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ULRIKE UND BERITT TREFFEN SICH AM EISCAFÉ – SEIT LANGEM MAL WIEDER

ANNA-2021.07.07

Was bisher war:
Schwester Ulrike hatte mit ihrer Freundin Beritt telefoniert, aber nichts darüber gesagt, dass sich Olaf auf der Arbeit antriebslos verhielt.
Beide wollen sich in einem Café am Markt treffen.
Klara und Peter verzweifeln, weil sie unendlich viele Anträge für Anna stellen müssen, damit die Aufnahme im Heim rechtzeitig vonstattengehen konnte.
Peter legte sich mit einem Verwaltungsmitarbeiter an und bekam zum Schluss die Vermieterbescheinigung.

Einführung:
Ulrike und Beritt trafen sich am Eiscafé, um ein paar Momente gemeinsam zu genießen, wie früher.

Schwester Ulrike hatte sich ein paar Stunden freigenommen und war früher vom Heim losgefahren, um rechtzeitig zum Treff mit Beritt zu kommen.

Beritt saß bereits in dem Eiscafé am Markt, indem sie schon vor vielen Jahren mit Ulrike gewesen war.

Sie hatte vor dem Café einen Tisch gefunden. Sie liebte diesen Platz mit dem Blick auf die große Kirche gegenüber.

Touristen schlenderten an ihr vorbei, die Sonne schien und Beritt fühlte sich in ihre Jugendzeit zurückversetzt, in der vorbeilaufende junge Matrosen mit ihr geflirtet hatten.

So hatte sie auch Olaf kennengelernt, der damals seinen Bundeswehrdienst als Zivildienstleistender absolvierte und in dem Pflegedienst aushalf, in dem auch Beritt und Ulrike ihre Arbeit nach der Ausbildung begonnen hatten.

Beritt nippte an ihrem Glas Wasser, das sie sich zur Überbrückung bestellt hatte.

Obwohl sie trank, behielt sie die Umgebung im Blick und erkannte sofort, dass hinter der Kirche Ulrike mit straffem Schritt auf sie zusteuerte.

Beritt winkte und erhob sich von ihrem Platz. Sie küssten sich, als Ulrike vor ihr stand und sie freuten sich beide ehrlich, dass sie Zeit füreinander gefunden hatten.

„Ich hab‘ uns schon zwei Eisbecher mit Schlagsahne und Eierlikör bestellt. Du weißt schon, fast wie früher“, sagte Beritt.

„Ach Gott, ich muss doch ein bisschen auf meine Figur achten, sonst kriege ich ja gar keinen mehr ab“, scherzte Ulrike.

Sie war noch immer ledig und auch wieder ungebunden. Aber sie fühlte sich so wohl und konnte sich voll auf ihre Arbeit konzentrieren.

„Erinnerst du dich noch daran, wie wir manchmal bis Mitternacht gesessen haben, anschließend zurück zur Schwesternschule gelaufen sind und dann noch nackt im Sund baden waren und die Matrosen mit uns ins Wasser wollten?“

„Na klar erinnere ich mich daran“, sagte Beritt.

„Es war eine schöne Zeit, die kommt nie wieder“, stimmte Ulrike zu.

„Wie läufts mit Olaf?“

„Ist er noch so fürsorglich wie früher?“
Beritt ließ sich Zeit mit ihrer Antwort.

„Ich weiß nicht, aber irgendwas ist anders. Olaf ist schweigsamer geworden, redet mit mir nicht mehr so viel.

Zum Beispiel die Sache mit Frieda Möller, die hat er mir gegenüber verschwiegen.“

Ulrike überlegte, ob sie Beritt etwas zu Saskia sagen sollte, aber sie entschied sich anders.

„Weißt du, die Arbeit in der Pflegeeinrichtung, die schlaucht alle, insbesondere jetzt in der Corona-Zeit.

Jeder arbeitet bis zum Anschlag, erholt sich nicht mehr so richtig während des Urlaubs, im Gegenteil, er nimmt die Probleme mit in seine Freizeit.“

„Das stimmt, das geht mir genauso. Wir kommen im Sund-Krankenhaus ebenfalls nicht vor Arbeit aus den Augen gucken.

Und wahrscheinlich zerrt das an den Nerven, macht uns reizbarer, wenn wir zusammen sind“, sagte Beritt mehr zu sich als zu Ulrike.

Ulrike schaute Beritt an. Sie sah nicht gut aus im Gesicht, wirkte angespannt, trotz des Urlaubs, der erst ein paar Tage her war.

Sie beschloss nichts zu sagen, schon gar nicht darüber, dass sie das Gefühl hatte, dass sich Saskia und Olaf immer näherkamen, über das normale Arbeitsverhältnis hinaus.

„Wie geht es der Kleinen?“, fragte sie stattdessen.

„Ach, die ist köstlich. Sie ist unser Sonnenschein“, sagte Beritt und blühte gleich wieder auf.

„Wollen wir einen kleinen Sekt trinken?“, fragte Ulrike.

„Oh ja, lass uns anstoßen auf die alten Zeiten“, nickte Beritt freudig.

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SIE KÖNNEN DIE VERMIETERBESCHEINIGUNG NICHT KRIEGEN

ANNA-2021.07.05

Was bisher war?
Peter und Klara mussten schnell handeln. Ein Zimmer im ‚Betreuten Wohnen Sörensen‘ am Strelasund war freigeworden.
Olaf Knaspe war Pfleger im ‚Betreuten Wohnen‘ und traurig, dass Frieda Möller gestorben war.
Es fiel ihm deshalb schwer, das Zimmer von ihr auszuräumen.
Saskia, eine Kollegin von Olaf, bot ihm ihre Unterstützung an.
Sie mochte Olaf, obwohl der verheiratet war.
Schwester Ulrike fragte Olaf, ob zwischen ihnen etwas lief.
Es war ihr unangenehm so etwas als die unmittelbare Vorgesetzte von Olaf zu fragen, zumal sie mit Beritt, Olafs Ehefrau, befreundet war.

Einführung:
Schwester Ulrike telefonierte mit Beritt, ihrer Freundin, die auch Olafs Ehefrau war.
Klara wollte eine Bescheinigung von Annas Vermieter haben, zur Vorlage für die Anmietung des Zimmers im Heim ‚Betreutes Wohnen Sörensen‘ am Strelasund.
Peter legte sich mit dem Verwaltungsmitarbeiter von Annas Vermietergesellschaft an.
Herr Brummer gab sich unnachgiebig und störrisch. Er hatte aber nicht mit Peters Energie gerechnet.

Schwester Ulrike saß noch eine Zeit lang in ihrem Zimmer am Schreibtisch, nachdem Olaf gegangen war.

Sie dachte darüber nach, warum Olaf sich so antrieblos verhielt, obwohl er gerade aus dem Urlaub zurückgekehrt war.

Sie erinnerte sich an die Zeit in der Schwesternschule, in der sie mit Beritt Freundschaft geschlossen hatte, der späteren Ehefrau von Olaf.

Beritt und Ulrike waren gleichaltrig. Beritt war fünf Jahre älter als ihr heutiger Mann Olaf, wobei man ihr das nicht ansah.

Ulrike griff zum Hörer und wählte die Nummer ihrer Freundin.

„Knaspe“, ertönte eine Stimme im Hörer.
„Hallo Beritt, hier ist Ulrike.“

„Ulrike, das ist ja schön, dass du dich mal meldest. Ist irgendetwas mit Olaf?“
„Nein, nein, ich wollte nur mal deine Stimme hören“, wich Ulrike aus.

„Ach, und ich dachte schon, es wäre was passiert?“
„Wie kommst du darauf?“, fragte Ulrike und verschwieg, dass sie ja gerade wegen Olaf anrief.

„Ach, manchmal habe ich schon gedacht, dass er eine Freundin hat“, sagte sie.

„Er wirkt so abwesend.“
„Ich glaube Olaf bedrückt, dass eine seiner Heimbewohnerinnen verstorben ist“, antwortete Ulrike.

„Doch nicht etwa Frieda Möller?“
„Ja, leider. Frieda Möller ist tot und Olaf scheint das mehr mitzunehmen, als er sich selbst eingestehen will.“

Beritt schwieg, bevor sie antwortete: „Komisch, dass er mir das nicht erzählt hat, aber er kriegt ja ohnehin kaum noch den Mund auf.“

„Du, lass uns doch mal wieder einen Kaffee trinken gehen, im Cafè am Alten Markt, du weißt schon.“

„Ja gern, ich melde mich, ich muss jetzt zur Schicht“, gab Beritt zurück.

„Bis bald“, antwortete Ulrike und legte den Hörer auf.

Sie erhob sich vom Schreibtisch, ging auf den Flur und sah, wie Olaf und Saskia gemeinsam die Sachen von Frieda Möller aus dem Zimmer räumten.

Sie seufzte und lief in Richtung des Raumes, indem sich die Bewohner allmählich zum Mittagessen einfanden.

Klara saß seit sechs Uhr am Morgen im Zimmer nebenan von Peter und hatte gerade begonnen, sich für das Homeoffice anzumelden.

Sie hatte sich eingespielt mit der Technik, konnte alles gut bearbeiten und sparte sich so die Fahrt in die Berliner Innenstadt.

Ihre Gedanken schweiften manchmal ab, weil sie die ganze Situation zu erschlagen schien.

Bis Anfang September musste alles erledigt sein – Anna im Heim, das Zimmer vorher einrichten, Annas Wohnung ausräumen, die Pflegeverträge neu abschließen, alle Unterlagen für die Anmietung des Zimmers im ‚Betreuten Wohnen Sörensen‘ bereitstellen.

Sie wollte zu Wochenbeginn noch unbedingt in Stralsund anrufen, bei Annas Vermieter und ihn um eine Vermieterbescheinigung bitten.

Anna wohnte nun fast sechzig Jahre in dem Haus und hatte ihre Miete stets pünktlich bezahlt. Das interessierte aber niemanden.

„Wir brauchen von Ihnen diesen Zettel, damit wir ihn zu den Vermietungsunterlagen legen können, hatte ihr die Verwaltungsmitarbeiterin des Wohnungsbauunternehmens von Stralsund gesagt, die für die Vermietung der Zimmer im ‚Betreuten Wohnen Sörensen‘ zuständig waren.

Es war inzwischen gegen zehn Uhr am Vormittag.
„Wolltest du nicht Annas Vermieter anrufen?“, fragte Peter.

Er saß im Nebenzimmer, schrieb an einem Interview, das er mit einem Kunden am Telefon geführt hatte.

Er überlegte, ob er nicht erst eine Pause einlegen sollte. Er könnte ins Wohnzimmer gehen und sich ein bisschen durch das Fernsehprogramm zappen.

„Jetzt ist mir klar“, warum hier kein Geld reinkommt“, hatte Klara ihm erst wieder in der vergangenen Woche gesagt. Seitdem sie im Homeoffice arbeitete, stand Peter unter engmaschiger Beobachtung.

„Kein Geld stimmt nicht. Kleingeld stimmt“, antwortete Peter darauf.
„Hast du die Nummer von dem Mieter?“, unterbrach Klara ihn in seinen Gedanken.

„Hast du denn die Nummer schon wieder nicht notiert?“, fragte Peter zurück. Er verstand nicht, warum Klara ihn jedes Mal aufs Neue nach der Telefonnummer fragte.

Er hatte sie längst in seinem weitverzweigten System abgespeichert.
Er war stolz auf sein digitales Ablagesystem, nur dass es sich zwischendurch als zu kompliziert entpuppte und sich in ein Bermudadreieck verwandelte, indem auch Peter nichts mehr wiederfand.

„Willst du mir nun helfen?“, rief Klara aus dem Nebenzimmer.

Widerwillig zog er ein großes weißes Blatt aus dem Papierstapel hervor und schrieb in großen Zahlen die Telefonnummer der Wohnungsfirma darauf.

Lautlos erhob er sich und ging in das andere Zimmer.

„Hier“, sagte er knapp.
„Danke schön“, formulierte Klara mit spitzer Zunge.

Peter reagierte darauf nicht, sondern ging die Treppe hinunter ins Wohnzimmer, um sich eine Pause zu gönnen.

Als er die Treppe wieder Richtung Arbeitszimmer hochstieg, rief Klara ihm zu, dass sie mit einem Mitarbeiter von Annas Vermietergesellschaft gesprochen hatte und Peters Handynummer für Nachrichten hinterlassen hätte.

„In Ordnung“, brummte Peter und ließ sich missmutig auf seinen Schreibtischsessel fallen.

Er zog die Tastatur zu sich heran und tippte an der Stelle weiter, an der er eine halbe Stunde zuvor aufgehört hatte.

Das Handy kam dazwischen. Es klingelte und Peter sah eine Stralsunder Nummer.

„Gerber“, sagte er und wartete ab.
„Ja, wir können Ihnen die Vermieterbescheinigung von Anna Sturm nicht schicken!“

„Wer sind Sie denn?“, fragte Peter, obwohl ihm klar war, woher der Anruf kam.

„Brummer“, ertönte die Stimme am anderen Ende.
Er betonte das ‚r‘ und dehnte gleichzeitig dabei noch das ‚e‘, sodass Peter den Namen ‚Brrummeer‘ verstand.

„Ach Herr Brummer“, ja schön, dass Sie sich melden!“
„Wie gesagt, Sie kriegen die Vermieterbescheinigung nicht!“

Herr Brummer ließ sich auf keinen Small-Talk ein.

Peter merkte, wie bei ihm der Blutdruck stieg und seine Schilddrüse anfing, heftig in seinem Hals zu klopfen.

Es war, als würde in einer Feuerwache schriller Alarm ausgelöst und die Feuerwehrmänner würden eine Stange herunterrutschen, um sich sofort ins Auto zu schwingen.

„Warum können wir die Bescheinigung nicht kriegen?“
Peter bemühte sich, mit ruhiger Stimme zu fragen.

„Weil wir nichts hinter dem Rücken Ihrer Schwiegermutter machen!“

„Wollen Sie uns unterstellen, dass wir etwas hinter dem Rücken von Anna Sturm machen, ohne dass wir nicht ihre Vollmacht und ihr Einverständnis hätten?“

„Das weiß ich nicht.“

„Wenn Sie es nicht wissen, warum sagen Sie es dann?“
„Das habe ich nicht gesagt!“

„Das haben Sie sehr wohl gesagt!“ Peter war in den Angriffsmodus übergegangen. Seine Stimme wurde lauter, klang schärfer.

„Jetzt hören Sie mir mal gut zu“, pumpte Peter sich weiter auf, „wenn Sie glauben, Sie könnten in dieser schnoddrigen und arroganten Art mit mir reden, dann haben Sie sich jetzt den absolut Falschen ausgesucht.“

Peters Stimme dröhnte, dass Klara ganz bleich im Gesicht geworden war.

„Sie haben es gesagt und meine Frau hat es auch gehört.“
Klara war von ihrem Stuhl aufgesprungen und kam zu Peter herübergelaufen. Sie bewegte angstvoll ihre Arme nach unten, um Peter zu beschwichtigen.

Doch das brachte ihn erst recht in Rage. Er hasste es, wenn Klara sich einmischte. Das Signal war stets das gleiche: ‚Mein Mann ist ein Raufbold und Polterkopf, aber er meint es nicht so‘.

Aber das war genau das Streichholz, das man nur noch an das Spritfass halten musste, damit alles in die Luft flog.

„Jetzt passen Sie mal gut auf, lieber Brummer“, Peter lies in seiner Wut die Anrede ‚Herr‘ weg.

„Sie sollten ganz schnell die Vermieterbescheinigung schicken, dann vergesse ich ihre ungehobelte, unfreundliche und dem Kunden wenig zugeneigte Art, und ich vergesse auch, was Sie gesagt haben, ohne dass Sie es gründlich durchdacht haben. Ich warte genau dreißig Minuten, bis die E-Mail bei mir angekommen ist. Auf Wiederhören“.

Peter drückte mit seinem Zeigefinger mit solcher Energie auf den roten Button des Handys, dass ihm der Finger hinterher wehtat.

„Musste das sein?“, fragte Klara nun mit vorwurfsvoller Stimme.
„Du lässt mich hier die Drecksarbeit machen und willst auch noch, dass ich den anderen aufs herzlichste begrüße, wenn der mit einem Beil auf mich zustürmt“, schnaubte Peter.

„Du bist doch der Klügere!“, sagte Klara.

„Ich will nicht der Klügere sein, ich will dem in den Arsch treten, wenn der mir so kommt.“

„Du mit deinem kulturellen Hintergrund!“, klagte ihn Klara vorwurfsvoll an.

Peter wollte nicht in solchen Momenten derjenige sein, der auf die allergrößten Grobheiten seines Gegenübers am Telefon mit feiner und rhetorisch ausgefeilter Stimme antwortete.

Nein, er wollte ebenfalls zum Schwert greifen und auf den anderen zustürmen, Auge um Auge, Zahn um Zahn.

Er wusste, dass es falsch war, aber das verdrängte er in diesem Moment.

„Ich muss arbeiten“, unterbrach Peter Klara und zog die Tür zum Arbeitszimmer hinter sich.

Ein paar Augenblicke später trudelte aus Stralsund die Mail mit der Vermieterbescheinigung im Anhang ein.

‚Geht doch‘, brummte Peter.

„Sehr geehrte Frau Gerber“, stand in der Anschrift. Peter wurde gar nicht erwähnt.

Doch er sollte trotzdem eine Lesebestätigung geben.

„Da können die lange warten!“, dachte Peter.

„Ist schon was gekommen?“, fragte Klara. Sie hatte die Tür zu seinem Zimmer leise aufgemacht.

„Kann ich dir nicht sagen, ich muss jetzt erst einmal meine Arbeit zu Ende bringen.

Klara seufzte und wusste, dass sie jetzt nicht mit Peter reden konnte.

Als sie wieder draußen war, druckte Peter die Vermieterbescheinigung aus dem Anhang der Mail aus, legte sie in seinen Ablagekorb und stülpte ein paar Rechnungen darüber.

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EIN BLICK IN DIE BIBEL MACHT DEINEN ALLTAG NICHT ÄRMER

BIBEL-2021.07.04

„Die Menschen trauern zwar um ihren Leib, aber bei den Gottlosen wird auch der Name vertilgt, denn er taugt nichts.
Sieh zu, dass du deinen Namen behältst; der bleibt dir gewisser als tausend große Schätze Gold.
Ein Leben, es sei so gut, wie es wolle, währt nur eine kurze Zeit, aber ein guter Name bleibt ewig.“
Sir 41, 14-16

Bibel

Was kann ich mitnehmen?
Das Leben einfach leben, aber so, dass du vor dir und vor denen bestehst, die dir wichtig sind und wichtig bleiben, auch nach deinem Tod.

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JEEPY ERZÄHLT ÜBER KRÜMEL

JEEPY-2021.07.02

‚Jeepy‘, der kleine rote Jeep erzählt seiner kleinen Freundin Krümel über seine Erlebnisse mit seinem Fahrer, der gleichzeitig der Opa von Krümel ist.

Was bisher war:
Jeepy und sein Fahrer haben Krümels Oma zum zweiten Impftermin ins Impfzentrum nach Eberswalde gefahren.
Auf dem Rückweg haben sie alle im Dorf Zerpenschleuse gehalten und ein Eis gegessen.
Bis auf Jeepy. Der stand in der Sonne und hat geschwitzt.

Hallo Krümel,
hier ist Jeepy, dein bester Freund.

Jetzt hat dein Opa, also mein Fahrer, auch die zweite Spritze erhalten. Du weißt schon – gegen Corona.

Du kannst ja dieses Wort schon selber aussprechen.
Der Fahrer war so was von aufgeregt. Dabei ging es doch nur um einen kleinen Pieks in den Arm.

Aber dein Opa hat daraus wieder ein umständliches Drama gemacht.

„Ich werde mal über die Dörfer nach Eberswalde fahren“, hat er zu deiner Oma gesagt.

Die hat nur die Augen verdreht.

„Muss das denn sein?“
„Ja, du weißt doch, dass beim letzten Mal Stau auf der Autobahn war. Ich will nicht riskieren, dass ich zu spät komm‘.“

Krümel, dann hat er mich schon mittags losgescheucht, obwohl er erst kurz vor vier Uhr nachmittags dran war.

Aber der Fahrer hatte Glück. Es war leer im Impfzentrum und er durfte gleich reingehen.

Vorn am Eingang, da musste er seinen Ausweis zeigen, damit alle wussten, dass es sein Impfausweis war.

Den Personalausweis hat der Fahrer in die ehemalige Hülle vom kleineren iPhone gesteckt.

Da bist du vorn drauf zu sehen, Krümel.

Die Frau, ein Feldwebel der Bundeswehr. musste lächeln.
Da hat dein Fahrer natürlich gleich sein größeres Handy gezeigt, vielmehr die Hülle, wo ihr beide drauf zu sehen seid.

Der Fahrer und du, ihr beide sitzt oben auf seinen Schultern. Das war auf Kap Arkona.

Erinnerst du dich daran? Wahrscheinlich nicht. Aber dafür erzähle ich dir das ja jetzt, damit du es später mal nachlesen kannst.
Die Ärztin war freundlich zu deinem Fahrer.

„Die war richtig nett und gesprächig“, hat er mir hinterher erzählt.
Und während sie sich unterhielten, da hatte sie ihn auch schon das zweite Mal gespritzt.

Hinterher musste er noch eine Viertelstunde warten.
Er hat nach oben geschaut, an die Decke.

Das ist ja eine Sporthalle, Krümel, die jetzt nur zeitweise als Impfzentrum dient.

„Mal sehen, ob der Fußball dort oben noch festklemmt“, hat er zu sich selbst gesagt.

Und du glaubst es nicht, Krümel, der Ball war dort oben immer noch eingequetscht.

Wahrscheinlich wird der dort wohl noch eine Weile so bleiben.
Jedenfalls hat sich der Fahrer über das ‚Wiedersehen‘ mit diesem Ball gefreut.

„Na, gar nicht zur Fußball-Europameisterschaft mitgefahren?“, hat er gefragt, während er nach oben schaute.

Hinter deinem Opa saß eine ältere Frau, die mit dem Kopf schüttelte und sagte: „Ja, so fing es bei meinem Mann auch an.“

Aber dein Opa war schon wieder mit den Gedanken ganz woanders.
Er las sich durch, wie man in seinem Handy verfolgen konnte, dass er bereits zweimal geimpft worden war.

Na, es dauert nicht mehr lange, dann kannst du das alles deinem Opa erklären und mir auch Krümel, denn ich bin ja dann ebenfalls schon älter geworden.

Aber jetzt mach’s erst einmal gut, lieber Krümel. Ich weiß, du warst am Wochenende auf einem Erdbeerhof und bist in genauso einem Jeep gefahren, wie ich einer bin. Der war nur kleiner, für Kinder eben, und elektrisch fuhr er ebenfalls schon. Naja, das kommt bei mir noch alles.

So, jetzt mache ich erst einmal eine Pause. Aber sei nicht traurig, denn bald fahren wir ja in den Urlaub an die Ostsee. Und da erleben wir alles gemeinsam, ja.

Also, ich freu‘ mich drauf.
Dein Jeepy

 

SCHWESTER ULRIKE MACHT SICH GEDANKEN ÜBER PFLEGER OLAF

ANNA-2021.07.01

Was bisher war
Saskia Pesic freute sich, dass ihr Kollege aus dem Urlaub zurückgekehrt war.
Sie war ein wenig verliebt in ihn, obwohl er verheiratet war und eine kleine Tochter hatte.
Saskia war mit ihren Eltern vor 25 Jahren nach Deutschland gekommen, aus Kroatien. Sie hatte eine Ausbildung zur examinierten Krankenschwester absolviert und sich später zur Altenpflegerin fortgebildet. Sie bot Olaf an, ihm beim Ausräumen des Zimmers von Frieda Möller zu helfen, die verstorben war. Schwester Ulrike bat Olaf zu einem Gespräch.

Olaf hatte zwar bereitwillig zugestimmt, als Schwester Ulrike ihn fragte, ob er mal kurz Zeit für ein Gespräch hätte, aber begeistert war er nicht.

Die anderen Arbeiten blieben ja liegen.
Gott sei Dank hatte Saskia ihre Unterstützung angeboten.

„Olaf, du wirkst so ein bisschen neben dir. Hast du dich nicht gut erholen können, in deinem Urlaub?“

„Doch, doch, das passt schon.“

Was hätte er auch sagen sollen, dass er sich viel mit seiner Frau gestritten hatte, weil Olaf sich nicht mehr im Haushalt engagierte und mithalf, dass seine Frau besser die abwechselnden Schichten bewältigen konnte?

Dass sich diese Diskussionen mit in den Urlaub hineinbewegten und dass sie nirgendwo hingefahren waren, weil Corona das verhindert hatte.

Oder sollte er sagen, er wäre am liebsten wieder früher zur Arbeit gefahren?

„Olaf, bis du noch hier?“, fragte ihn Schwester Ulrike.

„Ja, klar!“ Olaf schaute sie nun konzentriert an.

„Wir sind alle traurig, dass Frieda Möller nicht mehr da ist, ich meine, dass sie kürzlich verstorben ist.

Ich verstehe dich auch, dass du damit ein besonderes Problem in deiner Trauerbewältigung hast, denn du warst stets ihr erster Ansprechpartner hier.“

Ulrike schaute ihn ernst an.

„Aber, was nicht geht, das ist, dass du die Arbeiten deshalb verzögerst. Olaf, wir sind ein Unternehmen, dass mit der Pflege und Betreuung sein Geld verdient.

Wir können es uns nicht leisten, dass wir das Zimmer für ein paar Monate leer stehen lassen. Dafür gibt es auch zu viele Bewerber darauf.“

„Klar verstehe“, sagte Olaf und man sah ihm an, dass er es gar nicht verstand.

Weniger vom Verstehen, sondern eher vom Gefühl her.

„Gut, dann hätten wir das geklärt.“
Olaf war schon aufgestanden, als Schwester Ulrike eine Frage hinterherschob.

„Sag‘ mal Olaf, läuft da was zwischen dir und Saskia?“
Schwester Ulrike war es peinlich, so direkt zu fragen.

Sie wusste auch nicht, ob ihr das überhaupt zustand. Aber sie wollte klare Verhältnisse in ihrem Haus.

Sie hatte nichts gegen die Liebe und schon gar nicht gegen Freundschaften.

Doch sie wusste, von Olafs Frau, dass es nicht so gut lief mit den beiden.

Beritt, Olafs Frau, und Ulrike kannten sich von der Schwesternschule her, die sie in Stralsund gemeinsam besucht hatten.

„Wie kommst du darauf?“, fragte Olaf verdutzt.

„Naja, ich sehe ja, wie du Saskia anschaust und wie Saskia dir wiederum den Kopf verdreht. Sie ist ja auch ein hübsches Ding.“

„Nein, um Gottes Willen, ich bin doch verheiratet“, antwortete er hastig.

„Ich weiß!“, sagte Ulrike, stand auf und brachte Olaf zur Tür.
Olaf ging schweigend und mit hochrotem Kopf auf den Flur hinaus.

Ausgerechnet in dem Augenblick rannte er Saskia fast in die Arme.

„So, schau mal, wie ich das Zimmer von Frieda Möller ausgeräumt habe“, sagte Saskia fröhlich.

„Ich hab‘ keine Zeit!“

„Keine Zeit? Das ist eigentlich dein Job.“

Olaf hörte nicht, er ging schnurstracks nach draußen und musste erst einmal für sich allein sein.

In der nächsten Folge: 
Olaf geht Saskia aus dem Weg, er versucht es jedenfalls.
Schwester Ulrike erinnert sich an ihre Zeit in der Schwesternschule zurück und überlegt, ob sie ihrer Freundin Beritt, Olafs Frau, etwas von Saskia erzählt.

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SASKIA FREUTE SICH, DASS OLAF WIEDER AUS DEM URLAUB ZURÜCK WAR

ANNA-2021.06.30

Was bisher war:
Olaf Knaspe war noch nicht bereit für eine neue Heimbewohnerin nach dem Tod von Frieda Möller.
Er war Pfleger im Heim ‚Betreutes Wohnen Sörensen‘ am Strelasund.
Er kehrte gerade aus dem Urlaub zurück, als er vom Tod der Heimbewohnerin erfuhr.
Schwester Ulrike drängte ihn, das Zimmer auszuräumen und für die neue Heimbewohnerin vorzubereiten.
Er wollte noch nicht. Demotiviert und ohne Antrieb schlurfte er an seinem ersten Arbeitstag nach dem Urlaub auf dem Flur der Einrichtung entlang.
Da begegnete er Saskia, seiner Arbeitskollegin. Er mochte sie. Aber Olaf war verheiratet, seine Frau arbeitete als Krankenschwester im Sund-Krankenhaus.
Saskia nahm das alles nicht so schwer. Sie war jung, ungebunden und mochte Olaf ebenfalls.

Saskia Pesic freute sich, dass ihr Kollege Olaf Knaspe aus dem Urlaub zurückgekehrt war.

Sie mochte seine ruhige, etwas tollpatschige Art. Sie selbst war flink, im Denken und im Handeln.

Deshalb zog sie Olaf sehr gern damit auf, wenn er lange und umständlich darüber nachdachte, was zu tun war.

„Olaf, was meinst du, schaffst du es heute noch bis zum Ende des Flurs, damit Frau Herzog ihre Medikamente bekommt“, fragte sie ihn einen Tag vor dessen Urlaubsbeginn.

Olaf musste darüber schmunzeln, er nahm es Saskia nicht übel.
„Hab‘ ich hier die langen Gänge gebaut?“, fragte Olaf manchmal zurück.

Saskia war mit ihren Eltern vor 25 Jahren nach Deutschland gekommen, aus Kroatien.

Sie war damals gerade mal fünf Jahre und lebte sich schnell in ihrer neuen Heimat ein.

Sie lernte Deutsch auf dem Schulhof, in der Klasse und beim Spielen mit den anderen Kindern. Sie hatte sich nie als Fremde gefühlt.

Nach dem Abschluss der Realschule absolvierte sie eine Ausbildung zur examinierten Krankenschwester in Greifswald. Später hatte sie sich dann zur examinierten Altenpflegerin fortgebildet.

Saskia gefiel der Umgang mit den alten Menschen. Sie war so erzogen, dass man den Alten half, ihnen bis zu deren Lebensende zur Seite stand und auch die nötige Wertschätzung entgegenbrachte.

Die Bewohnerinnen des ‚Betreuten Wohnens Sörensen‘ spürten die herzliche Anteilnahme von Saskia.

Saskia war 1, 63 m groß, sie hatte eine schlanke Figur und trug kurz geschnittene schwarze Haare.

„Findest du mich schön?“, hatte sie Olaf gefragt und ihn deshalb ins Stottern gebracht.

„Ich weiß nicht“, hatte er geantwortet.

Dabei wusste er es ganz genau. Saskia Pesic war genau sein Typ. Er sah sie gern an, vermied es aber, um nicht am Arbeitsplatz mit unangenehmen Fragen konfrontiert zu werden.

Er schaute lieber nach unten, wenn er Saskia begegnete und wirkte dadurch noch gebeugter.

Saskia lächelte ihn stets freundlich und offen an, verdrehte gern die Augen, um ihn noch mehr verlegen zu machen.

Sie wusste, dass Olaf verheiratet war, eine kleine Tochter hatte.
Aber sie war ungebunden, lachte gern und fühlte sich frei, wenn sie mit Olaf flirtete.

Sie wollte sich selbst nicht eingestehen, dass sie ein wenig in ihn verschossen war.

Das sollte ihr Geheimnis bleiben, denn sie wollte auf keinen Fall riskieren, dass ihre Kolleginnen darauf aufmerksam wurden.

„Olaf, soll ich dir dabei helfen, das Zimmer von Frieda Möller auszuräumen und für die neue Bewohnerin vorzubereiten?“

Olaf schaute sie an, blickte in ihr Gesicht, um herauszubekommen, ob sie wieder etwas im Schilde führte.

Aber er blickte in ihre blauen Augen und sah eine ehrliche Hilfsbereitschaft, die ihm von ihr entgegenstrahlte.

„Weißt du, du würdest mir helfen, wenn du erst einmal die restlichen Sachen von Frieda Möller wegräumst und sie in eine Tasche tust. Morgen will ihr Sohn vorbeikommen und alles abholen.“

„Und warum machst du das nicht?“, fragte Saskia.

„Alles gut, ich mach‘ das natürlich“, beeilte sie sich zu sagen, als sie den traurigen Gesichtsausdruck von Olaf sah.

Sie spürte, dass er nur schwer seine Gefühle verbergen konnte und wollte ihn nicht weiter quälen.

Saskia erinnerte sich, wie im vergangenen Jahr der neunundachtzigjährige Kurt verstorben war, dem sie so gern zuhörte, wenn er über sein Leben erzählte.

„Ich werde hier mal mit den Füssen zuerst rausgetragen“, hatte Kurt mal scherzhaft gesagt.
Und dabei wusste jeder, dass es so war.

Für keinen war es leicht, sich damit abzufinden, nicht für die Angehörigen und auch nicht für das Pflegepersonal.

Jeder mochte den einen oder anderen Bewohner oder eben die eine oder andere Bewohnerin mehr, auch wenn sie es sich nicht nach außen anmerken ließen.

Für Olaf war es eben Frieda Möller gewesen.
Schwester Ulrike kam um die Ecke.

„Olaf, hast du mal eine Minute Zeit?“

„Klar, Chefin.“

Olaf nickte Saskia zu und stapfte hinter Schwester Ulrike hinterher, in Richtung ihres Zimmers.

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NORDIC WALKING IM WALD – DU KOMMST ALS EIN ANDERER RAUS, ALS DU VORHER REINGELAUFEN BIST


ALLTÄGLICHES-2021.06.29

Manchmal werde ich gefragt, warum ich so begeistert Nordic Walking betreibe.

Begeistert?
Naja, manchmal.

Auf jeden Fall: Es ist die Variante, die meine Gelenke am besten schont.

Aber was treibt mich an, es immer wieder zu tun?

Morgens früh aufstehen, mit dem Gedanken, dass ich im Galopp durch den Wald schnaufe?
Nein, sicher nicht.

Die Tatsache, dass du etwas für deine Gesundheit tust?
Schon eher.

ALLTÄGLICHES-2021.06.29

Aber das entscheidende Motiv liegt tiefer.
Du bekommst es nur heraus, indem du es selbst ausprobierst.

Wenn du losläufst, alles hinter dir lässt, die Straße sich immer weiter von dir entfernt, ja dann klingt der Lärm ab.

Du hörst auf einmal das Gezwitscher der Vögel besser. Trittst du auf einen Ast, dann kracht es förmlich in deinen Ohren.

Plötzlich spürst du die Stille, hörst nur noch das Rauschen des Windes.

Dann ist der Moment gekommen, an dem du sagst: ‚Gut, dass ich mich mal wieder zum Laufen überwunden habe.‘ Du schaust ins Grün, sprichst in Gedanken mit dir selbst.

Du kommst als ein anderer Mensch raus, als du eine Stunde zuvor in den Wald hineingelaufen bist.

Ich glaube, das ist es, was mich immer wieder antreibt.

Nichts Ungewöhnliches, aber mit der Zeit etwas ganz Außergewöhnliches.

 

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PFLEGER OLAF KNASPE WAR NICHT BEREIT FÜR EINE NEUE HEIMBEWOHNERIN NACH DEM TOD VON FRIEDA MÖLLER

ANNA-2021.06.28

Was bisher war:
Keiner in der Familie hatte geglaubt, dass es so schnell gehen würde mit der Unterbringung von Anna im ‚Betreuten Wohnen‘.
Peter und Klara hatten die Information erhalten, dass ein Zimmer frei geworden war.
Olaf Knaspe, ein Pfleger aus dem Haus ‚Betreutes Wohnen Sörensen‘ am Strelasund war gerade aus dem Urlaub zurückgekehrt und hatte erfahren, dass Frieda Möller gestorben war.
Jetzt standen schon die nächsten Verwandten bereit, um das Zimmer für ihre Angehörige, Anna Sturm, zu übernehmen.
Olaf Knaspe durchlief ein Wechselbad der Gefühle.

Olaf Knaspe wollte noch ein wenig trauern um Frieda Möller und nicht gleich das Zimmer für eine neue Heimbewohnerin räumen müssen.

Doch Schwester Ulrike, die Leiterin der Einrichtung saß ihm im Nacken. Sie wollte, dass es schnell ging mit der Neuvermietung des freigewordenen Zimmers.

Olaf Knaspe ging den Flur entlang, vorbei an Frieda Möllers Zimmers, das nun verwaist schien und auf die neue Bewohnerin zu warten schien.

Olaf lief daran vorbei, so als wäre er nie dort hineingegangen, um zu schauen, was Frieda Möller gerade tat. Er war 1,90 m groß, kräftig gebaut und ging stets ein wenig nach vorn gebeugt, so als müsste er aufpassen, dass er nirgendwo anstieß.

Sein Gesichtsausdruck war ernst, was durch die kantige Form seines Kopfes unterstrichen wurde.

Man kannte Pfleger Olaf nur in Jeans und mit einem übergestülpten grünen Schlupfsack, die seine Arbeitskleidung war.

„Guten Morgen Olaf“, rief ihm eine Bewohnerin vom anderen Ende des Flurs fröhlich entgegen.

„Morgen“, brummte er zurück. Die Bewohnerin stutzte. Olaf war nicht als lauter Mensch bekannt. Er war eher schweigsam und sprach bedächtig, was durch seinen Stralsunder Dialekt eher noch unterstrichen wurde.

Aber dass er so ruhig war, kam ihr komisch vor.
Hinter Olaf klapperten plötzlich Schuhe, deren Geräusche Olaf ihm vorkamen.

Das konnte nur Schwester Saskia sein. Sie war Olafs Kollegin, dreißig Jahre alt, noch ledig und das ganze Gegenteil von ihm. Sie schnatterte viel und laut, lachte gern, und hatte ein hübsches Gesicht und eine wohlgeformte Figur.

Sie trug einen kurzen Haarschnitt und trug ebenfalls enge Jeans, die an den Körper angewachsen zu sein schienen.

Olaf mochte Saskia, was er aber niemals zugeben würde. Er selbst war verheiratet, hatte eine kleine vierjährige Tochter, die sein ein und alles war.

Er war nun schon acht Jahre mit seiner Frau zusammen und es hatte sich etwas Routine in ihre Beziehung eingeschlichen.
„Hallo Olaf, na, wieder zurück aus dem Urlaub?“, plapperte Saskia schon hinter ihm los.

„Hm, ja“, brummte Olaf.
„Ich freu‘ mich auch ganz doll, dich zu sehen, deinen fröhlichen Charme zu spüren, der richtigen Schwung in die Arbeit bringt“, sagte nun Saskia.

Olaf blieb stehen, drehte sich langsam um und Saskia wäre ihm fast mit ganzer Energie in die Arme gelaufen. Sie konnte vorher noch abbremsen und berührte ihn lediglich mit ihren Brüsten, die sich sofort weich an ihn schmiegten.

Olaf durchlief es heiß und kalt und er wusste nicht mit der Situation umzugehen.

„Kommst du heute nach Schichtschluss kurz mit an den Strand, um uns ein bisschen abzukühlen?“, fragte Saskia ihn und schaute ihn mit ihren fröhlichen blauen Augen provozierend an.

Olaf wüsste nicht, was er lieber täte. Aber er hatte noch die Bilder vom letzten Mal im Kopf, als sie beide zum Strand am Bodden hinunterliefen und Saskia sich splitternackt auszog und sich ins Wasser zu stürzte.

Olaf schaute sie verdattert an und traute sich nicht, seine Unterhose auszuziehen.

„Was ist los mit dir, bist du zu feige?“, rief Saskia ihm zu, während sie fröhlich im Wasser plantschte.

Olaf wollte nicht feige sein, egal, in welcher Hinsicht es Saskia meinte.

„Also, was ist?“, holte ihn Saskia aus seinen Gedanken zurück.

„Du, weißt du“, fing er stotternd an, meine Frau wartet auf mich.“

„Dann bring sie doch mit“, sagte Saskia nun und schaute ihn frech an.

„Ich muss los, Frieda wartet auf mich“, sagte er.
„Frieda, Frieda Möller?“

„Die ist doch verstorben!“, sagte Saskia.

„Ich mein‘ ja nur, ich muss das Zimmer vorbereiten für die neue Heimbewohnerin.

„Kaum ist Olaf aus dem Urlaub zurück und schon flirtet ihr hier auf dem Flur!“

Hinter ihnen stand Schwester Ulrike. Beide hatten sie nicht bemerkt, so waren sie mit sich beschäftigt.

„Olaf, wie weit bist du mit den Vorbereitungen?“, fragte Schwester Ulrike.

„‚Joh‘“, gab er knapp zurück.

„Was ‚joh‘? Fertig oder nicht?“ Schwester Ulrike war freundlich im Ton, ließ sich dennoch nicht von Olaf abwimmeln.

„Nun mal ein bisschen flotter, Herrschaften, wir sind hier nicht beim Tanztee.“

„Ach wie schade“, lachte Saskia und machte sich auf den Weg, um ihren Patienten das Frühstück zuzubereiten.

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EIN BLICK IN DIE BIBEL MACHT DEINEN ALLTAG NICHT ÄRMER

BIBEL-2021.06.27

Vom Tod
‚O Tod, wie bitter bist du, wenn an dich ein Mensch denkt, der gute Tage und genug hat und ohne Sorgen lebt und dem es wohlergeht in allen Dingen und der noch gut essen kann!
O Tod, wie wohl tust du dem Armen, der schwach und alt ist, der in allen Sorgen steckt und nichts Besseres zu hoffen noch zu erwarten hat!
Fürchte den Tod nicht! Denke an die, die vor dir gewesen sind und nach dir kommen werden…‘
Sir 41, 1-5

Bibel

Gedanken, die mir wichtig sind, wenn ich die Sätze lese:
Sorge dich nicht im Alltag, freu‘ dich lieber mehr über kleine Dinge, als dass du schon am Wochenanfang schlecht gelaunt umherläufst.

Sei gewiss, der Tod wird kommen, aber solange genieße dein Leben, werde nicht übermütig, aber auch nicht depressiv.

Bleib‘ der, der du bist, oder werde der, der du schon immer sein wolltest – ewig hast du dafür keine Zeit.

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DU KANNST ÜBER DEMENZ REDEN – ABER DU KANNST SIE NICHT WEGREDEN

RÜCKBLICK – ANNA-2017.10.05

Die Geschichte einer Familie reicht über vier Jahre zurück. Und immer war ein Thema präsent – die Demenz

„Ich denke, dass Anna schon noch mitbekommt, dass sie stets dasselbe fragt. Nur, dass sie eben die Antwort darauf nicht mehr kennt“, sagte Peter.

„Das mag ja alles so sein“, entgegnete Klara knapp. Sie mochte nicht mehr darüber reden. Annas Krankheit, die Sorge darum, was noch alles passieren konnte, das belastete alle ziemlich stark und Klara am meisten.

Irgendwie zog sich das durch sämtliche Gedankengänge. Manchmal sprachen sie schon morgens, 05.00 Uhr beim Frühstück, was Anna am Tag zuvor von sich gegeben hatte.

„Wenn wir in Stralsund wohnen würden und wir hätten ein Haus, und deine Mutter in diesem Haus auch eine Wohnung, dann wäre alles einfacher“, sagte Peter und biss in sein Brötchen.

„Entweder du erzählst morgens schon über Politik oder über meine Mutter und ihre Krankheit.“ Klara war noch nicht bereit überhaupt zu sprechen.

Peter sagte nichts mehr. Er schlug die Zeitung auf und las einen Artikel darüber, warum die AFD in Ostdeutschland so stark geworden war.

‚Die Ossis lebten vierzig Jahre in einer Diktatur, und nun gingen sie rechtsextremen Positionen auf den Leim.‘

Das war der Tenor eines Leitartikels.

„Der Autor macht es sich mal wieder einfach“, sagte er, knüllte die Zeitung zusammen und nahm den Sportteil zur Hand.

„Wovon redest du?“
Klara schaute ihn an.

„Ach nichts. Ich möchte bloß mal wissen, wieviel Mühe sich manche Journalisten machen, um Ursachen von bestimmten Stimmungen tatsächlich auf den Grund zu gehen.

Die haben doch ihre Vorurteile im Kopf, wissen, was der Chefredakteur lesen will und bedienen diese Pauschalannahmen mit Fakten, die in Wirklichkeit nur in deren Köpfen existieren.“

Peter konnte sich darüber aufregen. Aber er würde nichts ändern. Er müsste sich selbst bewegen, einmischen. Vielleicht sollte er das auch tun.

Seine Geschichte erzählen, die er kennt, wo er der Kapitän ist, und wo ihm keiner sagen kann: „Das war ganz anders.“

Er hat ein Bild im Kopf von Ost und West, gespeist aus seinen eigenen Erfahrungen, das gar nicht so grau aussah. Eher bunt.

Würde man sich mehr gegenseitig die eigenen Lebensgeschichten erzählen, dem Anderen zuhören, dann wäre vieles einfacher, glaubte Peter.

„Und was hat das alles mit meiner Mutter zu tun?“, fragte Klara.
Peter sah von der Zeitung auf, in die er hineingemurmelt hatte, ohne zu wissen, dass Klara ihm zuhörte.

„Im Prinzip wenig. Es hat nur etwas mit unserem Leben zu tun, das nicht nur aus der Sorge um Anna besteht“, sagte Peter.

Aber es war gut, dass sie sich kümmerten, um Anna.
Dafür war Peter vor allem Klara sehr dankbar.

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ES GAB KEINE ALTERNATIVE ZUM BETREUTEN WOHNEN, TROTZDEM FIEL DER GEDANKE DARAN SCHWER

ANNA-2021.06.25

Was bisher war:
Ein Zimmer im ‚Betreuten Wohnen Sörensen‘ ist frei geworden.
Klara und Peter müssen schnell handeln, doch es fällt ihnen schwer, sich der Realität zu stellen.

Keiner hatte geglaubt, dass es so schnell gehen würde. Alle waren der Meinung, es würde noch mindestens ein halbes Jahr dauern, bis es Zeit war, sich um eine Unterbringung für Anna zu kümmern.

Noch schaffte es Anna, sich selbst zu waschen, das Abendbrot vorzubereiten.

Nur das Frühstück und das Mittagessen, das wurde täglich gebracht.
Anna war umgänglich und freundlich, wenn die Schwestern kamen und ihr die Spritze verabreichen wollten.

Bis auf die Aussetzer, die sie hatte.
Sie konnte dann zornig werden und ihr Ton wurde rauer, gegenüber den Schwestern und Lukas.

„Ich habe das selbst erlebt, wie Mutti wütend geworden ist. Deshalb kann ich verstehen, wenn die Schwestern nach einem Besuch bei ihr auf solche Situationen aufmerksam machen“, sagte Klara nach ihrem letzten Besuch in Stralsund zu Peter.

Und nun gab es kein Zurück mehr. Sie mussten handeln.
Peter hatte für Klara alles vorbereitet, damit sie sich weiter durch den Dschungel der Bürokratie kämpfte.

Olaf Knaspe war nicht gut drauf an diesem Tag. Er war als Pfleger im ‚Betreuten Wohnen Sörensen‘ am Strelasund tätig  und gerade aus dem Urlaub zurückgekehrt. An seinem ersten Arbeitstag musste er erfahren, dass Frieda Möller verstorben war.

Frieda Möller gehörte zu den Bewohnerinnen, die er täglich betreute.

Sie bewohnte das Zimmer im dritten Stock der Einrichtung.

„Ach schön, dass Sie mich besuchen, Herr Knaspe“, sagte sie zu ihm, wenn er ihr dreimal am Tag die Medikamente verabreichte.

„Und kommen Sie doch bald wieder“, rief sie ihm nach, wenn er das Zimmer wieder verließ.

„Das lässt sich einrichten, ich glaube, ich komme heute Mittag noch einmal vorbei“, antwortete Olaf Knaspe dann, ohne auch nur im Ansatz zu erkennen zu geben, dass er wahrscheinlich noch viel mehr als nur noch einmal in ihr Zimmer kommen würde.

Frieda Möller vergaß in dem Moment, wo der Pfleger aus der Tür war, was der gesagt hatte.

Das Spiel wiederholte sich stets aufs Neue. Und obwohl es für Olaf Knaspe manchmal nervig war, so war Frieda Möller ihm gerade durch diese sich stets wiederholenden Einladungen ans Herz gewachsen.

Jetzt war sie nicht mehr da und die nächste potenzielle Mieterin auf der Liste war Anna Sturm.

Das Zimmer war nun frei geworden und die Pflegedienstleitung drängte darauf, dass es möglichst schnell wieder neu belegt wurde.

„Olaf, bitte ruf unbedingt heute Frau Gerber an“, sagte die Leiterin der Einrichtung, Schwester Ulrike, zu ihm.

„Hm“, hatte Olaf Knaspe nur gebrummt.

„Olaf, ich weiß, dass dir nicht danach ist, bereits am ersten Tag nach deinem Urlaub wieder alles zu organisieren. Aber es gehört zu deiner wichtigsten Aufgabe heute“, ermahnte sie ihn erneut.

„Ja, aber ich muss jetzt erst einmal die Medikamente verteilen“, sagte er kurz angebunden.

Klara hatte den ganzen Tag darauf gewartet, dass jemand aus dem ‚Betreuten Wohnen‘ zurückrief, doch es tat sich nichts.

Sie beschloss, am nächsten Tag die Initiative zu ergreifen und sich noch einmal bei Schwester Ulrike zu melden.

Als Klara nach ihr am Telefon verlangte, da war Olaf Knaspe am Apparat.

Er klang brummig und antwortete widerwillig.

„Sind Sie noch dran und sind Sie der richtige Ansprechpartner, wenn es um die Vermietung geht?“
Das waren ihr Worte, nachdem Olaf Knaspe sie abwimmeln wollte.

„Soll ich Schwester Ulrike fragen, ob Sie der Richtige für diese Angelegenheit sind?“

Klara hatte sich im Sessel gerade hingesetzt. Sie war fest entschlossen für ihre Mutter zu kämpfen.

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EIN BLICK IN DIE BIBEL MACHT DEINEN ALLTAG NICHT ÄRMER

BIBEL-2021.06.23

‚Rühme dich nicht wegen deiner herrlichen Kleider, und überhebe dich nicht an deinem Ehrentag;‘ 
SIR 11,4 

Bibel

 

Was nehme ich für meinen Alltag mit?
Bleib‘ bescheiden


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KLARA DENKT AN DAS TELEFONAT MIT SCHWESTER KATHLEEN ZURÜCK

ANNA-2021.06.23

Was bisher war:
Klara und Peter müssen schnell handeln. Schwester Ulrike von der Einrichtung ‚Betreutes Wohnen Sörensen‘ hat Peter angerufen und ihm in Aussicht gestellt, dass Anna ein Zimmer bekommen könnte.
Und trotzdem, Klaras Gedanken wandern zurück zum Telefonat mit Schwester Kathleen von der ambulanten Pflege in Stralsund, die Anna nun schon seit einigen Jahren kennen.

Es waren schon wieder fast drei Wochen vergangen, seitdem Peter Klara angerufen hatte.

„Du sollst dich mal in der Pflegeeinrichtung melden, irgendetwas ist mit Mutti vorgefallen“, sagte er zu Klara.

„Ist gut, aber nicht mehr heute.“

Klara war auf der Arbeit, als Peter sie anrief und sie wollte nicht, dass ihre Kolleginnen alles mitbekamen.
Am nächsten Tag hatte sie Homeoffice und konnte so ihre privaten Angelegenheiten besser organisieren.

Klara versuchte weiterzuarbeiten, aber es gelang ihr nicht. Ihr wollte nicht aus dem Kopf gehen, was die Schwester ihr wohl über ihre Mutter sagen wollte.

„Du glaubst gar nicht, wie aggressiv Mutti teilweise geworden ist“, sagte Klara zu Peter, als sie von Stralsund zurückgekommen war.

„Ich kann das nicht so richtig glauben. Ich kenne deine Mutter stets als eine sehr sensible und fürsorgliche Frau, die eher schwieg, als dass sie ein falsches Wort herausbrachte.“

Doch Peter wusste natürlich auch, dass Anna im Wesen verändert war, die Krankheit sie weiter veränderte.

Sie war ungeduldiger geworden, konnte sich nichts mehr merken und wurde auch mal laut gegenüber Klara. Und das wollte was heißen, denn sie hatte stets auf ihre Tochter gehört.

Klara hielt es nicht mehr aus. Sie wählte die Telefonnummer der ambulanten Pflege in Stralsund.

„Schwester Kathleen am Apparat. Was kann ich für Sie tun?“

„Ich sollte mich heute bei Ihnen melden. Ist denn etwas mit meiner Mutter vorgefallen?“, fragte Klara.

„Nein, nein, um Gottes willen, Frau Gerber. Wir machen uns nur Sorgen darüber, wie es weitergehen soll.“

„Wie meinen Sie das?“

„Naja, Frau Gerber, nachdem sie wieder abgereist waren, da fiel Ihre Mutter regelgerecht in sich zusammen. Sie wollte nicht einmal mehr aufstehen. Sie ließ sich nur unter Aufbietung aller Überredungskünste spritzen.

Es ist, als wäre sie in eine Art Schockstarre verfallen.“
Es herrschte Stille am Telefon. Klara musste erst einmal verarbeiten, was die Schwester ihr gesagt hatte.

„Was sollen wir denn tun?“, fragte Klara. Ihre Stimme klang verzweifelt.

„Frau Gerber, wir müssen uns mittelfristig darauf einstellen, dass wir Ihre Mutti nicht mehr unbeaufsichtigt lassen können.“

„Das heißt, ich sollte mich um einen Heimplatz kümmern, oder?“

„Ja, Frau Gerber, wir werden nicht darum herumkommen.“

„Gut, ich habe bereits Kontakt mit der Einrichtung für ‚Betreutes Wohnen Sörensen‘ aufgenommen, mit einer Schwester Ulrike.“

„Ja, Schwester Ulrike kenne ich gut, da sind Sie in sehr guten Händen“, reagierte Schwester Kathleen munter.

„Ja, den Eindruck hatte ich ebenfalls bei unserem Gespräch. Aber Schwester Ulrike hat meine Erwartungen gedämpft, denn es sind zur Zeit keine Zimmer frei“, sagte Klara.

„Aber wir sind jetzt in der Dringlichkeitsstufe ganz oben“, schob sie noch nach.

„Das ist doch wunderbar!“, sagte Schwester Kathleen fröhlich.

„Wichtig ist, dass wir den Prozess anschieben“, sprach sie weiter.

„Ja, den Prozess anschieben“. Klara atmete schwer und seufzte.

„Schwester Kathleen, ich melde mich, wenn wir etwas in Aussicht haben“, beschloss Klara das Gespräch.

Drei Wochen später. Schwester Ulrike hatte Peter die Kontaktdaten von der Firma „Am Boddenbauen“ gegeben. Ein Olaf Knaspe sollte für die Vermietung der Zimmer zuständig sein.

Klara versuchte Olaf Knaspe zu erreichen. Es dauerte eine Weile, bis er ans Telefon ging.

„Ja bitte“, sagte eine Stimme lustlos ins Telefon.
‚Na das geht ja gut los‘, schoss es Klara durch den Kopf.

Aber sie musste sich zusammenreißen. Es ging um die Betreuung Ihrer Mutter.
„Schönen guten Tag, mein Name ist Gerber und ich rufe an, weil wir von Schwester Ulrike informiert wurden, dass ein Zimmer im ‚Betreuten Wohnen‘ frei geworden ist.

„Hm“, brummte an der anderen Seite Olaf Knaspe.

„Sind Sie noch dran und sind Sie der richtige Ansprechpartner, wenn es um die Vermietung geht?“. Klara hatte in den Angriffsmodus umgeschaltet. Sie wollte sich nicht abwimmeln lassen.

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EIN ZIMMER IST FREI GEWORDEN

ANNA-2021.06.22

Klara und Peter werden vor eine Entscheidung gestellt. Sie könnten Anna in einer Wohnung für ‚Betreutes Wohnen‘ unterbringen.
Sie wussten, dass dieser Tag kommen würde, aber er traf sie doch unvorbereitet, so fühlten sie es jedenfalls beide.

Der Anruf kam unvermittelt, tief im Wald, in der Mittagshitze. Peter schnaufte den Weg entlang, stakte mit den Stöcken im Sand umher und schwitzte aus allen Poren.

Er überlegte, ob er anhalten sollte, als sein Handy in seiner Sporttasche klingelte. Er führte es stets bei sich, auch wenn es ihm manchmal lästig erschien.

Peter lief noch ein Stück weiter, so als würde das Klingeln dann aufhören. Aber es hörte nicht auf.

Widerwillig stoppte er seinen Lauf, nahm den rechten Arm hoch, ohne dass der den Walking-Stock abschnallte und versuchte den Reißverschluss der Tasche nach vorn zu ziehen.
Es funktionierte nicht.

‚Ja doch‘, schrie er das Handy an, das aber munter weiterklingelte.
Peter schnallte die Stöcke von den Händen ab und stellte sie gegen einen Baum.

Ein Stock rutschte am Stamm entlang und fiel auf den Waldboden. Peter fluchte, weil er aus dem Rhythmus gebracht wurde.
Endlich hatte er das Telefon aus der kleinen Tasche herausgezerrt.

Er drückte auf den grünen Button. Vorher sah er noch, dass es eine Stralsunder Nummer war, die auf dem Display erschien. Wer sollte das sein?

„Gerber“, sagte er schnaufend.

„Guten Tag, hier ist die Einrichtung für Betreutes Wohnen Sorensen. Ich bin Schwester Ulrike“, sagte eine freundliche Stimme.

„Herr Gerber, Ihre Frau hat uns Ihre Nummer gegeben, weil Sie ja immer zu Hause sind“, sagte sie weiter.

„Ich bin deshalb zu Hause, weil dort mein Schreibtisch steht, und ich daran seit über zehn Jahren arbeite. Nicht erst seit der Pandemie, wo jeder für sich das Homeoffice entdeckt hat“, sagte Peter leicht verschnupft.

‚Was glaubte die Schwester eigentlich, was er tat? Zuhause auf der Couch liegen und sich freuen, dass er in Rente war?‘

„Aha“, sagte die Schwester kurz.

Sie hatte kein Interesse daran, was Ihr Gegenüber am Telefon so machte, ob er arbeitete oder ob er in der Badewanne lag, oder auch im Wald umherlief.

„Herr Gerber, es ist so, wir haben ein Zimmer frei für Ihre Schwiegermutter.“

„Ach, das ist ja toll!“ Peter hatte sich wieder eingekriegt.

„Naja, so toll ist es nicht, denn es ist nur freigeworden, weil die ehemalige Bewohnerin eingeschlafen ist“, sagte die Schwester.

‚Eingeschlafen, wieso eingeschlafen? Und wieso war das Zimmer jetzt frei, wo die Frau vielleicht noch in Ihrem Bett lag?‘, überlegte Peter.

„Sie ist verstorben“, legte Schwester Ulrike nach, die offensichtlich an der Gesprächspause bemerkt hatte, dass Peter nicht so richtig die Lage begriffen hatte.

„Ach, das tut mir aber leid!“, sagte er nun doch.
„So wollten wir natürlich nicht, dass ein Zimmer frei wird“, schob er noch hinterher.

„Ich weiß, aber so ist das hier, denn man stirbt aus der Wohnung raus, leider“, sagte die Schwester nun.

„Auf jeden Fall haben wir jetzt für Sie, besser für Ihre Schwiegermutter reserviert.

Peter konnte es noch nicht fassen, dass nun alles so schnell gehen soll.

Er schaute wie geistesabwesend in das Farnkraut zwischen den Bäumen und hörte im Hintergrund das Vogelgezwitscher.

Es war gerade mal eine gute Woche her, seit Klara aus Stralsund zurückgekommen war und mit Schwester Ulrike Kontakt aufgenommen hatte.

Eine weitere Woche vor ihrem Besuch in Stralsund kam ein Anruf von Lukas.

Er klang bedeppert, als er Klara sagte, die Schwester von der ambulanten Pflege hatte sie angerufen und darum gebeten, dass Klara sich mal bei ihr melden sollte.

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DIE BIBEL WECKT DIE NEUGIER AUF DEINEN ALLTAG

ALLTÄGLICHES-2021.06.21

„Du sollst niemand rühmen um seiner Schönheit willen noch jemand verachten, weil er hässlich aussieht. Denn die Biene ist klein unter allem, was Flügel hat, und bringt doch die allersüßeste Frucht.“
SIR 11, 2-3

Bibel

Du bist manchmal schon versucht, dich eher Menschen zuzuwenden, die attraktiv sind.

Und genauso wendest du dich vielleicht von einem hässlichen Menschen vorschnell ab.

Selbst in der Liebe könnte das ein Fehler sein. Aber da spielen natürlich Hormone, Gefühle noch eine ganz andere Rolle.

Ich habe mich schon in Menschen getäuscht, habe gedacht, dass mein Gegenüber unscheinbar aussieht, schwach ist, willenlos, ein Leisetreter.

Dabei war er einfach bescheiden, still, konzentriert, überließ mir den Vortritt, beschämte mich, weil ich zu schnell, zu laut, zu siegesgewiss meinem Ziel entgegenstrebte.

Dieser Bibelspruch hilft zu erkennen, worauf es bei der Einschätzung eines Menschen wirklich ankommt.

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NORDIC WALKING AM MITTAG IN DER SCHORFHEIDE – DIE STILLE GENIESSEN

ALLTÄGLICHES-2021.06.15

AUDIO:

Ich habe schon oft davon erzählt, wie gern ich morgens am Liepnitzsee laufe.

Das ist noch immer so.
Aber gestern bin ich ein Stück weitergefahren, in Richtung Schorfheide.

Es war Mittag und das Thermometer zeigte bereits über 30 Grad Celsius an.

Ich war warm angezogen, Trainingshose, Trainingsjacke und ich hatte zusätzlich noch eine Mütze auf dem Kopf.

Meine Frau hatte Homeoffice und schaute mich an, als ob ich nicht ganz dicht sei.

Aber ich wusste, warum ich das tat.
Im Wald kann ich mich so am besten vor Mücken und Zecken schützen.

Außerdem ist es stets kühl, wenn ich den Weg entlanglaufe.
Es war ganz ruhig, als ich mir die Stöcke umschnallte und die ersten Schritte machte.

Nur ab und zu war ein Knacken im Unterholz zu hören.
Die Vögel zwitscherten und es wehte ein leiser Wind.
Die Sonne schaffte es nur mit Mühe, durch das Blätterdach der Bäume hindurch zu schimmern.

Das Farnkraut war hochgewachsen und reichte mir fast bis zu den Schultern, so schätzte ich das jedenfalls von meinem Weg aus ein.

Die Überwindung einfach loszufahren, noch am Mittag Sport zu machen, ja die ist stets groß.

Doch wenn ich laufe, ins Grün schaue und meinen Gedanken nachhängen kann, dann spüre ich jedes Mal wieder, dass das der Reichtum im Leben sein muss – sich einfach Zeit zu nehmen für so eine banale Sache wie das Nordic Walking.

Bin ich deshalb besonders gut trainiert? Wahrscheinlich nicht.
Aber mental geht es mir danach sehr gut.

Auf dem Weg lege ich manchmal einige Sprints ein, nehme mir vor bis zur nächsten Biegung oder bis zu einem bestimmten Baum zu laufen.

Danach laufe ich wieder langsamer und so habe ich das Gefühl, dass ich meine Ausdauer trainiere, ein bisschen wenigstens.

Zurück am Auto, nach einer Stunde, ja da kommt der schönste Moment.

Ich nehme meine Wasserflasche, trinke einen Schluck und laufe auf und ab.

Ich sauge abschließend die Stille des Waldes auf und habe das Gefühl, das ich die wichtigste Aufgabe am Tag erledigt habe.
Ich werde das heute wieder tun.

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AUDIO: SEI WÄHLERISCH, WENN DU EINEN RAT SUCHST

AUDIO BIBEL-2021.06.14

 

 Lesen: https://uwemuellererzaehlt.de/2021/06/14/bibel-2021-06-14/

Bibel

 

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SEI WÄHLERISCH, WENN DU EINEN RAT SUCHST

BIBEL-2021.06.14

AUDIO:  https://uwemuellererzaehlt.de/2021/06/14/audio-bibel-2021-06-14/ ‎
In der Bibel steht: „Lebe in Frieden mit vielen, aber zum Ratgeber nimm unter tausend nur einen.“
(Sir 6, 6)

Bibel

Wer hat es noch nicht erlebt, dass er einen Rat gesucht und falsche Freunde gefunden hat?

Als es bei mir in der Selbstständigkeit besonders schlecht lief, ich nicht wusste, wie ich die Kredite für das Haus bedienen sollte und mir zusätzlich die täglichen Kosten davonliefen, da wandte ich mich an einen Freund, der stets an meiner Seite war, als es geschäftlich noch gut lief.

Dieser Freund brachte mich zu seinen Freunden, die es mit mir sehr gut meinen würden.

Im Ergebnis verlor ich noch mehr Geld, versank noch mehr in Schulden und konnte nachts gar nicht mehr schlafen.

Ich habe mich da herausgekämpft, alle Schulden zurückgezahlt, und ich habe noch eines gemacht: Ich habe mich von all diesen vermeintlich gut meinenden Freunden getrennt.

Heute habe ich nur noch einen Freund. Wir sehen uns selten, weil wir beide mit der Familie und dem Beruf zur Genüge im Alltag eingespannt sind.

Aber wir chatten viel über WhatsApp. Meine Frau findet das nicht so gut.

Sie sagt, ich solle mich lieber auf meine Arbeit konzentrieren, auch wenn ich vorwiegend im Homeoffice sitzen würde.

Doch man kann sich schon gut auf diese Weise austauschen, effizient und kurz.

Und: Du musst nachdenken, was du sagst, denn durch das Schreiben strukturierst du ja auch ein wenig die Gedanken.

Dadurch bin ich viel klarer, bringe meine Botschaften schneller auf den Punkt.

Kurzum, mein Freund wirft mir manchmal vor, dass ich sehr hart auf diesem Kommunikationsweg reagiere.

Vor allem dann, wenn er von Ideen begeistert ist, die ihm andere Freunde vorgeschlagen haben, und die sein Leben revolutionieren würden.

Meine Antwort darauf ist stets: „Ich will nur ehrlich zu dir sein. Prüfe also noch einmal genau, was dir da jemand vorgeschlagen hat. Und wenn du es danach immer noch gut findest, ja dann solltest du es tun.“

Mein Freund ist nie begeistert von meinen Worten, nicht gleich jedenfalls.

Aber er sagt, er kann mir vertrauen, weil ich es wirklich ehrlich meine mit ihm.

Das schreibt er mir in der Regel ein paar Tage später. In dem Moment, wo er noch einmal gründlicher nachgedacht hat, an meinen Argumenten vielleicht etwas Wahres dran ist.

Mein Freund ist auch rückhaltlos ehrlich zu mir, und ich bin oft auch nicht gleich begeistert, wenn er mir nicht zustimmt, was meine Ideen anbetrifft.
Und nur deshalb hat diese Freundschaft bis heute gehalten.

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DU HÖRST AUF ZU LEBEN, WENN DU AUFHÖRST ZU ARBEITEN

ALLTÄGLICHES – 2021.06.04
Freitagmorgen, trübes Wetter. Ich sitze am Computer und schreibe seit drei Stunden und Klara sitzt nebenan, kämpft mit ihren Kunden.

„Warum tut man sich das alles an?“, frage ich mich manchmal. Besonders dann, wenn es einem nicht so gut geht, gesundheitlich meine ich.

Ich könnte mich mehr zurücklehnen, müsste nicht mehr so viel arbeiten. Aber ich kann nicht anders. Warum nicht? Keine Ahnung.
Vielleicht weil es schon immer zu meinem Leben gehört hat.

Ich kenne es nicht anders. Auch am Wochenende schreibe ich irgendetwas, plane die kommende Woche durch.

Nur wenn unser ‚Krümelchen‘ da ist und sie ruft, ‚Opa ‚pomm‘, wir ‚pielen‘, ja dann lass ich den Schreibtisch links liegen, fall‘ auf den Fußboden und schieb‘ das Feuerwehrauto hin- und her.

Dennoch: Irgendwie hörst du auf zu leben, wenn du aufhörst zu arbeiten.
Am Mittwoch ging es mir richtig ‚dreckig‘. Erkältet. Ich habe mich auf die Couch gelegt und mir zwei Thriller hintereinander angesehen.

Das war Schlaraffenland für mich. Doch in dem Moment, wo es dir besser geht, da willst du nicht auf der Couch liegen, nein, du willst etwas schaffen.

In meinem Fall heißt das Kunden gewinnen, Texte schreiben und verwerfen und wieder von vorn beginnen. Eine Qual? Ja. Irgendwie aber auch schön.

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DIE BIBEL ÜBER ‚ARM SEIN UND DIE ARMUT‘

ALLTÄGLICHES-2021.05.31

Je mehr ich in der Bibel herumstöbere, an interessanten Stellen hängenbleibe, desto mehr fällt mir auf, wieviel dort über die Armut, das arm Sein geschrieben steht.

Vieles von dem ist heute noch aktuell, kann direkt auf verschiedene Situationen übertragen werden, ja gibt direkte Handlungsanweisungen, wie du dich verhalten solltest, so meine ich jedenfalls.

Hier wäre so eine Stelle aus der Bibel:
„… lass den Armen nicht Not leiden, und sei nicht hart gegen den Bedürftigen.

Verachte den Hungrigen nicht, und betrübe den Menschen nicht in seiner Armut.

Einem betrübten Herzen füge nicht noch mehr Leid zu, und lass den Notleidenden auf deine Gabe nicht warten.

Die Bitte des Elenden schlage nicht ab, und wende dein Angesicht nicht weg von dem Bittenden, und gib ihm keinen Anlass, dir zu fluchen.“
Sirach, 4, 1-5
Bibel

AUDIO: 
https://uwemuellererzaehlt.de/2021/05/31/audio-2021-05-31/

Was nehme ich hieraus mit?
Vielleicht dies:

Demjenigen, der möglicherweise nicht so viel hat, trotzdem seine Wertschätzung zu erweisen, gerade solidarisch zu sein – das finde ich schon wichtig.

Und genauso gehört für mich dazu, nicht arrogant, herablassend zu agieren, wenn man meint, man hätte mehr materiellen Reichtum angehäuft.

Der wirkliche Reichtum bleibt eben die gute Beziehung zu den anderen Menschen – in der Familie, unter Freunden, und eben auch zu Hilfsbedürftigen.

Uwe Müller erzählt

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DEN REICHTUM VOR DEINER NASE SEHEN

ALLTÄGLICHES-2021.05.30

Ich sitze auf einem Baumstumpf, am Fluss, in der Nähe des Finowkanals.

Ein abgeholzter Baum steht in der Mitte, auf dem Baumstamm befindet sich ein Blumentopf, ein rostiger kleiner Blecheimer, mit eingepflanzten Blumen.

Um den Baumstamm herum stehen ebenfalls vier kleinere Baumstämme, die als Sitzgelegenheiten hergerichtet wurden.

„Danke für den Platz in der „guten Stube“, steht auf einem Stück Holz, das auf dem Tisch liegt.

Auf der glatten Rückseite einer Borke haben das zwei Vorbeikommende geschrieben.
Ihnen hat wohl die Idee gefallen, hier so eine idyllische Sitzgelegenheit einzurichten.

Vom Fluss weht ein kühler Wind herauf. Ab und zu höre ich Stimmengewirr, wie Paddel ins Wasser platschen und wenig später kleine Kanuboote an mir vorüberziehen.

Ich liebe diese Ruhe, den Blick hinunter zum Wasser, nach links, über das weite Feld und die kräftigen grünen Farben der Blätter an den Bäumen und Sträuchern.

Ich ertappe mich manchmal dabei, dass ich denke, dass ich doch bloß mehr Geld hätte, um mehr zu reisen.

Aber nun sitze ich hier, höre in der Ferne Krümel, die fröhlich schreit, und jedes Stück Holz begutachtet, das sie findet, und dann denke ich: „Hey, schau‘ nicht dorthin, wo du wahrscheinlich nie sein wirst, genieß‘ lieber die Gegenwart.‘

Also, das tu‘ ich jetzt.
‚Von Weitem höre ich ‚Ooopa, wir kommen…‘

Wir gehen ein Eis essen, sitzen draußen auf den Bänken und schauen einem Boot zu, das an uns vorüberschippert.
Was willst du mehr, noch dazu in der Corona-Zeit?

2021.05.30

 

DIE BIBEL ÜBER ALMOSEN UND DIE SÜNDEN

ALLTÄGLICHES-2021.05.24

#BIBEL LESEN IM ALLTAG

Die Bibel ist für mich ein großes Abenteuer. Ich stoße immer wieder auf Unbekanntes, auf Weisheiten, wo ich sofort ausrufen könnte: ‚Ja, genau, auf den Punkt!‘

In ‚DAS BUCH JESUS SIRACH‘, Kapitel 3, Verse 33 und 34 heißt es:

„Wie das Wasser ein brennendes Feuer löscht, so tilgt das Almosen die Sünden.

Wer Wohltaten erweist, dem wird’s Gott vergelten, der alles lenkt, und wenn er fällt, wird er eine Stütze finden.“
(Sirach 3, 33-34)

‚Das ist doch wie aus dem Leben gegriffen‘, denke ich im Stillen und bin angetan von diesen Zeilen.

Ich freue mich stets aufs Neue, dass ich zur Bibel gegriffen habe, spät, aber sicher nicht zu spät.

Vielleicht rühren daher auch mein Staunen und meine Begeisterung.

Sicher, ich kann nur noch an der inhaltlichen Oberfläche kratzen, aber selbst das ist ein Reichtum, der mich motiviert, wenn ich ihn entdecke und vom Meeresboden hochhole, im übertragenen Sinne natürlich.

‚Almosen tilgen die Sünden…‘

Wer kann schon von sich sagen, dass er noch nie gesündigt hat.

Darauf kommt es auch gar nicht an, denn wichtiger ist wohl, sich dazu zu bekennen und auf der anderen Seite Gutes zu tun, zu helfen.

Das werde ich tun, in der Hoffnung, dass auch mir in schwierigen Zeiten geholfen wird.

Bibel

AUDIO-BEITRAG: 

https://uwemuellererzaehlt.de/2021/05/24/audio-2021-05-24/

 

 

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FIATINE KOMMT ZU BESUCH

JEEPY-2021.05.22

RÜCKBLICK
Krümel kann über die Pfingstfeiertage nicht ins Dorf kommen, zu Jeepy und seinem Fahrer. Beide sind darüber traurig. 

https://uwemuellererzaehlt.de/2021/05/21/jeepy-2021-05-21/
EINFÜHRUNG:Der Fahrer hat Jeepys neue Freundin, Fiatine eingeladen, ohne dass es Jeepy wusste.

„Fahrer komm‘ schnell nach draussen und sieh‘, wer uns besucht“, rief Jeepy aufgeregt.

Der Fahrer musste schmunzeln, denn er wusste ja längst, wer angebraust gekommen war, nämlich Fiatine.

Er selbst hatte sie einen Tag zuvor im Autohaus aufgesucht, also dort, wo ihr Zuhause war.

Fiatine war ein kleiner Fiat Cabriolet, selbstfahrend und mit Elektroantrieb.

Und Fiatina konnte natürlich auch sprechen. Sie sah hübsch aus, die Dolcevita-Version eben in blau-weiss.

Ihre Mutter und Großmutter waren Legenden unter den Autos und diesen Stolz trug Fiatine ebenfalls in sich.

Jeepy war in sie ein klein wenig verliebt, wurde auch rot, was er aber aufgrund seiner Farbe gut verbergen konnte.

„Wie geht es dir Jeepy?“, fragte Fiatine fröhlich.
„Danke, mir geht es gut und ich freue mich, dass du hier vorbeigekommen bist“, antwortete Jeepy und stotterte dabei ein wenig.

„Was wollen wir unternehmen?“, fragte Fiatine ihn.

„Hallo Fiatine, schön, dass du uns besuchst“, ertönte es hinter Jeepy. Der Fahrer war aus der Haustür herausgetreten und lachte beide an.

Er war froh, dass sich Jeepys Laune ruckartig gebessert hatte, nachdem er Fiatine nun als Spielgefährtin hatte.

„Was haltet ihr davon, wenn wir einfach zusammen einen kleinen Kurztrip zu Krümel machen und schauen, ob sie zuhause ist.

„Oh ja“, riefen Jeepy und Fiatine gleichzeitig.
„Dann lasst uns nicht länger warten und abfahren. Fiatine, du fährst hinter uns her und keine verrückten Sachen unterwegs“, sagte der Fahrer.

„Ok“, rief Fiatine und konnte es kaum abwarten, bis sie losfuhren.
Der Fahrer hatte Fiatine noch gewarnt, nicht so schnell über die Straße im Dorf zu fahren, weil der Asphalt auf der Oberfläche fehlte und die Gullydeckel herausragten.

„Pass auf, dass du nicht mit einem Rad über die Deckel rast, sondern fahr‘ einfach dazwischen durch.“

„Ist gut“, rief Fiatine und fuhr schon davon, obwohl sie hinter Jeepy fahren sollte.

„Verdammt, Fiatine kann aber auch nicht hören“, sagte der Fahrer zu Jeepy.

Vor ihnen fuhr Fiatine, und sie tanzte mehr, als sie rollte.
Es war, als würde ein Mädchen in einem blauweißen Kleid vor ihnen herschweben.

„Wow“, staunte Jeepy, während es plötzlich auf seiner rechten Seite ruckte.

„Aua, aua“, jammerte Jeepy.
„Fahrer, kannst du nicht aufpassen, wohin mich steuerst?“
„Entschuldigung“, sagte der Fahrer.

„Wenn du mich auf das selbstfahrende System umgestellt hättest, dann hätte ich bewusst dem Gullydeckel ausweichen können.“

„Das kommt gar nicht in Frage“, sagte der Fahrer entschieden.
Er wollte auf keinen Fall, dass Jeepy alleine durch die Gegend fuhr.

Der Fahrer wollte Jeepy nicht den Spaß verderben, aber die technische Umstellung konnte er sich einfach nicht leisten.
Außerdem wollte er noch viele gemeinsame Abenteuer mit ihm erleben.

Jeepy hatte die Schmerzen überwunden. Sie fuhren ohne weitere Komplikationen bis zu Krümels Wohnung und hupten laut.

„Jeepy und Fiatine sind da“, rief Krümel freudig.
„Mama, lass uns nach unten fahren“, sagte Krümel aufgeregt.

„Ja, komm, wir fahren mit dem Fahrstuhl nach unten“, antwortete ihre Mutter.
Fortsetzung in Jeepy-2021.02.28

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NORDIC WALKING AM LIEPNITZSEE-2021.05.17

LIEPNITZSEE

ALLTÄGLICHES-2021.05.17

Ins Grüne sehen, frische Luft einsaugen, die Welt loslassen – für einen Moment jedenfalls

 

Der Wald ist grüner geworden und es ist für meine Augen sehr angenehm, in eben dieses Grün zu blicken. Wahrscheinlich sitze ich zu viel vor dem Computer.

Und so ist das Nordic Walking vielmehr, als nur zu walken, um fit zu bleiben.

Ich würde natürlich lieber an der Ostsee laufen, direkt am Strand.

Wenn das Meer rauscht, die Möwen kreischen und die Wellen auf dem Sand aufschlagen und sich dann wieder zurückziehen.

Aber nun bin ich hier, am Liepnitzsee. Je öfter du dort läufst, desto mehr zieht dich der See in seinen Bann.

Ich brauche zwanzig Minuten, um vom Parkplatz aus unmittelbar am See zu sein, direkt am Uferstreifen.

Der Weg bis dahin ist schon sehr schön, weil ich durch dieses Grün hindurchlaufe, mich darin verliere.

Es fängt an zu regnen.

Die Tropfen prasseln auf das Blätterdach, sie bewahren mich davor, dass ich nass werde. Der Boden riecht nach feuchtem Laub, nach Tannenzapfen.

Morgens nimmst du das alles intensiver wahr, weil sich deine Sinne darauf konzentrieren und du durch nichts abgelenkt bist.

Nur das Vogelgezwitscher ist in deinen Ohren.

Die Stunde ist um, ich stehe am Auto und trinke Wasser aus meiner Flasche.

Das ist für mich der schönste Moment, ich habe nämlich eine Stunde Nordic Walking durchgehalten, die Ruhe am See förmlich eingesogen und nun kann der Tag beginnen.

LIEPNITZSEE

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NORDIC WALKING AM LIEPNITZSEE

2021.05.11

Ich bin am Montag kurz nach vier Uhr aufgestanden, obwohl Klara ihren Homeoffice-Tag hatte und ich getrost eine Stunde hätte länger schlafen können.

„Ich laufe Morgen früh“, habe ich Klara noch am Tag zuvor gesagt.
„Dann sei aber leise, poltere nicht herum, fluche nicht, wenn du deine Zehen mal wieder irgendwo stößt und vor allem, mach kein Licht an.“

„Gut“, habe ich widerwillig gebrummt.
Der Wecker war zwar auf halb fünf Uhr gestellt, aber ich war schon früher wach. Mir wurde schlagartig bewusst, dass das Wochenende endgültig vorbei war und ich keine Chance hatte, liegenzubleiben. Zumindest nicht, wenn ich meine mir selbst auferlegten Versprechen einhalten wollte.

Ich gab mir einen Ruck, schnellte aus dem Bett hoch und schlurfte, so leise ich konnte, in Richtung Flur.

Ich zog die Schlafzimmertür hinter mir zu. Dann ging alles sehr schnell. Ich kochte mir einen Tee, nachdem ich meine Sportsachen angezogen hatte. Zwanzig Minuten später war ich auf dem Parkplatz am Liepnitzsee.

Dort stand ein Wohnmobil, ein alter klappriger Mercedes-Wohnwagen. Ich versuchte meine Autotüren leise zuzuklappen, um die Leute, die vermutlich im Inneren des Campingautos schliefen, nicht aufzuwecken.

Ich stapfte in Richtung See, im Grunde ziemlich lustlos am Anfang.
Die Bäume waren noch grüner geworden und der Wald schien dadurch dichter geworden zu sein.

Liepnitzsee

Unten am Wasser angekommen, machte ich an der Holzbank halt, schnallte meine Stöcke ab und schoss zwei Fotos vom See am frühen Morgen.

Hinter mir klapperte es. Ich erschrak und drehte mich schnell um. Das Geräusch kam von einer Frau, die gerade mit dem Fahrrad angekommen sein musste und in den Papierkörben die hingeschmissenen Flaschen herausangelte.

Schließlich schwang sie sich auf ihr Fahrrad und bewegte sich von dannen. Ich setzte mich auf die Holzbank und schaute für einen Moment auf den See.

Die Vögel waren laut, ab und zu hörte man Enten, die im Wasser schnatternd vorbeischwammen.

‚Du kannst hier unten Philosoph werden‘, dachte ich bei mir, während ich die Stille und die frische Luft einsaugte.

Im Grunde genommen unterbrach ich ungern meinen Lauf, und ich setzte mich normalerweise schon gar nicht bereits nach dreißig Minuten hin.

Aber es war es wert, aufs Wasser zu schauen, die leicht kräuselnde Oberfläche zu betrachten und zu sehen, wie sich am anderen Ende des Sees ein roter Feuerball allmählich über die Wolken erhob.

Ich stand auf, schnallte die Stöcke wieder um die Hände und lief zurück.
Zu Beginn des Laufes denke ich oft, wie ich das eigentlich durchhalten soll, mich eine ganze Stunde hintereinander durch den Wald zu quälen .

Doch wenn du dich erst einmal bewegt hast, ein Bein vor das andere setzt, dann läuft es fast automatisch.

Ich teile mir die Strecke in kleine Etappen, lege auf dem Rückweg kleinere Spurts ein und vergesse so, dass es eine ganze Stunde ist, die ich durchhalten muss.

Endlich, ich war wieder auf dem Parkplatz angekommen. Im Wohnmobil nebenan regte sich immer noch nichts.

Zuhause wartete Klara auf mich.

„Na, wie war’s?“.
„Gut“. Klara merkte mir an, dass ich mit dem Morgensport zufrieden war.

 

 

 

 

ICH BIN KEIN MONTAGSMANN

2021.05.10  – ALLTÄGLICHES

Montags ist es dunkler, grauer, liebloser, grausamer. Nicht unbedingt in der Wirklichkeit, aber im Herzen, im Gefühl, Kopf.

Ich weiß nicht, woher das kommt, aber ich weiß, dass es vielen Menschen so geht, wie es mir geht, wenn ich montags aufwache und mir klar wird, dass es tatsächlich der schreckliche Montag ist.

Vielleicht rührt es daher, dass ich samstags und sonntags ohne Struktur durch die Gegend laufe, herumliege auf der Couch, unendlich viele Serien sehe, mehr esse, länger schlafe, weniger Sport treibe.

Deshalb will ich das möglicherweise montags alles wieder ins Lot bringen und bin schon erschlagen, wenn ich nur daran denke. Aber es ist vor allem die innere Gewohnheit, die ich wieder umstellen muss.

Das fängt damit an, dass es zum Wochenbeginn wieder sehr früh beginnt, dass ich mich aus dem Bett hieven muss.
Ich versuche nicht daran zu denken, sondern einfach schnell aufzustehen, schneller die Handgriffe zu erledigen, als ich es überhaupt rational realisieren kann.

Und dann kommt es noch dicker. Ich bin schon gegen halb sechs unten am See und fummle mir die Schlaufen von den Nordic Walking – Stöcken um die Hand.
Anschließend kommt ein Stück vom Sonntag zurück – mental jedenfalls.

Es ist am See ruhig, so als würde über das Wasser die Botschaft getragen: ‚Ganz ruhig, mein Dicker. Es passiert dir doch nichts. Genieß‘ einfach die frische Luft, freue dich auf den Tag, auf das, was dich erwartet.‘


Bin ich zurück, nach einer Stunde, dann sie die Welt für mich schon freundlicher, gelöster aus.

Ich versuche die beginnende Energie in mir zu nutzen und setze mich sofort an den Schreibtisch, bereite meine Arbeiten vor und rufe auch schnell Kunden an.

Dann höre ich, dass die ja auch schon längst arbeiten, gar nicht die Zeit hatten, so wie ich, nämlich noch einen ‚Sonntagsspaziergang‘ am See nachzuholen, und das ironischerweise am Montagmorgen.

Nein, die meisten können gar keinen Gedanken darauf verschwenden, weil ihr Schreibtisch überquillt, der Computer voll ist mit E-Mails von Menschen, die irgendetwas wollen. Und obendrein rufe ich sie dann noch an.

‚Eigentlich hast du es gar nicht so schlecht für jemanden, der den ersten Tag in der Woche nicht mag‘, denke ich in dem Moment.

Der Montag ist nun bei mir nun doch angekommen, im Kopf und im Herzen.