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DAS WAREN DIE BEITRÄGE IN 44. KALENDERWOCHE

DER LOCK-DOWN VOR EINEM JAHR ÄNDERTE ALLES IM TAGESABLAUF

DER NOVEMBER BRINGT DIE ERINNERUNG AN SCHWERE ZEITEN WIEDER HOCH

STIMMUNGSBILDER UND BESCHREIBUNGEN GEHÖREN MIT IN DEN TEXT

IMMER NOCH IM HOMEOFFICE ARBEITEN – IMMER NOCH UNTER KLARAS BEOBACHTUNG

STENOGRAMM FITNESS-STUDIO

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STENOGRAMM FITNESS-STUDIO

ALLTÄGLICHES-2021.11.04

Training am frühen Morgen - Adrenalin-Rausch oder einfach nur senile Bettflucht? 

Ich bin 16 Minuten nach vier Uhr morgens hier drin gewesen, im Fitness-Studio.

Es ist surreal, trotzdem ein gutes Gefühl. Im Dorf habe ich auf der Hinfahrt einen Fuchs mit den Scheinwerfern angeleuchtet.

Der drehte sich am Straßenrand nach mir um und schaute mich mit seinen leuchtenden Augen an. „Was machst du hier so früh, Dicker?“, schien er mich zu fragen.

„So richtig kann ich dir das auch nicht sagen“, habe ich im Stillen geantwortet.

Die Straßen waren ansonsten leer und ich bin bereits kurz nach vier Uhr in die Tiefgarage beim Fitness-Center eingebogen. Ich wollte eigentlich um die Zeit erst aufstehen, aber ich war kurz nach drei Uhr wach und bin aufgeblieben.

Ist das die Vorfreude auf das Training oder einfach senile Bettflucht?
Die Wahrheit liegt wahrscheinlich in der Mitte.

Das alles klingt gruselig, selbst wenn ich es hier aufschreibe. Aber der einzige Punkt der Überwindung ist das Aufstehen. Danach läuft alles nach Art des Fließbandes ab.

Katzenwäsche, Tee trinken, Banane schnappen, ins Auto setzen und losfahren.

Die leeren und beleuchteten Straßen im Prenzlauer Berg faszinieren mich. Alle Ampeln sind auf grün, so als würden sie sagen wollen:

„Komm‘ beeil dich Dicker, das Laufband und die Geräte warten auf dich.“

Naja, so sehr sehne ich mich nicht nun auch nicht wieder in die Folterkammer des Studios.

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IMMER NOCH IM HOMEOFFICE ARBEITEN – IMMER NOCH UNTER KLARAS BEOBACHTUNG

ALLTÄGLICHES-2021.11.04

Es ist kaum zu glauben, genau vor einem Jahr, fast auf den Tag genau habe ich diesen Beitrag geschrieben - darüber, wie ungewohnt es ist, dass Klara im Homeoffice mitarbeitet.
Hat sich in diesem Jahr etwas verändert? Ja, schon, ich habe mich daran gewöhnt, dass ich unter Kontrolle bin.

Hier mein Bericht aus dem vergangenen Jahr, am 05. November 2020

05.30 Uhr, meine Frau sitzt am Schreibtisch und ich auch, nur eben eine Tür weiter. Das ist neu für mich, ungewohnt, spannend, abschreckend und anziehend zugleich.

Ich fühle mich beobachtet, habe erst einmal die Tür zu meinem Arbeitszimmer zugemacht.

„Warum machst du die Tür zu?“, ruft Klara herüber.
„Darum!“, will ich antworten.

Stattdessen sage ich: „Ich mach‘ das Fenster auf. Ich brauch‘ frische Luft, damit ich wach werde.“

Manchmal stehe ich einfach auf, wenn ich allein bin, laufe die Treppen runter, ins Wohnzimmer und schalte den Fernseher an.

„Ich muss doch sehen, was in der Welt abgeht“, rechtfertige ich mich dann im Stillen.

Oft habe ich aber auch was im Computer oder auf dem iPad gelesen.
Zum Beispiel, wer was in einer Talkshow gesagt hat.

Stimmt das alles, was die einen Tag später darüberschreiben? Das muss ich nachprüfen, also die Talkshow in der Mediathek suchen und anschalten.

Kann ich das jetzt tun? Natürlich nicht.
Ich müsste es ansonsten wortreich gegenüber Klara erklären.
Und dann kämen sie wieder, die Sprüche.

„Jetzt ist mir alles klar, dass du so wenig an Umsatz reinholst.“
Oder: „Du redest zwar, was du wieder verkauft hast, aber in Wirklichkeit sitzt du vor dem Fernseher. Da kann nichts werden!“, höre ich sie rufen.

Ich muss jetzt mal für kleine Jungs.
Muss ich mich abmelden?

Nö, ich gehe in Richtung Gäste-WC und kann dann ja mal kurz ins Wohnzimmer abbiegen.

Und wenn Klara ruft, wo ich bin, dann antworte ich einfach nicht. Das wäre ja noch schöner.

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STIMMUNGSBILDER UND BESCHREIBUNGEN GEHÖREN MIT IN DEN TEXT

SCHREIB-ALLTAG-2021.11.03

Wenn ich einen runden -Text über ein Unternehmen schreiben will, so komme ich gar nicht umhin, auf die belletristischen Mittel der Beschreibung und auf das Skizzieren von Stimmungsbildern zurückzugreifen.
Das habe ich vor einem Jahr geschrieben - es bleibt wichtig.

Ich will im Storytelling nicht nur ein paar Fakten schildern, die dem Firmenporträt einfach nur angeheftet werden.

Nein, mir geht es auch schon darum, die Stimmung einzufangen, in der ich Gespräche führe, oder, in der ich die zu Interviewenden antreffe.

Das ist nicht immer ganz so einfach, wie ich es hier aufschreibe – zum Beispiel die Atmosphäre mit Worten zu skizzieren, die ich wahrnehme, bevor mein eigentliches Interview überhaupt beginnt.
Kürzlich hatte ich einen Termin in einem kleinen Ort im Barnimer Landkreis.

Mir blieb noch ein wenig Zeit und so hielt ich auf einem Parkplatz an, mitten in der Schorfheide.

Es roch nach den Kiefernzweigen, die sich leicht im Wind bewegten.
Die Ruhe, die sie ausstrahlten, die ging auf mich über.

Und obwohl ab und an ein paar Meter entfernt von mir Autos auf der Straße vorbeirauschten, hatte ich das Gefühl, ich könnte den Stress des Tages hinter mir lassen.

Als ich wieder ins Auto stieg und auf den kleinen vor mir liegenden Ort zusteuerte, da kam Freude in mir hoch, dass ich in dieser schönen und etwas abgelegenen Gegend gleich auf einen interessanten Menschen treffen würde.

Am Ortseingang sah ich kleinere Einfamilienhäuser mit gepflegten Vorgärten.

Alles schien in Ruhe und Ausgeglichenheit gegossen. Ein paar Meter weiter standen Spaziergänger an einem Gartenzaun.
Sie unterhielten sich mit einem älteren Mann, der sich auf seine Harke gestützt hatte und trotzdem noch aus den Augenwinkeln die herannahenden Autos beobachten konnte.

„Wir sind hier ein ruhiger Ort, mit sehr ruhigen Menschen. Bei uns zählt, dass man einander vertrauen kann. Und das ist enorm wichtig für mein Geschäft. Ich selbst bin hier geboren, groß geworden und habe hier meine Familie gegründet“, begann die Unternehmerin zu erzählen.

Das Bild, das ich mir von dem Menschen machen wollte, bekam mehr und mehr Konturen.

Angefangen hatte das alles schon vorher – nämlich als ich in den Ort hineinfuhr.

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DER NOVEMBER BRINGT DIE ERINNERUNG AN SCHWERE ZEITEN WIEDER HOCH

MENSCHEN IM ALLTAG-2021.11.02

Vor zwei Jahren habe ich darüber geschrieben, mit wie viel Aufopferung sich die Pflegekräfte in Dresden um meine Eltern gekümmert haben.
Das Verhältnis zu meiner Mutter und meinem Vater war schwierig.
Und trotzdem: Es bleiben die Eltern und du bist froh, wenn du in schwierigen Zeiten solche Menschen an deiner Seite hast. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im ‚Pflegeheim am Schloss' in Dresden - sie bleiben für mich die stillen Helden.

 

Sonntagmorgen. Wir wollen heute nach Dresden fahren und Mama besuchen. Wir sind gespannt, wie sie reagiert. Ich habe gestern mit der Pflegedienstleiterin gesprochen.

Die Schwester sagte mir, dass sie sich zurzeit gut fühlt. Sie erkennt die Schwestern, wenn sie zur Tür hereinkommen, und freut sich sogar.

Manchmal fragt sie nach Vati.
Sie hat dann vergessen, dass er im Sommer gestorben ist. Ich bin froh, dass sie es wieder vergisst. Das klingt hart, doch ich finde es gut so, in dieser Hinsicht jedenfalls.

Seit Vati tot ist, rede ich wieder mehr über ihn, stelle seine guten Seiten in den Vordergrund meiner Erzählungen.

„Du redest jetzt oft über deinen Vater“, sagt Klara dann.
„Ja, ich bin irgendwie befreit, auch wenn sich das schrecklich anhören mag, aber ich fühle mich nicht mehr so eingeengt“, habe ich ihr geantwortet.

„Naja, du hast viel von ihm“, sagt dann Klara. Ich will das nicht hören, aber leugnen kann ich es wohl auch nicht. Irgendwie freue ich mich auf die Fahrt nach Dresden, ins Pflegeheim.

Ich habe stets ein schlechtes Gewissen, weil wir das so wenig tun. Und dann bin ich froh, dass im Heim so ein tolles Team agiert.

„Sie glauben gar nicht, wie ich mich freue, Ihre Stimme zu hören“, habe ich gestern zur Schwester am Telefon gesagt.

Sie ist eine Seele von Mensch, weiß als Pflegedienstleitung, was sie tut, und sie ist unglaublich bescheiden. Ich habe schon so viel über Menschen in der Pflege geschrieben, Worte über Pflegekräfte aneinandergereiht, die ich gar nicht kannte, in Imagetexten eben.

Aber die Menschen, die in der ‚Pflege am Schloss‘ arbeiten, die habe ich beobachten können, und zwar auch dann, wenn sie es nicht bemerkten.

Mit wieviel Liebe haben sie sich in den letzten Wochen um meinen Vater gekümmert!

Da kannst du als Angehöriger noch so viel danke sagen, es ist immer zu wenig, es reicht nie, gemessen an dem, was sie tun für die Heimbewohner, und zwar Tag um Tag.

Wir hingegen kommen, sind für ein paar Momente im Heim, und sind froh, wenn wir wieder abfahren können. Das klingt hart, aber es wäre unehrlich, etwas Anderes zu sagen.

Als Mama im Sommer neunzig Jahre alt wurde, da haben wir mit ihr gefeiert. Das Team aus dem Heim hatte alles liebevoll vorbereitet.

Wir haben ein paar Stunden mit Mama zusammengesessen. Doch dann wollten wir nach Berlin zurück.

„Dann bleibt Ihre Mutter hier bei mir“, sagte mir eine Schwester. Sie wollte nicht, dass Mama an so einem Tag auch nur eine Stunde allein war.

Ich war dankbar und hatte ein unendlich schlechtes Gewissen.
Wenn wir heute, am Samstag, auf eine Schwester treffen, werden wir uns bedanken für die Fürsorge und Betreuung, für ihre Geduld, die sie für Mama aufbringen.

Unser schlechtes Gewissen bleibt.
Stille Helden sind das, die im Team der ‚Pflege am Schloss‘ arbeiten. Unsere Wertschätzung und Hochachtung jedenfalls haben sie.



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2021: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2021/

2020:https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2020/

2019: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2019/

2017: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2017/

 

DER LOCK-DOWN VOR EINEM JAHR ÄNDERTE ALLES IM TAGESABLAUF

ALLTÄGLICHES-2021.11.01

Kein Fitness-Studio mehr und Klara blieb auch noch zuhause, im Homeoffice.

Der Wecker klingelte, wie immer viel zu früh.
Irgendwas war komisch, dachte ich. Ich setzte mich gerade aufs Bett und dann fiel es mir ein.

‚Ich werde heute nicht ins Fitness-Studio fahren. Ich komme dem Lock-down zuvor.‘

Klara hätte es gern gesehen, dass ich noch einmal mit reingefahren wäre, denn sie musste nun morgens wieder auf die Bahn umsteigen.
Ich nahm mir vor, zwischendurch ein paar Übungen zu machen, wenigstens vom Schreibtisch aufzustehen, Arme und Beine zu lockern.

An der Rückseite der Tür zum Arbeitszimmer klebte ein großes Plakat, auf dem Übungen abgebildet sind, die ich machen konnte, ohne dass ich groß Geräte brauchte.

Habe ich das getan? Nein.
Doch eine Sache war gut: Ich habe drei Säcke mit Grünzeug aus dem Garten zur Abfallstation gebracht.
„Wer weiß, ob die nächste Woche noch aufhaben“, schoss es mir durch den Kopf.

„Sollte ich die Blätter auf dem Rasen auch noch zusammenhaken und mit in einen der Säcke stopfen? Das wäre ja auch sowas wie Gymnastik“, dachte ich bei mir.

Ich schaute auf die Blätter, dann auf die Säcke und schließlich auf den Schuppen, wo die Harke stand.

„Kommt gar nicht in Frage, noch zu harken. Es reicht, wenn ich die Säcke hier wegfahre, schließlich hast du danach noch zu arbeiten“, sagte ich in strengem Ton zu mir selbst.

Ich hievte die Säcke in den Wagen und fuhr in Richtung Abfallentsorgung los.
Als ich ankam, stand eine Mitarbeiterin auf dem Hof, schaute mir beim Aussteigen zu und fragte schließlich: „Wie viel Säcke sind es?“

„Es sind vier“, sagte ich.
„Wieso vier? Hier hinten sind nur drei“, entgegnete sie, nachdem sie in das Innere des Wagens geschaut hattte.

„Der größte und der dickste Sack steht vor Ihnen“, sagte ich trocken und beobachtete, wie sie sich vor Lachen ausschüttete.

„Ach ich liebe Ihren Humor“, meinte sie und nahm wortlos den einen Euro Trinkgeld an, den ich ihr zusteckte.

„Ja, wir werden demnächst nicht viel zu lachen haben“, meinte ich und sie nickte stumm.

Ich stieg ins Auto und nahm mir vor, am nächsten Tag mit einer Übung zu beginnen, die auf dem Plakat an der Rückwand der Tür zum Arbeitszimmer abgebildet war. Sollte ich wirklich damit anfangen?

‚Aber morgen ist Freitag und da hantiere ich doch immer mit dem Staubsauger und schüttele vorher die Teppiche aus‘, eine gute Ausrede, wie ich fand.

„Ich werde mir mal einen Tee machen und mich danach erneut an die Arbeit begeben“, dachte ich, als ich wieder zuhause angekommen war.

Während ich das Wasser in den Teekessel füllte, sah ich, dass die roten Lampen an der Spülmaschine leuchteten.

„Verflucht, auch das noch!“, brummte ich vor mich hin.
Ich kippte die Klappe der Spülmaschine nach vorn und hob mit einer Hand den Behälter raus, in dem das Besteck aufbewahrt war.

Eine Gabel hakte sich an einem Kuchenteller fest und hob ihn mit an. Ich fluchte, beugte mich nach unten, um die Gabel zu befreien.
„Verdammt, ich komme hier im Homeoffice aber auch zu gar nichts“, dachte ich.

Und dann musste ich mich immer und immer wieder nach unten beugen, um das Geschirr herauszunehmen.

Als es geschafft war, seuftze ich erleichtert auf. Ich würde Klara von meinen Heldentaten nachher berichten. Aber die würde wohl wieder nur die Augenbrauen nach oben ziehen und nichts sagen.

Naja, wenigstens hatte  ich doch noch ein paar Rumpfbeugen gemacht. Der Anfang war getan.

KLARA ARBEITETE IM HOME-OFFICE – ES WAR SO UNGEWOHNT
Für mich war das ein komisches Gefühl. Ich konnte gar nicht so ‚herumlungern‘, wie ich das sonst morgens immer am Computer tat, um in Schwung zu kommen: Mal hier surfen, da mal nachlesen.

Jetzt war hier eine gespenstische Ruhe, obwohl wir zu zweit waren.
Ich hätte das Klara nie zugetraut, dass sie das mit dem Laptop hinbekam.

Laura hatte ihr geholfen. Sie sind noch extra zum Alex gefahren, hatten den Computer gekauft und Laura hatte ihn eingerichtet.
Und wie es immer so am Anfang war: Der Laptop konnte sich noch nicht ins System einloggen.

„Dann muss Klara ja am Montag doch reinfahren und ich kann hier wie gewohnt arbeiten, oder zwischendurch auch nicht, weil ich mal eine Serie gucken kann, ‚Seal-Team‘“, dachte ich bei mir.

Ach, ich liebte es, wenn ich die ‚Seals‘ sah, wie sie in der Serie eine Tür eintraten.

Doch ich hatte die Rechnung ohne Klara gemacht, die saß drüben, ganz diszipliniert und rührte sich nicht. Sie hatte ja noch ihren Dienst-Laptop mitgebracht, vorsichtshalber. Und der loggte sich ein.

Naja, was soll’s. Ich wusste nicht, ob ich mich freuen oder ob ich weinen sollte.

„Kannst du so lange auf deinem Schreibtischsessel sitzen?“, rief Klara herüber.

„Oh ja, da bin ich ganz diszipliniert“, rief ich ungerührt zurück, obwohl ich gerade dachte, dass ich mir mal eine Pause verdient hatte.

Kurzum, ich fühlte mich beobachtet.

„Alles ‚guut‘, Löwe“, hörte ich Krümel in Gedanken rufen, so als würde sie mit mir spielen wollen.

Aber Krümel war gar nicht da, sie war in der Kita und würde wohl nicht an mich denken, sondern mit den Kindern in ihrer Gruppe spielen.

Nicht mal jammern konnte ich, dass ich laufend abgelenkt wurde.
Bis jetzt fand ich das ja gut mit dem Home-Office.

Ich hatte da allerdings mehr an mich selbst gedacht. Bis der Lock-down begann.

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MEIN FAHRER ENTWICKELT VIELE AKTIVITÄTEN – MEISTENS ABER DIE FALSCHEN

JEEPY-2021.10.30

MEIN FAHRER HAT KEINE AHNUNG VON TASTATUREN

Hallo Krümel, hier ist Jeepy. Jetzt ist die Woche schon fast wieder rum und ich hoffe, dir geht es gut im Kindergarten und Zuhause, bei Mama.

Naja, einmal hat mein Fahrer dich ja gesehen, über Skype. Da hast du den Computer umarmt, weil du dachtest, dahinter ist dein Opa, mein Fahrer, versteckt.

Das hat meinen Fahrer sehr amüsiert und er hat danach richtig viel Schwung bei der Arbeit gehabt.

Aber ich wollte dir doch noch zu Ende erzählen, wie es weiterging, nachdem wir zurück in den Prenzlauer Berg mussten. Erinnerst du dich?

Mein Fahrer wollte dort die Tastatur austauschen, weil sie ja nicht funktionstüchtig war. Mein Fahrer ließ mich in der Tiefgarage zurück und eilte in das Einkaufscenter.

„Ich möchte diese Tastatur umtauschen. Die funktioniert nicht“, sagte mein Fahrer zu dem Verkäufer.

„Sie haben mich doch auch vor zwei Stunden beraten, richtig?“, hakte mein Fahrer noch nach.

„Hm“, brummte er und verzog sein Gesicht, als hätte er gerade in eine Zitrone gebissen.

„Was haben Sie denn mit der Tastatur angestellt, die ist doch ganz einfach zu bedienen?“, fragte der Verkäufer meinen Fahrer.

Der pumpte sich gerade hoch. Also sendete ich aus der Tiefgarage meine Signale: „Bleib ruhig, denk an deinen Blutdruck, es geht hier nur um eine Tastatur und nicht um Menschenleben.“

Aber der hörte das zwar, ignorierte das jedoch komplett.
„Ich bin jetzt richtig neugierig, was sie mit der Tastatur anstellen, um mir zu zeigen, was für ein Fachmann Sie sind“, sagte mein Fahrer.

„Ach, das haben wir gleich. Geben Sie mal her.“
Mein Fahrer reichte das Paket mit der Tastatur rüber und wartete gespannt, wie es nun weiterging.

„Bedienungsanleitung?“, fragte der Verkäufer.
„Drinnen“, antwortete mein Fahrer ebenso knapp.
„Brauchen Sie aber gar nicht zu schauen.“

„Warum nicht?“
„Weil kein Deutsch draufsteht.“
„Gibt es auch in Deutsch“, sagte der Verkäufer.
„Gibt es nicht.“
„Doch.“
„Nein.“
„Wollen wir wetten, dass kein Deutsch draufsteht?“, fragte mein Fahrer.

„Wenn die Anleitung auch in Deutsch ist, dann nehme ich die Tastatur ungesehen wieder mit, egal, ob sie geht oder eben auch nicht.“
„Gut“, sagte der Verkäufer. Er machte den Karton auf, holte die Anleitung raus und zeigte mit dem Finger auf die rechte Seite des Blattes.

Dort standen tatsächlich ein paar deutsche Sätze.
„Das gibt’s doch nicht.“ Mein Fahrer war verblüfft. Der Verkäufer schmunzelte.

„Sie müssen hier auf die Taste ‚Fn‘ gehen und oben auf die Taste eins. Dann halten Sie das Ganze drei Sekunden gedrückt und schon gibt es eine Verbindung.“

„Können Sie mir das mal vorführen?“
„Kann ich.“

In wenigen Handgriffen brachte der Verkäufer die Tastatur zum Laufen und schrieb munter darauf herum. Mein Fahrer muss so blöd geschaut haben, dass der Verkäufer anfing zu lachen.

Dann lachten sie beide.
„Soll ich die Tastatur in den Karton zurückschieben, das geht immer so verdammt schwer“, fragte der Verkäufer meinen Fahrer.

„Nein, lassen Sie mal. Die nehme ich jetzt gleich so mit.“
Mein Fahrer bedankte sich noch einmal und verließ leichten Schrittes den Media- Markt.

Für ihn war klar, selbst wenn die Tastatur Zuhause nicht funktionierte, noch einmal zurück würde er nicht fahren. Die Strassen waren jetzt verstopft.

In Berlin hatte der Feierabendverkehr eingesetzt. Nach zwei Stunden ‚Stop and go‘ hatten wir es geschafft.

Ich stand im Carport, als ich von oben den Jubelschrei hörte. Die Tastatur funktionierte.

Bis zum nächsten Abenteuer mit deinem Fahrer und mir, lieber Krümel, sage ich Tschüss,
Dein Jeepy.

MEIN FAHRER WISCHT DIE TREPPE FEUCHT AB – SOLL ER ABER NICHT

Hallo Krümel, ich stehe hier unter dem Carport und keiner denkt an mich.

„Mir ist langweilig“, hat deine Mama in solchen Fällen zu meinem Fahrer gesagt. Der lässt sich gar nicht blicken. Er arbeitet, angeblich. Dabei stöhnt er schon den ganzen Tag rum, weil er die Zimmer saubermachen will.

Seine Frau, also deine Oma, ist ja zur Kur.
Und da hat er vorige Woche einfach mal das Saubermachen ausfallen lassen. Aber jetzt sieht er überall die kleinen Fussel.

Die Tage zuvor hat er sie einfach aufgehoben und in die Hosentasche gesteckt. Doch nun ist es einfach zu viel für ihn.

Also hat er den Staubsauger herausgeholt und angefangen zu saugen. Danach ist er gleich vor Erschöpfung in den Sessel gesunken, und keiner war da, der ihn bemitleidet hat. Nun kommt der Knaller.

Mein Fahrer hat freiwillig noch die Treppen gewischt. Das macht er sonst nie, sondern überlässt es deiner Oma.

Er hat ihr gleich ein Foto geschickt. Da war er mit dem Eimer und dem Wischlappen drauf zu sehen. „Schnau…. voll“, stand in der Bildunterschrift.

Das sagt man eigentlich nicht, lieber Krümel, deshalb schreibe ich das Wort auch gar nicht erst aus, was mein Fahrer hier gesagt hat. Später rief deine Oma an und mein Fahrer wollte ihr stolz berichten, was er alles getan hatte.

Und was war die Reaktion?
„Du hast doch nicht etwa die Treppen feucht abgewischt?“, fragte sie ihn. Mein Fahrer war sauer.

„Wie denn sonst?“
„Naja, ich wische sie immer trocken ab“, sagte sie.
„Das ist jetzt egal, ich habe sie jedenfalls feucht abgewischt.“

Mein Fahrer war enttäuscht. Er dachte nämlich, er bekäme ein dickes Lob von deiner Oma. Dabei hatte er ihr noch gar nicht erzählt, wie lange er gebraucht hatte, um zu verstehen, wie der Wischlappen aufgezogen wird.

In den Wischeimer hatte er einfach Spülmittel und Fettlöser aus der Küche genommen. Er hatte die richtigen Reinigungsmittel nicht gefunden.

Die standen so in der Ecke, dass man hätte alles ausräumen müssen. Mein Fahrer hat es versucht. Aber da flogen ihm gleich die ersten Sachen entgegen.

„Wir gehen heute ein Eis essen“, sagte deine Oma zu ihm am Telefon.
„Eis essen, während der Kur?“, fragte mein Fahrer.

„Ja, denn heute ist ja Frauentag.“
„Ach du Sch….“, stöhnte mein Fahrer auf. Jetzt muss ich schon wieder Punkte machen, Krümel.

Dein Opa hat sich nicht im Griff. Er ärgerte sich einfach, dass er den Feiertag vergessen hatte.
Wie konnte er das wieder gutmachen? Er wusste das nicht.

„Bist du für Morgen gut vorbereitet, für deine Lesung zum Frauentag?“, fragte deine Oma nun versöhnlich.
„Ja, wie gut, dass wissen wir erst nach der Lesung.“
„Ich drück‘ die Daumen“, sagte Oma.

Mein Fahrer bedankte sich. Er würde am Sonntag einen Blumenstrauß mit in die Reha-Klinik nehmen. Ach Krümel, ich freue mich auf Morgen, denn da fahren wir endlich wieder ein Stück. Nach Altlandsberg.

Da gibt es einen Verein, der heißt „Helfen hilft“. Mein Fahrer findet den klasse.
Dort arbeiten Menschen, die nicht viel fragen, sondern anderen Menschen helfen, mit Lebensmitteln, Sachen zum Anziehen und noch vielen anderen Dingen.

Deshalb gibt sich mein Fahrer sicher Mühe, denn er will ebenfalls für diesen Verein etwas tun, mit seiner Kraft und seinen Möglichkeiten eben. Morgen, da ist dort eine kleine Feier, zum Frauentag, und mein Fahrer liest ein paar kleinere Geschichten vor.

Ich warte natürlich draußen. Ich bin zwar nur ein kleiner Jeep, aber die Treppen komme ich ja trotzdem nicht hoch. Aber ich krieg schon raus, wie es war. So lieber Krümel, davon erzähle ich dir das nächste Mal.
Dein Jeepy.

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DAS GESICHT IM SPIEGEL SAH WEINERLICH UND ZERKNITTERT AUS

ALLTÄGLICHES-2021.10.29

Von den Niederlagen, morgens für die Fitness frühzeitig aufzustehen

Der Wecker klingelte wie immer eine Viertelstunde vor vier Uhr.
Mir war, als würde jemand mit einem Holzhammer direkt auf meinen Kopf hauen.

Ich hatte Klara am Abend gesagt, dass ich früh zum Sport fahren würde, auch wenn sie nicht mit zur Arbeitsstelle fuhr.

Sie hatte sich entschlossen, am nächsten Tag im Homeoffice zu arbeiten, weil sie noch stark erkältet sei.

„Dann fahre ich morgen früh allein los“, hatte ich todesmutig erklärt.
Der Zeitpunkt war herangekommen.

Ich quälte mich hoch, ließ die Beine aus dem Bett hängen und verfluchte mich, dass ich so eine Ansage gemacht hatte.
Ich stand langsam auf und schlurfte ins Bad.

„Leg‘ dich wieder hin!“, sagte meine innere Stimme.
Du kannst auch noch am nächsten Tag dorthin fahren. Jeden Tag!“
Was sollte ich tun? Meiner inneren Eingebung nachgeben?

Oder den Harten spielen?
„Du bist eine Lusche“, sagte ich zu dem Gesicht, das mich im Spiegel zerknittert und weinerlich anschaute.

„Komm‘, sei ein Held. Geh‘ da raus und mach‘ deinen Sport. In zwei Stunden bist du wieder zurück, gut gelaunt und hochmotiviert“, sagte meine andere Stimme.

Ich ging aus dem Bad in Richtung Schlafzimmer zurück.
„Sei kein Schwächling, raff dich auf!“, rief meine andere innere Stimme.

Der Kopf kämpfte noch, doch die Beine trugen mich direkt vor das Bett.

Ich plumpste hinein, drehte mich um und versuchte weiterzuschlafen.

Ich verfiel in einen Albtraum, indem ich als letzter auf einer 5000 Meter Strecke lief.

‚Jetzt reiss dich doch mal zusammen. Warum hast du in den Trainingsstunden
gefehlt?‘

Ich wachte schweissgebadet auf.
„Du bist ja doch nicht ins Fitness-Studio gefahren“, sagte Klara zu mir.

„Nein, ich habe noch mit meiner Erkältung zu kämpfen“, antwortete ich.

„Komisch, und ich dachte, du hättest das überstanden.“
Ich sagte nichts darauf.

„Dann kannst du ja das Frühstück machen“, schob Klara nach.
Jetzt war meine Laune auf dem Tiefpunkt angekommen.

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DAS REIZVOLLE DES ALLTAGS VERSTECKT SICH HINTER BANALITÄTEN

MENSCHEN-2021.10.28

Warum du schreiben solltest, um deinen Alltag noch intensiver zu erleben.

Das Faszinierende am Schreiben ist für mich: Ich kann Menschen in alltäglichen Situationen beobachten, ich bin an wechselnden Schauplätzen, es gibt stets neue Ausgangssituationen, und ich schreibe zu vielfältigen, sich abwechselnden Themen.

Das Schreiben hat auf mich eine ungeheure Anziehungskraft, es frisst dich mit ‚Haut und Haaren.“

Natürlich fahre ich beispielsweise nicht zuerst ins Fitness-Center, um Menschen beim Training zuzusehen und anschließend darüber zu schreiben, sondern um selber Sport zu treiben, fit zu bleiben, vorausgesetzt, das Center bleibt nicht mehr lange wegen Corona geschlossen.

Ich beobachte gern, was um mich herum passiert.
Was könnte nun ein Leser daran interessant finden? Ich kenne natürlich nicht die genauen Motive jedes Lesers.

Jedoch glaube ich fest daran, dass jeder von uns bestimmte eigene Erlebnisse in Alltagssituationen wiedererkennt und sich freut, dass es anderen genauso ergangen ist.

Manch einer will vielleicht auch nur unterhalten werden, für einen Moment aus seiner Realität aussteigen und in den Alltag des Erzählers eintauchen.

Für mich als Autor ist es eine spannende Sache, wenn ich mich in meine Gedankenwelt begebe und sie abgleiche mit dem, was ich gerade erlebt und gesehen habe.

Ich denke, wir alle können mehr glücksbringende Momente in alltäglichen Situationen entdecken, als wir es für möglich halten.
Mark Twain war es wohl, der sinngemäß formulierte, dass es vor allem zwei Tage im Leben eines Menschen sind, die für ihn eine Bedeutung haben – nämlich der Tag der Geburt und der Tag, an dem er weiß, warum er auf der Welt ist.

Jeder wird diese Frage anders beantworten. Ich denke, dass dies die wirklichen mentalen Anker im Leben sind.

Ich habe lange Zeit gedacht, dass ich einiges vollbracht habe, weil ich intensiv studiert habe, um mir möglichst viel Wissen anzueignen.

Dann kam die Wende und wieder versuchte ich, meinem Leben einen neuen Sinn zu geben, Anerkennung durch Leistungen in einer neuen, anderen Welt zu bekommen.

Wirklich glücklich bin ich aber erst, seitdem ich erkannt habe, dass ich mich selbst so nehmen muss, wie ich bin und ich Kraft aus meiner neuen Gelassenheit ziehe.

Hat das was mit dem Alter zu tun?
Vielleicht.

Und mit dieser inneren Ruhe ziehe ich in meine neuen Abenteuer, dem Schreiben über das Alltägliche, über Menschen im Alltag.

DIE BELLETRISTISCHE ERZÄHLWEISE ZWINGT DICH, IM ALLTAG GENAUER HINZUSCHAUEN, MENSCHEN ZU BEOBACHTEN

Ich schreibe schon lange, eigentlich schon mein ganzes Leben.
Aber zum Geschichtenerzählen komme ich erst so richtig in letzter Zeit, und da bin ich auch noch ganz am Anfang.

Ich schreibe vor allem Geschichten, die mit dem Alltag zu tun haben.
Bin ich deshalb ein Schriftsteller?
Nein, sicher nicht.

Aber ich muss mich natürlich trotzdem an die Regeln des Schreibens halten, und deshalb muss ich sie mir auch aneignen. Auf jeden Fall ist das ein stetiger Prozess des Lernens, des Übens und des Schreibens.

Mehr und mehr stelle ich mich dabei den Anforderungen an das belletristische Schreiben. Das ist für mich wie ein Abenteuer, eine Reise in ein unbekanntes Land.

Ich schreibe in dieser Rubrik darüber, was mir am Alltag ‚über den Weg läuft‘, wie ich es verarbeite, und, wie ich das Handwerk des Schreiben trainiere und was es mir bringt.

Ich will dem Leser Menschen aus dem Alltag näherzubringen, ihre Konflikte, ihre Hoffnungen, Sehnsüchte und die Schwierigkeiten zeigen, mit denen sie in ihrem Umfeld zu tun haben.

Mich reizt das Banale, das, was wir am Tag erleben, eben das, was wir oftmals nicht aufmerksam genug hinterfragen.

Dabei gibt es viel mehr schöne Dinge als hässliche Erlebnisse im Alltag, humorvolle Episoden, die es lohnt, festzuhalten.

Sicher ist es ja auch interessant, quasi den Weg des Schreibens zu dokumentieren – mein handwerkliches Verständnis davon, die Erfolge und Niederlagen, die Fehler und vor allem die Motive, warum ich weitermache.

Schreiben und verwerfen, wieder schreiben, lesen und dann wieder schreiben. Eintönig?

Ja, irgendwie schon. Anstrengend? Und wie.
Trotzdem: Es bleibt faszinierend.

SCHREIB-ALLTAG



Mehr lesen:
2021: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2021/

2020:https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2020/

2019: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2019/

2017: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2017/

 

SCHREIBEN ÜBER MENSCHEN IM ALLTAG – WAS KANN ES SCHÖNERES GEBEN?

MENSCHEN IM ALLTAG-2021.10.27

VON DEN GANZ GROSSEN LERNEN, ÜBER ALLTÄGLICHES MEISTERHAFT ZU SCHREIBEN
Diesen Text habe ich im Sommer dieses Jahres geschrieben, zum 90. Geburtstag der kanadischen Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin Alice Munro.
Wenn du lernen willst, wie du großartig über Alltägliches schreibst, über Menschen im Alltag, dann musst du die Kurzgeschichten dieser phantastischen Autorin lesen.

Ich habe seit einigen Jahren ein Ritual entwickelt, mit dem ich den Tag beginne, nachdem ich vom Fitness-Studio zurück bin.
Ich nehme das Buch von Alice Munro „Ferne Verabredungen“ zur Hand.

Dann klebe ich ein weißes Blatt Papier auf einen Pappdeckel, den ich aus einem Ordner auf A4 -Größe zurechtgeschnitten habe.

Ich schlage das Buch auf, suche mir eine Textstelle und schreibe ein paar Sätze daraus ab. Anschließend formuliere ich sie um.
Es ist eine Methode, meine handwerklichen Fertigkeiten im Schreiben zu trainieren.

Und erst dann, wenn ich einen Satz umformulieren will, merke ich wirklich, wie meisterhaft er von Alice Munro formuliert und von Heide Zerning, der Übersetzerin, ins Deutsche gebracht wurde.

Ich verzichte in diesen Momenten ganz bewusst darauf, die Tastatur zur Hand zu nehmen, in den Computer zu starren.
Diese ‚blanke‘, vielleicht auch antiquierte Arbeitsweise, zählt zu dem Besten, was ich so am Tag anstelle.

Bereits im Klappentext steht über Alice Munro, was für mich mit zu einem Leitsatz für diesen Blog geworden ist: „Alice Munro erzählt zugewandt und genau vom Allerschwersten, von dem, was zwischen Menschen passiert, was in ihnen vorgeht.“ (1)

Und diese ‚Meisterin des Alltäglichen‘ ist gerade 90 Jahre alt geworden. Ich habe das in der Berliner Zeitung in der Feuilletonseite entdeckt. (2)

Was mich an dieser Schriftstellerin fasziniert ist, wie unaufgeregt sie über Menschen im Alltag, über das Alltägliche schreibt.

Dass sie inzwischen eine kanadische Literaturnobelpreisträgerin ist, das nötigt mir natürlich Respekt ab.

Was in mir jedoch eine wirkliche Begeisterung hervorruft ist die Tatsache, dass sie mit scheinbarer Leichtigkeit über eher langweilige Dinge des Alltags schreibt.

„Sie (Alice Munro) zeigt, dass ein Schreiben über Windeln, den Besuch in einem Pflegeheim oder Einkäufe von Zahnpasta und Handcremen von bestechender Prägnanz und Aussagekraft sein kann.

Besonders ihre späteren Texte bringen die Schilderungen des Unspektakulären, man könnte auch sagen, den genauen Blick auf Menschen als Menschen zur Perfektion.“ (3)

Alice Munro war dabei immer Mutter von vier Töchtern, Hausfrau.
„Sie kochte und putzte, sagte sie in einem Interview mit der Literaturzeitschrift Paris Review, seitdem sie ein Teenager war und ihre Mutter an Parkinson erkrankte: ‚die Uni war also die einzige Zeit in meinem Leben, in der ich keine Hausarbeit verrichten musste.“ (4)

Als ich das gestern beim Frühstück las, da dachte ich bei mir:
‚Worüber jammerst du eigentlich?

Du musst so viel tun – Firmenporträts schreiben, freitags zuhause Staubsaugen, ins Fitness-Studio fahren, du kommst eigentlich zu gar nichts, schon gar nicht dazu, kurze Alltagsgeschichten für den Blog zu schreiben.‘

Da kann ich nur verstummen, angesichts des großartigen Schaffens dieser Schriftstellerin, und dass in vielen Jahren am Küchentisch, weil sie kein Arbeitszimmer hatte.

Manchmal, wenn ich meine Enkelin besuche und mit ihr in Berlin auf einen Spielplatz gehe, dann sehe ich Mütter, die auf dem Boden sitzen und reden, Kartoffelsalat ausgepackt haben und jeden, der von außen dazukommt aus einer Mischung von Ablehnung und Neugier betrachten.

Ich nenne sie seit vielen Jahren die ‚Monicas‘.
‚Die Monicas sind wieder da‘, sage ich dann zu Krümel, die sich aber nicht dafür interessiert, sondern für die Rutsche, auf der die Kinder der ‚Monicas‘ heruntersausen.

Inspiriert zu dieser durchaus liebevoll gemeinten Bezeichnung wurde ich durch die Geschichte ‚Jakarta‘:
„Kath und Sonje haben einen eigenen Platz am Strand, hinter großen Baumstämmen.

Den haben sie sich ausgesucht, weil er ihnen Schutz bietet, nicht nur vor dem gelegentlich stark auffrischenden Wind – sie haben Kaths Baby dabei -, sondern auch vor den Blicken einer Gruppe von Frauen, die jeden Tag den Strand bevölkern. Sie nennen diese Frauen die Monicas.

Die Monicas haben zwei oder drei oder vier Kinder pro Nase.
Angeführt werden sie von der richtigen Monica, die über den Strand gelaufen kam und sich vorstellte, sobald sie Kath und Sonje und das Baby entdeckt hatte.

Sie lud sie ein, sich dem Rudel anzuschließen.
Sie folgten ihr und schleppten die Babytasche mit.
Was blieb ihnen anderes übrig?

Aber seitdem verschanzen sie sich hinter den Baumstämmen.

Das Feldlager der Monicas besteht aus Sonnenschirmen, Badelaken, Windeltaschen, Picknickkörben, aufblasbaren Flößen und Walfischen, Spielsachen, Sonnenschutzmitteln, Kleidungsstücken, Sonnenhüten, Thermoflaschen mit Kaffee, Plastikbechern und -tellern und Kühlboxen, die hausgemachte Eislutscher aus Fruchtsaft enthalten.“ (5)

Ich habe in meinem Leben viel studiert, Diplomarbeiten geschrieben, Diplomarbeiten bewertet, Studenten unterrichtet. Das war eine schöne Zeit.

Der beste Teil kommt tatsächlich zum Schluss, nämlich von einer ‚Meisterin des Alltäglichen‘ zu lernen, die kleinen Dinge im Leben zu sehen, sie nicht geringzuschätzen, Menschen nicht in ihren großen Gesten zu bewundern, sondern darin, wie sie den Alltag meistern, wie sie sich zueinander verhalten.

Das Schwierige besteht darin, nicht nur das Banale zu beschreiben, sondern die Beschreibung auch noch banal aussehen zu lassen. Darin bewundere ich die große Schriftstellerin Alice Munro.

(1)
Manuela Reichart, Nachwort für Alice Munro, Ferne Verabredungen, Die schönsten Erzählungen;
aus dem Englischen von Heidi Zerning;
© 2016 S. Fischer Verlag GmbH, Hedderichstr. 114, 60596 Frankfurt am Main
(2)
Berliner Zeitung, Nr. 156, Freitag, 09.Juli 2021, S. 13; Feuilleton
„Meisterin des Alltäglichen“
(3)
Sabine Rohlf, ebenda
(4)
Ebenda
(5)
Alice Munro „Ferne Verabredungen“, Jarkarta, Fischer Verlag GmbH, 2016, S.9


Mehr lesen:
2021: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2021/

2020:https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2020/

2019: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2019/

2017: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2017/


VIOLA LEHMANN MIT HERZ UND VERSTAND FÜR DIE PFLEGE UND BETREUUNG VON MENSCHEN

MENSCHEN-2021.10.26

Viola Lehmann hat es geschafft. Sie hat eine Einrichtung in nahezu 20 Jahren aufgebaut und geführt, die Menschen ein Zuhause bietet, die sonst in einem Pflegeheim leben müssten. Die Betreuung erfolgt über 24 Stunden, wochentags und an den Sonn- und Feiertagen.

Den Bericht habe ich vor zwei Jahren geschrieben.
Was bleibt aktuell daran?
Die Leidenschaft, mit der sich Menschen in der Pflege engagieren.

Viola Lehmann hat es geschafft. Sie hat eine Einrichtung in nahezu 20 Jahren aufgebaut und geführt, die Menschen ein Zuhause bietet, die sonst in einem Pflegeheim leben müssten. Die Betreuung erfolgt über 24 Stunden, wochentags und an den Sonn- und Feiertagen.

„Der Umgang mit den Menschen, die gute Unterstützung durch mein Team – das sind die wichtigsten Gründe dafür, warum mir dieser Beruf immer noch Spaß macht“, sagt Viola Lehmann.

Sie hat sich ihren Traum erfüllt- selbstständig als Unternehmerin zu arbeiten, in einer Branche, die immer wichtiger wird.

Und sie ist erfüllt von dem Gedanken, eine häusliche Atmosphäre für die Bewohner zu erhalten und sie gleichzeitig in den Dingen zu unterstützen, ohne die sie nicht mehr allein wohnen und leben könnten, sondern in einem Heim untergebracht werden müssten.

Sich kümmern – als gehörten sie zur eigenen Familie
Viola Lehmann hat treffend formuliert, was sie unter individueller Betreuung versteht – sich so für ihn einzusetzen, als ginge es um das eigene Familienmitglied: „Individuell pflegen und betreuen heißt für mich zu wissen, was der einzelne Bewohner für Wünsche hat, ihn im Alltag zu unterstützen, aber auch ihn zu motivieren, mitzumachen, damit er sich eingebunden fühlt, fit bleibt“, so Viola Lehmann.

Es lebt sich gut in der Seniorenwohngemeinschaft
Die Bewohner sind zufrieden mit ihrer Situation. Sechs bis acht von ihnen leben in einer Wohngemeinschaft. Jeder hat ein eigenes Zimmer, das auch mit einigen privaten Möbeln, Bildern oder anderen Erinnerungsstücken ausgestattet ist, je nach den Bedürfnissen und Wünschen der Bewohner.

Die Küche und das Wohnzimmer werden von den Bewohnern gemeinsam genutzt. „Was mir in dem Zusammenhang wichtig ist: Wir sind nicht irgendwo abgeschottet, am Rande der Stadt zuhause, sondern leben inmitten eines Wohngebietes“, sagt Viola Lehmann. Das stärkt das Gefühl, nicht allein zu sein, sondern in einer großen Gemeinschaft zu leben.

Nichts geht ohne mein Team
„Ohne mein Team könnte ich das ja nicht stemmen“, sagt Viola Lehmann. Sie schätzt an ihren Mitarbeitern, dass diese sich engagieren, nicht gleich vor Problemen kapitulieren, sondern sich gegenseitig bei deren Lösung helfen.“

Und weiter sagt sie: „Eine gute Atmosphäre ist wichtig unter uns im Team, denn das strahlt auf die gesamte Wohngemeinschaft aus.“
Eine angemessene Entlohnung, Dienstpläne – die private Interessen der Mitarbeiter berücksichtigen -, all das gehört dazu.

Der weite Weg der Viola Lehmann

Viola Lehmann war chemisch-technische Assistentin in Potsdam-Rehbrücke. Nach der Wende wollte sie neu durchstarten, den Umbruch für eine berufliche Umorientierung nutzen. Sie fing an, in einem Seniorenheim in Lietzensee zu arbeiten, und zwar zunächst als Pflegehelferin.

Viola Lehmann wollte es richtig machen und nahm an einer Ausbildung zur examinierten Altenpflegerin teil, in Hermannswerder in der Hoffbauerstiftung – parallel zu ihrer Tätigkeit als Pflegehelferin.

Sie erwarb eine Menge an theoretischem Wissen in der für sie zunächst völlig neuen Pflegethematik. Sie machte aber auch eigene Erfahrungen während ihrer Arbeit als Pflegehelferin in den Jahren 1991 bis 1999.

Die hauptsächlichen Tätigkeiten richteten sich zum Beispiel auf das Waschen, Essen oder das Säubern der Zimmer der Heimbewohner. An eine individuelle Betreuung war da noch nicht zu denken. Also machte sich Viola Lehmann ihre eigenen Gedanken, wie so etwas aussehen konnte.

Sie sah in dieser Zeit einen Film, den sie als ein Schlüsselerlebnis dafür beschrieb, wie man demenzkranke Menschen in täglichen Lebenssituationen unterstützt. Nämlich: auf den Bewohner eingehen, ihn aktivieren und mobilisieren und unterstützen, wo es allein gar nicht mehr geht.

In dieser Zeit entstand bei ihr der Gedanke, eine eigene Pflegeeinrichtung zu gründen, in der sie ihre Vorstellungen von einer ganzheitlichen Pflege und Betreuung verwirklichen konnte. Bis die Konzeption erarbeitet war und die Bank einer Finanzierung für ihr Projekt zugestimmt hatte, verging noch einige Zeit.

Schließlich musste eine Wohnung gefunden werden, in der Menschen leben konnten, die ohne Hilfe nicht mehr in den eigenen vier Wänden zurechtkamen. Als die gefunden war, kostete es noch einmal viel Zeit und Kraft, sie herzurichten, gemäß der geltenden Pflegestandards und so, dass sich Bewohner darin wohlfühlten. Im November 2001 war es soweit.

„Ich fing mit einer Mitarbeiterin an, die von 08.00 bis 16.00 Uhr arbeitete, montags bis freitags und ich füllte die restliche Zeit aus, ich übernahm also die Betreuung – in Nachtschichten, an Sonn- und Feiertagen, rund um die Uhr“, sagt Viola Lehmann.

„Die erste Bewohnerin in der betreuten Einrichtung war übrigens eine ältere Dame, die aus dem Haus kam, in dem ich auch wohnte.

Die Dame konnte nicht mehr allein leben. Und so kam ich an meinen ersten Auftrag. Ich erarbeitete mir so Stück für Stück einen guten Ruf, und der sprach sich natürlich rum“, erinnert sie sich.

„Ich würde es noch einmal so machen. Natürlich, hätte ich die Erfahrungen von heute, dann würde ich einiges anders angehen. Aber generell spüre ich eine Zufriedenheit, ja ich bin glücklich, weil ich mich verwirklicht habe.

Und heute kann ich mein Wissen an die nächste Generation weitergeben“, beschließt Viola Lehmann das Gespräch.

 



Mehr lesen:
2021: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2021/

2020:https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2020/

2019: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2019/

2017: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2017/

 

KLEINE GLÜCKSMOMENTE FINDEN – IM ALLTAG

ALLTÄGLICHES-2021.10.25

Ich will hinter den Sinn des Lebens kommen - der oft gut versteckt ist, nicht etwa in großen Ereignissen; zu finden ist er vielmehr in den kleinen Alltagsdingen. Schreiben kann dabei sehr helfen, ist kein Selbstzweck, sondern ein guter Wegbegleiter.

 

Es ist trüb, die dunkle Jahreszeit beginnt. Der Sturm bläst, rüttelt an den Rollläden im Haus und im Garten fliegen die Blätter umher.
Ich versuche, mich nicht von dieser Stimmung herunterdrücken zu lassen, sondern ich will lieber aufschreiben, was meinen Schreib-Alltag ausmacht.

Kürzlich hatte ich eine Frau am Telefon, die mir erzählte, wie sehr sie mich beneiden würde, dass ich mein Geld mit dieser Art von Arbeit verdienen könnte.

„Ich bekomme mein Geld, weil ich es verdiene und weil ich hart dafür arbeiten muss“, sagte ich zu ihr.

Sie schien mir das nicht so recht zu glauben.

Sie meinte, ihr fehle einfach die Zeit dafür, diesem schönen Hobby nachzugehen. Sie war in der Modebranche tätig.

Ist das ‚Hobby‘ wirklich so schön und macht es so unendlich viel Spaß, zu schreiben?
Ich kann sagen, dass mich diese Gefühle bisher nur selten erreicht haben.

Klar, ich schreibe irgendwie schon gern, aber noch lieber lese ich das Ganze, wenn alles fertig ist und wenn dann noch jemand sagt, dass es ihm gefällt, ja dann bin ich natürlich auch glücklich.

Und trotzdem, es ist bis dahin stets ein weiter, ein holpriger Weg, steinig und mit vielen kleinen Stolperfallen gepflastert.
Die Frage, die ich mir immer wieder stelle, ist die: Was schreibe ich und wie schreibe ich es?

Die Voraussetzung dafür, dass du überhaupt deine Leser unterhalten kannst, ist ja, dass dir irgendetwas einfällt.

Ich glaube, die Fähigkeit, etwas Sinnvolles zu Papier zu bringen hängt sehr vom Willen ab, etwas für sich zu entdecken, was man notieren kann.

Ich zwinge mich dazu, in verschiedenen Situationen Menschen zu beobachten, zu überlegen, ob sich daraus eine Geschichte entwickeln lässt.

Was mich antreibt ist, mit Worten zu untersetzen, dass es nicht lohnt, auf den großen Tag zu warten, der alle Glückseligkeit mit sich bringt.

Entscheidend ist, ob du bereit bist, das was vor dir ist als etwas zu begreifen, was deinen Alltag bereichert.
Kürzlich saß ich im Auto und beobachtete die Menschen, die zwischen den geparkten Autos hin- und herliefen.

Es war auf dem Parkplatz eines großen Supermarktes. Ich sah einen Mann, der zwei Taschen schleppte. Hinter ihm gingen zwei kleine Mädchen, die mehr hüpften und tanzten, als dass sie schnurgerade gingen.

Der Vater ging gebeugt, die Last der Einkaufstaschen schien ihn runterzuziehen. Als er an seinem Auto ankam und in seinen Taschen kramte, vermutlich seine Autoschlüssel suchte, da war seinen Gesichtszügen anzumerken, wie schlecht gelaunt er war.

Seine beiden Töchter hingegen sprangen durch die Pfützen, die sich nach dem Regen gebildet hatten.

Ich hörte ihr fröhliches Schnattern und Kreischen bis zu mir herüber.
Sie bereiteten sogar mir gute Laune, obwohl ich ein wenig weiter weg war. Ja, ich musste sofort an meine Enkelin denken, die mit Sicherheit ebenfalls in den Wasserpfützen umhergesprungen wäre.

Der Vater schien gestresst, schnauzte seine Kinder an, die urplötzlich aufhörten, lustig zu sein und mit gesenkten Häuptern dem Vater entgegenstrebten.

Ich konnte den Vater verstehen. Oft genug hatte ich mich ja selbst in solchen Situationen befunden.

Aber mit einigem Abstand weiß ich heute, dass der Vater genügend Gründe hätte, ebenfalls fröhlich zu sein, vorausgesetzt, er war nicht krank, hatte keine größeren Sorgen, die nur er kennen konnte.
Was ich meine ist, mit dem Schreiben zu zeigen, dass der Tag nicht besser wird.

Sondern dass der Alltag aus vielen solchen kleinen Momenten besteht, die wir nicht achten, weil wir sagen, es gäbe in der Situation etwas Wichtigeres.

Aber was sollte bedeutungsvoller sein als die Tatsache, dass die Kinder glücklich waren, den Tag liebten, und es mochten, mit ihrem Vater einzukaufen?

Diese kleinen Situationen festzuhalten, das ist wichtig.
Wie viele Bücher sind schon über den Sinn des Lebens geschrieben worden?

Wie oft verweigern sich Menschen dem Glück im Alltag?
Dabei meine ich nicht, mit künstlich verzogenem Mund den Tag zu loben.

Keiner kann sagen, dass er im Alltag nur Positives erfährt. Aber weil es so ist, ist es wichtig, über die guten Alltagsgefühle zu schreiben. Dabei geht es nicht darum, formvollendete Texte zu schreiben.
Oft reicht das Tagebuch, in das man etwas hineinschreibt, sich vergewissert, was einem am Tag wichtig war.

Das bedeutet aber auch, sich ständig aufs Neue zu motivieren, zum Federhalter zu greifen oder auf der Tastatur zu tippen.

Mehr lesen:  
https://uwemuellererzaehlt.de/mein-freund-der-alltag/

 

DIE BIBEL AM SONNTAG FÜR DEINEN ALLTAG

Bibel

BIBEL-2021.10.24

WARUM DIE BIBEL LESEN?
Es ist nicht so einfach, im ‚Buch der Bücher‘ die richtigen Stellen für sich zu finden.

Die Worte herauszunehmen, die mich auch überzeugen, und die ich auch verstehe.

Aber ich bin in diesen Dingen sehr zäh. Selbst wenn alle um mich herum lachen, dass ich mir die Bibel vornehme, hält mich das nicht ab, sondern spornt mich an.

Du brauchst eben die Ausdauer, die Inhalte zu finden, sie richtig zu deuten, sie auch richtig wiederzugeben.

Ich halte nichts davon, nur das Zitat selbst zu nehmen und es einfach vor mir herzutragen, so wie eine Trophäe: ‚Seht her, wie durchgeistigt und klug ich bin‘. Das würde mir nicht helfen.

Ich will mir ein gutes Fundament an Argumenten aufbauen – für alle Lebensbereiche.
Also kann ich nicht nur den ‚Ozean vom Ufer aus betrachten‘. Nein, ich muss mir ein ‚Schiff bauen‘, ein Gerüst, dass mich über ‚das Wasser bringt‘.

Kurzum, ich muss mir zu jedem Satz eine eigene Meinung bilden, darüber nachdenken, was die Worte mir sagen. Nur dann werde ich sie als Motivation im Alltag verwenden können.

Im Buch Josua habe ich etwas gefunden, was mir Mut machen kann:
‚Und lass das Buch dieses Gesetzes nicht von deinem Munde kommen, sondern betrachte es Tag und Nacht, dass du hältst und tust in allen Dingen nach dem, was darin geschrieben steht. Dann wird es dir auf deinen Wegen gelingen und du wirst es recht ausrichten.‘
(Jos 1, 8-9).

Was entnehme ich dieser Botschaft?
Dranbleiben an dem, was man sich vorgenommen hat, nicht vom Weg abweichen, sich einen Plan machen, an den man sich halten kann.

Und: Die Bibel für sich als Richtschnur des eigenen Handelns im Blick behalten.

Bibel

DEN TAG BEWUSST WAHRNEHMEN UND AUF DEINEN NEBENMANN ACHTEN
Im Brief an die Hebräer heißt es: „…und lasst uns aufeinander Acht haben und uns anreizen zur Liebe und zu guten Werken und nicht verlassen unsere Versammlungen, wie einige zu tun pflegen, sondern einander ermahnen, und das umso mehr, als ihr seht, dass sich der Tag naht.“ (Brief an die Hebräer, Bekenntnis der Hoffnung, Hebr 10.24-25)

Man könnte hier viel zu schreiben, zum Beispiel, nicht einfach den Tag an sich vorbeiziehen zu lassen, sondern bewusst den Moment wahrzunehmen und zu genießen, auf den Menschen neben dir zu achten, sich für ihn zu interessieren, ehrlich und einfühlsam.

DIE SPRÜCHE SALOMOS
‚Ein Wort, geredet zu rechter Zeit, ist wie goldene Äpfel auf silbernen Schalen.
Ein Weiser, der mahnt, und ein Ohr, das auf ihn hört, das ist wie ein goldener Ring und ein goldenes Halsband.‘ (Spr 25, 11-12)

In der Stuttgarter Erklärungsbibel heißt es dazu:
„Freundliche Worte brechen den härtesten Widerstand oder ‚Steter Tropfen höhlt den Stein‘.“ (1)

(1)
Stuttgarter Erklärungsbibel mit Apokryphen,
DIE HEILIGE SCHRIFT NACH DER ÜBERSETZUNG MARTIN LUTHERS,MIT EINFÜHRUNGEN UND ERKLÄRUNGEN; DEUTSCHE BIBELGESELLSCHAFT.ISBN 978-3-438-01123-7
Neuausgabe mit Apokryphen © 2005 Deutsche Bibelgesellschaft,  Zweite, verbesserte Auflage 2007, 10.2016, S. 795

Bibel

DIE BIBEL KANN HELFEN GESÜNDER ZU LEBEN – TUN MUSST DU ES ABER IMMER NOCH SELBST
Das Grauen bekam wieder ein Gesicht, nachdem ich am Sonntagvormittag auf die Waage stieg. Ich habe über die Feiertage ein paar Kilo zugenommen.

Die bittere Ironie: Ich habe es nicht geschafft, mein Gewicht auf dem Niveau zu halten, das ich aufgrund eines harten Trainings im Herbst erreicht hatte. Ich habe schon gar nicht weiter an Gewicht verloren. Nein. Das Gegenteil ist also der Fall.

Ich kann mich jetzt in Ausflüchten ergehen – der Lockdown ist schuld, die Feiertage haben mich runtergezogen und dafür ist das Gewicht nach oben gegangen.

Aber was bringt mir das?
Im Zweifelsfall nur weitere schlechte Laune.

Ich habe überlegt: Ich muss zurück zu meiner Ursprungsmotivation, zu den geistigen Wurzeln, die bewirkt haben, dass ich mich von selbst morgens um 05.00 Uhr ins Fitness-Studio aufgemacht habe.
Ich will mit der Bibel versuchen, einen geistigen Neustart hinzubekommen, der nicht nur für ein paar Wochen hält.

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FASZINATION BIBEL FÜR DEINEN ALLTAG

MENSCHEN IM ALLTAG-2021.10.10

Sir 13, 30 
Reichtum ist nur dann gut, wenn keine Sünde an ihm klebt, und allein der Gottlose nennt die Armen böse. 

Bibel

WAS MAN NOCH DARAUS LESEN KANN:
Reichtum kann viel Gutes bewirken – sozial, mental, wirtschaftlich, persönlich.
Vorausgesetzt: Er ist die Folge von harter, ehrlicher Arbeit – auf einer sauberen ethischen Grundlage menschlichen Handelns

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2021: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2021/

2020:https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2020/

2019: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2019/

2017: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2017/

INTERVIEW MIT BARBARA WENDERS

MENSCHEN IM ALLTAG-2021.10.06

Dieses Interview habe ich vor fünf Jahren geführt. 
Wer sich dafür interessiert, welche beruflichen Hürden Menschen in der Pflege nehmen müssen und was faszinierend ist an dieser Tätigkeit ist - der sollte hier reinschauen.

Barbara Wenders war zum Zeitpunkt des Gespräches Mitinhaberin und Pflegedienstleiterin des ambulanten Pflegedienstes EPIS in Duisburg.

Frau Wenders, mit einem zeitlichen Abstand von über zwei Jahrzehnten: Was ist Ihnen am Anfang leichtgefallen und wo hatten Sie Schwierigkeiten, hineinzuwachsen?

Am schwierigsten war es, die betriebswirtschaftlichen Abläufe zu beherrschen – mit den Steuern und Abrechnungen klarzukommen.
Überhaupt war die ganze Verwaltungssache etwas, wo ich noch recht unerfahren war.

Ich habe mich da autodidaktisch hineinbegeben müssen.
Das alles bekam für mich später einen strukturierteren Hintergrund, nämlich als ich eine Ausbildung zur Pflegedienstleitung für ambulante Dienste absolvierte.

Da waren diese fachlichen Inhalte im Lehrprogramm mitenthalten.
Erschwerend kam damals hinzu, dass wir mit dem ersten Steuerberater erhebliche Probleme hatten.

Er kannte die Materie nicht. Wir haben dann zu einer anderen Steuerberatung gewechselt. Danach lief es gut und wir bekamen den kaufmännischen Part in den Griff.

Wie verlief Ihr beruflicher Werdegang vor der Gründung des Pflegedienstes?
Ich habe mit 16 Jahren die Schule verlassen, nach dem Abschluss der zehnten Klasse.
Danach war ich in einem katholischen Krankenhaus in Berlin – Friedrichshagen.

Dort begann ich ein praktisches Jahr. Das musste sein, da ich sonst keine Ausbildung an einer staatlichen Schule für Krankenschwestern hätte absolvieren können.

Nach drei Jahren habe ich die Schule abgeschlossen.
Kurz danach wurde ich schwanger. Ich ging nach Neustrelitz und habe dort in dem städtischen Krankenhaus gearbeitet.
1982 wurde meine erste Tochter geboren.

Wiederum später bin ich in ein städtisches Krankenhaus nach Berlin – Mitte gegangen.

Ich hatte inzwischen zwei Kinder und konnte nicht mehr im Schichtsystem als Krankenschwester arbeiten und bin in die Verwaltung eines Betriebsgesundheitswesens gewechselt.

Zur gleichen Zeit begann ich eine Fortbildung zum Ökonomen des Gesundheits- und Sozialwesens.

Wie ging es weiter?
Im Oktober 1989 bin ich aus der damaligen DDR in die Bundesrepublik geflohen – über die grüne Grenze.

Wir sind in Duisburg gelandet. Dort lebte eine Freundin von mir.
Zunächst begann ich in einer Sozialstation zu arbeiten.
Dort war ich anderthalb Jahre.

Die Arbeit hat mich einiges gelehrt.
Aber die Bedingungen waren schlecht.

Können Sie das erklären?
Ja. Wir haben faktisch im Akkord gearbeitet – 25 Patienten, die auf einer Tour zu versorgen waren. Deshalb gab es auch eine hohe Fluktuation.

Es war immer jemand krankgemeldet. Der Stress war einfach zu groß. Und jeder hat nur gewartet, bis ein anderer Kollege wieder da war und, um sich anschließend selbst krank zu melden.

Für mich waren das keine Zustände – weder für die Patienten noch für uns als Mitarbeiter. Schließlich habe ich gekündigt.

Und dann?
Ich ging zurück ins Krankenhaus und habe knapp zwei Jahre Nachtschichten gemacht.

Das war sehr hart für mich. Ich kam schwer damit klar. Deshalb wechselte ich wieder in einen ambulanten Pflegedienst. Dort lernte ich übrigens meinen zweiten Mann kennen.

Was war das ausschlaggebende Motiv, selbst einen Pflegedienst zu eröffnen?
Na ja, mein Mann und ich haben uns überlegt: Das alles können wir auch selbst organisieren. Also haben wir den Schritt im Oktober 1996 gewagt.

Wir begannen damit Patienten zu betreuen, die künstlich ernährt werden mussten. Das waren zum Beispiel Menschen mit einer HIV- Infektion, oder Krebspatienten.

Mit der Entwicklung unseres Pflegedienstes kamen andere Bereiche hinzu. Wir haben nach und nach alle wichtigen Leistungsbereiche in der Pflege angeboten, waren sozusagen mit der Zeit ganzheitlich im Portfolio aufgestellt.

Was hat sich geändert gegenüber 1996, wenn Sie heute die Pflege und Betreuung ansehen?
Wenn ich noch an die Sozialstation denke, wo ich vor über zwanzig Jahren begonnen habe – und jetzt unsere Art zu pflegen und zu betreuen sehe, dann weiß ich – da liegen einfach Welten dazwischen.

Wir haben einen Familienbetrieb aufgebaut. Das macht schon stolz. Unsere beiden Töchter arbeiten hier.

Und wir haben eine sehr geringe Mitarbeiterfluktuation bei uns. Ich denke, das liegt daran, dass sich in den vergangenen Jahren ein sehr gutes Team zusammengefunden hat.

Mitarbeiter, die wie wir engagiert sind. Wir haben zum Beispiel eine Pflegedienstleiterin, Frau Thyssen – Fett: Sie ist echt eine Perle.
Wir haben schon manchmal scherzhaft gesagt: Wenn sie aufhört, dann machen wir unsere Einrichtung zu.

Oder: Es gibt eine Mitarbeiterin, die bereits 19 Jahre mit uns zusammenarbeitet.
Andere sind ebenfalls bereits über 10 Jahre oder sehr lange bei uns. Das bekommen Sie doch nur hin, wenn das Klima stimmt, die Leute sich einfach wohlfühlen.

Die Firma ist heute der älteren Tochter überschrieben – Maria Spellier. Sie hat inzwischen zusätzlich eine Ausbildung zur Qualitätsmanagerin gemacht.

Die jüngere Tochter Stefanie ist Altenpflegerin und macht gegenwärtig eine Ausbildung zur Praxisanleiterin.

Wie war die Zusammenarbeit mit Ihrem Mann?
Die Zusammenarbeit war sehr gut. Er war der Praktiker. Ihn hat nie die Verwaltung interessiert, sondern nur die Pflege und Betreuung.
Ich musste mich also darum allein kümmern.

Und es war nicht leicht am Anfang alles unter einen Hut zu bekommen – die Pflege, die Verwaltung, die Mitarbeiterführung und die Erziehung der Kinder.

Aber mein Mann war ein Fachexperte, ging einfach in seinem Beruf auf und hat mir auf seine Weise viel Kraft gespendet und den Rücken gestärkt. Heute ist er in Rente.

Was ist aus Ihrer Sicht der Grund, dass es in anderen Einrichtungen und Pflegediensten nicht so klappt, der Ruf mitunter eher schlecht ist?
Wissen Sie, es gibt immer schwarze Schafe. Oft kann der einzelne Mitarbeiter dafür ja gar nichts.

Wenn zum Beispiel zu einem Kunden stets andere Mitarbeiter kommen. Oder: Die Zeiten sind stets unterschiedlich, zu denen die Pflegebedürftigen besucht werden.

Dann bekommen die Pflegebedürftigen natürlich einen schlechten Eindruck von dem Pflegedienst, der dafür zuständig ist.

Was sagen Sie dazu, die Ausbildung jetzt generalistisch zu organisieren?
Es gibt Aspekte, die dafür sprechen und Argumente dagegen.

Welche?
Dafür spricht sicherlich, die Ausbildung in Gesundheit und Pflege weiter zu vereinheitlichen, sie stärker in der Gesellschaft aufzuwerten, junge Leute für den Beruf zu gewinnen.

Und dagegen?
Weiter diskutieren sollte man: Was ist zum Beispiel, wenn ein kleiner ambulanter Pflegedienst einem Auszubildenden die Pflege und Betreuung im Alltag nahebringen will, der jedoch zum Praktikum ins Krankenhaus geht?

Wie ausgewogen wird das zum Beispiel organisiert? Müssen wir eventuell eine junge Fachkraft später nachqualifizieren, weil die praktischen Fähigkeiten und Fertigkeiten für die Pflege nicht ausreichen?

Das ist ja auch eine wirtschaftliche Frage.
Ich denke, hier brauchen wir noch mehr Klarheit.

Was macht für Sie individuelle Pflege und Betreuung aus?
Wichtig ist für uns die Bezugspflege – jeder Kunde soll wissen, wer für ihn zuständig ist. Das schafft Vertrauen.

Individuell pflegen und betreuen heißt für uns, die wirklichen Wünsche und Bedürfnisse der Menschen zu respektieren, also das, was er an Hilfebedarf benötigt. Es sind ja nun auch zusätzliche Beratungsbesuche bei Veränderungen der Pflegesituation möglich. Das war früher nicht so.

Es gibt mit der Einführung der neuen Begutachtungsrichtlinien ab nächstes Jahr ganz andere Möglichkeiten, die Situation der einzelnen Pflege- und Hilfsbedürftigen spezifisch zu erfassen.

Allein die Eingangsfragen, die hier gestellt werden, führen zielgenauer dorthin, wo die wirklichen Probleme der einzelnen Menschen liegen – zum Beispiel: Was ist das Hauptproblem der Pflegesituation? Was würden Sie sofort ändern, wenn Sie es könnten? Welche Informationen könnten helfen?

Das sind nur einige wenige Beispiele. Wir werden das alles sehr genau in den nächsten Wochen und Monaten mitverfolgen und in unserem Bereich umsetzen – für die weitere Verbesserung der Pflegequalität für unsere Kunden.

Frau Wenders, ich danke Ihnen für das Gespräch.



Mehr lesen:
2021: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2021/

2020:https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2020/

2019: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2019/

2017: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2017/

 

INTERVIEW MIT SUSANNE ROSENBERGER

MENSCHEN IM ALLTAG-2021.09.28

Susanne Rosenberger ist die Inhaberin des Pflegedienstes S. Rosenberger und der Tagespflege am Nordbad in Castrop-Rauxel.

Was mir besonders im Gespräch im Gedächtnis geblieben ist: Susanne Rosenberger berichtete sehr authentisch über die sensiblen Aufgaben in der Palliativbetreuung - pflegerisch und vor allem psychisch.

Sie sprach aber auch darüber, wie ehrlich Menschen ihr Leben sahen, so kurz vor dem eigenen Tod, und wie sie dadurch selbst erkannte, wie wertvoll die kleinen Momente im Alltag sind.

Frau Rosenberger, bereuen Sie den Tag, an dem Sie den Entschluss gefasst haben, in die Pflege zu gehen?

Also ich bereue das auf keinen Fall. Natürlich gibt es immer Momente, die nicht so schön sind.

Aber die gibt es überall.
Ich kann mit Bestimmtheit sagen: Die Pflege, das ist mein Leben.
Das Zusammenspiel mit allen im Team macht das Besondere aus. Es ist nicht ein einzelner Baustein.

Es ist das Puzzle, was jeden Tag aufs Neue zusammengesetzt werden muss – im Team, im Gespräch mit den Angehörigen und den Pflegebedürftigen.

Das Besondere an diesem Beruf ist: Wir gehen mit Menschen um, die unserer Hilfe bedürfen.

Und wenn ein dankbarer Blick kommt oder ein Lächeln des Pflegebedürftigen, ja dann ist das schon wahres Glück.

Wir schieben nicht nur die Papiere von links nach rechts. Das muss natürlich auch. Aber alles was wir tun, das ist für die Menschen, die wir pflegen und betreuen. Ich bereue nichts und möchte auch nichts anderes machen.

Wo sind Sie aufgewachsen?
In Castrop Rauxel.

Welchen Bildungsweg haben Sie genommen?
Ich habe Abitur gemacht. Danach habe ich eine Ausbildung zur Krankenschwester durchlaufen.
Ich war dann anschließend im Augusta Krankenhaus in Bochum tätig – auf einer Intensivstation in der Chirurgie.

Wie lange waren Sie dort?
Insgesamt sechs Jahre lang.

Wie sind Sie zur Pflege gekommen?
Durch meine Oma. Sie war Altenpflegerin in einem Altenheim und führte dort nebenbei eine Schneiderstube.

Später wurde meine Oma schwerkrank. Mein Vater und ich haben sie bis zum Schluss begleitet.

Danach kam meinem Vater und mir der Gedanke, einen Pflegedienst zu gründen. Mein Vater hat dafür noch einmal umgeschult und eine Ausbildung zum Altenpfleger absolviert.

2000 war es dann so weit und wir haben den heutigen Pflegedienst eröffnet.

Was belastet Sie, wenn Sie heute an die Pflege denken?
Beflügelndes und Bedrückendes – beide Momente liegen oft dicht beieinander. Mir liegt die Palliativpflege sehr am Herzen. Das gibt es natürlich sehr traurige Momente.

Was bedrückt Sie da ganz besonders?
Während der Palliativpflege werden wir ein Teil der Familie.

Und wenn Sie dann eine Mutter im Sterben begleiten, die erst 42 Jahre alt ist und Kinder hinterlässt, dann ist das sehr bitter – auch für uns als professionelle Begleiter.

Aber es gibt auch viel Positives.

Was meinen Sie?
Nun, man sieht die eigenen Sorgen und Nöte in einem anderen Licht.
Sie erscheinen einem so unwichtig und klein angesichts dessen, was andere Menschen durchmachen.

Und: Es ist ein ungeheurer Reichtum, Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten.

Manch einer spricht darüber, was er anders gemacht hätte.
Die überwiegende Mehrheit ist klar und ehrlich in der Betrachtung ihres zurückgelegten Lebensweges.

Der Tod lässt das Leben als das erscheinen, was es ist, nämlich ein Geschenk. Und das ist unwiederbringlich.

Frau Rosenberger, vielen Dank für das Gespräch.

Mehr lesen:
2021: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2021/

2020:https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2020/

2019: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2019/

2017: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2017/

VON DER HYGIENEINSPEKTORIN IM OSTEN ZUR GESCHÄFTSFÜHRERIN EINER SOZIALSTATION NACH DER WENDE

MENSCHEN IM ALLTAG-2021.09.21

Es wird wieder viel über die Pflege diskutiert, gerade jetzt, in der Zeit des Bundeswahlkampfes.
Wie sich eine ehemalige Hygieneinspektorin nach der Wende in die Pflege hineinbegab, mit den Anforderungen wuchs und heute eine Sozialstation erfolgreich führt, darüber habe ich mit Ute Grüner gesprochen.

Das ist jetzt rund vier Jahre her, aber beim Durchlesen des Interviews habe ich festgestellt, dass es jungen Menschen bei dem Gedanken hilft, sich für den Pflegeberuf zu entscheiden und auch am Entschluss festzuhalten, auch wenn es mal schwierig wird.

Frau Grüner, wie verlief ihr beruflicher Werdegang vor der Gründung Ihres Pflegedienstes?
Von 1982 bis 1985 habe ich eine Fachschule zum Hygieneinspektor absolviert.

Das entspricht in etwa dem heutigen Berufsbild des Gesundheitsüberwachers. Danach war ich als Hauswirtschafterin bei der Volkssolidarität beschäftigt.

Anschließend ging es in ein Pflegeheim. Dort habe ich auch meine Ausbildung zur examinierten Altenpflegerin absolviert.

Daran schloss sich eine Qualifizierung zur Pflegedienstleitung an. 2001 bin ich dann in die Selbstständigkeit gewechselt.

Was war die Initialzündung dafür, als Unternehmerin in die Pflege zu gehen?
Das Motiv war: Ich wollte einen eigenen ambulanten Pflegedienst gründen.

Warum?
Weil ich im Pflegeheim gesehen habe, wie die Bewohnerinnen und Bewohner zum Teil an der Tür ihr Leben abgegeben haben. Trotz alledem haben wir als Mitarbeiter alles getan, damit sich die Bewohner wohlfühlten.

Ich hätte gar nicht zufrieden nach Hause gehen können, wenn ich nicht alles in meiner Kraft Stehende unternommen hätte, um die Heimbewohner gut zu pflegen und zu betreuen.

Also war das schon ein wichtiger Antrieb für Sie, mit einem eigenen Pflegedienst noch mehr für die Pflege- und Hilfsbedürftigen zu tun?

Ja, uns ging es darum, pflegebedürftigen Menschen in unserer Umgebung möglichst lange zu ermöglichen, im eigenen häuslichen Umfeld zu verbleiben.

Sie sollten ihr eigenes Leben selbstbestimmt führen, solange jedenfalls, wie das ging. Das war für mich schon ein wichtiger Antrieb.

Später haben wir dann noch die Tagespflege gegründet, weil es uns wichtig war, dass Menschen am Tag die Möglichkeit hatten, betreut zu werden.

Was sind das für Gäste, die zu Ihnen in die Tagespflege kommen?
Zum einen sind das Menschen, die einfach eine neue und interessante Sicht auf den Tag bekommen wollen – durch Begegnungen mit anderen Gästen und indem sie an den Aktivitäten teilhaben können.

Das sind aber auch Gäste, die unter Demenz leiden – abends sind ja in dem Fall die Angehörigen wieder da und können sich kümmern.
Sie alle zusammen fühlen sich bei uns am Tag sehr wohl

Haben Sie das alles allein geschafft?

Anfangs ja. Später, genauer 2006, ist mein Mann, Jens, mit in die Firma eingestiegen.

Als was?
Als Mitinhaber natürlich und verantwortlich für die Technik, die Verwaltung den Fuhrpark. Heute leitet er die ambulant betreute Wohngruppe.

Was ist Ihnen anfangs leichtgefallen und wo hatten Sie Schwierigkeiten, hineinzuwachsen?
Die Akquise von Patienten ist mir leichtgefallen. Ich kannte viele im Dorf und man kannte mich. Ich hatte auch von Anfang an ein gutes Verhältnis zu den Ärzten.

In kürzester Zeit haben wir ca. 30 Patienten betreut. Schwer ist mir die gesamte Büroarbeit gefallen. Ich bin heute noch lieber beim Patienten, als die Dokumentation zu erstellen.

Aber: Das ist ja wichtig. Und so habe ich mich in vieles einarbeiten müssen – das ganze Vertragswesen, die kaufmännischen Angelegenheiten, die Planung und Organisation der Pflege und Betreuung.

Haben Sie heute noch Kontakt mit Patienten?
Auf jeden Fall, wo denken Sie hin? Ich kenne alle Patienten persönlich, spreche mit ihnen, wenn es Wünsche oder Probleme gibt.

Außerdem bei Dienstübergaben oder beim Erstaufnahmegespräch – da bin ich immer dabei.

Was macht Ihrer Meinung nach ein starkes Team aus?
Ein starkes Team? Im Notfall ist jeder für den anderen da – das macht meiner Meinung nach ein wirklich starkes Team aus.

Und zwar ohne große Worte. Dies wissen auch die Patienten und vertrauen uns nicht zuletzt deshalb.

Welche Rolle spielt für Sie die Kommunikation mit den Pflegebedürftigen?
Die Kommunikation spielt für uns eine extrem wichtige Rolle.
Man kann bei jeder Maßnahme, zum Beispiel bei der Körperpflege, Kommunikation und Aktivität miteinander verbinden.

Also: erklären, was man gerade macht, was wichtig ist bei einer mobilisierenden Tätigkeit. Und außerdem: Auf dem Dorf wird immer gesprochen. Wir sprechen viel über Ereignisse und Menschen, die für uns interessant und wichtig sind.

Das mögen die Pflegebedürftigen sehr gern. Sie nehmen ja dadurch weiter am Leben außerhalb der häuslichen Umgebung teil.
Ich denke: Mitunter ist ein Gespräch bei einer Tasse Kaffee wichtiger als die Pflegemaßnahme selbst.

Oder anders ausgedrückt: Ich habe mich nie von der Minutenpflege drücken lassen. Das geht immer auf die Qualität. Natürlich muss ich ebenfalls auf die Zeit schauen.

Aber im Fokus sind für mich die Menschen, die wir pflegen und betreuen. Und da muss man eben auch mal eine Minute hinten dranhängen.

Meine Mitarbeiter wissen ebenfalls, dass ich so denke.
Ich will gern in diesem Zusammenhang an unseren Leitspruch erinnern.

Nämlich?
Helfen ist unsere Berufung!

Frau Grüner zum Abschluss: Was ist für Sie persönlich Glück?
Glück ist für mich ein Zustand der inneren Zufriedenheit, zum Beispiel, wenn der Tag gut war.

Zu meinem Glück gehört meine Familie: Mein Mann, ohne den ich das hier gar nicht schaffen würde; meine Tochter Annett – sie ist 25 Jahre alt und studiert Journalismus.
Frau Grüner, vielen Dank für das Gespräch.

Sozialstation Grüner GmbH Pflegedienst
Lobensteiner Str. 9, 07924 Ziegenrück

Mehr lesen:

2021: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2021/

2020:https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2020/

2019: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2019/

 

 

 

ORTHOPÄDIESCHUHTECHNIK BÜCH

FIRMENPORTRÄT-2021.09.09

Modernes Fachgeschäft + angeschlossene Werkstatt
Firmeninhaberin Ulrike Büch, Orthopädieschuhmachermeisterin seit 2012

Kontakt:
Berliner Straße 52
16321 Bernau
Telefon: 03338-70 57 377
Telefax: 03338-70 57 378
E-Mail: ost-buech@web.de
Homepage: www.ost-buech.de

Öffnungszeiten:
Montag + Dienstag: 09.00-13.00 und 14.00 – 18.00 Uhr
Mittwoch: 09.00-13.00
Donnerstag: 14.00-20.00
Freitag: 09.00-13.00

Der Markenkern:
Individuelle Beratung, eingehende Besprechung der Kundenwünsche, auf den Kunden zugeschnittenen individueller Service.

Die Philosophie von Ulrike Büch: Die eigenen Werte zu 100% leben.
Dabei ist ‚Weniger mehr‘.

Wie sich Ulrike Büch selbst beschreibt: „hilfsbereit, zielstrebig, fleißig, qualitätsbewusst.“

„Dem Kunden ein Lächeln ins Gesicht zaubern“, weil er zufrieden mit unserer Arbeit ist und wir alles gegeben haben – Leidenschaft, Herz, Fachwissen.“

Mehr zum Leistungsportfolio: www.ost-buech.de

Wir suchen dich!
Hast du Lust, zu uns ins Team zu kommen?
Wir sind jung, ein bisschen verrückt und wir arbeiten hart.
Und: Wir haben verdammt viel Spaß an dem, was wir tun, nämlich unsere Kundinnen und Kunden glücklich zu machen.

Was solltest du mitbringen?
Einen Nachweis über eine abgeschlossene Lehre zur Orthopädieschuhmachergesellin, zum Orthopädieschuhmachergesellen.
Oder:
Die Bereitschaft, dich hier von uns vor Ort ausbilden zu lassen.
Wir freuen uns auf dich. Melde dich einfach bei uns – per Telefon oder per E-Mail oder komm‘ einfach vorbei.

Zum Interview mit Ulrike Büch: https://uwemuellererzaehlt.de/2021/09/09/menschen-im-alltag-2021-09-09/

 

INTERVIEW MIT ULRIKE BÜCH

MENSCHEN IM ALLTAG-2021.09.09

Ulrike Büch ist eine junge und sehr ehrgeizige Firmeninhaberin.
Sie liebt ihren Beruf, ja sie legt ihre ganze Leidenschaft dort hinein.
2012 schloss sie ihren Lehrgang zur Orthopädieschuhmachermeisterin als Jahrgangsbeste ab.
Ich habe Ulrike Büch als einen sehr offenen und lebensfrohen, ja humorvollen Menschen kennengelernt.

Sie ist 2016 in einen Burn-out gerutscht und hat sich daraus nicht nur wieder allein herausgekämpft. Nein, sie hat sich als ihre Therapie den Weg in die Selbstständigkeit verschrieben. Ulrike Büch ist eine Kämpferin, sie gibt nicht auf, und sie liebt nicht nur das was sie macht, sie liebt auch die, für die sie es tut, ihre Kunden.

Sie ist manchmal laut und verbirgt dahinter ihre wohl liebenswerteste Seite – ihre Verletzlichkeit.

Das ist das Interview, das ich mit ihr geführt habe.

Frau Büch, was ist Ihre bisher wichtigste Erfahrung, die Sie auf dem Weg in die Selbstständigkeit gemacht haben?
Ich bin heute davon überzeugt, dass man so ziemlich alles erreichen kann, wenn man es nur will.
Mir sind auf meinem Weg oft Menschen begegnet, die mir gesagt haben, dass ich es nicht schaffen werde.

Was war Ihre Reaktion darauf?
Man sagt ja oft ‚geht nicht, gibt’s nicht‘. Für mich war das aber nicht irgendwie ein hingeworfener Spruch, eine Worthülse, sondern ich habe danach gehandelt.

Und gerade, wenn mir Menschen gesagt haben, dass ich es nicht schaffen würde, dann habe ich gedacht: „Ich soll es nicht schaffen? Doch, jetzt erst recht!“
Dabei hatte ich gar nicht mal die besten Startbedingungen ins Leben.

Was meinen Sie damit?
Naja, meine Eltern haben sich getrennt, als ich sechs Jahre alt war. Ich bin quasi mit meiner Mama groß geworden, was ich aber nicht so unbedingt als Nachteil empfunden habe.
Trotzdem war es natürlich nicht leicht für meine Mama, mich und meine Geschwister auch.

Wieviel Geschwister haben Sie?
Meine kleinere Schwester ist anderthalb Jahre jünger und meine große Schwester ist anderthalb Jahre älter.
Ich bin sozusagen als sogenanntes Sandwich-Kind aufgewachsen.

Kamen Sie gut mit Ihren Schwestern aus?
Natürlich gab es viel Streit unter uns, aber zum Schluss haben wir uns auch immer wieder untereinander vertragen.

Wie war Ihr beruflicher Werdegang?
Ich bin von 1993 bis 1999 in die Grundschule in Grüntal gegangen und war dort Klassenbeste.

Ich war auch Klassensprecherin, weil ich gern alle unterhielt.
Das mache ich heute noch gern, nämlich Vorträge halten, nur habe ich dafür leider viel zu wenig Zeit.

Nach der Grundschule bin ich auf das Paulus Praetorius Gymnasium gegangen, ebenfalls in Bernau.
Da habe ich mich nicht wohlgefühlt.

Woran lag das?
Irgendwie gehörte ich dort nicht hin. Ich war ein sehr quirliger Mensch, lebensfroh und offen.

Aber ich hatte den Eindruck, dass ich da nicht hinpasste, weil mir zu viele umherliefen, die sich als Mitläufer begriffen haben.

Die haben alle gedacht, sie seien etwas Besseres. Ich hingegen bin dort schon mit meinen kurzen Haaren, drei Millimeter, aufgefallen.
Und letztlich mochte ich es nicht, dass mir vorgeschrieben wurde, was ich zu tun hätte.

Das ging bei mir gar nicht. Ich kann selber entscheiden, was ich mit meinem Leben machen will.

Klar, Schule ist Pflicht. Es ist ja auch nicht so, dass ich nicht regelmäßig dort hingegangen bin.

Und trotzdem, ich habe zum Beispiel die 9. Klasse noch einmal freiwillig wiederholt, weil ich in dieser Zeit meine „Sturm und Drang Phase“ hatte.

Kurzum, ich wollte kein Abitur machen, ich wollte einfach ins Handwerk.

Was haben Sie denn in der Schule gesagt?
Ganz einfach, ich habe gesagt, dass ich ins Handwerk wollte und auf gar keinen Fall in der Schule das Abitur machen.

Und danach war ich auch nicht mehr die Klassenbeste, sondern gehörte eher zu den Schülern mit den schlechteren Leistungen.

Diese Schule war mir zu hoch. Wenn ich auf die Gesamtschule mit gymnasialer Oberschule gegangen wäre, dann hätte ich das wahrscheinlich eher gepackt.

Mir war das einfach alles zu viel. Zumal ich mit siebzehn Jahren ganz andere Sache im Kopf hatte.

Sie waren also vom Sommer 1999 bis Sommer 2004 im Gymnasium?
Ja, richtig. Da ich die neunte Klasse zweimal gemacht habe, waren es fünf Jahre.

2004 hatte ich die Mittlere Reife und ich habe mir gesagt, dass ich mein eigenes Geld verdienen muss.

Die letzten Sommerferien nach der zehnten Klasse habe ich genutzt, um bei meiner Uroma in Schwerin zu sein und gleichzeitig dort ein Praktikum gemacht.

Übrigens: Meine Uroma ist fast 103 Jahre alt geworden. Sie war mit einer der Initiatorinnen für den Fünf-Seen-Lauf in Schwerin. Ein Teil unserer Familie hat diesen Lauf für Schwerin entworfen. Er findet heute noch statt.

Was denken Sie heute über Ihre Zeit auf dem Gymnasium?
Heute bin ich natürlich viel reifer. Aber ich frage zum Beispiel bei Bewerbern in meinem Betrieb nie nach Noten.

Klar, ich habe schon einiges an Wissen mitgenommen. Aber ich denke, dass es auch vieles an Wissensvermittlung gab, was man im praktischen Leben gar nicht gebrauchen konnte.

Ich finde es zum Beispiel sehr schade, dass in der Schule solche Fächer wie Kochen, Handwerk nicht gelehrt werden, zumindest von den Grundlagen her.

Sind Sie in Bernau geboren?
Ja, ich bin gebürtige Bernauerin. Bis zum 18. Lebensjahr habe ich allerdings bei meinen Eltern in Rüdnitz, einem kleinen Ort, nicht weit entfernt von Bernau, gewohnt.

Als ich 18 Jahre alt war, bin ich nach Bernau zurückgezogen.
Ich musste mir alles hart erkämpfen – meine erste Wohnung, mein erstes Geld.

Das habe ich alles mit meinem damaligen Partner geschafft.
Die Ausbildung habe ich in Berlin gemacht und später dort auch gearbeitet.

Mit 18 Jahren habe ich ebenfalls meinen Führerschein gemacht. Damit habe ich meine Mutti überrascht.

Wie ging es weiter, nachdem Sie aus der Schule raus waren?
Ich habe in einem Ausbildungsbetrieb den Beruf des Orthopädieschuhmachers erlernt.

Aber das, was ich mir an Wissen und Fertigkeiten angeeignet habe, das habe ich mir faktisch selbst beigebracht – durch das Lesen, Zugucken und das Ausprobieren.
Aber es war auch hart, weil ich als Frau diese Lehre begonnen habe.

Wie meinen Sie das?
Die Frauen werden in der Branche mittlerweile besser wahrgenommen.
Aber zu dem Zeitpunkt, als ich gelernt habe, da wurde ich nicht so wertgeschätzt.

Eine Frau hatte einfach im Handwerk nichts zu suchen, so mein Eindruck damals.

Als ich damals begonnen habe, da wurde ich noch sehr belächelt.
Wenn man frisch ausgelernt hat und dann noch eine Frau ist, dann hat man in Berlin nichts gefunden.

Ich kann es gar nicht sagen, warum es Frauen in diesem Beruf so schwer hatten, akzeptiert zu werden.

Klar, es ist harte Arbeit, wir müssen ab und zu auch mal was schleppen.

Wenn Sie wüssten, wie groß ich bin. Ich bin nur 1,61 groß und trotzdem kann ich mein eigenes Körpergewicht schon tragen. Es ist jetzt nicht so, dass ich ein Mädchen bin, dass gleich zusammenbricht, wenn es mal was tragen muss.

Doch generell musste ich mir das Ansehen sehr hart erarbeiten, mehr als die Männer, die neben mir gearbeitet und gelernt haben.
Und: Ein halbes Jahr nach meiner Ausbildung wurde ich aus dem Betrieb rausgeschmissen.

Mit welcher Begründung?
Angeblich konnte mein Chef mich nicht mehr bezahlen. Aber mein Eindruck war, dass er mich einfach loswerden wollte, weil ich schon offen meine Meinung gesagt habe.

Wie ging es mit Ihnen beruflich weiter?
Ich bin in eine andere Firma gegangen.
Diese Firma hat mich 2012 auf eine Meisterschule geschickt, in die Nähe von Dresden.

Mussten Sie die Ausbildung selbst bezahlen?
Es gab zwei Möglichkeiten. Mein Chef hatte mir angeboten, die Kosten für die Ausbildung zu übernehmen. Dann hätte ich mich aber verpflichten müssen, noch fünf weitere Jahre in der Firma zu arbeiten.
Das habe ich abgelehnt.

Warum?
Ich wollte mich nicht kaufen lassen. Deshalb habe ich meinem Chef gesagt, dass er mir das Gesellengehalt weiterzahlen solle und ich im Gegenzug dafür die Kosten für die Meisterschule übernehmen würde.

War das der richtige Weg für Sie?
Ja, es hat sich gelohnt. Ich war angestellt, hatte aber keine Verpflichtungen, zu bleiben.

Ich war in dem Betrieb insgesamt sieben Jahre, von 2009 bis 2016.
Vor der Meisterschule habe ich lediglich fünf Paar Schuhe gebaut.

Das ist nicht viel, das machen Auszubildende schon im ersten Lehrjahr, aber ich musste mir alles selbst beibringen. Ich habe in der Ausbildung immer nur eine Sache gemacht und das waren Zurichtungen von konfektionierten Schuhen. Und so bin ich auch durch die Zwischenprüfung gerauscht.

Und trotzdem haben Sie später die Meisterprüfung mit Bravour bestanden?
Ja, ich habe in der Zeit sehr viel gelernt – praktisch und theoretisch. Ich konnte mich sehr gut entfalten.

Das war das schönste Jahr in meinem Leben. Ich habe dort in einem Internat gewohnt und als Beste mit der Note ‚Sehr gut‘ abgeschlossen. Darauf war ich richtig stolz.

Wie ging es nach der Meisterschule weiter?
Ich bin in den Betrieb zurückgegangen und habe die Werkstattleitung übernommen.

Ich habe fünf Männer angeleitet, ihnen täglich erklärt, was sie zu tun hatten.

Das hat insgesamt alles gut funktioniert. Aber dann ging es mit dem Personalmangel los.

Die Arbeit wurde mehr und musste von einer gleichbleibenden Anzahl von Mitarbeitern bewältigt werden.

Ich habe sehr viel und sehr lange an den einzelnen Werktagen gearbeitet, von morgens um sieben bis teilweise abends elf Uhr.

Aber auch am Wochenende habe ich gearbeitet. Der Sonntag war der einzige Tag, den ich frei hatte.
Ich war völlig überarbeitet.
2016 bin ich dann ins Burn-out gerutscht.

Was waren die Gründe für Ihr Burn-out?
Das waren vielfältige Ursachen, die ich herausgefunden habe.
Eine Ursache besteht sicherlich darin, dass ich schlecht ‚nein‘ sagen kann.

Dadurch entsteht für mich psychischer Druck, allem und jedem gerecht zu werden.

Außerdem: Ich interessiere mich für mich selbst überhaupt nicht. Das war schon immer so.
Mich selbst zu mögen, daran muss ich noch arbeiten.

Woher kommt das?
Ich habe in den bewussten Jahren meines jungen Lebens nur erfahren, dass ich vieles machen sollte und so nicht an mich selbst denken konnte.

Das hängt sicher damit zusammen, dass ich meiner Mutti stets unter die Arme gegriffen habe.

Sie war alleinstehend, und wir waren drei Mädchen zusammen.
Hinzukam, dass meine Mutti in Schichten gearbeitet hat. Da mussten wir alle mitanpacken.

Klar, ich will das nicht alles schlecht reden, aber es war manchmal schon schwierig für uns Kinder, mit der Situation zuhause klarzukommen. Das gehört sicher auch mit zu den Ursachen, warum später nicht immer alles glatt lief bei mir.

Wie geht es Ihnen heute mit alledem?
Ich habe es geschafft, mich selbst wieder aus dem Burn-out herauszuholen und darauf bin ich auch sehr stolz.

Frau Büch, ich höre gerade das Bellen eines Hundes, ist das Ihr ständiger Begleiter?
Der Hund, der hier kläfft, das ist Motte.

Motte ist vier Jahre alt und kommt aus einer Tötungsstation in Spanien.

Sobald Motte den Schlüssel hört, bellt sie. Es ist ein Weibchen.
Sie denkt, da kommt einer von draußen und sie muss dann ihr Frauchen beschützen.

Mein Hund ist immer bei mir, wir sind unzertrennlich. Uns gibt es nur im Doppelpack.

Ohne meinen Hund geht gar nichts. Wenn aber Kunden kommen, dann ist der Hund nicht dabei, weil der erst einmal alle ankläffen würde.

Wie haben Sie das gelöst, mit Ihrem Hund und dem Kundenkontakt?
Mein Hund hat im hinteren Bereich einen riesengroßen Aufenthaltsraum.

Da sitzt Motte im Körbchen und hat alles, was sie braucht.
Sogar meine Öffnungszeiten sind auf den Hund abgestimmt, zumindest was die Mittagspause anbetrifft.

Haben Sie es bereut, in die Selbstständigkeit zu gehen?
Nein, das habe ich nicht, obwohl ich doch manchmal ins Schwanken gekommen bin, seitdem ich im Jahr 2017 den Laden aufgemacht habe.

Es war ja nicht nur der Drang da, meine eigenen Vorstellungen zu verwirklichen.

In der alten Firma lief es für mich nicht mehr so, wie ich mir das vorgestellt habe.

Können Sie das näher erläutern?
Wir verkleinerten uns in 2016 von 300 qm auf ca. 76 qm und ich sollte in die Chefetage mit rein.

Das passte mir nicht. Ich wollte nicht unter ständiger Beobachtung stehen, sondern vielmehr den Kontakt zu den Kunden intensivieren.

Was mir in der alten Firma gefehlt hat, das war der Umstand, dass ich zu den Kunden keine Beziehungen aufbauen konnte.

Und wenn man was arbeiten muss für einen Menschen, den man noch nie gesehen hat, wenn man nicht genau weiß, was er eigentlich will – was will er haben, was hat er für eine Vorstellung, was verspricht er sich von dem Hilfsmittel, ja dann wird es unheimlich schwierig zu arbeiten.

Es kam ein weiterer Grund hinzu: Dieses ‚du musst mehr schaffen, und wieder mehr schaffen, und jedes Mal musst du deinen Rekord noch einmal überbieten, und du willst ja auch Geld verdienen, es wird ja alles teurer. Das war nicht mein Ding.

Was ist Ihr Ding?
Mein Beruf ist ein ganz toller Beruf, ein ganz vielfältiger Beruf. Man lernt den Körper kennen.

Und man kann auch eine Menge Geld verdienen. Das habe ich aber gar nicht vor. Ich möchte die Kunden hier glücklich rausgehen sehen.

Ich wollte raus aus der Massenproduktion. Ich wollte einfach dieses Schema ‚F‘, das alle Firmen abarbeiten, nicht mitmachen. Da möchte ich einfach mehr für meine Kunden.

Ich musste mich also selbstständig machen, um das machen zu können, was mir vorschwebte.

Alle haben gesagt, ich schaffe es nicht, mich aus dem Burn-out heraus selbstständig zu machen. Das war aber die größte Motivation für mich.

Das Wichtigste für mich ist: Ich wollte mich selbstständig machen, weil ich für die Kunden individuell da sein wollte, auf sie zugeschnitten, sie maßgeschneidert beraten wollte.

Was ist Ihnen wichtig in der Arbeit mit Ihren Kunden?
Der Kunde kommt hier rein und der Kunde ist mein König.
Das ist ein Geben und Nehmen. Ich musste auch lernen, Grenzen zu ziehen. ‚Nein‘ sagen lernen.

Der Kunde soll sich wohlfühlen, er soll hier aufrecht wieder herausgehen.

Ich möchte den Leuten ein tolles Laufgefühl geben.
Das erreiche ich jedes Mal wieder.
In der alten Firma habe ich nie ein Resultat gesehen, nie einen Dank bekommen.

Was mich aber glücklich macht, das ist gerade diese Dankbarkeit der Kunden.
Das Lächeln im Gesicht, das bedeutet mir so viel. Das baut mich auf, immer wieder.
Auch wenn alles schlecht läuft, aber der Dank der Kunden, der gibt mir immer wieder Kraft.

Wie wollen Sie weitermachen?
Das Wichtigste: Ich brauche einen neuen Mitarbeiter.
Ich habe ganz offen kommuniziert und gesagt: ‚Liebe Kunden, ich habe keine Kapazitäten. Ich nehme keine Maßschuhe mehr an. Ich mache keine Schuhreparaturen nebenbei.“

Also steht jetzt die Besetzung einer offenen Stelle in Ihrer Firma an vorderster Stelle?
Ja, absolut.

Ich suche händeringend eine Orthopädieschuhmachergesellin oder einen Orthopädieschuhmachergesellen. Ich würde so gern jemanden ausbilden.

Aber das kann ich nicht, wenn ich diesen einen Mitarbeiter nicht habe.
Für einen Auszubildenden muss ich aber Zeit haben.
Meine größte Befürchtung ist, dass ich diesen Mitarbeiter, den ich mir wirklich wünsche, nicht finde, dass es den nicht gibt.

Die Suche geht schon ein halbes Jahr.
Zur Not ist es ein Ungelernter.

Die Motivation zu lesen, wie ein Fuß funktioniert, die ist ja auch nicht da. Das Einzige, was die meisten wollen, die sich bisher beworben haben: Sie wollen Geld verdienen, ohne sich groß anzustrengen.
Und genau da kriegen sie bei mir ein ganz großes Problem.

Sind Sie ein glücklicher Mensch?
Ich will in fünfzehn Jahren nach Schweden auswandern.
Das ist mein Ort, wo ich mich wohlfühle.
Ich bin irgendwie glücklich und irgendwie auch wieder nicht.

Ich bin glücklich mit dem, was ich mir erarbeitet habe, aber mit mir selbst bin ich noch nicht im Reinen.

Ich bin als Single glücklicher, als ich es in einer Beziehung war, in meiner aktuellen Situation jedenfalls.

Frau Büch, vielen Dank für das Interview.

Zum Firmenporträt: https://uwemuellererzaehlt.de/2021/09/09/firmenportraet-2021-09-09

IM SCHREIB-ALLTAG SEIN HANDWERK BEHERRSCHEN

2021.08.26-SCHREIB-ALLTAG

Es gibt in der Technik des Schreibens Eckpfeiler, die man stets beachten sollte. Dazu gehören: die richtigen Informationen und Notizen auszuwählen, sie zu gliedern und schließlich daraus ein Thema strukturiert zu entwickeln.

Lässt du dieses Handwerkszeug außer Acht, um vermeintlich schneller und bequemer ans Ziel zu kommen, so machst du letztlich Umwege und verstrickst dich in einer Vielzahl von Verästelungen.

Selbst wenn ich Themen des Alltags wähle, so will der Leser ja nicht von meinen hin- und herspringenden Gedanken gefesselt oder besser verwirrt werden.

Nein, er will, dass ich einen Gedankengang nach dem anderen entwickle.

Nur so kann ich die Botschaften verständlich transportieren, in die Worte gießen, die mir wichtig sind.

Im Urlaub habe ich kürzlich meiner Enkelin morgens nach dem Frühstück kleinere Geschichten erzählt.

Und obwohl ich das frei formulierte, habe ich dabei fieberhaft überlegt, was zuerst gesagt werden sollte, was danach kommen könnte, kurzum, wie die Geschichte gegliedert und aufgebaut werden musste.

Und wenn Krümel dazu meine linken Zeigefinger mit ihrer kleinen Hand fast zerquetschte, dann wusste ich, dass ich es geschafft hatte, nämlich sie zu fesseln.

Mehr lesen:

https://uwemuellererzaehlt.de/schreiballtag/

 

FITNESS IST MEHR ALS NUR MUSKELN TRAINIEREN – ES KNÜPFT EIN MENTALES BAND ZWISCHEN MENSCHEN IM ALLTAG

ALLTÄGLICHES-2021.07.28

ALLTÄGLICHES-2021.07.28

Kalle, der Allrounder vom JR-Fitness-Studio im Prenzlauer Berg,  motiviert dich – neben seiner Arbeit, fast unbemerkt, aber mit einem merklich positiven Ergebnis für dich – mental und für deine Bereitschaft, erneut zum Training zu kommen, nun schon fast täglich.

Ich bin noch nicht lange wieder im Fitness-Studio – erst, nachdem ich zweimal geimpft worden bin.

Jetzt ist es wohl schon die dritte Woche, in der ich morgens wieder regelmäßig zu John Reed in den Prenzlauer Berg fahre.

Es fühlt sich noch schwer und behäbig für mich an. Allein, wenn ich die Treppen von der Tiefgarage rauf bis zum Eingang des Studios gehe, keuche ich, als hätte ich schon einen Halb-Marathon absolviert.

Kalle hat mich da beruhigt: „Du, die Treppenstufen sind wahrscheinlich höher als normal gebaut.“
Ich war sofort bereit, ihm das zu glauben.

Aber das ist es, was mich schließlich schnell motiviert.

Während ich mich ausgeschlafen, na gut – so einigermaßen, kurz vor sechs Uhr morgens durch die Tür schleppe, eher missgelaunt bin, begrüßt Kalle mich hinter dem Tresen mit einem fröhlichen ‚Guten Morgen Uwe.‘

Dabei müsste er derjenige sein, der kaputt ist, denn hinter ihm liegen ja viele Arbeitsstunden, die er in der Nacht im Studio absolviert hat.

Aber in dem Moment, in dem ich ihn treffe, da lege ich meinen eigenen inneren Schalter um und sage mir: ‚Komm‘, du Lusche, sei fit und motiviert, du hast keinen Grund dich hier nur durchzuschleppen.“

Es sind nie die großen Dinge, die mich begeistern, sondern eher die kleinen, die alltäglichen Gesten, die mir schließlich gute Laune bereiten.

Kalle hat dafür ein Händchen. Er sagt zwar, er sei nur der Allrounder, der sich kümmert, aber ich denke, er ist mehr.

Nämlich jemand, der Menschen zusammenführen kann, jedem der zur Tür reinkommt das Gefühl gibt: ‚Hey, besonders du bist hier herzlich willkommen.‘

Wir sprechen nie lange miteinander, dann wuselt Kalle schon wieder irgendwo hin -und her, achtet darauf, dass die Hygieneregeln eingehalten werden, kontrolliert den Impfstatus bei den Leuten, die durch die Eingangstür kommen.

Kurzum, es ist mehr ein positives Feeling, was Kalle verbreitet und dabei noch seine Arbeit macht.

Im Stillen denke ich oft: „Du möchtest hier jetzt nicht wischen, oder mit dem Lappen die Ecken im Studio säubern.“

Da bin ich dann doch froh, dass ich lediglich an den Geräten trainieren muss oder besser darf.

Ich schätze Kalle, weil er unaufdringlich ist, sich kümmert, stets ein gutes Wort übrighat, und ganz nebenbei, fast unbemerkt, alles im Griff hat.

Also, ich sitze jetzt am Schreibtisch, müsste eigentlich das Interview mit der Prima Ballerina protokollieren, aber das hier aufzuschreiben, das macht eben mehr Spaß.

Ich bin froh, dass ich wieder ins JR-Studio fahren kann. Und das mit dem Gewicht und den laschen Muskeln, das kriege ich auch wieder in den Griff, die Hoffnung jedenfalls bleibt.
Bis demnächst mal, Kalle.

ZUM TOD VON FRAU DR. MARLIES WILLAMOWSKI

MENSCHEN IM ALLTAG-2021.07.22
Ich habe gerade vom Tod meiner langjährigen Ärztin, Frau Dr. Willamowski, erfahren.

Ich bin schockiert und sehr traurig. Sie war eine ausgezeichnete Ärztin. Und sie war ein sehr sensibler und fürsorglicher Mensch, immer mit dem Blick auf das Wohl ihrer Patientinnen und Patienten befasst.

Zweieinhalb Jahrzehnte hat sie mich betreut. Sie hatte den Finger stets in der Wunde, wenn sie mich auf eine gesündere Lebensweise hinwies und dafür habe ich sie innerlich manchmal verflucht, weil ich ja wusste, wie recht sie damit bei mir hatte.

Aber sie war auch eine ausgesprochen gute Gesprächspartnerin, konnte hervorragend zuhören.

Manchmal habe ich es sogar geschafft, sie zum Schmunzeln zu bringen. Ich werde Sie sehr vermissen, und ich werde Sie nicht vergessen, liebe Frau Doktor. Mögen Sie in Frieden ruhen.
Dr. Uwe Müller

DEMENZ – WENN DIE EMPATHIE SCHWINDET

ANNA

ANNA-2021.07.21

RÜCKBLICK AUF TEXT – 2018.11.28
Anna hatte keine Freude mehr am Schenken.

„Wie ist das Wetter bei euch da oben?“, fragte Peter Anna.
Es war das übliche Telefongespräch am Vormittag, es war diesig und es schien keine Sonne, Wind war aber auch nicht.

Das war gestern so, vorgestern ebenfalls.
Anna hätte also sagen können: „Das Wetter ändert sich seit Tagen nicht, es ist gleichgeblieben.“

Doch diese gedanklichen Fäden konnte Anna nicht mehr ziehen.

„Der Himmel ist grau, die Sonne scheint nicht, aber es ist auch kein Wind“, sagte Anna stattdessen.

„Prima“, antwortete Peter. Er war irgendwie froh, dass er über dieses stets wiederkehrende Thema den Gesprächsfaden mit Anna knüpfen konnte.

„Heute Nachmittag fahren wir zur Post. Klara hat einen Stollen eingepackt und den schicken wir dir“, redete Peter weiter.

„Ach, wie kann ich dir nur danken?“, fragte Anna.
„Naja, ich habe damit nichts zu tun. Nur, dass ich den vorhergehenden mit aufgegessen habe, nachdem Klara ihn gebacken hatte.“

Anna verstand diese Art von Humor nicht mehr.
„Ja, das ist so schön, ich freue mich. Wie kann ich euch nur eine Freude machen?“

„Ach, mir würde eine ganze Menge einfallen“, antwortete Peter und bereute zugleich, dass er es überhaupt gesagt hatte.

„Ja, was denn?“, fragte Anna nach einer Weile.
Flasche Sekt, warme Socken, Kasten Mon Cherie, Puppe für Krümel, das könnte er antworten. Es schoss ihm geradezu ein, während Anna die Frage noch gar nicht zu Ende formuliert hatte.

Sagte er davon was? Natürlich nicht. War es schlimm, dass Anna nicht mehr auf das kam, was sie früher in solchen Momenten tat? Überhaupt nicht.

„Schade nur, dass Anna sich um die Glücksgefühle brachte, die sie früher überkamen, wenn sie anderen eine Freude machte“, dachte Peter in diesem Moment.

Doch dafür konnte sie nicht. Die Demenz ließ das nicht mehr zu, nahm ihr Stück für Stück diese Empathie.

Das war das eigentlich Schlimme – vor allem für Anna. Umso mehr mussten sich Klara, Laura und Peter bemühen.
Und das taten sie ja auch.

„Wenn dir der Stollen schmeckt, dann ruf doch KIara an. Sag ihr, dass er gut gelungen ist.“

„Das mach ich ja sowieso“, sagte Anna, so als hätte Peter auf etwas hingewiesen, was doch selbstverständlich war. Nun wurde er noch von Anna der Begriffsstutzigkeit überführt.

Trotzdem: Für den Moment hatte er Anna ein paar unbeschwerte Momente bereitet, so schien es jedenfalls.

Und wenn das Paket mit dem Stollen ankam, dann würde sich das wohl wiederholen. Immerhin. Der Kreis der Möglichkeiten, eine Freude zu bereiten, wurde kleiner.

Sie intensiver zu nutzen, das war wohl jetzt die Aufgabe.
Peter griff wieder zum Hörer, um Klara zu informieren: alles im grünen Bereich.

ANNA IST DEMENT

Mehr lesen: https://uwemuellererzaehlt.de/anna-ist-dement/

 

VORANKÜNDIGUNG – INTERVIEW MIT DER PRIMA BALLERINA VOM STAATSBALLETT BERLIN

MENSCHEN IM ALLTAG-2021.07.20
Iana Salenko hat mit mir darüber gesprochen, wie es ihr geht – in der Covid-19 Zeit, welche Pläne sie hat und worauf sie sich freut.
Das Interview wird am 05. August 2021 veröffentlicht.

MEHR LESEN: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2021/

VERA TOMASCHEWSKI – EIN MENSCH, DEM MAN IM ALLTAG GERN BEGEGNET

MENSCHEN IM ALLTAG – 2021.07.14

INTERVIEW MIT VERA TOMASCHEWSKI

INTRO:
Vera Tomaschewski ist Versicherungsfachfrau (BWV). Der Sitz ihrer Hauptvertretung – AXA-Versicherung AG – ist Bad Freienwalde, dort, wo sie auch mit ihrer Familie Zuhause ist.
Ich habe sie am 22.06.2021 interviewt.

Es hat ausgesprochen Spaß gemacht, mit Vera Tomaschewski zu reden, und nicht nur das, sondern auch ihr zuzuhören, was sie zu sagen hat.
Sie hat viel zu erzählen – von ihrem Beruf, den sie liebt, von ihrem Werdegang, der nicht ohne Rückschläge und Konflikte verlief.

Vera Tomaschewski machte auf mich am Telefon einen sympathischen und in sich ruhenden Eindruck.
Doch sie hat durchaus Humor, kann selber gut zuhören, darauf achten, was den anderen bewegt.

Du spürst, dass du dich öffnen kannst, ihr einfach sagen solltest, was dich im Leben umtreibt.

Und wenn du eine Frage zu Versicherungen hast, dann ist sie in der Beratung die erste Wahl.
Weil sie so viel Fachkompetenz mitbringt? Sicher.
Entscheidend aber ist, dass sie authentisch ist, nicht drumherum redet, die Dinge einfach lässt, so dass du folgen kannst.

Meine Lebenserfahrung hat mich mal wieder in einem zentralen Punkt bestätigt:
Vertraue dem, dem es ernst ist mit dem ethischen Handeln, der es zu seinem wichtigsten betriebswirtschaftlichen Kriterium erhebt.

27 Jahre übt Vera Tomaschewski nun schon ihren Beruf aus.
Sie kam vom Lehrerstudium, wurde über Umwege Erzieherin und fand schließlich ihre Bestimmung, nämlich Versicherungskauffrau zu sein.

Natürlich, vor über zwei Jahrzehnten hätte sie es wohl nicht für möglich gehalten, dass sie mal sagen würde, dass gerade dieser Beruf ihre eigentliche Berufung ist.

Sie hat es geschafft, weil sie mit Leidenschaft, mit viel Herz, und einem Rucksack an Fachwissen diesen steilen Berg hinaufgeklettert ist.

Das ist das Interview mit Vera Tomaschewski:

Frau Tomaschewski, was glauben Sie, was bringen Ihre Kunden mit Ihrer Person in Verbindung?
Ich behandle meine Kunden so,  wie auch ich behandelt werden möchte. Das ist übrigens mein Credo, dem ich von Anfang an treu geblieben bin.
Deshalb bin ich davon überzeugt, ja ich weiß es, dass sie sich von mir gut betreut fühlen.

Warum ist es Ihnen so wichtig, dass Ihre Kunden von Anbeginn zu Ihnen Vertrauen fassen?
Nun, zum einen ist mir dieses ethische Anliegen einfach menschlich wichtig.
Zum anderen gibt es noch einen weiteren Aspekt: Nach der Wende kamen in die damals neuen Bundesländer sehr viele Versicherungsvertreter, überwiegend aus dem Westen, denen es nicht um eine nachhaltige Beratung ging.

Sie waren darauf aus, schnelle Abschlüsse zu generieren. Da haben sich viele Ostdeutsche über den Tisch gezogen gefühlt, wie man das so umgangssprachlich formuliert.

Diesem Trend wollte ich etwas entgegensetzen. Also habe ich stets versucht, versicherungstechnisch die optimalen Bedingungen für meine Kunden herauszuholen.

Hinzukam, dass ich stets darauf geachtet habe, dass wir eine gute Gesprächsatmosphäre haben. Der Kunde sollte sich wohlfühlen, sich nicht gedrückt fühlen, sondern wissen, dass ich ihn verstehe und daran anknüpfend die auf ihn maßgeschneiderten Konditionen und vertraglichen Bedingungen heraushole.

Was war der Grund, warum Sie in die Versicherungsbranche gegangen sind?
Ein Motiv war, dass ich thematisch bereits angerissen habe. Wir bekamen nach der Wende von Beratern Versicherungsverträge rhetorisch ‚aufs Auge gedrückt‘, die wir gar nicht wollten und die wir auch nicht brauchten.

Zunächst habe ich noch gedacht: ‚Oh, das hört sich ja toll an.‘ Aber später, im Nachgang, da merkten wir, wie schwierig es war, wieder aus den Verträgen herauszukommen.

Irgendwann hatte ich einfach keine Lust mehr, so unwissend dazustehen, sondern ich machte mich kundig, wollte selbst wissen, was ich da abgeschlossen hatte.

Es kam noch ein weiteres Motiv hinzu. Mein Mann arbeitete in dieser Zeit bei der Wasserschutzpolizei.
Er wurde nach der Wende verbeamtet.

In seiner Behörde wurden Mitarbeiter gesucht, die nebenberuflich als Versicherungsverkäufer arbeiten wollten.

Mein Mann konnte so einer Tätigkeit nichts abgewinnen. Er war in dieser Zeit beruflich selbst viel unterwegs, nahm vor allem an zahlreichen eigenen Weiterbildungsmaßnahmen teil.

Ich hingegen interessierte mich für diese Tätigkeit, obwohl ich ja einen eigenen Beruf hatte und in meiner Tätigkeit voll ausgelastet war.

Dennoch, ich fragte nach, ob sich auch Frauen dafür bewerben konnten. Denn eigentlich war der Versicherungsmarkt nach der Wende mehr oder weniger eine Männerdomäne.

Also fragte ich denjenigen, der die sogenannten ‚Nebenberufler‘ betreute, ob ich mich ebenfalls bewerben konnte.

Die Idee für mich bestand zudem darin, die Weiterbildung zu nutzen, damit man selbst nicht so dumm dastand, wenn jemand kam, der einem etwas über Versicherungen erzählen wollte.

Und so begann meine Karriere in der Versicherungswirtschaft, neben meinem eigentlichen Beruf.

Wie ging es weiter?
Aus dem Rand von Berlin kam regelmäßig ein Mitarbeiter der Versicherung, der mit uns eine Produktschulung durchführte, in der Regel monatlich.

Das hat uns Teilnehmern allen sehr gut gefallen.
Es war ein kleiner Kreis, die Räume waren in einer Gaststätte und so saßen wir nach der Schulung zusammen und haben unsere Erfahrungen, unser Wissen ausgetauscht.

Nachdem die Schulungen zu Ende waren, wurde ich registriert und konnte so nebenberuflich meiner Tätigkeit nachgehen.

Haben Sie denn viele Verträge geschrieben?
Nein, das war anfangs sehr überschaubar. Meine Abschlüsse machte ich vor allem im Kollegenkreis, das waren für mich schon Erfolge, doch darüber hinaus ging es zunächst nicht, zumindest nicht in der Zeit von 1991 bis 1994.

1994 trat der damalige Chef der Versicherungsgesellschaft an mich heran und fragte, ob ich nicht hauptberuflich weitermachen wollte.

Die Fluktuation von Mitarbeitern war damals sehr groß. Ich entschied mich, ganz für die Versicherung zu arbeiten und gab meine frühere Tätigkeit auf.

Können Sie mal Ihren beruflichen Werdegang in den wichtigsten Abschnitten schildern?
Ich wurde 1968 eingeschult und habe die Allgemeinbildende Polytechnische Oberschule besucht.

Anschließend bin ich in die Erweiterte Oberschule gewechselt, dem heutigen Gymnasium.

Mein Abitur habe ich 1980 gemacht. Ich wollte immer Lehrer werden, schon von der ersten Klasse an.

Ich hatte nie einen anderen Berufswunsch, und ich habe alles darangesetzt, diesen Beruf auch zu erlernen.

Ich ging 1980 folgerichtig an die Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald und habe dort in den Fächern Geografie und Mathematik studiert.

Geografie war mein Hauptfach, Mathematik das Nebenfach. Insgesamt hat mir das Studium einen riesigen Spaß gemacht.
Und trotzdem musste ich im dritten Studienjahr aufhören.

Wie kam es dazu?
Ich will es mal so ausdrücken: Wir hatten einen Professor, der etwas kompliziert war.

Der hat mir mein Studium regelgerecht verleidet. Im Ergebnis schaffte ich eine Prüfung in Mathematik nach dem zweiten Jahr nicht, obwohl ich mich sehr intensiv vorbereitet hatte.

Dieser Professor musste zwar ein Jahr nach mir ebenfalls die Universität verlassen, doch das half mir dann auch nicht mehr weiter.

Obwohl ich also bereits nachfolgende Prüfungen bestanden hatte, musste ich nach dem 5. Semester gehen. Das war bitter für mich, denn ein Lebenstraum von mir zerplatzte in dem Moment.

Gab es denn keine anderen Möglichkeiten als die Kombination von Geografie und Mathematik?
Geografie wollte ich unbedingt studieren. Es gab noch Geografie und Sport.
Aber im Sport hätten die Leistungen nicht ausgereicht. Es blieb nur die Alternative von Geografie und Mathematik.

Und das Kuriose an der Geschichte war, dass wir ja bereits vor Klassen gestanden und unterrichtet haben. Aber die Prüfungen in Mathe haben mir das Genick gebrochen.

Was haben Sie dann gemacht?
Ich musste andere Wege gehen, daran führte nichts vorbei. Hinzukam, dass ich in der Zwischenzeit schwanger geworden war. Ich hatte deshalb auch schon ein Zimmer für ‚Mutter und Kind‘.

Haben Sie Ihren Mann in Greifswald kennengelernt?
Nein, ich bin ja am Wochenende meistens nach Hause gefahren. Wir hatten eine sehr gute Zugverbindung von Bad Freienwalde nach Greifswald.
Mein Papa hat mich oft nach Eberswalde gefahren. Von da aus ging es direkt bis nach Greifswald durch.

Wann wurde Ihr Sohn geboren?
Im März 1983.

Also war es ja auch irgendwie schön, dass Sie ab 1983 wieder Zuhause waren, oder?

Ja, natürlich, aber ich musste überlegen, wie es weiterging.
Mein damaliger Direktor von der Erweiterten Oberschule wollte mir helfen. Er war inzwischen im Bereich Bildung in der Kreisverwaltung tätig.

Und so kamen wir auf die Idee, dass ich als Lehrerin in der Unterstufe in Frankfurt/Oder beginne, weil ich unbedingt etwas mit Kindern machen wollte.

Hat das geklappt?
Nein. Da waren genügend Bewerber, die zu Ende studiert hatten und so kam ich als Studienabbrecherin für eine Anstellung als Unterstufenlehrerin nicht infrage.

Also war wieder das große Fragezeichen, wie es weiterging.
Der ehemalige Direktor vermittelte mich dann in eine Kita in Bad Freienwalde.

Ich habe dort als Hilfskraft angefangen, denn das, was ich vorher studiert hatte, wurde nicht anerkannt.

Im ersten Jahr habe ich neben meiner Tätigkeit eine Ausbildung zur Erziehungshelferin gemacht.

Daran schloss sich eine Ausbildung zur Kindergärtnerin an, anderthalb Jahre im Fernstudium.

Insgesamt war ich dort elf Jahre, von 1983 bis 1994, eine wirklich schöne Zeit, auf die ich gern zurückblicke.

Das heißt, in diese Zeit fiel auch der Beginn Ihrer nebenberuflichen Tätigkeit in der Versicherung?
Ja, von 1991 bis 1994 habe ich noch hauptberuflich in der Kita als Erzieherin gearbeitet und nebenher mit der Tätigkeit in der Versicherung begonnen.

Was hat sie bewogen, den Beruf der Kita-Erzieherin an den Nagel zu hängen?
Ganz offen gesagt, ich hatte Angst, dass ich nach 30 Jahren in ein mentales Loch falle, irgendwie eine Macke bekommen würde.

Dass Sie mich nicht falsch verstehen: Ich habe meinen Beruf geliebt. Aber die Tätigkeit der Kita-Erzieherin hinterlässt Spuren.

Es sind ja nicht nur die Kinder, die gut betreut werden sollen. Nein, es sind ebenso die Eltern, deren Vorstellungen man gleichermaßen entsprechen will.

Liegt das nicht in der Natur der Sache, dass sich Eltern sorgen?
Schon, doch wenn es überhandnimmt und in Einzelfällen der Bezug zur Realität verlorengeht, dann schaden die Eltern nicht nur den eigenen Kindern, sondern sie beeinträchtigen auch das Erziehungspotenzial, das es in so einer Einrichtung gibt.

Das zerrt dann schon mal an den eigenen Nerven.
Ich habe in jener Zeit viel autogenes Training betrieben, zusammen mit anderen Kollegen.

Und trotzdem, manchmal spürte ich, dass ich abends nicht mehr die Kraft hatte, meinen eigenen Kindern die nötige Aufmerksamkeit zu schenken, die die anderen Kinder am Tag von mir bekommen haben.
Natürlich war ich die liebe Mama, aber mitunter habe ich auch geschimpft, weil ich ausgelaugt war, davon, dass ich tagsüber die Kinder anderer Eltern zu betreuen hatte.

Es war ein Traumberuf, aber ich begann darüber nachzudenken, wie es in den kommenden Jahren werden würde, ob ich es schaffen könnte – mental und physisch.

Aus vielen Mosaiksteinen ist das Bild bei mir entstanden und daraus wieder die Erkenntnis, dass ich nicht über Jahrzehnte als Erzieherin arbeiten wollte.

Sie sprechen von Ihren Kindern, gibt es noch mehr als Ihren Sohn?
Ja, 1985 wurde meine Tochter geboren.

In welche Versicherung sind Sie 1991 gegangen?
Das war die Deutsche Beamtenversicherung DBV. Die DBV ist dann in der AXA aufgegangen.

In den neunziger Jahren ging die DBV zunächst in der Winterthur auf, sodass wir ‚DBV-Winterthur‘ hießen. Danach hat die AXA die Winterthur übernommen.

Faktisch übernahm das eine weltweit agierende Unternehmen das andere.
Ich selbst bin aber all die Jahre im gleichen Unternehmen geblieben.

Waren Sie Anbeginn an in der Selbstständigkeit?
Nein, ich war anfangs angestellt und bin erst anderthalb Jahre später in die Selbstständigkeit gewechselt.

Ich habe jedoch schon immer in der Ausschließlichkeit für das Unternehmen AXA gearbeitet. Das heißt, ich arbeite auf selbstständiger Basis, aber nur für eine Versicherungsgesellschaft und deren dort integrierte Partner.

Was haben Sie für eine Ausbildung in der Versicherung durchlaufen?
Unsere Ausbildung lief über das Bildungswerk der deutschen Versicherungswirtschaft.

Wir sind dazu alle zwei Wochen in die Pfalz gefahren, in das wunderschöne Bad Dürkheim.
Am 09. Mai 1996 wurde mir dann die Abschlussurkunde überreicht und von da an durfte ich mich Versicherungsfachfrau nennen.

Wie war das bei Ihnen, haben Sie sogenannte Bestandskunden bekommen, damit der Start für Sie ein wenig leichter war?
Das war damals nicht üblich, leider.

Ich hatte einige wenige Kunden in meinem Bestand, die noch aus Verträgen in dem alten Kollektiv entstanden waren. Das waren vor allem Kollegen von meinem Mann – aus der Wasserschutzpolizei.

Aber wie sind Sie denn an Kunden gekommen, Sie mussten ja von irgendetwas leben?
Ja, natürlich. Ich kann nur sagen, dass ich nie ‚Klinken geputzt‘ habe. Das habe ich gehasst.

Was haben Sie stattdessen getan?
Ich habe versucht, persönliche Kontakte zu knüpfen, durch Bekannte das Feld zu erweitern.

Des Weiteren habe ich Flyer verteilt, persönlich und in Zeitungen. Ich erinnere mich noch gut, wie ich die Flyer in einem Nachbarort verteilt habe, bei gefühlten 60 Grad Celsius.

Kurzum, ich habe selber die Trommel gerührt. Die Leute sollten wissen, dass ich da bin für sie, wenn es um Versicherungsfragen ging.
Prinzipiell habe ich niemals aus der eigenen Verwandtschaft jemanden angesprochen.

Denn irgendwann hat sich das erledigt.
Erst viel später, nach zehn Jahren kamen auch mal Kontakte aus dem eigenen Verwandtenkreis zustande, auf Initiative meiner Verwandten.

Nach und nach kamen auch Empfehlungen aus dem allmählich anwachsenden Kundenstamm.

Können Sie von den Erträgen, die Sie erwirtschaften, leben?
Ja, inzwischen kann ich das.
Wichtig ist mir in diesem Zusammenhang eine Sache: Für mich galt stets, dass der Beruf und die damit eng verknüpfte Berufung zusammengehören.

Das war in meiner Zeit als Erzieherin in der Kita so und jetzt genauso.
Im September werden es bereits 27 Jahre, wo ich den Beruf des Versicherungsberaters ausübe.

Sind Sie ein selbstbewusster Mensch?
Es ist schlecht, sich selbst einzuschätzen, aber ich denke schon, dass ich selbstbewusst bin.
Das Selbstbewusstsein wächst ja mit den Lebensjahren.

Was bedeutet es für Sie, individuelle Kundenbeziehungen zu entwickeln?
Individuelle, maßgeschneiderte Konzepte zu entwickeln, den Kunden so zu beraten, dass er wirklich das bekommt, was er braucht und auf der anderen Seite auch wegzulassen, was er nicht braucht, das verstehe ich unter individuellen, persönlichen Kundenbeziehungen.

Das hat sich bei mir über die Jahre entwickelt.
Klar, ich wollte nicht Versicherungsverträge verkaufen, die eigentlich keiner braucht, so wie es oft nach der Wende geschehen ist.

Das heißt deshalb, sich für den Menschen interessieren, seine Bedürfnisse kennen und von da aus die Lösung für ihn zuzuschneiden.

Das hieß auch, so manchen Kampf im Kundensinne mit der Zentrale zu führen, sich zu engagieren, damit es am Ende für alle passt.

Und wenn dann ein Kunde zu einem Feiertag einen Gruß schickt, zum Beispiel über WhatsApp, ja dann weiß ich, dass ich nicht alles falsch gemacht habe.

Über die Jahre haben sich so Freundschaften entwickelt, die bis heute halten.

Wie gehen Sie mit negativen Meinungen von Kunden um?
Ich gehe den Dingen stets auf den Grund. Ist was dran an einer Kritik, dann setze ich mich dafür ein, dass die Probleme gelöst werden, zur Zufriedenheit der Kunden.

Bei pauschalen geringschätzenden Bemerkungen nehme ich das alles mit Humor, versuche drüberzustehen. Wichtig ist für mich: Der Ruf der Versicherung steht und fällt mit demjenigen, der sie vertritt. Ich bin jemand, der sich kümmert, der so lange arbeitet, bis der Kunde zufrieden ist.

Das gibt mir die nötige Selbstsicherheit und das ist es auch, was die Kunden zum Schluss mit ihrer Wertschätzung mir gegenüber danken.

Wie sind Sie in der Anfangszeit finanziell klargekommen?
Anfangs war es wirklich nicht leicht, vor allem, weil nebenher noch meine Ausbildung lief.

Dadurch hinkte ich hinterher, was die Zielvorgaben für mich anbetraf. Ich war im Minus. Die Versicherungsgesellschaft bot mir in dieser Situation an, von der Festanstellung in die Selbstständigkeit zu wechseln, ohne dass ich Garantiebezüge erhielt.

Was haben Sie in der Zeit bekommen?
Nur den Gegenwert für das, was ich an Verträgen produziert habe.
Das diszipliniert ja, also strengst du dich mehr an.

Ich war zum Beispiel viel mehr im Außendienst, als das heute der Fall ist.

Auf der anderen Seite: Wo Schatten ist, da gibt es irgendwann auch wieder Licht.
Ich hatte zwar schwere Zeiten, doch dadurch, dass ich keine Garantiebezüge hatte, war ich nicht abhängig und nicht unter Druck.

Wie viel Spaß macht Ihnen Ihre Arbeit?
Sehr viel Spaß.
Bad Freienwalde ist eine Kleinstadt, und ich wollte nicht unbedingt die Straße wechseln, wenn mir ein Kunde entgegenkam. Da wollte ich mich schon von jenen Vertretern unterscheiden, die nach der Wende vor allem auf schnelle Abschlüsse aus waren.

Das ganze Drumherum, das macht mir wirklich einen riesigen Spaß.
Es ist ein Beruf, in dem man anderen Menschen zuhören muss.
Viele Kunden kommen und berichten von ihren Alltagssorgen.
Du bist dann schon fast ein Psychologe, gibst diesen oder jenen Ratschlag.

Und du erzählst selbst von dir, davon, was dich bewegt. So wächst man zusammen, fasst Vertrauen zueinander, weiß, dass man sich aufeinander verlassen kann.

Sind Sie ein glücklicher Mensch?
Ich bin zufrieden. Es gibt immer Sachen, wo man sagt, dass es noch anders laufen könnte.
Aber insgesamt: Ich bin gesund, wir wohnen auf dem Grundstück meiner Mutti.

Mein Papa ist leider schon verstorben.
Ich mach‘ es mir schön, soweit ich es mir schön machen kann.
Dazu zählt beispielsweise die Gartengestaltung, das ist für mich ein wirklich toller Ausgleich zu meiner Arbeit.

Warum verwenden Sie eher die Vokabel ‚zufrieden‘ als das Wort ‚glücklich‘?
Glücklich sein, dazu gehört für mich noch eine Nuance mehr.
Es gibt ja stets Dinge, die nicht so gut laufen.

Was meinen Sie?
Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Da musste zum Beispiel eine Kurzzeitpflege organisiert werden, ein Heimplatz für meine Tante – das alles sind Dinge, die einen erschöpfen, die Kraft rauben.
Insgesamt jedoch bin ich ein sehr positiver Mensch.

Woran haben Sie besonders Freude?
Ach, da gibt es so einiges. Ich bin gern am Meer, inhaliere die Seeluft, schaue zu, wie die Wellen am Strand aufschlagen und sich wieder zurückziehen – das bringt mich auf andere Gedanken, lässt mich Energie tanken.

Oder eben die Gartenarbeit, bei der ich alles um mich herum vergessen kann und mich einfach an den Blumen freue, daran, wie ich den Garten gestaltet habe.

Würden Sie alles wieder so machen, wenn Sie erneut vor der Wahl stünden?

Ja, ich denke schon. Die Arbeit mit den Kunden gibt mir viel an Positivem zurück. Hinzukommt, dass ich so Manches hätte ich gar nicht bewerkstelligen können, wenn ich in einer Festanstellung gewesen wäre.

Ich denke da nur daran, wie ich meine Tochter als Kind zur Orchesterprobe gefahren habe.

Klar, ist man festangestellt, so bekommt man ein dreizehntes Gehalt, hat andere Sicherheiten.

Aber ich bin insgesamt sehr zufrieden mit meinem Leben. Der Beruf ist zu einer wirklichen Berufung für mich geworden, und das macht mich auch ein klein wenig stolz.

Frau Tomaschewski, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Zum Firmenporträt: https://uwemuellererzaehlt.de/2021/07/14/firmenportraet-2021-07-14/

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

ALICE MUNRO – SCHREIBEN AM KÜCHENTISCH ÜBER MENSCHEN IM ALLTAG

Zum 90. Geburtstag von Alice Munro

Ich habe seit einigen Jahren ein Ritual entwickelt, mit dem ich den Tag beginne, nachdem ich vom Fitness-Studio zurück bin.

Ich nehme das Buch von Alice Munro „Ferne Verabredungen“ zur Hand.

Dann klebe ich ein weißes Blatt Papier auf einen Pappdeckel, den ich aus einem Ordner auf A4 -Größe zurechtgeschnitten habe.

Ich schlage das Buch auf, suche mir eine Textstelle und schreibe ein paar Sätze daraus ab. Anschließend formuliere ich sie um.

Es ist eine Methode, meine handwerklichen Fertigkeiten im Schreiben zu trainieren.

Und erst dann, wenn ich einen Satz umformulieren will, merke ich wirklich, wie meisterhaft er von Alice Munro formuliert und von Heide Zerning, der Übersetzerin, ins Deutsche gebracht wurde.

Ich verzichte in diesen Momenten ganz bewusst darauf, die Tastatur zur Hand zu nehmen, in den Computer zu starren.

Diese ‚blanke‘, vielleicht auch antiquierte Arbeitsweise, zählt zu dem Besten, was ich so am Tag anstelle.

Bereits im Klappentext steht über Alice Munro, was für mich mit zu einem Leitsatz für diesen Blog geworden ist: „Alice Munro erzählt zugewandt und genau vom Allerschwersten, von dem, was zwischen Menschen passiert, was in ihnen vorgeht.“ (1)

Und diese ‚Meisterin des Alltäglichen‘ ist gerade 90 Jahre alt geworden. Ich habe das in der Berliner Zeitung in der Feuilletonseite entdeckt. (2)

Was mich an dieser Schriftstellerin fasziniert ist, wie unaufgeregt sie über Menschen im Alltag, über das Alltägliche schreibt.

Dass sie inzwischen eine kanadische Literaturnobelpreisträgerin ist, das nötigt mir natürlich Respekt ab.

Was in mir jedoch eine wirkliche Begeisterung hervorruft ist die Tatsache, dass sie mit scheinbarer Leichtigkeit über eher langweilige Dinge des Alltags schreibt.

„Sie (Alice Munro) zeigt, dass ein Schreiben über Windeln, den Besuch in einem Pflegeheim oder Einkäufe von Zahnpasta und Handcremen von bestechender Prägnanz und Aussagekraft sein kann. Besonders ihre späteren Texte bringen die Schilderungen des Unspektakulären, man könnte auch sagen, den genauen Blick auf Menschen als Menschen zur Perfektion.“ (3)

Alice Munro war dabei immer Mutter von vier Töchtern, Hausfrau.

„Sie kochte und putzte, sagte sie in einem Interview mit der Literaturzeitschrift Paris Review, seitdem sie ein Teenager war und ihre Mutter an Parkinson erkrankte: ‚die Uni war also die einzige Zeit in meinem Leben, in der ich keine Hausarbeit verrichten musste.“ (4)

Als ich das gestern beim Frühstück las, da dachte ich bei mir:
‚Worüber jammerst du eigentlich? Du musst so viel tun – Firmenporträts schreiben, freitags zuhause Staubsaugen, ins Fitness-Studio fahren, du kommst eigentlich zu gar nichts, schon gar nicht dazu, kurze Alltagsgeschichten für den Blog zu schreiben.‘

Da kann ich nur verstummen, angesichts des großartigen Schaffens dieser Schriftstellerin, und dass in vielen Jahren am Küchentisch, weil sie kein Arbeitszimmer hatte.

Manchmal, wenn ich meine Enkelin besuche und mit ihr in Berlin auf einen Spielplatz gehe, dann sehe ich Mütter, die auf dem Boden sitzen und reden, Kartoffelsalat ausgepackt haben und jeden, der von außen dazukommt aus einer Mischung von Ablehnung und Neugier betrachten.

Ich nenne sie seit vielen Jahren die ‚Monicas‘.

‚Die Monicas sind wieder da‘, sage ich dann zu Krümel, die sich aber nicht dafür interessiert, sondern für die Rutsche, auf der die Kinder der ‚Monicas‘ heruntersausen.

Inspiriert zu dieser durchaus liebevoll gemeinten Bezeichnung wurde ich durch die Geschichte ‚Jakarta‘:

„Kath und Sonje haben einen eigenen Platz am Strand, hinter großen Baumstämmen.

Den haben sie sich ausgesucht, weil er ihnen Schutz bietet, nicht nur vor dem gelegentlich stark auffrischenden Wind – sie haben Kaths Baby dabei -, sondern auch vor den Blicken einer Gruppe von Frauen, die jeden Tag den Strand bevölkern. Sie nennen diese Frauen die Monicas.

Die Monicas haben zwei oder drei oder vier Kinder pro Nase.
Angeführt werden sie von der richtigen Monica, die über den Strand gelaufen kam und sich vorstellte, sobald sie Kath und Sonje und das Baby entdeckt hatte.

Sie lud sie ein, sich dem Rudel anzuschließen.
Sie folgten ihr und schleppten die Babytasche mit.
Was blieb ihnen anderes übrig?

Aber seitdem verschanzen sie sich hinter den Baumstämmen.

Das Feldlager der Monicas besteht aus Sonnenschirmen, Badelaken, Windeltaschen, Picknickkörben, aufblasbaren Flößen und Walfischen, Spielsachen, Sonnenschutzmitteln, Kleidungsstücken, Sonnenhüten, Thermoflaschen mit Kaffee, Plastikbechern und -tellern und Kühlboxen, die hausgemachte Eislutscher aus Fruchtsaft enthalten.“ (5)

Ich habe in meinem Leben viel studiert, Diplomarbeiten geschrieben, Diplomarbeiten bewertet, Studenten unterrichtet. Das war eine schöne Zeit.

Der beste Teil kommt tatsächlich zum Schluss, nämlich von einer ‚Meisterin des Alltäglichen‘ zu lernen, die kleinen Dinge im Leben zu sehen, sie nicht geringzuschätzen, Menschen nicht in ihren großen Gesten zu bewundern, sondern darin, wie sie den Alltag meistern, wie sie sich zueinander verhalten.

Das Schwierige besteht darin, nicht nur das Banale zu beschreiben, sondern die Beschreibung auch noch banal aussehen zu lassen. Darin bewundere ich die große Schriftstellerin Alice Munro.

(1)
Manuela Reichart, Nachwort für Alice Munro, Ferne Verabredungen, Die schönsten Erzählungen;
aus dem Englischen von Heidi Zerning;
© 2016 S. Fischer Verlag GmbH, Hedderichstr. 114, 60596 Frankfurt am Main
(2)
Berliner Zeitung, Nr. 156, Freitag, 09.Juli 2021, S. 13; Feuilleton
„Meisterin des Alltäglichen“
(3)
Sabine Rohlf, ebenda
(4)
Ebenda
(5)
Alice Munro „Ferne Verabredungen“, Jarkarta, Fischer Verlag GmbH, 2016, S.9

STEFANIE CLAASEN – SYMPATHISCH, KOMPETENT, LOCKER

MENSCHEN IM ALLTAG-2021.06.16

Es war eher ein Zufall, dass ich heute auf Stefanie Claasen traf.
Sie half gerade in einer Arztpraxis aus, während ich dort zum Blutabnehmen war.

Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen.

„Sie sind eine der Geschäftsführerinnen von AscuVita und Geschäftspartnerin von Schwester Ines“, sagte ich zu ihr.

Sie schmunzelte und nickte.

Es sind jetzt schon wieder zwei Jahre vergangen, wo ich Schwester Ines interviewt habe.

Nun lernte ich auch noch Schwester Stefanie kennen.

Mein Eindruck: sehr sympathisch, sehr kompetent und dabei locker drauf.

Es machte Spaß, mit ihr Small Talk zu führen.

Ich habe schon immer viel von Schwester Ines gehalten.
Und nun habe ich ihre Geschäftspartnerin kennengelernt, ein wenig jedenfalls.

Was bleibt?
Ein guter Eindruck, ein gutes Gefühl – die Menschen, die bei ihnen um Hilfe und Unterstützung nachsuchen, die werden nicht enttäuscht.
Da bin ich mir sicher.

Interview mit Schwester Ines lesen:  https://uwemuellererzaehlt.de/2019/01/18/schwester-ines/

MOBILE – PC-HILFE – SANDRO SCHULZ- INHABER

FIRMENPORTRÄT-2021.06.10

EINFÜHRUNG
Sandro Schulz macht am Telefon auf mich den Eindruck eines humorvollen und offenen Gesprächspartners.

Was an ihm aber besonders beeindruckt, das ist seine Fachkompetenz, rund um den Computer.
Sie kommt nicht von ungefähr. 

Nein, er hat den Beruf des Elektrikers von der Pike auf gelernt und sich später zum Fachinformatiker weiterentwickelt. 

Es macht Spaß, Sandro Schulz zuzuhören. Seine Begeisterung für alles, was mit der Computertechnik zu tun hat, die steckt an. 
Seine Fähigkeit, sich schnell in komplizierte technische Vorgänge hineinzudenken, sind eines seiner herausragenden Eigenschaften. 

Für seine Kunden jedoch sticht eine weitere Gabe besonders hervor: komplexe Fragen der Bedienung und Nutzung eines Computers und anderer technischer Geräte mit einfachen, verständlichen Worten zu erklären. 

Sandro Schulz hilft seinen Kunden schnell, ist flexibel, wenn sie Unterstützung benötigen.
Würde ich ihn anrufen, wenn ich am Computer oder mit dem iPad Schwierigkeiten hätte? Ich denke schon.

Warum man zu dieser Erkenntnis gelangt, das zeigt am besten sein Weg – vom Elektriker hin zum gefragten Fachinformatiker.
DER BERUFLICHE WERDEGANG VON SANDRO SCHULZ

Sandro Schulz besuchte in Bernau die Zehnklassige Polytechnische Oberschule und begann 1988 eine Ausbildung zum Elektriker.
Er lernte im VEB Fahrzeugausrüstung (Faga) Berlin, Werkteil Bernau.

„Das war ein großes Werk, in dem Zugtechnik hergestellt wurde. Dort wurden vor allem Schaltschränke gebaut, die der Steuerung der Waggons dienten – im Bereich Lüftung, Heizung, Klima“, erinnert sich Sandro Schulz zurück.

Die theoretischen Ausbildungsthemen wurden in Klosterfelde vermittelt.

Man merkt ihm an, dass er noch heute stolz darauf ist, was er für eine solide Ausbildung als Werkzeugmacher und als Elektriker erhalten hat.

„Wir mussten lernen zu bohren, zu schleifen und zu fräsen. Außerdem erwarben wir die Fähigkeiten, mit Kabelleitungen, Relais und Steuerungen umzugehen- im Grunde genommen alles, was mit Elektrotechnik zu tun hatte, wo Strom durchfloss.“

Sandro Schulz beendete seine Ausbildung 1990, in der Wendezeit.
„Ich habe noch zu DDR-Zeiten den Führerschein für LKW gemacht, für 260 DDR-Mark“, sagt er im Gespräch.
Er hat noch vier Jahre weiter im Betrieb gearbeitet und wurde 1994 entlassen.

Anschließend hat er in einer weiteren Firma gearbeitet, in Berlin im Wohnungsbau.
„Wir haben Wohnungen saniert, also elektrotechnisch alles ausgewechselt.

Für ihn war das eine spannende und zugleich ungewöhnliche Zeit.
„Ich erinnere mich, wie ich in einer der Wohnungen neue Kabel verlegte.

Ich krabbelte auf dem Fußboden herum, während neben mir ein kleines Kind vor dem Fernseher saß. Das war für mich schon ungewöhnlich und erforderte von mir sehr viel Aufmerksamkeit und Konzentration.“

Sandro Schulz lernte das Fach der Elektrotechnik immer besser kennen, vertiefte in verschiedenen Bereichen seine Kenntnisse, praktisch und theoretisch – in der Bahntechnik, in der Heizungstechnik und im Wohnungsbau.

Es war die Zeit, in der er herausfand, dass ihm die Arbeit als Elektriker viel Spaß machte, es für ihn ein schöner Beruf war.
Doch all das bewahrte ihn nicht davor, dass er erneut seine Arbeit verlor.

„Es war die Zeit, in der sich die Elektrofirmen im Preisdumping gegenseitig überboten und dadurch kaputtgingen.“

Er nahm die erneute Arbeitslosigkeit für sich zum Anlass, gründlicher darüber nachzudenken, welchen Weg er künftig einschlagen sollte.

DAS TRAUMZIEL FACHINFORMATIKER

Sandro Schulz machte zunächst noch einen Weiterbildungskurs mit – einen Anpassungskurs.

„Die Standards der Ausbildung im Osten wurden hier an die Bedingungen im Westen angepasst, sodass ich sozusagen danach ein ‚Westelektriker‘ war.

Aber das alles reichte ihm nicht.
„Ich wollte eine größere Beständigkeit in mein Berufsleben bringen.

Das Arbeitsamt bot mir an, mich zum Fachinformatiker ausbilden zu lassen. Ich war begeistert davon, denn ich konnte auf diese Weise nicht nur eine komplette Ausbildung neu machen, sondern das Amt übernahm ja hierfür auch die gesamten Kosten.“

Die Ausbildung zum Fachinformatiker war jedoch alles andere als ein Spaziergang.

„Es gab zunächst einen dreimonatigen Eignungstest und daran schloss sich eine Aufnahmeprüfung an. Rund die Hälfte der Bewerber bestand diese Prozedur nicht.“

Insgesamt zweieinhalb Jahre dauerte die Ausbildung zum Fachinformatiker.

Sie fand in Albertshof statt, einem anliegenden Dorf von Bernau.
Er bestand die Ausbildung zum Fachinformatiker mit guten Ergebnissen.

„Mir wurde von den Prüfern bescheinigt, dass ich den Kunden sehr gut erklären konnte, warum etwas nicht funktionierte oder wie sie zum Beispiel einen Computer bedienen müssten.“

Er sagt weiter: „Wir mussten uns alle einen Praktikumsplatz suchen und so habe ich mich beim Kabelfernsehen Bernau beworben.

Ich kannte Herrn Winkler von der Firma ‚Wikom‘ persönlich, der sich zu der Zeit schon sehr für die Internettechnik interessierte.

Er bot damals schon E-Mails und Web-Sites an.“
Sandro Schulz stieg genau dort ein – er programmierte die Web-Site für einen online-shop.

Die Idee dazu beruhte auf der von eBay.
Ihm gefiel diese Art der Tätigkeit und er blieb deshalb nach der Ausbildung zunächst in der Firma.

„Ich hatte mich zwar bei einigen Firmen in Berlin beworben, doch die Zeiten waren schlecht, es wurden ja kaum Leute eingestellt. Also arbeitete ich bei ‚Wikom‘ weiter, diesmal allerdings gegen Bezahlung.“

Sandro Schulz arbeitete im Auftrag des Firmenchefs im Außendienst weiter.

„Die Firma hatte ja über 8000 Kunden. Wenn ein Problem auftrat, dann bin ich dort hingefahren und habe ihnen geholfen, diese Probleme zu lösen.

DER SCHRITT IN DIE SELBSTSTÄNDIGKEIT

Jeder, der sich dazu entschließt, sich selbstständig zu machen, der weiß, mit wie viel Mut, Engagement und auch Ängsten das verbunden ist.

Und dennoch: Sandro Schulz war mutig und wagte diesen Schritt im April 2004.

„Seitdem bin ich selbstständiger Fachinformatiker, hauptsächlich für den Umkreis Barnim, Berlin.
Der weiteste Kunde sitzt in München, der nächste ist ein Gartentor weiter.“

Im Verlaufe der Firmengründung hat Sandro Schulz noch an einem Existenzgründerlehrgang teilgenommen.

Da wurde ihm auch klar, dass in seinem Firmennamen das Wort ‚Mobile‘ vorkommen musste.

‚Mobile‘ deute darauf hin, dass die Firma zum Kunden nach Hause kommt.

„Die Kunden rufen an, dann kann ich mitunter aus der Ferne zu helfen. Oder ich fahre zu ihnen nach Hause, bzw. der Kunde kommt zu mir.

Das kann sich der Kunde im Prinzip aussuchen, ob ich zu ihm komme, ob ich aus der Ferne helfe, oder aber ob er zu mir nach Hause kommt.“

Sandro Schulz erklärt weiter, wie er die Kundenbetreuung managt:
„Ich habe zum Beispiel eine Lehrerin, die aus Königs-Wusterhausen kommt.

Sie nimmt die Entfernung von rund 20 km auf sich und kommt zu mir, um sich beraten und helfen zu lassen. Eine weitere Kundin von mir sitzt in München.

Da war ich noch nie.
Ich habe ihr trotzdem schon sehr oft helfen können.“

WAS SANDRO SCHULZ IN DER ARBEIT FÜR SEINE KUNDEN WICHTIG IST

„Mein Hauptaugenmerk lege ich darauf, Menschen am Computer zu helfen. Und meine Frage, die ich stelle, lautet: ‚Was haben Sie für einen Wunsch? Ich habe viele Stammkunden.

Sie schreiben auf ihren Zettelchen die ganzen Fragen und Wünsche rauf. Und wenn die merken, dass der Zettel voll ist, dann rufen sie mich an. Dann gehe ich das mit ihnen alles durch.“

Und weiter sagt er: „Bis vor zehn Jahren war es die Virensuche, die meine Kundinnen und Kunden umtrieb. Jetzt wollen sie vor allem wissen, wie ein Computer funktioniert, wie sie die Technik für sich optimal im Alltag nutzen können.“

Hier kommt eine Stärke von ihm besonders zum Tragen: die Fähigkeit, technische Vorgänge, möglichst strukturiert, verpackt in einfachen und nachvollziehbaren Formulierungen zu erklären.

„Manchmal bin ich auch so was wie ein Seelsorger.

Nämlich dann, wenn Kunden in Panik geraten sind, weil sie etwas im Fernsehen über Computer und deren Handhabung mitbekommen haben, was aber in der Realität meiner Kundinnen und Kunden dann doch noch spezifischer zu betrachten ist.“

„Die Prüfer haben mir während meiner Ausbildung erklärt, dass ich der beste war, der etwas erklären konnte. In diesem mündlichen Bereich war ich sehr gut.“

Sandro Schulz kann unendlich viele Beispiele anführen, wie vielfältig seine Beratungstätigkeit ist.

Mal hat ein Kunde nicht erkannt, dass er lediglich die Batterien in der Maus zu seinem Computer wechseln muss, damit wieder alles läuft oder er musste den Senderdurchlauf für einen neugekauften Fernsehapparat bei einem Kunden durchführen.

COMPUTER – VON SANDRO SCHULZ PRODUZIERT – KOMPLETT

„Viele Kunden kaufen bei mir einen Computer. Gar nicht wegen des Computers, sondern wegen der Betreuung danach. Sie haben ja in mir immer den gleichen Ansprechpartner.“

Das Besondere daran ist, dass Sandro Schulz seine Computer selbst baut.

„Ich kaufe nie Computer. Die werden bei mir per Hand zusammengebaut. Komplett.

Ich möchte der Einzige in Barnim sein, der noch von der Pike auf die Computer herstellt. Wie ein Bäcker, der keine Zusätze in sein Mehl hineinmacht.

Ich baue im Jahr zwischen zehn und fünfzehn Computern. In Barnim stehen bereits über dreihundert Computer von mir rum.“

„Ich habe mir den Beruf des Informatikers wirklich ausgesucht, weil ich als Elektriker schon mit Steuerungen zu tun hatte und ebenfalls schon sehr viel mit Computern.

Aber ich habe gemerkt: ohne die Ausbildung habe ich mir die eigenen Computer mehr kaputtgespielt. Da habe ich so viel herumgefummelt, bis nachher gar nichts mehr ging.

Nachdem ich aber die Fachkompetenz hatte, da ging nicht nur mehr etwas kaputt, sondern ich konnte es auch noch reparieren.“
Jetzt besaß er auch die Kompetenz zu verstehen, wie ein Computer funktioniert.

Er merkte schnell, dass es das war, was er eigentlich in seinem Leben tun wollte.

Sandro Schulz hatte ja auch noch die Wahl, als Programmierer zu arbeiten.

Doch das wollte er nicht, stundenlang vor einem Rechner sitzen. Ihm lag die Kommunikation mit den Kundinnen und Kunden mehr.

SANDRO SCHULZ MAG DAS KOMPLIZIERTE, DIE HERAUSFORDERUNG

„Ich liebe meinen Beruf, weil ich jeden Tag ein neues Problem lösen muss. Ich mag es nicht, wenn sich ein Problem wiederholt. Ich finde meinen Beruf toll, weil jede Kundin, jeder Kunde ein anderes Problem hat.“

Sandro Schulz fand es großartig, dass er in seinem Beruf immer wieder gefordert wurde.
„In meinem Elektrikerberuf habe ich irgendwann gemerkt: Ich weiß alles, ich kann alles.

Aber es ging nicht weiter. In der Informatik merke ich, dass ich immer wieder etwas dazulernen kann.“

Warum er das Schwierige, das Komplizierte mag, begründet er so:

„Ich bin so ein Mensch, der es lieber ein wenig kompliziert mag. Wenn Freunde zu mir nach Hause kommen, dann sagen die: Man, mach‘ doch da mal einen Lichtschalter hin. Nein, Lichtschalter find‘ ich langweilig.

Ich mag es, wenn die Technik kompliziert ist. Andere wollen genau das Gegenteil. Ich suche die Herausforderung.

Wenn jemand zu mir kommt und ich muss tüfteln, das gefällt mir. Immer die gleiche Arbeit, das mag ich nicht.

Deswegen habe ich gemerkt, dass ich als Fachinformatiker mich mehr um die Veränderungen und den damit verbundenen Herausforderungen kümmern kann.

Die Kunden sagen oft: ‚Wie können Sie das denn alles begreifen?‘
Ich sehe in der Woche vielleicht 100 Computer und der Kunde sieht einen Computer in fünf Jahren. Ich mag die Veränderung und das Komplizierte.“

DER MARKENKERN VON MOBILE-PC-HILFE

Auf die Frage, was Sandro Schulz und seine Firma vom Markenkern her kennzeichnet, sagt er: „Ich bin der Computermensch, der den Menschen hilft. Ich bin jemand, der schnell da ist.

Mein Steckenpferd ist es, den Kunden möglichst zügig zu helfen. Zum Beispiel hatte ich heute eine Kundin, die hatte einen Laptop mit Totalschaden. Sie hat aber kein Geld für einen neuen Laptop.

Da habe ich erst einmal ein gebrauchtes Gerät hingestellt. Ich gebe also der Frau, die kein Geld für einen neuen Computer besitzt, die Möglichkeit, drei Monate mit meinem Laptop zu überbrücken. Sie kann ihn anschließend – wenn sie es möchte, sogar für wenig Geld übernehmen.“

Sandro Schulz führt weiter aus:
„Die Leute wollen in der heutigen Zeit, dass Ihnen schnell geholfen wird.

Ich versuche dem Kunden immer ein positives Ergebnis zu geben. Er soll merken, dass dabei etwas Positives herausgekommen ist, ein positives Ergebnis.

Ich kann das vielleicht nicht sofort mit dem gleichen Gerät erzeugen, dieses positive Ergebnis. Manchmal muss ich das Problem auch umschiffen, weil ich selbst die Nadel im Heuhaufen suchen muss.

Aber die Grundeinstellung bleibt: ein positives Ergebnis beim Kunden erzeugen! Schnell und positiv.“

TESLA – EINE WEITERE LEIDENSCHAFT VON SANDRO SCHULZ

„Warum beraten Sie Kunden beim Tesla-Kauf?“, habe ich Sandro Schulz zum Schluss gefragt: Ich bin ein Öko-Mensch. Ich liebe nicht Tesla, sondern das elektrische Fahren.

Ich liebe es, dass ich Strom für mein Auto selber herstellen kann. Für Benzin muss ich immer echtes Geld an der Tanksäule abgeben.“
Sandro Schulz gerät ins Schwärmen: „Tesla bietet eine Reihe von Vorteilen.

Zum Beispiel muss der Kunde nicht wie bei anderen E-Auto einmal im Jahr zur Kontrolle in die Werkstatt. Die einzige Firma, die gesagt hat, dass das E-Auto wartungsfrei ist, das war die Firma Tesla.

Es muss einfach sein. Ich möchte einfach, dass das Auto funktioniert. Hinzukommen zahlreiche Vergünstigungen durch den Staat – die Bundesregierung schenkt mir 6000 Euro; das E-Auto hat keine KFZ-Steuer, keine jährlichen Durchsichten, vier Jahre Garantie.

Die Werkstatt kommt bei einem Problem am Tesla zu mir nach Hause. Tesla macht Updates in 25 Minuten für das gesamte Auto. Der Bordcomputer ist redundant aufgebaut – doppelt verbaut.“

Die Begeisterung von Sandro Schulz für das Neue, das Unentdeckte, die Herausforderung – das steckt an.

 

LEISTUNGEN
MOBILE – PC-HILFE
Seit 2004
Markenkern von Inhaber Sandro Schulz:


Alles, was sich um den Computer dreht – sämtliche Problemstellungen und Fragen – sie werden von Sandro Schulz schnell, flexibel und in guter Kommunikation mit dem Kunden besprochen und gelöst bzw. beantwortet.

Des Weiteren: Optimale Serviceleistungen auf der Grundlage eines großen praktischen Erfahrungsschatzes im Computerbereich, geknüpft an exzellente Fachkenntnisse.

„Ich besitze sehr gute theoretische und praktische Kenntnisse als ausgebildeter Fachinformatiker und Elektriker.“ (Sandro Schulz)

Spezifische Fachkenntnisse und Erfahrungen in den Bereichen
– des Datenschutzes, der Programmierung, der Konfiguration, der Bildbearbeitung, der Telekommunikation, Montage und Installation (zitiert nach Angaben der Homepage)

Der Nutzen für die Kundinnen und Kunden auf den Punkt gebracht:

– Sandro Schulz erscheint zeitnah nach einem Anruf der Kunden vor Ort;

– die Kosten minimieren sich dadurch erheblich;

– die Reparaturen werden auf der Grundlage fundierten Wissens und praktischer Kenntnisse bei Reparaturen, Updates und Installationen ausgeführt;

– nur ein kompetenter Ansprechpartner im gesamten Prozess der Dienstleistung;

– Datenschutz und die Privatsphäre werden gewährleistet.
Mehr und detaillierter lesen: http://www.mobilepchilfeschulz.de

 

KONTAKT
MOBILE-PC-HILFE-SCHULZ, IHR FACHINFORMATIKER
Montag bis Samstag von 09.00-21.00 Uhr
Telefon: 03338-45 96 19
Handy: 0174-78 53 252
www.MobilePCHilfeSchulz.de
E-Mail: info@mobilePCHilfeSchulz.de

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

JÖRG DÜRING

JÖRG DÜRING – EIN MENSCH MIT VIEL EMPATHIE
Jörg Düring macht es dir leicht, mit ihm ins Gespräch zu kommen.

Er ist der Inhaber eines Bestattungshauses. Hand aufs Herz: Wer denkt da nicht an viel Leid, Trauer, Ängste und auch an seinen eigenen Tod?
Das schafft emotionale Distanz, auf den ersten Blick jedenfalls.

Wenn du aber mit ihm sprichst, so merkst du, dass du dich mit einem Vorurteil umgeben hast, die dem Menschen Jörg Düring und seinem Unternehmen nicht gerecht werden. Im Gegenteil!

Lernst du Jörg Düring näher kennen, dann möchtest du noch mehr von ihm wissen, ja du erfährst, was für ein guter Gesprächspartner er ist.

Und genau diesen Menschen würde ich an meiner Seite haben wollen, wenn ich auf Hilfe angewiesen wäre, in schwierigen Situationen, da wo du möglichst eine solide Vertrauensbasis brauchst.
Das ist die Geschichte von Jörg Düring.

DAS MOTIV, EIN BESTATTUNGSUNTERNEHMEN ZU GRÜNDEN
„Die Idee ist aus einer schrecklichen Situation heraus entstanden, in die unsere Familie gestürzt wurde.

Ich war gerade einmal elf Jahre alt, als mein Bruder mit einem Motorrad tödlich verunglückte.

Und in diesem für uns alle unfassbaren und furchtbaren Moment mussten wir uns dennoch um einen würdigen Abschied kümmern – für den geliebten Sohn, Enkel und Bruder“, erinnert sich Jörg Düring, als wäre es erst gestern gewesen.

Doch genau diese Erwartung, dem Verstorbenen das zu geben, was möglich war, nämlich eine würdige Bestattung – sie wurde nicht erfüllt.

„Mir hat damals nicht gefallen, dass der Bestatter diese Anteilnahme nicht wirklich verinnerlicht hatte, sie nur vorgab, und das auch noch schlecht. Das hat sich mir im Gedächtnis und im Herzen tief eingegraben.“

„Kurz um, ich fühlte bereits damals, dass der Umgang mit dem Verstorbenen und den Hinterbliebenen gleichermaßen ein sehr oberflächlicher, ja gleichgültiger war.“
Jörg Düring macht am Telefon eine Pause, bevor er weiterspricht:

„Natürlich hatte ich zu der Zeit nicht daran gedacht, Bestatter zu werden. Aber der Keim eines Motives, in diese Richtung zu gehen, der war bereits in mir zu dem Zeitpunkt eingepflanzt worden, nämlich: den Verstorbenen auf ihrem letzten Weg die Ehrerbietung zu erweisen, die ihnen zukam.

Und: Den Trauernden ehrlich beiseitezustehen, ihnen zu helfen, das Nötige in dieser für alle nicht leichten Situation zu tun.“

JÖRG DÜRING GEHT SEINEN WEG
Jörg Düring hat die Erinnerung an den Tod seines Bruders, an den Verlust weiterer Familienangehöriger geprägt.

„Mir kam es trotzdem nicht in den Sinn, Bestatter zu werden. Das war ein langer Erkenntnisweg, gepflastert mit Erfolgen und Niederlagen“, sagt er in diesem Zusammenhang.

Er besuchte 1972 die Zehnklassige Polytechnische Oberschule in Bernau. Im Anschluss absolvierte er eine Berufsausbildung zum Werkzeugmaschinenbauer mit Abitur.

Er hatte danach eine gute Anstellung in dem Betrieb, in dem er auch gelernt hatte – im Werkzeugmaschinenkombinat ‚7. Oktober‘ in Berlin.

Aber dann kam die Wende und Jörg Düring erging es wie vielen Menschen aus dem Osten, er wurde arbeitslos.

„Das war einerseits natürlich bitter, doch ich war jung und wollte mein Schicksal in die eigenen Hände nehmen“, erinnerte sich Jörg Düring zurück.

Voller Elan und Ideen machte er sich als Getränkehändler selbstständig.

Schnell musste er erfahren, wie sich der Markt drehen konnte.
„Nachdem ich in der Branche meine Erfahrungen gemacht habe, wurde ich angestellter Geschäftsführer in einem Vertrieb für einen großen Autohändler.

Der damalige Eigentümer, zugereist aus den alten Bundesländern, ließ den Betrieb faktisch ausbluten“, sagte Jörg Düring, ohne dass man ihm anmerkte, wie bitter diese Erfahrung für ihn gewesen sein musste.

1994 wurde er arbeitslos.
„Ich hatte zum Glück bereits einige Erfahrungen im Verkauf von PKW sammeln können und so entschloss ich mich, als Verkäufer im Opel-Haus in Bernau zu arbeiten, nachdem ich dort angenommen wurde.

Für mich war das im Grunde der Beginn eines sehr erfolgreichen und auch befriedigenden Abschnitts in meiner beruflichen Entwicklung, denn ich habe mich in dem Team wohlgefühlt.“
Jörg Düring war dort insgesamt 14 Jahre tätig, von 1994 bis 2008.

ERSTE BERÜHRUNGSPUNKTE MIT DER BESTATTUNGSBRANCHE
„Ich lernte als Autoverkäufer einen Kunden kennen, der als Trauerredner in einem Bestattungshaus festangestellt war.

Dieser Kunden erzählte mir häufig, wie unzufrieden er mit seinem Arbeitgeber sei.

Ich war so ein bisschen der ‚Blitzableiter‘ für seinen Unmut, den er gegenüber seinem Arbeitgeber angesammelt hatte.“

Jörg Düring empfahl seinem Kunden deshalb, sein Schicksal doch in die eigenen Hände zu nehmen und selbst ein Bestattungsunternehmen zu gründen.

Darauf bekam er von ihm allerdings keine Antwort.
Erst später kam der Kunde erneut auf ihn zu.

„Herr Düring, Sie sollten ein Bestattungsunternehmen aufbauen“, sagte der zu ihm.

Jörg Düring war von dem Vorschlag anfangs gar nicht begeistert, ja er sträubte sich zunächst sehr gegen dieses Ansinnen.

„Wir hatten gerade ein Haus gebaut. Hinzukam, dass wir nicht über den notwendigen Kapitalstock verfügten, um ein solides Unternehmen aufzubauen.

Schließlich hat sich Jörg Düring doch mit dem Trauerredner getroffen, der allerdings zu dem Zeitpunkt schon sehr krank war, ohne dass Jörg Düring etwas davon wusste.

DU MUSST MIT BEIDEN BEINEN VOM STEG AUS INS BOOT STEIGEN, WENN DU DEINE TRÄUME VERWIRKLICHEN WILLST
„Den entscheidenden Anstoß dafür, dass ich es letztlich riskierte, in die Selbstständigkeit zu gehen, ein Unternehmen faktisch aus dem Nichts heraus aufzubauen, der kam von meiner Frau.

Sie machte mir Mut, stärkte mich darin einen Weg zu wählen, in dem ich selbst über mein berufliches Schicksal entscheiden konnte. Und so wagte ich eben den Schritt und nahm die nötigen Kredite dafür auf.“

Jörg Düring erinnert sich aber auch, dass es nicht nur Ängste gab.
„Nein, es kamen natürlich die Ideen und Motive wieder zum Vorschein, mit denen ich mich schon lange beschäftigt hatte.

Ich konnte nun eigene Vorstellungen verwirklichen, und ich konnte als Bestatter meinen selbstbestimmten Weg gehen.“

Jörg Düring wollte seinen Kunden gegenüber bescheiden auftreten, empathisch sein, sie einfach durch eine schwierige Zeit begleiten.

„Du kannst in der Bestattungsbranche wenig Werbung machen. Wenn die Leute zufrieden sind, dann freust du dich natürlich über ein ehrlich gemeintes Dankeschön.

Aber es ‚schweigt sich wohl eher herum, wenn du einen guten ‚Job‘ gemacht hast.“

Jörg Dürings Ehefrau steht selbst mit beiden Beinen im Leben, ist Kinderkrankenschwester und seine wichtigste Stütze, wenn es um die Lösung von Problemen gibt.

„Du kannst nicht erfolgreich sein, wenn du nicht jemanden hast, auf den du bauen kannst, und zwar zu jeder Zeit.

Insofern ist meine Frau hier ein ganz wichtiger Faktor, auch wenn sie selbst nicht unmittelbar mit im Unternehmen arbeitet.“

Sie war es auch, die ihm riet, nach einer Zeit des Hin- und Herpendelns zwischen Autohaus und dem neu aufgebauten Bestattungsunternehmen sich voll auf die neue Tätigkeit zu konzentrieren.

„Mach‘ es richtig oder gar nicht“, sagte sie ihm, nachdem er im Juli 2001 das Unternehmen gegründet hatte und dann ab 2008 voll einstieg.

DAS TEAM UM JÖRG DÜRING – GARANT FÜR SEINEN ERFOLG UND SEINE BODENHAFTUNG
Man merkt Jörg Düring an, dass er stolz auf sein kleines Team ist, das ihm täglich zur Seite steht.

Seine Mitarbeiterin Nancy Marzi habe ich am Telefon selbst erlebt.
Sie ist freundlich, nicht überschwänglich, aber sie entwickelt ein gutes Gespür für das Anliegen des Anrufers.

Da hat Jörg Düring Glück gehabt, denn sie ist als haupt-beschäftigte Bürokraft das Entree für das Unternehmen.

„Wir werden noch von zwei sehr engagierten älteren Herren unterstützt und verfügen ebenso über eine Mitarbeiterin, die mit viel Liebe rund herum um die Floristik da ist, im ‚Blumenkeller‘.

Es werden nicht nur Gestecke für die Trauernden gefertigt, sondern auch für fröhlichere Anlässe.

Auf meine Frage, was ihn als Bestattungsunternehmer ausmacht, antwortete Jörg Düring:

„Ich bin von hier, aus Bernau. Und ich bin für die Bernauer da und für die aus der Umgebung von Bernau. Kurzum: Ich bin regional ansprechbar.

Ich will eine zuverlässige und ehrliche Arbeit abliefern. Daran soll man mich messen.

Und: Ich liebe es, wenn die Bernauer mich grüßen und ich grüße gern auch die, die ich kenne. Das macht mein Leben aus und es ist mir wichtig, dass die Leute sich auf mich verlassen können.“

Das Unternehmen feiert am 01. Juli 2021 sein zwanzigjähriges Bestehen.

LEISTUNGEN:


- Zum Beispiel Individuelle kompetente Beratung (auch Hausbesuche)
- Erd,- Feuer-, See- und Waldbestattungen
- Erledigung aller Formalitäten

Jörg Düring ist Mitglied der Bestatter-Innung Berlin-Brandenburg.

Seit zehn Jahren kümmert sich die Floristikwerkstatt „Blumenkeller“ um Blumenschmuck und Gebinde. Übrigens nicht nur für Trauerfälle, sondern auch für andere Anlässe.

„Wir bestatten auf allen Friedhöfen in und um Bernau, Wandlitz, Biesenthal, Panketal und Umgebung.“ (Jörg Düring)

Des Weiteren: Es gibt eine Zusammenarbeit mit der Seebestattung Rügen/Sassnitz und Partnerschaften mit Friedwald und Ruheforst.

KONTAKT:
BESTATTUNGSHAUS DÜRING
…an Ihrer Seite
TAG & NACHT
Telefon: 03338-70 59 10
Klementstr. 5
16321 Bernau

www.bestattungshaus-bernau.de