Archiv der Kategorie: ÜBER MENSCHEN ERZÄHLEN

Über Menschen erzählen – über ihren Alltag, ihre Geschichten, Träume, darüber, was sie beflügelt.

WAS MICH AM SCHREIBEN ÜBER DEN ALLTAG BEGEISTERT (TEIL 1)

SCHREIB – ALLTAG (1)

Ich schreibe schon lange, eigentlich schon mein ganzes Leben.

Aber zum Geschichtenerzählen komme ich erst so richtig in letzter Zeit, und da bin ich auch noch ganz am Anfang.

Ich schreibe vor allem Geschichten, die mit dem Alltag zu tun haben.

Bin ich deshalb ein Schriftsteller?
Nein, sicher nicht.

Aber ich muss mich natürlich trotzdem an die Regeln des Schreibens halten, und deshalb muss ich sie mir auch aneignen. Auf jeden Fall ist das ein stetiger Prozess des Lernens, Übens und Schreibens.

Mehr und mehr stelle ich mich dabei den Anforderungen an das belletristische Schreiben. Das ist für mich wie ein Abenteuer, eine Reise in ein unbekanntes Land.

Ich schreibe in dieser Rubrik darüber, was mir am Alltag ‚über den Weg läuft‘, wie ich es verarbeite, und , wie ich das Handwerk des Schreiben trainiere und was es mir bringt.

Ich will dem Leser Menschen aus dem Alltag  näherzubringen, ihre Konflikte, ihre Hoffnungen, Sehnsüchte und die Schwierigkeiten zeigen, mit denen sie in ihrem Umfeld zu tun haben.
Mich reizt das Banale, das, was wir am Tag erleben, eben das, was wir oftmals nicht aufmerksam genug hinterfragen.

Dabei gibt es viel mehr schöne Dinge als hässliche Erlebnisse im Alltag, humorvolle Episoden, die es lohnt, festzuhalten.

Sicher ist es ja auch interessant, quasi den Weg des Schreibens zu dokumentieren – mein handwerkliches Verständnis davon, die Erfolge und Niederlagen, die Fehler und vor allem die Motive, warum ich weitermache.

Schreiben und verwerfen, wieder schreiben, lesen und dann wieder schreiben. Eintönig?
Ja, irgendwie schon. Anstrengend? Und wie.
Trotzdem: Es bleibt faszinierend.

 

SCHREIBEN IN ZEITEN VON CORONA

SCHREIB-ALLTAG

Das Schreiben in der kontaktarmen Zeit von Corona
kann ich auch als Chance begreifen.

Die Bilder im Fernsehen über das Fortschreiten der Pandemie jagen mir einen Schauer über den Rücken.

Ich weiß, dass es kaum ein Entrinnen gibt, auch für mich nicht. Und trotzdem, ich hoffe, dass ich wenigstens glimpflich davonkomme. Das wünsche ich meiner Frau, meiner Tochter, meiner Enkelin, im Grunde genommen allen Menschen. Einfach, dass es irgendwie an uns vorüberzieht.

Aber wird es so sein? Mein Bauchgefühl sagt mir das Gegenteil.
Was soll ich tun? Nur am Schreibtisch sitzen und darüber philosophieren?

Nein. Ich ordne mein Leben neu, gedanklich jedenfalls.
Ich will weiterschreiben. Es gehört einfach zu mir dazu.
Gestern Abend, da lag ich auf der Couch und ließ mich von einem mittelklassigen Thriller berieseln.

„Eigentlich brauchtest du doch nur noch ein wenig Sport machen, lesen und das Schreiben ganz wegfallen lassen. Dafür gehst du eben arbeiten, aufwischen zum Beispiel und das reicht dann.“

Ich finde den Gedanken gut. Und ein paar Stunden hält sich diese Stimmung auch. Aber dann schlägt sie wieder um.
Was will ich wirklich? Was macht mein Leben aus?

Es ist genau das, worüber ich sehr oft fluche, nämlich das Schreiben.
Wie kann ich das attraktiver gestalten, was gibt es für Chancen, trotz der Corona-Krise, oder gerade wegen ihr?

BELLETRISTISCHES SCHREIBEN IM FOKUS

Ich werde mich auf das belletristische Schreiben konzentrieren. Etwas Anderes kann ich jetzt ohnehin nicht tun.
Also schreibe ich, Blogbeiträge, Texte für E-Books.
Ich merke immer stärker, dass ich noch nicht fokussiert genug an die Sache herangehe.

Bisher habe ich überlegt, wie ich dem Leser gefallen kann.
Die großen Marketingexperten sagen dir das.
„Interessiere dich für deine Zielgruppe, schreibe darüber, was sie interessiert.“

Das habe ich nun lange genug gemacht. Obwohl ich auf Keywords bei der Recherche geachtet und mir Themen gesucht habe, die leserfreundlich sind, hat das alles nichts genützt.

Jetzt in dieser aktuellen Zeit werde ich mich neu aufstellen.
Zum einen mache ich mich nicht mehr abhängig davon, ob ich ein E-Book verkauft bekomme oder nicht.

Und: Ich schreibe ausschließlich kleine Geschichten, die aus dem Alltag sind, so wie ich es schon längst wollte.

Wie ich das nun wirklich mal intensiver voranbringe, darüber denke ich im nächsten Beitrag nach.

 

SCHREIB-ALLTAG

Mehr lesen:

https://uwemuellererzaehlt.de/schreiballtag/

ANNA WEISS NICHTS VON CORONA UND SCHON GAR NICHTS VOM EINKAUFSZETTEL

ANNA IST DEMENT (58)

Lukas sitzt in seiner Garage, ganz hinten, an der Rückseite. Vor ihm auf dem Tisch steht eine Flasche Bier, alkoholfrei versteht sich.
Aus dem Fernsehapparat tönt Schlagermusik.

„Anita…“, intoniert der Sänger und hampelt dabei hemmungslos auf der Bühne herum, während seine Fans verzückt die Melodie im Rhythmus mitklatschen.

Aber das sieht Lukas nicht. Er schaut nicht hin.
In der Ecke liegt die Katze im Körbchen. Sie hat sich zusammengerollt, die Augen zusammengekniffen und schnurrt leise vor sich hin. Ein gutes Zeichen. Für sie ist alles so, wie es sein soll.

Lukas bewegt sich kaum auf seinem Stuhl. Die Katze hat ihr Fressen bekommen, die Musik plätschert harmlos aus dem Fernseher und warm ist es auch.

Es ist die Art von Gemütlichkeit, die manch einer nicht in sein Wohnzimmer bekommt.
Klara und Peter sitzen dort auch gern und reden für einen Moment, wenn sie mal in Stralsund sind, lachen oder kraulen einfach die Katze.

„Krümel hätte längst fröhlich nach ihrer ‚Datze‘ gerufen, vorausgesetzt, sie wäre ebenfalls hier“, sagt Peter dann mit einem gewissen Seufzen.

Lukas hat einen ruhigen Tag hinter sich. Zu ruhig.
„Was soll das noch alles werden?“, denkt er im Stillen und schüttet Bier ins Glas nach.“

Corona hat Stralsund und Rügen erreicht, die Urlauber sind von hier weg und ebenfalls runter von der Insel. Die Eigentümer der Ferienwohnungen machen sich so ihre Gedanken, wie das alles weitergehen soll und die macht sich Lukas auch.

Noch vor ein paar Wochen wollte er sich von einigen Objekten
trennen. „Das wird mir langsam alles ein wenig zu viel“, hatte er gesagt. Und weiter: „Ich gehe ja auch allmählich auf die Rente zu, brauch‘ einfach mehr Ruhe.“

Die Ruhe hat er jetzt. Mehr als ihm lieb ist, weil die Einnahmen durch die fehlenden Buchungen in den von ihm betreuten Ferienanlagen in Stralsund und Rügen faktisch ganz weggebrochen sind. Keiner will groß drüber reden, aber die Angst, was sein wird, die geht doch um.

Nur Anna, die hat keine Angst. Die kennt nicht die Gefahren von Corona.

„Mutti, was sagst du zu den ganzen Bildern im Fernsehen, zu den vielen Kranken in Italien. Macht dir das nicht Angst?“, fragte Klara sie vor einigen Tagen.

„Mir? Warum? Was meinst du?“, fragte Anna daraufhin.
„Was machst du gerade, Mutti?“, lenkte Klara das Gespräch in eine andere Richtung.

„Ach, ich hab‘ ein bisschen den Fernseher an und kaue gerade einen Apfel. Weisst, du ich esse so gerne mal einen Apfel. Und der hier, der schmeckt mir besonders. Den habe ich mir gerade vom Netto geholt.“

„Vom Netto? Mutti! Wann warst du das letzte Mal im Netto?“
„Da kauf‘ ich doch immer ein“, sagte nun Anna wieder.
Klara gab es auf, verabschiedete sich und rief Lukas an.

„Mutti war wieder mal einkaufen, sie hat sich die Äpfel geholt, die so gern isst“, sagte Klara zu Lukas.

„Na gut, dass du mir das sagst“, meinte Lukas. „Ich hätte doch glatt gedacht, dass ich die Äpfel für Mutti aus dem Netto mitgebracht hätte.“

Anna kennt nur noch ihren Balkon, weil sie nicht mehr rausgeht. Auf dem stand sie aber, als Lukas heute Nachmittag mit seinem Auto vorfuhr. Anna erkannte ihren Sohn und winkte ihm freudig zu.
Lukas musste lächeln.

Es war ein ehrliches leises Lachen, denn er wollte natürlich, dass es seiner Mutter gut ging und sie sich noch freuen konnte, wenn er kam. Aber es mischte sich ein Gefühl ins Unterbewusstsein, dass sich dieses freundliche Lachen wohl nicht lange halten würde, wenn er erst einmal die Treppen zu ihr hinaufgestiegen war.

„Ach Lukas kommt einfach gern zu mir“, sagt Anna manchmal abends zu Klara.
„Mutti, ja, er kommt gern zu dir. Das stimmt. Aber er kommt, weil er dir helfen will“, antwortet Klara dann.

„Wieso helfen?“, fragt Anna dann verwundert.
„Na Mutti, was glaubst du, wer dir deinen Kühlschrank wieder mit den Lebensmitteln aufgefüllt hat und wer deine Post aus dem überfüllten Briefkasten heute Vormittag genommen hat?“, fragt Klara dann.

Früher hätte sie nicht so energisch dagegengehalten, aber inzwischen stieg schon eine leise Empörung in ihr hoch, wie Anna alles gedanklich von sich schob.

Doch das war nun mal Annas Krankheit, die ihr Wesen so veränderte hatte, und die lichten Momente nutzte sie zunehmend dafür, die Ungereimtheiten, die ihr selbst auffielen, mit blumigen Worten zu überdecken.

Schon mittags hatte Lukas gemerkt, dass Anna gar nicht so gut drauf war.
„Mutti, denkst du bitte daran, dass du den Einkaufszettel schreibst? Ich komme später bei dir vorbei und gehe danach einkaufen“, erinnert Lukas Anna am Telefon.

„Wieso Einkaufszettel? Ich hab‘ das schließlich im Kopf, was ich brauche“, sagt sie schnippisch zu Lukas.

„Muuttii, du gehst doch gar nicht einkaufen, ich mach‘ das seit Monaten für dich. Früher bist du noch mitgekommen, aber selbst das willst du nicht mehr. Du gehst ja nicht mal mehr zum Briefkasten“, entgegnete Lukas nun.

Er merkte, wie innerlich sein Blutdruck langsam nach oben ging.
„Also, dass du mir das sagst, das finde ich ja unerhört. Das muss ich mir nicht sagen lassen.“

Anna hatte nun auf Konfrontation umgeschaltet.
Lukas setzte das Glas Bier an, während er an den telefonischen Disput mit Anna zurückdachte.

Er bereute es hinterher stets, dass er sich nicht mehr im Zaun hatte.
„Du musst immer daran denken, dass es Annas Demenz ist, die sie so reagieren lässt“, sagt Peter in solchen Momenten zu ihm.

„Ja, ne klar“, antwortet Lukas dann.
„Ich weiß, ich würde wahrscheinlich viel eher ausflippen, wenn ich sehen würde, wie deine Mutter die Lippen nach unten zieht, eine Mimik aufsetzt, so als hätte sich alles schlecht Gelaunte auf dieser Welt in ihren Gesichtszügen festgesetzt“, gab Peter zu.

NÄCHSTE FOLGE: 
ANNA VERTEIDIGT HELDENHAFT IHREN KÜHLSCHRANK
….vor allem die darin gehorteten Lebensmittel, mit weit überschrittenem Verfallsdatum…
ANNA IST DEMENT (59)
MITTWOCH, 01.APRIL 2020

FSV BASDORF – EIN KLEINES TEAM GANZ GROSS

ES SIND OFT DIE KLEINEN DINGE DES ALLTAGS, DIE EINEN BERÜHREN
DER FSV BASDORF HILFT

04.00 Uhr früh, meine Frau muss zur Arbeit, also tue ich das, was ich jeden Morgen erledige, bevor ich mich selbst an meinen Schreibtisch schwinge: Ich mache das Frühstück, und ich hole vorher die Zeitung von draußen rein.

Die Zeitung war nicht da, dafür lag aber ein zusammengefalteter Zettel im Briefkasten.

„Der FSV Basdorf geht für Sie einkaufen, damit Sie sicher zuhause bleiben können!“, steht dort drauf.

Es war Montagmorgen, und eine Zeit, zu der ich mich nur schlecht zu guter Laute aufraffen kann.

Aber jetzt bekam ich beim Lesen ein gutes Gefühl, schlagartig legte sich bei mir der Schalter auf positive Energie um.

Ich musste mich dazu nicht durchringen, es mir nicht abquetschen. Nein, mein Unterbewusstsein sendete mir ganz von allein diese guten Signale: Menschen, die wir nicht kennen, und die uns nicht kennen, machen sich Sorgen um uns, bieten vorsorglich Hilfe an.

Klar, meine Frau ist über 60 Jahre, ich auch. Wir arbeiten aber beide noch und noch können wir alles gut organisieren.

Allein die Tatsache, dass sich Menschen für andere Menschen engagieren wollen, das freut mich einfach sehr.

Eigentlich sollte an dieser Stelle ein anderer Text stehen, einer, der etwas über die Stärken in uns selbst aussagt, und wie wir sie mobilisieren können.

Aber dieses Flugblatt ist ja bereits der praktische Beweis für diese Motivation, die man aus sich selbst heraus erzeugen kann. Ich will mich also einfach für diese Geste, für das Hilfsangebot bedanken. Ich lebe schon lange in Basdorf, seit 1993, habe einiges hier mitaufgebaut.

Und nun merke ich wieder, was es hier für engagierte Persönlichkeiten gibt. Späte Erkenntnis? Ja. Zu spät? Nein.
Also, lieben Dank für diese Initiative, liebes Team des FSV Basdorf!
Uwe Müller

ZUR HOMEPAGE DES FSV BASDORF:

https://www.fsvbasdorf.de/

IANA ERZÄHLT

Die Erste Solistin des Staatsballetts Berlin erzählt in ihrem Buch ‚Iana Salenko – Gespräche mit einer Prima Ballerina‘ zum ersten Mal ausführlich über ihre Kindheit und ihren Traum, eine große Balletttänzerin zu werden.

Das Buch ist als E-Book auf Amazon erschienen:

Hier geht’s zum E-Book

ANNA IST DEMENT (51)

WIR SIND MAL ZUR STIPPVISITE DA

Anna war beim Friseur, nach vielem Hin- und Her, vielen Ausreden und Ausflüchten.

„Der Termin ist hier gestrichen, ich muss da also nicht mehr hin“, sagte sie noch am Tag, als Lucas sie abholen wollte.
Schließlich ließ sie sich doch überreden und stieg zu Lucas ins Auto, um zum Frisörladen zu fahren.

Als sie da war, fühlte sie sich wohl, weil die Friseurin es ihr sehr leicht machte, sich ‚fallen zu lassen‘.
Sogar eine andere Haartönung bekam sie.

„Ich bin jetzt anspruchsvoller geworden“, sagte Anna zu Klara am Telefon, als sie auf ihre Frisur zu sprechen kam.

Klara war für einen Moment sprachlos, dann musste sie sich zusammenreißen, um nicht laut loszulachen.
Sie tat es nicht, denn sie würde damit ihre Mutter auslachen. Das brachte sie nicht übers Herz.

„Na dann ist ja alles prima, Weihnachten kann jetzt kommen“, sagte Klara stattdessen zu ihr.

„Und übrigens, wir kommen zur Stippvisite vorbei“, fuhr Klara fort und ließ es aussehen, als würden Klara, Peter, Laura und die Kleine nur so nebenher mal vorbeikommen.

Am Telefon war es still. Keine Reaktion.
Anna fragte nicht, wann Klara kommen wollte, ob sie über Weihnachten blieben, wo sie schliefen.

Klara war traurig darüber. Doch andererseits auch froh, dass Anna sie nicht löcherte.

„Wenn die Kleine mit nach Stralsund kommt, dann lerne ich sie ja endlich mal kennen“, sagte Anna, ohne groß eine Emotion in ihren Satz zu legen.

„Mutti, du hast die Kleine schon so oft gesehen!“
Klara konnte sich das nicht verkneifen, bereute den Satz aber sofort.

„Also ich hab‘ sie noch nicht gesehen, das würde ich ja wohl wissen“, sagte Anna daraufhin trocken.

„Ja, Mutti, das würdest“, antwortete Klara.
‚Wenn du gesund wärst und dich daran erinnern könntest‘, dachte Klara bei sich, sprach diesen Halbsatz aber nicht aus.

EIN KLEINER FRISEURLADEN IN SASSNITZ GANZ GROSS

EIN KLEINER FRISEURLADEN IN SASSNITZ GANZ GROSS

Man sagt, demenzkranke Menschen können nicht mehr so denken, wie es vor ihrer Krankheit der Fall war.
Das ist wohl so. Doch sie können eines, nämlich mit dem Herzen sehen, fühlen, einfach wahrnehmen, ob ein Mensch es gut mit ihnen meint.

Und die Friseurin Ilka in dem kleinen Sassnitzer Friseurladen meinte es gut mit ihr.

Es sind oft nicht die großen Gesten, die uns berühren. Nein, es sind vielmehr die kleinen Dinge, die nur allzu oft im Gewirr des Alltags untergehen.
Umso wichtiger, dass wir auf sie aufmerksam werden, wenn sie uns geradezu in den Schoss fallen.
Gestern war so eine Gelegenheit.

Schwiegermutter hatte einen Termin beim Friseur, in Sassnitz, und nicht gerade um die Ecke für uns. Also ist meine Frau unruhig, ob alles klappt, ihre Mutter den Termin nicht vergisst, pünktlich im Friseurladen erscheint.

Das klingt nach ‚ist doch wohl normal, was ist da schon besonderes dran?‘ Im Prinzip ist das schon richtig. Doch was ist, wenn der Mensch, dem deine Fürsorge gilt, an Demenz erkrankt ist, und du selbst kannst das alles nur aus der Ferne gedanklich begleiten?

Na klar, meine Frau weiß, dass sie sich zu hundert Prozent auf ihren Bruder verlassen kann, der sich um seine Mutter liebevoll kümmert, wenn es sein muss, Tag und Nacht.

Und trotzdem weiss sie, dass jede alltägliche Unterbrechung für demenziell erkrankte Menschen Unruhe mit sich bringt.
An nichts hängen Demenzkranke mehr, als an einem möglichst gleichmäßig verlaufenden Tagesablauf. Jeder noch so kleine Termin bringt Unruhe und Unsicherheit.

Schwiegermutter kam trotz alledem zum geplanten Zeitpunkt im Friseurladen an und wurde gleich freundlich begrüßt.
Sie fühlte sich wohl in der Zeit, in der ihre Haare gewaschen, geschnitten, gefärbt und getrocknet wurden und die Friseurin sich noch mit ihr angeregt unterhielt.

Kurzum: Ilka schnitt und färbte nicht nur die Haare, sie tat mehr, sie betreute Schwiegermutter so, dass es für sie zu einem wirklich aktivierenden und angenehmen Aufenthalt wurde.

Abends schickte die Friseurin noch ein Foto von Schwiegermutter, mit der neuen Frisur.

Wir alle wissen nicht, was aus uns mal wird, wie wir in späteren Jahren zurechtkommen und vielleicht auch auf Hilfe und Fürsorge angewiesen sind.

Deshalb sind es diese kleinen Dinge, die Menschen untereinander brauchen  – Verständnis für den jeweils Anderen, die Empathie, auf ihn individuell einzugehen.

Gerade in der Zeit vor Weihnachten wird viel geredet über Nächstenliebe, Fürsorge, Unterstützung für die Hilfsbedürftigen.

Die Friseurin Ilka hat das einfach getan, ohne groß darüber zu reden, bescheiden und fast unbemerkt von uns.

Deshalb ist der kleine Friseurladen in Sassnitz für uns ganz groß.

Danke Ilka, danke liebes Team.

Die Angehörigen aus Sassnitz, Wandlitz und Berlin.

ANNA IST DEMENT (50)

ICH RUF DOCH NICHT MORGENS UM HALB SECHS AN (FORTSETZUNG)

Anna hat Peter morgens angerufen, halb sechs Uhr. Sie glaubt aber fest daran, dass es bereits abends ist.

„Das kann nicht sein, wir haben es nämlich halb sechs Uhr morgens“, sagte Peter.

„Wieso morgens?“, hakte Anna wieder nach. Ihr Ton klang nun noch vorwurfsvoller.

„Wieso morgens und wieso abends, das sollten wir mal denen da oben im Himmel überlassen“, sagte Peter und biss sich gleich auf die Zunge.

„Hast du denn noch eine andere Uhr?“, fragte er Anna weiter.

„Ja, hier meine Armbanduhr“, sagte Anna.

„Und wie spät ist es darauf?“

„Halb sechs.“

„Siehst du“, sagte Peter.

Anna schwieg.

„Bist du noch da?“, fragte Peter.

„Ja, aber ich versteh‘ das alles nicht“, sagte nun Anna.

„Hast du denn gar nicht geschlafen?“, fragte Peter sie.

„Wie kommst du bloß darauf, dass ich nicht geschlafen habe?“

Anna’s Stimme klang empört.

„Du hast Recht, was für eine blöde Frage“, sagte Peter.

„Ich weiß doch, dass du jeden Abend gegen zehn Uhr ins Bett gehst“, fügte er noch an.

„Dann wünsch‘ ich dir noch einen schönen Tag und denk an dein zweites Frühstück.“

Peter wollte wieder an seine Arbeit gehen.

„Ja, ich denke an das zweite Frühstück. Ich eß‘ doch da so gern einen Apfel.“

„Obst ist gesund und stärkt das Gedächtnis“, sagte Peter.

„Warum ausgerechnet das Gedächtnis?“, fragte Anna ihn.

„Ach nur so. Ich meine das ganz allgemein.“
Peter verabschiedete sich und legte auf. Gegen 10.00 Uhr rief er noch einmal bei Anna an.

„Na, weißt du noch, um welche Uhrzeit du mich heute Morgen angerufen hast?“
Am Telefon war Schweigen.

„Warum fragst du mich, ob ich noch weiß, ob du mich angerufen hast? Ich würde dich doch nie morgens um halb sechs Uhr anrufen!“
Anna’s Stimme klang gereizt.

„Ja, du hast Recht. Ich glaube, ich habe da was durcheinander gebracht“, sagte Peter nun schnell.

„So soll es ja mal losgehen“, sagte Anna daraufhin zu Peter.
„Iss bloß viel Obst“, meinte sie noch.

ANNA IST DEMENT(49)

ICH RUF‘ DOCH NICHT MORGENS UM HALB SECHS AN

Anna bringt die Tageszeiten durcheinander.

Peter saß an seinem Schreibtisch. Er hatte Klara nur zur S-Bahn gebracht und war nicht mit in die Stadt gefahren, weil es ihm nicht gut ging.

„Leg’dich doch wieder hin“, sagte Klara, als sie aus dem Auto stieg.
„Nein, das mach‘ ich auf keinen Fall“, antwortete Peter.

„Ich hab‘ genug zu tun und bin froh, wenn ich mal die frühen Morgenstunden nutzen kann“, rief er ihr hinterher, als Klara bereits den S-Bahneingang im Blick hatte.

Er fuhr zurück und ging ohne Umschweife daran, sich die Tagesplanung auf einen alten Zettel zu schreiben.

Er hatte immer noch die Angewohnheit, die bedruckten Seiten nicht in den Papierkorb zu schmeißen, sondern sie wiederzuverwenden.

Peter schrieb seine ersten Gedanken gern mit dem Bleistift aufs Papier, weil ihm dadurch keine Tastatur gedanklich im Wege stand.
‚Vom Kopf in die Hand und von da aus aufs Papier‘, dachte er so bei sich.

Nur das Abschreiben seiner eigenen Kritzeleien, das lag ihm gar nicht.

Das Telefon klingelte. Peter schaute auf die Telefonnummer. Es war Anna. Und es war kurz vor halb sechs Uhr.

‚Was will Anna um die Zeit?‘, schoss es ihm durch den Kopf.
‚War etwa irgendwas passiert?‘

Peter zögerte noch ranzugehen, weil er sich nicht ablenken lassen wollte
Als das Klingeln nicht aufhörte, tat er es schließlich doch.

„Gerber“, sagte Peter, obwohl er wusste, dass es seine Schwiegermutter war.

„Ja, guten Abend Peter, hier ist Anna.“

„Weißt du, wie spät es ist?“, erwiderte Peter, ohne auf ihren Gruß einzugehen.

„Wieso wie spät es ist?“, wiederholte Anna die Frage am Telefon.
Peter kam es vor, als würde sie ihn nachäffen.

„Schau doch bitte mal auf die Uhr und sage mir, was du da siehst“, sagte Peter und bemühte sich ruhig zu bleiben.
„Es ist hier halb acht abends“, antwortete Anna.

Fortsetzung folgt

 

 

 

BEI UNS TUT SICH WAS – ÜBER DIE BAUVORHABEN DER FAK e.V.

AKTUELLE ERGÄNZUNG ZU MENSCHEN IN DER PFLEGE (10)

„Das Objekt Stapenhorststraße in Essen ist in Bau. Dort entstehen eine Tagespflegeeinrichtung und zwei Wohngemeinschaften, in denen jeweils 12 Menschen Platz finden werden“, sagt Michael Jakubiak, Geschäftsführer der Freien Alten- und Krankenpflege e.V.

Er fügt hinzu, dass in der Germaniastraße ebenfalls eine Tagespflege errichtet wird und auch zwei Wohngemeinschaften für je 12 Personen vorgesehen sind.

„Für die Demenz Wohngemeinschaft an der Münchner Straße mit 10 Plätzen liegt die Baugenehmigung vor und wir sind dabei, die Feinplanung abzuschließen“, sagt M. Jakubiak weiter.

Spannende Projekte brauchen spannende und leidenschaftliche Menschen in der Pflege und Betreuung

„Wir wollen für diese Einrichtungen neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnen, die mit uns die Leidenschaft und die Freude im Team teilen, diese neuen Vorhaben von Anfang an mit Leben zu erfüllen.

Wir wollen Menschen dazu verhelfen, in Würde alt zu werden, das ist unser Ziel. Das ist aber auch das, was uns viel Dankbarkeit und Energie von den Bewohnern zurückbringt.

Wen das also genauso begeistert, wie es bei uns der Fall ist, der sollte sich unbedingt bei uns melden“, sagt Michael Jakubiak abschließend.

Kontakt:
Freie Alten- und Krankenpflege
FAK e.V. Essen
Krablerstr. 136
45326 Essen
Fon: 0201. 83 52 80
Fax: 0201. 83 52 855
E-Mail: info@fak.de
Internet: www.fak.de
Geschäftsführer:
Michael Jakubiak
Jörg Blaschke

 

 

 

 

ÜBER DEN MENSCHEN MICHAEL JAKUBIAK

INNERE EINHEIT WÄCHST NUR WAHRHAFTIG, WENN MAN SICH AUCH WIEDER MEHR FÜR DAS LEBEN VON MENSCHEN IM WESTEN INTERESSIERT

MENSCHEN IN DER PFLEGE (17)

Über den Menschen Michael Jakubiak, Geschäftsführer der Freien Alten-und Krankenpflege e.V. in Essen

Michael Jakubiak und ich kennen uns nicht persönlich.

Musst du einen Menschen direkt und unmittelbar kennenlernen, um ihn tatsächlich gebührend einschätzen zu können?

Naja, besser ist es – einfach, um die emotionale und mentale Seite eines Menschen intensiver zu erleben.

Und trotzdem kenne ich ihn ziemlich gut. Wenn ich erzähle, was uns unterscheidet, so sticht als erstes heraus, dass Michael Jakubiak im Westen Deutschlands groß geworden ist und ich eben im Osten.

Michael Jakubiak kommt aus dem Ruhrgebiet, aus Essen.

Ich selbst habe meinen Arbeits- und Lebensmittelpunkt in Berlin und Brandenburg.

 

MICHAEL JAKUBIAK – EIN MENSCH, DER KONSEQUENT SEINE IDEEN VERWIRKLICHTE

Michael Jakubiak war Verlagskaufmann bei der Ruhrzeitung.

„Als das große Zeitungssterben einsetzte, musste ich mich beruflich völlig neu orientieren“, erinnert er sich heute zurück.

Er war bereits gut ausgebildet und so gab es für ihn mehrere Ansätze, sich weiterzuentwickeln, sich weiter zu qualifizieren, Neues hinzuzulernen.

Einer dieser Ansätze war, zum EDV-Kaufmann umzuschulen. Doch Michael Jakubiak entschied sich anders.

Er folgte seiner wahren Bestimmung und erlernte von der Pike auf den Beruf des Altenpflegers.

Seine Erfahrungen aus der linken Bewegung in der alten Bundesrepublik, seine Philosophie – die basisdemokratische Beteiligung von Menschen an gesellschaftlichen Vorgängen – bestimmten sehr wesentlich sein Handeln in der für ihn neuen Pflegebranche.

Er wollte Menschen helfen und sie miteinbeziehen in einen aktiven Pflege-und Betreuungsprozess, also in das, was heute als ein Anker in der Pflege gilt – nämlich die individuellen Bedürfnisse der zu Pflegenden nicht nur zu kennen, sondern diese zum Maßstab in der Pflege und Betreuung zu entwickeln.

 

PROBLEME ERKENNEN IST WICHTIG – SIE ZU LÖSEN ENTSCHEIDEND

IN DER VERBESSERUNG DER PFLEGEQUALITÄT

„Ich wollte immer schon Probleme lösen, anstatt sie nur zu benennen“, sagt er heute rückblickend.

Und dass dies nicht nur bloße Worte sind, das erkennt man an seinem Weg, den er bis heute sehr konsequent gegangen ist.

Michael Jakubiak qualifizierte sich zügig zum Pflegedienstleiter in einem großen Pflegeheim und wurde in der Zeit stellvertretender Bundesvorsitzender der „Grauen Panther.“

Als es darum ging, die Pflege breiter aufzustellen, war er an der Gründung des Bundesverbandes Ambulanter Pflegedienste beteiligt und hatte deren Vorsitz 20 Jahre inne.

All das kann man noch einmal genauer in den Interviews auf dem Blog nachlesen, die ich mit ihm geführt habe.

https://uwemuellererzaehlt.de/2017/06/21/michael-jakubiak-im-interview/

Jakubiak tat gemeinsam mit seinen Kollegen noch mehr, um das Selbstbestimmungsrecht von Pflege- und Hilfsbedürftigen zu stärken.

Aus der Idee einer sozialen Bewegung in den 70-iger und 80-iger Jahren heraus wurde die Freie Alten- und Krankenpflege e.V. gegründet (1988).

Und das war erst der Beginn eines Ringens um die Verbesserung der Lebensumstände von Betroffenen in der Pflege und Betreuung.

Bis die FAK e.V. über das Bundesland Nordrhein-Westfalen hinaus zu einer bei pflegenden Angehörigen sowie Pflege- und Hilfsbedürftigen gleichermaßen geschätzten Einrichtung wurde, vergingen viele Jahre.

https://uwemuellererzaehlt.de/2019/05/20/menschen-in-der-pflege-10/

 WAS HAT DAS ALLES MIT DER INNEREN EINHEIT DEUTSCHLANDS ZU TUN?

Nun, ich glaube, dass man viel mehr über die Lebenswege von einzelnen Menschen wissen sollte, um zu verstehen, wie wertvoll zum Beispiel das Ringen von Michael Jakubiak ist, wenn es heute um eine wahrhaft menschenwürdige Pflege geht.

Ich selbst habe viele Jahre fest daran geglaubt, dass nur der Sozialismus im Osten den Menschen ein menschenwürdiges Leben bieten kann.

Wie illusorisch diese Gedanken waren und wie sie in der Realität pervertiert wurden, das ist hinlänglich bekannt und beschrieben.

Ich habe sehr lange gebraucht, um das alles zu erkennen und auch anzuerkennen.

Mitte der 80-iger Jahre war ich für vier Jahre zum Studium in Moskau und habe hautnah den Beginn der Perestroika miterlebt.

Später habe ich mich wissenschaftlich sehr intensiv mit dem Thema der Menschenrechte und humanitären Beziehungen befasst und auch viel mit der SPD darüber diskutiert, was es heißt, einen Rechtsstaat, eine Gewaltenteilung als elementare Voraussetzung für eine freiheitliche Entwicklung zu haben.

Ich habe an der Demonstration am 4. November 1989 in Berlin teilgenommen.

Doch ich war nie ein aktiver Widerstandskämpfer, und ich war auch nie ein Spitzel, weder offiziell noch inoffiziell.

Meine neuen Grundüberzeugungen sind nicht über Nacht ‚auf einem Baum gewachsen‘, sodass ich sie nur noch schnell nach der Wende möglichst lautstark postulieren musste.

Nein, ich war eher ein Zweifler, einer, der das System menschenwürdiger auskleiden wollte.

Kurzum, meine neuen Grundüberzeugungen sind aus vielen Schmerzen heraus entstanden, aus den Erkenntnissen meiner wissenschaftlichen Arbeit, aber vor allem aus den Gesprächen mit Menschen, vor allem auch im Westen.

Ich war nach der Wende in Bochum und Essen tätig und ich habe den Menschenschlag dort lieben und schätzen gelernt.

Nie ist mit mir jemand abfällig umgegangen und so war ich offen für den Humor und den Fleiß dieser Menschen.

Schreibe ich über Michael Jakubiak, so schreibe ich über einen Freund, einen Menschen, der mir den Westen Deutschland vom Herzen her nähergebracht hat – als Heimat, die nun auch zu mir gehört.

 

 

SCHREIB-ALLTAG (10)

SCHREIB UND DU LERNST DICH BESSER KENNEN

Wenn manchmal mein Arbeitsleben an mir in Gedanken vorüberzieht und ich daran denke, mit welchen Brüchen es verbunden war, welche Chancen ich vertan habe oder sie erst gar nicht bekam, ja dann frage ich mich, welchen Sinn das alles hatte.

Ich habe vier Jahre das Fach ‚Schiffsmaschinenbetrieb‘ studiert und konnte dem nichts abgewinnen.

Wiederum später in Moskau habe ich mich mit dem ‚Kapital‘ von Marx herumgeschlagen. Was war das wert. Gut, ich könnte sagen, dass ich zu den wenigen Menschen gehöre, die die Bände nicht nur bis zum Schluss gelesen, sondern sogar verstanden haben.

Später habe ich mich wieder einem anderen Thema zugewandt, nämlich den Menschenrechten im KSZE-Prozess. Das alles liegt sehr lange zurück, es war drei Jahre vor der Wende.

Und dann war ich Verkaufsleiter, Manager, freiberuflicher Journalist.

Mir wird schon schwindlig, wenn ich das hier alles hintereinander aufschreibe. Aber welchen Sinn hatte das alles, und wo ist die inhaltliche Klammer, die das alles schließlich umspannt?

Darauf gibt es für mich nur eine Antwort. So sehr mich manches von den Brüchen schmerzt, für das Schreiben ist es nicht nur optimal, es ist ideal.

Indem ich schreibe, beschäftige ich mich mit mir selbst. Das klingt ziemlich egoistisch.
Aber es ist so, denn ich denke über das nach, was war, warum es so war und wie ich es heute sehe.

Schreibend taste ich mich vorwärts, versuche immer wieder hinter den Sinn des Ganzen zu kommen. Und ich merke dabei, dass ich viele Erinnerungen am liebsten in Geschichten packe, die ich dann erzähle.

Werde ich dadurch zum Schriftsteller? Nein, ich denke nicht. Doch ich spüre das Leben intensiver, spreche mit mir selbst, stehe ich in Gedanken mit in Widerstreit zu mir selbst.

Das alles ist natürlich anstrengender, als wenn du nur so durch den Tag gehst, Sport treibst und deine Arbeit verrichtest.

Selbst die kleinsten Alltagserlebnisse siehst du anders, wenn du schreibst. Wie das aussieht, ja darüber denke ich in der Folge (11) des Schreib-Alltags nach.

SCHREIB-ALLTAG (9)

WAS IST MIT DEN ERINNERUNGEN AUS DER ZEIT VOR DER WENDE?

Ein Freund rief an und holte mich zurück in eine Welt, die ich fast schon vergessen hatte. Was sollte ich damit anfangen – vielleicht aufschreiben?

Ich habe kürzlich einen alten Freund und Arbeitskollegen gesprochen. Er rief bei mir an, nannte seinen Namen. Ich musste zunächst innehalten, es war zulange her, seitdem wir uns gesehen und gesprochen hatten.

Aber gleich danach purzelten die Erinnerungen, so als würde eine Kiste im Regal umgestoßen. Und dann siehst du auf einmal wieder Dinge zum Vorschein kommen, die du ohne diesen Anstoß nie wieder gesehen hättest.

„Kennst du noch den Martin?“, fragte mich mein Freund.
„Ja, ich erinnere mich dunkel“, sagte ich.

„Der lebt nicht mehr, ist gestorben. Schon vor ein paar Jahren“, sagte er daraufhin.

„Aber der, den du nicht mochtest, weißt du, was aus dem geworden ist?“, bohrte er weiter.

„Was ist aus ihm geworden?“, setzte ich ungeduldig nach, obwohl ich es gar nicht so richtig wissen wollte.
„Du, der hat nach der Wende eine unglaubliche Karriere gemacht, ist viel im Ausland gewesen und kam zu unseren Treffen stets braungebrannt.“

Dann fragte er mich unvermittelt: „Warum kommst du eigentlich nicht, um ehemalige Gefährten zu treffen?“

Ich hatte keine Antwort darauf, schwieg und überlegte.
Ja warum eigentlich bin ich noch nie bei diesen Treffen dabei gewesen?

Ich wusste es nicht.
Zu lange her? Zu langweilig, um Gespräche über Vergangenes zu führen?

Alltägliche Sorgen, die mich umtrieben und noch heute umtreiben?
Vielleicht von jedem ein bisschen.

Trotzdem, diese Menschen, Freunde, Kollegen, sympathisch oder weniger sympathisch, gehörten mal zu meinem Leben.
Die Frage zwang mich zum weiteren Nachdenken:
„Was ist, wenn du davon etwas aufschreibst, festhältst?“, fragte ich mich.

Ich könnte mich zurückerinnern, an gute und an schlechte Tage, fröhliche Ereignisse und traurige.

Auf jeden Fall würde es mich beleben, meinen Alltag lebendiger machen.

Vielleicht sollte ich daraus kleine Geschichten machen – aus dem, was mal zu meinem Leben gehört hat. Ich werde darüber nachdenken.

BESUCH IM PFLEGEHEIM IN DRESDEN

ANNA IST DEMENT (48)

Peter geht an der Tür seines Vaters vorbei. Dort steht jetzt ein anderer Name auf dem Türschild. Peter muss schlucken.

Peter und Klara hatten sich am Samstagmorgen aufgemacht, um mit dem Auto nach Dresden zu fahren – ins Pflegeheim, dort wo Peters Mutter, Getrud Gerber, seit nun schon über anderthalb Jahrzehnten lebte. Sie war im Sommer 90 Jahre alt geworden und litt stark an Demenz.

„Ob sie uns wohl wiedererkennt?“, fragte Peter.
„Ich hoffe“, antwortete Klara, „aber genau wissen wir es erst, wenn wir vor ihr stehen“, setzte Klara nach.

Peter hatte einen Tag vorher noch die Pflegedienstleiterin, Schwester Eva, angerufen und gefragt, wie es seiner Mutter ginge.
„Ihre Mutter ist ganz munter und erkennt auch die Schwestern, wenn sie zur Tür hereinkommen“, sagte Schwester Eva.

„Das freut mich, dann haben wir ja eine Chance, dass sich meine Mutter freut, wenn wir eintreffen“, meinte Peter.
„Ja, ganz bestimmt“, versicherte die Schwester Peter. Dresden kam näher. Es war die Stadt, in der Peter sein Abitur gemacht hatte und mit der ihn viele Erinnerungen verbanden. Und trotzdem, das Gefühl von wirklicher Heimat wollte nicht aufkommen. Zu lange hatte Peter wohl im Norden gewohnt, in Schwerin und später in Stralsund.

Peter stellte das Navigationsgerät aus, denn er wusste, wie er fahren musste.
Sie fuhren an der Frauenkirche in die Tiefgarage und begaben sich zu Fuß zum Pflegeheim.

„Welchen Stock müssen wir drücken?“, fragte Klara, als im Foyer des Heimes in den Fahrstuhl stiegen.

„Ich glaube der dritte ist richtig“, antwortete Peter und ärgerte sich, dass sie es sich nie merkten, wo Getrud Gerber lag.

„Wir sind einfach zu wenig hier“, sagte Peter und wollte mit diesem Satz sein schlechtes Gewissen beruhigen. Als sie aus dem Fahrstuhl ausstiegen, gingen sie den Gang entlang, der zum Zimmer von Peters Mutter führte.

Sie mussten vorbeilaufen an dem Zimmer, in dem Peters Vater – Manfred Gerber – viele Jahre gewohnt hatte. Seine Frau und er wohnten in den letzten Jahren nicht mehr zusammen. Sie besuchten sich, solange es noch ging, aber die fortschreitenden Krankheiten bei beiden brachten es mit sich, dass die Pflege und Betreuung wirkungsvoller war, wenn beide in verschiedenen Zimmern untergebracht waren.

An der Tür von Manfred Gerber stand jetzt ein anderer Name. Peter bekam weiche Knie. Ihm wurde klar, wie endgültig es war, dass er seinen Vater nie wieder sehen oder sprechen würde.

Am Ende des Ganges war ein Buch aufgeschlagen, in dem die Todesnachrichten untergebracht waren. Peter blätterte das Buch durch und erblickte das Foto seines Vaters.

Es war nicht die letzte Seite. Im Herbst waren weitere Todesanzeigen hinzugekommen.

„Hier kommst nur wieder auf der Bahre raus“, hatte sein Vater mal zu Peter gesagt.

Peter schluckte. Er musste sich zusammenreißen, denn sie waren an der Tür von Getrud angekommen.

STILLE HELDEN – TEAM IM PFLEGEHEIM ‚PFLEGE AM SCHLOSS‘ IN DRESDEN

MENSCHEN IN DER PFLEGE (16)

Das Team im ‚Pflegeheim am Schloss‘ in Dresden – stille Helden
Ich habe mich rasiert und geduscht, obwohl es erst halb sechs Uhr am Samstagmorgen ist.

Wir wollen heute nach Dresden fahren und Mama besuchen. Wir sind gespannt, wie sie reagiert. Ich habe gestern mit der Pflegedienstleiterin gesprochen. Die Schwester sagte mir, dass sie sich zurzeit gut fühlt. Sie erkennt die Schwestern, wenn sie zur Tür hereinkommen und freut sich sogar.

Manchmal fragt sie nach Vati.
Sie hat dann vergessen, dass er im Sommer gestorben ist. Ich bin froh, dass sie es wieder vergisst. Das klingt hart, doch ich finde es gut so, in dieser Hinsicht jedenfalls.

Seit Vati tot ist, rede ich wieder mehr über ihn, stelle seine guten Seiten in den Vordergrund meiner Erzählungen.
„Du redest jetzt oft über deinen Vater“, sagt Klara dann.
„Ja, ich bin irgendwie befreit, auch wenn sich das schrecklich anhören mag, aber ich fühle mich nicht mehr so eingeengt“, habe ich ihr geantwortet.

„Naja, du hast viel von ihm“, sagt dann Klara. Ich will das nicht hören, aber leugnen kann ich es wohl auch nicht. Irgendwie freue ich mich auf die Fahrt nach Dresden, ins Pflegeheim.

Ich habe stets ein schlechtes Gewissen, weil wir das so wenig tun. Und dann bin ich froh, dass im Heim so ein tolles Team agiert.
„Sie glauben gar nicht, wie ich mich freue, Ihre Stimme zu hören“, habe ich gestern zur Schwester am Telefon gesagt.

Sie ist eine Seele von Mensch, weiß als Pflegedienstleitung, was sie tut, und sie ist unglaublich bescheiden. Ich habe schon so viel über Menschen in der Pflege geschrieben, Worte über Pflegekräfte aneinandergereiht, die ich gar nicht kannte, in Imagetexten eben.

Aber die Menschen, die in der ‚Pflege am Schloss‘ arbeiten, die habe ich beobachten können, und zwar auch dann, wenn sie es nicht bemerkten.

Mit wieviel Liebe haben sie sich in den letzten Wochen um meinen Vater gekümmert!
Da kannst du als Angehöriger noch so viel danke sagen, es ist immer zu wenig, es reicht nie, gemessen an dem, was sie tun für die Heimbewohner, und zwar Tag um Tag.

Wir hingegen kommen, sind für ein paar Momente im Heim, und sind froh, wenn wir wieder abfahren können. Das klingt hart, aber es wäre unehrlich, etwas Anderes zu sagen.

Als Mama im Sommer neunzig Jahre alt wurde, da haben wir mit ihr gefeiert. Das Team aus dem Heim hatte alles liebevoll vorbereitet.
Wir haben ein paar Stunden mit Mama zusammengesessen. Doch dann wollten wir nach Berlin zurück.

„Dann bleibt Ihre Mutter hier bei mir“, sagte mir eine Schwester. Sie wollte nicht, dass Mama an so einem Tag auch nur eine Stunde allein war.

Ich war dankbar und hatte ein unendlich schlechtes Gewissen.
Wenn wir heute, am Samstag, auf eine Schwester treffen, werden wir uns bedanken für die Fürsorge und Betreuung, für ihre Geduld, die sie für Mama aufbringen.

Unser schlechtes Gewissen bleibt.

Stille Helden sind das, die im Team der ‚Pflege am Schloss‘ arbeiten. Unsere Wertschätzung und Hochachtung jedenfalls haben sie.

MENSCHEN IN DER PFLEGE (14)

PRO CURA RIETBERG GMBH – PFLEGE IST FÜR UNS SEIT 25 JAHREN VERTRAUENSSACHE

Der Pflegedienst ‚Pro Cura Rietberg GmbH‘ ist seit 25 Jahren vor Ort – für Menschen, die auf die Pflege und Betreuung angewiesen sind.

Das Einsatzgebiet umfasst Rietberg mit seinen 7 Stadtteilen, Verl, Delbrück und die Nachbargemeinden.

Mechthild Bruchhäuser-Ebeling ist die Inhaberin und Geschäftsführerin des Unternehmens.
Ihre Tochter Saskia Ebeling ist seit knapp 5 Jahren mit in der Geschäftsführung vertreten.

„Wir sichern so die vertrauensvolle Weitergabe und Fortführung des Pflegedienstes“, sagt Mechthild Bruchhäuser-Ebeling.
Die Pflegedienstleitung für die ambulante Pflege hat Alexandra Degener inne.

„Sie ist die gute Seele unserer Pflegeeinrichtung, hat viel Herz und einen fundierten Sachverstand. Und sie ist genau darum eine sehr gefragte und geschätzte Ansprechpartnerin – für unsere Patienten, die Angehörigen, für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und außerdem für uns in der Geschäftsführung“, so die Inhaberin des Pflegedienstes, Mechthild Bruchhäuser-Ebeling.

Der Pflegedienst gehört dem Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. an.

DER MENSCH MECHTHILD BRUCHHÄUSER-EBELING

Mechthild Bruchhäuser-Ebeling hat nach dem Abitur Industriekauffrau gelernt und nach vier Jahren in diesem Beruf Wirtschaftswissenschaften studiert.

Sie war schon immer kreativ. Als es in ihrer Studienzeit nicht genügen Kita-Plätze gab, gründete sie kurzerhand gemeinsam mit einer Mutter eine Spielgruppe.

Sie initiierte außerdem eine Schwimmgruppe und leitete unter anderem eine Ferienzeit.
2008 übernahm sie eine Pflegefirma, deren alleinige Inhaberin sie seit 2015 ist.

Alexandra Degener arbeitete zum damaligen Zeitpunkt im Unternehmen und qualifizierte sich zur Pflegedienstleitung. Sie arbeitet noch heute eng mit Mechthild Bruchhäuser-Ebeling zusammen.

„Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten so behandelt werden, wie ich es selbst wollte, wenn ich bei einem Arbeitgeber wäre“, sagt sie zu ihrem Grundprinzip in der Mitarbeiterführung.
Mechthild Bruchhäuser-Ebeling ist eine herzliche, dem Menschen zugewandte Persönlichkeit.

„Manchmal wirke ich Fremden gegenüber hart, was ich aber nicht bin und was sich schnell in einem ersten Kontakt auflöst und sich ins Positive verkehrt.“

Sie ist direkt, hat gelernt zuzuhören und ‚mischt‘ sich gern überall ein, um zu helfen und zu unterstützen.
Mehr erfahren: Interview mit der Inhaberin des Pflegedienstes, Mechthild Bruchhäuser-Ebeling – https://uwemuellererzaehlt.de/2017/06/06/mechthild-bruchhaeuser-ebeling-im-interview/

TAGESPFLEGE – MEHR ÜBER DIESE MÖGLICHKEIT REDEN

Die Tagespflege ist für Menschen in Rietberg und Umgebung da.
Sie wird von Pflege-und Hilfsbedürftigen besucht, darunter von Gästen, die an Demenz erkrankt sind.

Die Einrichtung erfreut sich zudem wachsender Beliebtheit bei denjenigen Tagesgästen, die allein leben, einsam sind und trotzdem noch am gesellschaftlichen und kulturellen Umgang mit anderen Menschen teilhaben wollen.

Das Team der Tagespflege richtet deshalb sein Hauptaugenmerk darauf, die Tagesgäste sehr fürsorglich zu betreuen, sie zu aktivieren und zu mobilisieren. Dazu gehört, dass sich die Gäste geborgen fühlen, ein aktives Umfeld am Tag erleben und so gleichzeitig verhindert wird, dass sie in ihrem häuslichen Umfeld vereinsamen.

„Ein positiver Nebeneffekt besteht zugleich darin, die pflegenden Angehörigen zu entlasten“, so Mechthild Bruchhäuser-Ebeling.
In diesem Zusammenhang sagt sie weiter: „Die Tagespflege gibt den Angehörigen dadurch jene Freiräume, die sie dringend für eigene berufliche und private Interessen benötigen.

Und sei es, dass man mal in Ruhe zum Friseur gehen kann, mit einer Freundin einen Kaffee trinkt und Abstand gewinnt von der täglich Betreuung seiner Liebsten. Das ist aber nur dann möglich, wenn die Angehörigen die Gewissheit haben, dass zum Beispiel die demenzkranke Mutter liebevoll und professionell in dieser Zeit betreut wird.“

Sie plädiert dafür, generell mehr mit Menschen in den ländlichen Gegenden darüber zu sprechen, damit auch sie diese Entlastung beanspruchen können.

Das Team der Tagespflege ist fachlich kompetent und verfügt außerdem über ein solides gerontopsychiatrisches Fachwissen.
Nina Wolf ist die Leiterin der Einrichtung.

„Wir haben großes Glück mit Frau Wolf, denn sie handelt als Führungskraft sehr strukturiert, kann sich gut in die individuellen Bedürfnisse und Wünsche der Tagesgäste und ihrer Angehörigen einfühlen, schaut einfach ‚über den eigenen Tellerrand hinaus‘, um es umgangssprachlich auf den Punkt zu bringen“, sagt Mechthild Bruchhäuser-Ebeling.

OHNE ENGAGIERTE MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER GEHT ES NICHT

„Alles was ich in den letzten Jahren erreicht habe, verdanke ich meinem Team.

Das klingt vielleicht so, als seien Worthülsen, aber ich meine das genauso, wie ich es sage.
Manchmal vergessen wir, uns für das nur allzu Selbstständige zu bedanken.

Und dennoch, wenn wir von Lebensqualität unserer Pflege- und Hilfsbedürftigen und ihrer Angehörigen sprechen, so müssen wir hier alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einschließen.

Nur wenn aus dem Team heraus dieses Lebensgefühl in der Pflege und Betreuung weitergegeben wird, können wir unseren Auftrag erfüllen, nämlich mit Sachverstand und dem Herzen für unseren Beruf zu brennen. Das ist das entscheidende Motiv dafür, den Pflege-und Hilfsbedürftigen ein möglichst langes Leben in ihrem häuslichen Umfeld zu ermöglichen.

MEHR IM PORTRÄT:

https://uwemuellererzaehlt.de/2019/08/16/portraet-pflegedienst-pro-cura-rietberg/

TEAM – PRO CURA RIETBERG

„Alles was ich in den letzten Jahren erreicht habe, verdanke ich meinem Team.

Das klingt vielleicht so, als seien Worthülsen, aber ich meine das genauso, wie ich es sage.

Manchmal vergessen wir, uns für das nur allzu Selbstverständliche zu bedanken.

Und deshalb: Wenn wir von Lebensqualität unserer Pflege- und Hilfsbedürftigen und ihrer Angehörigen sprechen, so müssen wir hier alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einschließen.

Nur wenn aus dem Team heraus dieses Lebensgefühl in der Pflege und Betreuung weitergegeben wird, können wir unseren Auftrag erfüllen, nämlich mit Sachverstand und dem Herzen für unseren Beruf zu brennen.

Das ist das entscheidende Motiv dafür, den Pflege-und Hilfsbedürftigen ein möglichst langes Leben in ihrem häuslichen Umfeld zu ermöglichen.

PRO CURA RIETBERG -TAGESPFLEGE

Die Tagespflege ist für Menschen in Rietberg und Umgebung da.

Sie wird von Pflege-und Hilfsbedürftigen besucht, darunter von Gästen, die an Demenz erkrankt sind.

Die Einrichtung erfreut sich zudem wachsender Beliebtheit bei denjenigen Tagesgästen, die allein leben, einsam sind und trotzdem noch am gesellschaftlichen und kulturellen Umgang mit anderen Menschen teilhaben wollen.

Das Team der Tagespflege richtet deshalb sein Hauptaugenmerk darauf, die Tagesgäste sehr fürsorglich zu betreuen, sie zu aktivieren und zu mobilisieren.

Dazu gehört, dass sich die Gäste geborgen fühlen, ein aktives Umfeld am Tag erleben und so gleichzeitig verhindert wird, dass sie in ihrem häuslichen Umfeld vereinsamen.

„Ein positiver Nebeneffekt besteht zugleich darin, die pflegenden Angehörigen zu entlasten“, so Mechthild Bruchhäuser-Ebeling.
In diesem Zusammenhang sagt sie weiter: „Die Tagespflege gibt den Angehörigen dadurch jene Freiräume, die sie dringend für eigene berufliche und private Interessen benötigen.

Und sei es, dass man mal in Ruhe zum Friseur gehen kann, mit einer Freundin einen Kaffee trinkt und Abstand gewinnt von der täglich Betreuung seiner Liebsten.

Das ist aber nur dann möglich, wenn die Angehörigen die Gewissheit haben, dass zum Beispiel die demenzkranke Mutter liebevoll und professionell in dieser Zeit betreut wird.“

Sie plädiert dafür, generell mehr mit Menschen in den ländlichen Gegenden darüber zu sprechen, damit auch sie diese Entlastung beanspruchen können.

Das Team der Tagespflege ist fachlich kompetent und verfügt außerdem über ein solides gerontopsychiatrisches Fachwissen.

Nina Wolf ist die Leiterin der Einrichtung.

„Wir haben großes Glück mit Frau Wolf, denn sie handelt als Führungskraft sehr strukturiert, kann sich gut in die individuellen Bedürfnisse und Wünsche der Tagesgäste und ihrer Angehörigen einfühlen, schaut einfach ‚über den eigenen Tellerrand hinaus‘, um es umgangssprachlich auf den Punkt zu bringen“, sagt Mechthild Bruchhäuser-Ebeling.

DER MENSCH MECHTHILD BRUCHHÄUSER-EBELING

Mechthild Bruchhäuser-Ebeling hat nach dem Abitur Industriekauffrau gelernt und nach vier Jahren in diesem Beruf Wirtschaftswissenschaften studiert.

Sie war schon immer kreativ. Als es in ihrer Studienzeit nicht genügen Kita-Plätze gab, gründete sie kurzerhand gemeinsam mit einer Mutter eine Spielgruppe.

Sie initiierte außerdem eine Schwimmgruppe und leitete unter anderem eine Ferienzeit.

2008 übernam sie eine Pflegefirma, deren alleinige Inhaberin sie seit 2015 ist.

Alexandra Degener arbeitete zum damaligen Zeitpunkt im Unternehmen und qualifizierte sich zur Pflegedienstleitung. Sie ist heute noch im Unternehmen und arbeitet eng mit Mechthild Bruchhäuser-Ebeling zusammen.

„Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten so behandelt werden, wie ich es selbst wollte, wenn ich bei einem Arbeitgeber wäre“, sagt sie zu ihrem Grundprinzip in der Mitarbeiterführung.
Mechthild Bruchhäuser-Ebeling ist eine herzliche, dem Menschen zugewandte Persönlichkeit.

„Manchmal wirke ich Fremden gegenüber hart, was ich aber nicht bin und was sich schnell in einem ersten Kontakt auflöst und sich ins Positive verkehrt.“

Sie ist direkt, hat gelernt zuzuhören und ‚mischt‘ sich gern überall ein, um zu helfen und zu unterstützen.

Mehr erfahren im Interview mit der Inhaberin des Pflegedienstes, Mechthild Bruchhäuser-Ebeling:
https://uwemuellererzaehlt.de/2017/06/06/mechthild-bruchhaeuser-ebeling-im-interview/

SCHREIB-ALLTAG (8)

WARUM AUSGERECHNET DER ALLTAG?

Ich habe in den vergangenen Tagen noch einmal darüber nachgedacht, warum ich gerade den Alltag zur Vorlage für meine Texte nehme.

Und wie passt dazu zum Beispiel die Pflege?

Um mir selbst noch einmal zu verdeutlichen, warum gerade der Alltag im Fokus meines Schreibens steht, habe ich die Rubrik ‚WARUM ICH ÜBER DEN ALLTAG ERZÄHLE‘ überarbeitet und zum großen Teil neu gefasst:

Unser ganzes Leben besteht aus Alltäglichem – aus kleinen Sorgen und großen, aus Kummer, Liebe, Leidenschaft, fantastischen Erfolgen und schlimmen Niederlagen.

Der Sonntag oder der Feiertag, sie sind wichtig, dienen meistens dem Innehalten, aber unsere Energie, unsere Motivation stecken wir in den Alltag.

Diese ‚alltägliche Wirklichkeit‘ erlebt jeder anders, nimmt sie ganz individuell wahr.

Deshalb will ich keine allgemeingültigen Gesetzmäßigkeiten herausarbeiten, die man vielleicht im Alltag beachten sollte.

Nein, ich kann nur von meinem Erfahrungshorizont aus schreiben.
Darum wähle ich auch in den meisten Texten die ‚Ich-Erzählperspektive‘.

MEINE KERNTHEMEN SIND:
WEITERLESEN:
https://uwemuellererzaehlt.de/uwe-mueller-erzaehlt/mein-antrieb/

 

ANNA IST DEMENT (45)

LEG‘ DEN GURT RICHTIG UM, BITTE
Klara und Peter wollen mit Anna einen Ausflug machen.Anna stöhnt, weil sie sich anschnallen muss. Peter kommt an seine Grenzen, er wird lauter, und er ist erschrocken - seinetwegen. 

„Wir wollen einen Ausflug machen“, sagte Klara zu Anna.

„Wohin?“, fragte Anna.

„Nach Altefähr“, antwortete Klara.

Anna schaute Klara mit wirren Augen an.

„Wieso willst du einen Ausflug machen, ich versteh‘ das nicht.“

„Mutti!“, Klara hatte Mühe, sich zu beherrschen, „wir wollen, dass du mal an die frische Luft kommst und nicht immer zu Hause herumhockst!“

„Warum hocke ich rum?“, fragte Anna vorwurfsvoll zurück.

„Ich halte das nicht mehr aus“, sagte Klara zu Peter, als sie wieder aus der Wohnung raus waren.

„Aber du weißt doch, dass das ihre Krankheit ist“, versuchte Peter sie zu beruhigen. Sie sprachen nicht mehr darüber.

Am nächsten Tag fuhren Klara und Anna zu Annas Haus, um sie zum Ausflug abzuholen.

„Ich geh‘ hoch und helfe Mutti beim Anziehen“, sagte Anna, bevor sie aus dem Auto stieg, um die Treppen zu Annas Wohnung hinaufzugehen. Peter wartete im Auto.

Er war in sein Handy vertieft, als es an die Autoscheibe klopfte.  Peter schaute nach draußen. Klara winkte. Hinter ihr stand Anna, mit  mürrischen Blick.

Peter stieg aus dem Auto aus und ging zu Anna, um ihr ins Wageninnere zu helfen. Anna stöhnte und als sie schließlich saß, da zerrte sie an dem Gurt, als würde der sie umbringen.

„Was ist denn das für ein Scheiß“, fluchte Anna.  So etwas hätte sie früher nicht gesagt, als sie noch gesund war.

„Steck‘ bitte den Gurt in die Schnalle.“

„Welche Schnalle?“, fragte Anna Peter und schaute ihn böse an.

„Ich komme jetzt auch nicht auf den richtigen Begriff, aber warte, ich mach das für dich.“

Peter stieg hinten ein und befestigte Annas Gurt wortlos.

„Ach, das ist mir zu eng“, sagte Anna und schaute Peter vorwurfsvoll an. Gleichzeitig zerrte sie am Gurt und hielt ihn mit einer Hand vom Oberkörper weg.

„Bitte nimm die Hand da raus“, sagte Peter.

„Warum?“

„Weil ich der Fahrer bin und die Verantwortung für deine Sicherheit trage.“

Anna schaute ihn spöttisch an: „Du bist wohl der Kapitän auf einem großen Schiff?“

„Wenn du jetzt nicht das tust, was ich dir sage, dann kann ich dich nicht mitnehmen.“

Peter erschrak über seine laute Stimme. Es fiel ihm schwer, Anna so zu nehmen, wie sie gerade war.

Klara hatte auch ihre Probleme damit. Aber sie schluckte es runter. Doch Peter konnte das nicht alles bei sich behalten. So wie ein altes Stück Fleisch, das man schließlich doch zerkaute und mit Mühe herunterwürgte, bis er es ab einem bestimmten Punkt wieder nach oben brachte und es auskotzte, vor die Füße der anderen.

Und so war bei Anna, als sie zu ihm spöttisch sagte, dass er ja wohl nicht der große Kapitän auf einem Schiff sei, sondern nur der kleine Fahrer von einem kleinen Auto.

Da brach es aus ihm heraus:

„Du brauchst mich hier nicht zu verspotten. Wir sind nur hierhergekommen, um nach dir zu sehen, uns um dich zu kümmern. Klara tut alles, damit du in deiner Wohnung klarkommst. Ich schreibe die Unternehmen und die Leute an, mit denen du unnötige Verträge geschlossen hast, um dich da wieder herauszuholen. Du musst dich dafür nicht bedanken, aber wir wollen nicht auch noch von dir verhöhnt werden.“

Peter hielt inne. Er wusste, dass er zu weit gegangen war. Klara schwieg.

Aber es war dieses Schweigen, was ihm signalisierte: „Warum sagst du das alles? Das kommt doch gar nicht an bei meiner Mutter. Du bringst sie nur noch mehr durcheinander.“

Peter sagte nichts mehr. Er stieg nach vorn ins Auto und fuhr einfach los. Anna hatte die Hand aus dem Gurt herausgenommen.

 

 

THE LITTLE WILLIAM IS THERE (3)


THE FEAR OF IANA

 

Just before the birth, Iana struggled with the pain and the onset of nausea, until she finally vomited. Still, she wanted to take as little pain medication as possible.

Finally the midwife came in and brought Iana to the birthing room. Marian sat in the chair, trembling with excitement.

„I feel like a cat,“ Iana told Marian. That was probably due to the position she was in when the birthing process began.
Iana endured the pain and the whole situation with a lot of humour and encouraged Marian. But he couldn’t hide his fear.

Finally! At 23:32, the little William was born.
The baby screamed vigorously. Marian severed the umbilical cord.
Iana was happy.

„It was not as bad as the first time.“ she said to Marian.
The midwife looked at Iana and hugged little William. For the moment, everyone was relieved.

Then it became hectic again. Three midwives tried everything to get the placenta out completely. But on the ultrasound scan, it became clear that there was still some afterbirth left in Iana’s body. She felt strong pain in her stomach.

The doctor came in and spoke softly to the midwives.
„You have to hold on a bit and keep pushing so that the afterbirth comes out completely.“ said the doctor to Iana.

„Otherwise we’ll have to bring you to the operating room.“

„I don’t want to push anymore, the pain is too much. I want to go straight to surgery.“ Iana replied.

„Good.“ the doctor said to her, squeezing her hand lightly.
For a moment it was quiet in the room, except for the crying of the baby.

Iana shivered as she was taken to the operating room.

„That is normal. It’s the adrenaline.“ the doctor reassured her.
The operation lasted two hours.

Marian was in bed. Little William was on his chest. Marian enjoyed the first half hour with his son. He had become a father again.
What man was lucky enough to have the baby on his chest right after birth and to feel his warmth?

But Marian became more and more restless.
What was going on in the OR? How was Iana? Was she still under general anesthesia?

The fear crept up on him and there was nothing he could do about it.

„You are so tough.“ said the doctor in the operating room to Iana.

The doctors and nurses admired how patiently Iana endured everything.

Iana was pushed into the room and Marian was relieved at first. But Iana’s bleeding had not stopped.

„We have to operate on your wife again.“ The senior physician told Marian.

„Should it not be possible to remove the placenta, we must remove the entire uterus.“

Marian’s tears rolled down his face. He could no longer hide the fear he felt for his wife.

Would she do it? Was her life in danger?
For him, a terrible wait began.

The moment they brought Iana back, Marian realized how much he loved his wife.

Iana slept until 3:00 in the morning. When she woke up, she asked Marian first:

„Are you OK?“
It scared her that she had slept so long. She wanted to hold her baby in her arms as soon as possible.

Every half hour, until 9 o’clock in the morning, the nurses checked to see if everything was alright.

On Monday, Iana had come to the hospital and she wasn’t released until Friday.

The family was together again and could hardly believe their luck. William was born on the thirteenth of the month. They had tried to delay the birth until after midnight, so that William was born on May 14th.

That was mainly Marley’s wish. He wanted to spare his brother any misfortune that could have come with the number 13. But this 13th had finally brought luck to all. They will remember it every year on the birthday of little William.

GESPRÄCHE MIT EINER PRIMA BALLERINA

GESPRÄCHE – 2019.08.28

A VERY NORMAL DAY BEGINS

Monday, May 13, 2019.
Iana’s pregnancy was coming to an end, but she was feeling fine. Her stomach was growing and it felt very hard but this didn’t bother her at all.

„I’m going to training today.“ she called to Marian, who was coming down the stairs and heading to the kitchen.

„Hm,“ he grunted, „he was not capable of anything more at that time of day. The day had just begun and Marians‘ batteries had not yet started up.“

„I want to move, not just sit here.“ Iana told him, while Marian was busy in the kitchen.

„But won’t it be too much for you? The contractions can start at anytime.“ Marian replied, looking at Iana’s stomach.

„Oh, it’s alright.“ she replied. Though she was constantly wondering when it was finally going to be time to give birth. Iana, Marian and Marley, could hardly wait for little William to finally arrive.

After training Iana still felt good and later in the afternoon, she even felt like sweeping the terrace. For some reason, she couldn’t let herself rest. She wanted to clean everything in the house.

„I can help you.“ she told Marian as he plucked weeds. She jumped up and grabbed the broom.
Afterwards she accompanied her son Marley to piano lessons together with Marian.

After piano lessons, they all went to a fast food restaurant together.

„I want to drink Cola.“ Marley said as they all sat down. „You know, that not only makes you fat but after you drink it you can not sleep all night.“ Marian warned his son.

Marley was just ten years old and a very bright boy for his age. „That doesn’t matter, I can stay awake and make videos telling my stories.“ he responded quickly.

„Think of Mr. Müller and his big belly. Do you want to look like that? „Marian joked.

„Papa, then I would have to drink whole truckloads of Cola.“ Everyone at the table was smiling.

„I want to try a Cola too.“ Iana said suddenly.

„Hopefully it will be good for you in your condition.“ Marian said.
„Yes, it will be fine.“ Iana replied, dipping a french fry into the spicy sauce.

It was nice to sit in the restaurant, to laugh and enjoy the three of them being together. Soon, there would be four, and quietly, little William was already sitting at the table.

Iana felt good after the meal. Hopefully the food and lightheartedness would help to start her labour.

„Mama, do you want to play Lego?“ Marley asked his mother when they arrived back home.

Iana agreed and Marley got the blocks out.
Meanwhile, Marian mowed the lawn in the garden.

Suddenly, Iana noticed that she was losing water.
Could this be the beginning of labour?

For a week, Iana had tried everything, but the contractions did not materialize, nothing happened. Could the Cola and spicy sauce have been the triggers?

„Marley, I think it’s starting.“ Iana shouted.

„No, no, please, not today!“

Marley looked at his mother. His face expressed panic.
He was worried about his mother, but he was also thinking about himself.

The next day he had a bycicle test and he really wanted to go. Also, he didn’t want his brother to be born on the 13th because that brings bad luck. Marley was desperate and at a loss.

Iana felt the amniotic fluid running out of her.

„I’ll go take a bath and then apply a little make-up.“ she said, seeming calm and balanced as everything around her became hectic.

 

 

Link to the english version: https://uwemuellererzaehlt.de/2019/08/28/the-little-william-is-here-1/

Montag, 13. Mai 2019. Iana ging es gut, und das obwohl sich scheinbar die Zeit ihrer Schwangerschaft dem Ende zuneigte. Ihr Bauch war immer weitergewachsen und jetzt fühlte er sich sehr hart an. Doch sie fand das nicht schlimm.

„Ich gehe heute zum Training“, rief sie Marian zu, der gerade die Treppe herunterkam und auf die Küche zusteuerte.
„Hm“, brummte der. Zu mehr war er zu der Tageszeit noch nicht fähig. Der Tag hatte ja gerade angefangen und Marians ‚Batterien waren noch nicht hochgefahren‘.

„Ich will mich bewegen, nicht nur hier herumsitzen“, sagte Iana zu ihm, während Marian in der Küche hantierte.
„Aber wird das nicht zu viel für dich? Es kann jeden Augenblick losgehen, mit den Wehen“, antwortete Marian und schaute auf Ianas Bauch.

„Ach, das geht schon“, entgegnete sie. Dabei stellte sie sich gerade in den letzten Tagen immer wieder die Frage, wann es nun endlich soweit war, und es losging mit der Geburt. Iana, Marian, Marley, sie alle konnten es kaum noch erwarten, dass der kleine William auf die Welt kam.

Nach dem Training fühlte sich Iana immer noch gut.
Später, es war bereits nachmittags, da verspürte sie Lust, die Terrasse zu fegen. Irgendwas ließ sie nicht zur Ruhe kommen. Sie wollte putzen, alles im Haus saubermachen.

„Ich kann dir helfen“, sagte sie zu Marian, während der Unkraut zupfte. Sie sprang auf und griff sich den Besen.
Anschließend begleitete sie noch gemeinsam mit Marian ihren Sohn Marley zum Klavierunterricht.

Nach dem Klavierunterricht gingen sie alle zusammen in ein Fastfood-Restaurant.
„Ich möchte Cola trinken“, rief Marley gleich, als sie sich alle hingesetzt hatten.

„Du weißt schon, dass das nicht nur dick macht und du außerdem die ganze Nacht nicht schlafen kannst“, mahnte Marian seinen Sohn.
Marley war gerade mal zehn Jahre alt und für sein Alter ein sehr aufgewecktes Kerlchen, und nicht auf den Mund gefallen.

„Macht nichts, dann kann ich nachts weiter meine Geschichten per Video erzählen“, entgegnete er schlagfertig.

„Denk an Herrn Müller und seinen dicken Bauch. Willst du auch mal so aussehen?“, scherzte Marian.

„Papa, dann müsste ich ja ganze Lastzüge voller Cola leer trinken und zu Weihnachten könnte dann nicht wie gewohnt ein festlich geschmückter Coca-Cola – Zug zu den Kindern fahren, so wie jedes Jahr.“

Alle schmunzelten am Tisch.
„Ich will auch eine Cola probieren“, sagte Iana plötzlich.
„Hoffentlich bekommt sie dir in deinem Zustand“, meinte nun Marian.

„Ja, das geht schon“, antwortete Iana und tunkte eine Pommes frites in die scharfe Sauce.
Es war schön, im Restaurant zu sitzen, zu lachen und die Gemeinsamkeit zu dritt zu genießen.
Bald würden sie zu viert sein, und im Stillen saß der kleine William bereits mit am Tisch.

Iana fühlte sich gut nach dem Essen. Und doch sollte diese Leichtfertigkeit beim Essen mit ihre Geburtswehen beschleunigen.
„Mama, wollen wir Lego spielen?“, fragte Marley seine Mutter, als sie wieder Zuhause angekommen waren.

Iana war einverstanden und Marley holte die Steine raus.
Marian mähte indessen im Garten den Rasen.
Plötzlich bemerkte Iana, dass bei ihr Wasser austrat.

Sollte das der Beginn der Geburtswehen sein?
Eine Woche lang hatte Iana alles versucht, aber die Wehen setzten nicht ein, es passierte nichts.

Und die Cola und die scharfe Sauce, waren sie jetzt der Auslöser für all das?

„Marley, ich glaub‘, es geht los“, rief Iana.
„Nein, nein, bitte nicht, noch nicht heute!“

Marley schaute seine Mutter an. Sein Gesicht drückte Panik aus.
Er hatte Angst um seine Mutter. Aber er dachte auch daran, dass am nächsten Tag die Fahrradprüfung für ihn anstand, und die wollte er unbedingt ablegen.

Außerdem: Sein Bruder sollte nicht an einem 13. geboren werden. Das würde doch Unglück nach sich ziehen. Marley war verzweifelt und ratlos.

Iana spürte das aus ihr herauslaufende Fruchtwasser.
„Ich geh‘ in die Badewanne und danach ein wenig Make-up auftragen“, sagte sie. Sie schien ruhig und ausgeglichen, während um sie herum alles hektisch wurde.

THE LITTLE WILLIAM IS HERE (1)

A VERY NORMAL DAY BEGINS

Monday, May 13, 2019.
Iana’s pregnancy was coming to an end, but she was feeling fine. Her stomach was growing and it felt very hard but this didn’t bother her at all.

„I’m going to training today.“ she called to Marian, who was coming down the stairs and heading to the kitchen.

„Hm,“ he grunted, „he was not capable of anything more at that time of day. The day had just begun and Marians‘ batteries had not yet started up.“

„I want to move, not just sit here.“ Iana told him, while Marian was busy in the kitchen.

„But won’t it be too much for you? The contractions can start at anytime.“ Marian replied, looking at Iana’s stomach.

„Oh, it’s alright.“ she replied. Though she was constantly wondering when it was finally going to be time to give birth. Iana, Marian and Marley, could hardly wait for little William to finally arrive.

After training Iana still felt good and later in the afternoon, she even felt like sweeping the terrace. For some reason, she couldn’t let herself rest. She wanted to clean everything in the house.

„I can help you.“ she told Marian as he plucked weeds. She jumped up and grabbed the broom.
Afterwards she accompanied her son Marley to piano lessons together with Marian.

After piano lessons, they all went to a fast food restaurant together.

„I want to drink Cola.“ Marley said as they all sat down. „You know, that not only makes you fat but after you drink it you can not sleep all night.“ Marian warned his son.

Marley was just ten years old and a very bright boy for his age. „That doesn’t matter, I can stay awake and make videos telling my stories.“ he responded quickly.

„Think of Mr. Müller and his big belly. Do you want to look like that? „Marian joked.

„Papa, then I would have to drink whole truckloads of Cola.“ Everyone at the table was smiling.

„I want to try a Cola too.“ Iana said suddenly.

„Hopefully it will be good for you in your condition.“ Marian said.
„Yes, it will be fine.“ Iana replied, dipping a french fry into the spicy sauce.

It was nice to sit in the restaurant, to laugh and enjoy the three of them being together. Soon, there would be four, and quietly, little William was already sitting at the table.

Iana felt good after the meal. Hopefully the food and lightheartedness would help to start her labour.

„Mama, do you want to play Lego?“ Marley asked his mother when they arrived back home.

Iana agreed and Marley got the blocks out.
Meanwhile, Marian mowed the lawn in the garden.

Suddenly, Iana noticed that she was losing water.
Could this be the beginning of labour?

For a week, Iana had tried everything, but the contractions did not materialize, nothing happened. Could the Cola and spicy sauce have been the triggers?

„Marley, I think it’s starting.“ Iana shouted.

„No, no, please, not today!“

Marley looked at his mother. His face expressed panic.
He was worried about his mother, but he was also thinking about himself.

The next day he had a bycicle test and he really wanted to go. Also, he didn’t want his brother to be born on the 13th because that brings bad luck. Marley was desperate and at a loss.

Iana felt the amniotic fluid running out of her.

„I’ll go take a bath and then apply a little make-up.“ she said, seeming calm and balanced as everything around her became hectic.

 

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