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„‘RAUUUSS‘ HIER – DER TAG DER BOOSTER-IMPFUNG

ALLTÄGLICHES-2021.12.06

Ich gehe zur Auffrischungsimpfung mit Moderna zum Impfteam Barnim.

Ich bin aufgeregt und überlege, warum ich doch noch so frühzeitig einen Termin bekommen habe.

Liegt es daran, dass ich mit dem Impfstoff ‚Moderna‘ geimpft werden will?
Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall ist die Plattform des Impfteams Barnim gut organisiert.

Für Klara habe ich in der nächsten Woche ebenfalls einen Termin vereinbaren können.

Fast alles mache ich inzwischen digital, natürlich auch die Impftermine

Es ist erstaunlich, wie das Leben sich bei mir digitalisiert hat. Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, dass ich ohne das iPad und das iPhone agiere.

Sie sind die wichtigsten Informationsquellen für mich geworden. Aber nicht nur das. Ich habe ein System entwickelt, das ich für die digitale Ablage nutze.

Wenn ich mit einer Arbeit beginne, dann nehme ich mir gern einen Zettel zur Hand und notiere darauf, was zum Beispiel in einen Text hineinsoll.

Anschließend fotografiere ich die Notizen mit dem iPhone und lege sie nach bestimmten Kriterien ab. Das alles kombiniere ich mit einer To-do-Liste, die ich ebenfalls digital verwalte – auf dem Computer, dem iPad und auch auf dem iPhone.

Das alles kostet Zeit, aber durch diese Struktur finde ich meine Unterlagen schneller wieder.

Ich habe lange gebraucht, um mein ganz persönliches System zu entwickeln. Und ich ‚fummle‘ da heute noch viel dran rum.

Das größte Manko aber ist nicht das System. Es sind meine neuen Ideen, die alte Kriterien über den Haufen werfen.

Und wenn es darauf ankommt, dann finde ich eben doch nichts.
Während Klara aus einem dicken Haufen von ungeordneten Zetteln das richtige Dokument im richtigen Augenblick herauszieht, fluche ich, weil ich das eingescannte Papier nicht wiederfinde.

Aber ich weiß wenigstens, an wem es gelegen hat, an Klara natürlich. Sie treibt mich in den Wahnsinn, wenn sie fast nie aufräumt, alles liegen lässt und trotzdem alles wiederfindet, während ich vor einem aufgeräumten Computer sitze und in die unendlichen Weiten des digitalen Archivs abtauche.

Die wütende Mitarbeiterin

Es war eine riesige Aufregung im Impfcenter. Ich bin eine halbe Stunde früher losgefahren, um bloß nicht zu spät zu kommen. Ich habe sogar das Navigationsgerät eingeschaltet, um mich nicht zu verfahren.

Ich war eine halbe Stunde vor dem Termin da, stellte mich auf den eigens für das Impfzentrum ausgewiesenen Parkplatz.

Mir gegenüber fuhr ein Auto auf den Stellplatz und nach einigen Minuten stieg eine Frau aus, die sich zügig auf den Eingang des Zentrums hinbewegte.

Ich entschloss mich, hinterherzugehen.
Ich sah ein Schild, auf dem stand, dass es hier zum barrierefreien Zugang ging.

Das hörte sich gut an, ich stapfte einfach in die gleiche Richtung.
Ich drückte auf den automatischen Türöffner und wie von Zauberhand, taten sich die Türen auf.

Ich ging die Treppen hoch und befand mich in einem Vorraum.
An den Tischen saßen Soldaten der Bundeswehr.

„Guten Morgen“, sagte ich und sie grüßten höflich zurück.
Plötzlich stürzte eine Frau um die Ecke. Ihr Gesicht war wutverzerrt.

„Kann ich Ihnen helfen?“ Sie fragte nicht in einem Ton, der nach Hilfe aussah. Sie schrie es aggressiv heraus.

„Ja, ich wollte mich anmelden“, sagte ich.
„Wieso sind Sie hier einfach reingekommen?“

Ich bezwang mich und sagte zu ihr: „Ich bin hier einfach reingekommen und jetzt bin ich hier.“

Sie schaute mich und war nicht darauf gefasst, dass ich ihr eine Erklärung geliefert hatte, eine präzise Antwort auf ihre Frage. Ich war eben ‚einfach‘ hereingekommen.

Ihr wutverzerrtes Gesicht entglitt ihr endgültig zur Grimasse.
„‘Rauuusss‘“, schrie sie mich an und zeigte mit dem Finger auf den anderen Eingang.

Ich war verdutzt und meine Schilddrüse schlug mir bis zum Hals.
Wieso brüllte sie mich an, war übergriffig im Ton und beleidigte mich, zeigte auf mich, als wäre ich ein Stück Vieh, das man hinaustreiben konnte.

„Sie können zu mir alles sagen, nur nicht in dem Ton“, antwortete ich.
Sie schrie weiter und ich sagte ihr: „Wieso sind Sie so unhöflich?

Warum sagen Sie nicht einfach, dass ich zum falschen Eingang hineingekommen bin und ich das Haus wieder verlassen müsste?“

Ich ging zur Tür hinaus. Meine Schilddrüse pochte und ich war am Boden zerstört.

Sie riss noch einmal die Tür auf und brüllte erneut etwas in meine Richtung.

„Ich wusste nicht, dass ich den falschen Eingang genommen hatte“, sagte ich.

„Entschuldigung, das war meine Schuld, aber brüllen Sie mich nicht noch einmal in diesem Ton an.“

Ich drehte mich um und ging zum Auto. Ich war entschlossen, nicht mehr dort hineinzugehen.

Was sollte ich tun? Wieder einen neuen Termin organisieren, den jetzigen nicht wahrnehmen, ohne die Chance zu haben, ihn so schnell online zu widerrufen?

Ich ging die Straße hinunter und war nicht fähig, einen klaren Gedanken zu fassen.

Ich war am Boden zerstört. Und dabei hatte ich mich so gefreut, dass ich einen Impftermin erhalten hatte.

Weiterlesen morgen: ‚DIE TODESSPRITZE‘

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SPRÜCHE AUS DER BIBEL – DIE ES LOHNT AM 2. ADVENT ZU LESEN

Bibel

BIBEL-2021.12.05

Ich lehne mich im Schreibtischsessel zurück, lese die Sprüche und beginn angetan von der philosophischen Tiefe dieser Botschaften, die so einfach formuliert sind.
Das ist es, was mich immer wieder an der Bibel begeistert.

Sirach 7
„Vor der Anteilnahme am Nächsten:
Reiche dem Armen deine Hand, damit du reich gesegnet wirst. (36)

Erfreue jeder, der lebt, mit einer Gabe, ja erweise auch dem Toten deine Freundlichkeit. (37)

Lass die Weinenden nicht ohne Beistand, sondern traure mit dem Trauernden. (38)

Lass dich’s nicht verdrießen, die Kranken zu besuchen; denn dafür wird man dich lieben. (39)

Was du auch tust, so bedenke dein Ende, dann wirst du nie etwas Böses tun.“ (40)

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DAS WAREN DIE BEITRÄGE DER 48. KALENDERWOCHE

ALLTÄGLICHES-2021.12.04

MONTAG, 29.11.2021
DIE BIBEL - DAS BUCH FÜR MEIN LEBENSCOACHING
Ich bin kein religiöser Mensch im Sinne von ‚Ich glaube an Gott'.
Ich kann Gott nicht greifen, vor allem, wenn ich mir vorstellen muss, dass er irgendwo im Universum sitzt und auf uns herunterschaut.
Aber ich kann mir gut vorstellen, dass Gott in mir wohnt, dass ich durch mein Denken, mein Handeln eins bin mit dem, was man den Glauben an Gott nennt.

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Bibel

DIENSTAG, 30.11.2021
DIE WOCHE BEGINNT SO, WIE SIE AUCH AUFGEHÖRT HAT - LAHM
PUR UND PROMPT
ALLTÄGLICHES? JA
PERSÖNLICHES? IRGENDWIE SCHON
HUMORVOLLES? MEHR TRAGIKKOMISCHES
Freitagmorgen - Fitness geschwänzt, kein Workout im Homeoffice gemacht
Es ist heute ein Tag, der sich für mich anfühlt, als würde ich ein Lotterleben führen.
In der Regel stehe ich noch vor vier Uhr morgens auf, um rechtzeitig im Fitness-Studio zu sein. Nach sechs Uhr morgens wird es einfach zu voll. Und auch die Tatsache, dass nur Geimpfte oder Genesene in das Studio kommen, die beruhigt mich nicht, denn in den Umkleidekabinen stehst du ja doch enger mit anderen Menschen zusammen.

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MITTWOCH, 01.12.2021
DAS WAREN DIE BEITRÄGE IM NOVEMBER 2021

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DONNERSTAG, 02.12.2021

DIE INNERE UHR TICKT BESSER ALS JEDER WECKER

Es war kurz vor halb vier Uhr. Ich wurde wach und drücke mit schlaffem Arm auf das Display der Uhr. Die Ziffern zeigten 3.25 Uhr an. Ich sank zurück in die Kissen. Ich wollte wenigstens noch einmal die Augen zumachen. Aber die innere Stimme sagte: ‚Schlaf nicht wieder so fest ein, du musst aufstehen.‘
Mir kam in den Sinn, wie ich am Wochenende mit Krümel in ihrem Zimmer gespielt habe.
„Opa, du musst dich hinlegen und du musst schnarchen“, sagte sie, während sie das Licht ausmachte. Sie gab gern Regieanweisungen, während ich sie strikt einzuhalten hatte. Dann drückte sie auf den Schalter und das grelle Licht sprang mir ins Gesicht. Ich musste mich gehörig erschrecken. Der Lohn war ihr kreischendes Lachen, ihr glückliches Gesicht, das mir entgegen strahlte.
Danach ging alles wieder von vorn los. Sie konnte das spielen, bis ich aufstand und sagte: „Komm‘, wir schleichen uns langsam die Treppen runter und erschrecken Oma.“
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FREITAG, 03.12.2021

„AN DER OSTSEE-KÜSTE…“

Der orkanartige Sturm hatte in der Nacht an den Fenstern von Annas Zimmer gerüttelt.

Es war unheimlich, die Windböen heulen zu hören, die über den Strelasund rasten und bis zum Pflegeheim herüberkamen.

Anna schlief unruhig. Sie wälzte sich im Bett umher, stand schließlich auf und begab sich in den Flur der Einrichtung.

„Anna, wo wollen Sie denn hin?“, fragte die Nachtschwester, die Schritte gehört hatte und nun Anna entgegenkam.

„Wo sind wir hier?“

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SPRÜCHE AUS DER BIBEL – DIE ES LOHNT AM 2. ADVENT ZU LESEN

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„AN DER OSTSEE-KÜSTE…“

ANNA-2021.12.03

Der orkanartige Sturm hatte in der Nacht an den Fenstern von Annas Zimmer gerüttelt.

Es war unheimlich, die Windböen heulen zu hören, die über den Strelasund rasten und bis zum Pflegeheim herüberkamen.

Anna schlief unruhig. Sie wälzte sich im Bett umher, stand schließlich auf und begab sich in den Flur der Einrichtung.

„Anna, wo wollen Sie denn hin?“, fragte die Nachtschwester, die Schritte gehört hatte und nun Anna entgegenkam.
„Wo sind wir hier?“

„Sie sind hier in der Einrichtung ‚Sörensen‘, Anna.“
„‘Sörensen‘?, kenn‘ ich nicht. Anna blickte verwirrt und mürrisch die Schwester an.

Ja, ihre Mundwinkel zeigten einen störrischen, widerwilligen Ausdruck, so als wolle sie sagen: ‚Was soll das hier alles, wieso bin ich nicht in meiner Wohnung?“

„Anna, ich bringe Sie jetzt mal zurück zu Ihrem Zimmer“, sagte die Schwester und Anna ließ sich ohne Gegenwehr zurückbegleiten. Am nächsten Morgen wusste Anna nicht mehr, was überhaupt passiert war.

„Na, Anna, das war aber eine unruhige Nacht heute“, sagte die Schwester, die dabei war, das Frühstück vorzubereiten. Ihre Kollegin hatte ihr bei der Übergabe von dem nächtlichen Ausflug berichtet.

„Unruhig?“, fragte Anna zurück.
„Ich hab‘ nichts gehört. Ich lag doch in meinem Bett und habe geschlafen.“

Die Schwester ging nicht auf Annas Erwiderung ein.
„Wenn Sie gut geschlafen haben, dann ist ja alles bestens“, sagte sie stattdessen.

Aber Anna ließ nicht locker.
„Warum sollte denn irgendetwas nicht in Ordnung gewesen sein?“
„Sie sind in der Nacht ein bisschen spazieren gegangen, hier auf unserem Flur“, sagte die Schwester nun doch.

„Was ist denn das für ein Quatsch, auf dem Flur spazieren gehen? Hier kann man doch nicht wandern“, entgegnete Anna widerborstig.

Die Schwester aber, die ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
Sie stellte stattdessen eine Kaffeekanne vor Anna hin.

„Die Brötchen kommen auch noch gleich und ihre Lieblingsmarmelade.“

„Ja, die Himbeer-Marmelade, die esse ich doch so gern.
Anna nahm sich ein Brötchen aus dem Korb, griff zum Messer und teilte es damit in zwei Hälften, die sie aufklappte.

Das alles geschah für einen Außenstehenden, der zufällig hereinschauen würde, gefühlt in Zeitlupe, aber Anna hatte ja Zeit. Nichts hatte sie soviel wie die Zeit in dem Pflegeheim.

„Möchten Sie auch einen frischgepressten Orangensaft?“, fragte die Schwester weiter.

„Ja, da kann man ja wohl nicht nein sagen.“
„Gut, Anna, kommt sofort“, sagte die Schwester.

Anna biss währenddessen in das Brötchen und schaute sich in dem kleinen Speisesaal um.

Ihr gegenüber am Tisch saß Herbert. Er war noch ziemlich fit und auch sehr redegewandt.
„Guten Appetit, Frau Sturm“, sagte er.

Er traute sich nicht, sie mit dem Vornamen anzureden, obwohl sie schon einander vorgestellt wurden.

„Ich bin Anna und wer sind Sie“, fragte Anna ihn.
„Ich bin der Herbert“, sagte er und schaute sie an, ob sie sich nun wegen des Vornamens vielleicht empören würde.

Aber nichts dergleichen geschah.
„Und ich bin Anna“, sagte sie daraufhin.
„Aber was machst du in meiner Küche, Herbert? Warst du zu Besuch heute Nacht hier?“

„Anna, der Herbert wohnt doch in dem Zimmer nebenan“, griff die Schwester ins Gespräch ein.
Anna schaute irritiert.

„Dann bin ich wohl falsch?“, sagte sie.
„Nein, nein, Sie sind genau richtig hier bei uns. Und nach dem Frühstück gehen Sie runter in die Tagespflege, da wartet schon der Seemann aus Hamburg, der auf dem Akkordeon spielt.“

„Der Seemann aus Hamburg, hier wirst du nicht schlau“, sagte Anna.
„Anna, wir gehen nachher zusammen runter. Das wird bestimmt schön.“

Herbert schaute sie freundlich an.
„Ich kann doch nicht mit dir mitgehen, ich geh‘ doch mit meinem Mann, Wilhelm Sturm“, sagte Anna.

Herbert schaute betreten nach unten, so als wäre dort etwas Aufregendes zu sehen.

„Anna, der Wilhelm ist doch über 20 Jahre tot“, sagte die Schwester.
„Tot, über 20 Jahre? Und warum sagt mir das keiner?“

Herbert schwieg und die Schwester auch. Es war eine bedrückende Stimmung, die auf einmal aufkam. Keiner wusste, was er sagen sollte.

Vor allem wusste keiner der Anwesenden, was schlimmer war – dass Annas Mann schon viele Jahre nicht mehr lebte, oder dass Anna das vergessen hatte.

Als Anna und Herbert in Richtung Tagespflege gingen, da hörten sie bereits das Akkordeon des singenden Seemanns.

„An der Nordseeküste…“
„An der Ostseeküste…“, summte -Anna nun mit und tänzelte weiter in die Richtung, aus der die Akkordeonklänge drangen.

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DIE INNERE UHR TICKT BESSER ALS JEDER WECKER

ALLTÄGLICHES-2021.12.02

ALLTAG-PUR UND PROMPT

Was im letzten Beitrag ‚Pur und Prompt‘ war:
Fitness-Studio geschwänzt: ein Tag, der sich anfühlte, als würde ich ein Lotterleben führen;
Parkplatz vor dem Supermarkt: im Auto sitzen und darauf warten, dass Klara wieder herauskommt, mit einem vollgepackten Einkaufswagen;
Sonntagvormittag: Krümel bringt Leben in die Bude;
Montagmorgen: die lasche Haltung zum Thema Fitness setzt sich fort.
https://uwemuellererzaehlt.de/2021/11/30/alltaegliches-2021-11-30/

Dienstag.  Es war kurz vor halb vier Uhr. Ich wurde wach und drücke mit schlaffem Arm auf das Display der Uhr. Die Ziffern zeigten 3.25 Uhr an.

Ich sank zurück in die Kissen. Ich wollte wenigstens noch einmal die Augen zumachen. Aber die innere Stimme sagte: ‚Schlaf nicht wieder so fest ein, du musst aufstehen.‘

Mir kam in den Sinn, wie ich am Wochenende mit Krümel in ihrem Zimmer gespielt habe.

„Opa, du musst dich hinlegen und du musst schnarchen“, sagte sie, während sie das Licht ausmachte. Sie gab gern Regieanweisungen, während ich sie strikt einzuhalten hatte.

Dann drückte sie auf den Schalter und das grelle Licht sprang mir ins Gesicht. Ich musste mich gehörig erschrecken. Der Lohn war ihr kreischendes Lachen, ihr glückliches Gesicht, das mir entgegen strahlte.

Danach ging alles wieder von vorn los. Sie konnte das spielen, bis ich aufstand und sagte: „Komm‘, wir schleichen uns langsam die Treppen runter und erschrecken Oma.“

In dem Fall war sie sofort bereit ihrem Spiel eine neue Wende zu geben. Neue Regieanweisungen ertönten.

„Psst Opa“, leise. Das sagte sie so laut, dass es Klara in der Küche hörte, aber trotzdem mitspielte.

Als mir das alles durch den Kopf gegangen war, da wurde ich munterer und stieg mit einem Schmunzeln aus dem Bett.

Es war inzwischen kurz nach halb vier Uhr.
Im Radio in der Küche spielte der Rundfunk eine Melodie nach der anderen und ich griff wie in einem automatisierten Ablauf zum Wasserkessel, um Wasser für eine Tasse Fencheltee aufzusetzen.

Es war eine Angewohnheit, die ich nicht mehr missen konnte, weil sie mich vor Gallenschmerzen schützte. Das bildete ich mir zumindest ein.

Eine halbe Stunde später.
„Ich habe verschlafen“, sagte Klara.

„Warum hast du mich nicht geweckt?“
Entweder war ich zu laut und schuld daran, dass Klara nicht schlafen konnte, oder ich war zu leise und deshalb ebenfalls schuldig. Ich hatte sie ja nicht geweckt.
Ich hatte mich an diesen Zustand gewöhnt.

Ich holte den Tee von der Bank vor der Haustür und schlürfte ihn vorsichtig aus.

Jetzt war die Welt in Ordnung, so einigermaßen.
Ich hatte die Füße auf den zweiten Stuhl gelegt und dachte über den Tag nach.

Was würde er bringen?
Bald würden wir ins Auto steigen, Richtung Berlin fahren und Klara würde in Mitte aussteigen, während ich Richtung Prenzlauer Berg zurückfahren würde.

An zwei Tagen hintereinander von der Polizei angesprochen – jedes Mal ging alles gut aus

Die Fahrt war stressig.
„Wo kommen nur die vielen Fahrzeuge alle her?“, fragte ich Klara.
Sie hatte dafür auch keine Antwort. .

„Wahrscheinlich sind es die G3 – Bedingungen in den öffentlichen Verkehrsmitteln, die deshalb so einige in die eigenen Fahrzeuge treiben. Sonst kann ich es mir auch nicht erklären“, sagte ich wieder
Die Straßen waren nass, es regnete und das Fahren machte wirklich keinen Spaß.

„Das ist so richtiges Wetter zum Sterben“, sagte ich noch zu Klara.
„Hm“, mehr kam nicht von ihr. Als wir an ihrer Arbeitsstelle im Zeitungsviertel angekommen waren, fuhr ich eine Schleife, vorbei am neuen Springertempel.

Klara wollte mir Sachen rausgeben und ich sollte deshalb unten im Auto warten.
Ich ließ den Blinker an und schaute ununterbrochen in den Rückspiegel, ob ich jemandem im Weg stand.

Plötzlich hielt neben mir ein weißes Auto.
Erst als ich näher hinsah erkannte ich, dass es ein Polizeiauto war, das direkt neben mir hielt.

Die Polizistin auf dem Beifahrersitz bedeutete mir mit einer Handbewegung, die Fensterscheibe herunterzukurbeln.
‚Oh Gott, jetzt kriege ich hier ein Knöllchen dafür, dass ich im Parkverbot stehe‘, durchfuhr es mich.

„Sie stehen hier nicht gut“, sagte der Polizist.
‚Nicht gut‘, das klang ja gar nicht so schlecht.
„Meine Frau arbeitet hier, sie holt nur ein paar Taschen runter. Sie rennt und beeilt sich‘, sagte ich.

„Um Gottes Willen, bloß keine Hektik!“, sagte der Polizist am Steuer zu mir.
Ich atmete auf. Das klang nicht nach Vorwurf und auch nicht nach Strafzettel.

Ich wurde mutiger.
„Muss ich hier weg, oder kann ich denn hier für den Moment stehenbleiben?“

Die Polizistin auf dem Beifahrersitz schüttelte den Kopf.
Es sollte heißen: ‚Nein, brauchst du nicht.‘
Ich atmete auf und bedankte mich freudig.

Die beiden Polizisten schmunzelten und fuhren weiter.
Wenig später kam Klara mit drei Taschen wieder. Sie konnte sie kaum tragen. Ich sprang aus dem Auto und eilte ihr entgegen.

„Ich bin gerade von der Polizei kontrolliert worden“, sagte ich zu ihr.
Sie schaute mich mit schreckgeweiteten Augen an.

„Und?“, fragte sie.
„Ich konnte mit den beiden Polizisten gut sprechen, alles in Ordnung“, sagte ich mit einem Tonfall, der bedeuten sollte: ‚Na, wie habe ich das mal wieder gedeichselt?‘

Klara kannte das schon und antwortete deshalb nur knapp mit einem „na dann ist ja alles gut.“

Ein Tag später. Ich fuhr aus der Tiefgarage des Fitness-Studios und bog auf die Prenzlauer Promenade ab. Ich fuhr ruhig und entspannt. Ich war froh, mal wieder den Sportteil für den Tag geschafft zu haben.

Im Radio lief ein Lied von Helene Fischer.
Ich verstand den Text nicht genau, nur dass sie loslassen wollte.
Das kannte ich von Krümel, die oft mit Inbrunst singt, ich lasse los.‘

Die Ampel vor mir ging auf Rot und ich bremste den Wagen ab.
Als ich stand, löste sich vom Straßenrand ein Polizist, der auf mich zukam.
Meine Schilddrüse fing an zu klopfen.
‚So eine Scheiße“, fluchte ich laut.

Gut, dass Krümel nicht mit im Auto saß.
Der Polizist hob seine Keller und bedeutete mir damit, die Fensterscheibe auf der Beifahrerseite herunterzukurbeln.

„Sie stehen nicht dort, wo die Haltelinie ist“, sagte er.
Und weiter: „Machen Sie mal das Licht an, zusätzlich zu den kleinen Leuchten!“

Ich schaute auf den Lichtschalter und sah, dass er auf der Position ‚Null‘ war.

Ich drehte mit schuldbewusster Miene den Schalter rechts.
„Vielen Dank“, sagte ich.
Der Polizist nickte nur, drehte mir den Rücken zu und ging in Richtung Bürgersteig zurück.

Ich konnte mein Glück kaum fassen und fuhr erleichtert weiter.
Der Tag war dunkel und grau, die Straßen waren nass und ich schaute in mürrische Gesichter. Ich aber war froh, dass ich mit einem ‚blauen Auge davongekommen war‘ und begab mich gutgelaunt nach Hause, zu meinem geliebten Schreibtisch.

 

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DAS WAREN DIE BEITRÄGE IM NOVEMBER 2021

 

DAS WAREN DIE BEITRÄGE IN 44. KALENDERWOCHE

DAS WAREN DIE BEITRÄGE DER 45. KALENDERWOCHE

DAS WAREN DIE BEITRÄGE DER 46. WOCHE

DAS WAREN DIE BEITRÄGE DER 47. KALENDERWOCHE 2021

 

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DIE WOCHE BEGINNT SO, WIE SIE AUCH AUFGEHÖRT HAT – LAHM

ALLTÄGLICHES-2021.11.30

PUR UND PROMPT
ALLTÄGLICHES? JA
PERSÖNLICHES? IRGENDWIE SCHON
HUMORVOLLES? MEHR TRAGIKKOMISCHES
Freitagmorgen – Fitness geschwänzt, kein Workout im Homeoffice gemacht

Es ist heute ein Tag, der sich für mich anfühlt, als würde ich ein Lotterleben führen.

In der Regel stehe ich noch vor vier Uhr morgens auf, um rechtzeitig im Fitness-Studio zu sein. Nach sechs Uhr morgens wird es einfach zu voll.

Und auch die Tatsache, dass nur Geimpfte oder Genesene in das Studio kommen, die beruhigt mich nicht, denn in den Umkleidekabinen stehst du ja doch enger mit anderen Menschen zusammen.

Außerdem streite ich mich ungern mit Leuten darüber, ob du jetzt gerade das Gerät gesäubert hast, weil du es benutzen willst.

Ich säubere zum Beispiel die Bizepsmaschine zweimal, wenn ich sie benutze, einmal vorher und anschließend, nachdem ich mit der Übung fertig bin.

Aber mir ist es schon so ergangen, dass ich das Gerät vorher desinfiziert habe und sich sofort ein anderer daraufgesetzt hat, als ich nur kurz das Papier in den Eimer geschmissen habe.

Das ist nervig und dem will ich mich nicht aussetzen, selbst wenn es Ausnahmen sind.

Zurück zum frühen Aufstehen.
„Willst du morgen früh reinfahren“, fragte Klara mich gestern Abend.
„Nein, ich will morgen mal früher am Schreibtisch sein“, sagte ich zu ihr.

Wie war es wirklich?
Ich wachte kurz nach vier Uhr auf, hob den Kopf kurz hoch und versenkte ihn sofort wieder im Kopfkissen.

Klara weckte mich gegen halb sieben. Sie sass bereits seit einer halben Stunde an ihrem Computer.

„Aufstehen, ich mach‘ jetzt Frühstück“, sagte sie zu mir.
Ich quälte mich aus dem Bett, fühlte mich zerschlagen und hatte ein schlechtes Gewissen, dass ich so spät in die Gänge kommen würde.

‚Du wirst dich heute mal um die Workouts kümmern‘, sagte ich zur Beruhigung zu mir.

Wenn ich nur wüsste, wo ich die Passwörter für die Sport-App abgelegt hatte.

Freitagnachmittag – im Auto sitzen, auf Klara warten, schreiben, bloß nicht bewegen

Parkplatz vor dem Supermarkt. Ich sitze im Auto und warte darauf, dass Klara wieder herauskommt, mit einem vollbepackten Einkaufswagen.

Sie geht lieber allein in die Kaufhalle, damit sie in Ruhe an den Regalen vorbeischlendern kann. Ich bin da anders. Ich gehe zielstrebig auf das zu, was ich einkaufen will.

Das Einzige, was mich aufhalten kann, das ist der Umstand, dass ich nicht weiß, wo die Sachen liegen.

„Du gehst zu wenig einkaufen, um dir zu merken, wo du was findest“, sagt Klara in solchen Momenten zu mir.

Aber jetzt sitze ich im Auto und schreibe ein wenig auf dem iPhone herum.

Mein Bauch stößt an das Lenkrad, die Kälte dringt allmählich durch die Tür und die Finger werden klamm.

Ich versuche mich dennoch zu konzentrieren und etwas Verwertbares aufzuschreiben.

Es wird allmählich weihnachtlich, die Lichterketten gehen am Straßenrand an und aus dem Radio ertönen Weihnachtslieder.

Ich werde gestört. Direkt neben mir parkt ein Tankstellenbesitzer aus dem Dorf. Er fährt ebenfalls einen Jeep. Nur dass ich den kleinsten Typ habe, während er den großen Geländewagen fährt.

Er kurbelt seine Scheibe herunter und fragt von oben herab: „Na, wie geht’s?“

Ich habe keine Lust, mich auf ein großes Gespräch einzulassen und frage zurück:

„Und selbst?“
„Geht so“, antwortet er und winkt schon einem anderen Bekannten zu, den er ein paar Autoreihen weiter entdeckt.

Er steigt aus seinem Auto aus und verschwindet in Richtung seines Bekannten.
Ich bin einerseits froh, dass ich nicht weiter mit ihm sprechen muss.

„Frechheit, dass der sich hier einfach davonmacht“, denke ich trotzdem.

Klara kommt und ich springe aus dem Auto, um die Hanteln im Kofferraum aus dem Korb zu nehmen, damit dort das Eingekaufte Platz finden kann.

Klara ist sauer, weil ich mich wie immer so weit hinten mit dem Auto hingestellt habe.

Das mache ich, weil ich meine Ruhe haben will und lieber schreibe.
Hat ja gut geklappt, wie ich gerade gesehen habe.

„Ich komm‘ dir mit dem Auto entgegen, damit du nicht wieder so weit zurücklaufen musst, wenn du den Einkaufswagen zurückgebracht hast.“

Klara nickt nur. Sie versteht nicht, was das für ein großzügiges Entgegenkommen meinerseits ist.

Denn direkt vor dem Supermarkt, da drängeln sich die Leute, sie wollen vor den Autos laufen, gehen oft nicht beiseite und du musst aufpassen, dass dich keiner mit seinem Einkaufswagen streift.

Ich habe das schon oft Klara erklärt, aber die verzieht nur den Mund, so als wolle sie sagen:

„Deine Probleme möchte ich nur einmal am Tag haben.“
Ja, hat sie ja nicht, ich hab‘ sie, also muss ich wenigstens meine Bedenken äußern dürfen.
Ist aber nicht erwünscht, also schweige ich lieber.

Sonntagvormittag – hurra, Krümel bringt Leben in die Bude
Krümel ist seit gestern zu Besuch

Im Haus ist es sonst recht still, aber die Vierjährige bringt mit ihrer freudigen Energie, ihrem Elan leben in das Haus.

Wir ziehen uns warme Sachen an und steigen ins Auto, um in die Schorfheide zu fahren. Auf der Motorhaube haben sich kleine Eisbläschen gebildet und es ist rutschig auf der Strasse.

Ich habe Angst, dass der Wagen ins Schleudern kommt. Nicht auszudenken, wo Laura und Krümel hinten mitfahren.

Ich steuere das Auto vorsichtig, achte darauf, dass ich den glatten Stellen ausweichen kann.

„Kehr‘ doch um“, sagt Klara und die Angst steht ihr ins Gesicht geschrieben.

„Wenn wir zurückfahren, dann hat die Sonne das hier alles wieder in Wasser auf den Straßen verwandelt“, sage ich.
Klara seufzt, sie ist nicht einverstanden mit mir.

„Dass du nie hören kannst“, entgegnet sie.
„Kann ich ja auch nicht, denn ihr sagt doch immer, dass ich ein Hörgerät benötige“, antworte ich.

Wir schweigen, bis wir in der Schorfheide in eine Waldschneise biegen. Wir rumpeln langsam über den sandigen Weg hinweg, fahren durch die gefrorenen Pfützen hindurch.

„Oma, du musst deine Brust festhalten“, sagt Krümel und verschränkt ebenfalls ihre Ärmchen vor ihrer Brust.
Sie hält es nicht mehr auf dem Sitz. Als wir angekommen sind, springt sie aus dem Auto.

Gegenüber ist eine Wiese, die in Weiß getaucht ist. Sie springt hinein, hüpft und ruft, ‚Mama, Mama‘, hier ist Schnee. Es ist wohl doch mehr Raureif. Aber immerhin haben wir ein wenig Schnee am Adventssonntag.

Ich schnalle meine Stöcke an und will für eine halbe Stunde eine Nordic Walking absolvieren.
Krümel ist damit überhaupt nicht einverstanden.

„Wo du willst du hin, Opa?“, ruft sie.
„Gerade aus“, sage ich und zeige mit einem der Stöcke in Richtung Waldweg.

Ich laufe los und höre hinter mir die Stimme von Krümel: ‚Oohhpaa‘.
Ich drehe mich noch einmal um und laufe dann mit raschem Tempo weiter, damit ich ausser Sichtweite gelange.

Es ist ein schönes Gefühl, hinter mir Klara, Laura und Krümel zu wissen und trotzdem meinen Sport machen zu können.
Ich schaue auf die Bäume, sehe vor mir den Hochstand eines Jägers und lausche der Stille.

Montagmorgen – die lasche Haltung zum Thema Fitness geht weiter

Ich sitze am Frühstückstisch. Ich bin nicht ins Fitness-Studio gefahren.
‚Soll ich morgen früh reinfahren?‘, habe ich Klara gefragt.
„Das musst du ganz allein wissen“, war ihre Antwort.

Ich bin nicht gefahren. Ich habe den Eindruck, dass mich die neue Corona-Welle schon wieder ausbremst.

‚Ich laufe im Wald, mache Gymnastik‘, sage ich zur Beruhigung zu mir selbst.
Aber das sind Ausreden. Ich weiß es. Am nächsten Tag sitzt du und sitzt wieder und plötzlich ist alles zu spät.

Dann habe ich angeblich keine Zeit mehr dafür.
Im Studio ist es anders. Wenn du dich einmal überwunden hast, es zu tun, du aufstehst, losfährst und in der Tiefgarage aus dem Auto steigst, dann ist es um dich geschehen, unwiderruflich.

Du gehst die Treppen hoch, öffnest die Tür zum Studio und schon ist es um dich geschehen. Du ziehst dich um, steigst als erstes auf das Laufband, drückst auf den Knopf ‚Quickstart‘ und schon ist es um dich geschehen.

Du setzt ein Bein vor das andere, du läufst und kommst gar nicht auf die Idee, etwa vor 30 Minuten herunterzusteigen. Nein, du absolvierst dein Programm.

Danach machst du deine zehn Trainingseinheiten, die jeweils 45 Übungen enthalten. Danach streichst du auf dem Telefon die einzelnen Einheiten ab und freust dich, dass dein Trainingsende immer näher rückt.

Und dann steigst du wieder in dein Auto und bist glücklich, dass du es geschafft hast.

Tja, das ist nun heute Morgen anders.
Passiert ist noch nicht viel.

Na gut, ich habe schon einen Text angefangen zu korrigieren. Aber macht mich das glücklich? Nein.
Morgen fahre ich wieder zum Fitness rein.

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DIE GROSSEN ÜBER DEN LEBENSSINN

ALLTÄGLICHES-26.11.2021

Du kannst die Aussagen von berühmten Leuten über den Sinn im Leben ruhig annehmen; deinen eigenen Lebenssinn, den kannst du aber nur allein herausfinden.

‚Mach es, solange du kannst‘, diese Aussage fand ich bei meiner Recherche über eine Studie, die sie sich damit beschäftigt, was berühmte Leute über den Sinn im Leben gesagt haben. (1)

„You got to get it while you can“, so ist die Originalfassung dieses Ausspruches. (2)

Er stammt von Jonis Joplin, der Hippie-Legende aus den USA.
Und obwohl sie nur 27 Jahre alt wurde (1973-1970), hat sie das Leben in vollen Zügen ausgekostet.

Klar, nicht alles in ihrem Leben dient unbedingt dazu, es nachzumachen.

Sie war drogen- und alkoholsüchtig, was wohl auch zu ihrem frühen Tod geführt hat.

Dennoch: Was ich bemerkenswert an ihrem Leben finde ist die Tatsache, dass sie ihr Wissen zum großen Teil autodidaktisch erwarb und zu einer berühmten Bluessängerin wurde.

Es lohnt sich immer, im Leben nach etwas zu streben, weiterzumachen, auch wenn du krachende Niederlagen eingesteckt hast.

Sie gehören dazu. Ich kann davon ein Lied singen, jeder kann das.
„Das Leben genießen, erfahren und erforschen. Den Augenblick genießen…“ so haben eine Kategorie genannt, die sich mit den Sprüchen berühmter Leute über den Sinn im Leben befasst. (3)

Eine weitere Kategorie beschäftigt sich mit den Aussagen von Leuten wie Albert Einstein, Dalai Lama oder Albert Schweitzer.
Lieben, helfen, anderen dienen, Mitgefühl zeigen – das sind einige Kernaussagen daraus.

Nietzsche oder Plato haben sich mit dem Streben nach Wahrheit, Weisheit, einer höheren Sinnebene, den Sinn im eigenen Leben finden, beschäftigt. (4)

Charlie Chaplin beschrieb das Leben als eine Tragödie von Nahem und eine Komödie aus der Entfernung. (5)

Was du auch immer für Schlüsse daraus ziehen willst, das Wichtigste bleibt, deinen eigenen Sinn im Leben, im Alltag zu finden.

Nur das allein kann dich wirklich glücklich machen, deinem Leben solch einen Sinn geben, dessen Erkenntnis aus dir selbst heraus erwächst.

(1)
Zusammengefasst von Tatjana Hoffmann, https://www.sinnforschung.org/archive/525; abgerufen am: 11.11.2021, 12.41 Uhr
Beitrag erstellt am 18. August 2009
Richard T. Kinnier, Jerry L. Kernes, Nancy E. Tribbensee & Christina M. Van Puymbreck, 2003, „What Eminent People Had Said About The Meaning Of Life“, Journal of Humanistic Psychology 2003, 43, 105- 118
(2) Vgl. ebenda
(3) Vgl. ebenda
(4) Vgl. ebenda
(5) Vgl. ebenda

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PUR UND PROMPT

ALLTÄGLCHES-2021.11.25

Du findest dein Alltagsglück wahrscheinlich nicht in aufregenden Ereignissen, wenn du auch noch so sehr darauf hoffst.
Du kannst dich dennoch an den manchmal auftauchenden klitzekleinen Schönheiten deines Alltags freuen.

Vor mir liegt ein weißes Blatt Papier, ich habe unten den Rand abgeschnitten, damit ich es besser auf dem Schreibtisch handhaben kann.

Mir fällt nichts ein, kein Inhalt, keine Idee. Einfach keine Lust.
Ich versuche mich selbst zu überlisten und nehme den Rat an, den berühmte Schriftsteller geben. Nämlich: einfach drauflosschreiben.

Am besten fühle ich mich in so einem Moment, wenn ich eine Seite nehme, die auf der Rückseite bereits beschrieben ist. Warum mir dann mehr einfällt, das kann ich beim besten Willen nicht sagen.

Es gab Autoren, die die Rückseite eines bereits beschriebenen Briefumschlages nutzten, nur um nicht auf ein weißes Blatt starren zu müssen und die Seite leer bleibt.

Manche sagen, dass du keine Tastatur benutzen, sondern nur einen Bleistift zur Hand nehmen sollst. Nicht mal einen Füllhalter oder einen Kugelschreiber.

Du darfst dich von nichts aufhalten lassen, sondern einfach nur pausenlos schreiben.
Mir ist aber schon zweimal hintereinander die Bleistiftspitze abgebrochen. Ich musste also den Anspitzer suchen und das Glas, in das ich die Bleistiftabfälle hineintue.

Es ist ein Schraubglas. Gut, ein bisschen hübscher.
‚Das muss doch mal überquellen‘, denke ich jedes Mal, wenn ich den Bleistift anspitze und die Abfälle dort hineintue.

‚Bleistiftspitzabfälle‘ – so heißen diese Abfälle genau, oder ‚pencil sharings‘.

‚Oh Gott, womit beschäftigst du dich, während die Diskussion wegen einer bestehenden Impfpflicht hochkocht und der Koalitionsvertrag der künftigen ‚Ampel-Koalition‘ vorgestellt wird?‘, frage ich mich gerade.

Aber das Leben im Alltag besteht nun Mal nicht nur aus hochgestochenen Diskussionen und Themen, sondern überwiegend aus dem, was gerade vor dir ist.

Du musst den Papierkorb leeren, mit einem Kunden sprechen, Krümel abends anrufen und sie fragen, wie es ihrem Lieblings-Stofftier ‚Tiko‘ geht.

‚Tiko ist krank. Er hat Bauchschmerzen‘, antwortet sie und du versuchst sie deshalb zu trösten.

Es sind stets die kleinen Dinge, die dich fesseln, zugegeben, manchmal sogar festnageln.

Aber wenn du es schaffst, all diesen Kleinigkeiten deines Alltags auch etwas Positives abzugewinnen, dann hast du irgendwie den Tag für dich erobert.

Gerade habe ich die Rückseite eines Blattes auf die andere geklebt, denn ich wollte eine etwas stabilere Schreibunterlage haben.

Als ich losschreiben will, sehe ich, dass ich die falsche Seite festgeklebt habe und auf der Seite schreiben müsste, die bereits beschrieben ist.

Soll ich mich jetzt ärgern?
Nein, ich war einfach so stark auf das konzentriert, was ich aufschreiben wollte, dass ich die andere, vermeintlich leichtere Tätigkeit gedankenlos ausgeführt habe.

Ich will gar nicht erzählen, wie oft mir das schon passiert ist, was ich am Tag noch so alles an Blödsinn anstelle.
Wir vergessen jeden Tag etwas, machen was falsch, sagen etwas, was den anderen verletzt.

Sind wir deshalb schlechte Menschen? Ich glaube nicht.
Wir sind das, was uns geprägt hat – unsere Vergangenheit, unsere Fehler, Stärken und Gefühle.

Ich fühle mich besser, nachdem ich das aufgeschrieben habe, so ohne groß nachzudenken.

Wird es reichen für den Pulitzer-Preis? Na, knapp daran vorbei.
Aber mich hat es weitergebracht in meinen Gedanken darüber, was den Sinn im Alltag eigentlich ausmacht, es hat mich angestrengt, schließlich musste ich es noch abtippen, aber es hat mir vor allem gute Laune bereitet.

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MEIN FREUND, DER ALLTAG

DU KANNST NICHT JEDEN TAG GUT DRAUF SEIN – SCHON GAR NICHT IM NOVEMBER

ALLTÄGLICHES-2021.11.24

Gedanken aus einem depressiven Gefühl heraus - geschrieben, ohne groß nachzudenken.

Novembertag. Gestern hat er seinem Ruf wirklich alle Ehre gemacht.
Es war diesig heute Morgen, so kurz vor vier Uhr.

Ich hatte mich fertiggemacht, um Klara nach Berlin reinzufahren und ich selbst wollte danach zum Training, ins Fitness-Studio.

Als ich die Haustür aufschloss, um meinen Tee rauszustellen, kam mir ein kalter Luftzug entgegen und auf das Vordach tröpfelten leise die Regentropfen.

Es war so ein Tag, an dem du besser liegenbleibst, dich umdrehst und die Decke über den Kopf ziehst.

Die Fahrt nach Berlin rein verlief nicht aufregend, aber es war trotzdem deprimierend – der Regen, der Nebel, die nassen Straßen, das alles strengte an.

Ich stierte in die Dunkelheit und versuchte Abstand zum vorhergehenden Fahrzeug zu halten.

Irgendwie ging das alles doch vorbei und ich stand im Studio, nachdem ich Klara zu ihrer Arbeit gefahren hatte.

Am liebsten wäre ich gleich wieder rausgelaufen, hätte mich ins Auto gesetzt und wäre schnurstracks zurückgefahren.

Aber dann siegte doch die Disziplin über den inneren Schweinehund.

Ich begann mit der Bauchbank. Ich wollte zehn Geräte absolvieren. Danach war die Rückenstreckbank dran.

Wenn ich eine Übung hinter mir hatte, dann markierte ich sie über ein Tool im iPhone und wenn auf der Liste die Zahl fünf erschien, dann freute ich mich, denn ab da ging es abwärts mit der Anzahl der Übungen und aufwärts mit meiner Laune.

Ich öffnete das Fenster und schaute auf die Autos, die die Prenzlauer Straße in Richtung Mitte heruntergeschossen kamen.

Es war noch dunkel, aber in der Ferne schien es heller zu werden.
Als ich mich auf den Heimweg machte, wurde es langsam heller.

Aber der Regen hatte sich noch nicht verzogen, er peitschte gegen die Frontscheibe und die Scheibenwischer schaufelten das herunterlaufende Wasser weg.

Das alles hing wie ein Gewicht über dir, ließ dich kaum atmen, so fühlte es sich jedenfalls an.

Ich saß endlich am Schreibtisch, aber mir fehlte die Energie, um zielstrebig und konzentriert anzufangen.

Also nahm ich zunächst einen Zettel zur Hand, um mir aufzuschreiben, was ich eigentlich tun wollte.

Ein Interview bearbeiten, den Entwurf eines Textes bearbeiten, Steuerunterlagen aufbereiten, Werbekunden anrufen.

Ich hatte einfach keine Lust dazu. Woran lag das? Am Wetter? Am Monat November? An der dunklen Jahreszeit?

Ich wusste es nicht. Ich stand vom Schreibtisch auf und ging hinunter ins Wohnzimmer.

Im Fernsehen brachten die Sender fast durchweg Meldungen über aktuelle Coronazahlen.

Ich schaltete den Apparat wieder aus und ging schweren Herzens wieder an meinen Schreibtisch. Ich fing an, diesen Text zu schreiben.

Es machte mir aber keinen Mut, sondern mich eher noch depressiver.

Aber solche Tage muss es auch geben, die dich versuchen herunterzuziehen.

Morgen, ja da würde es anders aussehen.

In dem Moment, indem ich das alles aufgeschrieben hatte, da kam mir in den: In vier Wochen, da war Heiligabend und wir würden uns freuen, egal, ob es regnete, stürmte oder ob Nebel über den Straßen hing.

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AUDIO-‚MUTTI‘ MUSS STAUBSAUGEN

ANNA-2021.11.23

WIE DIE KRANKHEIT DAS GESAMTE UMFELD DER FAMILIE VERÄNDERTE, SCHLEICHEND, FAST UNAUFFÄLLIG

Der Alltag ging weiter, aber irgendwie und irgendwo war Annas Demenz auch immer mit dabei.
Anna hatte ein verstaubtes Bild von der Rollenverteilung zwischen Mann und Frau. Und sie liess sich davon nicht mehr abbringen. Jetzt, nach ihrer Krankheit, erst recht nicht mehr.

 

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WIR VERGESSEN ES NUR ALLZUGERN – ABER DER TOD GEHÖRT ZU UNSEREM LEBEN

DAS LEBEN RUHIG MAL VOM ENDE HER DENKEN

 

ZUM TOTENSONNTAG
BIBELSPRUCH AM SONNTAG FÜR DEINEN ALLTAG
„Denn er weiß, was für ein Gebilde wir sind; er gedenkt daran, dass wir Staub sind.

Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blüht wie eine Blume auf dem Felde; wenn der Wind darüber geht, so ist sie immer da, und ihre Stätte kennt sie nicht mehr.“
Psalm 103, 14-16

Wir lenken uns ab, um nur nicht daran zu denken, dass auch wir vergänglich sind.

Der Alltagsstress, die Sorgen – sie sind gute Gründe, dass wir uns nicht jeden Moment in Erinnerung rufen, wie schnell alles vorbei sein kann.

Aber wir können aus dieser Wahrheit auch etwas Positives ziehen, nämlich innezuhalten, darüber nachzudenken, was unser Leben eigentlich ausmacht, damit wir es nicht bereuen, es nicht getan zu haben, wenn die Zeit abgelaufen ist.-

BIBEL

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DER KLEINE EMILIAN IST DA

19.11.2021

INTERVIEW MIT IANA SALENKO, PRIMA BALLERINA AM STAATSBALLETT BERLIN, ANLÄSSLICH DER GEBURT IHRES DRITTEN KINDES

Es ist Samstag, der 30. Oktober 2021. Ich habe mich mit Iana in ihrer Wohnung verabredet.
Marian, ihr Ehemann, sowie ihre Söhne Marley und William sind ebenfalls dabei.
Emilian liegt in seinem Bettchen und schläft.
Wir sprechen, manchmal sogar laut, lachen zwischendurch. Das alles stört das neue Familienmitglied nicht sonderlich.
Es scheint, als würde er die Liebe und Geborgenheit spüren, die ihn umgeben.
William, nun schon über zwei Jahre alt, sitzt mir am Tisch gegenüber und mustert mich aufmerksam. Ich erinnere mich: Als er geboren wurde, habe ich Iana danach ebenfalls interviewt.
Nun erfahre ich etwas mehr über die Geburt von Emilian.
Wie die Familie auf den Namen ‚Emilian‘ kam

Die Namenssuche begann bereits Wochen vorher. Die Idee für den Namen ‚Emilian‘, die hatte ursprünglich Marley.

„Ich wollte ihn zuerst Emilio nennen. Aber das hörte sich zu Italienisch an. Und dann kamen wir auf Emil, schließlich auf Emilian.

Der Name hat meiner Mama nicht so richtig gefallen. Papa auch nicht wirklich“, sagt er.

Er erklärt weiter: „Mama wiederum wollte ihn Gabriel nennen und Papa hatte sich außerdem den Namen Kilian einfallen lassen. Wir konnten uns nicht auf einen Namen einigen.

Deshalb sollte das Los entscheiden. Mama, Papa und ich schrieben also jeweils einen Namen auf einen Zettel“, sagt der dreizehnjährige Marley.

Iana ergänzt, dass ihre Mama die Verwirrung komplett machte, weil sie das Kind gern Andrew nennen wollte.

Die Familie einigte sich nach einigem Hin- und her auf ‚Emilian‘.
„So richtig war ich auch nach der Geburt nicht mit dem Namen ‚Emilian‘ zufrieden.

Er ist so schwer auszusprechen. Aber dann dachte ich wiederum, dass Emilian auch gut zu meinem Namen passen würde“, sagt Iana abschließend.

Der Tag der Geburt von Emilian

Emilian kam am 22. September 2021, 05.43 Uhr auf die Welt.
Iana ist dabei erst morgens gegen vier Uhr ins Krankenhaus gefahren.

„Ich war erkältet, hatte mich bei William angesteckt. Gegen 23.00 Uhr hatte ich starken Husten und ausgerechnet da begannen meine Wehen. Das alles zusammen war schrecklich.

Aber dann bin ich doch unter der warmen Decke eingeschlafen.
Ich dachte, ich könnte entspannen, der Husten war jedenfalls zurückgegangen.

Gegen halb vier Uhr morgens bin ich aufgestanden, weil die Fruchtblase geplatzt war.

Ich dachte noch: ‚Um Gottes Willen, bitte nicht jetzt, in der Nacht‘.“
Ich hörte staunend zu, dass Iana noch so viel Disziplin aufbrachte und sich zurechtmachte, obwohl ihre Wehen sogar noch stärker geworden waren.

Anschließend ging sie zu Marian, um ihn zu wecken.
„Hey, geht es wirklich los?“, fragte der Iana schlaftrunken und rieb sich verwundert die Augen, als ob er es nicht glauben konnte, was seine Frau ihm gerade gesagt hatte.

Die Wehen bei Iana verstärkten sich indes weiter.
Nun war Marian elektrisiert. Er rief seine Mutter an, um sie dazu bewegen, in der Nacht zu ihnen zu kommen.

„Oma sollte herkommen, weil ich ja allein war. Sie war auch gleich da“, sagt Marley.

Dann ging alles sehr schnell. Marian fuhr Iana zügig ins Krankenhaus.

„Faktisch bin ich von der Straße weg gleich in den Kreißsaal gekommen“, sagt Iana.

„Bei William war es nicht so, da bin ich noch in einem anderen Zimmer gewesen, sozusagen in Warteposition.

Aber die Geburt von Emilian verlief anders. Iana war kaum im Krankenhaus, da ging es schon los.

„Am Anfang war es schmerzhaft. Aber Marian war ja in meiner Nähe, und er hat mich gestreichelt.“

Die Situation veränderte sich, als Marian schwindlig wurde.
Iana hatte nun das Gefühl, sich mehr um ihren Mann kümmern zu müssen als um die eigene Geburt.

„Das war irgendwie komisch für mich und ich habe gefragt, ob es für Marian auch noch ein Bett gäbe.“

Es ging aber alles gut, Marian fing sich wieder. Emilian kam auf die Welt und die Eltern waren glücklich.

„Ich bin schon eine halbe Stunde nach der Geburt aufgestanden und habe die Koffer gepackt. Die Schwester bot mir noch Hilfe an, aber ich habe abgelehnt“, sagt Iana.

Sie wollte am liebsten gleich nach Hause. Aber das ging natürlich nicht.

Die Schwester setzte sie in einen Rollstuhl und fuhren sie in ein Krankenzimmer.

„Ich kann laufen“, hatte Iana vorher mit Bestimmtheit gesagt, aber das ließ die Schwester nicht zu.

„Ich war ja vorher schon umhergelaufen, hatte mit meiner Mutter telefoniert und sogar ein kleines Video mit dem Handy aufgenommen“, erklärt sie lachend.

Die größte Sorge, die Iana nach der Geburt hatte war, dass sie wieder Schwierigkeiten wegen ihrer Placenta bekam. Aber die blieben diesmal aus.

„Ich war deshalb doppelt glücklich. Einmal, weil alles mit der Geburt glatt gelaufen war und zum anderen, weil es keine Probleme in der Phase der Nachgeburt gab.“

Iana blieb noch für zwei Tage im Krankenhaus.
„Das war ganz gut, weil sie dort gleich die U2-Untersuchung machen konnte und nicht mit Emilian zum Kinderarzt musste“, sagt Marian.

Wieder Zuhause, nach der Geburt

Emilian hat die kleine Familienwelt komplett auf den Kopf gestellt.
„Mama steht morgens gegen vier Uhr auf“, sagt Marley.

Dafür geht sie mit William schon um acht Uhr abends schlafen. Er liegt mit im Ehebett, Emilian dagegen schläft im Kinderbett.
Zwischen vier und fünf Uhr früh stillt Iana Emilian.

Sie kann also die Hälfte der Nacht durchschlafen, in der Regel mindestens von abends acht Uhr bis morgens gegen zwei, drei Uhr.

„Ich bleibe länger auf, meist bis Mitternacht. Ich wickele Emilian noch und gebe ihm Milch, bevor ich selbst ins Bett gehe“, sagt hingegen Marian

Iana trainiert schon wieder

„Das Leben einer Balletttänzerin ist zu kurz aus beruflicher Sicht, als dass man lange warten kann, um weiterzumachen.

Außerdem: Ich fühle mich besser, wenn ich was mache“, begründet Iana ihren Willen, so schnell wie möglich zurück auf die Bühne zu gehen.

Am 23.12.2021 findet die Aufführung Don Quichote statt, wo sie das erste Mal nach der Schwangerschaft auftritt.

„Das ist nicht leicht, mich darauf vorzubereiten, aber ich schaffe das, und es ist auch eine große Motivation für mich, wieder dabei zu sein“, sagt sie.

Iana ist glücklich, wenn sie an ihre Familie denkt.
Sie macht sich nur Sorgen um Marian.

„Er ist zurzeit nicht richtig glücklich, weil er noch stark mit den Nebenwirkungen von Corona zu kämpfen hat“, sagt sie.

„Das Joggen hilft mir mental enorm“, mischt sich Marian ins Gespräch ein und erklärt, dass es ihm schon viel besser geht als noch vor einigen Monaten.

Die Familie wird auch diese schwere Zeit überstehen, da bin ich mir sicher.
William schmeißt sein Spielzeugauto durch das Wohnzimmer. Für ihn ist das Interview beendet.

Ich nehme das als Zeichen, bedanke mich für das offene und freundschaftliche Gespräch.



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2021: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2021/

2020:https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2020/

2019: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2019/

2017: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2017/

 

AUDIO – DURCH SCHREIBEN BESSER ÜBER MENSCHEN IM ALLTAG ERZÄHLEN

BEIM SCHREIBEN ENTDECKST BESSER DAS REIZVOLLE DES ALLTAGS, DASS SICH OFT HINTER BANALITÄTEN VERBIRGT

DIE BELLETRISTISCHE ERZÄHLWEISE ZWINGT DICH, IM ALLTAG GENAUER HINZUSCHAUEN, MENSCHEN ZU BEOBACHTEN

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SINN IM ALLTAG FINDEN – DAS MUSST DU DIR JEDEN TAG AUFS NEUE ERSTRAMPELN

ALLTÄGLICHES-2021.11.10

Wie ich ohne jede Lust ins Fitness-Center fuhr, sie weiter auf den Tiefpunkt sank, als ich angekommen war und wie ich mich langsam aus meinem eigenen depressiven Loch wieder herausholte.

 

Es war heute schon recht spät, schon nach 05.00 Uhr. Wir waren nur zehn Minuten später losgefahren, als wir es normalerweise sonst tun.

Zuerst fuhr vor uns ein riesiger LKW, so sah es jedenfalls aus, im Dunklen.

Davor war ein Mopedfahrer, der sich sehr langsam vorwärtsbewegte.

Wir konnten nicht überholen. Die Straßen im Dorf waren zu schmal. Hinter uns hatte sich schon eine lange Schlange an Autos gebildet, deren Scheinwerfer ich im Rückspiegel sah. Vereinzelt versuchte ein Auto auszubrechen. Vermutlich dachte der Fahrer, ich würde ohne Grund so langsam fahren.

Kurz vor dem Bahnübergang wagte ich es und setzte zum Überholen an, erst den LKW, dann das Moped.

Als ich es geschafft hatte, gingen die roten Warnleuchten am Bahnübergang an und die Schranken bewegten sich nach unten.
Wir hätten den Übergang vor fünf Minuten passieren müssen.

„Du bist ein paar Minuten zu spät losgefahren“, sagte Klara zu mir.
„Das brauchte ich jetzt noch, diese Fehleranalyse.“ Ich antwortete erst gar nicht.

Ich wusste ja, dass sie recht hatte.

„Morgen stehe ich um drei Uhr auf und fahre los“, sagte ich stattdessen.

Klara würde morgen im Homeoffice arbeiten und ich konnte selbst bestimmen, wann ich loswollte.

Die Straßen waren dann leer, auf jeden Fall, und ich musste auch nicht bis ins Zeitungsviertel fahren, um Klara bei der Arbeit abzusetzen.

Die Prenzlauer Allee war voll mit Autos.
In Mitte war es stressig, wie immer eben.

Obwohl die Seiten zum großen Teil umrahmt waren von Bauzäunen, rasten die Autos an mir dicht vorbei, sodass du Angst bekamst, dass sie sich in deinen Seitenspiegel einharken wollten.

Endlich in der Tiefgarage. Ich hatte keine Lust, wirklich gar keine. Mein linker Fuß scheuerte an der hinteren Seite des Sportschuhs.
‚Ich lasse das Laufband aus‘, sagte ich zu mir und strebte der Bizepsmaschine entgegen.

Ich quälte mich von einem Gerät zum anderen. Am Nachbargerät schaute mir ein Mann sorgenvoll ins Gesicht, so als ob meine Körperhaltung sagte: ‚Ich hab‘ keine Lust, ich krieg‘ auch keine mehr, sprich mich bloß nicht an, denn dadurch wird’s auch nicht besser.‘

Wenigstens blieb ich einem Prinzip treu- ich ging einfach von Gerät zu Gerät, ohne nachzudenken und danach markierte ich im iPhone die erledigten Anlaufstellen.

Diese Regel brachte mich auch heute weiter – mit jeder absolvierten Trainingseinheit stieg die Laune, wenn auch nur minimal.

Zum Schluss bog ich doch noch in Richtung Laufband ab, wie von selbst trugen meine Beine mich dorthin.
‚Nur zehn Minuten, für dein schlechtes Gewissen‘, sagte ich zu mir selbst.

Dann stieg neben mir ein schmächtiger junger Mann auf das Band.
Er lief sofort los, ja er schwebte wie ein Schmetterling über das Laufband.

In mir kletterte der Ärger hoch.

Ich bewegte meine Beine schneller, stellte die Geschwindigkeit sukzessive hoch, wie von Geisterhand getrieben.

Jetzt hörte ich mein eigenes Stampfen und Schnaufen. Es war, als würde eine Dampflok in Fahrt kommen. Der junge Mann wurde langsamer.

‚Siehst du, die Harten halten länger durch‘, sagte ich zufrieden zu mir.
So als hätte er es gehört, stieg er ganz vom Band.

Ich hatte gerade mal zehn Minuten geschafft. Doch jetzt gab es kein zurück mehr. Ich drosselte die Geschwindigkeit, schloss die Augen und wuchtete meine Füße im Gleichklang mit der Musik, die aus den Lautsprechern dröhnte, auf das Band.

Das ‚Display‘ zeigte dreißig Minuten an, ich hatte es tatsächlich geschafft.

Ich schwitzte, wischte mir den Schweiß mit einem Papiertuch ab, setzte die Maske auf und trottete gutgelaunt in Richtung Umkleidekabinen.

Die Rückfahrt war entspannter. Ich erlebte den stärksten Verkehr auf der Gegenseite. Ins Dorf wollten nicht so viele. Ich schon.
Die Sonne schien, als ich das Auto im Carport parkte. Ich freute mich auf meinen Schreibtisch.

„Das Leben ist schön“, dachte ich unter der Dusche und begann lautstark zu singen. Klara war ja nicht da.

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NORDIC WALKING STATT FITNESS-STUDIO

ALLTÄGLICHES-09.11.2021

Warum du ab und zu einen Rückzugsraum brauchst – nicht nur für den Körper, auch für die Seele

 

Der Wald roch nach feuchtem Laub, Kiefern und frischer Erde. Ich stakte auf dem Weg mit den Nordic Walking-Stöcken in den weichen Boden und schaute auf das Farnkraut, das sich mehr und mehr dem Boden zuneigte.

Es sind die schönsten Augenblicke, wenn ich mich vom Schreibtisch hochgerafft und in die Sportsachen geschmissen habe.

Morgens, da ist es eine klare Sache. Du stehst auf, ziehst dich an und fährst wie selbstverständlich in das Fitness-Center.

Da ist der schwierigste Moment, dass du dich aufraffst, aufzustehen, wenn dich der Wecker genügend genervt hat. Ich wachte heute Morgen gegen 03.00 Uhr auf, ganz von allein.

Dann sah ich zur Uhr und mir fiel ein, dass ich noch weitere drei Stunden schlafen könnte, weil ich ja Klara gesagt hatte, dass ich am Montag nur laufen würde.

Also zögerte ich nicht lange, sondern schmiss mich wieder mit meinem ganzen Gewicht auf die Seite des Bettes, sodass Klara fragte, ob irgendetwas passiert sei. Ich brummte nur, mochte nicht sprechen.

Ein paar Stunden weiter, nach dem Schreiben und Anrufen, da war es so weit. Ich wollte los. Aber zuerst kamen die inneren Stimmen mit den Ausreden:

‚Musst du wirklich los, oder hast du nicht genügend zu tun, dass du gar keine Zeit für den Sport hast?‘

, Morgen fährst du wieder rein und dann machst du doch genügend Training, vorweg sogar eine halbe Stunde auf dem Laufband!‘

Aber ich blieb tapfer, zog mich um und fuhr einfach in Richtung Schorfheide los, hörte nicht auf meine inneren Stimmen, die nach Gründen für das Weglassen des Nordic Walkings suchten

Bin ich im Wald und laufe, dann freue ich mich, dass ich mich überwunden habe.

Du tauchst ein in die Natur, du atmest und riechst intensiver, du hörst auf ganz andere Geräusche als den Straßenlärm, von dem du dich immer weiter entfernst.

Und mit einem Mal bist du auch in einer anderen Art zu denken angekommen.

Es kommen Gedanken, die du ansonsten verdrängst, weil es viel zu hektisch ist am Arbeitsplatz, am Schreibtisch oder wo auch immer.

‚Wo siehst du den Sinn für dein Leben, warum ackerst du noch so, obwohl du doch aufhören könntest?‘

‚Warum ist es so wichtig, zu arbeiten, nicht nur irgendetwas zu genießen?‘

‚Wieso ist es eigentlich eine oberflächliche bedeutungsleere Bemerkung, wenn dir jemand sagt, dass du nun deinen Ruhestand genießen kannst?‘

‚Was ist, wenn du lieber bis zum Tod ein Spannungsfeld aufrechterhalten willst, dass aus Arbeit und dem Genießen besteht?‘

‚Warum ist es harte Arbeit, andere Menschen zu interviewen, das aufzuschreiben und wieso ist es auch ein großes Privileg, das zu tun?‘

‚Wie gehst du mit dem Gedanken an den Tod um und warum gehört er irgendwie mit zu deinem Leben, selbst wenn du es nicht wahrhaben willst?‘

Ich finde nicht auf alles eine Antwort, wenn ich so durch den Wald stampfte.

Aber die Tatsache, dass ich mich am Tag für einen kleinen Moment herausnehme, aus dem Alltagstrott des Denkens, des vielleicht nicht Zufriedenseins, die erdet mich, bringt mich zurück zu dem, was es eigentlich bedeutet, nach dem Sinn im Leben zu suchen, nämlich Freude und Kraft in dem Moment zu entwickeln, in dem du gerade lebst; nicht zu warten auf die großen Situationen des Glücks, die vielleicht nie eintreten.

Ich laufe gerade an einem Hochstand vorbei und sehe Krümel vor mir, die mir zuruft „Opa gib‘ mir ein bisschen Zeit, damit ich hier spielen kann, ja?“

Ich muss innerlich schmunzeln, laufe weiter und sehe in der Ferne das rote Dach meines Jeeps.

Auf der Rückfahrt höre ich eine CD von Roland Kaiser.
„Sie ließe sich so gerne fallen, doch im Hotel nebenan, da wartet schon ihr Ehemann…“

Ich summe mit. Manchmal ist es doch gut, sich fallenzulassen. Du musst es ja nicht gleich wörtlich nehmen.

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SONDERANGEBOTE IM DISCOUNTER

ANNA-2021.11.08

November, vor ein paar Tagen. Ich habe Hanteln im Discounter gekauft - Sonderangebot.
Morgens, kurz vor 07.00 Uhr. Die Leute standen draußen an, in einer Reihe.
Ich fühlte mich zurückerinnert an DDR-Zeiten, so als gäbe es Apfelsinen oder Bananen.
Die Menschen drängten mit Wucht in den Eingang, den die Verkäuferin gerade geöffnet hatte.
Die ‚Raubtierfütterung‘ konnte losgehen. Ich schaute in das Gesicht eines Mannes, der an mir vorbeihetzte. Er schien um sein Leben zu rennen.
Mir fiel die Geschichte ein, die ich vor einem Jahr, auch im November, bei ‚Anna ist dement‘ geschrieben hatte: Peter versuchte Kopfkissen, Bettbezüge und einen Hubschrauber für Krümel zu kaufen.

Peter schaute sich hilfesuchend um, wen er ansprechen könnte, damit er so schnell wie möglich an die Kopfkissenbezüge, die Decke für das Bett und den Hubschrauber für Krümel kam.

Er dachte darüber nach, was jetzt wohl am sinnvollsten wäre und er entschied sich für einen vorläufigen Rückzug, um mit etwas Abstand im hinteren Bereich den Überblick für die nächsten Schritte zu bekommen.

Peter fasste den Einkaufskorb an und zog ihn hinter sich her, während er sich nach Hilfe umschaute. Sollte er die Frau da drüben ansprechen, die ebenfalls in den Sachen wühlte, nur dass sie es nicht so aggressiv tat, sondern mit Bedacht.

Entschlossen schob er den Einkaufswagen wieder nach vorn, so wie eine Ramme, die für den Sturm auf ein schier uneinnehmbares Burgtor eingesetzt werden sollte.

„Ja, passen Sie doch auf, wo Sie mit Ihrem Wagen hinfahren“, schnaubte jetzt ein älterer Herr, der von der Seite kam.
„Ich komme von rechts“, sagte Peter.
„Sind wir auf dem Ku’damm? Lächerlich!“, antwortete der Herr und drängelte sich in die erste Reihe am Wühltisch.

Peter sah sich erneut um. Da entdeckte er die Verkäuferin, die gerade Lebensmittel in die seitlich stehenden Kühltruhen einfüllte.
Gerade als Peter sie ansprechen wollte, drehte sie ihm den Rücken zu und schob einen riesigen Wagen, angefüllt mit leeren Pappkartons, in Richtung der Tür zum Wareneingang.

„Vorsicht bitte!“, rief sie laut und entfernte sich schneller, als es Peter recht war.
‚Wenn man die schon mal braucht“, brummte er.
Er spürte, wie in ihm das Blut allmählich hochkochte.

Peter ließ einfach den Einkaufswagen stehen und ging schnellen Schrittes auf die Verkäuferin zu, die an der Kasse saß.

„Bitte entschuldigen Sie, ich suche ein paar Kopfkissenbezüge und eine Decke, die ich nicht an den Wühltischen finden kann“, rief Peter der Kassiererin zu, die damit beschäftigt war, eine endlos scheinende Anzahl von Dosen, Wurstpaketen, Haushaltsartikeln und Getränken vom Band zu nehmen und die entsprechenden Preise in die Kasse einzugeben.

„Junger Mann seien Sie doch so nett und fragen meine Kollegin, die gerade den Gang entlang auf Sie zukommt.“

„Oh, vielen Dank, mach‘ ich“, sagte Peter, drehte sich um und sah genau die gleiche Verkäuferin, die schon einmal vor ihm geflohen war, versteckt hinter einem Warenkorb auf Rädern.

Die Verkäuferin hatte Peter nun auch entdeckt und bog geschmeidig in einen anderen Gang ab. Jetzt war Peter hellwach. Er war endgültig auf der Jagd und so würde die Verkäuferin beim zweiten Mal keine Chance haben, ihm zu entkommen.

„Junge Frau!“, rief Peter mit lauter Stimme, sodass sich einige nach ihm umdrehten. Er war stehengeblieben. Er war überzeugt, sie würde es auch tun.

Die Verkäuferin hielt tatsächlich inne, drehte sich um und schaute Peter an, leicht verärgert, weil er sie in ihrem Tun unterbrach.
„Könnten Sie mir helfen, ein paar Dinge zu finden, die ich bis jetzt nicht entdecken konnte?“

„Was wollen Sie denn?“, fragte ihn die Verkäuferin mit einem Unterton in der Stimme, der an ihrer Botschaft keinen Zweifel ließ: ‚Wieso wagst du es überhaupt, mich anzusprechen, wo ich doch auf dem Weg zur Kasse bin, die ich aufmachen will, damit sich die Schlange der Wartenden an der Kasse nicht noch mehr in den Raum ergießt‘, schienen ihr Blick und ihre Stimme in völliger Eintracht miteinander ausdrücken zu wollen.

„Ich suche eine Decke und zwei Kopfkissenbezüger, hier, sehen Sie mal.
Peter wollte ihr auf dem iPad das Foto von dem Einkaufsprospekt zeigen, das er vorsorglich abfotografiert hatte.

„Das finden Sie alles da drüben“, unterbrach die junge Frau ihn und wedelte mit ihrer linken Hand in die Richtung des Ungewissen an den Wühltischen.

„Naja, da finde ich eben nichts“, entgegnete Peter fest entschlossen, sich nicht noch einmal abwimmeln zu lassen.
„Und offensichtlich finden Sie das ja ganz leicht, also wäre es schön, wenn Sie mir kurz helfen würden.“

Peter log, als er ‚kurz‘ meinte, denn er war der festen Überzeugung, dass sich das alles in die Länge ziehen würde.

Aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie gemeinsam etwas finden würden, die war um ein Vielfaches größer, als wenn Peter es weiter allein versuchen wollte.

„Was suchen Sie denn?“, fragte die Verkäuferin nun schon versöhnlicher und beugte sich über das iPad. Dessen Oberfläche war inzwischen wieder schwarz geworden. Peter verfluchte das Gerät.

Er hatte es so eingestellt, dass er jedes Mal neu einen Code eintippen musste, damit die iPad-Oberfläche wieder aufleuchtete.
Bevor er also lange suchen musste, sagte er erst einmal, dass er einen Hubschrauber für seine Enkelin suche.
Die Verkäuferin ging schnurstracks auf die Leute zu, die sich vor den Wühltischen drängten.

„Darf ich mal hier durch?“, befahl sie mehr, als sie fragte.
„Schauen Sie mal, hier ist doch alles“, sagte sie jetzt an Peter gewandt, der direkt neben ihr stand.

„Ja, wo ist der Hubschrauber?“ Peter ließ nicht mehr locker.
Die Verkäuferin fuhr mit einem Arm zwischen die bunten Pakete und Schachteln und tastete sich so vorwärts, ohne den Hubschrauber zu finden. Jeden Karton, den sie triumphierend präsentierte, zeigte andere Spielzeuge, nur den Hubschrauber nicht.

Es war wohl doch nicht so einfach, stellte Peter mit Genugtuung fest.
„Hier sehen Sie mal“, sagte die Verkäuferin und hielt nach einem intensiven Durchwühlen des Tisches das Spielzeugpaket mit dem Hubschrauber auf dem Foto hoch.

„Na bitte, den nehmen wir“, sagte Peter.
„Und jetzt die Kopfkissenbezüge“, drängte Peter die Verkäuferin weiter.

„Die finden Sie nicht hier, sondern da drüben, in den großen Kartons, die noch nicht zu Ende ausgepackt sind“, antwortete sie.
„Ich muss nun zur Kasse“, sagte die Verkäuferin, winkte zum Abschied und eilte davon.

„Oh, vielen Dank, Sie haben mir sehr geholfen“, rief ihr Peter hinterher und stürzte zielstrebig in Richtung der Kartons, bevor es andere Kunden ebenfalls mitbekamen, wo sich die noch nicht gänzlich ausgepackten Waren befanden.

Die Kartons waren oben bereits offen und man konnte mit den Händen hineingreifen und die begehrten Kopfkissen herausziehen.
Die dicke Frau von den Wühltischen beobachtete Peter aus der Ferne argwöhnisch und näherte sich mit dem Instinkt eines immer noch hungrigen Schakals.

Peter zerrte das zweite Kopfkissen heraus, beugte sich über den Karton und griff mit dem Arm bis ganz nach unten durch.
Sein Bauch schnitt sich in die scharfe Kante am oberen Kartonrand ein.
Endlich bekam Peter eine Decke zu fassen, zerrte sie aus dem Karton, prüfte, ob es die richtige war und schmiss sie zufrieden in hohem Bogen in seinen Einkaufswagen.

„Darf ich mal vorbei?“, sagte Peter zu der dicken Frau, an der nun fröhlich vorbeiging. Die sah ihn wütend an, bevor sie ein Stück zur Seite ging.

„Vielen Dank. Da hinten gab es übrigens herrliche Kopfkissenbezüge. Aber die sind jetzt weg, ich habe die letzten mitgenommen“, flötete Peter in einem süßlich vergifteten Ton und hüpfte fast freudig in Richtung Kasse.

Die dicke Frau sah ihm erst misstrauisch nach und beugte sich anschließend selbst über den Karton, ja, sie hängte sich so tief mit dem Oberkörper hinein, dass sie fast das Gleichgewicht verlor.
Zu groß war ihre Neugier gewesen, was Peter da so angeblich Tolles herausgenommen hatte.

„Geschieht dir recht, du gieriges Monster“, murmelte Peter, während er mit Vergnügen das enttäuschte Gesicht der dicken Frau beobachtete, nachdem diese wieder aus der Tiefe der Kartons aufgetaucht war.

„Haben Sie etwas zu mir gesagt?“, fragte ihn jetzt eine junge Frau, die hinter ihm stand.

„Nein, nein, ich habe mit mir selbst gesprochen“, sagte Peter schnell.
„Ich meinte nur, dass die Kopfkissenbezüge wie kleine gemütliche Monster seien“, setzte er noch hinzu.
Die junge Frau nickte ihm freundlich lächelnd zu.

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DAS GESICHT IM SPIEGEL SAH WEINERLICH UND ZERKNITTERT AUS

ALLTÄGLICHES-2021.10.29

Von den Niederlagen, morgens für die Fitness frühzeitig aufzustehen

Der Wecker klingelte wie immer eine Viertelstunde vor vier Uhr.
Mir war, als würde jemand mit einem Holzhammer direkt auf meinen Kopf hauen.

Ich hatte Klara am Abend gesagt, dass ich früh zum Sport fahren würde, auch wenn sie nicht mit zur Arbeitsstelle fuhr.

Sie hatte sich entschlossen, am nächsten Tag im Homeoffice zu arbeiten, weil sie noch stark erkältet sei.

„Dann fahre ich morgen früh allein los“, hatte ich todesmutig erklärt.
Der Zeitpunkt war herangekommen.

Ich quälte mich hoch, ließ die Beine aus dem Bett hängen und verfluchte mich, dass ich so eine Ansage gemacht hatte.
Ich stand langsam auf und schlurfte ins Bad.

„Leg‘ dich wieder hin!“, sagte meine innere Stimme.
Du kannst auch noch am nächsten Tag dorthin fahren. Jeden Tag!“
Was sollte ich tun? Meiner inneren Eingebung nachgeben?

Oder den Harten spielen?
„Du bist eine Lusche“, sagte ich zu dem Gesicht, das mich im Spiegel zerknittert und weinerlich anschaute.

„Komm‘, sei ein Held. Geh‘ da raus und mach‘ deinen Sport. In zwei Stunden bist du wieder zurück, gut gelaunt und hochmotiviert“, sagte meine andere Stimme.

Ich ging aus dem Bad in Richtung Schlafzimmer zurück.
„Sei kein Schwächling, raff dich auf!“, rief meine andere innere Stimme.

Der Kopf kämpfte noch, doch die Beine trugen mich direkt vor das Bett.

Ich plumpste hinein, drehte mich um und versuchte weiterzuschlafen.

Ich verfiel in einen Albtraum, indem ich als letzter auf einer 5000 Meter Strecke lief.

‚Jetzt reiss dich doch mal zusammen. Warum hast du in den Trainingsstunden
gefehlt?‘

Ich wachte schweissgebadet auf.
„Du bist ja doch nicht ins Fitness-Studio gefahren“, sagte Klara zu mir.

„Nein, ich habe noch mit meiner Erkältung zu kämpfen“, antwortete ich.

„Komisch, und ich dachte, du hättest das überstanden.“
Ich sagte nichts darauf.

„Dann kannst du ja das Frühstück machen“, schob Klara nach.
Jetzt war meine Laune auf dem Tiefpunkt angekommen.

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VIOLA LEHMANN MIT HERZ UND VERSTAND FÜR DIE PFLEGE UND BETREUUNG VON MENSCHEN

MENSCHEN-2021.10.26

Viola Lehmann hat es geschafft. Sie hat eine Einrichtung in nahezu 20 Jahren aufgebaut und geführt, die Menschen ein Zuhause bietet, die sonst in einem Pflegeheim leben müssten. Die Betreuung erfolgt über 24 Stunden, wochentags und an den Sonn- und Feiertagen.

Den Bericht habe ich vor zwei Jahren geschrieben.
Was bleibt aktuell daran?
Die Leidenschaft, mit der sich Menschen in der Pflege engagieren.

Viola Lehmann hat es geschafft. Sie hat eine Einrichtung in nahezu 20 Jahren aufgebaut und geführt, die Menschen ein Zuhause bietet, die sonst in einem Pflegeheim leben müssten. Die Betreuung erfolgt über 24 Stunden, wochentags und an den Sonn- und Feiertagen.

„Der Umgang mit den Menschen, die gute Unterstützung durch mein Team – das sind die wichtigsten Gründe dafür, warum mir dieser Beruf immer noch Spaß macht“, sagt Viola Lehmann.

Sie hat sich ihren Traum erfüllt- selbstständig als Unternehmerin zu arbeiten, in einer Branche, die immer wichtiger wird.

Und sie ist erfüllt von dem Gedanken, eine häusliche Atmosphäre für die Bewohner zu erhalten und sie gleichzeitig in den Dingen zu unterstützen, ohne die sie nicht mehr allein wohnen und leben könnten, sondern in einem Heim untergebracht werden müssten.

Sich kümmern – als gehörten sie zur eigenen Familie
Viola Lehmann hat treffend formuliert, was sie unter individueller Betreuung versteht – sich so für ihn einzusetzen, als ginge es um das eigene Familienmitglied: „Individuell pflegen und betreuen heißt für mich zu wissen, was der einzelne Bewohner für Wünsche hat, ihn im Alltag zu unterstützen, aber auch ihn zu motivieren, mitzumachen, damit er sich eingebunden fühlt, fit bleibt“, so Viola Lehmann.

Es lebt sich gut in der Seniorenwohngemeinschaft
Die Bewohner sind zufrieden mit ihrer Situation. Sechs bis acht von ihnen leben in einer Wohngemeinschaft. Jeder hat ein eigenes Zimmer, das auch mit einigen privaten Möbeln, Bildern oder anderen Erinnerungsstücken ausgestattet ist, je nach den Bedürfnissen und Wünschen der Bewohner.

Die Küche und das Wohnzimmer werden von den Bewohnern gemeinsam genutzt. „Was mir in dem Zusammenhang wichtig ist: Wir sind nicht irgendwo abgeschottet, am Rande der Stadt zuhause, sondern leben inmitten eines Wohngebietes“, sagt Viola Lehmann. Das stärkt das Gefühl, nicht allein zu sein, sondern in einer großen Gemeinschaft zu leben.

Nichts geht ohne mein Team
„Ohne mein Team könnte ich das ja nicht stemmen“, sagt Viola Lehmann. Sie schätzt an ihren Mitarbeitern, dass diese sich engagieren, nicht gleich vor Problemen kapitulieren, sondern sich gegenseitig bei deren Lösung helfen.“

Und weiter sagt sie: „Eine gute Atmosphäre ist wichtig unter uns im Team, denn das strahlt auf die gesamte Wohngemeinschaft aus.“
Eine angemessene Entlohnung, Dienstpläne – die private Interessen der Mitarbeiter berücksichtigen -, all das gehört dazu.

Der weite Weg der Viola Lehmann

Viola Lehmann war chemisch-technische Assistentin in Potsdam-Rehbrücke. Nach der Wende wollte sie neu durchstarten, den Umbruch für eine berufliche Umorientierung nutzen. Sie fing an, in einem Seniorenheim in Lietzensee zu arbeiten, und zwar zunächst als Pflegehelferin.

Viola Lehmann wollte es richtig machen und nahm an einer Ausbildung zur examinierten Altenpflegerin teil, in Hermannswerder in der Hoffbauerstiftung – parallel zu ihrer Tätigkeit als Pflegehelferin.

Sie erwarb eine Menge an theoretischem Wissen in der für sie zunächst völlig neuen Pflegethematik. Sie machte aber auch eigene Erfahrungen während ihrer Arbeit als Pflegehelferin in den Jahren 1991 bis 1999.

Die hauptsächlichen Tätigkeiten richteten sich zum Beispiel auf das Waschen, Essen oder das Säubern der Zimmer der Heimbewohner. An eine individuelle Betreuung war da noch nicht zu denken. Also machte sich Viola Lehmann ihre eigenen Gedanken, wie so etwas aussehen konnte.

Sie sah in dieser Zeit einen Film, den sie als ein Schlüsselerlebnis dafür beschrieb, wie man demenzkranke Menschen in täglichen Lebenssituationen unterstützt. Nämlich: auf den Bewohner eingehen, ihn aktivieren und mobilisieren und unterstützen, wo es allein gar nicht mehr geht.

In dieser Zeit entstand bei ihr der Gedanke, eine eigene Pflegeeinrichtung zu gründen, in der sie ihre Vorstellungen von einer ganzheitlichen Pflege und Betreuung verwirklichen konnte. Bis die Konzeption erarbeitet war und die Bank einer Finanzierung für ihr Projekt zugestimmt hatte, verging noch einige Zeit.

Schließlich musste eine Wohnung gefunden werden, in der Menschen leben konnten, die ohne Hilfe nicht mehr in den eigenen vier Wänden zurechtkamen. Als die gefunden war, kostete es noch einmal viel Zeit und Kraft, sie herzurichten, gemäß der geltenden Pflegestandards und so, dass sich Bewohner darin wohlfühlten. Im November 2001 war es soweit.

„Ich fing mit einer Mitarbeiterin an, die von 08.00 bis 16.00 Uhr arbeitete, montags bis freitags und ich füllte die restliche Zeit aus, ich übernahm also die Betreuung – in Nachtschichten, an Sonn- und Feiertagen, rund um die Uhr“, sagt Viola Lehmann.

„Die erste Bewohnerin in der betreuten Einrichtung war übrigens eine ältere Dame, die aus dem Haus kam, in dem ich auch wohnte.

Die Dame konnte nicht mehr allein leben. Und so kam ich an meinen ersten Auftrag. Ich erarbeitete mir so Stück für Stück einen guten Ruf, und der sprach sich natürlich rum“, erinnert sie sich.

„Ich würde es noch einmal so machen. Natürlich, hätte ich die Erfahrungen von heute, dann würde ich einiges anders angehen. Aber generell spüre ich eine Zufriedenheit, ja ich bin glücklich, weil ich mich verwirklicht habe.

Und heute kann ich mein Wissen an die nächste Generation weitergeben“, beschließt Viola Lehmann das Gespräch.

 



Mehr lesen:
2021: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2021/

2020:https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2020/

2019: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2019/

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INTERVIEW MIT BARBARA WENDERS

MENSCHEN IM ALLTAG-2021.10.06

Dieses Interview habe ich vor fünf Jahren geführt. 
Wer sich dafür interessiert, welche beruflichen Hürden Menschen in der Pflege nehmen müssen und was faszinierend ist an dieser Tätigkeit ist - der sollte hier reinschauen.

Barbara Wenders war zum Zeitpunkt des Gespräches Mitinhaberin und Pflegedienstleiterin des ambulanten Pflegedienstes EPIS in Duisburg.

Frau Wenders, mit einem zeitlichen Abstand von über zwei Jahrzehnten: Was ist Ihnen am Anfang leichtgefallen und wo hatten Sie Schwierigkeiten, hineinzuwachsen?

Am schwierigsten war es, die betriebswirtschaftlichen Abläufe zu beherrschen – mit den Steuern und Abrechnungen klarzukommen.
Überhaupt war die ganze Verwaltungssache etwas, wo ich noch recht unerfahren war.

Ich habe mich da autodidaktisch hineinbegeben müssen.
Das alles bekam für mich später einen strukturierteren Hintergrund, nämlich als ich eine Ausbildung zur Pflegedienstleitung für ambulante Dienste absolvierte.

Da waren diese fachlichen Inhalte im Lehrprogramm mitenthalten.
Erschwerend kam damals hinzu, dass wir mit dem ersten Steuerberater erhebliche Probleme hatten.

Er kannte die Materie nicht. Wir haben dann zu einer anderen Steuerberatung gewechselt. Danach lief es gut und wir bekamen den kaufmännischen Part in den Griff.

Wie verlief Ihr beruflicher Werdegang vor der Gründung des Pflegedienstes?
Ich habe mit 16 Jahren die Schule verlassen, nach dem Abschluss der zehnten Klasse.
Danach war ich in einem katholischen Krankenhaus in Berlin – Friedrichshagen.

Dort begann ich ein praktisches Jahr. Das musste sein, da ich sonst keine Ausbildung an einer staatlichen Schule für Krankenschwestern hätte absolvieren können.

Nach drei Jahren habe ich die Schule abgeschlossen.
Kurz danach wurde ich schwanger. Ich ging nach Neustrelitz und habe dort in dem städtischen Krankenhaus gearbeitet.
1982 wurde meine erste Tochter geboren.

Wiederum später bin ich in ein städtisches Krankenhaus nach Berlin – Mitte gegangen.

Ich hatte inzwischen zwei Kinder und konnte nicht mehr im Schichtsystem als Krankenschwester arbeiten und bin in die Verwaltung eines Betriebsgesundheitswesens gewechselt.

Zur gleichen Zeit begann ich eine Fortbildung zum Ökonomen des Gesundheits- und Sozialwesens.

Wie ging es weiter?
Im Oktober 1989 bin ich aus der damaligen DDR in die Bundesrepublik geflohen – über die grüne Grenze.

Wir sind in Duisburg gelandet. Dort lebte eine Freundin von mir.
Zunächst begann ich in einer Sozialstation zu arbeiten.
Dort war ich anderthalb Jahre.

Die Arbeit hat mich einiges gelehrt.
Aber die Bedingungen waren schlecht.

Können Sie das erklären?
Ja. Wir haben faktisch im Akkord gearbeitet – 25 Patienten, die auf einer Tour zu versorgen waren. Deshalb gab es auch eine hohe Fluktuation.

Es war immer jemand krankgemeldet. Der Stress war einfach zu groß. Und jeder hat nur gewartet, bis ein anderer Kollege wieder da war und, um sich anschließend selbst krank zu melden.

Für mich waren das keine Zustände – weder für die Patienten noch für uns als Mitarbeiter. Schließlich habe ich gekündigt.

Und dann?
Ich ging zurück ins Krankenhaus und habe knapp zwei Jahre Nachtschichten gemacht.

Das war sehr hart für mich. Ich kam schwer damit klar. Deshalb wechselte ich wieder in einen ambulanten Pflegedienst. Dort lernte ich übrigens meinen zweiten Mann kennen.

Was war das ausschlaggebende Motiv, selbst einen Pflegedienst zu eröffnen?
Na ja, mein Mann und ich haben uns überlegt: Das alles können wir auch selbst organisieren. Also haben wir den Schritt im Oktober 1996 gewagt.

Wir begannen damit Patienten zu betreuen, die künstlich ernährt werden mussten. Das waren zum Beispiel Menschen mit einer HIV- Infektion, oder Krebspatienten.

Mit der Entwicklung unseres Pflegedienstes kamen andere Bereiche hinzu. Wir haben nach und nach alle wichtigen Leistungsbereiche in der Pflege angeboten, waren sozusagen mit der Zeit ganzheitlich im Portfolio aufgestellt.

Was hat sich geändert gegenüber 1996, wenn Sie heute die Pflege und Betreuung ansehen?
Wenn ich noch an die Sozialstation denke, wo ich vor über zwanzig Jahren begonnen habe – und jetzt unsere Art zu pflegen und zu betreuen sehe, dann weiß ich – da liegen einfach Welten dazwischen.

Wir haben einen Familienbetrieb aufgebaut. Das macht schon stolz. Unsere beiden Töchter arbeiten hier.

Und wir haben eine sehr geringe Mitarbeiterfluktuation bei uns. Ich denke, das liegt daran, dass sich in den vergangenen Jahren ein sehr gutes Team zusammengefunden hat.

Mitarbeiter, die wie wir engagiert sind. Wir haben zum Beispiel eine Pflegedienstleiterin, Frau Thyssen – Fett: Sie ist echt eine Perle.
Wir haben schon manchmal scherzhaft gesagt: Wenn sie aufhört, dann machen wir unsere Einrichtung zu.

Oder: Es gibt eine Mitarbeiterin, die bereits 19 Jahre mit uns zusammenarbeitet.
Andere sind ebenfalls bereits über 10 Jahre oder sehr lange bei uns. Das bekommen Sie doch nur hin, wenn das Klima stimmt, die Leute sich einfach wohlfühlen.

Die Firma ist heute der älteren Tochter überschrieben – Maria Spellier. Sie hat inzwischen zusätzlich eine Ausbildung zur Qualitätsmanagerin gemacht.

Die jüngere Tochter Stefanie ist Altenpflegerin und macht gegenwärtig eine Ausbildung zur Praxisanleiterin.

Wie war die Zusammenarbeit mit Ihrem Mann?
Die Zusammenarbeit war sehr gut. Er war der Praktiker. Ihn hat nie die Verwaltung interessiert, sondern nur die Pflege und Betreuung.
Ich musste mich also darum allein kümmern.

Und es war nicht leicht am Anfang alles unter einen Hut zu bekommen – die Pflege, die Verwaltung, die Mitarbeiterführung und die Erziehung der Kinder.

Aber mein Mann war ein Fachexperte, ging einfach in seinem Beruf auf und hat mir auf seine Weise viel Kraft gespendet und den Rücken gestärkt. Heute ist er in Rente.

Was ist aus Ihrer Sicht der Grund, dass es in anderen Einrichtungen und Pflegediensten nicht so klappt, der Ruf mitunter eher schlecht ist?
Wissen Sie, es gibt immer schwarze Schafe. Oft kann der einzelne Mitarbeiter dafür ja gar nichts.

Wenn zum Beispiel zu einem Kunden stets andere Mitarbeiter kommen. Oder: Die Zeiten sind stets unterschiedlich, zu denen die Pflegebedürftigen besucht werden.

Dann bekommen die Pflegebedürftigen natürlich einen schlechten Eindruck von dem Pflegedienst, der dafür zuständig ist.

Was sagen Sie dazu, die Ausbildung jetzt generalistisch zu organisieren?
Es gibt Aspekte, die dafür sprechen und Argumente dagegen.

Welche?
Dafür spricht sicherlich, die Ausbildung in Gesundheit und Pflege weiter zu vereinheitlichen, sie stärker in der Gesellschaft aufzuwerten, junge Leute für den Beruf zu gewinnen.

Und dagegen?
Weiter diskutieren sollte man: Was ist zum Beispiel, wenn ein kleiner ambulanter Pflegedienst einem Auszubildenden die Pflege und Betreuung im Alltag nahebringen will, der jedoch zum Praktikum ins Krankenhaus geht?

Wie ausgewogen wird das zum Beispiel organisiert? Müssen wir eventuell eine junge Fachkraft später nachqualifizieren, weil die praktischen Fähigkeiten und Fertigkeiten für die Pflege nicht ausreichen?

Das ist ja auch eine wirtschaftliche Frage.
Ich denke, hier brauchen wir noch mehr Klarheit.

Was macht für Sie individuelle Pflege und Betreuung aus?
Wichtig ist für uns die Bezugspflege – jeder Kunde soll wissen, wer für ihn zuständig ist. Das schafft Vertrauen.

Individuell pflegen und betreuen heißt für uns, die wirklichen Wünsche und Bedürfnisse der Menschen zu respektieren, also das, was er an Hilfebedarf benötigt. Es sind ja nun auch zusätzliche Beratungsbesuche bei Veränderungen der Pflegesituation möglich. Das war früher nicht so.

Es gibt mit der Einführung der neuen Begutachtungsrichtlinien ab nächstes Jahr ganz andere Möglichkeiten, die Situation der einzelnen Pflege- und Hilfsbedürftigen spezifisch zu erfassen.

Allein die Eingangsfragen, die hier gestellt werden, führen zielgenauer dorthin, wo die wirklichen Probleme der einzelnen Menschen liegen – zum Beispiel: Was ist das Hauptproblem der Pflegesituation? Was würden Sie sofort ändern, wenn Sie es könnten? Welche Informationen könnten helfen?

Das sind nur einige wenige Beispiele. Wir werden das alles sehr genau in den nächsten Wochen und Monaten mitverfolgen und in unserem Bereich umsetzen – für die weitere Verbesserung der Pflegequalität für unsere Kunden.

Frau Wenders, ich danke Ihnen für das Gespräch.



Mehr lesen:
2021: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2021/

2020:https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2020/

2019: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2019/

2017: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2017/

 

INTERVIEW MIT SUSANNE ROSENBERGER

MENSCHEN IM ALLTAG-2021.09.28

Susanne Rosenberger ist die Inhaberin des Pflegedienstes S. Rosenberger und der Tagespflege am Nordbad in Castrop-Rauxel.

Was mir besonders im Gespräch im Gedächtnis geblieben ist: Susanne Rosenberger berichtete sehr authentisch über die sensiblen Aufgaben in der Palliativbetreuung - pflegerisch und vor allem psychisch.

Sie sprach aber auch darüber, wie ehrlich Menschen ihr Leben sahen, so kurz vor dem eigenen Tod, und wie sie dadurch selbst erkannte, wie wertvoll die kleinen Momente im Alltag sind.

Frau Rosenberger, bereuen Sie den Tag, an dem Sie den Entschluss gefasst haben, in die Pflege zu gehen?

Also ich bereue das auf keinen Fall. Natürlich gibt es immer Momente, die nicht so schön sind.

Aber die gibt es überall.
Ich kann mit Bestimmtheit sagen: Die Pflege, das ist mein Leben.
Das Zusammenspiel mit allen im Team macht das Besondere aus. Es ist nicht ein einzelner Baustein.

Es ist das Puzzle, was jeden Tag aufs Neue zusammengesetzt werden muss – im Team, im Gespräch mit den Angehörigen und den Pflegebedürftigen.

Das Besondere an diesem Beruf ist: Wir gehen mit Menschen um, die unserer Hilfe bedürfen.

Und wenn ein dankbarer Blick kommt oder ein Lächeln des Pflegebedürftigen, ja dann ist das schon wahres Glück.

Wir schieben nicht nur die Papiere von links nach rechts. Das muss natürlich auch. Aber alles was wir tun, das ist für die Menschen, die wir pflegen und betreuen. Ich bereue nichts und möchte auch nichts anderes machen.

Wo sind Sie aufgewachsen?
In Castrop Rauxel.

Welchen Bildungsweg haben Sie genommen?
Ich habe Abitur gemacht. Danach habe ich eine Ausbildung zur Krankenschwester durchlaufen.
Ich war dann anschließend im Augusta Krankenhaus in Bochum tätig – auf einer Intensivstation in der Chirurgie.

Wie lange waren Sie dort?
Insgesamt sechs Jahre lang.

Wie sind Sie zur Pflege gekommen?
Durch meine Oma. Sie war Altenpflegerin in einem Altenheim und führte dort nebenbei eine Schneiderstube.

Später wurde meine Oma schwerkrank. Mein Vater und ich haben sie bis zum Schluss begleitet.

Danach kam meinem Vater und mir der Gedanke, einen Pflegedienst zu gründen. Mein Vater hat dafür noch einmal umgeschult und eine Ausbildung zum Altenpfleger absolviert.

2000 war es dann so weit und wir haben den heutigen Pflegedienst eröffnet.

Was belastet Sie, wenn Sie heute an die Pflege denken?
Beflügelndes und Bedrückendes – beide Momente liegen oft dicht beieinander. Mir liegt die Palliativpflege sehr am Herzen. Das gibt es natürlich sehr traurige Momente.

Was bedrückt Sie da ganz besonders?
Während der Palliativpflege werden wir ein Teil der Familie.

Und wenn Sie dann eine Mutter im Sterben begleiten, die erst 42 Jahre alt ist und Kinder hinterlässt, dann ist das sehr bitter – auch für uns als professionelle Begleiter.

Aber es gibt auch viel Positives.

Was meinen Sie?
Nun, man sieht die eigenen Sorgen und Nöte in einem anderen Licht.
Sie erscheinen einem so unwichtig und klein angesichts dessen, was andere Menschen durchmachen.

Und: Es ist ein ungeheurer Reichtum, Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten.

Manch einer spricht darüber, was er anders gemacht hätte.
Die überwiegende Mehrheit ist klar und ehrlich in der Betrachtung ihres zurückgelegten Lebensweges.

Der Tod lässt das Leben als das erscheinen, was es ist, nämlich ein Geschenk. Und das ist unwiederbringlich.

Frau Rosenberger, vielen Dank für das Gespräch.

Mehr lesen:
2021: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2021/

2020:https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2020/

2019: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2019/

2017: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2017/

VON DER HYGIENEINSPEKTORIN IM OSTEN ZUR GESCHÄFTSFÜHRERIN EINER SOZIALSTATION NACH DER WENDE

MENSCHEN IM ALLTAG-2021.09.21

Es wird wieder viel über die Pflege diskutiert, gerade jetzt, in der Zeit des Bundeswahlkampfes.
Wie sich eine ehemalige Hygieneinspektorin nach der Wende in die Pflege hineinbegab, mit den Anforderungen wuchs und heute eine Sozialstation erfolgreich führt, darüber habe ich mit Ute Grüner gesprochen.

Das ist jetzt rund vier Jahre her, aber beim Durchlesen des Interviews habe ich festgestellt, dass es jungen Menschen bei dem Gedanken hilft, sich für den Pflegeberuf zu entscheiden und auch am Entschluss festzuhalten, auch wenn es mal schwierig wird.

Frau Grüner, wie verlief ihr beruflicher Werdegang vor der Gründung Ihres Pflegedienstes?
Von 1982 bis 1985 habe ich eine Fachschule zum Hygieneinspektor absolviert.

Das entspricht in etwa dem heutigen Berufsbild des Gesundheitsüberwachers. Danach war ich als Hauswirtschafterin bei der Volkssolidarität beschäftigt.

Anschließend ging es in ein Pflegeheim. Dort habe ich auch meine Ausbildung zur examinierten Altenpflegerin absolviert.

Daran schloss sich eine Qualifizierung zur Pflegedienstleitung an. 2001 bin ich dann in die Selbstständigkeit gewechselt.

Was war die Initialzündung dafür, als Unternehmerin in die Pflege zu gehen?
Das Motiv war: Ich wollte einen eigenen ambulanten Pflegedienst gründen.

Warum?
Weil ich im Pflegeheim gesehen habe, wie die Bewohnerinnen und Bewohner zum Teil an der Tür ihr Leben abgegeben haben. Trotz alledem haben wir als Mitarbeiter alles getan, damit sich die Bewohner wohlfühlten.

Ich hätte gar nicht zufrieden nach Hause gehen können, wenn ich nicht alles in meiner Kraft Stehende unternommen hätte, um die Heimbewohner gut zu pflegen und zu betreuen.

Also war das schon ein wichtiger Antrieb für Sie, mit einem eigenen Pflegedienst noch mehr für die Pflege- und Hilfsbedürftigen zu tun?

Ja, uns ging es darum, pflegebedürftigen Menschen in unserer Umgebung möglichst lange zu ermöglichen, im eigenen häuslichen Umfeld zu verbleiben.

Sie sollten ihr eigenes Leben selbstbestimmt führen, solange jedenfalls, wie das ging. Das war für mich schon ein wichtiger Antrieb.

Später haben wir dann noch die Tagespflege gegründet, weil es uns wichtig war, dass Menschen am Tag die Möglichkeit hatten, betreut zu werden.

Was sind das für Gäste, die zu Ihnen in die Tagespflege kommen?
Zum einen sind das Menschen, die einfach eine neue und interessante Sicht auf den Tag bekommen wollen – durch Begegnungen mit anderen Gästen und indem sie an den Aktivitäten teilhaben können.

Das sind aber auch Gäste, die unter Demenz leiden – abends sind ja in dem Fall die Angehörigen wieder da und können sich kümmern.
Sie alle zusammen fühlen sich bei uns am Tag sehr wohl

Haben Sie das alles allein geschafft?

Anfangs ja. Später, genauer 2006, ist mein Mann, Jens, mit in die Firma eingestiegen.

Als was?
Als Mitinhaber natürlich und verantwortlich für die Technik, die Verwaltung den Fuhrpark. Heute leitet er die ambulant betreute Wohngruppe.

Was ist Ihnen anfangs leichtgefallen und wo hatten Sie Schwierigkeiten, hineinzuwachsen?
Die Akquise von Patienten ist mir leichtgefallen. Ich kannte viele im Dorf und man kannte mich. Ich hatte auch von Anfang an ein gutes Verhältnis zu den Ärzten.

In kürzester Zeit haben wir ca. 30 Patienten betreut. Schwer ist mir die gesamte Büroarbeit gefallen. Ich bin heute noch lieber beim Patienten, als die Dokumentation zu erstellen.

Aber: Das ist ja wichtig. Und so habe ich mich in vieles einarbeiten müssen – das ganze Vertragswesen, die kaufmännischen Angelegenheiten, die Planung und Organisation der Pflege und Betreuung.

Haben Sie heute noch Kontakt mit Patienten?
Auf jeden Fall, wo denken Sie hin? Ich kenne alle Patienten persönlich, spreche mit ihnen, wenn es Wünsche oder Probleme gibt.

Außerdem bei Dienstübergaben oder beim Erstaufnahmegespräch – da bin ich immer dabei.

Was macht Ihrer Meinung nach ein starkes Team aus?
Ein starkes Team? Im Notfall ist jeder für den anderen da – das macht meiner Meinung nach ein wirklich starkes Team aus.

Und zwar ohne große Worte. Dies wissen auch die Patienten und vertrauen uns nicht zuletzt deshalb.

Welche Rolle spielt für Sie die Kommunikation mit den Pflegebedürftigen?
Die Kommunikation spielt für uns eine extrem wichtige Rolle.
Man kann bei jeder Maßnahme, zum Beispiel bei der Körperpflege, Kommunikation und Aktivität miteinander verbinden.

Also: erklären, was man gerade macht, was wichtig ist bei einer mobilisierenden Tätigkeit. Und außerdem: Auf dem Dorf wird immer gesprochen. Wir sprechen viel über Ereignisse und Menschen, die für uns interessant und wichtig sind.

Das mögen die Pflegebedürftigen sehr gern. Sie nehmen ja dadurch weiter am Leben außerhalb der häuslichen Umgebung teil.
Ich denke: Mitunter ist ein Gespräch bei einer Tasse Kaffee wichtiger als die Pflegemaßnahme selbst.

Oder anders ausgedrückt: Ich habe mich nie von der Minutenpflege drücken lassen. Das geht immer auf die Qualität. Natürlich muss ich ebenfalls auf die Zeit schauen.

Aber im Fokus sind für mich die Menschen, die wir pflegen und betreuen. Und da muss man eben auch mal eine Minute hinten dranhängen.

Meine Mitarbeiter wissen ebenfalls, dass ich so denke.
Ich will gern in diesem Zusammenhang an unseren Leitspruch erinnern.

Nämlich?
Helfen ist unsere Berufung!

Frau Grüner zum Abschluss: Was ist für Sie persönlich Glück?
Glück ist für mich ein Zustand der inneren Zufriedenheit, zum Beispiel, wenn der Tag gut war.

Zu meinem Glück gehört meine Familie: Mein Mann, ohne den ich das hier gar nicht schaffen würde; meine Tochter Annett – sie ist 25 Jahre alt und studiert Journalismus.
Frau Grüner, vielen Dank für das Gespräch.

Sozialstation Grüner GmbH Pflegedienst
Lobensteiner Str. 9, 07924 Ziegenrück

Mehr lesen:

2021: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2021/

2020:https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2020/

2019: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2019/

 

 

 

IM SCHREIB-ALLTAG SEIN HANDWERK BEHERRSCHEN

2021.08.26-SCHREIB-ALLTAG

Es gibt in der Technik des Schreibens Eckpfeiler, die man stets beachten sollte. Dazu gehören: die richtigen Informationen und Notizen auszuwählen, sie zu gliedern und schließlich daraus ein Thema strukturiert zu entwickeln.

Lässt du dieses Handwerkszeug außer Acht, um vermeintlich schneller und bequemer ans Ziel zu kommen, so machst du letztlich Umwege und verstrickst dich in einer Vielzahl von Verästelungen.

Selbst wenn ich Themen des Alltags wähle, so will der Leser ja nicht von meinen hin- und herspringenden Gedanken gefesselt oder besser verwirrt werden.

Nein, er will, dass ich einen Gedankengang nach dem anderen entwickle.

Nur so kann ich die Botschaften verständlich transportieren, in die Worte gießen, die mir wichtig sind.

Im Urlaub habe ich kürzlich meiner Enkelin morgens nach dem Frühstück kleinere Geschichten erzählt.

Und obwohl ich das frei formulierte, habe ich dabei fieberhaft überlegt, was zuerst gesagt werden sollte, was danach kommen könnte, kurzum, wie die Geschichte gegliedert und aufgebaut werden musste.

Und wenn Krümel dazu meine linken Zeigefinger mit ihrer kleinen Hand fast zerquetschte, dann wusste ich, dass ich es geschafft hatte, nämlich sie zu fesseln.

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GESPRÄCHE MIT EINER PRIMA BALLERINA-AUSGEWÄHLTE TEXTE

MENSCHEN IM ALLTAG-2021.07.28

Am 05. August 2021 veröffentliche ich auf dem Blog das neueste Interview, das ich mit Iana Salenko kürzlich geführt habe.
Vorab – hier zwei ausgewählte Texte aus den letzten beiden Jahren.

 

IANA SALENKO IM TELEFONINTERVIEW IM DEZEMBER DES VERGANGENEN JAHRES
Freitag, 11.12. 2020
Iana Salenko ist die Prima Ballerina am Staatsballett in Berlin.
Sie antwortete auf meine Fragen, die ich ihr am Telefon gestellt habe. Obwohl es ihr selbst noch nicht wieder hundertprozentig gutging - sie hatte sich mit Covid-19 infiziert, schaffte sie es, gute Laune zu verbreiten.
Ich stellte immer wieder aufs Neue fest, dass Iana durch und durch ein Profi ist, vor allem aber ein wunderbarer Mensch.

Zum Interview:
Iana, wie geht es Euch in dieser Zeit, in der alles und alle unter Covid-19 zu leiden hat?
Uns geht es heute schon wieder viel besser. Vor vierzehn Tagen habe ich erfahren, dass ich mich mit dem Virus infiziert habe.

Hast Du Dich testen lassen?
Ja, und wenig später bekam ich die Nachricht, dass der Test positiv war.

Was hast Du in dem Moment gedacht, als Du von dem Ergebnis erfahren hast?
Naja, du erschrickst dich schon, bekommst Angst, weil du ja nicht weißt, wie der Verlauf deiner Krankheit sein wird.

Welche Symptome sind bei Dir aufgetreten?
Ich war vor zwei Wochen, noch bei den Proben und fühlte mich danach nicht so gut.
Ich hatte Muskelkater, der ganze Körper schmerzte und am nächsten Tag spürte ich, dass mir mal kalt und dann wieder heiß wurde.

Was hast Du dagegen unternommen?
Zunächst war mir noch nicht bewusst, dass ich überhaupt krank bin.
Ich dachte, es sei eine leichte Erkältung.

Ich bin ja sogar noch in die Sauna gegangen, um den Schnupfen und den Husten wieder loszuwerden.

Und, hat die Sauna geholfen?
Nein, natürlich nicht. Die Symptome wurde sogar noch stärker.
In der Nacht darauf hatte ich eine erhöhte Temperatur – 37,5 Grad zwar nur, aber es fühlte sich an, als hätte ich 39 Grad Fieber.

Gab es dafür einen besonderen Grund?
Ich glaube, dass das mit meinen starken Schmerzen im Rücken zu tun hat, die ich stets bekomme, wenn ich Fieber habe.

Wie ging es weiter?
Ich bin Zuhause geblieben, habe viel geschlafen, mich ausgeruht. Ich wollte keine Tabletten nehmen und gedacht, ich bekäme es so in den Griff.

Aber dann wurde der Husten stärker, ich hatte teilweise keinen Geschmack mehr, fühlte mich einfach schlapp.
In der Staatsoper wurden wir zweimal in der Woche getestet. Ich habe mich also auch nach einer Probe entsprechend vorsorglich testen lassen. Als ich das Ergebnis mitgeteilt bekam, da bin ich sofort in die Quarantäne gegangen.

Hat Marian diese Symptome auch gehabt?
Ja, er hatte tagelang Kopf- und Rückenschmerzen, seine Augen brannten und er war auch ständig müde.

Des Weiteren hatte er einen starken Husten und auch ein Brennen in der Nase.

Wie geht es Euch heute, 14 Tage, nachdem Du positiv getestet wurdest?
Es geht uns beiden schon sehr viel besser. Wir fühlen uns noch nicht wieder zu 100 Prozent fit, aber es geht merklich aufwärts.

Iana, ich weiß, dass Du mental ein sehr starker Mensch bist und Dich immer wieder selbst motivieren kannst. Gelingt Dir das in dieser Zeit ebenfalls?
Ja, schon.
Es gibt sogar etwas Positives, dass ich gar nicht missen möchte.

Nämlich, dass ich William ganz anders aufwachsen sehe.
Bei Marley war ich gleich nach der Geburt schon wieder sehr schnell in Auftritte eingebunden. Heute kann ich Zuhause bleiben und mich intensiver mit den Kindern beschäftigen.

Wie kommt Ihr beide miteinander klar. Gibt es Phasen, wo Ihr Euch wünschen würdet, dass Ihr nicht beide die ganze Zeit im Haus zusammen seid?
Uns geht es wie allen Menschen in dieser Situation.
Also gibt es auch mal Zeiten, wo wir uns lieber mal für eine Zeit aus dem Weg gehen oder eben eine Meinungsverschiedenheit austragen.

Aber überwiegend stärkt uns der Zusammenhalt in der Familie, weil wir viel miteinander reden und einfach Spaß haben.

Marian ist es ja gar nicht gewohnt, dass ich so viel Zuhause bin. Für ihn ist das eher ungewohnt. Er denkt manchmal, ich sei genervt von ihm, weil er nun so oft um mich herum ist.

Und ist das so?
Nein, überhaupt nicht. Ich genieße das richtig, auch mit den Kindern zusammen zu sein.
Ich sitze manchmal nur auf der Couch und beobachte William, wie er auf dem Fußboden herumkrabbelt. Das sind einfach schöne Momente.

Wie hältst Du Dich fit in dieser Zeit, und unter diesen ungewöhnlichen Bedingungen?
Ich trainiere sehr viel an der Sprossenwand im Arbeitszimmer, oder ich mache Bodenübungen. Yoga – und Pilatis Übungen kommen hinzu.
Manchmal laufe ich mit William die Treppe hoch. Er mag das so sehr. Wir können ihn in seinem Alter nicht allein hochlaufen lassen und müssen schauen, dass ihm beim Klettern auf der Treppe nichts passiert.
Also machen wir das beste daraus und treiben gleich ein bisschen Sport. Das muss ja alles auch ein wenig Spaß machen.

Wie ist die Hausarbeit zwischen Euch aufgeteilt?
Marian kocht sehr gern. Er liebt das. Ich wasche meistens ab.
Ich stehe meistens sehr früh auf.

Dafür bereitet Marian wiederum die Flasche Milch für die Nacht für William vor. Morgens, da bekommt der Kleine Haferflocken und Marian kann weiterschlafen. Er rührt sich auch nicht.

Wie kommt Dein Mann insgesamt mit der Situation klar?
Marian versucht vor allem die positiven Seiten im jetzigen Alltag zu sehen.
Er beschäftigt sich viel mit den Kindern, genießt unser Zusammensein.

Iana, vielen Dank für das Interview.

 

WILLIAM KÜNDIGT SICH AN
Iana, kurz vor der Geburt ihres zweiten Sohnes, William

Montag, 13. Mai 2019.

Iana ging es gut, und das, obwohl sich scheinbar die Zeit ihrer Schwangerschaft dem Ende zuneigte.

Ihr Bauch war immer weitergewachsen und jetzt fühlte er sich sehr hart an. Doch sie fand das nicht schlimm.

„Ich gehe heute zum Training“, rief sie Marian zu, der gerade die Treppe herunterkam und auf die Küche zusteuerte.

„Hm“, brummte der. Zu mehr war er zu der Tageszeit noch nicht fähig. Der Tag hatte ja gerade angefangen und Marians ‚Batterien waren noch nicht hochgefahren‘.

„Ich will mich bewegen, nicht nur hier herumsitzen“, sagte Iana zu ihm, während Marian in der Küche hantierte.

„Aber wird das nicht zu viel für dich? Es kann jeden Augenblick losgehen, mit den Wehen“, antwortete Marian und schaute auf Ianas Bauch.

„Ach, das geht schon“, entgegnete sie. Dabei stellte sie sich gerade in den letzten Tagen immer wieder die Frage, wann es nun endlich so weit war, und es losging mit der Geburt.

Iana, Marian, Marley, sie alle konnten es kaum noch erwarten, dass der kleine William auf die Welt kam.

Nach dem Training fühlte sich Iana immer noch gut.
Später, es war bereits nachmittags, da verspürte sie Lust, die Terrasse zu fegen.

Irgendwas ließ sie nicht zur Ruhe kommen. Sie wollte putzen, alles im Haus saubermachen.

„Ich kann dir helfen“, sagte sie zu Marian, während der das Unkraut zupfte. Sie sprang auf und griff sich den Besen.

Anschließend begleitete sie noch gemeinsam mit Marian ihren Sohn Marley zum Klavierunterricht.

Nach dem Klavierunterricht gingen sie alle zusammen in ein Fastfood-Restaurant.

„Ich möchte Cola trinken“, rief Marley gleich, als sie sich alle hingesetzt hatten.

„Du weißt schon, dass das nicht nur dick macht und du außerdem die ganze Nacht nicht schlafen kannst“, mahnte Marian seinen Sohn.

Marley war gerade mal zehn Jahre alt und für sein Alter ein sehr aufgewecktes Kerlchen, und nicht auf den Mund gefallen.

„Macht nichts, dann kann ich nachts weiter meine Geschichten per Video erzählen“, entgegnete er schlagfertig.

„Denk an Herrn Müller und seinen dicken Bauch. Willst du auch mal so aussehen?“, scherzte Marian.

„Papa, dann müsste ich ja ganze Lastzüge voller Cola leer trinken und zu Weihnachten könnte dann nicht wie gewohnt ein festlich geschmückter Coca-Cola – Zug zu den Kindern fahren, so wie jedes Jahr.“

„Ich will auch eine Cola probieren“, sagte Iana plötzlich.
„Hoffentlich bekommt sie dir in deinem Zustand“, meinte nun Marian.

„Ja, das geht schon“, antwortete Iana und tunkte eine Pommes frites in die scharfe Sauce.

Es war schön, im Restaurant zu sitzen, zu lachen und die Gemeinsamkeit zu dritt zu genießen.

Bald würden sie zu viert sein, und im Stillen saß der kleine William bereits mit am Tisch.

Iana fühlte sich gut nach dem Essen. Und doch sollte diese Leichtfertigkeit beim Essen ihre Geburtswehen beschleunigen.

„Mama, wollen wir Lego spielen?“, fragte Marley seine Mutter, als sie wieder Zuhause angekommen waren.

Iana war einverstanden und Marley holte die Steine raus.
Marian mähte indessen im Garten den Rasen.

Plötzlich bemerkte Iana, dass bei ihr Wasser austrat.
Sollte das der Beginn der Geburtswehen sein?

Eine Woche lang hatte Iana alles versucht, aber die Wehen setzten nicht ein, es passierte nichts.

Und die Cola und die scharfe Sauce, waren sie jetzt der Auslöser für all das?

„Marley, ich glaub‘, es geht los“, rief Iana.
„Nein, nein, bitte nicht, noch nicht heute!“

Marley schaute seine Mutter an. Sein Gesicht drückte Panik aus.
Er hatte Angst um seine Mutter. Aber er dachte auch daran, dass am nächsten Tag die Fahrradprüfung für ihn anstand, und die wollte er unbedingt ablegen.

Außerdem: Sein Bruder sollte nicht an einem 13. geboren werden. Das würde doch Unglück nach sich ziehen. Marley war verzweifelt und ratlos.

Iana spürte das aus ihrem herauslaufenden Fruchtwasser.
„Ich geh‘ in die Badewanne und danach ein wenig Make-up auftragen“, sagte sie. Sie schien ruhig und ausgeglichen, während um sie herum alles hektisch wurde.

William kam noch am gleichen Tag zur Welt.

 

FITNESS IST MEHR ALS NUR MUSKELN TRAINIEREN – ES KNÜPFT EIN MENTALES BAND ZWISCHEN MENSCHEN IM ALLTAG

ALLTÄGLICHES-2021.07.28

ALLTÄGLICHES-2021.07.28

Kalle, der Allrounder vom JR-Fitness-Studio im Prenzlauer Berg,  motiviert dich – neben seiner Arbeit, fast unbemerkt, aber mit einem merklich positiven Ergebnis für dich – mental und für deine Bereitschaft, erneut zum Training zu kommen, nun schon fast täglich.

Ich bin noch nicht lange wieder im Fitness-Studio – erst, nachdem ich zweimal geimpft worden bin.

Jetzt ist es wohl schon die dritte Woche, in der ich morgens wieder regelmäßig zu John Reed in den Prenzlauer Berg fahre.

Es fühlt sich noch schwer und behäbig für mich an. Allein, wenn ich die Treppen von der Tiefgarage rauf bis zum Eingang des Studios gehe, keuche ich, als hätte ich schon einen Halb-Marathon absolviert.

Kalle hat mich da beruhigt: „Du, die Treppenstufen sind wahrscheinlich höher als normal gebaut.“
Ich war sofort bereit, ihm das zu glauben.

Aber das ist es, was mich schließlich schnell motiviert.

Während ich mich ausgeschlafen, na gut – so einigermaßen, kurz vor sechs Uhr morgens durch die Tür schleppe, eher missgelaunt bin, begrüßt Kalle mich hinter dem Tresen mit einem fröhlichen ‚Guten Morgen Uwe.‘

Dabei müsste er derjenige sein, der kaputt ist, denn hinter ihm liegen ja viele Arbeitsstunden, die er in der Nacht im Studio absolviert hat.

Aber in dem Moment, in dem ich ihn treffe, da lege ich meinen eigenen inneren Schalter um und sage mir: ‚Komm‘, du Lusche, sei fit und motiviert, du hast keinen Grund dich hier nur durchzuschleppen.“

Es sind nie die großen Dinge, die mich begeistern, sondern eher die kleinen, die alltäglichen Gesten, die mir schließlich gute Laune bereiten.

Kalle hat dafür ein Händchen. Er sagt zwar, er sei nur der Allrounder, der sich kümmert, aber ich denke, er ist mehr.

Nämlich jemand, der Menschen zusammenführen kann, jedem der zur Tür reinkommt das Gefühl gibt: ‚Hey, besonders du bist hier herzlich willkommen.‘

Wir sprechen nie lange miteinander, dann wuselt Kalle schon wieder irgendwo hin -und her, achtet darauf, dass die Hygieneregeln eingehalten werden, kontrolliert den Impfstatus bei den Leuten, die durch die Eingangstür kommen.

Kurzum, es ist mehr ein positives Feeling, was Kalle verbreitet und dabei noch seine Arbeit macht.

Im Stillen denke ich oft: „Du möchtest hier jetzt nicht wischen, oder mit dem Lappen die Ecken im Studio säubern.“

Da bin ich dann doch froh, dass ich lediglich an den Geräten trainieren muss oder besser darf.

Ich schätze Kalle, weil er unaufdringlich ist, sich kümmert, stets ein gutes Wort übrighat, und ganz nebenbei, fast unbemerkt, alles im Griff hat.

Also, ich sitze jetzt am Schreibtisch, müsste eigentlich das Interview mit der Prima Ballerina protokollieren, aber das hier aufzuschreiben, das macht eben mehr Spaß.

Ich bin froh, dass ich wieder ins JR-Studio fahren kann. Und das mit dem Gewicht und den laschen Muskeln, das kriege ich auch wieder in den Griff, die Hoffnung jedenfalls bleibt.
Bis demnächst mal, Kalle.

ZUM TOD VON FRAU DR. MARLIES WILLAMOWSKI

MENSCHEN IM ALLTAG-2021.07.22
Ich habe gerade vom Tod meiner langjährigen Ärztin, Frau Dr. Willamowski, erfahren.

Ich bin schockiert und sehr traurig. Sie war eine ausgezeichnete Ärztin. Und sie war ein sehr sensibler und fürsorglicher Mensch, immer mit dem Blick auf das Wohl ihrer Patientinnen und Patienten befasst.

Zweieinhalb Jahrzehnte hat sie mich betreut. Sie hatte den Finger stets in der Wunde, wenn sie mich auf eine gesündere Lebensweise hinwies und dafür habe ich sie innerlich manchmal verflucht, weil ich ja wusste, wie recht sie damit bei mir hatte.

Aber sie war auch eine ausgesprochen gute Gesprächspartnerin, konnte hervorragend zuhören.

Manchmal habe ich es sogar geschafft, sie zum Schmunzeln zu bringen. Ich werde Sie sehr vermissen, und ich werde Sie nicht vergessen, liebe Frau Doktor. Mögen Sie in Frieden ruhen.
Dr. Uwe Müller

DEMENZ – WENN DIE EMPATHIE SCHWINDET

ANNA

ANNA-2021.07.21

RÜCKBLICK AUF TEXT – 2018.11.28
Anna hatte keine Freude mehr am Schenken.

„Wie ist das Wetter bei euch da oben?“, fragte Peter Anna.
Es war das übliche Telefongespräch am Vormittag, es war diesig und es schien keine Sonne, Wind war aber auch nicht.

Das war gestern so, vorgestern ebenfalls.
Anna hätte also sagen können: „Das Wetter ändert sich seit Tagen nicht, es ist gleichgeblieben.“

Doch diese gedanklichen Fäden konnte Anna nicht mehr ziehen.

„Der Himmel ist grau, die Sonne scheint nicht, aber es ist auch kein Wind“, sagte Anna stattdessen.

„Prima“, antwortete Peter. Er war irgendwie froh, dass er über dieses stets wiederkehrende Thema den Gesprächsfaden mit Anna knüpfen konnte.

„Heute Nachmittag fahren wir zur Post. Klara hat einen Stollen eingepackt und den schicken wir dir“, redete Peter weiter.

„Ach, wie kann ich dir nur danken?“, fragte Anna.
„Naja, ich habe damit nichts zu tun. Nur, dass ich den vorhergehenden mit aufgegessen habe, nachdem Klara ihn gebacken hatte.“

Anna verstand diese Art von Humor nicht mehr.
„Ja, das ist so schön, ich freue mich. Wie kann ich euch nur eine Freude machen?“

„Ach, mir würde eine ganze Menge einfallen“, antwortete Peter und bereute zugleich, dass er es überhaupt gesagt hatte.

„Ja, was denn?“, fragte Anna nach einer Weile.
Flasche Sekt, warme Socken, Kasten Mon Cherie, Puppe für Krümel, das könnte er antworten. Es schoss ihm geradezu ein, während Anna die Frage noch gar nicht zu Ende formuliert hatte.

Sagte er davon was? Natürlich nicht. War es schlimm, dass Anna nicht mehr auf das kam, was sie früher in solchen Momenten tat? Überhaupt nicht.

„Schade nur, dass Anna sich um die Glücksgefühle brachte, die sie früher überkamen, wenn sie anderen eine Freude machte“, dachte Peter in diesem Moment.

Doch dafür konnte sie nicht. Die Demenz ließ das nicht mehr zu, nahm ihr Stück für Stück diese Empathie.

Das war das eigentlich Schlimme – vor allem für Anna. Umso mehr mussten sich Klara, Laura und Peter bemühen.
Und das taten sie ja auch.

„Wenn dir der Stollen schmeckt, dann ruf doch KIara an. Sag ihr, dass er gut gelungen ist.“

„Das mach ich ja sowieso“, sagte Anna, so als hätte Peter auf etwas hingewiesen, was doch selbstverständlich war. Nun wurde er noch von Anna der Begriffsstutzigkeit überführt.

Trotzdem: Für den Moment hatte er Anna ein paar unbeschwerte Momente bereitet, so schien es jedenfalls.

Und wenn das Paket mit dem Stollen ankam, dann würde sich das wohl wiederholen. Immerhin. Der Kreis der Möglichkeiten, eine Freude zu bereiten, wurde kleiner.

Sie intensiver zu nutzen, das war wohl jetzt die Aufgabe.
Peter griff wieder zum Hörer, um Klara zu informieren: alles im grünen Bereich.

ANNA IST DEMENT

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lux-AUGENOPTIK – EINE FIRMA MIT EINER LANGEN GESCHICHTE

2021.05.05-MENSCHEN IM ALLTAG

Als ich bei ‚lux-Augenoptik‘ anrief, glaubte ich auf einen ganz normalen Augenoptiker zu treffen. 

Was ich aber im Telefoninterview mit dem Geschäftsführer und Inhaber Steffen Hennes herausfand, das hat mich doch überrascht – ‚lux-Augenoptik‘ ist vielmehr als nur ein Laden, in den du hineingehst, weil du eben mal eine neue Brille brauchst. 

Nein, du findest ein Unternehmen vor, das dich in deinen Bann zieht. Der Zusatz ‚ganzheitlich‘ ist schon oft als Worthülse missbraucht worden. 

Aber auf ‚lux-Augenoptik‘ trifft die Bezeichnung ‚ganzheitliche Beratung‘ zu, ja sie beschreibt mit zwei Worten, was das Herz dieser Firma ausmacht.

Selten habe ich erlebt, mit wieviel Fach- und Sachkompetenz jemand über seinen Beruf spricht und du hinter dieser nüchternen Beschreibung die lodernde Begeisterung spürst, mit der Steffen Hennes und sein ganzes Team für ihre Sache brennen.

Und dann sprichst du auch noch mit einem Menschen, der trotz alledem sehr bescheiden wirkt, zurückgenommen, mit beiden Beinen auf dem Boden des Alltags steht, der einfach sympathisch wirkt. 
Das sind wiederum die Momente, wo ich meinen Beruf liebe. 

Das ist die Geschichte über Steffen Hennes, das Interview mit ihm, über das Team von ‚lux-Augenoptik‘.

Steffen Hennes ist der Geschäftsführer des Unternehmens ‚lux-Augenoptik‘ und gleichzeitig sein Inhaber.
Die Firma wirkt jung, modern, dynamisch, innovativ, so wie ihr Unternehmer an der Spitze selbst.

Beschäftigt man sich ein wenig mehr mit der langen Tradition, die hinter ‚lux-Augenoptik‘ steht, so kommt eine Firma zum Vorschein, die auf eine mehr als 90-jährige Entwicklung zurückblicken kann.
Ihre Erfolgsgeschichte begann im Jahr 1928 in der Bernauer Straße 43 in Oranienburg, gegründet damals noch unter dem Namen ‚Harder Optik‘.

1968, vierzig Jahre nach der Gründung begann der Vater von Steffen Hennes, Eberhard Hennes, seine Ausbildung zum Augenoptiker.

„Mein Vater übernahm zwanzig Jahre später das damalige HO-Unternehmen gemeinsam mit dem Optometristen Lutz Röher“, erinnert sich Steffen Hennes an die Erzählung seines Vaters.

Von ihm weiß er auch, dass die Firma 1959 in ‚lux-Augenoptik‘ umbenannt wurde.
Sein Vater starb im Jahr 2010. Er wurde leider nur 59 Jahre alt.

„Deshalb schätze ich rückblickend jedes Jahr, das wir gemeinsam verbracht haben“, sagt Steffen Hennes. Er weiß, dass er ohne seinen Vater nicht die Entwicklung hätte nehmen können, für die er heute so dankbar ist.

DER LANGE WEG DER AUSBILDUNG VON STEFFEN HENNES

Steffen Hennes begann seine Augenoptikerlehre 1997 in Berlin.

„Die Firma, in der ich gelernt habe, wurde gerade zu diesem Zeitpunkt zerschlagen. Und so habe ich in den Jahren 1998/1999 Kündigungen für die anderen Mitarbeiter schreiben müssen – nicht, weil ich in der entsprechenden Position war. Nein, weil ich der Einzige in der Firma war, der damals mit einer elektrischen Schreibmaschine umgehen konnte.“

Für Steffen Hennes war es nicht ausreichend, was er sich während der Ausbildung an Wissen aneignen konnte. Und so hat er an der Technischen Hochschule Beuth einen Studienlehrgang im Bereich der Augenoptik begonnen.

„Ich habe während meiner Ausbildung festgestellt, dass ich auch gerne was mit Wirtschaft gemacht hätte und habe währenddessen nicht nur Augenoptik studiert, sondern eben auch Wirtschaft.“

Das waren für Steffen Hennes zwei Studiengänge, die parallel liefen. Der Studiengang in Wirtschaft war für Berufstätige konzipiert und lag am Wochenende, also Freitag, Samstag und Sonntag. Montags bis donnerstags studierte Steffen Hennes Augenoptik.

„Mein Vater hat mir während des Studiums den Rücken freigehalten. Ich musste also nicht noch nebenher jobben gehen, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen“, sagt er heute.

Aber Steffen Hennes wollte noch tiefer in die Materie der Augenoptik einsteigen.

„Nach vier Jahren hatte ich zwar das Studium in Wirtschaft und Augenoptik beendet, aber ich hatte das Gefühl, dass ich meine Kenntnisse und Fertigkeiten weiter perfektionieren müsste.“

Steffen Hennes wollte seine Kunden später nicht nur gut darin beraten, welche Brille vielleicht zu ihnen am besten passt, sondern er wollte auch in der Lage sein, das Krankhafte, mögliche Veränderungen im Auge zu erkennen.

DIE BEUTH-HOCHSCHULE UND DAS PRAKTIKUM AN DER UNIVERSITY PHILADELPHIA – FÜR STEFFEN HENNES EIN MEILENSTEIN IN SEINEM BERUFLICHEN UND PERSÖNLICHEN FORTKOMMEN

Deshalb entschloss er sich, im Anschluss an sein Studium einen weiteren Studiengang dranzuhängen – zum Master der klinischen Optometrie, für drei Semester.

Die Vorlesungen fanden in Deutschland statt, an der Beuth-Hochschule und die praktische Ausbildung in Philadelphia.

„Die Beuth-Hochschule und die Salus University Philadelphia PA organisierten den Master-Studiengang Clinical Optometry in enger Kooperation miteinander. Der akademische Master – Grad ist sowohl in den USA als auch europaweit gültig.

Ich hatte auf diese Weise die Möglichkeit, mir Kenntnisse und Fähigkeiten anzueignen, die mir in Deutschland verwehrt geblieben wären.“

Steffen Hennes ist Anfang 2004 ins Geschäft seines Vaters eingestiegen.

„Mein Vater hat seinen Partner in Rente schicken müssen und so war ich auch schon zu dieser Zeit mit in das Geschäft integriert, wenn auch Schritt für Schritt.“

Steffen Hennes musste sich die Akzeptanz durch die Mitarbeiter erarbeiten.
„Das war natürlich kein Selbstläufer. Ich wurde als Sohn des Chefs angesehen, aber dadurch stieg die Erwartungshaltung des Teams an mich noch weiter.“

Für ihn kam Anfang 2004 zudem noch ein Umstand erschwerend hinzu. Er musste die Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken.

„Die Krankenkassen zahlten nur noch bis zum 31.12.2003 zu den Brillen hinzu. Das wirkte sich negativ auf die Geschäftsentwicklung aus. Wenn wir überleben wollten, mussten wir also handeln.“

Heute sagt er rückblickend, dass die Firma nach einem ‚langen Dornröschenschlaf‘ allmählich wieder wettbewerbsfähig wurde.

„Wir haben am Produkt nichts verändert, an der Kundenansprache ebenfalls nichts und so konnten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erkennen, dass sich das Ganze allmählich zum Positiven drehte.“

Steffen Hennes durfte die Strategiefragen für die Zukunft schon recht eigenverantwortlich umsetzen.

„Mein Vater hat mir da schon von Anbeginn freie Hand gelassen. Und als sein Geschäftspartner in Rente ging, wurde ich gleichberechtigter Partner.“
Ab 2006 stand Steffen Hennes vollumfänglich der Firma zur Verfügung.

DAS EXPERTENTEAM – DER GANZE STOLZ VON STEFFEN HENNES

Steffen Hennes sieht sich als Teil eines großen Ganzen, und er sieht sich als Teamplayer.

„Wir achten darauf, dass jeder Mitarbeiter in unserem Team versteht, was Lux-Service bedeutet, was Kundenbetreuung für uns heißt, nämlich ganzheitlich zu denken, zu beraten, zu betreuen.“

Steffen Hennes sagt weiter: „In unserem Team soll das Angebot mit der Qualifikation des Mitarbeiters übereinstimmen.“

Er hat in den letzten Jahren ein Expertenteam aufgebaut, wo jedes Problem rund ums Auge von einem Experten aufgenommen und gelöst werden kann.

„Wir haben noch nie einen Mitarbeiter verloren, außer durch Krankheit“, sagt Steffen Hennes und ihm ist anzumerken, wie wichtig ihm seine einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind.

lux-Augenoptik

„Wenn man in der Augenoptik den schwierigen Ausbildungs- und Studienweg sieht, dann ist die Vergütung im Verhältnis dazu nicht angemessen. Aber der Markt gibt das eben nicht mehr her.

Ich habe sieben Jahre gelernt, studiert, viele in meinem Team haben eine exzellente Ausbildung genossen – und dann fragt man sich schon manchmal, ob man nicht in einem anderen Beruf vielleicht mehr verdienen würde.“

Doch Steffen Hennes hebt zugleich den entscheidenden Vorteil hervor, den die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in seiner Firma haben: „Die Optometristen können das machen, was sie auch gelernt haben.

In manchen anderen Unternehmen kommt man vom Studium, geht dann in eine Filiale und darf dem Kunden nie ins Auge schauen. Dafür haben sie oft nicht die Zeit und auch nicht die Technik.“

Die Firma ‚lux-Augenoptik‘ und sein Team bilden ein Netzwerk aus Experten, einen ‚Unterschlupf für Optometristen‘, wie es ihr Inhaber bezeichnet.

In den vergangenen anderthalb Jahrzehnten hat sich das Unternehmen eine hohe Expertise in diesem Bereich aufgebaut.

„Wir bieten jedem Kunden Netzhautuntersuchungen an, haben regelmäßige Vorsorgen eingeführt, sodass der Kunde einmal im Jahr ab einem bestimmten Alter und unter entsprechenden Voraussetzungen eingeladen wird.“

Auf die Frage, wie Steffen Hennes die Berufsbezeichnung eines Optometristen einordnen würde antwortet er, dass er sie genau zwischen dem Augenarzt und dem Augenoptiker platzieren würde.

„Als Augenoptiker oder Optometrist darf ich bis zur Verdachtsdiagnose erst einmal alles machen, auch alle Untersuchungen. Die endgültige Diagnose und die festzulegende Therapie erfolgen jedoch weiter dem Augenarzt“, sagt Steffen Hennes.

„Im Grunde sollten wir im Hause als Optometristen in der Lage sein, alles zu sehen, was der Augenarzt auch sieht. Wir sollten das auch alles beziffern können.

Aber therapieren werden wir das nicht.“
Dem Kunden ist somit geholfen, wenn eine Verdachtsdiagnose erstellt wird.
„Dann kann man entscheiden, ob ein Augenarzt hinzugezogen wird oder auch schon eine Brille weiterhilft.“

DIE OPTOMETRIE – KERN DER ERFOLGSGESCHICHTE DER FIRMA

2007 war ein entscheidendes Jahr.
„Wir haben damit begonnen, die Optometrie ins Unternehmen einzuführen. Wir haben unsere Augenärzte darauf vorbereitet, dass wir sie besser unterstützen wollen“, erklärt Steffen Hennes.

Doch das stieß nicht bei jedem Augenarzt auf Gegenliebe.
„Wir wollten aber keinem Augenarzt den Job streitig machen. Es gibt für einen Optometristen so ein reichhaltiges Betätigungsfeld, dass wir keinem Augenarzt wehtun.“

Inzwischen gibt es eine sehr gut funktionierende Kooperation mit zahlreichen Augenärzten. Hinzukommt, dass sich die positiven Erfahrungen aus anderen Ländern wie England Skandinavien und den Niederlanden immer mehr verbreiten.

„2008 und 2009 haben wir festgestellt, dass die Optometrie doch recht raumgreifend ist. Durch Mundpropaganda haben wir eine ganze Reihe von Kunden erreicht. Oder auch durch Empfehlungen.

Wir mussten feststellen, dass unsere räumlichen Kapazitäten an ihre Grenzen kamen. Wir hatten bis dahin nur einen Untersuchungsraum im Geschäft.

Wir haben dann langsam Ideen entwickelt, wie wir uns vergrößern können. Schlussendlich haben wir in den Jahren 2010 und 2011 an unserem jetzigen Standort einen Neubau errichtet.

Wir haben jetzt drei Untersuchungsräume, also entsprechend mehr Platz, um unsere Untersuchungen anzubieten.“

GANZHEITLICH SEHEN HEISST VERNETZT DENKEN UND HANDELN

Auf meine Frage, was für Steffen Hennes individueller Service bedeutet bringt er es so auf den Punkt: „Die optometrische Kompetenz soll nach außen strahlen. Es geht nicht nur um eine neue Brille für den Kunden, sondern um das Sehen im Großen und Ganzen.

Wir betrachten das Sehen ganzheitlich. Der Kunde darf das Gefühl haben, dass wir den Augenarzt bis zu einem bestimmten Punkt ersetzen. Der Kunde kann sich erst einmal den Augenarzttermin sparen, ob er da hinmuss, werden wir herausfinden.“

WEITERBILDUNG NICHT ZUM SELBSTZWECK, SONDERN ALS GARANT UND BESCHLEUNIGER DER KÜNFTIGEN ENTWICKLUNG

Das Unternehmen bleibt nie stehen, entwickelt sich stetig weiter.
„Wir organisieren regelmäßige Fort- und Weiterbildungen. Ich selbst bin aktuell noch Dozent an der Beuth-Hochschule.

Ich habe deshalb auch einen guten Draht zu den Optometristen dort. Wir haben regelmäßig Praktikanten in unserem Haus von der Beuth-Hochschule. Und wir übernehmen regelmäßig den einen oder anderen Absolventen.

Wir bilden im Haus auch aus. Drei unserer Auszubildenden sind jetzt im Studium zur Optometrie. Es gibt ebenfalls hausinterne Weiterbildungen für spezielle Produkte.
Wir haben gerade eine neue Technik eingeführt, um das trockene Auge zu behandeln.“

Es gäbe noch viel zu sagen und zu schreiben über Steffen Hennes und sein Team.

Mir ist mit diesem Interview mal wieder klargeworden: innovative Produkte sind wichtig, eine fundierte Beratung ist unerlässlich, aber die Begeisterung, mit der Menschen ihrem Beruf nachgehen, sie ihrer Berufung folgen – sie machen das Leben so wertvoll, ja sie sind der Reichtum, der unbezahlbar ist.

DER MENSCH STEFFEN HENNES – ‚DU KAUFST ES IHM AB‘

„Meine Mitarbeiter sagen mir noch heute nach, dass ich keinen richtigen Führungsstil hätte. Ich bin zu ‚lassez faire‘. Was nicht heißt, dass ich nicht genaue Vorstellungen haben, was ich gerne umgesetzt haben möchte und was nicht“, beschreibt Steffen Hennes seine Art, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Unternehmen zu führen.

Ihm geht es nicht um die sklavische Ausführung von ‚engmaschigen Handlungsanweisungen‘.

Vielmehr möchte er allen im Team den Spielraum überlassen, der zu mehr Kreativität und Verantwortung zugleich führt.

„Ich hatte nie die Scheu, an Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter heranzutreten, um ein neues Aufgabengebiet zu verteilen. Ich habe aber auch gleichzeitig billigend in Kauf genommen, wenn Dinge nicht immer ganz so erledigt wurden, wie ich es gern gesehen hätte.“

Worauf er wirklich stolz ist, das ist das Profinetzwerk, was im Haus der lux-Augenoptik geschaffen wurde.

„Wir haben für jeden Bereich Profis im Haus, sodass nicht mehr einer alle Bereiche abdecken muss.

Meine Aufgabe besteht heute überwiegend darin, zu steuern zwischen ‚rechts‘ und ‚links‘.
Ich muss mich nicht mehr in jedem Bereich bis in jedes Detail auskennen.

Wir sind ja über die Filialen verteilt mehrere Optometristen. Demzufolge habe ich für bestimmte Bereich Ansprechpartner, die die Sache noch besser lösen, als ich das selbst hinkriegen würde.“
Steffen Hennes berät auch noch selbst Kunden.

Manche von ihnen waren schon bei seinem Vater und so verlangen sie einfach aus der Historie heraus, dass der Chef sie weiter persönlich bedient.

Allerdings sieht er es eher als seine Aufgabe an, alles im Auge zu behalten.
„Es ist besser, dass vier Mitarbeiter mehr Umsatz machen, als man es selbst tut“, sagt er in diesem Zusammenhang.

In seiner Freizeit genießt es Steffen Hennes, einmal in der Woche abzuschalten und in einem Orchester Trompete zu spielen, im Oranienburger Blasmusikverein.

„Mein Opa war Förster und hatte ein Waldhorn an der Wand hängen. Und so habe ich damit begonnen Flügelhorn und Trompete zu spielen.“

ZUM FIRMENPORTRÄT:

https://uwemuellererzaehlt.de/2021/05/05/2021-05-05-firmenportaet/

 

 

 

 

 

 

 

 

 

MENSCHEN – SIE MACHEN DEN ALLTAG INTERESSANT (2)

2021.04.06
ZUSAMMENFASSUNG – INTERVIEW UND FIRMENPORTRÄT – DIETLINDE HOKE UND JÜRGEN HINTZE
Küchenstudio Wriezen:
Interview:

DIETLINDE HOKE – ENGAGIERTE UNTERNEHMERIN MIT VIEL HERZ

Firmenporträt:

IHR KÜCHENPARTNER – DIETLINDE HOKE

Glasermeister Hintze aus Wandlitz:
Interview:

INTERVIEW MIT JÜRGEN HINTZE VOM 07.07.2020

Firmenporträt:

GLASEREI JÜRGEN HINTZE