDERE NACHLESEN – DAS KANN SICH LOHNEN – FÜR DEN ALLTAG, FÜR DAS LEBEN 

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AMAZON-ANGEBOTE – ICH STÖBERE GERN DARIN (14)

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