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DIE JAGD NACH EINEM NEUEN ZUHAUSE IST ERÖFFNET – ZUMINDEST IM KOPF

ALLTÄGLICHES

„Sich verändern ist wichtig und manchmal alternativlos!“ 
Diese Worte gehen dir leicht über die Lippen, wenn es nicht dich betrifft, sondern du nur so mal einem guten Freund einen Ratschlag erteilst.
Aber was ist, wenn du selbst gemeint bist, wenn dir dieser Gedanke für dein Leben einschießt, dass du etwas verändern musst?

Montagmorgen in der vergangenen Woche. Krümel war wieder weg. Ich hörte gerade die Audioaufnahme von ihr ab.

„Zwei kleine Italiener…“, sang sie mit leiser und feiner Stimme, brach dann ab und rief: „Hallo Oma, Opa, ich hab‘ Euch ‚liiieeeb“.

Ich seufzte und wandte mich wieder den Alltagssorgen zu. Die Folgen der Überschwemmung im Keller sassen Klara und mir noch im Nacken.

„So kann es nicht weitergehen!“, sagte ich zu ihr.
Sie schwieg.

„Was willst du tun?“
„Wir müssen uns eine Wohnung suchen, die altersgerecht ist, allen Komfort bietet und vor allem eines ist, trocken!“, antwortete ich.

Wir redeten schon lange davon, dass wir uns verkleinern wollten, abends nicht mehr Treppen hochklettern müssten, um mit letzter Kraft ins Schlafzimmer zu gelangen.

Der Wassereinbruch im Keller nach dem Unwetter war nur der letzte Anstoß.

‚Ist es wirklich so schlimm?‘, fragte ich mich.
Ich mach‘ noch Sport, Nordic Walking, bin trotzdem zu dick, aber immerhin noch gut beweglich.

Klara sagte: „Ich will das alles nicht mehr.“
„Was meinst du?“, fragte ich sie.

„Naja, das mit dem Garten, mit der Hecke schneiden, dem Rasenmähen, den Carport ausfegen.“

„Den Carport fege ich doch aus“, versuchte ich zu entgegnen.
„Du? Du bist doch nie anwesend. Und jetzt, wo du deine Reden hältst, da bist du noch weniger da“, sagt sie.

Ich antwortete lieber nicht. Im Stillen freute ich mich ja, wenn ich einen Redetermin hatte und Klara in der Zeit die Wohnung saugte, den Garten machte und ich danach den ‚Erschöpften‘ geben konnte.

„Zu jammern, das nützt uns jetzt auch nichts“, sagte Klara.
Sie hatte Recht und deshalb war ich auf der Suche nach einem neuen Zuhause, einer Wohnung, die viel kleiner, dafür aber trocken war.

Wir wollten in der Umgebung bleiben. Klar, am meisten zog es uns zurück in den Norden, nach Stralsund oder Sassnitz. Aber das war zu weit weg von unserem kleinen Krümel.

Wie konnten wir sie dann mal nachmittags abholen, mit ihr auf den Spielplatz gehen, um sie dann wieder zu ihrer Mutter zurückzubringen. Daraus wurde also nichts.

Außerdem hatte ich hier die Arbeit als Trauerredner. Eine Tätigkeit, die mir lag, die nicht leicht war, aber wo ich meine handwerklichen Fähigkeiten des Schreibens und Redens gut einsetzen konnte.

Inzwischen war ich bekannt, und ich wollte mein Netzwerk weiter ausbauen.

„Ich habe ein gutes Wohngebiet entdeckt. Dicht an der City von Bernau. Hier ist das Exposè, sagte ich zu Klara.

„Leg‘ es mal da bei mir auf den Schreibtisch“, antwortete sie.
Ich merkte ihr an, wie hin- und hergerissen sie war.

Wir wohnten nun schon 26 Jahre in unserem kleinen Häuschen, mit Carport, ebenerdigem Zugang zur Haustür, ohne Treppensteigen, wenn der Einkaufskorb in die Küche transportiert werden sollte – das alles würden wir nicht haben, oder das meiste dieser Annehmlichkeiten nicht mehr.

„Oma, ich ihr habt so eine schöne Wohnung“, rief Krümel oft, wenn sie sich blitzschnell die Treppenstufen hochhangelte. Sie flitzte zu gern zwischen den Etagen hin – und her.

„Opa, das Frühstück ist jetzt gleich fertig, und dann musst du sofort herunterkommen, sonst wird Oma böse. Kommst du, ja?‘

Ich brummte dann etwas und blieb trotzdem am Schreibtisch sitzen.
„Opa, du musst jetzt gleich mitkommen, ich geh‘ zuerst und du musst hinter mir herlaufen!“

Krümel war so emsig, so begeistert und füllte die ganze Wohnung mit ihrer Lebensenergie.

Wollten wir das alles aufgeben?
Mussten wir das wirklich?

„Ich habe eine Wohnung gefunden, die mir gefallen würde“, rief Klara, die das Exposè gerade durchsah. Laura, unsere Tochter war gerade zu Besuch und hatte gemeinsam mit Klara das Internet zusätzlich durchforstet.

Es war eine Dachgeschoßwohnung, knapp 100 qm, riesige Terrasse, komfortabel ausgestattet.

„Gut, ich rufe morgen gleich bei dem Bauträger an und frage, ob die Wohnung noch frei ist“, sagte ich.

Fortsetzung: ‚DIE WOHNUNGSBESICHTIGUNG‘ – Montag, 19.09.2022

MEIN FREUND, DER ALLTAG

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FREIWILLIGE FEUERWEHR AUS SCHÖNWALDE – DANKE FÜR EUREN BEHERZTEN EINSATZ AM 26.08.2022

Stefanie Weinert und Sandra Mallabar während des Einsatzes in Basdorf

Es war ein Tag, der versprach noch einmal schön zu werden.
Ich hatte nach unserem zweiwöchigen Aufenthalt an der Ostsee wieder Energie und auch Lust, mit der Arbeit weiterzumachen.

Mittags stand für mich eine Trauerrede an. Ich war gut vorbereitet, wollte alles dafür tun, damit es ein würdiger Abschied wurde.
Es klappte alles und die Trauergäste bedankten sich bei mir – der schönste Lohn für die oft nicht leichte Arbeit, physisch nicht und schon gar nicht psychisch.

Ich war froh, als ich wieder im Auto saß, ein wenig Wasser getrunken hatte und mich in Richtung nach Hause bewegen konnte. Es war schwül und ich wollte so schnell wie möglich aus dem Anzug heraus.

„Ich bin fertig“, sagte ich nur zu Klara und warf mich auf die Couch.
Ich wollte nichts mehr wissen und nichts mehr hören.

Draußen wurde es dunkel, obwohl es erst gegen 15.00 Uhr war, und Regen setzte ein. Ich hörte es blitzen und donnern und sah plötzlich Eiskristalle auf der Terrasse niedergingen. Ich schnellte von der Couch hoch, sprang ins Auto, um es ein Stück weiter nach hinten zu fahren.

‚So, jetzt konnte es draußen schütten, wir sitzen hier im Trockenen‘ dachte ich bei mir.

„Siehst du, dass das Wasser auf der Terrasse nicht abläuft?“, fragte Klara mich und ihr war die Angst anzumerken, dass es noch schlimmer kommen könnte.

Jetzt wurde auch ich unruhig und wir stiegen gemeinsam die Treppen zum Keller runter.

Durch die Tür, die in die Gemeinschaftsräume führte, drang Wasser.
Es stand bereits knöchelhoch. Ich wollte wissen, wie es auf dem Gang aussah und öffnete die Tür zum Gemeinschaftsgang. Das Wasser schoss uns entgegen und wir hatten Mühe, die Tür wieder zu schließen.

Jetzt hieß es, Eimer zu holen, das Wasser hineinzuschaufeln und nach oben zu tragen, um es im Gäste-WC auszuschütten. Klara schippte, ich keuchte die Treppe mit dem Eimer hoch.

Jedes Mal, wenn ich oben ankam, den Eimer leergemacht hatte, gönnte ich mir eine Pause auf dem Stuhl im Flur und schaute von da aus auf die Terrasse. Dort standen Pfützen, gefühlt waren es Seen, und so langsam beschlich mich Verzweiflung.

„Was machst du so lange da oben?“, fragte Klara mich und ich schleppte mich wieder die Treppe hinunter. Der Wasserpegel war wieder gestiegen. Der Kellervorraum war voll und das Wasser ergoss sich auch in unseren Hauptkeller.

Der Mieter aus dem Dachgeschoss unseres Mehrfamilienhauses hatte die Feuerwehr gerufen und mich darüber informiert.
„Die würden wohl erst nach Mitternacht kommen“, dachte ich bei mir.

Doch eine Stunde später kam ein Löschzug um die Ecke.
Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals in meinem Leben so froh war, dass ich die Feuerwehrleute sah.

Sie handelten schnell, sehr effizient und wussten genau, was sie tun mussten.
Sie legten Schläuche über ein Nachbargrundstück in Richtung Wald, weil die Kanalschächte ebenfalls vollgelaufen waren.

Es war Lärm, Hektik und ich hatte den Eindruck, ich würde überall nur herumstehen.

Als die Pumpen liefen, wir ein wenig verschnaufen konnten, weil es nun darauf ankam, mit Geduld abzuwarten, dass das Wasser allmählich aus den Kellern abfloss, da unterhielt ich mich ein wenig mit zwei Kameradinnen von der Feuerwehr – mit Stefanie Weinert, der Einheitsführerin und Sandra Mallabar, einer Maschinistin bei diesem Einsatz. Sie ist normalerweise Jugendwartin bei der Freiwilligen Feuerwehr in Schönwalde.

Während ihres Einsatzes konnte ich sehen, mit wieviel Herzblut und welchem Einsatzwillen diese Kameradinnen und Kameraden vor Ort agierten, damit wir wieder trockene Keller hatten.

Eine tiefe Dankbarkeit kam in mir hoch. Doch was sagst du in solchen Situationen?

Das alles kommt dir in diesem Moment vor, als würdest du nur Worthülsen vertun, um zu sagen, wie froh du über den Einsatz dieser Menschen warst.

Ich nahm mir vor, darüber zu schreiben. Wenigstens das wollte ich tun.
Später halfen Kameraden mit, das restliche Wasser aus dem Keller zu bekommen, bis nur noch wenig übrig war.

Am nächsten Tag fuhren wir in den Baumarkt und kauften einen Nass-Trocken-Sauger.
Ich schaute mir die Aufbauanleitung an, war aber nervlich noch zu angespannt vom vergangenen Tag, um mir in Ruhe alles durchzulesen.

Ich rief meine Tochter an, unser ‚Technikgenie‘ und fragte sie, ob sie uns helfen wolle, bei der Beseitigung des Wasserschadens.
„Papa, wenn du in der Zeit eine Facharbeit auf Rechtschreibfehler durchsiehst, dann komme ich“, sagte sie am Telefon.

Ich war sofort einverstanden. Klara und meine Tochter saugten den Rest des Wassers vom Boden auf und entsorgten die nassen Sachen.

Ich korrigierte in der Zeit die Arbeit, konnte ruhig am Schreibtisch sitzen und nicht einmal ein schlechtes Gewissen haben.

Wir brauchten noch ein paar Tage, um zu unserer Routine zurückzukehren.

Danke liebe Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr aus Schönwalde! Wir werden Eure selbstlose Hilfe nicht vergessen!

 

MEIN FREUND, DER ALLTAG

AM STRAND ZWISCHEN PRORA UND BINZ

DAS LEBEN NICHT IRGENDWANN GENIESSEN, SONDERN SOFORT, IM MOMENT

Die Sonne gleisst unbarmerzig vom Himmel herunter und brennt sich in Rücken und Nacken ein.

Der Wind bläst vom Meer herüber und macht alles ein wenig erträglicher.

Die Wellen rollen auf den Strand zu und obenauf schäumt das Wasser, bevor es krachend auf den Strand aufschlägt.

Möwen kreischen, Kinder schreien, Menschen neben mir unterhalten sich, aber es ist, als wären sie weit weg.

Am Rettungsturm ist eine gelbe Flagge hochgezogen. Ich weiss nicht, was sie bedeutet, aber ich spüre die Kraft der Wellen, wenn ich bade.

Es fällt dir schwer, dich wieder in Richtung Strand zu bewegen, denn das Wasser saugt förmlich an dir, in Richtung offener See.

In jedem Fall:

Du spürst das Leben, mit seiner ganzen Kraft und in seiner vollen Schönheit.

Es sind diese Momente, von denen ich denke, dass man sie künftig als die kleinen Augenblicke noch bewusster aufnehmen kann, sich gerade zu den kleinen Dingen im Alltag freuen muss und eben nicht ausschließlich auf den grossen Glückswurf hoffen sollte, der mit großer Wahrscheinlichkeit ohnehin nie eintreten wird.

MEIN FREUND, DER ALLTAG

DER TOD IST GEWISS – ABER WOLLEN WIR DAS AUCH WAHRHABEN?

DAS LEBEN RUHIG MAL VOM ENDE HER DENKEN

ALLTÄGLICHES-2022.06.02

Wir werden sterben. Das wissen wir. Den Gedanken daran schieben wir dennoch weg.

Der Kelch geht an uns vorbei, möglichst lange, so hoffen wir jedenfalls.

Diese Tatsache ist ja auch ziemlich brutal. Und gerade deshalb wollen wir es nicht so richtig glauben.

Der Augenblick, in dem diese unumstößliche Wahrheit aber dein Bewusstsein, dein Fühlen und Denken erreicht, kann auch etwas Positives bewirken, nämlich – dir das Wertvolle an deinem Alltag vor Augen zu führen, dich an den kleinsten Dingen zu freuen.
Vielleicht eine Blume, die du gerade siehst.

MEIN FREUND, DER ALLTAG

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DAS LEBEN SYMPATHISCH FINDEN, SO WIE ES GERADE IST

DAS LEBEN RUHIG MAL VOM ENDE HER DENKEN

 

VOM WERT IM LEBEN, MIT DEN KLEINEN DINGEN GLÜCKLICH ZU SEIN

Es ist kurz vor halb fünf Uhr morgens und ich sitze auf der Bank vor dem Haus.

Wäre ich nicht vom Schreibtisch aufgestanden, um ein wenig frische Luft zu schnappen, ich wäre wohl wieder eingeschlafen.

Also bin ich hier draußen, friere ein wenig und schaue in den Himmel. Er ist mit Wolken zugedeckt und die Sonne kann auch noch nicht mit ihren Strahlen durch die Wolkendecke hindurchdringen.

Wenn morgens noch alles ruhig ist, du nur ein paar Vögel zwitschern hörst, den Wind, der durch die Äste der Bäume fegt und die Blätter rauschen, dann kommst du ins Grübeln.

Du überlegst, wieso du eigentlich immer wieder neu lernen musst, was in deinem Leben wichtig sein könnte.

Das Leben loslassen, es anzunehmen und es so zu verändern, dass es für dich ein sympathisches Aussehen kriegt – ja, all das gehört dazu.

Wie oft strebst du danach, mehr Geld zu bekommen, noch erfolgreicher zu werden, Immobilien zu besitzen und zu denken, dass genau das der Beweis für ein glückliches Leben ist?

Bis du dahinter kommst, dass es gerade das nicht ist, was dich in Wahrheit glücklich macht.

Leider ist es oft erst dann, dass du dich rückbesinnst, wenn du nichts mehr ändern kannst.

Mir fällt Krümel ein, meine vierjährige Enkelin. Ich muss ihr unbedingt weiter von der Scheune erzählen, vom Esel Ia, dem Hund Bobby und der Katze Penni. Sie alle gibt es nicht, nur in der Phantasie.

Die Scheune besitze ich auch nicht. Aber Krümel ist glücklich, und ich bin es auch, wenn wir darüber sprechen.

Ich stehe von der Bank auf und gehe wieder an meinen Schreibtisch. Ich werde nachher Krümel anrufen. Das wird ein schöner Tag.

MEIN FREUND, DER ALLTAG

 

 

 

THURE – SCHREIBSKIZZEN (6)

THURE LIEBTE SEIN DORF UND ERINNERTE SICH TROTZDEM GERN AN SCHWERIN – DEN ORT SEINER KINDHEIT
Was bisher war:

Schebsand befand sich am Rand von Berlin, im Norden von Brandenburg.
Im Osten grenzte Schebsand an riesige Flächen von Weideland, die der ehemaligen LPG gehörten, die sich nach der Wende in eine Genossenschaft umgewandelt hatte.
Thures Haus lag im Süden von Schebsand.
Er war früh aufgestanden, saß auf der Holzbank in der Küche und schien zufrieden mit sich und der Welt.

Thure sah vom Küchenfenster aus, wie die Wiesen noch von einem Nebelschleier bedeckt wurden und das Gras noch feucht vom Morgentau war.

In der Ferne beobachtete er einen roten Streifen am Himmel.
Es würde wohl schön werden, an diesem Tag, und so beschloss Thure, nach dem Frühstück einen Spaziergang durch das Dorf zu machen, vielleicht Jakub Zlobinski, dem Besitzer des Gasthofes vorbeizuschauen.

Thure war in Schwerin geboren und er war nun bereits im siebzigsten Lebensjahr.

„Wenn ich mit 70 einmal so aussehen sollte, wie Sie, dann freue ich mich“, sagte ein Bestatter zu ihm, mit dem er etwas über das Marketing besprach.

„Das ist sehr nett“, hatte Thure geantwortet.
„Aber über kurz oder lang kriegen Sie mich trotzdem in ihre Hände“, schob Thure noch nach.

In Thure schossen Erinnerungen aus der Kindheit hoch

Thure erinnerte sich gern an seine Kindheit. Wie er im Schweriner Schloss herumgetobt war, da, wo heute das Parlament saß.
„Woran denkst du?“, fragte Maria ihn, die gerade das Frühstück zubereitete.

Thure drehte sich zu Maria um und setzte sich auf die Holzbank am Fenster, Emma war nicht da und so konnte er ein Bein ausgestreckt auf die Bank legen, das Kissen hinter sich im Rücken verkeilen und die Gedanken schweifen lassen.

„Ach weißt du, ich denk‘ gerade zurück“, wie glücklich wir in Schwerin als Kinder waren.
Vor allem, dass wir uns um nichts kümmern mussten“.

„Ja“, seufzte Maria, „das stimmt.“
Thure war nun in Fahrt gekommen.
„Eines Tages lief meine Mutter mit einem griesgrämigen Gesicht umher, und wir durften sie nicht ansprechen, weil sie nach der Arbeit ihre Ruhe wollte“, erzählte Thure.

Er kam ins Schwelgen: „Wir haben Oma Mathilde gefragt, warum Mama so schlecht Laune habe.“

„Und, was hat sie geantwortet?“, fragte Maria nach, obwohl sie die Antwort kannte.

„Oma Mathilde hat gesagt, dass unsere Mama so viele Sorgen hätte.
Irgendwie wollten wir Kinder dann auch Sorgen haben“, erinnerte sich Thure weiter.

Oma Mathilde war für die Kinder immer da, für Thure, seinen Bruder Thorben und seine Schwester Gabriella.

Sie kam jeden Morgen bereits kurz nach sechs Uhr aus ihrer Wohnung auf dem Obotriten Ring in die ‚Straße der Nationalen Einheit‘, wie sie in den 50 er und 60 Jahren noch hieß.

Im Winter kniete sie sich als erstes vor den Ofen im Kinderzimmer und spaltete mit dem Küchenmesser Holzscheite, knüllte die Zeitung ‚Neues Deutschland‘ zusammen und stopfte sie in den Ofen.

Dann zündete sie das Papier an und allmählich war das Knacken der Holzscheite zu hören und es roch ein wenig nach dem Rauch, der im Ofen aufstieg.

Maria unterbrach Thures Kindheitserinnerungen abrupt

„Wir wollten nicht aufstehen, aber daran führte kein Weg vorbei“, schwelgte Thure weiter in Erinnerung.

„Das Frühstück ist fertig und steht vor dir“, unterbrach ihn Maria.
Sie wollte in der Küche weiterkommen, schnell nach dem Frühstück das Geschirr abräumen und später im Dorf Einkaufen fahren.

Nur widerwillig hörte Thure auf, in seinen Erinnerungen zu kramen. Er biss in ein Brötchen und schwieg.

Er dachte an Emma, seine Enkelin. Würde sie ebenfalls eines Tages so gern an ihren Opa denken, wie er sich an seine Oma zurückerinnerte?

Das war nicht klar, aber er hatte in ihr bereits in seinen Tagen einen guten und aufmerksamen Zuhörer in ihr.

„Opa, erzähl über die Scheune“, sagte sie zu ihm. Dann durfte Thure auch sein Bein weiter bei ihr auf der Bank über ihre kleinen Beinchen legen.

Emma liebte es, wenn Thure dabei stets die gleichen Figuren agieren ließ.

Da waren die Katze Benni, der Hund Bobby, der Spatz Pipeva, und Emma halbe Kita, die mit am Tisch saßen- Bauzu, Viki, Piatessa.
Ganz hinten im Stall war der Esel la der an einer Möhre kaute.

Thure hatte schon überlegt, ob er nicht Esel anschaffen sollte.
„Ein Esel reicht in der Familie“, hatte Maria das aber trocken abgeschmettert.

Thure drückte sich vor der Hausarbeit

Thure erhob sich von der Holzbank und wollte sich aus der Küche verdrücken.

„Du kannst auch ruhig mal das Geschirr in den Spüler räumen“, sagte Maria zu ihm.
„Da ist es zu eng für zwei“, sagte Thure trocken und verschwand im Flur.

„Ich dreh‘ mal ne Runde im Dorf“, sagte er.

Thure zog sich die Jacke über und ging aus der Tür. Es roch nach frischem Gras. In der Ferne strebte der glutrote Ball der Sonne dem Himmel entgegen.

Thure streckte die Arme und entschloss sich, einen Blick in die Gaststube von Jakub Zlobinski zu werfen.
„Wo willst du hin?“, fragte Maria ihn, die plötzlich in der Haustür stand.

„Ach nur mal ein paar Schritte auf der Straße entlanggehen, Richtung Gaststube“, antwortete Thure knapp.

„Aber nicht, dass du da zu Jakub reingehst und einen Kaffee trinkst. Du weißt, dass dies nicht gut ist für deinen Blutdruck“, sagte Maria zu ihm.
„Nö, nö“, brummte Thure und machte sich von dannen.

THURE AUS SCHEBSAND

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14. KALENDERWOCHE – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

MEIN FREUND, DER ALLTAG
ALLTÄGLICHES-22.04.09
BIBEL IM ALLTAG

DIE BIBEL ÜBER DIE MACHT DES WORTES UND DIE MÖGLICHKEITEN DER SPRACHE

SCHREIBEN HEISST NICHT, SICH VON DEN BANALITÄTEN DES ALLTAGS ZURÜCKZUZIEHEN

NIETZSCHE ÜBER DIE SCHWELGEREI DER RACHE

SCHREIB ÜBER DICH

THURE – SCHREIBSKIZZEN (5)

ANNA IST DEMENT

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SCHREIB-ALLTAG

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THURE – SCHREIBSKIZZEN (5)

THURE-22.04.08

DAS DORF SCHEBSAND

Was bisher war:
Thure wachte aus seinem schrecklichen Albtraum auf. Er saß auf den Schienen, mitten auf einer freien Zugstrecke und war an Händen und Füssen an die Gleise gefesselt.
Seine Frau Maria erlöste ihn aus seinem Traum.
Thure erinnerte sich daran, wie er kürzlich mit Emma von der Couch aus ‚Angeln‘ gespielt hatte.
„Los Opa, noch mal, feuerte sie Thure an, der die in seiner Hand vermeintlich befindliche Angel drehte.
Thure hatte zu seinem Dorf eine ‚Hass-Liebe‘ entwickelt.
Er lebte nun schon fast dreißig Jahre dort, fühlte sich einerseits zu Hause und andererseits wiederum fremd.

 

Schebsand befand sich am Rand von Berlin, im Norden von Brandenburg.

Es war ein Katzensprung nach Buch und auch bis Berlin-Mitte waren es lediglich 20 Minuten.

„Da kannst du auch mit dem Lastenfahrrad hinfahren“, meinte Thure oft im Scherz.

Thure hasste es inzwischen, in den Prenzlauer Berg hineinzufahren, weil ihm der Stadtteil inzwischen zu gekünstelt vorkam.

Manchmal musste er dorthin, um sich beim Frisör die Haare schneiden zu lassen.

Aber anschließend freute er sich umso mehr, wenn er wieder in sein Dorf flüchten konnte, das er in solchen Momenten besonders liebte.

Thure hatte herausgefunden, dass es sich bei Schebsand um ein Platzkerndorf handelte, das sogar den Dreißigjährigen Krieg überstanden hatte

„Das sind eben Ossis aus Stahl und mit Herz“, sagte Thure.
„Die Ossis gab es doch damals noch gar nicht“, wendete dann seine

Tochter Jette ein, was Thure aber nicht gelten ließ.
„Schebsand lag schon immer im Osten“, brachte er das Totschlagargument an.

Aber viel wichtiger war ihm, dass es im Dorf einen Dorfteich gab, wo er sich auf eine Bank setzen konnte und von wo aus er auch das Geschrei der Kinder vom Spielplatz aus der Kita hörte.

„Du darfst jetzt aber nicht ‚oh, oh‘ sagen, wenn ich hier meine Übungen mache“, drang manchmal das dünne, aber energische Stimmchen von Emma zu ihm herüber.

Dann war für Thure die Welt in Ordnung.
Im Osten grenzte Schebsand an riesige Flächen von Weideland, die der ehemaligen LPG gehörten, die sich nach der Wende in eine Genossenschaft umgewandelt hatte.

Thures Haus lag im Süden von Schebsand. Er hatte damals eine Scheune miterworben, in der sich besonders gern Emma aufhielt und spielte.

Einige hundert Meter entfernt von Thures Grundstück war ein See zu sehen, von dem stets eine frische Prise herüberwehte.

Thures Kummer war, dass vor seinem Haus noch zwei weitere Häuser standen, sodass er keinen freien Blick auf den See hatte.

Dafür liebte er sein Haus umso mehr. Es war über 100 Jahre alt, und so manches war überholungsbedürftig, wenn man es mit modernen Standards der heutigen Zeit verglich.

Der Fußboden im Flur bestand immer noch aus den alten braunen Fliesen, über die ein Teppich gelegt war und die nur noch an den Seiten zu sehen waren. Am Ende des Flurs stand eine alte Bauerntruhe, auf der ein weißes Fell lag.

Die Küche befand sich auf der rechten Seite des Hauses. Sie war geräumig und bildete den Mittelpunkt des Familienlebens. An der Fensterseite stand ein langer Holztisch, den Thure extra für die Küche hatte anfertigen lassen.

Auf beiden Seiten des Tisches waren Sitzgelegenheiten vorhanden. Am Fenster konnte man auf einer Holzbank sitzen, die ebenfalls der Länge des Tisches angepasst war.

Auf der gegenüberliegenden Seite standen Korbstühle, die mit blau-weißen Sitzkissen ausgestattet waren.
An den Fenstern hingen Übergardinen, ebenfalls in den Farben blau-weiß.

An der Stirnseite der Küche war noch ein alter Kohleherd zu sehen. Er wurde nicht mehr benutzt und Maria hatte ihn mit vielen kleineren Gegenständen dekoriert.

Zur Zeit standen dort bereits die ersten Osterhasen und eine Vase mit einem Strauch, an dem Ostereier hingen.

Das alles verlieh dem Ganzen eine gemütliche Atmosphäre, sodass sich die Familie oft länger in der Küche aufhielten und Maria beim Zubereiten des Essens zusahen.

Thure und Emma saßen oft auf der Holzbank zusammen. Thure legte manchmal sein Bein auf die Bank und über die Knie von Emma.
„Opa, nimm den Fuß runter“, sagte die Vierjährige dann.

„Das ist mein Erzählfuß, und der muss oben bleiben, sonst kann ich dir keine Geschichten erzählen“, sagte Thure in solchen Momenten zu ihr.

Emma überlegte kurz und sagte dann: „Komm Opa, leg deinen Fuß ruhig hier drauf.“

„Erzähl von der Scheune“, sagte sie weiter und Thure begann sich eine Geschichte von der Scheune auszudenken, in der der Esel ‚Ia‘ lebte, die Katze ‚Benny‘, der Spatz ‚Pipeva‘ und Emmas Kita-freundinnen.

Thure war wie so oft früh aufgestanden. Er wollte weiterkommen mit dem Schreiben und auch einige seiner Kunden anrufen, um zu fragen, ob die Firmenporträts auf dem Blog verlängert werden sollten.

Er hatte einen guten Draht zu seinen Kunden. Es war mehr freundschaftlich, als geschäftlich, was sicher daherkam, dass er so über so manche Firma und Unternehmer schon viele Jahre schrieb.

Thure fand es immer noch spannend, dass er auf einem Hof saß und trotzdem mit der Welt da draußen kommunizierte.

Unvorstellbar zu DDR-Zeiten, in der es nicht mal in jedem Haushalt ein Telefon gab.

Und nicht auszudenken, wie sein Vater reagierte.
„Du kannst doch nicht in diesem Kuhdorf dein Leben wegwerfen“, hatte er oft zu ihm gesagt.

Aber für Thure war es genau andersherum. In Schebsand, so fand er, hatte sein wahres Leben erst begonnen.

Er saß auf der Holzbank in der Küche, hatte seinen Tee vor sich. Es war kurz nach halb fünf Uhr früh.

THURE AUS SCHEBSAND

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SCHREIB ÜBER DICH

SCHREIB-ALLTAG

SCHREIB-ALLTAG-22.04.07

SCHREIB-ALLTAG IM TELEGRAMMSTIL (2)
DAS HANDWERK DES ERZÄHLENS AUS MEINER PERSPEKTIVE: 
Warum überhaupt den Stift zur Hand nehmen, die Tastatur des Computers quälen, 
Stunde um Stunde mit Sätzen und Worten ringen?
Ist Schreiben eine Krankheit, weil du nicht aufhören kannst, oder ist sie auch so etwas wie Medizin?
Techniken – Erfahrungen und Lücken; im Rhythmus bleiben – schreiben, lernen, üben, schreiben und wieder schreiben; 
Ergebnisse – Geschriebenes und Verworfenes; Emotionen- ‚himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt‘; 
von der Unvernunft, mehr von der Leidenschaft zu zehren als von den Einnahmen.
Ich sehe meine Aufgabe als Autor dieses Blogs nicht darin, andere Menschen an meinem Wissen teilhaben zu lassen.
Das wäre von mir vermessen, denn jeder von uns hat etwas zu dieser Welt, zu seinem Leben zu sagen.
Vielmehr versuche ich meine eigene Welt, mein eigenes Leben besser zu verstehen.
Wenn also überhaupt, so würde ich jedem empfehlen:
Schreib über dich, dein Leben, was es ausmacht, was dich bedrückt und woran du Freude hast.

 

 

SCHREIB-ALLTAG

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NIETZSCHE ÜBER DIE SCHWELGEREI DER RACHE

MEIN FREUND, DER ALLTAG

ALLTÄGLICHES-2022.04.06

Man muss nicht alles mögen und teilen, was Friedrich Nietzsche gesagt und geschrieben hat.
Seine Ideen zu lesen und zu kennen allerdings schärft deinen Blick für den Alltag, bringt dich zum Nachdenken über eigene Positionen, Einstellungen und Handlungen. Und das allein ist schon ein Wert an sich. 

NIETZSCHE ÜBER DIE SCHWELGEREI DER RACHE

„Grobe Menschen, welche sich beleidigt fühlen, pflegen den Grad der Beleidigung so hoch als möglich zu nehmen und erzählen die Ursache mit stark übertreibenden Worten, um nur in dem einmal erweckten Hass- und Rachegefühl sich recht ausschwelgen zu können.“ (1)

(1)
Friedrich Nietzsche, Gesammelte Werke, Anaconda Verlag GmbH Köln, ISBN 978-3-86 647-755-1, S.163, (62)

 

 

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SCHREIB-ALLTAG

SCHREIB-ALLTAG-22.04.05

SCHREIB-ALLTAG IM TELEGRAMMSTIL (1)

DAS HANDWERK DES ERZÄHLENS AUS MEINER PERSPEKTIVE: 
Techniken – Erfahrungen und Lücken; 
im Rhythmus bleiben – schreiben, lernen, üben, schreiben und wieder schreiben; 
Ergebnisse – Geschriebenes und Verworfenes; 
Emotionen- ‚himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt‘; 
Von der Unvernunft, mehr von der Leidenschaft zu zehren als von den Einnahmen; 
warum man weitermacht, obwohl der Job wenig Früchte einbringt. 
Schreiben, erzählen muss leicht aussehen und gerade deshalb treibt es dir ja so sehr den Schweiß in den Nacken, und du knirscht mit den Zähnen, stöhnst, weil dir nach Stunden zähen Ringens der Rücken wehtut.
Deshalb musst du dir immer wieder sagen, dass du dich nicht vom Alltag ausschließen kannst, dich nicht in einen selbsterbauten Elfenbeinturm zurückziehen solltest.
Vielmehr musst du alles Banale im Alltäglichen an dich heranlassen, es faktisch aufsaugen, um dadurch wiederum neue Impulse zu bekommen.

 

SCHREIB-ALLTAG

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DIE BIBEL ÜBER DIE MACHT DES WORTES UND DIE MÖGLICHKEITEN DER SPRACHE

BIBEL

BIBEL-22.04.04

Tod und Leben stehen in der Zunge Gewalt; wer sie liebt, wird ihre Frucht essen.

Spr 18,21

 

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IANA SALENKO FÜR IHRE HEIMAT – DIE UKRAINE

IANA SALENKO

Ich kenne Iana Salenko, 1. Solistin am  Staatsballett in Berlin, nun schon so viele Jahre.
Sie ist ein äußerst bescheidener und sehr warmherziger Mensch.
Iana  möchte helfen.
Sie leidet darunter, dass ihre Familienangehörigen in Kiew dem Krieg ausgesetzt sind und viele ihrer Landsleute ebenso.
Deshalb tut sie das, was sie am besten kann – sie organisiert eine Gala, gemeinsam mit ihrem Tanzpartner Oleksandr Shpak vom Staatsballett Berlin.
Zum Link „Ballet for Life“ by Iana Salenko for Ukraine
https://gofund.me/eba7cafd

IANA-1 a

 

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IANA SALENKO – KIEW IST MEINE GELIEBTE HEIMATSTADT

MÄRZ 2022 – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

MEIN FREUND, DER ALLTAG

ALLTÄGLICHES-22.04.03

09. KALENDERWOCHE – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

10. KW – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

11. KALENDERWOCHE – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

12. KW – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

13. KALENDERWOCHE – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

ANNA IST DEMENT

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SCHREIB-ALLTAG

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13. KALENDERWOCHE – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

MEIN FREUND, DER ALLTAG
ALLTÄGLICHES-22.04.02
BIBEL IM ALLTAG

DIE BIBEL ÜBER DEN GEWINN VON GUTEM REDEN

IANA SALENKO – KIEW IST MEINE GELIEBTE HEIMATSTADT

NIETZSCHE ÜBER INTELLEKT UND MORAL

ALLTÄGLICHES-PUR UND PROMPT

JEEPYS FAHRER WEISS MAL WIEDER ALLES BESSER, DENKT ER JEDENFALLS

THURE – SCHREIBSKIZZEN (4)

IANA SALENKO FÜR IHRE HEIMAT – DIE UKRAINE

ANNA IST DEMENT

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SCHREIB-ALLTAG

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NIETZSCHE ÜBER INTELLEKT UND MORAL

MEIN FREUND, DER ALLTAG

ALLTÄGLICHES-2022.03.30

Man muss nicht alles mögen und teilen, was Friedrich Nietzsche gesagt und geschrieben hat.
Seine Ideen zu lesen und zu kennen allerdings schärft deinen Blick für den Alltag, bringt dich zum Nachdenken über eigene Positionen, Einstellungen und Handlungen. Und das allein ist schon ein Wert an sich. 

 

„Man muss ein gutes Gedächtnis haben, um gegebene Versprechen halten zu können.

Man muss eine starke Kraft der Einbindung haben, um Mitleid haben zu können. So eng ist die Moral an die Güte des Intellekts gebunden.“ (1)

 

 

(1)
Friedrich Nietzsche, Gesammelte Werke, Anaconda Verlag GmbH Köln, ISBN 978-3-86 647-755-1, S.162, (59)

 

DIE BIBEL ÜBER DEN GEWINN VON GUTEM REDEN

BIBEL

BIBEL-22.03.28

Einem Mann wird vergolten, was sein Mund geredet hat, und er wird gesättigt mit dem, was seine Lippen einbringen.
Spr 18,20

 

MEIN FREUND, DER ALLTAG

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12. KW – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

MEIN FREUND, DER ALLTAG

ALLTÄGLICHES-22.03.26

BIBEL IM ALLTAG

DIE BIBEL ÜBER UNÜBERLEGTES REDEN

WENN MEIN FREUND, DER ALLTAG DOCH ANTWORTEN KÖNNTE (1-3)

WENN MEIN FREUND, DER ALLTAG DOCH ANTWORTEN KÖNNTE (4)

 

 

 

 

SCHREIBEN, ERZÄHLEN – DAS IST ZUALLERST HANDWERK

THURE – SCHREIBSKIZZEN (3)

SCHREIBEN, ERZÄHLEN – DAS IST ZUALLERST HANDWERK

SCHREIB-ALLTAG

SCHREIB-ALLTAG-22.03.24

BEITRÄGE AUS DEN JAHREN 2021 UND 2020

IM SCHREIB-ALLTAG SEIN HANDWERK BEHERRSCHEN

2020

SCHREIBEN IN ZEITEN VON CORONA

SCHREIB-ALLTAG

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WENN MEIN FREUND, DER ALLTAG DOCH ANTWORTEN KÖNNTE (4)

MEIN FREUND, DER ALLTAG

ALLTÄGLICHES-22.03.23

VOM NORDIC WALKING IN NEUEN LAUFSCHUHEN

„Ich habe es geschafft, lieber Alltag, ich konnte mich wieder aufraffen und eine halbe Stunde Nordic Walking machen“, sagte ich freudig und energiegeladen, nachdem ich frisch geduscht am Schreibtisch saß.

„Donnerwetter, dass du dich überwinden konntest, da staune ich. Wann bist du denn aufgestanden?“, fragte mich der Alltag.

„Kurz vor fünf Uhr. Danach habe ich mir die kleine Lampe über die Mütze gezogen – du weißt schon, damit ich wenigstens ein bisschen was sehe, ja und dann bin ich losgelaufen.“

„Wie, du bist, ohne dich umzuziehen, nur mit einer Lampe und den Stöcken losgelaufen?“

„Alltag, frag‘ doch nicht so blöd. Natürlich habe ich mich angezogen. Anschließend musste ich mich noch in die neuen Laufschuhe quälen.
Klara hatte mir welche gekauft.“

„Und, hast du dich gefreut?“
„Also, wenn ich ehrlich bin, dann muss ich ‚nein‘ sagen.
„Warum?“, fragte der Alltag erstaunt.

„Naja, erst einmal liebe ich meine ausgelatschten Schuhe, die oben leicht eingerissen sind. Aber genau darum kann ich ja besser in die Schuhe reinrutschen, weil sie schon so kaputt sind.“

„Und nun?“
„Jetzt musste ich mich mit dem Schuhanzieher quälen. Als ich die Schuhe endlich anhatte, da drückte eine Seite am linken Fuß. Aber ich war zu faul, sie aufzumachen und alles von vorn zu schnüren.“

„Hat dich der Schuh stark gedrückt?“
„Und wie!“

„Außerdem, lieber Alltag, hat Klara gleich zwei Paar Schuhe gekauft.“
„Das ist doch schön. Ich hoffe, du hast dich bedankt.“

„Ja, schon. Ich habe ihr aber auch gesagt, dass sie lieber ein paar Schuhe hätte kaufen sollen und dafür Bessere, so richtig gute.“

„Was hat Klara gesagt?“

„Das nächste Mal, da kaufst du dir deine dämlichen Schuhe alleine.“
„Und, machst du das?“
„Nö, ich hab‘ ja jetzt erst einmal welche, sogar zwei.“

 

WENN MEIN FREUND, DER ALLTAG DOCH ANTWORTEN KÖNNTE (1-3)

MEIN FREUND, DER ALLTAG

ALLTÄGLICHES-22.03.22

WENN MEIN FREUND, DER ALLTAG ANTWORTEN KÖNNTE (1)

WENN MEIN FREUND, DER ALLTAG ANTWORTEN KÖNNTE (2)

WENN MEIN FREUND, DER ALLTAG ANTWORTEN KÖNNTE (3)

 

DIE BIBEL ÜBER UNÜBERLEGTES REDEN

BIBEL

BIBEL- KOMPAKTE WEISHEIT FÜR DEN ALLTAG

BIBEL-2022.03.21

„Der Mund des Toren bringt ihm sein Verderben, und seine Lippen bringen ihn zu Fall.“

Spr 18, 7

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11. KALENDERWOCHE – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

MEIN FREUND, DER ALLTAG

ALLTÄGLICHES-22.03.19

BIBEL IM ALLTAG

DIE BIBEL ÜBER ERWORBENE KLUGHEIT, DIE VOR FEHLERN BEWAHRT

NIETZSCHE ÜBER DIE ÖKONOMIE DER GÜTE

WENN MEIN FREUND, DER ALLTAG ANTWORTEN KÖNNTE (2)

WENN MEIN FREUND, DER ALLTAG ANTWORTEN KÖNNTE (3)

THURE – SCHREIBSKIZZEN (2)

THURE – SCHREIBSKIZZEN (2)

THURE-22.03.18

Ich bin in der Phase, in der ich mir konkreter Gedanken darüber mache, auf welche Art ich ‚Thure aus Schebsand‘ erzählen soll.
Lieber aus der Perspektive des sogenannten ‚Ich-Erzählers‘ oder doch eher aus einer distanzierteren Perspektive, nämlich der des personalen oder auch ‚Er‘-Erzählers?

Ich habe schon meine Frau genervt, eine Meinung bei meiner Tochter eingeholt.

Aber wirklich weiter bin ich nicht gekommen. Außerdem sind jetzt beide von mir extrem genervt.

Aber egal, wie ich mich letztlich entscheide, es muss emotional sein, die Details müssen stimmen und vor allem muss ich mit meiner ‚Schreibstimme‘ zum Leser durchdringen.

Wird mir das gelingen?
Ich bin mir nicht sicher.
Was kann ich tun?

Naja versuchen, dass durch die Zeilen mein „Ich“ durchdringt.
Was ist wichtig in diesem Zusammenhang?

Es geht nicht darum, dass der Mensch Uwe Müller zu 100 Prozent mit dem Erzähler übereinstimme.

Der Mensch Uwe Müller hat seine Schwächen und Stärken im Alltag.
Manchmal habe ich zum Beispiel keine Lust, etwas aufs Papier zu bringen.

Ich habe ‚einfach keinen Bock‘ an bestimmten Tagen.
Als Erzähler hingegen bin ich quasi in einer vorteilhafteren Position.

Der personale Erzähler Uwe Müller blendet vieles aus, hebt anderes wieder hervor, erfindet Situationen hinzu, denkt über die Handlungsweisen von fiktionalen Figuren nach.

Wem gebe ich nun den Vorrang – dem ‚Ich-Erzähler` oder dem personalen ‚Er-Erzähler‘?

Zunächst zum ‚Ich-Erzähler‘:

Diese Erzählperspektive ermöglicht mir eine besondere Nähe zum Thema, zu dem, was in der Geschichte geschieht.
Ich bin sozusagen in doppelter Mission unterwegs: Zum einen bin ich der, der etwas erlebt hat und andererseits erzähle ich in Personalunion das Erlebte.

Der ‚Ich-Erzähler ist die Figur, die auch selber spricht.
Das ist natürlich sehr persönlich und eignet sich gut, um den Leser an der Geschichte und der erzählenden Geschichte besonders nahe dran zu sein.

Ein Beispiel für eine Einführung bei ‚Thure‘
„Der Tag verhieß nichts Gutes. Regentropfen trommelten ans Fenster, auf der gegenüberliegenden Seite des Hauses bogen sich die Kiefern und Tannen vom Sturm, der schon die ganze Nacht tobte.

Ich war schon ein paar Tage nicht mehr vor die Tür gegangen und mir fehlte der Spaziergang, besser das Nordic Walking an der frischen Luft.

Ich lebte nun schon über zweieinhalb Jahrzehnte in Schebsand und fühlte mich manchmal immer noch fremd, wenn ich durch das Dorf lief, vorbei am Dorfteich und an der Kirche…“

Es gibt Grenzen für diese Erzählweise: Der Blickwinkel ist stark eingeschränkt. Der ‚Ich-Erzähler‘ kann sich nicht in andere Figuren hineinversetzen. Außerdem kann ich nicht aus dieser Erzählperspektive heraus größere Zusammenhänge schildern, Ereignisse analysieren. Ich kann also nur wissen, was um mich herum unmittelbar passiert.

In die Köpfe der anderen kann ich schlecht hineinschauen, es sei denn, ich würde unglaubwürdig beim Erzählen.

Anders bei der ‚Er-Perspektive‘:

In diesem Fall kann ich ein Ereignis sowohl von innen her schildern und gleichzeitig auch von außen auf das Geschehen schauen.

Es bleibt trotzdem persönlich, denn ich kann ja in die Köpfe der Hauptfiguren ‚hineinschauen‘, wie zum Beispiel bei Thure. Ich habe also den Vorzug, den ich ebenfalls beim Erzählen aus ‚Ich-Perspektive‘ nutze und zusätzlich gewinne ich einen gewissen Abstand als Außenstehender.

Ich arbeite hier also auch vielmehr mit den Mitteln des Dialogs und der direkten Rede.

Dadurch schaffe ich es die Realität mit den inneren Gedankenvorgängen der Figur zu verbinden.

Ich entscheide mich für den personalen ‚Er-Erzähler‘, weil ich vor allem die Hauptfigur Thure von außen charakterisieren kann und gleichzeitig in ihre Gedankenwelt eintauche.

Zum Abschluss das erste Beispiel aus der Perspektive des personalen ‚Er-Erzählers‘:

„Der Tag verhieß nichts Gutes. Regentropfen trommelten ans Fenster, auf der gegenüberliegenden Seite des Hauses bogen sich die Kiefern und Tannen vom Sturm, der schon die ganze Nacht tobte.

Thure war schon ein paar Tage nicht mehr vor die Tür gegangen und ihm fehlte der Spaziergang, besser das Nordic Walking an der frischen Luft.

Er lebte nun schon über zweieinhalb Jahrzehnte in Schebsand und fühlte sich manchmal immer noch fremd, wenn er durch das Dorf lief, vorbei am Dorfteich und an der Kirche…“

 

 

WENN MEIN FREUND, DER ALLTAG ANTWORTEN KÖNNTE (3)

MEIN FREUND, DER ALLTAG

ALLTÄGLICHES-2022.03.17

„Guten Morgen, Alltag, heute melde ich mich mal bei dir zuerst und erzähle, wie es in Buch gelaufen ist.“
„Warum denkst du, dass es mich interessieren könnte, was du dort erlebt hast?“, fragte mich der Alltag.
„Naja, weil es Stück von dir ist, vom Alltag eben – nichts Sensationelles, Aufregendes, eher Alltägliches“, antwortete ich.
„Gut, dann erzähl mal“, sagte der Alltag. Er schien wirklich nicht sonderlich interessiert zu sein.
Und trotzdem: Ich begann, ihm meine Beobachtungen und Erlebnisse zu erzählen.
Ich nannte meinen Erlebnisbericht den

‚AUSFLUG INS KLINIKUM NACH BUCH‘

Ich hasste diesen Tag. Ich musste nach Buch fahren, um ein Belastungs-EKG zu absolvieren. Lieber würde ich am Schreibtisch sitzen. Selbst die Korrektur einer Augenoptik-Broschüre kam mir in diesem Augenblick als etwas sehr Erstrebenswertes vor, wenn ich mich dadurch vor dem Untersuchungstermin drücken konnte.

Ich kam in Buch an und fuhr problemlos ins Parkhaus.
Ich nahm die schwarze Tasche aus dem Auto und strebte dem Ausgang zu.

Das Parkhaus hatte einen Fahrstuhl.
Obwohl ich auf der zweiten Parkebene war, wollte ich nicht die Treppen laufen.

Warum sollte ich laufen, wenn ich bequem runterfahren konnte?
Der Fahrstuhl kam schnell, die Tür ging auf und ich begab mich ins Innere.

Obwohl das Parkhaus noch nicht einmal drei Jahre alt war, alles noch neu schien, machte der Fahrstuhl einen sehr dreckigen Eindruck. Der Spiegel war an mehreren Stellen mit spitzen Gegenständen bearbeitet worden.

An die Wände war weiße Farbe geschmiert worden. Auf dem Fussboden lag verkohltes Papier und unter meinen Füssen knirschte das Glas einer zertrümmerten Bierflasche.

Ich war froh, als ich unten angekommen war.
Ich musste über einen weiteren grossen Parkplatz laufen, um zum Hauptgebäude zu gelangen. Der Wind blies mir ins Gesicht und ich machte im Gehen den Mantel zu.

Als ich vor der Drehtür des Klinikums am Eingang stand, da wartete ich, bis die offene Seite der Tür bei mir angekommen war. Ich ließ noch einer Frau, die hinter mir lief, den Vortritt.

Sie dankte es mir, indem sie betont langsam reinging. Ich wäre danach fast nicht mehr reingekommen.
Ich hatte allerdings bereits einen Schritt in das Rondell gemacht, war quasi mit einem Bein im ‚Boot‘ und mit dem anderen noch auf dem ‚Steg‘.

Das Dilemma: Die Frau vor mir ging nun gar nicht mehr weiter und sagte stattdessen mürrisch: „Wir kommen alle an!“
‚Da wolltest du mal ein Gentleman sein und schon geht es schief‘, dachte ich bei mir.

„Wenn Sie weiter stehenbleiben, während sich die Drehtür bewegt, dann werden wir einfach nur kurz ins Foyer geschleift und dann wahrscheinlich wieder in Richtung Ausgang zurückgedrückt“, sagte ich leicht genervt zu ihr.

Ich wollte mich nicht aufregen und nun tat ich es doch. Aber irgendwann stand ich dann doch im Eingangsbereich des Klinikums.
Und schließlich saß ich in der Empfangshalle zur Kardiologie und wartete, bis meine Nummer aufgerufen wurde.

An der Leuchttafel erschien die 102. Auf meinem Ticket stand die Zahl 106.
Es konnte also nicht mehr so lange dauern. Ich schaute mich um.
Der Raum, in dem ich sass, war hell.

Das Dach war gewölbt und aus Glas, durch das die Sonne gleisste.
Ob es hier im Sommer warm wurde und man es dann nicht aushalten konnte?

Ich wollte es nicht ausprobieren, aber ich fürchtete, dass ich nicht das letzte Mal zur Untersuchung im Klinikum war.
Die Schwester am Tresen war freundlich.

„Gehen Sie einfach geradeaus, nehmen Sie Platz, Sie werden aufgerufen“, sagte sie zu mir.

‚Ergometrie‘ stand an der Tür auf einem Schild, vor dem ich wartete.
Ich war irgendwie froh, dass ich meine Beschäftigung hatte. Ich saß auf einem Holzstuhl und schrieb auf meinem iPhone.

Besser, ich tippte mit meinen beiden Daumen auf die Buchstaben der Tastatur und wenn ich Glück hatte, dann traf ich den richtigen von ihnen.

Meine Daumen waren zu dick, sodass ich manchmal den Buchstaben rechts oder links erwischte und nicht den, den ich eigentlich treffen wollte.

Aber ich hatte mich schon recht gut eingefuchst
Ich tippte lediglich mit den Spitzen der Daumen auf die Zeichen und so blieb die Fehlerquote niedrig.

Ich hatte meine Tasche neben mir abgestellt, die Beine weit ausgestreckt und unten die Füsse übereinander gelegt. Auf meinem Bauch lag die schmale Seite des Handys, sodass ich das Gewicht des Handys nicht wo spürte und ich eine stabile Position beim Schreiben innehatte.

Die Tür zur Praxis ging auf und im Türrahmen stand eine Schwester, die mir Angst einflösste.

„Herr Müller“, hörte ich meinen Namen von ihr rufen. Ich blickte mich um, vielleicht war ja noch ein zweiter Müller im Warteraum, so unwahrscheinlich war das ja nicht, bei meinem Nachnamen. Aber es rührte sich keiner von denen, die auf den weiteren Stühlen Platz genommen hatten.

Alle waren wohl mit sich beschäftigt und warteten nur darauf, dass ihr Name aufgerufen wurde.
Ich ging in das Zimmer.

„Guten Tag“, sagte ich freundlich und mit einem beklemmenden Gefühl in der Brust.

„Sie können dort ihre Sachen hinlegen“, sagte die Schwester, ohne meinen Gruß zu erwidern.

Ich machte den Oberkörper frei, bis auf ein T-Shirt, dass ich extra unter den Pullover gezogen hatte, um nicht nackt dazustehen.
„Das Hemd müssen Sie auch ausziehen“, schnarrte die Schwester im Befehlston.

Ich war nicht begeistert. Mein Plan war nicht aufgegangen und abgenommen hatte ich auch nicht genügend.
„Sie haben ja täglich das Grauen vor Augen“, versuchte ich zu scherzen.
„Dann können Sie nicht in einem medizinischen Beruf arbeiten“, sagte sie, ohne sich umzudrehen.
Ich stand mit nacktem Oberkörper vor ihr und fühlte mich, als würde ich gleich auf den elektrischen Stuhl geführt werden.
„Setzen Sie sich auf das Fahrrad“, sagte sie.

Ich versuchte das Bein über die Stange in der Mitte zu heben und suchte nach einer Möglichkeit, mich abzustützen.
„Nicht auf das Messgerät fassen“, sagte die Schwester im belehrenden Ton.

„Ich bin nicht senil“, knurrte ich zurück.
Ich merkte, wie so langsam kalte Wut in mir aufstieg.
Die nächsten Minuten verliefen schweigend. Die Schwester schloss mich an eine Reihe von Drähten an.

„Jetzt fangen Sie an, in die Pedalen zu treten und alle zwei Minuten werde ich die Belastung steigern.“

Ich nickte und begann meine Beine zu bewegen, immer im Kreis und ohne, dass ich vorwärtskam.
Obwohl ich die Schutzmaske aufbehalten musste, lief es besser, als ich es selbst erwartet hätte.

„Das sieht ja gar nicht so schlecht aus“, sagte die Schwester nachdem ich aufgehört hatte.

„Muss ich sterben?“, fragte ich.
„Ja, aber nicht sofort“, antwortete sie trocken.
Ich hatte irgendwie den Eindruck, dass sie lockerer wurde.

„Sie haben promoviert?“, fragte sie nun.

„Ja, sagte ich“, aber das ist nicht mehr wichtig“, antwortete ich.
„Was ist Ihnen wichtig?“, fragte sie mich.

„Dem Alltag ein bisschen Freude abgewinnen.“
„Das ist leichter gesagt, als sie es hier umsetzen können“, sagte die Schwester.

Ich staunte, dass sie sich überhaupt auf einen Dialog mit mir einließ.
„Wissen Sie, Sie werden ja nicht den ganzen Tag vor Glück umherspringen müssen, aber Sie hätten schon Grund, um ein wenig glücklich zu sein.“

„Wie soll das gehen?“, fragte sie mich misstrauisch.
Ich hätte jetzt antworten können, dass ich nicht ihr Seelentröster bin, kein Coach und auch nicht ihr Clown, der für ihre gute Laune zu sorgen hatte.

Laut sagte ich etwas Anderes:
„Sie haben einen tollen Beruf. Sie helfen Menschen. Und ganz wichtig: Sie können mit den Patienten kommunizieren, Sie ermuntern, einfach für sie da sein.“

„Hm“, sagte sie und schaute mich ungläubig an.
„Es kostet ein wenig Kraft und Überwindung. Doch wenn Sie es schaffen, am Tag auch nur eine Sache gut zu finden, dann haben Sie gewonnen.

Sie schauen aus einem Fenster in einen Park hinein, sie arbeiten ganz allein in diesem Zimmer, sind sozusagen der ‚Kapitän‘ auf Ihrem Boot und sie lernen die unterschiedlichsten Menschen kennen“, schob ich noch hinterher.“

Jetzt war ein flüchtiges Lächeln auf Ihrem Gesicht zu sehen.
„Ich wünsche Ihnen noch einen wirklich schönen Tag“, sagte sie zu mir, als ich aus dem Zimmer ging.

‚Das hast du aber gut hingekriegt‘, flüsterte der Alltag mir ins Ohr.
‚Ich hab‘ dich auch lieb‘, brummte ich.

DIE BIBEL ÜBER ERWORBENE KLUGHEIT, DIE VOR FEHLERN BEWAHRT

BIBEL

ALLTÄGLICHES-22.03.14

„Wer Klugheit erwirbt, liebt sein Leben; und der Verständige findet Gutes.“

SALOMOS SPRÜCHE – 19,8

 

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10. KW – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

MEIN FREUND, DER ALLTAG

ALLTÄGLICHES-22.03.12

BIBEL IM ALLTAG

DIE BIBEL ÜBER DIE ANGST IN UNSICHEREN ZEITEN

NIETZSCHE ÜBER DEN MÄRTYRER WIDER WILLEN

VOM ENTSCHLUSS, VOR ALLEM GESCHICHTEN ZU ERZÄHLEN

WENN MEIN FREUND, DER ALLTAG ANTWORTEN KÖNNTE (1)

ANNA IST DEMENT

‚ICH LIEBE DOCH SO MEINE HEIMAT UND DIE LIEDER DARÜBER‘

ANNA IST DEMENT

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SCHREIB-ALLTAG

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WENN MEIN FREUND, DER ALLTAG ANTWORTEN KÖNNTE (1)

MEIN FREUND, DER ALLTAG

ALLTÄGLICHES-22.03.10

Es ist nun schon ein paar Jahre her, dass ich auf die Idee kam, den Alltag in mein Herz zu schließen.

Ich dachte, wenn ich ihn schon nicht ignorieren kann, dann arrangiere ich mich mit ihm und mit der Zeit werden wir vielleicht sogar Freunde.

Was würde er wohl sagen, wenn er reden könnte?

„Na, mein Dicker, heute hast du mich ja wieder ganz fest in den Arm genommen, frühmorgens jedenfalls?“

„Oh ja, das habe ich“, antworte ich ihm darauf.

„Du lügst mir einfach ins Gesicht!“, schnauzt mich nun der Alltag an.

„Warum?“

„Weil du heute Morgen nicht mich gedrückt hast, sondern dein Kopfkissen, und zwar so, dass du auf gar keinen Fall den Wecker hören konntest.“

„Stimmt“, seufze ich.
„Aber weißt du, Alltag, es ist zurzeit echt schlecht, sich zu motivieren. All die schrecklichen Bilder im Fernsehen, der Krieg in der Ukraine, man könnte die Lust verlieren an allem, was einem Spaß macht.“

„Das verstehe ich“, meint der Alltag.

„Aber reiß dich mal zusammen, geh deiner Arbeit nach, schreibe über das, was dich bedrückt und hör auf zu jammern. Wir alle sind von den Ereignissen betroffen und müssen trotzdem unser Bestes geben.“

„Na gut, Alltag, ich verspreche Besserung.“

„Wir sprechen uns wieder“, verabschiedet sich der Alltag. Das klingt für mich bedrohlich.

 

VOM ENTSCHLUSS, VOR ALLEM GESCHICHTEN ZU ERZÄHLEN

SCHREIB-ALLTAG

SCHREIB-ALLTAG-22.03.09

Der Krieg in der Ukraine stellt die Welt auf den Kopf. Sie bringt auch deine eigene ins Wanken.

Da ist die Frage was es bedeutet, im Angesicht großer Ängste und Sorgen im Alltag durchzuhalten, sich trotzdem auf das eigene Leben zu konzentrieren.

Das ist besser möglich und intensiver zu veranschaulichen, wenn es anhand von erzählten Geschichten passiert. Der Schriftsteller James

N. Frey hat dazu einmal geschrieben:
„Während Sie mit Ihren Figuren ringen und versuchen, sie zu verstehen, zu motivieren und sie so echt und glaubwürdig wie möglich zu machen, ihnen wirklich Mut und Selbstgefühle zu geben, werden Sie feststellen, dass Sie beginnen, die Welt mit anderen Augen zu sehen und Sie werden eine neue positive Seite an sich entdecken.“ (1)

‚Die Welt mit anderen Augen sehen‘- ja, das will ich tatsächlich.
Aber es fällt schwer, angesichts der Bilder über den Krieg, das Leiden, den Tod und die Angst der Menschen, einfach zu überleben.

Wer hätte schon gedacht, dass wir uns noch einmal mit dem auseinandersetzen müssen, was unsere Eltern und Großeltern erfahren haben.

Nie wäre es mir in den Sinn gekommen, zu erleben, weinende Kinder, schreiende Mütter, alte Frauen im Fernsehen zu sehen und zu begreifen, dass dies nicht handelnde Personen in einem Film sind, sondern in der Wirklichkeit, mitten in Europa.

Das alles zu verarbeiten, zu erfahren, wo man selbst in dieser Zeit, welche Erfahrungen und Erinnerungen durch den eigenen Kopf gehen – das kann man am besten, indem man schreibt.

Schreiben heißt, über dein Leben nachzudenken

Dieses Schreiben zwingt dich, konzentriert zu sein. Es schärft einfach deinen Verstand, und es steigert auch dein Vermögen, Erlebtes zu verarbeiten und niederzuschreiben.

Du bekommst das Gefühl, etwas Gutes zu tun, dein Leben und vielleicht das des einen oder anderen Lesers zu verändern.

Das bedeutet natürlich auf der anderen Seite, tief in sich selbst hineinzublicken, Erinnerungen wachzurufen, zu überlegen, wie man das alles zu Papier bringt.

Das beginnt bei dem, woran ich zurzeit arbeite – bei ‚Thure aus Schebsand‘ – mit dem Gedanken, wieviel ‚Thure‘ von dir selbst in der Figur sein soll.

Wie löst du es, dass du zwar in der Gegenwart schreibst, aber in die Vergangenheit der Figuren blickst, überlegst, wie du beides miteinander verbinden kannst, ohne dass die geschilderten Ereignisse zu häufig hin- und herspringen.

Ich habe lange überlegt, aus welcher Erzählperspektive heraus ich schreibe – der des ‚Ich-Erzählers‘ oder doch eher aus der Sicht des personalen Erzählers in der ‚Er-Form‘?

Davon soll der nächste Beitrag handeln.

SCHREIB-ALLTAG

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NIETZSCHE ÜBER DEN MÄRTYRER WIDER WILLEN

MEIN FREUND, DER ALLTAG

ALLTÄGLICHES-2022.03.08

Man muss nicht alles mögen und teilen, was Friedrich Nietzsche gesagt und geschrieben hat.
Seine Ideen zu lesen und zu kennen allerdings schärft deinen Blick für den Alltag, bringt dich zum Nachdenken über eigene Positionen, Einstellungen und Handlungen. Und das allein ist schon ein Wert an sich. 

ALLTÄGLICHES-2022.03.08

„…In einer Partei gab es einen Menschen, der zu ängstlich und feige war, um je seinen Kameraden zu widersprechen: man brauchte ihn zu jedem Dienst, man erlangte von ihm alles, weil er sich vor der schlechten Meinung bei seinen Gesellen mehr als vor dem Tode fürchtete; es war eine erbärmliche schwache Seele.

Sie erkannten dies und machten aufgrund der erwähnten Eigenschaften aus ihm einen Heros und zuletzt gar einen Märtyrer.

Obwohl der feige Mensch innerlich immer Nein sagte, sprach er mit den Lippen immer Ja, selbst noch auf dem Schafott, als er für die Ansichten seiner Partei starb: neben ihm nämlich stand einer seiner alten Genossen, der ihn durch Wort und Blick so tyrannisierte, dass er wirklich auf die anständigste Weise den Tod erlitt und seitdem als Märtyrer und großer Charakter gefeiert wird.“ (1)

 

(1)

Friedrich Nietzsche, Gesammelte Werke, Anaconda Verlag GmbH Köln, ISBN 978-3-86 647-755-1, S.166, (73)