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MEIN FREUND, DER ALLTAG (5/24)
KRÜMEL HÖRT AUFMERKSAM ZU, WENN WIR UNS AM TISCH UNTERHALTEN.
IHR ENTGEHT NICHTS, MIT IHREN SECHS JAHREN
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KRÜMEL HÖRT AUFMERKSAM ZU, WENN WIR UNS AM TISCH UNTERHALTEN.
IHR ENTGEHT NICHTS, MIT IHREN SECHS JAHREN
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Ich schrecke aus dem Schlaf hoch und schaue zur Uhr.
Es ist kurz nach drei Uhr.
‚Um Gottes Willen, jetzt bloß nicht schon aufstehen‘, sagt meine innere Stimme.
Ich drehe mich um und versuche einzuschlafen, aber es klappt nicht.
‚Stell dir vor, du ringst dich durch, doch aufzustehen, was könntest du nicht alles schaffen‘, sagt wieder die innere Stimme.
‚Jetzt halte endlich die Klappe und schlaf wieder ein‘, meldet sich eine andere Stimme.
Ich gebe mir einen Ruck, ungeachtet meiner inneren Haltung, schnelle mit den Füßen aus dem Bett, fast automatisch, ohne nachzudenken.
Ich schlurfe ins Bad, drehe den Wasserhahn auf, halte die Hand unter das kalte fließende Wasser und werfe mir ein paar Tropfen ins Gesicht.
Es schüttelt mich, aber ich bin ein wenig munterer, nachdem ich mich mit dem Handtuch abgetrocknet habe.
Zwanzig Minuten später halte ich einen Becher mit Tee in der Hand und begebe mich ins Arbeitszimmer.
Ich beginne sofort mit dem Sprechtraining und nehme dazu für fünf Minuten einen Korken in den Mund und sage die Sätze auf, die ich immer aufsage, wobei mir der Korken das Sprechen maximal das Sprechen erschwert.
Zum Schluss sage ich noch das ‚Vater unser‘ auf, immer noch mit dem Korken im Mund.
Jetzt bin ich endgültig munter.
Ich fange unverzüglich damit an, das Protokoll aus dem letzten Vorgespräch zu erstellen.
Danach beginne ich mit dem Rohentwurf der nächsten Rede.
Ich arbeite fast unterunterbrochen durch.
Nur zwischendurch stehe ich auf, mach die Balkontür auf und lausche dem fernen Rauschen der S-Bahn.
„Was hast du heute vor“, fragt Klara mich beim Frühstück.
Es ist inzwischen kurz vor halb neun Uhr.
„Ich bin mit dem Tagessoll fertig, der Rohentwurf der Rede steht.
Was hältst du davon, wenn ich mich in Sportsachen umziehe, dich zum Markt fahre und ich im Stadtpark laufe?“, frage ich Klara.
„Das wäre toll“, willigt sie sofort ein.
Der Tag wird schön, aber ein bisschen Überwindung hat es heute morgen schon gekostet.
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MEIN FREUND, DER ALLTAG (3/24)
Tod und Leben, sie sind zwei starke Gegenpole. Wir können sie nicht verdrängen, Wir müssen beide akzeptieren. Wir sollten dafür umso intensiver leben, nicht nur in den großen Dingen, auch in unserem Alltag, und wenn er uns noch so unbedeutend erscheint.
Ich sitze auf der Parkbank, im Grünen.
Es ist gegen neun Uhr und ich atme den Duft von frisch gemähtem Rasen ein.
Irgendwo, ein Stückchen weg, da rattert der Motor eines Rasenmähers.
Es könnte nicht herrlicher sein.
Wenn da nicht der Umstand ist, dass ich mich in der Parkanlage eines Friedhofes befinde.
Ich sitze im Anzug auf der Bank, die Weste zwängt mich ein, der Hosenbund kneift und ich sage in Gedanken zu mir: „Dicker, du bist selbst schuld, wenn du mehr Kalorien zu dir nimmst, als du verbrauchst.“
In der Halle steht bereits der Sarg.
Es hat mir gleich die Kehle zugeschnürt, als ich reingegangen bin, um den Stand des Rednerpultes zu überprüfen.
Ich hoffe, dass ich nachher die Rede gut hinbekomme.
Aber jetzt, wo ich noch Zeit habe, da sitze ich lieber draussen, atme die frische Luft ein, ja ich sauge sie förmlich in mir auf.
An mir joggt ein Mann vorbei, mitten auf dem Weg, an dem sich zur linken und rechten Seite Grabstellen befinden.
Dahinter kommt eine junge Mutter mit einem kleinen Kind an der Hand.
Das Mädchen läuft an der Seite des Kinderwagens, in dem ein Baby schläft.
Die Kleine plappert, lacht und winkt mir zu.
Ich muss schmunzeln und winke ihr zurück.
Es ist, als würde ich nicht in dieser Welt sein.
Drinnen in der Halle, da wirkt alles traurig, ja fast düster, bedrückend jedenfalls.
Und hier draußen? Im Park?
Da ist es hell, Menschen laufen vorbei, ein Mädchen lacht und winkt.
Ich bin hin- und hergerissen, und ich entscheide mich für beide Seite des Lebens – nämlich den Tod zu respektieren, den Angehörigen Trost zu spenden, das Leben nicht einfach an sich vorbeiziehen zu lassen, nein.
Die Momente lieber intensiv wahrnehmen, sich über die kleinsten Dinge freuen – das fröhliche kleine Mädchen, den Jogger, der was für die Gesundheit tut, den Duft der gemähten Wiese.
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Denken kann ich am besten mit dem Stift in der Hand
Montagmorgen, ziemlich früh.
Es ist kurz vor vier Uhr, und ich sitze am Schreibtisch, bin noch müde.
Ich halte den Bleistift in der Hand und beginne damit, erste Gedanken zu formulieren – in Vorbereitung auf einen Gesprächstermin heute Vormittag.
Ist es nicht komisch?
Ich beherrsche das Tippen auf der Tastatur faktisch im Schlaf, oder du kannst mir die Augen zuhalten, ich schreibe trotzdem schnell und meist auch fehlerfrei.
Und trotzdem: Wenn ich beginne, etwas Kreatives zu erarbeiten, einen Text für eine Rede, einen Beitrag auf meinem Blog, muss ich zunächst mit dem Bleistift anfangen zu schreiben.
Es ist wie bei Krümel, meiner sechsjährigen Enkelin.
Wenn sie etwas begreifen will, dann sagt sie zu mir: „Opa, kann ich das haben, gibst du es mir?“
Wir berühren etwas und unser Gehirn beginnt zu arbeiten.
Ich bewege den Stift auf dem Papier und ich fange an zu denken, zu strukturieren.
Oder wie es Kant vor über dreihundert Jahren formulierte:
„Die Hand ist das Fenster zum Geist.“
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Lieber viele kleine Glücksmomente im Alltag erfahren, als auf das eine große, das imaginäre, das so nicht eintretende Glücksgefühl zu hoffen.
Ich muss mich heute überwinden.
Mir fehlt die Motivation, den Tag anzunehmen.
Ich sitze am Schreibtisch, bewege den Bleistift übers Papier und sinniere darüber nach, was doch noch Gutes am heutigen Tag sein könnte.
Vielleicht, weil Freitag ist und das Wochenende vor der Tür steht?
Weil uns Krümel eventuell überraschend besucht und wir ein bisschen auf dem Spielplatz toben können?
Möglicherweise, weil ich heute Vormittag eine gute Rede halte?
Eine Rede, die das Herz der Trauernden erreicht, ihnen ein wenig Trost spendet?
Weil ich zwar schon so früh aufstehen musste, ich dafür aber bereits mein Sprechtraining absolviert habe, den Textentwurf ein letztes Mal korrigiert habe, und ich merke, wie sehr ich an der Schreiberei hänge?
Erst jetzt, wo ich alle Frage aufgeschrieben habe, sie aufgereiht wie auf einer Wäscheleine vor mir hängen, da merke ich, dass ein Gesamtbild entsteht.
Dieses Bild löst in mir etwas Positives aus.
Ich glaub‘, der Tag wird gut.
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Vor einer Woche - vormittags, am Strand. Die üblichen ‚Kappeleien‘ mit Klara. Irgendwie ein schöner Tag am Meer.
Wir sind an den Strand Richtung Binz gefahren.
Es ist noch ziemlich leer, im Vergleich zum Verkehr im Sommer.
Die Sonne scheint, es ist Mitte Mai und im Auto zeigt der Temperaturmesser 14 Grad Celsius an.
Wir wollen trotzdem an den Strand.
Als wir ankommen, sehen wir noch nichts, aber wir hören die Wellen rauschen, nehmen den intensiven Geruch des Salzwassers wahr.
Die Dünen, der Strand – wir saugen alles in uns auf.
Klara breitet die Decke aus.
„Du kannst ruhig mithelfen“, sagt sie zu mir und reißt mich aus meinen schwärmerischen Überlegungen.
Ich breite die Decke also mit aus, und danach lasse ich mich sofort darauf plumpsen.
Vorausschauend habe ich das gelbe Kissen aus dem Auto mitgenommen und lege den Kopf darauf.
„Oh, hast du so ein Kissen für mich auch mitgenommen?“, fragt Klara halb vorwurfsvoll.
„Du wolltest kein Kissen und ich sollte das hier auch nicht mitschleppen, weil es für dich viel zu viel Gemöle ist“, antworte ich trotzig und schließe die Augen, so als würde ich dann nichts mehr mitbekommen.
„Wieder mal typisch“, schnauft es neben mir.
Ja, ich hätte ihr ‚nein‘ ignorieren sollen und, mein Kissen einpacken sollen und für sie auch.
„Unterwegs hätte Klara dann wahrscheinlich gesagt: „Du kannst ja nicht hören und jetzt musst du das auch schleppen.
Das Fazit: Du kannst es Klara nicht recht machen, also mach
es so, dass wenigstens einer von beiden zufrieden ist.
Ich höre nur noch von Weitem das Rauschen der Wellen und döse allmählich ein.
Das Kissen wiegt mich in den Schlaf, und als ich aufwache, brennt mein Gesicht fürchterlich.
Ich habe vergessen, mich einzucremen.
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Rente genießen? Gar nicht mehr arbeiten? Sich keinen Herausforderungen mehr stellen? Irgendwie nichts für mich.
Samstag, gegen fünf Uhr.
Ich hadere mit mir, was ich tun soll – aufstehen oder weiterschlafen?
Dieser verdammte ewige Kampf.
‚Leg dich wieder hin, dreh dich auf die Seite, weck Klara nicht auf und gib Ruhe‘, sagt die eine Stimme.
‚Komm Dicker, packen wir’s, der frühe Vogel fängt den Wurm‘, stachelt mich die andere Stimme an.
Aber welchen Wurm soll ich eigentlich noch fangen, so früh am Morgen.
Ich bin Rentner. Klar auch Trauerredner.
Es gibt was zu tun. Doch schon so früh?
Ja, schon.
Ich bin eben kein Freund von ‚genieß doch deine Rente‘.
Erst einmal ist sie ohnehin nicht groß, zum Genießen jedenfalls reicht es nicht so richtig.
Und vor allem: Was wäre das für ein Leben, wenn wir keine Herausforderungen mehr hätten?
Sind es nicht unsere Ziele, die uns fit halten, Freude machen, gesund erhalten?
Absolut.
Deshalb bin ich froh, dass ich nun doch aufgeblieben bin.
Was ist das Schöne daran?
Es ist die Freude am Schreiben, am Reden, einfach am kreativ sein.
Und dann noch die Vorfreude auf das Wochenende.
Es ist Pfingsten.
Krümel besucht uns am Montag.
Dann wird aus meinem Arbeitszimmer ohnehin ein Schlachtfeld.
Krümel kramt alle Spielzeuge aus den Kisten, die bei mir gelagert sind.
Sie spielt mit einer kleinen Burg, springt auf und läuft woanders hin.
Ich trete dann auf winzige Figuren, die am Boden liegen und fluche.
‚Ich hab euch so vermisst, Oma und Opa‘, wird sie sagen.
Wir dich auch, Krümel. Wir waren ja an der Ostsee.
Aber jetzt können wir wieder arbeiten und auch noch Spaß haben mit dir.
Was erwarte ich vom Leben?
Genau das.
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Den Alltag findest du besonders dann wieder gut, wenn du mal eine Auszeit von ihm nimmst, ab und zu jedenfalls.
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Montagmorgen, neue Woche.
Es ist noch nicht einmal sechs Uhr.
Ich bin schlecht gelaunt, hab‘ keine Lust auf die neue Woche.
‚Was machst du hier eigentlich so früh am Schreibtisch?‘, frage ich mich, während ich mir die Augen reibe und ein Gähnen unterdrücke.
Ich müsste nicht so früh aufstehen, aber meine innere Stimme flüstert mir etwas Anderes zu: „Wenn du jetzt wieder hinlegst“, sagt sie mir mit einem gefühlten drohenden Unterton, „dann kommt dein ganzer Tag durcheinander. Denk‘ dran: Du musst noch über vierzig Minuten Audio-Aufnahmen in den abtippen.
Und: Am Vormittag hast du ein Vorgespräch, wo zwei Stunden für eingeplant sind. Du willst auch noch Nordic Walking machen.
Wie willst du das alles schaffen, wenn du dich jetzt wieder ins Bett rollst?“
Ich kriege ein schlechtes Gewissen, weil ich trotzdem immer noch darüber nachdenke, mich wieder ins Schlafzimmer zu schleichen.
Jetzt meldet sich die zweite innere Stimme bei mir:
„Ganz ruhig, Dicker. Was verpasst du denn, wenn du dich wieder hinlegst?
Du bist doch bereits Rentner. Warum arbeitest du eigentlich noch so viel?
Was willst du dir eigentlich beweisen?
Leg dich hin und stell dir vor, wie du dich auf die Seite drehst, ein Bein ausstreckst, und du die wohlige Wärme der Bettdecke spürst.
Neben dir liegt Klara. Du spürst ihren Atem. Du bist glücklich und taumelst erneut in einen schönen Traum.“
Während meine beiden inneren Stimmen miteinander um die besten Argumente ringen, bin ich in der Küche und koche einen Tee.
Wie von Geisterhand geführt, gehe ich zurück ins Arbeitszimmer.
Nach fünf Minuten hole ich den Tee vom Balkon, und ich setze mich an den Schreibtisch, ohne groß darüber nachzudenken.
Ich stecke mir einen Korken in den Mund und beginne damit, womit ich morgens immer starte – dem Sprechtraining.
Danach setze ich die Kopfhörer auf und bringe die Audio-Aufnahme zu Papier.
Der Tag hat begonnen.
Ich schaue nach draußen und sehe, wie der Himmel leuchtet, erste Sonnenstrahlen sichtbar werden.
Der Tag erwacht, und ich auch.
Wieder Montag, wieder ein neuer Tag, der ‚Motor ist angesprungen‘ – die Woche wird gut.
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Es war kurz nach sechs Uhr abends.
Ich griff schnell zum Hörer, weil ich Krümels Stimme noch hören wollte, bevor sie ins Bett ging, und ich sie nicht mehr erreichen konnte.
Laura war am Telefon.
Während ich mit ihr sprach, hörte ich schon im Hintergrund ihre Stimme.
Sie klang weinerlich.
„Was ist los?“, fragte ich Laura.
„Ach, die Kleine will noch ein Eis und ich habe ihr gesagt, dass sie um diese Zeit auf keinen Fall noch etwas Süsses bekommt.“
„Gib sie mir doch mal.“
„Warum weinst du denn?“, fragte ich Krümel.
„Mama will mir kein Eis mehr geben“, schluchzte sie.
Mir brach es das Herz.
Ich überlegte, ob ich meine Autorität einsetzen sollte, um Krümel noch zu einem Eis zu verhelfen.
Aber ich wusste, dass es falsch war und Laura wahrscheinlich dem auch nicht nachgeben würde.
Also versuchte ich es auf eine andere Weise, Krümel zu beruhigen.
„Du weißt, dass ich dir immer von Pipeva, dem frechen Spatzen aus der Scheune erzähle“, begann ich.
„Hm.“
„Also Pipeva wollte heute auch ein Eis. Und da habe ihm gesagt, dass du eingesehen hast, dass man kein Eis essen darf, so kurz vor dem zu Bett zu gehen. Das wäre nicht gut für die Gesundheit.“
„Und was hat Pipeva gesagt“, fragte Krümel mich, nachdem es für eine ganze Weile am Telefon ruhig geblieben war.
„Pipeva hat es eingesehen“, schob ich nach.
„Hm, ich bin aber kein Spatz, ich bin Krümel“, sagte sie.
„Und deshalb bist du doch noch viel schlauer, als es der kleine Spatz ist“, entgegnete ich.
„Hm“, ertönte es am anderen Ende und ich hatte den Eindruck, dass es immer noch nicht danach aussah, dass Krümel es verstehen wollte.
Aber wenigstens weinte sie nicht mehr.
Am nächsten Tag rief Krümel mich über Amazon an.
„Guck mal Opa, was ich hier habe.“
Sie reckte ihre kleine Hand nach oben und ich konnte das Eis sehen.
Naja, es war ja auch erst kurz nach halb drei Uhr nachmittags.
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Von Krümels Neugier auf Kaulquappen und vom kleinen Glück an einem ganz normalen Tag.
Wir saßen auf einem Baumstumpf und Krümel spielte unten am See.
Sie hatte kleine Kaulquappen entdeckt und war vom Wasser nicht mehr wegzukriegen.
Zum Glück hatte Klara für sie die Gummistiefel aus der Kita mitgenommen.
Uns kam auf dem Hinweg eine Frau entgegen, die ganz aufgeregt davon sprach, dass sie im Wasser Kaulquappen gesehen hätte.
„Was interessieren mich deine Kaulquappen?“, dachte ich bei mir.
Aber da hatte ich nicht mit Krümel gerechnet.
Die stürzte sofort in die Richtung, in die die Frau mit der Hand gezeigt hatte.
Sie war nicht mehr zu halten.
Ich musste erst einmal nachschauen, was es mit dem Gewimmel im Wasser auf sich hatte.
Ich las schnell im Handy nach, in ‚Wikipedia‘.
‚Kaulquappen sind nachembryonale Entwicklungsstadien der Froschlurche‘, stand dort.
Die Entwicklungszeit betrug wohl so um die 8 Wochen.
Also, wenn Krümel nicht so begeistert im Wasser herumgelaufen wäre, ja, dann hätte ich mich wohl kaum damit befasst.
Ich schaute wieder aufs Wasser.
Es war ganz still. Die Sonne schien, es wehte ein leichter Wind und die Wellen kräuselten sich. Vom See her war das Geschrei der Wildgänse zu hören.
Die Ruhe, die malerische Aussicht, das emsige Treiben von Krümel, das beruhigte mich sehr.
Alles strahlte Ruhe aus. Es fühlte sich an, als wäre man in eine andere Welt eingetaucht.
Ist das Glück?
Ich glaub schon.
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Ich habe mal von Autoren gehört, die keinen Schreibwiderstand kennen.
Beneidenswert. Ich gehöre nämlich nicht zu ihnen.
Gut, ich bin auch kein Schriftsteller, muss mir das Leben also nicht zu schwer machen.
Und dennoch: In den seltensten Fällen ist, was ich zuerst aufs Papier gebracht habe auch das, was einer redaktionellen Bearbeitung standhält.
Zugegeben: Ich schreibe auf dem Blog ziemlich frei, korrigiere wenig.
Aber wenn ich eine Rede ausformulieren muss, ja dann tue ich mich schwerer damit.
Es ist schon aufreibend, sich immer wieder aufs Neue an den Text zu setzen und die Sätze auszuformulieren, um sie dann doch wieder zu streichen.
Ich habe mal gelesen, dass Thomas Mann jeden Tag eine halbe Seite geschrieben hat, im Minimum.
Ich denke, das ist ein guter Weg.
Du bleibst im Training.
Also fange ich morgens schon an und schreibe auf, was ich ringsherum sehe- ob die Sonne gerade aufgeht, es regnet, oder was ich gerade tun will.
Das kommt mir oft selbst sehr albern vor.
Wen interessiert es schon, die banalen Dinge festzuhalten?
Klara sagt dann: „Schätze das doch nicht gering. Du musst ja nicht alles verwenden.“
Sie liegt da richtig.
Vor allem: Es trainiert mein Gehirn, meine Fähigkeit, mich gut auszudrücken, kurzum, die Gedanken in Fluss zu bringen.
Ich werde hier dranbleiben.
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Es ist kurz nach sechs Uhr.
Ich habe mir einen Tee gekocht und überlege noch, ob ich gleich
loslaufen soll.
Das Wetter ist schön, aber ich schrecke trotzdem davor zurück.
Ich schaue auf den Stellplatz und sehe, dass die Scheiben am Auto
zugefroren sind.
Ich müsste also erst einmal daran herumkratzen, bevor ich
überhaupt zum Startpunkt losfahren kann.
Ist das eine Ausrede, damit ich erst einmal am Schreibtisch sitzen
bleiben kann?
Wahrscheinlich.
Ich brauche wieder eine feste Struktur, möglichst eine feste Zeit, um
die Nordic-Walking-Stöcke herauszuholen und loszulaufen, unter
allen möglichen Umständen.
Wie oft habe ich mir schon vorgenommen, mittags zu laufen, und ich
habe es dann doch nicht getan?
Es ist der innere Schweinehund, der dann sagt: ‚Ach komm‘, jetzt
geht es ja nun gerade gar nicht.
Die Rede muss fertig werden, ich will den Termin vorbereiten, Klara
will zum Bahnhof gebracht werden.‘
Es wird jeden Tag neue Schwierigkeiten geben, neue Ausreden.
Während ich das aufschreibe, da kommt mir eine Idee:
Ich werde wieder damit beginnen, jeden Abend einen Plan für den
nächsten Tag zu erstellen.
Meine Erfahrung ist, dass ich mich daran halte und die einzelnen
Punkte abarbeite, akribisch genau.
Klara und Laura verdrehen dann die Augen, weil sie sich nie diese
Arbeit machen würden.
Sie halten es für reine Verschwendung von wirklich kostbarer Zeit.
„Du kannst ja in der Zeit, in der du auf dem Papier herumzeichnest,
auch mal Mama helfen“, sagt Laura in solchen Momenten.
Laura hat gut reden.
Also gut: ‚Klara helfen‘ – das kommt mit in den Plan.
Wenn ich dran denke.
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Jeden Morgen gute Laune haben, sich selbst in die richtige Stimmung bringen – leicht gesagt, schwer umzusetzen. Ich versuch's trotzdem, jeden Tag wieder.
Es lässt sich leicht darüber reden, wie toll es ist, sich in die richtige Gefühlslage zu bringen, die einen alles leichter erscheinen lässt.
Aber wenn du morgens aufstehst, du noch Mühe hast, den Tag willkommen zu heißen, dann ist es etwas Anderes.
Ich denke in solchen Momenten: ‚Lasst mich zufrieden, ich will mich wieder hinlegen.‘
Was mach‘ ich dann?
Ich fange dann einfach an, putze zum Beispiel die Zähne. Nach der Dusche fühle ich mich schon besser.
Ich beginne am Schreibtisch mit dem Sprechtraining , nehme den Korken in den Mund und sage die Sätze auf, fünf Minuten lang.
Dadurch komme ich in die Routine rein.
Ich muss ein Audioprotokoll tippen und denke, dass Klara bald aufstehen wird und das Frühstück zubereitet.
Wir wollen mittags nach Berlin fahren und aus der Kita holen.
„Oma, bin ich Mittagskind“, hat Krümel gestern Klara gefragt und vor Freude laut ‚juhu‘ gerufen.
Das fällt mir jetzt ein, wo es noch dunkel ist und ich langsam mit meinem Arbeitspensum beginne.
Ist das wissenschaftlich fundierte Selbstmotivation?
Wahrscheinlich nicht; ist mir auch egal.
Es hilft jedenfalls.
Der Tag wird schön.
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Freitag.
Es ist regnerisch. Ich bin bereits gegen 05.00 Uhr aufgestanden und habe mich an den Schreibtisch gesetzt.
Jetzt, gegen 07.00 Uhr gehe ich ins Schlafzimmer zurück, um Klara zu wecken.
Ich ziehe die Vorhänge am Fenster zurück.
Klara schaut mich an – mürrisch und vorwurfsvoll.
„Ich zieh‘ die Gardinen schon mal auf, ja Oma!“, zitiere ich Krümel, die morgens bei uns hineinstürmt, wenn sie hier übernachtet hat.
Wir sind dann nicht begeistert, zumal es meistens am Wochenende passiert.
Aber dann berappeln wir uns und müssen lachen.
Genauso geht es nun Klara. Ihre Miene hellt sich auf und sie lächelt.
Der Tag wird schön, obwohl es regnet.
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50 MAL DIE BEINE BEWEGEN, VOR DEM SCHREIBTISCH, IM STEHEN, UND DAS 10 MAL AM TAG WIEDERHOLEN – KEINE GROSSE SACHE, ABER IMMERHIN
Es ist Sonntag, und ich bin ehrlich froh, dass ich heute mal wieder in Ruhe planen kann.
Eigentlich wollte ich Nordic Walking machen.
Eigentlich.
Jetzt beruhige ich mich damit, dass ich die nächsten Schritte am Schreibtisch plane.
Nicht die Arbeitsschritte für irgendeine Rede.
Nein, wirklich Schritte, die ich vor dem Schreibtisch ausführe.
Ich schiebe dazu den Sessel beiseite, öffne die Balkontür und fange an, auf der Stelle zu laufen.
Ich habe immer noch Koordinierungsprobleme, denn wenn ich das rechte Bein anziehe, muss ich dazu den linken Arm bewegen und umgekehrt.
Ich komme mir leicht verblödet vor, wenn ich das mache und überlege, ob mich dabei jemand beobachten kann.
Oder der Nachbar unter mir hört, wenn ich mit dem Fuss auf dem Boden lande?
Ich weiss es nicht, und ich kann darauf auch keine Rücksicht nehmen.
Ich habe vor einer Weile einen Artikel in der ‚Berliner Zeitung‘ gelesen, darüber, wie tödlich das stundenlange Sitzen sein soll.
Regelmässig aufstehen, Füsse und Arme bewegen.
Das ersetzt das Nordic Walking nicht, aber ich fühle mich dabei besser.
Klara hat schon die Augen verdreht, weil ich ihrer Meinung nach schon wieder eine Wissenschaft daraus mache.
‚Bring lieber den Müll runter‘, sagt sie.
‚Da bewegst du dich auch.‘
Aber wie soll ich das abrechnen?
Nein, nein, ich habe erst einmal auf dem Tool meines iPhones eine Tabelle eingerichtet.
50 Schritte, und das zehnmal.
Wenn ich jeweils 50 Schritte geschafft habe, dann klicke ich darauf, und dann habe ich nur noch 9 mal 50 Schritte vor mir.
Das motiviert mich, wenn ich sehe, wie ein Aufgabenteil im Tool verschwindet, weil es erledigt ist.
Naja, ich kann ja den Müll trotzdem runterbringen, fakultativ, zusätzlich.
Ich bin gut gelaunt, am Sonntag.
Jetzt kann der Montag kommen.
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Wenn ich eine Rede gehalten habe, die etwas abgewichen ist vom Standard, einfach weil ich den Text intensiver ausgearbeitet habe, das Vorgespräch mit den Hinterbliebenen sehr ausführlich war und ich sehr viel Emotionen am Tag der Trauerfeier hineingegeben habe, ja dann fühle ich mich hinterher wie ausgebrannt.
Es überkommt mich eine gewisse Leere im Kopf und in der Seele.
Ich kenne nicht die Menschen, über deren Leben ich spreche. Sie sind bereits verstorben.
Also sollte man glauben, dass es einen nicht so berührt, was man aufschreibt, und was man sagt.
Manchmal ist es auch so. Du sprichst mit den Hinterbliebenen.
Sie sagen dir: „Bloss keine ausführliche Rede“.
Du fängst trotzdem an darüber nachzudenken, wie du einen guten Text hinbekommst.
Aber es bleibt bei dir nicht im Herzen hängen.
Ganz anders, wenn du alles gibst, du deine Gefühle, deine Energie in den Text hineingibst, dann bist du danach erschöpfst.
Nicht nur körperlich.
Nein, auch mental.
Was tue ich dagegen?
Ich versuche es mit Selbstdisziplin und Geduld.
Ich stelle mir genaue Pläne auf, was ich am Tag tun muss.
Ich arbeite die Steuerunterlagen auf, doch da wird die Laune noch schlechter.
Also schreibe ich auf, was mir durch den Kopf geht, wie ich meine schöpferische Krise überwinde.
Ich habe oft gelesen, dass es Schriftstellern ähnlich geht.
Aber ich bin kein Schriftsteller, vielleicht ein Autor, der ab und zu etwas zu Papier bringt.
Was mir genauso hilft, dass ist der Trainingsplan für das Nordic Walking.
Es kostet mich Überwindung loszulaufen, ja.
Aber wenn ich in Schwung bin, dann ist es, als würde mir die Energie wieder zufliegen.
Ich kann danach den Tag wieder ganz anders nutzen.
Ich laufe inzwischen im Stadtpark, vormittags.
Ich sehe ältere Menschen auf der Bank sitzen, Kinder spielen im Sandkasten auf dem Spielplatz, der in den Park integriert ist.
Aus der Ferne höre ich die Sirenen eines Krankenwagens, vermute ich jedenfalls.
All diese Geräusche und trotzdem die Ruhe, die lassen mich Energie tanken.
Und wenn ich dann zurück bin, geduscht habe, dann gehe ich an die nächsten Termine.
So wie heute, denn ich habe ein neues Vorgespräch.
Ich lerne neue Menschen mit interessanten Geschichten kennen.
Und das motiviert mich, auch wenn der Anlass immer gleich ist: Es ist ein Mensch gestorben.
Aber ich kann viel tun, die Hinterbliebenen zu trösten – mit ihnen gemeinsam eine Brücke der Erinnerungen für ihren Liebsten bauen.
Ich bin bereit, die Leere aus dem Kopf ist raus, und ich beginne neue Ideen zu entwickeln.
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Ein Tag, den ich nicht so schnell vergessen werde – die Trauerrede für die verstorbene Christina Gadenne, sie bleibt in meinem Herzen. Umso mehr freue ich mich, wenn die engsten Angehörigen sich noch heute daran erinnern, und sie sich bei mir bedanken - LISA UND DETLEF GADENNE. Ich fühle mich geehrt! Danke Thomas – für Dein Vertrauen, dass ich die Rede für DEINE LIEBE FRAU CHRISTINA HALTEN DURFTE! Danke René für Deine zu Herzen gegangene Live-Präsentation in Bild und Ton.
DANKSAGUNG VON LISA UND DETLEF GADENNE
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AUDIO
Es war Samstagmittag. Laura und Krümel waren bei uns zum Mittagessen eingeladen.
Das kam nicht oft vor, aber wenn alle um den Tisch herumsaßen, dann war das ein ganz besonders schönes Gefühl.
Wir aßen, lachten, erzählten aus dem Alltag und waren guter Dinge.
Krümel war nun schon 6 Jahre alt. Wie doch die Zeit verging.
In der vergangenen Woche war ich im Klinikum in Buch und ich musste an dem Storch vorbei, wo im Oktober 2017 der Name von Krümel auf der Tafel stand, die immer die neuesten Geburten von Kindern anzeigte.
Jetzt nun saß sie schon mit am Tisch und hörte aufmerksam zu, wie wir uns unterhielten.
„Papa, du musst endlich lernen, die Probleme an deinem Computer selber in den Griff zu bekommen“, sagte Laura zu mir.
„Du hast hier gar nichts zu sagen“, entgegnete ich in nicht ganz ernst gemeintem Tonfall.
Krümel hörte diesen Unterschied nicht heraus.
Sie schaute mich an und fragte unvermittelt: „Das sagst du zu meiner Mama?“.
Dabei blickte sie mich mit einem vorwurfsvollen Gesichtsausdruck an.
Es war, als würde sie sich schützend vor ihre Mutter stellen.
Ich war für einen Augenblick verblüfft und prustete dann vor Lachen los.
Klara schmunzelte ebenfalls.
Ich staunte, wie selbstbewusst Krümel geworden war und wie aufmerksam sie zugehört hatte.
Jetzt war es mir peinlich, dass ich Laura vor den Augen und Ohren von Krümel, ihrer Tochter und meiner Enkelin, zurechtgewiesen hatte.
Insgeheim aber war ich sehr stolz auf Krümel, die so ihre Mutter verteidigte, und auf Laura, die ihre Tochter zu einem selbstbewussten Menschen herangezogen hatte.
Damit konnte ich gut leben.
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MEIN FREUND, DER ALLTAG (55)
Einen Cappuccino im Café des Discounters trinken, Leute beim Einkaufen beobachten, sich freuen, dass man vorher eine halbe Stunde im Wald gelaufen ist – das gibt Energie und der trübe Alltag wird doch irgendwie schön.
Das Wetter ist trüb.
„Es könnte Frühling werden“, sagt die Verkäuferin an der Bäckertheke.
Ich habe mir gerade eine Tasse Cappuccino bestellt, damit ich das Recht habe, mich an einen der kleinen Tische zu setzen.
Sonst schauen mich die Mitarbeiterinnen schief an. Ihre Blicke sagen dann: „Du hast hier gar nichts zu suchen, die Plätze sind für unsere Gäste da.“
Vielleicht denke ich das auch bloss, denn ausgesprochen hat das noch keiner.
„Man arrangiert sich mit dem Wetter“, antworte ich der Verkäuferin, während sie mir die Tasse rüberschiebt.
Ich bin gut drauf.
Im Wald war es herrlich, ganz ruhig und unter meinen Schuhen knirschte der Schnee.
Es sind die schönsten Momente für mich, denn ich kann durchatmen, komme auf neue Ideen für das Schreiben.
Wie schön das Nordic Walking ist, das fällt mir aber meist erst hinterher ein.
Bevor ich loslaufe, muss ich mich mächtig überwinden.
Ich muss mich umziehen, in den Keller gehen, die Laufschuhe anziehen.
Das ist schon beschwerlich, weil mir der Bauch im Weg ist.
Ich klappe im Keller einen Stuhl auf, den ich schon über 40 Jahre habe.
Er ächzt wie ich, wir sind eben beide alte Säcke.
Doch nun ist das alles vergessen, jetzt sitze ich ja auch im Café, die Füße von mir gestreckt und und freue mich, dass ich mit meinen dicken Daumen auf der Tastatur des Telefons die Buchstaben eintippen kann.
Klara taucht an der Kasse des Discounters auf. Ich schlürfe den Rest des Cappuccinos aus, erhebe mich und helfe ihr, die Taschen aus dem Einkaufswagen zu nehmen.
Klara ist froh, wenn sie mich an der Bäckerei ‚abgeben‘ kann, und ich bin froh, wenn ich nicht mit durch die Gänge zwischen den Einkaufsregalen hindurchschlurfen muss.
Der Tag ist schön.
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Ich habe mit den beiden Geschäftsinhabern Ralf König und Michael Tress vor ziemlich genau zwei Jahren ein Interview geführt – zwei tolle Unternehmerpersönlichkeiten, Menschen mit Herz und einem guten Team an ihrer Seite.
Ich wünsche ihnen von Herzen, dass sie auch in den nächsten 10 Jahren ihre Kunden so gut betreuen und mit prima Essen versorgen.
Ich bin inzwischen selbst Bernauer und werde ganz sicher auf diesen Service gemeinsam mit meiner Frau zurückkommen.
Alles Gute in den nächsten Jahren, liebes Team vom ‚Mittagstisch‘!
Uwe Müller
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TALENT KANN BEIM REDEN SCHREIBEN NICHT SCHADEN, GEDULD UND AUSDAUER, DER EISERNE WILLE, DEN TEXT AUF‘S PAPIER ZU BRINGEN – SIE SIND AUF JEDEN FALL UNABDINGBAR
Reden schreiben, das erfordert viel Geduld und Selbstdisziplin.
Was nützt es dir, wenn du denkst: ‚Heute bin ich nicht in Stimmung. Ich verschieb‘ das mal auf morgen?
Aber was ist am nächsten Tag?
Da steht wieder eine neue Herausforderung an, die nächsten Aufgaben warten, und du hast die alten Dinge noch nicht erledigt.
Ich habe mal gelesen, dass Thomas Mann wenigstens eine halbe Seite am Tag schrieb.
Das vergesse ich dann schnell, wenn ich einfach so gar keine Lust habe, etwas auf das Papier zu bringen. Ausserdem bin ich ja kein Schriftsteller, so meine innere Stimme.
Und trotzdem: Irgendwie musst du dich überwinden, den Stift in die Hand zu nehmen.
Die Lust kommt dann beim Schreiben.
‚Kommandiert die Poesie‘, heißt es bei Goethe.
Letztlich entfalten sich beim Formulieren die Fähigkeiten, die du natürlich brauchst – die Gabe zu beobachten und das Beobachtete in möglichst einfachen Sätzen wiederzugeben, Menschen gut einzuschätzen, sich Ereignisse und Erlebnisse vorzustellen, sie nachzubilden, so dass daraus eine reale Welt aus Worten wird, die sich in der Sprache niederschlägt.
Hartnäckigkeit und der Wille, die Rede aufs Papier zu bringen – diese Tugenden zahlen sich letztlich aus und rangieren vor dem Talent.
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TINA KOPP SAGT DANKE FÜR DIE ATMOSPHÄRE IM VORGESPRÄCH UND DIE REDE AUF DER TRAUERFEIER AM 23.11.2023 ZUR WÜRDIGUNG IHRES MANNES IM FRIEDWALD (WALDSIEDLUNG) UND ICH SAGE DANKE FÜR DIESE EINSCHÄTZUNG
ZUM LINK VON GOOGLE MAPS:
https://maps.app.goo.gl/7sfq7K97Nvh2jiee6
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Ich bin völlig aus der Übung.
Früher habe ich täglich geschrieben, gleich morgens.
Es trainiert dich, wenn du sofort zum Bleistift greifst, dir ein weißes Blatt Papier nimmst und beginnst drauflos zu kritzeln.
Du schreibst, ohne dass du groß nachdenkst, ohne dass du einen Widerstand spürst.
Es kommt nicht auf den Inhalt an, nein.
Es geht nur darum, dass du hintereinander weg schreibst.
Aber du musst dich überwinden, anzufangen.
Von wie vielen Leuten höre ich, dass sie schreiben wollen.
Ich frage mich dann aber im Stillen, warum sie es dann nicht einfach tun.
Ich ahne es: Das kostet dich ja trotzdem ein bisschen Überwindung.
Du musst dich nämlich hinsetzen, den Bleistift in die Hand nehmen und anfangen.
Ich werde das jetzt wieder regelmäßiger tun.
Es bringt deine Gedanken in Schwung, und es erzeugt ein gutes Gefühl.
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Ganz lieben Dank nochmal! Man kann Sie nur weiterempfehlen. Liebe Grüße Andrea und Sandra
Veröffentlichung erfolgte mit ausdrücklicher Genehmigung von Andrea und Sandra Probst
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Es war kurz nach elf Uhr.
Ich hockte halb auf der Konsole meines Kofferraumes und stützte mich mit den Beinen ab.
Links neben mir stand ein Plastikbehälter, auf dem wiederum solch ein weiterer Behälter lag, nur zusammengeklappt.
Darauf befanden sich zwei Kugelhanteln, je 6 Kg schwer.
Ich hatte bereits die meisten Übungen absolviert.
Es war Sonntag und es war so einiges los, auf dem Parkplatz am Liepnitzsee.
Einige Autos drehten wieder ab, nachdem sie mitbekommen hatten, dass sie ein Park-Ticket lösen müssten.
Ich hatte mir die App ‚Mobilet‘ runtergeladen und konnte so recht bequem eine Stunde einstellen.
Nicht gleich, denn vorher hatte ich gebraucht, um das alles zu begreifen.
Ausserdem stellte ich mich jetzt hier schon dreissig Jahre hin.
Alle meine Autos haben diesen Parkplatz gesehen.
Früher lag dort Papier rum, heute immer noch, nur, dass ich nun für den Anblick bezahlen musste
Ich liebte die Ruhe, wenn ich ganz für mich sein konnte.
Heute, am Sonntag, war alles anders.
Gegenüber vom Parkplatz trainierten Hundebesitzer ihre Lieblinge.
Zu mir drang die schneidende Stimme des Hundetrainers rüber.
Er schrie, gab Kommandos und mir bereitete er schlechte Laune.
Ich drehte mich um und wollte noch kurz austreten, bevor ich in den Wald stürmte.
Von rechts näherte sich ein Mann mit Fahrrad, das er schob.
Er blieb alle paar Meter stehen beugte sich runter, um Gras vom Rand zu pflücken und es in seinen dreckigen Plastikbeutel zu tun.
‚Na, du wirst ja wohl gleich vorübergehen‘, dachte ich.
Er blieb genau vor mir stehen, schaute mich mit seinen traurigen Augen an, die fast hinter seiner Mütze verschwanden. Er sagte nichts, ich sagte nichts.
Endlich, er war weitergelaufen.
Jetzt wollte ich zum Baum gehen.
Inzwischen war ein weiteres Auto angekommen.
Ein Mann stieg aus, machte die Kofferklappe auf und ein riesiger Boxer hüpfte lustlos heraus.
Er schien antriebslos, bis er mich sah.
Der Hund stürmte auf meinen Baum zu, und ich schaffte es gerade noch, wieder alles zu verpacken.
Der Boxer blieb stehen, schaute mich an und ich schaute ihn an.
Bis ein scharfer Pfiff ertönte und er zu seinem Herrchen zurückstürmte.
Wieder alles von vorn.
Als ich fertig war, schnallte ich die Nordic-Walking-Stöcke um und lief langsam los.
Hinter mir hörte ich Stimmen.
Ich drehte mich um und sah zwei Frauen, die in Joggingkleidung hinter mir liefen.
‚Na hoffentlich, laufen die nicht die gleiche Strecke, wie ich es vorhabe‘, dachte ich bei mir.
Ich zog im Tempo sofort an, um meine Wegbegleiterinnen loszuwerden.
Sie schnatterten, lachten und hatten offensichtlich trotzdem keinerlei Mühe, mit mir mitzuhalten.
Ich lief noch schneller, aber ich hatte keine Chance, sie ließen sich nicht abschütteln.
Ich keuchte, stampfte mit den Beinen auf den Waldboden, stach die Stöcke in das Laub, ich gab alles.
Ich wollte nur, dass sie zurückblieben. Dann würde ich wieder langsamer laufen, die Bäume genießen, die Stille, den Sauerstoff, den ich einsog.
Doch die Stimmen kamen näher.
Vorn, da ging es bergab und ich war überzeugt, sie würden die andere Strecke nehmen.
Aber nein: Sie kamen auch da hinter mir her.
Ich gab auf, blieb stehen, denn ich wollte sie vorbeilassen.
„Hallo“, sagte ich, als sie nahe genug gekommen waren.
„Wir wollten sie nicht stressen“, flötete die eine Dame.
„Alles gut“, antwortete ich, vielmehr, ich presste es heraus, während ich versuchte, den keuchenden Atem zu unterdrücken.
Ich hatte noch fünf Minuten in die eine Richtung zu laufen. Aber ich drehte um, ich wollte nicht genau hinter ihnen hinterherlaufen.
Jetzt gönnte ich mir einen langsameren Laufstil und allmählich konnte ich auch wieder ruhig atmen.
Irgendwie war es doch schön, das alles zu erleben, zu spüren, dass man am Leben war, Menschen beobachten konnte.
Ich freute mich auf die Rückfahrt und das anschließende Mittagessen.
Danach konnte ich mich auf die Couch legen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.
Schließlich war ich ja durch den Wald gejagt.
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Reden zu schreiben, das ist ein Handwerk.
Wenn ich das sage, dann schauen mich manchmal Freunde an und sagen: „Blas dich nicht so auf, das kann doch jeder!“
Wirklich?
Ja und Nein.
Wenn du genügend Fleiß entwickelst, hartnäckig an der Sache dranbleibst, dann vielleicht.
Für jeden fühlt es sich so an, dass du die Sätze nur so aufs Papier geschmissen hast, einfache, kurze Sätze.
Die Rede klingt dann flüssig und du hast sie zudem mit genügend Details untersetzt, dass sie nicht langweilig wird.
Aber bist du dort bist, am Rednerpult stehen kannst und einen Menschen so würdigst, dass diejenigen, die ihn kannten sagen: „Ja, so war er. Schön, dass wir das noch einmal gehört haben“, da vergeht eine Menge Zeit und du musst eine wahnsinnige Energie entwickeln, um auf der Zielgeraden anzukommen.
Es gibt Momente, da fällt es dir übermäßig schwer, dich zu überwinden und an den Schreibtisch zu setzen.
Willst du Profi in dem sein, was du tust, dann kannst du aber darauf keine Rücksicht nehmen.
Der Tischler kann auch nicht sagen, dass er heute nicht in Stimmung ist und deshalb nicht den Stuhl fertigbauen kann.
‚Kommandiert die Poesie‘, das hat Goethe schon gesagt.
Was hilft, das ist eine Gliederung, eine Struktur, die dir den Weg weist, damit du weißt, wie du auf ‚weißes Papier schwarze Buchstaben bringst.‘
Wenn ich eine Trauerrede halte, so habe ich eine ganz klare Struktur vor Augen, die im Grunde bis ins Detail ausgearbeitet ist.
Wichtig ist zunächst, dass du die Rede in drei große Bereiche einteilst – in den Anfang, den Mittelteil und den Schlussteil.
Am Anfang sollten einige wenige einführende Sätze stehen, die etwas darüber aussagen, über welchen Menschen ich sprechen will.
In der Trauerrede erwähne ich anfangs stets das Geburtsdatum des Menschen und auch, wann er verstorben ist.
Danach kommen Sätze, die den Menschen in seiner Persönlichkeit insgesamt charakterisieren.
Meistens schreibe ich diese Einführung erst zum Schluss.
Dann nämlich, wenn durch die Beschreibung seiner einzelnen Lebensstationen einen besseren Einblick in den Werdegang eines Menschen habe, weiß, wo seine Stärken und auch Schwächen lagen.
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