Schlagwort-Archive: ÜBER MENSCHEN ERZÄHLEN

AUDIO-‚MUTTI‘ MUSS STAUBSAUGEN

ANNA-2021.11.23

WIE DIE KRANKHEIT DAS GESAMTE UMFELD DER FAMILIE VERÄNDERTE, SCHLEICHEND, FAST UNAUFFÄLLIG

Der Alltag ging weiter, aber irgendwie und irgendwo war Annas Demenz auch immer mit dabei.
Anna hatte ein verstaubtes Bild von der Rollenverteilung zwischen Mann und Frau. Und sie liess sich davon nicht mehr abbringen. Jetzt, nach ihrer Krankheit, erst recht nicht mehr.

 

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WIR VERGESSEN ES NUR ALLZUGERN – ABER DER TOD GEHÖRT ZU UNSEREM LEBEN

DAS LEBEN RUHIG MAL VOM ENDE HER DENKEN

 

ZUM TOTENSONNTAG
BIBELSPRUCH AM SONNTAG FÜR DEINEN ALLTAG
„Denn er weiß, was für ein Gebilde wir sind; er gedenkt daran, dass wir Staub sind.

Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blüht wie eine Blume auf dem Felde; wenn der Wind darüber geht, so ist sie immer da, und ihre Stätte kennt sie nicht mehr.“
Psalm 103, 14-16

Wir lenken uns ab, um nur nicht daran zu denken, dass auch wir vergänglich sind.

Der Alltagsstress, die Sorgen – sie sind gute Gründe, dass wir uns nicht jeden Moment in Erinnerung rufen, wie schnell alles vorbei sein kann.

Aber wir können aus dieser Wahrheit auch etwas Positives ziehen, nämlich innezuhalten, darüber nachzudenken, was unser Leben eigentlich ausmacht, damit wir es nicht bereuen, es nicht getan zu haben, wenn die Zeit abgelaufen ist.-

BIBEL

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DER KLEINE EMILIAN IST DA

19.11.2021

INTERVIEW MIT IANA SALENKO, PRIMA BALLERINA AM STAATSBALLETT BERLIN, ANLÄSSLICH DER GEBURT IHRES DRITTEN KINDES

Es ist Samstag, der 30. Oktober 2021. Ich habe mich mit Iana in ihrer Wohnung verabredet.
Marian, ihr Ehemann, sowie ihre Söhne Marley und William sind ebenfalls dabei.
Emilian liegt in seinem Bettchen und schläft.
Wir sprechen, manchmal sogar laut, lachen zwischendurch. Das alles stört das neue Familienmitglied nicht sonderlich.
Es scheint, als würde er die Liebe und Geborgenheit spüren, die ihn umgeben.
William, nun schon über zwei Jahre alt, sitzt mir am Tisch gegenüber und mustert mich aufmerksam. Ich erinnere mich: Als er geboren wurde, habe ich Iana danach ebenfalls interviewt.
Nun erfahre ich etwas mehr über die Geburt von Emilian.
Wie die Familie auf den Namen ‚Emilian‘ kam

Die Namenssuche begann bereits Wochen vorher. Die Idee für den Namen ‚Emilian‘, die hatte ursprünglich Marley.

„Ich wollte ihn zuerst Emilio nennen. Aber das hörte sich zu Italienisch an. Und dann kamen wir auf Emil, schließlich auf Emilian.

Der Name hat meiner Mama nicht so richtig gefallen. Papa auch nicht wirklich“, sagt er.

Er erklärt weiter: „Mama wiederum wollte ihn Gabriel nennen und Papa hatte sich außerdem den Namen Kilian einfallen lassen. Wir konnten uns nicht auf einen Namen einigen.

Deshalb sollte das Los entscheiden. Mama, Papa und ich schrieben also jeweils einen Namen auf einen Zettel“, sagt der dreizehnjährige Marley.

Iana ergänzt, dass ihre Mama die Verwirrung komplett machte, weil sie das Kind gern Andrew nennen wollte.

Die Familie einigte sich nach einigem Hin- und her auf ‚Emilian‘.
„So richtig war ich auch nach der Geburt nicht mit dem Namen ‚Emilian‘ zufrieden.

Er ist so schwer auszusprechen. Aber dann dachte ich wiederum, dass Emilian auch gut zu meinem Namen passen würde“, sagt Iana abschließend.

Der Tag der Geburt von Emilian

Emilian kam am 22. September 2021, 05.43 Uhr auf die Welt.
Iana ist dabei erst morgens gegen vier Uhr ins Krankenhaus gefahren.

„Ich war erkältet, hatte mich bei William angesteckt. Gegen 23.00 Uhr hatte ich starken Husten und ausgerechnet da begannen meine Wehen. Das alles zusammen war schrecklich.

Aber dann bin ich doch unter der warmen Decke eingeschlafen.
Ich dachte, ich könnte entspannen, der Husten war jedenfalls zurückgegangen.

Gegen halb vier Uhr morgens bin ich aufgestanden, weil die Fruchtblase geplatzt war.

Ich dachte noch: ‚Um Gottes Willen, bitte nicht jetzt, in der Nacht‘.“
Ich hörte staunend zu, dass Iana noch so viel Disziplin aufbrachte und sich zurechtmachte, obwohl ihre Wehen sogar noch stärker geworden waren.

Anschließend ging sie zu Marian, um ihn zu wecken.
„Hey, geht es wirklich los?“, fragte der Iana schlaftrunken und rieb sich verwundert die Augen, als ob er es nicht glauben konnte, was seine Frau ihm gerade gesagt hatte.

Die Wehen bei Iana verstärkten sich indes weiter.
Nun war Marian elektrisiert. Er rief seine Mutter an, um sie dazu bewegen, in der Nacht zu ihnen zu kommen.

„Oma sollte herkommen, weil ich ja allein war. Sie war auch gleich da“, sagt Marley.

Dann ging alles sehr schnell. Marian fuhr Iana zügig ins Krankenhaus.

„Faktisch bin ich von der Straße weg gleich in den Kreißsaal gekommen“, sagt Iana.

„Bei William war es nicht so, da bin ich noch in einem anderen Zimmer gewesen, sozusagen in Warteposition.

Aber die Geburt von Emilian verlief anders. Iana war kaum im Krankenhaus, da ging es schon los.

„Am Anfang war es schmerzhaft. Aber Marian war ja in meiner Nähe, und er hat mich gestreichelt.“

Die Situation veränderte sich, als Marian schwindlig wurde.
Iana hatte nun das Gefühl, sich mehr um ihren Mann kümmern zu müssen als um die eigene Geburt.

„Das war irgendwie komisch für mich und ich habe gefragt, ob es für Marian auch noch ein Bett gäbe.“

Es ging aber alles gut, Marian fing sich wieder. Emilian kam auf die Welt und die Eltern waren glücklich.

„Ich bin schon eine halbe Stunde nach der Geburt aufgestanden und habe die Koffer gepackt. Die Schwester bot mir noch Hilfe an, aber ich habe abgelehnt“, sagt Iana.

Sie wollte am liebsten gleich nach Hause. Aber das ging natürlich nicht.

Die Schwester setzte sie in einen Rollstuhl und fuhren sie in ein Krankenzimmer.

„Ich kann laufen“, hatte Iana vorher mit Bestimmtheit gesagt, aber das ließ die Schwester nicht zu.

„Ich war ja vorher schon umhergelaufen, hatte mit meiner Mutter telefoniert und sogar ein kleines Video mit dem Handy aufgenommen“, erklärt sie lachend.

Die größte Sorge, die Iana nach der Geburt hatte war, dass sie wieder Schwierigkeiten wegen ihrer Placenta bekam. Aber die blieben diesmal aus.

„Ich war deshalb doppelt glücklich. Einmal, weil alles mit der Geburt glatt gelaufen war und zum anderen, weil es keine Probleme in der Phase der Nachgeburt gab.“

Iana blieb noch für zwei Tage im Krankenhaus.
„Das war ganz gut, weil sie dort gleich die U2-Untersuchung machen konnte und nicht mit Emilian zum Kinderarzt musste“, sagt Marian.

Wieder Zuhause, nach der Geburt

Emilian hat die kleine Familienwelt komplett auf den Kopf gestellt.
„Mama steht morgens gegen vier Uhr auf“, sagt Marley.

Dafür geht sie mit William schon um acht Uhr abends schlafen. Er liegt mit im Ehebett, Emilian dagegen schläft im Kinderbett.
Zwischen vier und fünf Uhr früh stillt Iana Emilian.

Sie kann also die Hälfte der Nacht durchschlafen, in der Regel mindestens von abends acht Uhr bis morgens gegen zwei, drei Uhr.

„Ich bleibe länger auf, meist bis Mitternacht. Ich wickele Emilian noch und gebe ihm Milch, bevor ich selbst ins Bett gehe“, sagt hingegen Marian

Iana trainiert schon wieder

„Das Leben einer Balletttänzerin ist zu kurz aus beruflicher Sicht, als dass man lange warten kann, um weiterzumachen.

Außerdem: Ich fühle mich besser, wenn ich was mache“, begründet Iana ihren Willen, so schnell wie möglich zurück auf die Bühne zu gehen.

Am 23.12.2021 findet die Aufführung Don Quichote statt, wo sie das erste Mal nach der Schwangerschaft auftritt.

„Das ist nicht leicht, mich darauf vorzubereiten, aber ich schaffe das, und es ist auch eine große Motivation für mich, wieder dabei zu sein“, sagt sie.

Iana ist glücklich, wenn sie an ihre Familie denkt.
Sie macht sich nur Sorgen um Marian.

„Er ist zurzeit nicht richtig glücklich, weil er noch stark mit den Nebenwirkungen von Corona zu kämpfen hat“, sagt sie.

„Das Joggen hilft mir mental enorm“, mischt sich Marian ins Gespräch ein und erklärt, dass es ihm schon viel besser geht als noch vor einigen Monaten.

Die Familie wird auch diese schwere Zeit überstehen, da bin ich mir sicher.
William schmeißt sein Spielzeugauto durch das Wohnzimmer. Für ihn ist das Interview beendet.

Ich nehme das als Zeichen, bedanke mich für das offene und freundschaftliche Gespräch.



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2021: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2021/

2020:https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2020/

2019: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2019/

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AUDIO – DURCH SCHREIBEN BESSER ÜBER MENSCHEN IM ALLTAG ERZÄHLEN

BEIM SCHREIBEN ENTDECKST BESSER DAS REIZVOLLE DES ALLTAGS, DASS SICH OFT HINTER BANALITÄTEN VERBIRGT

DIE BELLETRISTISCHE ERZÄHLWEISE ZWINGT DICH, IM ALLTAG GENAUER HINZUSCHAUEN, MENSCHEN ZU BEOBACHTEN

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SINN IM ALLTAG FINDEN – DAS MUSST DU DIR JEDEN TAG AUFS NEUE ERSTRAMPELN

ALLTÄGLICHES-2021.11.10

Wie ich ohne jede Lust ins Fitness-Center fuhr, sie weiter auf den Tiefpunkt sank, als ich angekommen war und wie ich mich langsam aus meinem eigenen depressiven Loch wieder herausholte.

 

Es war heute schon recht spät, schon nach 05.00 Uhr. Wir waren nur zehn Minuten später losgefahren, als wir es normalerweise sonst tun.

Zuerst fuhr vor uns ein riesiger LKW, so sah es jedenfalls aus, im Dunklen.

Davor war ein Mopedfahrer, der sich sehr langsam vorwärtsbewegte.

Wir konnten nicht überholen. Die Straßen im Dorf waren zu schmal. Hinter uns hatte sich schon eine lange Schlange an Autos gebildet, deren Scheinwerfer ich im Rückspiegel sah. Vereinzelt versuchte ein Auto auszubrechen. Vermutlich dachte der Fahrer, ich würde ohne Grund so langsam fahren.

Kurz vor dem Bahnübergang wagte ich es und setzte zum Überholen an, erst den LKW, dann das Moped.

Als ich es geschafft hatte, gingen die roten Warnleuchten am Bahnübergang an und die Schranken bewegten sich nach unten.
Wir hätten den Übergang vor fünf Minuten passieren müssen.

„Du bist ein paar Minuten zu spät losgefahren“, sagte Klara zu mir.
„Das brauchte ich jetzt noch, diese Fehleranalyse.“ Ich antwortete erst gar nicht.

Ich wusste ja, dass sie recht hatte.

„Morgen stehe ich um drei Uhr auf und fahre los“, sagte ich stattdessen.

Klara würde morgen im Homeoffice arbeiten und ich konnte selbst bestimmen, wann ich loswollte.

Die Straßen waren dann leer, auf jeden Fall, und ich musste auch nicht bis ins Zeitungsviertel fahren, um Klara bei der Arbeit abzusetzen.

Die Prenzlauer Allee war voll mit Autos.
In Mitte war es stressig, wie immer eben.

Obwohl die Seiten zum großen Teil umrahmt waren von Bauzäunen, rasten die Autos an mir dicht vorbei, sodass du Angst bekamst, dass sie sich in deinen Seitenspiegel einharken wollten.

Endlich in der Tiefgarage. Ich hatte keine Lust, wirklich gar keine. Mein linker Fuß scheuerte an der hinteren Seite des Sportschuhs.
‚Ich lasse das Laufband aus‘, sagte ich zu mir und strebte der Bizepsmaschine entgegen.

Ich quälte mich von einem Gerät zum anderen. Am Nachbargerät schaute mir ein Mann sorgenvoll ins Gesicht, so als ob meine Körperhaltung sagte: ‚Ich hab‘ keine Lust, ich krieg‘ auch keine mehr, sprich mich bloß nicht an, denn dadurch wird’s auch nicht besser.‘

Wenigstens blieb ich einem Prinzip treu- ich ging einfach von Gerät zu Gerät, ohne nachzudenken und danach markierte ich im iPhone die erledigten Anlaufstellen.

Diese Regel brachte mich auch heute weiter – mit jeder absolvierten Trainingseinheit stieg die Laune, wenn auch nur minimal.

Zum Schluss bog ich doch noch in Richtung Laufband ab, wie von selbst trugen meine Beine mich dorthin.
‚Nur zehn Minuten, für dein schlechtes Gewissen‘, sagte ich zu mir selbst.

Dann stieg neben mir ein schmächtiger junger Mann auf das Band.
Er lief sofort los, ja er schwebte wie ein Schmetterling über das Laufband.

In mir kletterte der Ärger hoch.

Ich bewegte meine Beine schneller, stellte die Geschwindigkeit sukzessive hoch, wie von Geisterhand getrieben.

Jetzt hörte ich mein eigenes Stampfen und Schnaufen. Es war, als würde eine Dampflok in Fahrt kommen. Der junge Mann wurde langsamer.

‚Siehst du, die Harten halten länger durch‘, sagte ich zufrieden zu mir.
So als hätte er es gehört, stieg er ganz vom Band.

Ich hatte gerade mal zehn Minuten geschafft. Doch jetzt gab es kein zurück mehr. Ich drosselte die Geschwindigkeit, schloss die Augen und wuchtete meine Füße im Gleichklang mit der Musik, die aus den Lautsprechern dröhnte, auf das Band.

Das ‚Display‘ zeigte dreißig Minuten an, ich hatte es tatsächlich geschafft.

Ich schwitzte, wischte mir den Schweiß mit einem Papiertuch ab, setzte die Maske auf und trottete gutgelaunt in Richtung Umkleidekabinen.

Die Rückfahrt war entspannter. Ich erlebte den stärksten Verkehr auf der Gegenseite. Ins Dorf wollten nicht so viele. Ich schon.
Die Sonne schien, als ich das Auto im Carport parkte. Ich freute mich auf meinen Schreibtisch.

„Das Leben ist schön“, dachte ich unter der Dusche und begann lautstark zu singen. Klara war ja nicht da.

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NORDIC WALKING STATT FITNESS-STUDIO

ALLTÄGLICHES-09.11.2021

Warum du ab und zu einen Rückzugsraum brauchst – nicht nur für den Körper, auch für die Seele

 

Der Wald roch nach feuchtem Laub, Kiefern und frischer Erde. Ich stakte auf dem Weg mit den Nordic Walking-Stöcken in den weichen Boden und schaute auf das Farnkraut, das sich mehr und mehr dem Boden zuneigte.

Es sind die schönsten Augenblicke, wenn ich mich vom Schreibtisch hochgerafft und in die Sportsachen geschmissen habe.

Morgens, da ist es eine klare Sache. Du stehst auf, ziehst dich an und fährst wie selbstverständlich in das Fitness-Center.

Da ist der schwierigste Moment, dass du dich aufraffst, aufzustehen, wenn dich der Wecker genügend genervt hat. Ich wachte heute Morgen gegen 03.00 Uhr auf, ganz von allein.

Dann sah ich zur Uhr und mir fiel ein, dass ich noch weitere drei Stunden schlafen könnte, weil ich ja Klara gesagt hatte, dass ich am Montag nur laufen würde.

Also zögerte ich nicht lange, sondern schmiss mich wieder mit meinem ganzen Gewicht auf die Seite des Bettes, sodass Klara fragte, ob irgendetwas passiert sei. Ich brummte nur, mochte nicht sprechen.

Ein paar Stunden weiter, nach dem Schreiben und Anrufen, da war es so weit. Ich wollte los. Aber zuerst kamen die inneren Stimmen mit den Ausreden:

‚Musst du wirklich los, oder hast du nicht genügend zu tun, dass du gar keine Zeit für den Sport hast?‘

, Morgen fährst du wieder rein und dann machst du doch genügend Training, vorweg sogar eine halbe Stunde auf dem Laufband!‘

Aber ich blieb tapfer, zog mich um und fuhr einfach in Richtung Schorfheide los, hörte nicht auf meine inneren Stimmen, die nach Gründen für das Weglassen des Nordic Walkings suchten

Bin ich im Wald und laufe, dann freue ich mich, dass ich mich überwunden habe.

Du tauchst ein in die Natur, du atmest und riechst intensiver, du hörst auf ganz andere Geräusche als den Straßenlärm, von dem du dich immer weiter entfernst.

Und mit einem Mal bist du auch in einer anderen Art zu denken angekommen.

Es kommen Gedanken, die du ansonsten verdrängst, weil es viel zu hektisch ist am Arbeitsplatz, am Schreibtisch oder wo auch immer.

‚Wo siehst du den Sinn für dein Leben, warum ackerst du noch so, obwohl du doch aufhören könntest?‘

‚Warum ist es so wichtig, zu arbeiten, nicht nur irgendetwas zu genießen?‘

‚Wieso ist es eigentlich eine oberflächliche bedeutungsleere Bemerkung, wenn dir jemand sagt, dass du nun deinen Ruhestand genießen kannst?‘

‚Was ist, wenn du lieber bis zum Tod ein Spannungsfeld aufrechterhalten willst, dass aus Arbeit und dem Genießen besteht?‘

‚Warum ist es harte Arbeit, andere Menschen zu interviewen, das aufzuschreiben und wieso ist es auch ein großes Privileg, das zu tun?‘

‚Wie gehst du mit dem Gedanken an den Tod um und warum gehört er irgendwie mit zu deinem Leben, selbst wenn du es nicht wahrhaben willst?‘

Ich finde nicht auf alles eine Antwort, wenn ich so durch den Wald stampfte.

Aber die Tatsache, dass ich mich am Tag für einen kleinen Moment herausnehme, aus dem Alltagstrott des Denkens, des vielleicht nicht Zufriedenseins, die erdet mich, bringt mich zurück zu dem, was es eigentlich bedeutet, nach dem Sinn im Leben zu suchen, nämlich Freude und Kraft in dem Moment zu entwickeln, in dem du gerade lebst; nicht zu warten auf die großen Situationen des Glücks, die vielleicht nie eintreten.

Ich laufe gerade an einem Hochstand vorbei und sehe Krümel vor mir, die mir zuruft „Opa gib‘ mir ein bisschen Zeit, damit ich hier spielen kann, ja?“

Ich muss innerlich schmunzeln, laufe weiter und sehe in der Ferne das rote Dach meines Jeeps.

Auf der Rückfahrt höre ich eine CD von Roland Kaiser.
„Sie ließe sich so gerne fallen, doch im Hotel nebenan, da wartet schon ihr Ehemann…“

Ich summe mit. Manchmal ist es doch gut, sich fallenzulassen. Du musst es ja nicht gleich wörtlich nehmen.

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SONDERANGEBOTE IM DISCOUNTER

ANNA-2021.11.08

November, vor ein paar Tagen. Ich habe Hanteln im Discounter gekauft - Sonderangebot.
Morgens, kurz vor 07.00 Uhr. Die Leute standen draußen an, in einer Reihe.
Ich fühlte mich zurückerinnert an DDR-Zeiten, so als gäbe es Apfelsinen oder Bananen.
Die Menschen drängten mit Wucht in den Eingang, den die Verkäuferin gerade geöffnet hatte.
Die ‚Raubtierfütterung‘ konnte losgehen. Ich schaute in das Gesicht eines Mannes, der an mir vorbeihetzte. Er schien um sein Leben zu rennen.
Mir fiel die Geschichte ein, die ich vor einem Jahr, auch im November, bei ‚Anna ist dement‘ geschrieben hatte: Peter versuchte Kopfkissen, Bettbezüge und einen Hubschrauber für Krümel zu kaufen.

Peter schaute sich hilfesuchend um, wen er ansprechen könnte, damit er so schnell wie möglich an die Kopfkissenbezüge, die Decke für das Bett und den Hubschrauber für Krümel kam.

Er dachte darüber nach, was jetzt wohl am sinnvollsten wäre und er entschied sich für einen vorläufigen Rückzug, um mit etwas Abstand im hinteren Bereich den Überblick für die nächsten Schritte zu bekommen.

Peter fasste den Einkaufskorb an und zog ihn hinter sich her, während er sich nach Hilfe umschaute. Sollte er die Frau da drüben ansprechen, die ebenfalls in den Sachen wühlte, nur dass sie es nicht so aggressiv tat, sondern mit Bedacht.

Entschlossen schob er den Einkaufswagen wieder nach vorn, so wie eine Ramme, die für den Sturm auf ein schier uneinnehmbares Burgtor eingesetzt werden sollte.

„Ja, passen Sie doch auf, wo Sie mit Ihrem Wagen hinfahren“, schnaubte jetzt ein älterer Herr, der von der Seite kam.
„Ich komme von rechts“, sagte Peter.
„Sind wir auf dem Ku’damm? Lächerlich!“, antwortete der Herr und drängelte sich in die erste Reihe am Wühltisch.

Peter sah sich erneut um. Da entdeckte er die Verkäuferin, die gerade Lebensmittel in die seitlich stehenden Kühltruhen einfüllte.
Gerade als Peter sie ansprechen wollte, drehte sie ihm den Rücken zu und schob einen riesigen Wagen, angefüllt mit leeren Pappkartons, in Richtung der Tür zum Wareneingang.

„Vorsicht bitte!“, rief sie laut und entfernte sich schneller, als es Peter recht war.
‚Wenn man die schon mal braucht“, brummte er.
Er spürte, wie in ihm das Blut allmählich hochkochte.

Peter ließ einfach den Einkaufswagen stehen und ging schnellen Schrittes auf die Verkäuferin zu, die an der Kasse saß.

„Bitte entschuldigen Sie, ich suche ein paar Kopfkissenbezüge und eine Decke, die ich nicht an den Wühltischen finden kann“, rief Peter der Kassiererin zu, die damit beschäftigt war, eine endlos scheinende Anzahl von Dosen, Wurstpaketen, Haushaltsartikeln und Getränken vom Band zu nehmen und die entsprechenden Preise in die Kasse einzugeben.

„Junger Mann seien Sie doch so nett und fragen meine Kollegin, die gerade den Gang entlang auf Sie zukommt.“

„Oh, vielen Dank, mach‘ ich“, sagte Peter, drehte sich um und sah genau die gleiche Verkäuferin, die schon einmal vor ihm geflohen war, versteckt hinter einem Warenkorb auf Rädern.

Die Verkäuferin hatte Peter nun auch entdeckt und bog geschmeidig in einen anderen Gang ab. Jetzt war Peter hellwach. Er war endgültig auf der Jagd und so würde die Verkäuferin beim zweiten Mal keine Chance haben, ihm zu entkommen.

„Junge Frau!“, rief Peter mit lauter Stimme, sodass sich einige nach ihm umdrehten. Er war stehengeblieben. Er war überzeugt, sie würde es auch tun.

Die Verkäuferin hielt tatsächlich inne, drehte sich um und schaute Peter an, leicht verärgert, weil er sie in ihrem Tun unterbrach.
„Könnten Sie mir helfen, ein paar Dinge zu finden, die ich bis jetzt nicht entdecken konnte?“

„Was wollen Sie denn?“, fragte ihn die Verkäuferin mit einem Unterton in der Stimme, der an ihrer Botschaft keinen Zweifel ließ: ‚Wieso wagst du es überhaupt, mich anzusprechen, wo ich doch auf dem Weg zur Kasse bin, die ich aufmachen will, damit sich die Schlange der Wartenden an der Kasse nicht noch mehr in den Raum ergießt‘, schienen ihr Blick und ihre Stimme in völliger Eintracht miteinander ausdrücken zu wollen.

„Ich suche eine Decke und zwei Kopfkissenbezüger, hier, sehen Sie mal.
Peter wollte ihr auf dem iPad das Foto von dem Einkaufsprospekt zeigen, das er vorsorglich abfotografiert hatte.

„Das finden Sie alles da drüben“, unterbrach die junge Frau ihn und wedelte mit ihrer linken Hand in die Richtung des Ungewissen an den Wühltischen.

„Naja, da finde ich eben nichts“, entgegnete Peter fest entschlossen, sich nicht noch einmal abwimmeln zu lassen.
„Und offensichtlich finden Sie das ja ganz leicht, also wäre es schön, wenn Sie mir kurz helfen würden.“

Peter log, als er ‚kurz‘ meinte, denn er war der festen Überzeugung, dass sich das alles in die Länge ziehen würde.

Aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie gemeinsam etwas finden würden, die war um ein Vielfaches größer, als wenn Peter es weiter allein versuchen wollte.

„Was suchen Sie denn?“, fragte die Verkäuferin nun schon versöhnlicher und beugte sich über das iPad. Dessen Oberfläche war inzwischen wieder schwarz geworden. Peter verfluchte das Gerät.

Er hatte es so eingestellt, dass er jedes Mal neu einen Code eintippen musste, damit die iPad-Oberfläche wieder aufleuchtete.
Bevor er also lange suchen musste, sagte er erst einmal, dass er einen Hubschrauber für seine Enkelin suche.
Die Verkäuferin ging schnurstracks auf die Leute zu, die sich vor den Wühltischen drängten.

„Darf ich mal hier durch?“, befahl sie mehr, als sie fragte.
„Schauen Sie mal, hier ist doch alles“, sagte sie jetzt an Peter gewandt, der direkt neben ihr stand.

„Ja, wo ist der Hubschrauber?“ Peter ließ nicht mehr locker.
Die Verkäuferin fuhr mit einem Arm zwischen die bunten Pakete und Schachteln und tastete sich so vorwärts, ohne den Hubschrauber zu finden. Jeden Karton, den sie triumphierend präsentierte, zeigte andere Spielzeuge, nur den Hubschrauber nicht.

Es war wohl doch nicht so einfach, stellte Peter mit Genugtuung fest.
„Hier sehen Sie mal“, sagte die Verkäuferin und hielt nach einem intensiven Durchwühlen des Tisches das Spielzeugpaket mit dem Hubschrauber auf dem Foto hoch.

„Na bitte, den nehmen wir“, sagte Peter.
„Und jetzt die Kopfkissenbezüge“, drängte Peter die Verkäuferin weiter.

„Die finden Sie nicht hier, sondern da drüben, in den großen Kartons, die noch nicht zu Ende ausgepackt sind“, antwortete sie.
„Ich muss nun zur Kasse“, sagte die Verkäuferin, winkte zum Abschied und eilte davon.

„Oh, vielen Dank, Sie haben mir sehr geholfen“, rief ihr Peter hinterher und stürzte zielstrebig in Richtung der Kartons, bevor es andere Kunden ebenfalls mitbekamen, wo sich die noch nicht gänzlich ausgepackten Waren befanden.

Die Kartons waren oben bereits offen und man konnte mit den Händen hineingreifen und die begehrten Kopfkissen herausziehen.
Die dicke Frau von den Wühltischen beobachtete Peter aus der Ferne argwöhnisch und näherte sich mit dem Instinkt eines immer noch hungrigen Schakals.

Peter zerrte das zweite Kopfkissen heraus, beugte sich über den Karton und griff mit dem Arm bis ganz nach unten durch.
Sein Bauch schnitt sich in die scharfe Kante am oberen Kartonrand ein.
Endlich bekam Peter eine Decke zu fassen, zerrte sie aus dem Karton, prüfte, ob es die richtige war und schmiss sie zufrieden in hohem Bogen in seinen Einkaufswagen.

„Darf ich mal vorbei?“, sagte Peter zu der dicken Frau, an der nun fröhlich vorbeiging. Die sah ihn wütend an, bevor sie ein Stück zur Seite ging.

„Vielen Dank. Da hinten gab es übrigens herrliche Kopfkissenbezüge. Aber die sind jetzt weg, ich habe die letzten mitgenommen“, flötete Peter in einem süßlich vergifteten Ton und hüpfte fast freudig in Richtung Kasse.

Die dicke Frau sah ihm erst misstrauisch nach und beugte sich anschließend selbst über den Karton, ja, sie hängte sich so tief mit dem Oberkörper hinein, dass sie fast das Gleichgewicht verlor.
Zu groß war ihre Neugier gewesen, was Peter da so angeblich Tolles herausgenommen hatte.

„Geschieht dir recht, du gieriges Monster“, murmelte Peter, während er mit Vergnügen das enttäuschte Gesicht der dicken Frau beobachtete, nachdem diese wieder aus der Tiefe der Kartons aufgetaucht war.

„Haben Sie etwas zu mir gesagt?“, fragte ihn jetzt eine junge Frau, die hinter ihm stand.

„Nein, nein, ich habe mit mir selbst gesprochen“, sagte Peter schnell.
„Ich meinte nur, dass die Kopfkissenbezüge wie kleine gemütliche Monster seien“, setzte er noch hinzu.
Die junge Frau nickte ihm freundlich lächelnd zu.

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DAS GESICHT IM SPIEGEL SAH WEINERLICH UND ZERKNITTERT AUS

ALLTÄGLICHES-2021.10.29

Von den Niederlagen, morgens für die Fitness frühzeitig aufzustehen

Der Wecker klingelte wie immer eine Viertelstunde vor vier Uhr.
Mir war, als würde jemand mit einem Holzhammer direkt auf meinen Kopf hauen.

Ich hatte Klara am Abend gesagt, dass ich früh zum Sport fahren würde, auch wenn sie nicht mit zur Arbeitsstelle fuhr.

Sie hatte sich entschlossen, am nächsten Tag im Homeoffice zu arbeiten, weil sie noch stark erkältet sei.

„Dann fahre ich morgen früh allein los“, hatte ich todesmutig erklärt.
Der Zeitpunkt war herangekommen.

Ich quälte mich hoch, ließ die Beine aus dem Bett hängen und verfluchte mich, dass ich so eine Ansage gemacht hatte.
Ich stand langsam auf und schlurfte ins Bad.

„Leg‘ dich wieder hin!“, sagte meine innere Stimme.
Du kannst auch noch am nächsten Tag dorthin fahren. Jeden Tag!“
Was sollte ich tun? Meiner inneren Eingebung nachgeben?

Oder den Harten spielen?
„Du bist eine Lusche“, sagte ich zu dem Gesicht, das mich im Spiegel zerknittert und weinerlich anschaute.

„Komm‘, sei ein Held. Geh‘ da raus und mach‘ deinen Sport. In zwei Stunden bist du wieder zurück, gut gelaunt und hochmotiviert“, sagte meine andere Stimme.

Ich ging aus dem Bad in Richtung Schlafzimmer zurück.
„Sei kein Schwächling, raff dich auf!“, rief meine andere innere Stimme.

Der Kopf kämpfte noch, doch die Beine trugen mich direkt vor das Bett.

Ich plumpste hinein, drehte mich um und versuchte weiterzuschlafen.

Ich verfiel in einen Albtraum, indem ich als letzter auf einer 5000 Meter Strecke lief.

‚Jetzt reiss dich doch mal zusammen. Warum hast du in den Trainingsstunden
gefehlt?‘

Ich wachte schweissgebadet auf.
„Du bist ja doch nicht ins Fitness-Studio gefahren“, sagte Klara zu mir.

„Nein, ich habe noch mit meiner Erkältung zu kämpfen“, antwortete ich.

„Komisch, und ich dachte, du hättest das überstanden.“
Ich sagte nichts darauf.

„Dann kannst du ja das Frühstück machen“, schob Klara nach.
Jetzt war meine Laune auf dem Tiefpunkt angekommen.

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VIOLA LEHMANN MIT HERZ UND VERSTAND FÜR DIE PFLEGE UND BETREUUNG VON MENSCHEN

MENSCHEN-2021.10.26

Viola Lehmann hat es geschafft. Sie hat eine Einrichtung in nahezu 20 Jahren aufgebaut und geführt, die Menschen ein Zuhause bietet, die sonst in einem Pflegeheim leben müssten. Die Betreuung erfolgt über 24 Stunden, wochentags und an den Sonn- und Feiertagen.

Den Bericht habe ich vor zwei Jahren geschrieben.
Was bleibt aktuell daran?
Die Leidenschaft, mit der sich Menschen in der Pflege engagieren.

Viola Lehmann hat es geschafft. Sie hat eine Einrichtung in nahezu 20 Jahren aufgebaut und geführt, die Menschen ein Zuhause bietet, die sonst in einem Pflegeheim leben müssten. Die Betreuung erfolgt über 24 Stunden, wochentags und an den Sonn- und Feiertagen.

„Der Umgang mit den Menschen, die gute Unterstützung durch mein Team – das sind die wichtigsten Gründe dafür, warum mir dieser Beruf immer noch Spaß macht“, sagt Viola Lehmann.

Sie hat sich ihren Traum erfüllt- selbstständig als Unternehmerin zu arbeiten, in einer Branche, die immer wichtiger wird.

Und sie ist erfüllt von dem Gedanken, eine häusliche Atmosphäre für die Bewohner zu erhalten und sie gleichzeitig in den Dingen zu unterstützen, ohne die sie nicht mehr allein wohnen und leben könnten, sondern in einem Heim untergebracht werden müssten.

Sich kümmern – als gehörten sie zur eigenen Familie
Viola Lehmann hat treffend formuliert, was sie unter individueller Betreuung versteht – sich so für ihn einzusetzen, als ginge es um das eigene Familienmitglied: „Individuell pflegen und betreuen heißt für mich zu wissen, was der einzelne Bewohner für Wünsche hat, ihn im Alltag zu unterstützen, aber auch ihn zu motivieren, mitzumachen, damit er sich eingebunden fühlt, fit bleibt“, so Viola Lehmann.

Es lebt sich gut in der Seniorenwohngemeinschaft
Die Bewohner sind zufrieden mit ihrer Situation. Sechs bis acht von ihnen leben in einer Wohngemeinschaft. Jeder hat ein eigenes Zimmer, das auch mit einigen privaten Möbeln, Bildern oder anderen Erinnerungsstücken ausgestattet ist, je nach den Bedürfnissen und Wünschen der Bewohner.

Die Küche und das Wohnzimmer werden von den Bewohnern gemeinsam genutzt. „Was mir in dem Zusammenhang wichtig ist: Wir sind nicht irgendwo abgeschottet, am Rande der Stadt zuhause, sondern leben inmitten eines Wohngebietes“, sagt Viola Lehmann. Das stärkt das Gefühl, nicht allein zu sein, sondern in einer großen Gemeinschaft zu leben.

Nichts geht ohne mein Team
„Ohne mein Team könnte ich das ja nicht stemmen“, sagt Viola Lehmann. Sie schätzt an ihren Mitarbeitern, dass diese sich engagieren, nicht gleich vor Problemen kapitulieren, sondern sich gegenseitig bei deren Lösung helfen.“

Und weiter sagt sie: „Eine gute Atmosphäre ist wichtig unter uns im Team, denn das strahlt auf die gesamte Wohngemeinschaft aus.“
Eine angemessene Entlohnung, Dienstpläne – die private Interessen der Mitarbeiter berücksichtigen -, all das gehört dazu.

Der weite Weg der Viola Lehmann

Viola Lehmann war chemisch-technische Assistentin in Potsdam-Rehbrücke. Nach der Wende wollte sie neu durchstarten, den Umbruch für eine berufliche Umorientierung nutzen. Sie fing an, in einem Seniorenheim in Lietzensee zu arbeiten, und zwar zunächst als Pflegehelferin.

Viola Lehmann wollte es richtig machen und nahm an einer Ausbildung zur examinierten Altenpflegerin teil, in Hermannswerder in der Hoffbauerstiftung – parallel zu ihrer Tätigkeit als Pflegehelferin.

Sie erwarb eine Menge an theoretischem Wissen in der für sie zunächst völlig neuen Pflegethematik. Sie machte aber auch eigene Erfahrungen während ihrer Arbeit als Pflegehelferin in den Jahren 1991 bis 1999.

Die hauptsächlichen Tätigkeiten richteten sich zum Beispiel auf das Waschen, Essen oder das Säubern der Zimmer der Heimbewohner. An eine individuelle Betreuung war da noch nicht zu denken. Also machte sich Viola Lehmann ihre eigenen Gedanken, wie so etwas aussehen konnte.

Sie sah in dieser Zeit einen Film, den sie als ein Schlüsselerlebnis dafür beschrieb, wie man demenzkranke Menschen in täglichen Lebenssituationen unterstützt. Nämlich: auf den Bewohner eingehen, ihn aktivieren und mobilisieren und unterstützen, wo es allein gar nicht mehr geht.

In dieser Zeit entstand bei ihr der Gedanke, eine eigene Pflegeeinrichtung zu gründen, in der sie ihre Vorstellungen von einer ganzheitlichen Pflege und Betreuung verwirklichen konnte. Bis die Konzeption erarbeitet war und die Bank einer Finanzierung für ihr Projekt zugestimmt hatte, verging noch einige Zeit.

Schließlich musste eine Wohnung gefunden werden, in der Menschen leben konnten, die ohne Hilfe nicht mehr in den eigenen vier Wänden zurechtkamen. Als die gefunden war, kostete es noch einmal viel Zeit und Kraft, sie herzurichten, gemäß der geltenden Pflegestandards und so, dass sich Bewohner darin wohlfühlten. Im November 2001 war es soweit.

„Ich fing mit einer Mitarbeiterin an, die von 08.00 bis 16.00 Uhr arbeitete, montags bis freitags und ich füllte die restliche Zeit aus, ich übernahm also die Betreuung – in Nachtschichten, an Sonn- und Feiertagen, rund um die Uhr“, sagt Viola Lehmann.

„Die erste Bewohnerin in der betreuten Einrichtung war übrigens eine ältere Dame, die aus dem Haus kam, in dem ich auch wohnte.

Die Dame konnte nicht mehr allein leben. Und so kam ich an meinen ersten Auftrag. Ich erarbeitete mir so Stück für Stück einen guten Ruf, und der sprach sich natürlich rum“, erinnert sie sich.

„Ich würde es noch einmal so machen. Natürlich, hätte ich die Erfahrungen von heute, dann würde ich einiges anders angehen. Aber generell spüre ich eine Zufriedenheit, ja ich bin glücklich, weil ich mich verwirklicht habe.

Und heute kann ich mein Wissen an die nächste Generation weitergeben“, beschließt Viola Lehmann das Gespräch.

 



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2021: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2021/

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2019: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2019/

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INTERVIEW MIT BARBARA WENDERS

MENSCHEN IM ALLTAG-2021.10.06

Dieses Interview habe ich vor fünf Jahren geführt. 
Wer sich dafür interessiert, welche beruflichen Hürden Menschen in der Pflege nehmen müssen und was faszinierend ist an dieser Tätigkeit ist - der sollte hier reinschauen.

Barbara Wenders war zum Zeitpunkt des Gespräches Mitinhaberin und Pflegedienstleiterin des ambulanten Pflegedienstes EPIS in Duisburg.

Frau Wenders, mit einem zeitlichen Abstand von über zwei Jahrzehnten: Was ist Ihnen am Anfang leichtgefallen und wo hatten Sie Schwierigkeiten, hineinzuwachsen?

Am schwierigsten war es, die betriebswirtschaftlichen Abläufe zu beherrschen – mit den Steuern und Abrechnungen klarzukommen.
Überhaupt war die ganze Verwaltungssache etwas, wo ich noch recht unerfahren war.

Ich habe mich da autodidaktisch hineinbegeben müssen.
Das alles bekam für mich später einen strukturierteren Hintergrund, nämlich als ich eine Ausbildung zur Pflegedienstleitung für ambulante Dienste absolvierte.

Da waren diese fachlichen Inhalte im Lehrprogramm mitenthalten.
Erschwerend kam damals hinzu, dass wir mit dem ersten Steuerberater erhebliche Probleme hatten.

Er kannte die Materie nicht. Wir haben dann zu einer anderen Steuerberatung gewechselt. Danach lief es gut und wir bekamen den kaufmännischen Part in den Griff.

Wie verlief Ihr beruflicher Werdegang vor der Gründung des Pflegedienstes?
Ich habe mit 16 Jahren die Schule verlassen, nach dem Abschluss der zehnten Klasse.
Danach war ich in einem katholischen Krankenhaus in Berlin – Friedrichshagen.

Dort begann ich ein praktisches Jahr. Das musste sein, da ich sonst keine Ausbildung an einer staatlichen Schule für Krankenschwestern hätte absolvieren können.

Nach drei Jahren habe ich die Schule abgeschlossen.
Kurz danach wurde ich schwanger. Ich ging nach Neustrelitz und habe dort in dem städtischen Krankenhaus gearbeitet.
1982 wurde meine erste Tochter geboren.

Wiederum später bin ich in ein städtisches Krankenhaus nach Berlin – Mitte gegangen.

Ich hatte inzwischen zwei Kinder und konnte nicht mehr im Schichtsystem als Krankenschwester arbeiten und bin in die Verwaltung eines Betriebsgesundheitswesens gewechselt.

Zur gleichen Zeit begann ich eine Fortbildung zum Ökonomen des Gesundheits- und Sozialwesens.

Wie ging es weiter?
Im Oktober 1989 bin ich aus der damaligen DDR in die Bundesrepublik geflohen – über die grüne Grenze.

Wir sind in Duisburg gelandet. Dort lebte eine Freundin von mir.
Zunächst begann ich in einer Sozialstation zu arbeiten.
Dort war ich anderthalb Jahre.

Die Arbeit hat mich einiges gelehrt.
Aber die Bedingungen waren schlecht.

Können Sie das erklären?
Ja. Wir haben faktisch im Akkord gearbeitet – 25 Patienten, die auf einer Tour zu versorgen waren. Deshalb gab es auch eine hohe Fluktuation.

Es war immer jemand krankgemeldet. Der Stress war einfach zu groß. Und jeder hat nur gewartet, bis ein anderer Kollege wieder da war und, um sich anschließend selbst krank zu melden.

Für mich waren das keine Zustände – weder für die Patienten noch für uns als Mitarbeiter. Schließlich habe ich gekündigt.

Und dann?
Ich ging zurück ins Krankenhaus und habe knapp zwei Jahre Nachtschichten gemacht.

Das war sehr hart für mich. Ich kam schwer damit klar. Deshalb wechselte ich wieder in einen ambulanten Pflegedienst. Dort lernte ich übrigens meinen zweiten Mann kennen.

Was war das ausschlaggebende Motiv, selbst einen Pflegedienst zu eröffnen?
Na ja, mein Mann und ich haben uns überlegt: Das alles können wir auch selbst organisieren. Also haben wir den Schritt im Oktober 1996 gewagt.

Wir begannen damit Patienten zu betreuen, die künstlich ernährt werden mussten. Das waren zum Beispiel Menschen mit einer HIV- Infektion, oder Krebspatienten.

Mit der Entwicklung unseres Pflegedienstes kamen andere Bereiche hinzu. Wir haben nach und nach alle wichtigen Leistungsbereiche in der Pflege angeboten, waren sozusagen mit der Zeit ganzheitlich im Portfolio aufgestellt.

Was hat sich geändert gegenüber 1996, wenn Sie heute die Pflege und Betreuung ansehen?
Wenn ich noch an die Sozialstation denke, wo ich vor über zwanzig Jahren begonnen habe – und jetzt unsere Art zu pflegen und zu betreuen sehe, dann weiß ich – da liegen einfach Welten dazwischen.

Wir haben einen Familienbetrieb aufgebaut. Das macht schon stolz. Unsere beiden Töchter arbeiten hier.

Und wir haben eine sehr geringe Mitarbeiterfluktuation bei uns. Ich denke, das liegt daran, dass sich in den vergangenen Jahren ein sehr gutes Team zusammengefunden hat.

Mitarbeiter, die wie wir engagiert sind. Wir haben zum Beispiel eine Pflegedienstleiterin, Frau Thyssen – Fett: Sie ist echt eine Perle.
Wir haben schon manchmal scherzhaft gesagt: Wenn sie aufhört, dann machen wir unsere Einrichtung zu.

Oder: Es gibt eine Mitarbeiterin, die bereits 19 Jahre mit uns zusammenarbeitet.
Andere sind ebenfalls bereits über 10 Jahre oder sehr lange bei uns. Das bekommen Sie doch nur hin, wenn das Klima stimmt, die Leute sich einfach wohlfühlen.

Die Firma ist heute der älteren Tochter überschrieben – Maria Spellier. Sie hat inzwischen zusätzlich eine Ausbildung zur Qualitätsmanagerin gemacht.

Die jüngere Tochter Stefanie ist Altenpflegerin und macht gegenwärtig eine Ausbildung zur Praxisanleiterin.

Wie war die Zusammenarbeit mit Ihrem Mann?
Die Zusammenarbeit war sehr gut. Er war der Praktiker. Ihn hat nie die Verwaltung interessiert, sondern nur die Pflege und Betreuung.
Ich musste mich also darum allein kümmern.

Und es war nicht leicht am Anfang alles unter einen Hut zu bekommen – die Pflege, die Verwaltung, die Mitarbeiterführung und die Erziehung der Kinder.

Aber mein Mann war ein Fachexperte, ging einfach in seinem Beruf auf und hat mir auf seine Weise viel Kraft gespendet und den Rücken gestärkt. Heute ist er in Rente.

Was ist aus Ihrer Sicht der Grund, dass es in anderen Einrichtungen und Pflegediensten nicht so klappt, der Ruf mitunter eher schlecht ist?
Wissen Sie, es gibt immer schwarze Schafe. Oft kann der einzelne Mitarbeiter dafür ja gar nichts.

Wenn zum Beispiel zu einem Kunden stets andere Mitarbeiter kommen. Oder: Die Zeiten sind stets unterschiedlich, zu denen die Pflegebedürftigen besucht werden.

Dann bekommen die Pflegebedürftigen natürlich einen schlechten Eindruck von dem Pflegedienst, der dafür zuständig ist.

Was sagen Sie dazu, die Ausbildung jetzt generalistisch zu organisieren?
Es gibt Aspekte, die dafür sprechen und Argumente dagegen.

Welche?
Dafür spricht sicherlich, die Ausbildung in Gesundheit und Pflege weiter zu vereinheitlichen, sie stärker in der Gesellschaft aufzuwerten, junge Leute für den Beruf zu gewinnen.

Und dagegen?
Weiter diskutieren sollte man: Was ist zum Beispiel, wenn ein kleiner ambulanter Pflegedienst einem Auszubildenden die Pflege und Betreuung im Alltag nahebringen will, der jedoch zum Praktikum ins Krankenhaus geht?

Wie ausgewogen wird das zum Beispiel organisiert? Müssen wir eventuell eine junge Fachkraft später nachqualifizieren, weil die praktischen Fähigkeiten und Fertigkeiten für die Pflege nicht ausreichen?

Das ist ja auch eine wirtschaftliche Frage.
Ich denke, hier brauchen wir noch mehr Klarheit.

Was macht für Sie individuelle Pflege und Betreuung aus?
Wichtig ist für uns die Bezugspflege – jeder Kunde soll wissen, wer für ihn zuständig ist. Das schafft Vertrauen.

Individuell pflegen und betreuen heißt für uns, die wirklichen Wünsche und Bedürfnisse der Menschen zu respektieren, also das, was er an Hilfebedarf benötigt. Es sind ja nun auch zusätzliche Beratungsbesuche bei Veränderungen der Pflegesituation möglich. Das war früher nicht so.

Es gibt mit der Einführung der neuen Begutachtungsrichtlinien ab nächstes Jahr ganz andere Möglichkeiten, die Situation der einzelnen Pflege- und Hilfsbedürftigen spezifisch zu erfassen.

Allein die Eingangsfragen, die hier gestellt werden, führen zielgenauer dorthin, wo die wirklichen Probleme der einzelnen Menschen liegen – zum Beispiel: Was ist das Hauptproblem der Pflegesituation? Was würden Sie sofort ändern, wenn Sie es könnten? Welche Informationen könnten helfen?

Das sind nur einige wenige Beispiele. Wir werden das alles sehr genau in den nächsten Wochen und Monaten mitverfolgen und in unserem Bereich umsetzen – für die weitere Verbesserung der Pflegequalität für unsere Kunden.

Frau Wenders, ich danke Ihnen für das Gespräch.



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2021: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2021/

2020:https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2020/

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INTERVIEW MIT SUSANNE ROSENBERGER

MENSCHEN IM ALLTAG-2021.09.28

Susanne Rosenberger ist die Inhaberin des Pflegedienstes S. Rosenberger und der Tagespflege am Nordbad in Castrop-Rauxel.

Was mir besonders im Gespräch im Gedächtnis geblieben ist: Susanne Rosenberger berichtete sehr authentisch über die sensiblen Aufgaben in der Palliativbetreuung - pflegerisch und vor allem psychisch.

Sie sprach aber auch darüber, wie ehrlich Menschen ihr Leben sahen, so kurz vor dem eigenen Tod, und wie sie dadurch selbst erkannte, wie wertvoll die kleinen Momente im Alltag sind.

Frau Rosenberger, bereuen Sie den Tag, an dem Sie den Entschluss gefasst haben, in die Pflege zu gehen?

Also ich bereue das auf keinen Fall. Natürlich gibt es immer Momente, die nicht so schön sind.

Aber die gibt es überall.
Ich kann mit Bestimmtheit sagen: Die Pflege, das ist mein Leben.
Das Zusammenspiel mit allen im Team macht das Besondere aus. Es ist nicht ein einzelner Baustein.

Es ist das Puzzle, was jeden Tag aufs Neue zusammengesetzt werden muss – im Team, im Gespräch mit den Angehörigen und den Pflegebedürftigen.

Das Besondere an diesem Beruf ist: Wir gehen mit Menschen um, die unserer Hilfe bedürfen.

Und wenn ein dankbarer Blick kommt oder ein Lächeln des Pflegebedürftigen, ja dann ist das schon wahres Glück.

Wir schieben nicht nur die Papiere von links nach rechts. Das muss natürlich auch. Aber alles was wir tun, das ist für die Menschen, die wir pflegen und betreuen. Ich bereue nichts und möchte auch nichts anderes machen.

Wo sind Sie aufgewachsen?
In Castrop Rauxel.

Welchen Bildungsweg haben Sie genommen?
Ich habe Abitur gemacht. Danach habe ich eine Ausbildung zur Krankenschwester durchlaufen.
Ich war dann anschließend im Augusta Krankenhaus in Bochum tätig – auf einer Intensivstation in der Chirurgie.

Wie lange waren Sie dort?
Insgesamt sechs Jahre lang.

Wie sind Sie zur Pflege gekommen?
Durch meine Oma. Sie war Altenpflegerin in einem Altenheim und führte dort nebenbei eine Schneiderstube.

Später wurde meine Oma schwerkrank. Mein Vater und ich haben sie bis zum Schluss begleitet.

Danach kam meinem Vater und mir der Gedanke, einen Pflegedienst zu gründen. Mein Vater hat dafür noch einmal umgeschult und eine Ausbildung zum Altenpfleger absolviert.

2000 war es dann so weit und wir haben den heutigen Pflegedienst eröffnet.

Was belastet Sie, wenn Sie heute an die Pflege denken?
Beflügelndes und Bedrückendes – beide Momente liegen oft dicht beieinander. Mir liegt die Palliativpflege sehr am Herzen. Das gibt es natürlich sehr traurige Momente.

Was bedrückt Sie da ganz besonders?
Während der Palliativpflege werden wir ein Teil der Familie.

Und wenn Sie dann eine Mutter im Sterben begleiten, die erst 42 Jahre alt ist und Kinder hinterlässt, dann ist das sehr bitter – auch für uns als professionelle Begleiter.

Aber es gibt auch viel Positives.

Was meinen Sie?
Nun, man sieht die eigenen Sorgen und Nöte in einem anderen Licht.
Sie erscheinen einem so unwichtig und klein angesichts dessen, was andere Menschen durchmachen.

Und: Es ist ein ungeheurer Reichtum, Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten.

Manch einer spricht darüber, was er anders gemacht hätte.
Die überwiegende Mehrheit ist klar und ehrlich in der Betrachtung ihres zurückgelegten Lebensweges.

Der Tod lässt das Leben als das erscheinen, was es ist, nämlich ein Geschenk. Und das ist unwiederbringlich.

Frau Rosenberger, vielen Dank für das Gespräch.

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VON DER HYGIENEINSPEKTORIN IM OSTEN ZUR GESCHÄFTSFÜHRERIN EINER SOZIALSTATION NACH DER WENDE

MENSCHEN IM ALLTAG-2021.09.21

Es wird wieder viel über die Pflege diskutiert, gerade jetzt, in der Zeit des Bundeswahlkampfes.
Wie sich eine ehemalige Hygieneinspektorin nach der Wende in die Pflege hineinbegab, mit den Anforderungen wuchs und heute eine Sozialstation erfolgreich führt, darüber habe ich mit Ute Grüner gesprochen.

Das ist jetzt rund vier Jahre her, aber beim Durchlesen des Interviews habe ich festgestellt, dass es jungen Menschen bei dem Gedanken hilft, sich für den Pflegeberuf zu entscheiden und auch am Entschluss festzuhalten, auch wenn es mal schwierig wird.

Frau Grüner, wie verlief ihr beruflicher Werdegang vor der Gründung Ihres Pflegedienstes?
Von 1982 bis 1985 habe ich eine Fachschule zum Hygieneinspektor absolviert.

Das entspricht in etwa dem heutigen Berufsbild des Gesundheitsüberwachers. Danach war ich als Hauswirtschafterin bei der Volkssolidarität beschäftigt.

Anschließend ging es in ein Pflegeheim. Dort habe ich auch meine Ausbildung zur examinierten Altenpflegerin absolviert.

Daran schloss sich eine Qualifizierung zur Pflegedienstleitung an. 2001 bin ich dann in die Selbstständigkeit gewechselt.

Was war die Initialzündung dafür, als Unternehmerin in die Pflege zu gehen?
Das Motiv war: Ich wollte einen eigenen ambulanten Pflegedienst gründen.

Warum?
Weil ich im Pflegeheim gesehen habe, wie die Bewohnerinnen und Bewohner zum Teil an der Tür ihr Leben abgegeben haben. Trotz alledem haben wir als Mitarbeiter alles getan, damit sich die Bewohner wohlfühlten.

Ich hätte gar nicht zufrieden nach Hause gehen können, wenn ich nicht alles in meiner Kraft Stehende unternommen hätte, um die Heimbewohner gut zu pflegen und zu betreuen.

Also war das schon ein wichtiger Antrieb für Sie, mit einem eigenen Pflegedienst noch mehr für die Pflege- und Hilfsbedürftigen zu tun?

Ja, uns ging es darum, pflegebedürftigen Menschen in unserer Umgebung möglichst lange zu ermöglichen, im eigenen häuslichen Umfeld zu verbleiben.

Sie sollten ihr eigenes Leben selbstbestimmt führen, solange jedenfalls, wie das ging. Das war für mich schon ein wichtiger Antrieb.

Später haben wir dann noch die Tagespflege gegründet, weil es uns wichtig war, dass Menschen am Tag die Möglichkeit hatten, betreut zu werden.

Was sind das für Gäste, die zu Ihnen in die Tagespflege kommen?
Zum einen sind das Menschen, die einfach eine neue und interessante Sicht auf den Tag bekommen wollen – durch Begegnungen mit anderen Gästen und indem sie an den Aktivitäten teilhaben können.

Das sind aber auch Gäste, die unter Demenz leiden – abends sind ja in dem Fall die Angehörigen wieder da und können sich kümmern.
Sie alle zusammen fühlen sich bei uns am Tag sehr wohl

Haben Sie das alles allein geschafft?

Anfangs ja. Später, genauer 2006, ist mein Mann, Jens, mit in die Firma eingestiegen.

Als was?
Als Mitinhaber natürlich und verantwortlich für die Technik, die Verwaltung den Fuhrpark. Heute leitet er die ambulant betreute Wohngruppe.

Was ist Ihnen anfangs leichtgefallen und wo hatten Sie Schwierigkeiten, hineinzuwachsen?
Die Akquise von Patienten ist mir leichtgefallen. Ich kannte viele im Dorf und man kannte mich. Ich hatte auch von Anfang an ein gutes Verhältnis zu den Ärzten.

In kürzester Zeit haben wir ca. 30 Patienten betreut. Schwer ist mir die gesamte Büroarbeit gefallen. Ich bin heute noch lieber beim Patienten, als die Dokumentation zu erstellen.

Aber: Das ist ja wichtig. Und so habe ich mich in vieles einarbeiten müssen – das ganze Vertragswesen, die kaufmännischen Angelegenheiten, die Planung und Organisation der Pflege und Betreuung.

Haben Sie heute noch Kontakt mit Patienten?
Auf jeden Fall, wo denken Sie hin? Ich kenne alle Patienten persönlich, spreche mit ihnen, wenn es Wünsche oder Probleme gibt.

Außerdem bei Dienstübergaben oder beim Erstaufnahmegespräch – da bin ich immer dabei.

Was macht Ihrer Meinung nach ein starkes Team aus?
Ein starkes Team? Im Notfall ist jeder für den anderen da – das macht meiner Meinung nach ein wirklich starkes Team aus.

Und zwar ohne große Worte. Dies wissen auch die Patienten und vertrauen uns nicht zuletzt deshalb.

Welche Rolle spielt für Sie die Kommunikation mit den Pflegebedürftigen?
Die Kommunikation spielt für uns eine extrem wichtige Rolle.
Man kann bei jeder Maßnahme, zum Beispiel bei der Körperpflege, Kommunikation und Aktivität miteinander verbinden.

Also: erklären, was man gerade macht, was wichtig ist bei einer mobilisierenden Tätigkeit. Und außerdem: Auf dem Dorf wird immer gesprochen. Wir sprechen viel über Ereignisse und Menschen, die für uns interessant und wichtig sind.

Das mögen die Pflegebedürftigen sehr gern. Sie nehmen ja dadurch weiter am Leben außerhalb der häuslichen Umgebung teil.
Ich denke: Mitunter ist ein Gespräch bei einer Tasse Kaffee wichtiger als die Pflegemaßnahme selbst.

Oder anders ausgedrückt: Ich habe mich nie von der Minutenpflege drücken lassen. Das geht immer auf die Qualität. Natürlich muss ich ebenfalls auf die Zeit schauen.

Aber im Fokus sind für mich die Menschen, die wir pflegen und betreuen. Und da muss man eben auch mal eine Minute hinten dranhängen.

Meine Mitarbeiter wissen ebenfalls, dass ich so denke.
Ich will gern in diesem Zusammenhang an unseren Leitspruch erinnern.

Nämlich?
Helfen ist unsere Berufung!

Frau Grüner zum Abschluss: Was ist für Sie persönlich Glück?
Glück ist für mich ein Zustand der inneren Zufriedenheit, zum Beispiel, wenn der Tag gut war.

Zu meinem Glück gehört meine Familie: Mein Mann, ohne den ich das hier gar nicht schaffen würde; meine Tochter Annett – sie ist 25 Jahre alt und studiert Journalismus.
Frau Grüner, vielen Dank für das Gespräch.

Sozialstation Grüner GmbH Pflegedienst
Lobensteiner Str. 9, 07924 Ziegenrück

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2021: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2021/

2020:https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2020/

2019: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2019/

 

 

 

IM SCHREIB-ALLTAG SEIN HANDWERK BEHERRSCHEN

2021.08.26-SCHREIB-ALLTAG

Es gibt in der Technik des Schreibens Eckpfeiler, die man stets beachten sollte. Dazu gehören: die richtigen Informationen und Notizen auszuwählen, sie zu gliedern und schließlich daraus ein Thema strukturiert zu entwickeln.

Lässt du dieses Handwerkszeug außer Acht, um vermeintlich schneller und bequemer ans Ziel zu kommen, so machst du letztlich Umwege und verstrickst dich in einer Vielzahl von Verästelungen.

Selbst wenn ich Themen des Alltags wähle, so will der Leser ja nicht von meinen hin- und herspringenden Gedanken gefesselt oder besser verwirrt werden.

Nein, er will, dass ich einen Gedankengang nach dem anderen entwickle.

Nur so kann ich die Botschaften verständlich transportieren, in die Worte gießen, die mir wichtig sind.

Im Urlaub habe ich kürzlich meiner Enkelin morgens nach dem Frühstück kleinere Geschichten erzählt.

Und obwohl ich das frei formulierte, habe ich dabei fieberhaft überlegt, was zuerst gesagt werden sollte, was danach kommen könnte, kurzum, wie die Geschichte gegliedert und aufgebaut werden musste.

Und wenn Krümel dazu meine linken Zeigefinger mit ihrer kleinen Hand fast zerquetschte, dann wusste ich, dass ich es geschafft hatte, nämlich sie zu fesseln.

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GESPRÄCHE MIT EINER PRIMA BALLERINA-AUSGEWÄHLTE TEXTE

MENSCHEN IM ALLTAG-2021.07.28

Am 05. August 2021 veröffentliche ich auf dem Blog das neueste Interview, das ich mit Iana Salenko kürzlich geführt habe.
Vorab – hier zwei ausgewählte Texte aus den letzten beiden Jahren.

 

IANA SALENKO IM TELEFONINTERVIEW IM DEZEMBER DES VERGANGENEN JAHRES
Freitag, 11.12. 2020
Iana Salenko ist die Prima Ballerina am Staatsballett in Berlin.
Sie antwortete auf meine Fragen, die ich ihr am Telefon gestellt habe. Obwohl es ihr selbst noch nicht wieder hundertprozentig gutging - sie hatte sich mit Covid-19 infiziert, schaffte sie es, gute Laune zu verbreiten.
Ich stellte immer wieder aufs Neue fest, dass Iana durch und durch ein Profi ist, vor allem aber ein wunderbarer Mensch.

Zum Interview:
Iana, wie geht es Euch in dieser Zeit, in der alles und alle unter Covid-19 zu leiden hat?
Uns geht es heute schon wieder viel besser. Vor vierzehn Tagen habe ich erfahren, dass ich mich mit dem Virus infiziert habe.

Hast Du Dich testen lassen?
Ja, und wenig später bekam ich die Nachricht, dass der Test positiv war.

Was hast Du in dem Moment gedacht, als Du von dem Ergebnis erfahren hast?
Naja, du erschrickst dich schon, bekommst Angst, weil du ja nicht weißt, wie der Verlauf deiner Krankheit sein wird.

Welche Symptome sind bei Dir aufgetreten?
Ich war vor zwei Wochen, noch bei den Proben und fühlte mich danach nicht so gut.
Ich hatte Muskelkater, der ganze Körper schmerzte und am nächsten Tag spürte ich, dass mir mal kalt und dann wieder heiß wurde.

Was hast Du dagegen unternommen?
Zunächst war mir noch nicht bewusst, dass ich überhaupt krank bin.
Ich dachte, es sei eine leichte Erkältung.

Ich bin ja sogar noch in die Sauna gegangen, um den Schnupfen und den Husten wieder loszuwerden.

Und, hat die Sauna geholfen?
Nein, natürlich nicht. Die Symptome wurde sogar noch stärker.
In der Nacht darauf hatte ich eine erhöhte Temperatur – 37,5 Grad zwar nur, aber es fühlte sich an, als hätte ich 39 Grad Fieber.

Gab es dafür einen besonderen Grund?
Ich glaube, dass das mit meinen starken Schmerzen im Rücken zu tun hat, die ich stets bekomme, wenn ich Fieber habe.

Wie ging es weiter?
Ich bin Zuhause geblieben, habe viel geschlafen, mich ausgeruht. Ich wollte keine Tabletten nehmen und gedacht, ich bekäme es so in den Griff.

Aber dann wurde der Husten stärker, ich hatte teilweise keinen Geschmack mehr, fühlte mich einfach schlapp.
In der Staatsoper wurden wir zweimal in der Woche getestet. Ich habe mich also auch nach einer Probe entsprechend vorsorglich testen lassen. Als ich das Ergebnis mitgeteilt bekam, da bin ich sofort in die Quarantäne gegangen.

Hat Marian diese Symptome auch gehabt?
Ja, er hatte tagelang Kopf- und Rückenschmerzen, seine Augen brannten und er war auch ständig müde.

Des Weiteren hatte er einen starken Husten und auch ein Brennen in der Nase.

Wie geht es Euch heute, 14 Tage, nachdem Du positiv getestet wurdest?
Es geht uns beiden schon sehr viel besser. Wir fühlen uns noch nicht wieder zu 100 Prozent fit, aber es geht merklich aufwärts.

Iana, ich weiß, dass Du mental ein sehr starker Mensch bist und Dich immer wieder selbst motivieren kannst. Gelingt Dir das in dieser Zeit ebenfalls?
Ja, schon.
Es gibt sogar etwas Positives, dass ich gar nicht missen möchte.

Nämlich, dass ich William ganz anders aufwachsen sehe.
Bei Marley war ich gleich nach der Geburt schon wieder sehr schnell in Auftritte eingebunden. Heute kann ich Zuhause bleiben und mich intensiver mit den Kindern beschäftigen.

Wie kommt Ihr beide miteinander klar. Gibt es Phasen, wo Ihr Euch wünschen würdet, dass Ihr nicht beide die ganze Zeit im Haus zusammen seid?
Uns geht es wie allen Menschen in dieser Situation.
Also gibt es auch mal Zeiten, wo wir uns lieber mal für eine Zeit aus dem Weg gehen oder eben eine Meinungsverschiedenheit austragen.

Aber überwiegend stärkt uns der Zusammenhalt in der Familie, weil wir viel miteinander reden und einfach Spaß haben.

Marian ist es ja gar nicht gewohnt, dass ich so viel Zuhause bin. Für ihn ist das eher ungewohnt. Er denkt manchmal, ich sei genervt von ihm, weil er nun so oft um mich herum ist.

Und ist das so?
Nein, überhaupt nicht. Ich genieße das richtig, auch mit den Kindern zusammen zu sein.
Ich sitze manchmal nur auf der Couch und beobachte William, wie er auf dem Fußboden herumkrabbelt. Das sind einfach schöne Momente.

Wie hältst Du Dich fit in dieser Zeit, und unter diesen ungewöhnlichen Bedingungen?
Ich trainiere sehr viel an der Sprossenwand im Arbeitszimmer, oder ich mache Bodenübungen. Yoga – und Pilatis Übungen kommen hinzu.
Manchmal laufe ich mit William die Treppe hoch. Er mag das so sehr. Wir können ihn in seinem Alter nicht allein hochlaufen lassen und müssen schauen, dass ihm beim Klettern auf der Treppe nichts passiert.
Also machen wir das beste daraus und treiben gleich ein bisschen Sport. Das muss ja alles auch ein wenig Spaß machen.

Wie ist die Hausarbeit zwischen Euch aufgeteilt?
Marian kocht sehr gern. Er liebt das. Ich wasche meistens ab.
Ich stehe meistens sehr früh auf.

Dafür bereitet Marian wiederum die Flasche Milch für die Nacht für William vor. Morgens, da bekommt der Kleine Haferflocken und Marian kann weiterschlafen. Er rührt sich auch nicht.

Wie kommt Dein Mann insgesamt mit der Situation klar?
Marian versucht vor allem die positiven Seiten im jetzigen Alltag zu sehen.
Er beschäftigt sich viel mit den Kindern, genießt unser Zusammensein.

Iana, vielen Dank für das Interview.

 

WILLIAM KÜNDIGT SICH AN
Iana, kurz vor der Geburt ihres zweiten Sohnes, William

Montag, 13. Mai 2019.

Iana ging es gut, und das, obwohl sich scheinbar die Zeit ihrer Schwangerschaft dem Ende zuneigte.

Ihr Bauch war immer weitergewachsen und jetzt fühlte er sich sehr hart an. Doch sie fand das nicht schlimm.

„Ich gehe heute zum Training“, rief sie Marian zu, der gerade die Treppe herunterkam und auf die Küche zusteuerte.

„Hm“, brummte der. Zu mehr war er zu der Tageszeit noch nicht fähig. Der Tag hatte ja gerade angefangen und Marians ‚Batterien waren noch nicht hochgefahren‘.

„Ich will mich bewegen, nicht nur hier herumsitzen“, sagte Iana zu ihm, während Marian in der Küche hantierte.

„Aber wird das nicht zu viel für dich? Es kann jeden Augenblick losgehen, mit den Wehen“, antwortete Marian und schaute auf Ianas Bauch.

„Ach, das geht schon“, entgegnete sie. Dabei stellte sie sich gerade in den letzten Tagen immer wieder die Frage, wann es nun endlich so weit war, und es losging mit der Geburt.

Iana, Marian, Marley, sie alle konnten es kaum noch erwarten, dass der kleine William auf die Welt kam.

Nach dem Training fühlte sich Iana immer noch gut.
Später, es war bereits nachmittags, da verspürte sie Lust, die Terrasse zu fegen.

Irgendwas ließ sie nicht zur Ruhe kommen. Sie wollte putzen, alles im Haus saubermachen.

„Ich kann dir helfen“, sagte sie zu Marian, während der das Unkraut zupfte. Sie sprang auf und griff sich den Besen.

Anschließend begleitete sie noch gemeinsam mit Marian ihren Sohn Marley zum Klavierunterricht.

Nach dem Klavierunterricht gingen sie alle zusammen in ein Fastfood-Restaurant.

„Ich möchte Cola trinken“, rief Marley gleich, als sie sich alle hingesetzt hatten.

„Du weißt schon, dass das nicht nur dick macht und du außerdem die ganze Nacht nicht schlafen kannst“, mahnte Marian seinen Sohn.

Marley war gerade mal zehn Jahre alt und für sein Alter ein sehr aufgewecktes Kerlchen, und nicht auf den Mund gefallen.

„Macht nichts, dann kann ich nachts weiter meine Geschichten per Video erzählen“, entgegnete er schlagfertig.

„Denk an Herrn Müller und seinen dicken Bauch. Willst du auch mal so aussehen?“, scherzte Marian.

„Papa, dann müsste ich ja ganze Lastzüge voller Cola leer trinken und zu Weihnachten könnte dann nicht wie gewohnt ein festlich geschmückter Coca-Cola – Zug zu den Kindern fahren, so wie jedes Jahr.“

„Ich will auch eine Cola probieren“, sagte Iana plötzlich.
„Hoffentlich bekommt sie dir in deinem Zustand“, meinte nun Marian.

„Ja, das geht schon“, antwortete Iana und tunkte eine Pommes frites in die scharfe Sauce.

Es war schön, im Restaurant zu sitzen, zu lachen und die Gemeinsamkeit zu dritt zu genießen.

Bald würden sie zu viert sein, und im Stillen saß der kleine William bereits mit am Tisch.

Iana fühlte sich gut nach dem Essen. Und doch sollte diese Leichtfertigkeit beim Essen ihre Geburtswehen beschleunigen.

„Mama, wollen wir Lego spielen?“, fragte Marley seine Mutter, als sie wieder Zuhause angekommen waren.

Iana war einverstanden und Marley holte die Steine raus.
Marian mähte indessen im Garten den Rasen.

Plötzlich bemerkte Iana, dass bei ihr Wasser austrat.
Sollte das der Beginn der Geburtswehen sein?

Eine Woche lang hatte Iana alles versucht, aber die Wehen setzten nicht ein, es passierte nichts.

Und die Cola und die scharfe Sauce, waren sie jetzt der Auslöser für all das?

„Marley, ich glaub‘, es geht los“, rief Iana.
„Nein, nein, bitte nicht, noch nicht heute!“

Marley schaute seine Mutter an. Sein Gesicht drückte Panik aus.
Er hatte Angst um seine Mutter. Aber er dachte auch daran, dass am nächsten Tag die Fahrradprüfung für ihn anstand, und die wollte er unbedingt ablegen.

Außerdem: Sein Bruder sollte nicht an einem 13. geboren werden. Das würde doch Unglück nach sich ziehen. Marley war verzweifelt und ratlos.

Iana spürte das aus ihrem herauslaufenden Fruchtwasser.
„Ich geh‘ in die Badewanne und danach ein wenig Make-up auftragen“, sagte sie. Sie schien ruhig und ausgeglichen, während um sie herum alles hektisch wurde.

William kam noch am gleichen Tag zur Welt.

 

FITNESS IST MEHR ALS NUR MUSKELN TRAINIEREN – ES KNÜPFT EIN MENTALES BAND ZWISCHEN MENSCHEN IM ALLTAG

ALLTÄGLICHES-2021.07.28

ALLTÄGLICHES-2021.07.28

Kalle, der Allrounder vom JR-Fitness-Studio im Prenzlauer Berg,  motiviert dich – neben seiner Arbeit, fast unbemerkt, aber mit einem merklich positiven Ergebnis für dich – mental und für deine Bereitschaft, erneut zum Training zu kommen, nun schon fast täglich.

Ich bin noch nicht lange wieder im Fitness-Studio – erst, nachdem ich zweimal geimpft worden bin.

Jetzt ist es wohl schon die dritte Woche, in der ich morgens wieder regelmäßig zu John Reed in den Prenzlauer Berg fahre.

Es fühlt sich noch schwer und behäbig für mich an. Allein, wenn ich die Treppen von der Tiefgarage rauf bis zum Eingang des Studios gehe, keuche ich, als hätte ich schon einen Halb-Marathon absolviert.

Kalle hat mich da beruhigt: „Du, die Treppenstufen sind wahrscheinlich höher als normal gebaut.“
Ich war sofort bereit, ihm das zu glauben.

Aber das ist es, was mich schließlich schnell motiviert.

Während ich mich ausgeschlafen, na gut – so einigermaßen, kurz vor sechs Uhr morgens durch die Tür schleppe, eher missgelaunt bin, begrüßt Kalle mich hinter dem Tresen mit einem fröhlichen ‚Guten Morgen Uwe.‘

Dabei müsste er derjenige sein, der kaputt ist, denn hinter ihm liegen ja viele Arbeitsstunden, die er in der Nacht im Studio absolviert hat.

Aber in dem Moment, in dem ich ihn treffe, da lege ich meinen eigenen inneren Schalter um und sage mir: ‚Komm‘, du Lusche, sei fit und motiviert, du hast keinen Grund dich hier nur durchzuschleppen.“

Es sind nie die großen Dinge, die mich begeistern, sondern eher die kleinen, die alltäglichen Gesten, die mir schließlich gute Laune bereiten.

Kalle hat dafür ein Händchen. Er sagt zwar, er sei nur der Allrounder, der sich kümmert, aber ich denke, er ist mehr.

Nämlich jemand, der Menschen zusammenführen kann, jedem der zur Tür reinkommt das Gefühl gibt: ‚Hey, besonders du bist hier herzlich willkommen.‘

Wir sprechen nie lange miteinander, dann wuselt Kalle schon wieder irgendwo hin -und her, achtet darauf, dass die Hygieneregeln eingehalten werden, kontrolliert den Impfstatus bei den Leuten, die durch die Eingangstür kommen.

Kurzum, es ist mehr ein positives Feeling, was Kalle verbreitet und dabei noch seine Arbeit macht.

Im Stillen denke ich oft: „Du möchtest hier jetzt nicht wischen, oder mit dem Lappen die Ecken im Studio säubern.“

Da bin ich dann doch froh, dass ich lediglich an den Geräten trainieren muss oder besser darf.

Ich schätze Kalle, weil er unaufdringlich ist, sich kümmert, stets ein gutes Wort übrighat, und ganz nebenbei, fast unbemerkt, alles im Griff hat.

Also, ich sitze jetzt am Schreibtisch, müsste eigentlich das Interview mit der Prima Ballerina protokollieren, aber das hier aufzuschreiben, das macht eben mehr Spaß.

Ich bin froh, dass ich wieder ins JR-Studio fahren kann. Und das mit dem Gewicht und den laschen Muskeln, das kriege ich auch wieder in den Griff, die Hoffnung jedenfalls bleibt.
Bis demnächst mal, Kalle.

ZUM TOD VON FRAU DR. MARLIES WILLAMOWSKI

MENSCHEN IM ALLTAG-2021.07.22
Ich habe gerade vom Tod meiner langjährigen Ärztin, Frau Dr. Willamowski, erfahren.

Ich bin schockiert und sehr traurig. Sie war eine ausgezeichnete Ärztin. Und sie war ein sehr sensibler und fürsorglicher Mensch, immer mit dem Blick auf das Wohl ihrer Patientinnen und Patienten befasst.

Zweieinhalb Jahrzehnte hat sie mich betreut. Sie hatte den Finger stets in der Wunde, wenn sie mich auf eine gesündere Lebensweise hinwies und dafür habe ich sie innerlich manchmal verflucht, weil ich ja wusste, wie recht sie damit bei mir hatte.

Aber sie war auch eine ausgesprochen gute Gesprächspartnerin, konnte hervorragend zuhören.

Manchmal habe ich es sogar geschafft, sie zum Schmunzeln zu bringen. Ich werde Sie sehr vermissen, und ich werde Sie nicht vergessen, liebe Frau Doktor. Mögen Sie in Frieden ruhen.
Dr. Uwe Müller

DEMENZ – WENN DIE EMPATHIE SCHWINDET

ANNA

ANNA-2021.07.21

RÜCKBLICK AUF TEXT – 2018.11.28
Anna hatte keine Freude mehr am Schenken.

„Wie ist das Wetter bei euch da oben?“, fragte Peter Anna.
Es war das übliche Telefongespräch am Vormittag, es war diesig und es schien keine Sonne, Wind war aber auch nicht.

Das war gestern so, vorgestern ebenfalls.
Anna hätte also sagen können: „Das Wetter ändert sich seit Tagen nicht, es ist gleichgeblieben.“

Doch diese gedanklichen Fäden konnte Anna nicht mehr ziehen.

„Der Himmel ist grau, die Sonne scheint nicht, aber es ist auch kein Wind“, sagte Anna stattdessen.

„Prima“, antwortete Peter. Er war irgendwie froh, dass er über dieses stets wiederkehrende Thema den Gesprächsfaden mit Anna knüpfen konnte.

„Heute Nachmittag fahren wir zur Post. Klara hat einen Stollen eingepackt und den schicken wir dir“, redete Peter weiter.

„Ach, wie kann ich dir nur danken?“, fragte Anna.
„Naja, ich habe damit nichts zu tun. Nur, dass ich den vorhergehenden mit aufgegessen habe, nachdem Klara ihn gebacken hatte.“

Anna verstand diese Art von Humor nicht mehr.
„Ja, das ist so schön, ich freue mich. Wie kann ich euch nur eine Freude machen?“

„Ach, mir würde eine ganze Menge einfallen“, antwortete Peter und bereute zugleich, dass er es überhaupt gesagt hatte.

„Ja, was denn?“, fragte Anna nach einer Weile.
Flasche Sekt, warme Socken, Kasten Mon Cherie, Puppe für Krümel, das könnte er antworten. Es schoss ihm geradezu ein, während Anna die Frage noch gar nicht zu Ende formuliert hatte.

Sagte er davon was? Natürlich nicht. War es schlimm, dass Anna nicht mehr auf das kam, was sie früher in solchen Momenten tat? Überhaupt nicht.

„Schade nur, dass Anna sich um die Glücksgefühle brachte, die sie früher überkamen, wenn sie anderen eine Freude machte“, dachte Peter in diesem Moment.

Doch dafür konnte sie nicht. Die Demenz ließ das nicht mehr zu, nahm ihr Stück für Stück diese Empathie.

Das war das eigentlich Schlimme – vor allem für Anna. Umso mehr mussten sich Klara, Laura und Peter bemühen.
Und das taten sie ja auch.

„Wenn dir der Stollen schmeckt, dann ruf doch KIara an. Sag ihr, dass er gut gelungen ist.“

„Das mach ich ja sowieso“, sagte Anna, so als hätte Peter auf etwas hingewiesen, was doch selbstverständlich war. Nun wurde er noch von Anna der Begriffsstutzigkeit überführt.

Trotzdem: Für den Moment hatte er Anna ein paar unbeschwerte Momente bereitet, so schien es jedenfalls.

Und wenn das Paket mit dem Stollen ankam, dann würde sich das wohl wiederholen. Immerhin. Der Kreis der Möglichkeiten, eine Freude zu bereiten, wurde kleiner.

Sie intensiver zu nutzen, das war wohl jetzt die Aufgabe.
Peter griff wieder zum Hörer, um Klara zu informieren: alles im grünen Bereich.

ANNA IST DEMENT

Mehr lesen: https://uwemuellererzaehlt.de/anna-ist-dement/

 

lux-AUGENOPTIK – EINE FIRMA MIT EINER LANGEN GESCHICHTE

2021.05.05-MENSCHEN IM ALLTAG

Als ich bei ‚lux-Augenoptik‘ anrief, glaubte ich auf einen ganz normalen Augenoptiker zu treffen. 

Was ich aber im Telefoninterview mit dem Geschäftsführer und Inhaber Steffen Hennes herausfand, das hat mich doch überrascht – ‚lux-Augenoptik‘ ist vielmehr als nur ein Laden, in den du hineingehst, weil du eben mal eine neue Brille brauchst. 

Nein, du findest ein Unternehmen vor, das dich in deinen Bann zieht. Der Zusatz ‚ganzheitlich‘ ist schon oft als Worthülse missbraucht worden. 

Aber auf ‚lux-Augenoptik‘ trifft die Bezeichnung ‚ganzheitliche Beratung‘ zu, ja sie beschreibt mit zwei Worten, was das Herz dieser Firma ausmacht.

Selten habe ich erlebt, mit wieviel Fach- und Sachkompetenz jemand über seinen Beruf spricht und du hinter dieser nüchternen Beschreibung die lodernde Begeisterung spürst, mit der Steffen Hennes und sein ganzes Team für ihre Sache brennen.

Und dann sprichst du auch noch mit einem Menschen, der trotz alledem sehr bescheiden wirkt, zurückgenommen, mit beiden Beinen auf dem Boden des Alltags steht, der einfach sympathisch wirkt. 
Das sind wiederum die Momente, wo ich meinen Beruf liebe. 

Das ist die Geschichte über Steffen Hennes, das Interview mit ihm, über das Team von ‚lux-Augenoptik‘.

Steffen Hennes ist der Geschäftsführer des Unternehmens ‚lux-Augenoptik‘ und gleichzeitig sein Inhaber.
Die Firma wirkt jung, modern, dynamisch, innovativ, so wie ihr Unternehmer an der Spitze selbst.

Beschäftigt man sich ein wenig mehr mit der langen Tradition, die hinter ‚lux-Augenoptik‘ steht, so kommt eine Firma zum Vorschein, die auf eine mehr als 90-jährige Entwicklung zurückblicken kann.
Ihre Erfolgsgeschichte begann im Jahr 1928 in der Bernauer Straße 43 in Oranienburg, gegründet damals noch unter dem Namen ‚Harder Optik‘.

1968, vierzig Jahre nach der Gründung begann der Vater von Steffen Hennes, Eberhard Hennes, seine Ausbildung zum Augenoptiker.

„Mein Vater übernahm zwanzig Jahre später das damalige HO-Unternehmen gemeinsam mit dem Optometristen Lutz Röher“, erinnert sich Steffen Hennes an die Erzählung seines Vaters.

Von ihm weiß er auch, dass die Firma 1959 in ‚lux-Augenoptik‘ umbenannt wurde.
Sein Vater starb im Jahr 2010. Er wurde leider nur 59 Jahre alt.

„Deshalb schätze ich rückblickend jedes Jahr, das wir gemeinsam verbracht haben“, sagt Steffen Hennes. Er weiß, dass er ohne seinen Vater nicht die Entwicklung hätte nehmen können, für die er heute so dankbar ist.

DER LANGE WEG DER AUSBILDUNG VON STEFFEN HENNES

Steffen Hennes begann seine Augenoptikerlehre 1997 in Berlin.

„Die Firma, in der ich gelernt habe, wurde gerade zu diesem Zeitpunkt zerschlagen. Und so habe ich in den Jahren 1998/1999 Kündigungen für die anderen Mitarbeiter schreiben müssen – nicht, weil ich in der entsprechenden Position war. Nein, weil ich der Einzige in der Firma war, der damals mit einer elektrischen Schreibmaschine umgehen konnte.“

Für Steffen Hennes war es nicht ausreichend, was er sich während der Ausbildung an Wissen aneignen konnte. Und so hat er an der Technischen Hochschule Beuth einen Studienlehrgang im Bereich der Augenoptik begonnen.

„Ich habe während meiner Ausbildung festgestellt, dass ich auch gerne was mit Wirtschaft gemacht hätte und habe währenddessen nicht nur Augenoptik studiert, sondern eben auch Wirtschaft.“

Das waren für Steffen Hennes zwei Studiengänge, die parallel liefen. Der Studiengang in Wirtschaft war für Berufstätige konzipiert und lag am Wochenende, also Freitag, Samstag und Sonntag. Montags bis donnerstags studierte Steffen Hennes Augenoptik.

„Mein Vater hat mir während des Studiums den Rücken freigehalten. Ich musste also nicht noch nebenher jobben gehen, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen“, sagt er heute.

Aber Steffen Hennes wollte noch tiefer in die Materie der Augenoptik einsteigen.

„Nach vier Jahren hatte ich zwar das Studium in Wirtschaft und Augenoptik beendet, aber ich hatte das Gefühl, dass ich meine Kenntnisse und Fertigkeiten weiter perfektionieren müsste.“

Steffen Hennes wollte seine Kunden später nicht nur gut darin beraten, welche Brille vielleicht zu ihnen am besten passt, sondern er wollte auch in der Lage sein, das Krankhafte, mögliche Veränderungen im Auge zu erkennen.

DIE BEUTH-HOCHSCHULE UND DAS PRAKTIKUM AN DER UNIVERSITY PHILADELPHIA – FÜR STEFFEN HENNES EIN MEILENSTEIN IN SEINEM BERUFLICHEN UND PERSÖNLICHEN FORTKOMMEN

Deshalb entschloss er sich, im Anschluss an sein Studium einen weiteren Studiengang dranzuhängen – zum Master der klinischen Optometrie, für drei Semester.

Die Vorlesungen fanden in Deutschland statt, an der Beuth-Hochschule und die praktische Ausbildung in Philadelphia.

„Die Beuth-Hochschule und die Salus University Philadelphia PA organisierten den Master-Studiengang Clinical Optometry in enger Kooperation miteinander. Der akademische Master – Grad ist sowohl in den USA als auch europaweit gültig.

Ich hatte auf diese Weise die Möglichkeit, mir Kenntnisse und Fähigkeiten anzueignen, die mir in Deutschland verwehrt geblieben wären.“

Steffen Hennes ist Anfang 2004 ins Geschäft seines Vaters eingestiegen.

„Mein Vater hat seinen Partner in Rente schicken müssen und so war ich auch schon zu dieser Zeit mit in das Geschäft integriert, wenn auch Schritt für Schritt.“

Steffen Hennes musste sich die Akzeptanz durch die Mitarbeiter erarbeiten.
„Das war natürlich kein Selbstläufer. Ich wurde als Sohn des Chefs angesehen, aber dadurch stieg die Erwartungshaltung des Teams an mich noch weiter.“

Für ihn kam Anfang 2004 zudem noch ein Umstand erschwerend hinzu. Er musste die Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken.

„Die Krankenkassen zahlten nur noch bis zum 31.12.2003 zu den Brillen hinzu. Das wirkte sich negativ auf die Geschäftsentwicklung aus. Wenn wir überleben wollten, mussten wir also handeln.“

Heute sagt er rückblickend, dass die Firma nach einem ‚langen Dornröschenschlaf‘ allmählich wieder wettbewerbsfähig wurde.

„Wir haben am Produkt nichts verändert, an der Kundenansprache ebenfalls nichts und so konnten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erkennen, dass sich das Ganze allmählich zum Positiven drehte.“

Steffen Hennes durfte die Strategiefragen für die Zukunft schon recht eigenverantwortlich umsetzen.

„Mein Vater hat mir da schon von Anbeginn freie Hand gelassen. Und als sein Geschäftspartner in Rente ging, wurde ich gleichberechtigter Partner.“
Ab 2006 stand Steffen Hennes vollumfänglich der Firma zur Verfügung.

DAS EXPERTENTEAM – DER GANZE STOLZ VON STEFFEN HENNES

Steffen Hennes sieht sich als Teil eines großen Ganzen, und er sieht sich als Teamplayer.

„Wir achten darauf, dass jeder Mitarbeiter in unserem Team versteht, was Lux-Service bedeutet, was Kundenbetreuung für uns heißt, nämlich ganzheitlich zu denken, zu beraten, zu betreuen.“

Steffen Hennes sagt weiter: „In unserem Team soll das Angebot mit der Qualifikation des Mitarbeiters übereinstimmen.“

Er hat in den letzten Jahren ein Expertenteam aufgebaut, wo jedes Problem rund ums Auge von einem Experten aufgenommen und gelöst werden kann.

„Wir haben noch nie einen Mitarbeiter verloren, außer durch Krankheit“, sagt Steffen Hennes und ihm ist anzumerken, wie wichtig ihm seine einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind.

lux-Augenoptik

„Wenn man in der Augenoptik den schwierigen Ausbildungs- und Studienweg sieht, dann ist die Vergütung im Verhältnis dazu nicht angemessen. Aber der Markt gibt das eben nicht mehr her.

Ich habe sieben Jahre gelernt, studiert, viele in meinem Team haben eine exzellente Ausbildung genossen – und dann fragt man sich schon manchmal, ob man nicht in einem anderen Beruf vielleicht mehr verdienen würde.“

Doch Steffen Hennes hebt zugleich den entscheidenden Vorteil hervor, den die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in seiner Firma haben: „Die Optometristen können das machen, was sie auch gelernt haben.

In manchen anderen Unternehmen kommt man vom Studium, geht dann in eine Filiale und darf dem Kunden nie ins Auge schauen. Dafür haben sie oft nicht die Zeit und auch nicht die Technik.“

Die Firma ‚lux-Augenoptik‘ und sein Team bilden ein Netzwerk aus Experten, einen ‚Unterschlupf für Optometristen‘, wie es ihr Inhaber bezeichnet.

In den vergangenen anderthalb Jahrzehnten hat sich das Unternehmen eine hohe Expertise in diesem Bereich aufgebaut.

„Wir bieten jedem Kunden Netzhautuntersuchungen an, haben regelmäßige Vorsorgen eingeführt, sodass der Kunde einmal im Jahr ab einem bestimmten Alter und unter entsprechenden Voraussetzungen eingeladen wird.“

Auf die Frage, wie Steffen Hennes die Berufsbezeichnung eines Optometristen einordnen würde antwortet er, dass er sie genau zwischen dem Augenarzt und dem Augenoptiker platzieren würde.

„Als Augenoptiker oder Optometrist darf ich bis zur Verdachtsdiagnose erst einmal alles machen, auch alle Untersuchungen. Die endgültige Diagnose und die festzulegende Therapie erfolgen jedoch weiter dem Augenarzt“, sagt Steffen Hennes.

„Im Grunde sollten wir im Hause als Optometristen in der Lage sein, alles zu sehen, was der Augenarzt auch sieht. Wir sollten das auch alles beziffern können.

Aber therapieren werden wir das nicht.“
Dem Kunden ist somit geholfen, wenn eine Verdachtsdiagnose erstellt wird.
„Dann kann man entscheiden, ob ein Augenarzt hinzugezogen wird oder auch schon eine Brille weiterhilft.“

DIE OPTOMETRIE – KERN DER ERFOLGSGESCHICHTE DER FIRMA

2007 war ein entscheidendes Jahr.
„Wir haben damit begonnen, die Optometrie ins Unternehmen einzuführen. Wir haben unsere Augenärzte darauf vorbereitet, dass wir sie besser unterstützen wollen“, erklärt Steffen Hennes.

Doch das stieß nicht bei jedem Augenarzt auf Gegenliebe.
„Wir wollten aber keinem Augenarzt den Job streitig machen. Es gibt für einen Optometristen so ein reichhaltiges Betätigungsfeld, dass wir keinem Augenarzt wehtun.“

Inzwischen gibt es eine sehr gut funktionierende Kooperation mit zahlreichen Augenärzten. Hinzukommt, dass sich die positiven Erfahrungen aus anderen Ländern wie England Skandinavien und den Niederlanden immer mehr verbreiten.

„2008 und 2009 haben wir festgestellt, dass die Optometrie doch recht raumgreifend ist. Durch Mundpropaganda haben wir eine ganze Reihe von Kunden erreicht. Oder auch durch Empfehlungen.

Wir mussten feststellen, dass unsere räumlichen Kapazitäten an ihre Grenzen kamen. Wir hatten bis dahin nur einen Untersuchungsraum im Geschäft.

Wir haben dann langsam Ideen entwickelt, wie wir uns vergrößern können. Schlussendlich haben wir in den Jahren 2010 und 2011 an unserem jetzigen Standort einen Neubau errichtet.

Wir haben jetzt drei Untersuchungsräume, also entsprechend mehr Platz, um unsere Untersuchungen anzubieten.“

GANZHEITLICH SEHEN HEISST VERNETZT DENKEN UND HANDELN

Auf meine Frage, was für Steffen Hennes individueller Service bedeutet bringt er es so auf den Punkt: „Die optometrische Kompetenz soll nach außen strahlen. Es geht nicht nur um eine neue Brille für den Kunden, sondern um das Sehen im Großen und Ganzen.

Wir betrachten das Sehen ganzheitlich. Der Kunde darf das Gefühl haben, dass wir den Augenarzt bis zu einem bestimmten Punkt ersetzen. Der Kunde kann sich erst einmal den Augenarzttermin sparen, ob er da hinmuss, werden wir herausfinden.“

WEITERBILDUNG NICHT ZUM SELBSTZWECK, SONDERN ALS GARANT UND BESCHLEUNIGER DER KÜNFTIGEN ENTWICKLUNG

Das Unternehmen bleibt nie stehen, entwickelt sich stetig weiter.
„Wir organisieren regelmäßige Fort- und Weiterbildungen. Ich selbst bin aktuell noch Dozent an der Beuth-Hochschule.

Ich habe deshalb auch einen guten Draht zu den Optometristen dort. Wir haben regelmäßig Praktikanten in unserem Haus von der Beuth-Hochschule. Und wir übernehmen regelmäßig den einen oder anderen Absolventen.

Wir bilden im Haus auch aus. Drei unserer Auszubildenden sind jetzt im Studium zur Optometrie. Es gibt ebenfalls hausinterne Weiterbildungen für spezielle Produkte.
Wir haben gerade eine neue Technik eingeführt, um das trockene Auge zu behandeln.“

Es gäbe noch viel zu sagen und zu schreiben über Steffen Hennes und sein Team.

Mir ist mit diesem Interview mal wieder klargeworden: innovative Produkte sind wichtig, eine fundierte Beratung ist unerlässlich, aber die Begeisterung, mit der Menschen ihrem Beruf nachgehen, sie ihrer Berufung folgen – sie machen das Leben so wertvoll, ja sie sind der Reichtum, der unbezahlbar ist.

DER MENSCH STEFFEN HENNES – ‚DU KAUFST ES IHM AB‘

„Meine Mitarbeiter sagen mir noch heute nach, dass ich keinen richtigen Führungsstil hätte. Ich bin zu ‚lassez faire‘. Was nicht heißt, dass ich nicht genaue Vorstellungen haben, was ich gerne umgesetzt haben möchte und was nicht“, beschreibt Steffen Hennes seine Art, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Unternehmen zu führen.

Ihm geht es nicht um die sklavische Ausführung von ‚engmaschigen Handlungsanweisungen‘.

Vielmehr möchte er allen im Team den Spielraum überlassen, der zu mehr Kreativität und Verantwortung zugleich führt.

„Ich hatte nie die Scheu, an Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter heranzutreten, um ein neues Aufgabengebiet zu verteilen. Ich habe aber auch gleichzeitig billigend in Kauf genommen, wenn Dinge nicht immer ganz so erledigt wurden, wie ich es gern gesehen hätte.“

Worauf er wirklich stolz ist, das ist das Profinetzwerk, was im Haus der lux-Augenoptik geschaffen wurde.

„Wir haben für jeden Bereich Profis im Haus, sodass nicht mehr einer alle Bereiche abdecken muss.

Meine Aufgabe besteht heute überwiegend darin, zu steuern zwischen ‚rechts‘ und ‚links‘.
Ich muss mich nicht mehr in jedem Bereich bis in jedes Detail auskennen.

Wir sind ja über die Filialen verteilt mehrere Optometristen. Demzufolge habe ich für bestimmte Bereich Ansprechpartner, die die Sache noch besser lösen, als ich das selbst hinkriegen würde.“
Steffen Hennes berät auch noch selbst Kunden.

Manche von ihnen waren schon bei seinem Vater und so verlangen sie einfach aus der Historie heraus, dass der Chef sie weiter persönlich bedient.

Allerdings sieht er es eher als seine Aufgabe an, alles im Auge zu behalten.
„Es ist besser, dass vier Mitarbeiter mehr Umsatz machen, als man es selbst tut“, sagt er in diesem Zusammenhang.

In seiner Freizeit genießt es Steffen Hennes, einmal in der Woche abzuschalten und in einem Orchester Trompete zu spielen, im Oranienburger Blasmusikverein.

„Mein Opa war Förster und hatte ein Waldhorn an der Wand hängen. Und so habe ich damit begonnen Flügelhorn und Trompete zu spielen.“

ZUM FIRMENPORTRÄT:

https://uwemuellererzaehlt.de/2021/05/05/2021-05-05-firmenportaet/

 

 

 

 

 

 

 

 

 

MENSCHEN – SIE MACHEN DEN ALLTAG INTERESSANT (2)

2021.04.06
ZUSAMMENFASSUNG – INTERVIEW UND FIRMENPORTRÄT – DIETLINDE HOKE UND JÜRGEN HINTZE
Küchenstudio Wriezen:
Interview:

DIETLINDE HOKE – ENGAGIERTE UNTERNEHMERIN MIT VIEL HERZ

Firmenporträt:

IHR KÜCHENPARTNER – DIETLINDE HOKE

Glasermeister Hintze aus Wandlitz:
Interview:

INTERVIEW MIT JÜRGEN HINTZE VOM 07.07.2020

Firmenporträt:

GLASEREI JÜRGEN HINTZE

MENSCHEN – SIE MACHEN DEN ALLTAG INTERESSANT – (1)

2021.04.01

ÜBER MENSCHEN ERZÄHLEN – IN FORM VON INTERVIEWS, FIRMENPORTRÄTS, GESCHICHTEN

MARTINA LIPPERT – EIN LEBEN FÜR DIE PFLEGE

TANZCLUB SCHWARZ SILBER WANDLITZ e.V.

INTERVIEW MIT KERSTEN STEINIGER

FIRMENPORTRÄT TANZCLUB SCHWARZ SILBER WANDLITZ e.V.

TANZCLUB SCHWARZ SILBER WANDLITZ e.V.

 

 

IHR KÜCHENPARTNER – DIETLINDE HOKE

 

Das Küchenstudio wurde am 01.10.2003 in Wriezen unter dem Namen „Ihr Küchenpartner" eröffnet. Inhaberin ist Dietlinde Hoke.
Das Studio befindet sich direkt am Kreisverkehr von Wriezen.

WAS FINDEN SIE IN DEM KLEINEN UND DENNOCH FEINEN STUDIO AUF 50 qm?
– Verschiedene Küchenmodelle,
– Vorschläge zur Einrichtung sowie Ausstattung Ihrer Küche,
– viele Ideen für schönes Wohnen und gutes Kochen.

WAS IST DIETLINDE HOKE WICHTIG?
Kundenservice, der das Wort verdient:
Dietlinde Hoke plant Ihre Küche, und zwar nach Ihren persönlichen Wünschen, Ihren individuellen Vorstellungen, mit viel persönlichem Engagement.

Ein Tischler, mit dem die Inhaberin sehr eng zusammenarbeitet, nimmt die Anpassungen vor – maßgeschneidert.
Dietlinde Hoke vereinbart die Termine mit Ihnen so, dass sie mit Ihrem persönlichen Kalender kompatibel sind.

In den über anderthalb Jahrzehnten hat sie vor allem Kunden im Oderbruch geholfen, deren eigene Küchenträume Wirklichkeit werden zu lassen, in einem fairen Preis-Leistungsverhältnis, mit hochwertigen Materialien, die auch noch umweltverträglich sind.

Dietlinde Hoke kümmert sich um Sie – so lange, bis Sie als Kunde und Kundin zufrieden sind.

WAS SIND IHRE SCHWERPUNKTE IM KUNDENSERVICE?
– Küchen und Einbauküchen, die zu Ihnen passen;
– Küchen umbauen, Küchenumzug;
– Einbaugeräte und Arbeitsplatten austauschen,
– vor Ort das Aufmaß vornehmen, individuell planen, auch zu bei Ihnen zu Hause;
– Lieferung und Montage;
– das Küchenprogramm umfasst verschiedene Markenhersteller und

Modelle – Landhausküchen ebenso wie Fronten in Hochglanz und in Matt.
– die wesentlichen Lieferanten für das Küchenstudio sind Nobilia und Sachsenküchen; im Programm sind zudem auch weitere hochwertige Marken, zum Beispiel AEG, Siemens, Bosch, Oranier, Küppersbusch;
– die Inhaberin stellt Ihnen gern die Details vor – Produkt, Qualität, Materialien und deren Verarbeitung sowie Funktionsweise;
– zuverlässiger Kundendienst;
– Pflege- und Reinigungsmittel und weiteres Zubehör anbieten und liefern;
– Garantieleistungen,

Das Küchenstudio „Ihr Küchenpartner“ gehört zur Gemeinschaft ‚Gute Küchen‘.

WAS IST IHR VORTEIL DABEI?
• hohe Qualität, Preise, die sich am Markt nicht verstecken müssen.
Mehr lesen: www.kuechen-wriezen.de

Die Inhaberin besser kennenlernen: https://uwemuellererzaehlt.de/2020/11/12/menschen-im-alltag-13/

Kontakt:
Ihr Küchenpartner
Wilhelmstraße 57
16269 Wriezen
Telefon: 033 456- 70 902
Telefax: 033 456 – 72 11 45
E-Mail: ihrkuechenpartner@mail.de
Web-Site: www.kuechen-wriezen.de

http://www.kuechen-wriezen.de

Öffnungszeiten:
Di-Fr 10.00-18.00
Montag und Samstag sowie weitere Termine gerne nach Vereinbarung
0333456 – 70 90 2 oder 0160 – 91111 552

DIETLINDE HOKE – ENGAGIERTE UNTERNEHMERIN MIT VIEL HERZ

Dietlinde Hoke hat einen entbehrungsreichen Weg hinter sich – von der angestellten Küchenverkäuferin hin zur selbstständigen Unternehmerin.
Es ist faszinierend ihre Geschichte zu hören und zu erfahren, was ein Mensch zu bewältigen in der Lage ist, wenn er auf sich allein gestellt ist und sich trotzdem eine sichere Zukunft aufbauen will. Ich habe Dietlinde Hoke in ihrem Küchenstudio getroffen.
Wir saßen uns gegenüber, getrennt durch eine durchsichtige Scheibe, um uns vor Corona zu schützen. Wir tranken Kaffee und Dietlinde Hoke begann zu erzählen.
Als ich mich nach knapp drei Stunden von ihr verabschiedete fühlte ich, dass ich einen wertvollen Menschen kennengelernt hatte. Jemand, der vor allem sehr bescheiden ist, zu wenig an sich denkt und sich umso mehr um seine Kunden kümmert.
„Ich habe in den letzten Jahren so viel lernen müssen, mehr als in den vergangenen Jahrzehnten zusammengenommen“, beginnt sie zu erzählen.

DER WEG VON DIETLINDE HOKE

Dietlinde Hoke kommt aus einfachen Verhältnissen. Ihr Vater hat im Tiefbau gearbeitet, später in der LPG und ihre Mutter war in der Gärtnerei beschäftigt.

Nach dem Abschluss der Schule hat sie 1977 eine Ausbildung zur Milch-Industrielaborantin begonnen. Die Molkerei war in Wriezen, aber gelernt hat sie in Flemsdorf, einem Ort zwischen Angermünde und Schwedt. Ihre theoretische Ausbildung war allerdings in Güstrow.

„An diese Zeit erinnere ich mich ganz besonders gern zurück. Das Internat war sehr schön, wir waren jung und unternehmenslustig.

Ein bis zweimal im Jahr trafen wir uns mit Lehrlingen aus anderen Ausbildungseinrichtungen und feierten gemeinsam. Das wurde von den Verantwortlichen der jeweiligen Einrichtungen organisiert und fand großen Anklang bei uns.

Wir waren ja eine reine Mädchengruppe und so war es natürlich schön, wenn wir bei diesen Gelegenheiten Jungen aus anderen Ausbildungsstätten kennenlernten.

Die Feiern fanden in Krakow am See statt. Und dort habe ich auch meinen späteren Mann kennengelernt, der in dieser Zeit zum Funkmechaniker ausgebildet wurde.“

Im Anschluss an die Ausbildung war sie bis 1989 als Facharbeiterin in einem Labor in Wriezen tätig.

Dietlinde Hoke hat geheiratet und bekam zwei Kinder. Ihr Sohn ist heute in Nordhausen Ingenieur für regenerative Energietechnik,

Ihre Tochter hat Tourismusmanagement studiert und arbeitet jetzt in Berlin. Dietlinde Hoke hat insgesamt vier Enkel, die sie innig liebt und auf die sie sehr stolz ist.

Sie ist 1989 zur damaligen Gebäudewirtschaft in Wriezen gewechselt und war als Sachbearbeiterin tätig.

„Woran ich mich sehr gut erinnere ist, dass ich dort Schreibmaschine schreiben gelernt und im Februar 1989 noch den Führerschein für LKW gemacht habe.

Das war sehr anstrengend, denn es musste alles nach der Arbeit am Abend passieren. Aber ich war froh, dass ich durchgehalten habe.“

1993 wechselte Dietlinde Hoke von der Wohnungsbaugesellschaft zu einer Sanitärfirma, für sechs Stunden. Sie wollte einfach mehr Zeit für ihre Kinder haben.  Sie arbeitete dort von 1993 bis 1995 als Sachbearbeiterin.

„Die Arbeit hat mir gut gefallen, aber als ich eines Morgens nach einer vierwöchigen Kur in die Firma zurückkam und wie gewohnt mit Energie und guter Laune an mein Tagewerk gehen wollte, stand plötzlich mein Chef hinter mir.

Er schaltete wortlos den vor mir stehenden Computer aus und legte vor mir einen Briefumschlag hin, ebenfalls ohne Worte.

Das war mein Kündigungsschreiben. Ich war schockiert, denn ich stand faktisch von einem Tag auf den anderen ohne Arbeit da. Das hat mich sehr getroffen, und ich habe eine Weile gebraucht, um damit fertig zu werden.

Meine Kollegen waren ebenfalls sehr geknickt, als sie davon erfuhren. Sie verstanden einfach nicht, warum ihr und mein ehemaliger Chef so gehandelt hatte.“

VOM BEGINN MEINES ABENTEUERS ALS ANGESTELLTE KÜCHENVERKÄUFERIN

„Ich war bereits über neun Monate arbeitslos, als ich durch Zufall davon erfuhr, dass eine Firma von außerhalb jemanden für ein gerade neu eröffnetes Küchenstudio in Wriezen suchte.

Die Inhaber hatten zu dem Zeitpunkt Probleme mit der Verkäuferin. Ich ergriff diese Chance und fing im Januar 1996 in diesem Studio als neue Küchenverkäuferin an.“

Dietlinde Hoke hatte keinerlei Vorkenntnisse, wusste nicht, wie sie eine Küche zeichnen sollte, wie das Aufmaß zu nehmen war, also alles, was eine versierte Küchenverkäuferin im Grunde genommen hätten wissen müssen.

„Ich habe damit begonnen, Küchen auf dem Papier zu zeichnen, denn einen Computer hatte ich noch nicht. Aus der Hauptfiliale kam zur Unterstützung eine Kollegin, die mich einweisen sollte.

Sie war sehr nett, sehr sympathisch und wir verstanden uns gut. Sie hat mir dabei sehr geholfen, mich einzuarbeiten.

Doch sie war ja nur acht Wochen bei mir und danach musste ich allein klarkommen. Also bin ich irgendwie doch ins kalte Wasser geschmissen worden. Ich habe nachts davon geträumt, wie ich eine Küche aufbaue.“

Die Leute kauften bei ihr Küchen, und zwar von Anfang an. Später bekam sie einen Computer und konnte daran arbeiten. Sie zeichnet bis heute auf Papier, wenn sie mit Kunden im Erstgespräch ist.

„Das ist einfach anschaulicher, wenn ich mit Bleistift, Lineal und Radiergummi vor den Augen der Kunden agiere, sie auf diese Weise hautnah miterleben können, wie der Grundriss ihrer zukünftigen Küche entsteht.“

VON DEN ANFÄNGLICHEN ÄNGSTEN UND ZWEIFELN

Dietlinde Hoke musste erst einmal ihre Ängste überwinden, die sie ganz zu Anfang hatte, wenn ein Kunde oder eine Kundin das Küchenstudio betrat.

„Ich erinnere mich, wie ich einen Samstag allein im Küchenstudio war. Ich bekam Angst, wusste nicht, was ich tun sollte, wenn jemand tatsächlich zur Tür hereinkommen würde.

Ich habe also innerlich gebetet, dass die Leute am Küchenstudio vorbeigehen. Aber sie kamen herein.

Für diesen Fall hatte mein Chef mir gesagt, dass er telefonisch in der Hauptfiliale erreichbar sei. Und genau diese Unterstützung hätte ich auch dringend gebraucht.

Da waren zum Beispiel Kunden, die genau wissen wollten, wie das mit der Dunstabzugshaube funktionierte, wo für die Abluft die Öffnung in der Wand hinkam.
Ich rief also in der Filiale an. Doch niemand meldete sich.“

Insgesamt war Dietlinde Hoke fünf Jahre fest angestellt, von 1996 bis 2001.

„Gearbeitet habe ich damals schon wie eine Selbstständige. Ich habe alles allein gemacht – von der Planung bis zum Schreiben der Rechnung.“

Im Jahr 2001 wurde Dietlinde Hoke krank und fiel für eine längere Zeit aus.

AUF EIGENEN FÜSSEN STEHEN – LEICHT GESAGT UND NUR MIT VIEL ANSTRENGUNG GETAN

Manchmal denkt Dietlinde Hoke an die Zeit zurück, als sie den Schritt in die Selbstständigkeit wagte. Nachdem sie zur Kur in Davos war, ging es ihr gesundheitlich wieder besser und sie begann zu überlegen, wie es weitergehen sollte.

Ihr Mann riet ihr damals: „Mach‘ dich doch selbstständig. Du hast doch alle Erfahrungen, warst ohnehin auf dich allein gestellt, selbst als angestellte Küchenverkäuferin.“

Damals waren sie noch zusammen, Dietlinde Hoke und ihr Mann, und so wagte sie den Schritt, obwohl sie stark an sich zweifelte, nicht den Glauben an sich hatte, das alles zu schaffen.

Sie nahm all ihren Mut zusammen und handelte mit dem neuen Eigentümer des Hauses einen Mietvertrag aus. Am 01. Oktober 2003 eröffnete sie ihr eigenes Küchenstudio.

„Anfangs war es natürlich für mich eine Katastrophe, ich wusste nicht, wie ich es anpacken sollte, obwohl ich ja bereits fünf Jahre zuvor als Küchenverkäuferin gearbeitet hatte.“

Heute kann sie sich nicht mehr vorstellen, in einer anderen Form zu arbeiten, obwohl sie alles allein machen muss, angefangen vom Saubermachen, Planen über Rechnungen schreiben bis hin zur Reklamationsbearbeitung.

DIETLINDE HOKE LIEBT IHRE ARBEIT, AUCH WENN ES NIE LEICHT IST

Dietlinde Hoke ist eine Kümmerin.
In der Beratung geht es ihr zunächst darum zu erfahren, welche Vorstellungen ihre Kunden von der Küche haben, die zu ihnen passen soll.

Sie hört sich das an, stellt schon im Kopf die Küche zusammen.
„Die Leute sollten am besten ins Studio kommen, ein paar Fronten ansehen, grobe Maße mitbringen, wo das Wasser, Abwasser, die Steckdosen oder das Fensterbrett sind.

Dann zeichne ich es in Gegenwart der Kunden auf das Papier, berücksichtige dabei ihre Vorstellungen.
Und nur darum frage ich so viel.

Manchmal sagen Kunden: „Was Sie nicht alles wissen wollen.“
Ich antworte in solchen Fällen darauf, dass ich ihnen nur ein gutes Angebot machen kann, wenn ich ihre Vorstellungen und Wünsche genau kenne, zum Beispiel, ob es eine einfache Spüle sein soll oder eine aus Granit.

Oder wieviel Personen im Haushalt leben, denn das ist wichtig, um den richtigen Geschirrspüler auszusuchen.“
Am liebsten hat sie die Kunden danach noch einmal am Tisch, damit alles endgültig besprochen werden kann.

„Das ist dann auch alles ein bisschen persönlicher und wirkt sich positiv auf die Qualität der finalen Erstellung des Angebotes und schließlich des Vertrages aus, wenn Einzelheiten noch einmal individuell abgestimmt werden können, bis hin zum Preis.“

Der Aufbau der Küche bei den Kunden vor Ort ist im Preis miteinbegriffen.

„Das finde ich wichtig und sage oft, dass die Kunden nicht am falschen Ende sparen, sondern gerade beim Aufstellen der neuen Küche auf professionelle Unterstützung und Erfahrungen zurückgreifen sollten.“

An einer Wand im Küchenstudio stehen die Worte des französischen Meisterkochs: „Das Fundament allen Glücks ist eine gute Küche.“

„Diesen Spruch fand ich so treffend für mein kleines und irgendwie doch sehr feines Studio.

Ich habe ihn im Internet recherchiert. Meine Tochter hat mir dann die entsprechende Folie dazu besorgt und den Spruch an der Wand angebracht.“

Dietlinde Hoke ist im Moment zufrieden, wenn sie daran denkt, wie sie in den Jahren immer besser mit ihrem Studio von den Kunden in und um Wriezen angenommen wurde.

„Es ist interessant, dass ich Generationen von Kunden habe, von Opa und Oma, den Eltern, bis hin zu den Kindern oder alle gemeinsam.

Es ist schön, wenn ich zum Beispiel von den Enkeln erfahre, dass Oma und Opa zur Küche was dazugegeben haben und wie glücklich jetzt alle mit dieser Anschaffung sind.

Neue Küchen können natürlich nicht den Lauf der Welt verändern, aber sie können ein kleines bisschen Glück in die Herzen der Leute bringen und das freut mich dann sehr.

Das Vertrauen, das in dieser Zeit entsteht, das ist mir wichtig. Es drückt die gegenseitige Wertschätzung aus, die wir brauchen, um die Arbeit, das Leben als alltäglichen Reichtum zu begreifen, und daraus wiederum Kraft zu schöpfen.“

ICH BIN GLÜCKLICH GESCHIEDEN

Dietlinde Hoke hat viel mit ihrem Mann gemeinsam aufgebaut. Später hat er sie in den Anfängen ihrer selbstständigen Arbeit im Küchenstudio unterstützt.

Doch mit den Jahren wurde ihr Verhältnis zueinander schwieriger, und ihre Ehe belastete sie von Tag zu Tag mehr.

„2007 habe ich mich von meinem Mann getrennt und von da an allein gearbeitet.
Der Scheidungsprozess lief über viele Jahre, bis 2017. Aber nun bin ich froh, dass ich alles hinter mir lassen konnte. Jetzt fühle ich mich wohl. Ich bewohne eine kleine Wohnung in der Nähe des Küchenstudios.“

DEN WILLEN AUFBRINGEN, LOSZULASSEN

Dietlinde Hoke kann sich nur schwer von ihrer Arbeit lösen.
Und trotzdem versucht sie inzwischen mehr Zeit mit ihren Kindern, Enkeln und ihrem Partner zu verbringen.

„Das alles miteinander in Einklang zu bringen, das Leben in all seinen Facetten zu genießen – das sehe ich heute als meinen eigentlichen Reichtum an.“

GLÜCKLICH SEIN, DAS KOSTET KRAFT

Glück ist für Dietlinde Hoke, am Kreisverkehr von Wriezen ihr Küchenstudio zu haben, mit einem verlässlichen Handwerker zusammenzuarbeiten, den Kunden ihren Traum zu erfüllen, zu erleben, wie sie sich über ihre Wunschküche freuen.

„Wenn ich mich noch einmal entscheiden müsste, ob ich den Weg wieder gehen würde, dann würde ich es mit großer Sicherheit wieder tun“, beschließt sie ihre Geschichte.

http://www.kuechen-wriezen.de

FIRMENPORTRÄT:

https://uwemuellererzaehlt.de/2020/11/12/firmenportraet-ihr-kuechenpartner/

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

FREIBURGER PFLEGESERVICE – KREATIV UND ENGAGIERT

MENSCHEN IM ALLTAG-2020.11.09

Patrick Bolanz ist der Inhaber des Freiburger Pflegeservice und ein kreativer Kopf, wenn es darum geht, die Qualität der individuellen Pflege in seinem Wirkungsbereich zu halten und weiterauszubauen.

Er sieht sich dabei als Teamplayer und Dienstleister für seine Mitarbeitenden, denn sie sind es, die den ausschlaggebenden Beitrag dafür leisten, dass der Freiburger Pflegeservice so gut angesehen ist – bei den Hilfs- und Pflegebedürftigen und deren Angehörigen.

Deshalb fällt es mir leicht, diesen Pflegedienst immer wieder mal in den Fokus der verdienten Aufmerksamkeit zu rücken.

DAS TEAM DES FREIBURGER PFLEGESERVICE

Patrick Bolanz hatte eine Vision, als er sein eigenes Unternehmen gründete. Er wollte für seine Klienten eine persönliche Pflege und Betreuung, die nicht auf kurzfristige Zeitabstände angelegt ist, sondern die sich kontinuierlich fortsetzt.

An diesem Gedanken hat er bis heute festgehalten, ihn weiterentwickelt und damit eine Qualität in einen Prozess gebracht, die sich sehen lassen kann – bei seinen Klienten, den Angehörigen und auch seinen Mitarbeitenden.

„Wir wollen Menschen vor allem darin unterstützen, sich selbst besser zu helfen, die eigene Selbstständigkeit zuhause möglichst lange zu bewahren“, sagt Patrick Bolanz auf den Kern der individuellen Pflege und Betreuung angesprochen.

Diese konsequente Ausrichtung hat dem Team großen Zuspruch gebracht, der sich auch in der gestiegenen Nachfrage nach Pflege und Betreuung manifestiert.

„Das ist aktuell unsere größte Herausforderung, die wir zu bewältigen haben“, sagt Patrick Bolanz.

„Wir brauchen hier die Ideen und das Engagement des gesamten Teams. Aber genau das ist es auch, was uns alle fordert, zusammenschweißt, motiviert, kurz um – uns einen riesigen Spaß bereitet.“

GEHALT – WERTMÄSSIGES ÄQUIVALENT FÜR SELBSTBEWUSSTES UND VERANTWORTUNGSVOLLES HANDELN

Bei den Gehaltszahlungen orientiert sich der Pflegedienst an den Arbeitsrichtlinien (AVR) der beiden großen privaten Arbeitgeber – Diakonie und Caritas-Verband.

„Wir sind mit unseren Gehaltszahlungen vergleichsweise im oberen Drittel dieser AVR angesiedelt. Mit einem angemessenen Gehalt drücken wir unsere Wertschätzung für die geleistete Arbeit unserer Mitarbeitenden aus“, sagt Patrick Bolanz.

„Wir haben vor kurzem gerade einen zusätzlichen Bonus, steuerfrei, in Höhe von 1500, 00 Euro an jedes Teammitglied ausgezahlt, um die besonderen Leistungen und Anstrengungen in der Zeit der Corona-Pandemie zu würdigen“, ergänzt er an der Stelle.

SPASS AN DER ARBEIT – FÜR PATRICK BOLANZ KEIN LIPPENBEKENNTNIS

Das Klima im Unternehmen ist gut. Wichtige Arbeitsabläufe und Prozesse sind digitalisiert.

An dieser Strategie wird weitergearbeitet. Ein wichtiger Punkt, um Abläufe nicht nur effizienter zu gestalten, sondern auch, um Wege und Anstrengungen für die Mitarbeitenden zu reduzieren.

„Mir kommt es besonders darauf an, dass wir mit echtem Spaß unsere Arbeit verrichten. Immerhin ist es ein Großteil unserer Lebenszeit, die wir mit dieser Tätigkeit verbringen“, so P. Bolanz.

DER INHABER DES FREIBURGER PFLEGESERVICE

Pflege war für Patrick Bolanz nicht von Anbeginn seiner Entwicklung der Traumberuf, den er anstrebte.

Er absolvierte zunächst eine kaufmännische Ausbildung und hat später in einem großen Konzern im Einkauf gearbeitet.
Seine Vorstellung von Selbstverwirklichung im Leben brachte ihn jedoch darauf, noch einmal eine Ausbildung zum examinierten Altenpfleger zu beginnen.

„Ich wollte mehr mit Menschen zu tun haben, mit denen ich nicht nur kommunizieren, sondern ihnen auch in lebenswichtigen Bereichen nachhaltig helfen konnte“, erinnert er sich zurück.

Der Entschluss, sein eigenes Pflegeunternehmen zu gründen, reifte in ihm, nachdem er im Anschluss an seine Ausbildung viele Erfahrungen in der Pflege und Betreuung gesammelt hatte.

„Rückblickend erkenne ich wie in einem Brennglas: Alle meine bisherigen beruflichen Stationen hatten ihren Sinn – gelernter und examinierter Altenpfleger, gepaart mit Ausflügen in das Eventmanagement, Handelsvertreter in einem internationalen Unternehmen für die Bereiche Organisation, Marketing und Verkaufsstrategien.

Das alles gibt mir die Kraft und ein gerütteltes Maß an Erfahrungen, um den Anforderungen an einen Pflegedienstinhaber in der heutigen Zeit gerecht zu werden“, so P. Bolanz heute.

Mehr lesen:
https://uwemuellererzaehlt.de/2017/12/19/interview-mit-patrick-bolanz/

DIE LEISTUNGSSPANNE DES FREIBURGER PFLEGESERVICE

Der Freiburger Pflegeservice ist in der Gartenstadt Haslach, einem Stadtteil von Freiburg, zuhause.

Von dort aus betreut das Team um Patrick Bolanz seine Klienten im gesamten Stadtgebiet, viele darunter, die in Haslach leben.
Das Team versorgt ca. 120 Klienten.

Von den über 25 Mitarbeitende sind 13 examinierte Fachkräfte in der Pflege tätig.

12 Mitarbeitende arbeiten in der Betreuung, in der Hauswirtschaft und helfen mit, die Pflege nach Kräften zu verbessern.

Zwei Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind für die Verwaltung, für Personal und Managementaufgaben zuständig.

Die Leistungen reichen von der Grund- und medizinischen Behandlungspflege, der Verhinderungspflege, Betreuungsleistungen bis hin zur Rund-um-Betreuung (‚Pflegeservice 24 h- zu Hause bleiben‘) und der außerklinischen Intensivpflege.

Der Inhaber, Patrick Bolanz, ist examinierter Altenpfleger und besitzt die Qualifikation zur Pflegedienstleitung. Er fühlt sich auch privat mit seiner Familie in der Gartenstadt wohl.

Kontakt:
Freiburger Pflegeservice
Inhaber: Patrick Bolanz
(examinierter Altenpfleger – staatlich geprüfte Pflegefachkraft)
Fichtestraße 31
79 115 Freiburg – Haslach
Telefon: 0761-4799633
Telefax: 0761-4799634
E-Mail: info@freiburger-pflegeservice.de
www.freiburger-pflegeservice.de

 

Mehr lesen:

https://uwemuellererzaehlt.de/2022/01/02/menschen-im-alltag-2017-2021/

https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/firmenportraets/

SCHREIBEN IN ZEITEN VON CORONA

SCHREIB-ALLTAG

Das Schreiben in der kontaktarmen Zeit von Corona
kann ich auch als Chance begreifen.

Die Bilder im Fernsehen über das Fortschreiten der Pandemie jagen mir einen Schauer über den Rücken.

Ich weiß, dass es kaum ein Entrinnen gibt, auch für mich nicht. Und trotzdem, ich hoffe, dass ich wenigstens glimpflich davonkomme. Das wünsche ich meiner Frau, meiner Tochter, meiner Enkelin, im Grunde genommen allen Menschen. Einfach, dass es irgendwie an uns vorüberzieht.

Aber wird es so sein? Mein Bauchgefühl sagt mir das Gegenteil.
Was soll ich tun? Nur am Schreibtisch sitzen und darüber philosophieren?

Nein. Ich ordne mein Leben neu, gedanklich jedenfalls.
Ich will weiterschreiben. Es gehört einfach zu mir dazu.
Gestern Abend, da lag ich auf der Couch und ließ mich von einem mittelklassigen Thriller berieseln.

„Eigentlich brauchtest du doch nur noch ein wenig Sport machen, lesen und das Schreiben ganz wegfallen lassen. Dafür gehst du eben arbeiten, aufwischen zum Beispiel und das reicht dann.“

Ich finde den Gedanken gut. Und ein paar Stunden hält sich diese Stimmung auch. Aber dann schlägt sie wieder um.
Was will ich wirklich? Was macht mein Leben aus?

Es ist genau das, worüber ich sehr oft fluche, nämlich das Schreiben.
Wie kann ich das attraktiver gestalten, was gibt es für Chancen, trotz der Corona-Krise, oder gerade wegen ihr?

BELLETRISTISCHES SCHREIBEN IM FOKUS

Ich werde mich auf das belletristische Schreiben konzentrieren. Etwas Anderes kann ich jetzt ohnehin nicht tun.
Also schreibe ich, Blogbeiträge, Texte für E-Books.
Ich merke immer stärker, dass ich noch nicht fokussiert genug an die Sache herangehe.

Bisher habe ich überlegt, wie ich dem Leser gefallen kann.
Die großen Marketingexperten sagen dir das.
„Interessiere dich für deine Zielgruppe, schreibe darüber, was sie interessiert.“

Das habe ich nun lange genug gemacht. Obwohl ich auf Keywords bei der Recherche geachtet und mir Themen gesucht habe, die leserfreundlich sind, hat das alles nichts genützt.

Jetzt in dieser aktuellen Zeit werde ich mich neu aufstellen.
Zum einen mache ich mich nicht mehr abhängig davon, ob ich ein E-Book verkauft bekomme oder nicht.

Und: Ich schreibe ausschließlich kleine Geschichten, die aus dem Alltag sind, so wie ich es schon längst wollte.

Wie ich das nun wirklich mal intensiver voranbringe, darüber denke ich im nächsten Beitrag nach.

 

SCHREIB-ALLTAG

Mehr lesen:

https://uwemuellererzaehlt.de/schreiballtag/

IANA ERZÄHLT

Die Erste Solistin des Staatsballetts Berlin erzählt in ihrem Buch ‚Iana Salenko – Gespräche mit einer Prima Ballerina‘ zum ersten Mal ausführlich über ihre Kindheit und ihren Traum, eine große Balletttänzerin zu werden.

Das Buch ist als E-Book auf Amazon erschienen:

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GESPRÄCHE MIT EINER PRIMA BALLERINA

GESPRÄCHE – 2019.08.28

A VERY NORMAL DAY BEGINS

Monday, May 13, 2019.
Iana’s pregnancy was coming to an end, but she was feeling fine. Her stomach was growing and it felt very hard but this didn’t bother her at all.

„I’m going to training today.“ she called to Marian, who was coming down the stairs and heading to the kitchen.

„Hm,“ he grunted, „he was not capable of anything more at that time of day. The day had just begun and Marians‘ batteries had not yet started up.“

„I want to move, not just sit here.“ Iana told him, while Marian was busy in the kitchen.

„But won’t it be too much for you? The contractions can start at anytime.“ Marian replied, looking at Iana’s stomach.

„Oh, it’s alright.“ she replied. Though she was constantly wondering when it was finally going to be time to give birth. Iana, Marian and Marley, could hardly wait for little William to finally arrive.

After training Iana still felt good and later in the afternoon, she even felt like sweeping the terrace. For some reason, she couldn’t let herself rest. She wanted to clean everything in the house.

„I can help you.“ she told Marian as he plucked weeds. She jumped up and grabbed the broom.
Afterwards she accompanied her son Marley to piano lessons together with Marian.

After piano lessons, they all went to a fast food restaurant together.

„I want to drink Cola.“ Marley said as they all sat down. „You know, that not only makes you fat but after you drink it you can not sleep all night.“ Marian warned his son.

Marley was just ten years old and a very bright boy for his age. „That doesn’t matter, I can stay awake and make videos telling my stories.“ he responded quickly.

„Think of Mr. Müller and his big belly. Do you want to look like that? „Marian joked.

„Papa, then I would have to drink whole truckloads of Cola.“ Everyone at the table was smiling.

„I want to try a Cola too.“ Iana said suddenly.

„Hopefully it will be good for you in your condition.“ Marian said.
„Yes, it will be fine.“ Iana replied, dipping a french fry into the spicy sauce.

It was nice to sit in the restaurant, to laugh and enjoy the three of them being together. Soon, there would be four, and quietly, little William was already sitting at the table.

Iana felt good after the meal. Hopefully the food and lightheartedness would help to start her labour.

„Mama, do you want to play Lego?“ Marley asked his mother when they arrived back home.

Iana agreed and Marley got the blocks out.
Meanwhile, Marian mowed the lawn in the garden.

Suddenly, Iana noticed that she was losing water.
Could this be the beginning of labour?

For a week, Iana had tried everything, but the contractions did not materialize, nothing happened. Could the Cola and spicy sauce have been the triggers?

„Marley, I think it’s starting.“ Iana shouted.

„No, no, please, not today!“

Marley looked at his mother. His face expressed panic.
He was worried about his mother, but he was also thinking about himself.

The next day he had a bycicle test and he really wanted to go. Also, he didn’t want his brother to be born on the 13th because that brings bad luck. Marley was desperate and at a loss.

Iana felt the amniotic fluid running out of her.

„I’ll go take a bath and then apply a little make-up.“ she said, seeming calm and balanced as everything around her became hectic.

 

 

Link to the english version: https://uwemuellererzaehlt.de/2019/08/28/the-little-william-is-here-1/

Montag, 13. Mai 2019. Iana ging es gut, und das obwohl sich scheinbar die Zeit ihrer Schwangerschaft dem Ende zuneigte. Ihr Bauch war immer weitergewachsen und jetzt fühlte er sich sehr hart an. Doch sie fand das nicht schlimm.

„Ich gehe heute zum Training“, rief sie Marian zu, der gerade die Treppe herunterkam und auf die Küche zusteuerte.
„Hm“, brummte der. Zu mehr war er zu der Tageszeit noch nicht fähig. Der Tag hatte ja gerade angefangen und Marians ‚Batterien waren noch nicht hochgefahren‘.

„Ich will mich bewegen, nicht nur hier herumsitzen“, sagte Iana zu ihm, während Marian in der Küche hantierte.
„Aber wird das nicht zu viel für dich? Es kann jeden Augenblick losgehen, mit den Wehen“, antwortete Marian und schaute auf Ianas Bauch.

„Ach, das geht schon“, entgegnete sie. Dabei stellte sie sich gerade in den letzten Tagen immer wieder die Frage, wann es nun endlich soweit war, und es losging mit der Geburt. Iana, Marian, Marley, sie alle konnten es kaum noch erwarten, dass der kleine William auf die Welt kam.

Nach dem Training fühlte sich Iana immer noch gut.
Später, es war bereits nachmittags, da verspürte sie Lust, die Terrasse zu fegen. Irgendwas ließ sie nicht zur Ruhe kommen. Sie wollte putzen, alles im Haus saubermachen.

„Ich kann dir helfen“, sagte sie zu Marian, während der Unkraut zupfte. Sie sprang auf und griff sich den Besen.
Anschließend begleitete sie noch gemeinsam mit Marian ihren Sohn Marley zum Klavierunterricht.

Nach dem Klavierunterricht gingen sie alle zusammen in ein Fastfood-Restaurant.
„Ich möchte Cola trinken“, rief Marley gleich, als sie sich alle hingesetzt hatten.

„Du weißt schon, dass das nicht nur dick macht und du außerdem die ganze Nacht nicht schlafen kannst“, mahnte Marian seinen Sohn.
Marley war gerade mal zehn Jahre alt und für sein Alter ein sehr aufgewecktes Kerlchen, und nicht auf den Mund gefallen.

„Macht nichts, dann kann ich nachts weiter meine Geschichten per Video erzählen“, entgegnete er schlagfertig.

„Denk an Herrn Müller und seinen dicken Bauch. Willst du auch mal so aussehen?“, scherzte Marian.

„Papa, dann müsste ich ja ganze Lastzüge voller Cola leer trinken und zu Weihnachten könnte dann nicht wie gewohnt ein festlich geschmückter Coca-Cola – Zug zu den Kindern fahren, so wie jedes Jahr.“

Alle schmunzelten am Tisch.
„Ich will auch eine Cola probieren“, sagte Iana plötzlich.
„Hoffentlich bekommt sie dir in deinem Zustand“, meinte nun Marian.

„Ja, das geht schon“, antwortete Iana und tunkte eine Pommes frites in die scharfe Sauce.
Es war schön, im Restaurant zu sitzen, zu lachen und die Gemeinsamkeit zu dritt zu genießen.
Bald würden sie zu viert sein, und im Stillen saß der kleine William bereits mit am Tisch.

Iana fühlte sich gut nach dem Essen. Und doch sollte diese Leichtfertigkeit beim Essen mit ihre Geburtswehen beschleunigen.
„Mama, wollen wir Lego spielen?“, fragte Marley seine Mutter, als sie wieder Zuhause angekommen waren.

Iana war einverstanden und Marley holte die Steine raus.
Marian mähte indessen im Garten den Rasen.
Plötzlich bemerkte Iana, dass bei ihr Wasser austrat.

Sollte das der Beginn der Geburtswehen sein?
Eine Woche lang hatte Iana alles versucht, aber die Wehen setzten nicht ein, es passierte nichts.

Und die Cola und die scharfe Sauce, waren sie jetzt der Auslöser für all das?

„Marley, ich glaub‘, es geht los“, rief Iana.
„Nein, nein, bitte nicht, noch nicht heute!“

Marley schaute seine Mutter an. Sein Gesicht drückte Panik aus.
Er hatte Angst um seine Mutter. Aber er dachte auch daran, dass am nächsten Tag die Fahrradprüfung für ihn anstand, und die wollte er unbedingt ablegen.

Außerdem: Sein Bruder sollte nicht an einem 13. geboren werden. Das würde doch Unglück nach sich ziehen. Marley war verzweifelt und ratlos.

Iana spürte das aus ihr herauslaufende Fruchtwasser.
„Ich geh‘ in die Badewanne und danach ein wenig Make-up auftragen“, sagte sie. Sie schien ruhig und ausgeglichen, während um sie herum alles hektisch wurde.

CONVERSATIONS WITH A PRIMA BALLERINA

INTERVIEW WITH IANA SALENKO AND MARIAN WALTER ON MAY 07, 2019

Iana, last time we saw each other was two months ago. How are you today?
I’m fine. Of course I’m a little scared of the impending birth but I am excited because a new life is coming to our family.

So is the birth a big challenge for you?
Yes of course. Not only the birth itself, but also the thoughts that go along with it. I worry about how it will be and how I will get back to my job. I carry many fears and doubts with me.

What kind of fears and doubts, for example?
I wonder how my career will continue and if I will be able to do it all. Nevertheless, the joy of having a child outweighs all my fears.

Iana, I remember seeing you and Marian for the first time. That was just before the birth of your first child. Now you are standing before the birth of your second child and you’re beaming even more today.

Well, back then I was younger and less experienced and I was not very self-confident. Since then I have learned a lot and gained experience which has given me more confidence.

Marian, do you agree?
Yes, definitely. I think that Iana has much more self-confidence today. And what’s important is that she worked very hard for it.

Do you think that your wife has gained mental strength?
Yes she has.

How is that expressed?
Well, she’s more open to people and they can feel what a fantastic person she is, and how modest she has stayed with everything.

I can attest to that too.
Iana, of course, the readers are interested in where you get the power to perform at your best while balancing that with your family life.

Personally, I think that you can only achieve your own peak performance if you are ready to do it in your head.

So you believe in the power of your thoughts?
Yes absolutely. Otherwise, you can not muster the necessary self-discipline and willpower to get where you want to go.

Marian, Iana, how do you handle the moment right before going on stage? How do you prepare yourself to give everything to the audience?
Marian:
Everyone handles the challenges and excitement before a performance differently. When you’re not excited, you’re not aware of the energy you need to use in order to meet those challenges.
Iana:
For me, it’s important that I visualize how I want to dance for the audience. Then during the performance I am able to step out of myself and to sense what the audience wants.

These are almost supernatural powers, right?
No, it’s just the focus and willpower necessary to give my best performance. This is something you always have to keep working on and improving. Marian and I help each other to achieve this and then find the balance.

Iana, can you give an example of how you find your inner-self?
I listen to classical music, close my eyes and imagine that I am lying by the sea. Classical music speaks to me and relaxes me a lot. It takes away my tension and makes me feel alive. Once I am relaxed, I start to think about what I can do to live a healthy life and take care of myself mentally.

What have you gained from your personal mental training?
I understand how to control my thoughts. As an artist, sometimes you are up and sometimes you are down. But it’s so important to use the power of your thoughts and that’s what I do.

Marian:
You have to use the good thoughts. In the past I slipped too much into the negative thoughts. My wife has an incredibly positive mental power. Nevertheless, it is difficult for her to accept herself as she is.
Iana:
I always find something that makes me want to become even more perfect. But I am already satisfied as I am right now.

Marian, what is the meaning of your inner world to you when talking about mental strength?
Marian:
You can go anywhere in your mind and that’s fantastic. If you have your goal already in your mind and you can see the end result, you can then figure out what you need to achieve it.
Iana:
I deal a lot with mental strength. Mental strength requires a lot of mindfulness. When you go on stage, you have to be completely with yourself.

How do you deal with conflicts between each other?
Iana:
We talk more than we used to. That helps a lot.
Marian:
Yes that’s true. In the past, Iana only retired to her shell. Today we can talk things through much better. This is a very good development that we both made. However, I still have to find out for myself what the causes of conflict are in certain situations. But I think that everyone has these experiences in their marriage.
Iana:
You have to talk, so that you understand each other. I like to ask questions. I would much rather find out the answers than torment myself with doubts.

Did the time of pregnancy help you get more insights here?
Yes, time has given me the opportunity to reflect on what makes me different.

What are the most important insights for you?
I can see much more clearly, what I need to do in my family life and work life.

Iana, Marian, thank you very much for the interview and the insights you have given me.
I keep my fingers crossed for you and look forward to seeing you after the birth of your son.

INTERVIEW MIT MARTINA LIPPERT IM MÄRZ 2019

MENSCHEN IM ALLTAG-2019.03.29

Interview am 21.03.2019 - mit Martina Lippert, geschäftsführende Gesellschafterin des Pflegedienstes Martina Lippert GmbH
Einführung:
Ich habe mit Martina Lippert in den vergangenen Jahren mehrfach gesprochen. Immer wieder habe ich dabei festgestellt, dass sie zu den Menschen gehört, die nicht irgendwie mit ihrem Beruf Geld verdienen wollen.
Ich spüre bei ihr eher eine Leidenschaft für das, was sie tut. Sie spricht mit solch einer Herzenswärme von ihrem Team, und von dem, was der Pflegedienst täglich zu bewältigen hat.
In diesem Interview habe ich sie danach gefragt, welche Eindrücke sie aus dem Urlaub mitgebracht hat, wie sie die letzten zweieinhalb Jahrzehnte ihres beruflichen Tuns heute sieht. Egal ob pflegender Angehöriger, Pflege – und Hilfsbedürftiger oder einfach interessierter Leser – ich glaube, es lohnt sich, die Menschen zu kennen, zu denen man vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt ein engeres Vertrauensverhältnis aufbauen will oder das bereits bestehende weiter stärken möchte.
Das folgende Interview will dabei helfen.

Frau Lippert, Sie haben kürzlich eine Reise mit dem Wohnmobil unternommen. Eine gute Gelegenheit, berufliche Dinge mit einem gewissen Abstand zu betrachten. Vor diesem Hintergrund wäre meine erste Frage an Sie:

Was ist Ihnen in einer der ruhigen Momente zuerst eingefallen, wenn Sie an die letzten 25 Jahre als Pflegedienstinhaberin gedacht haben?

Alles richtig gemacht.

Was haben Sie richtig gemacht?

Es war ein großes Glück, dass ich alles selbst gestalten konnte. Natürlich war es anfangs schwer für mich, sehr schwer. Ich musste ja nicht nur fachlich die Sache im Griff haben, sondern auch die administrative, die kaufmännische Seite. Das war für mich anfangs besonders schwer.

Noch einmal zurück zu Ihrem Urlaub: Was waren denn Ihre Highlights?

Wir sind über Maastricht, Luxemburg bis nach Barcelona gefahren und dann die Straße von Gibraltar am Mittelmeer weiter. Wir waren zum Beispiel in Tarifa, Spanien einem Hotspot für Kitesurfer.

Da habe ich Menschen gesprochen, die nicht mehr nach Deutschland zurückmochten. Sie wollten ihre Probleme hinter sich lassen. So sehr ich da manchen verstanden habe, so sehr war ich froh, dass ich mich doch in meinem Leben durchgebissen und nicht aufgegeben habe, trotz mancher Schwierigkeiten.

Aber man bekommt dort eine bestimmte Art der Gelassenheit, was wiederum schön ist, wenn man zur Ruhe kommen will.

Das war schon eine andere Welt. Manchmal habe ich gedacht, warum ich nicht einfach dort bleibe.

Warum haben Sie das gedacht?

Wenn Sie zum Beispiel Zuhause mit Menschen zu tun haben, die Sie fragen, warum sie nicht sterben dürfen, dann ist das schon eine Welt, die auch sehr belastet, psychisch und mental.

Ist das aber nicht auch ein Grund zurückzukommen, weil Sie wissen, dass die Menschen Sie brauchen?

Ja, auf jeden Fall. Wenn man helfen kann und wenn es nur ein tröstendes Wort ist, dann ist das immer gut.

Wie lange waren Sie unterwegs?

Insgesamt 10 Wochen. Wir waren zu zweit unterwegs. Meine Reisefreundin mit einer jungen Schäferhündin und ich mit meinem Ursus, einem Cocker Spaniel. Das war natürlich auch manchmal stressig.

Aber dann ist es umso erfreulicher, wenn man wieder die eigene 120 qm Wohnung zu Hause betritt.

Was haben Sie vermisst, als Sie wieder zu Hause waren?

Die Gelassenheit, die wir unterwegs angetroffen haben. Zum Beispiel in Benidorm, einem Badeort an der der Costa Blanca. Das war schon ein Traum, auch wenn es heute nicht mehr das kleine und verträumte Fischerdorf ist.

Und was tut Zuhause wieder gut?

Das Leben ist hier strukturierter, organisierter. Ich habe auch das Gefühl, wieder da zu sein für meine Mitarbeiter und meine Kunden, die auf mich gewartet haben und die mich brauchen.

Was hat sie am meisten in den letzten 25 Jahren geprägt?

Mich haben Menschen geprägt, denen ich helfen konnte, und denen ich beruflich weiterhelfen konnte. Zum Beispiel war da eine junge Frau, die Reinigungskraft werden wollte, um Geld zu verdienen.

Ich habe sie motiviert, zweimal in der Woche in die Abendschule zu gehen und sich zur Pflegehelferin ausbilden zu lassen. Später haben wir sie in unserer Seniorenwohngemeinschaft als Hauswirtschaftskraft eingestellt. Und heute ist als Pflegekraft in einem Pflegeheim tätig.

Das war vielleicht nur ein kleiner Schritt, aber ich bin noch heute stolz darauf. Menschen zu helfen, ihr Potenzial zu erkennen, sie ein Stück ihres Weges begleiten und zu fördern, darin sehe ich meinen Lebenssinn.

Lassen sich denn alle helfen?

Leider nein. Ich denke, dass manche Menschen einfach zu früh aufgeben. Das ist auch das, was mich heute am meisten stört, nämlich wenn einige zu früh aufgeben oder sich von vornherein in die „Hängematte“ legen, einfach ihre Chancen nicht nutzen. Für mich war es stets wichtig, gerade nicht aufzugeben, wenn es hart auf hart kam.

Können Sie das noch ein wenig näher erläutern?

Ich komme aus einem Elternhaus, indem mein Vater als Maschinenschlosser gearbeitet hat. Er war in der Autobranche tätig. Wir waren vier Mädchen Zuhause.

Ich hätte sehr gern den Beruf des Autoschlossers erlernt. Das war damals nicht möglich. Für Mädchen gab es diese Option nicht. Also ging ich arbeiten, um Geld zu verdienen. Geld für meine Ausbildung, die ich absolvieren wollte.

Welche Ausbildung?

Eine zur Krankenschwester. Ich bin also nach Menden gefahren und habe als vierzehnjähriges Mädchen in einem Betrieb gearbeitet, in dem Stahlstangen gefertigt wurden.

War das nicht physisch schwer?

Ja, sehr schwer. Aber es hat mich geprägt, nämlich mein Ziel nicht aus den Augen zu lassen

Wie ging es weiter?

Ich wollte danach in einem evangelischen Krankenhaus eine Ausbildung zur Krankenschwester absolvieren. Mein Vater aber wollte, dass ich die Ausbildung in einem katholischen Krankenhaus durchlaufe.

Und wer hat sich durchgesetzt?

Ich, mit Unterstützung meiner Mutter. Ich habe am 01.10.1975 meine Ausbildung in Iserlohn begonnen, obwohl ich erst 17 Jahre alt war und die Zustimmung meiner Eltern brauchte.

Also hätte mein Vater auch gut diese Zustimmung verweigern können.

Was ist Ihnen heute wichtig, wenn Sie an die Zeit zurückdenken?

Ich habe es geschafft und bin meinen Weg gegangen. Ich wollte es besser machen, mein eigenes Geld verdienen.

Wenn Sie mal die heutige Zeit mit der von vor nahezu dreißig Jahren betrachten, was bleibt bei Ihnen besonders prägnant im Gedächtnis?

Naja, heute habe ich manchmal den Eindruck, dass viele mit Samthandschuhen angefasst werden.

Wie ist das zu verstehen?

Also, ich bin natürlich für einen fairen Umgang mit Mitarbeitern und Auszubildenden. Das schließt aber ein, nicht nur miteinander höflich umzugehen, was mir übrigens sehr wichtig ist.

Nein, wir müssen stets das Verhältnis von Fördern und Fordern im Blick haben und hier nicht zu schnell aufgeben. Einfach dranbleiben an den Menschen und ihren Problemen und ihnen aufzeigen, was es für sie bedeutet, wenn sie sich nicht anstrengen. Dass sie sich selbst ihre Zukunft verbauen.

Und, hatten Sie damit Erfolg?

Insgesamt schon. Aber es gibt natürlich auch Ausnahmen. Und wenn sich jemand nicht helfen lassen will, den Anforderungen nicht entsprechen will, dann sind uns auch die Hände gebunden, denn wir müssen die hohen Standards in der Pflege und Betreuung einhalten. Das heißt vor allem, alles für die eigene Qualifikation zu tun.

Wir helfen immer, da wo wir können. Aber wenn jemand partout nicht will, dann haben wir auch keine Chance, ihn zu fördern.

Was hat sich noch verändert?

Früher konnten Sie also mit dem sogenannten hanseatischen Handschlag Geschäfte machen. Heute müssen Sie zum Kunden ca.15 Seiten mitnehmen, die er unterschreibt, damit der Prozess bei der Krankenkasse überhaupt in Gang gesetzt werden kann.

Worauf sind Sie besonders stolz, wenn Sie die letzten 25 Jahre zurückblicken?

Dass ich geschäftlich überlebt habe. Bei der Zulassung sagten mir Mitarbeiter aus der Krankenkasse, dass es sich mit mir ohnehin nach einem halben Jahr erledigt hätte.

‚Totgesagte‘ leben eben länger, wie so schön heißt. Bei allem Frust, der natürlich manchmal entsteht, wenn man mit der Bürokratie zu kämpfen hat, was bleibt, das ist die Freude im Umgang mit den Menschen.

Wie erholen Sie sich von stressigen Ereignissen?

Indem ich am besten in Lingen mit Ursus, meinem Cocker Spaniel spazieren gehe.

Frau Lippert, vielen Dank.

Mehr lesen: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2021/

DIE SENIORENHILFE GOTHA WÄCHST MIT IHREN AUFGABEN

Die Nachfrage nach Pflege- und Betreuungsleistungen ist groß, und das ungebrochen, ja, sie wächst sogar noch weiter.

Irgendwie auch ein Luxusproblem für Pflegedienste, denn sie müssen sich ihre Kunden nicht suchen. Die Kunden suchen sie.

Und trotzdem ist es mehr als nur eine komfortable Situation.

Es fehlen qualifizierte Pflegekräfte auf dem Markt, der bürokratische Aufwand wird auch nicht kleiner, im Gegenteil.

In dieser Situation wollen pflegende Angehörige, Pflege- und Hilfsbedürftige selbst trotzdem nicht irgendeinen Pflegedienst finden. Nein. Sie wollen den finden, der individuell genug ist, um auf die Wünsche und Bedürfnisse seiner Klienten einzugehen.

Die Seniorenhilfe Gotha gehört zu diesen Einrichtungen. Und das über die Jahre mit einem erwiesenermaßen guten Ruf.

Kathrin Dölle – eine Unternehmerpersönlichkeit, die zu kennen es sich lohnt

Es geht heute viel um Pflege- und Betreuungsleistungen, um Angebote, Preise und Förderungen durch die Kranken- und Pflegekassen.

Eines jedoch bleibt: Wenn der Mensch im Mittelpunkt stehen soll, also nicht nur in den wohlgesetzten Worten der Homepage, dann muss man sich unbedingt diejenigen anschauen, die von anderen sagen, sie würden deren Schicksal in den Mittelpunkt ihres Handelns stellen.

Und schnell wird klar, dass der Kreis derer schrumpft, wenn man diesen Maßstab anlegt. Ich habe schon viel über Pflegedienste geschrieben, darüber, was sie ausmacht.

Ich kann das nicht alles nachprüfen, was mir Inhaber und Pflegedienstleitungen oder Mitarbeiter erzählen.

Ich habe aber ein untrügliches Gespür dafür entwickelt, wer authentisch spricht, sagt, was ist. Und nicht, was er meint, was nach seiner Meinung sein sollte.

Kathrin Dölle gehört zweifellos zu diesen Menschen, Unternehmerpersönlichkeiten, die nicht schwadronieren, sondern mit der täglichen Pflege- und Betreuungspraxis verwachsen sind.

Mehr: https://uwemuellererzaehlt.de/2017/12/28/portraet-kathrin-doelle/

Wenn sich Pflegekräfte auf die Suche nach neuen Herausforderungen begeben, einen neuen Pflegedienst ausprobieren wollen, so schauen sie naturgemäß auf die Dinge, die sie sehen und hören oder lesen können.

Wie ist der Ruf der Einrichtung? Sind die Mitarbeiter, die dort arbeiten zufrieden? Gibt es eine faire und angemessene Bezahlung?

Das alles sind wichtige Fragen. Noch wichtiger ist es zu schauen, ob man längerfristig eine neue Heimat findet, die Atmosphäre dergestalt ist, dass die Arbeit auch ein Stück Lebensqualität ausmacht.

Gewiss: Es ist schwer, das herauszubekommen, und zwar so, dass es eben verlässliche Aussagen gibt. Eine Möglichkeit besteht darin, etwas über den Kopf der Pflegeeinrichtung zu erfahren.

In Fall der Senioreneinrichtung Gotha zum Beispiel über Kathrin Dölle.

Der Lebensweg, die Einsichten, zu denen man gelangt, das sagt schon etwas aus über den Menschen, mit dem man es später zu tun haben wird.

Deshalb empfehle ich hier, das Porträt und das Interview zu lesen:

https://uwemuellererzaehlt.de/2017/06/23/kathrin-doelle-im-interview/

Leistungsangebote der Seniorenhilfe

Die Seniorenhilfe bietet ihre Hilfe und Unterstützung in folgenden Bereichen der Pflege und Betreuung an – in der Pflegeversicherung, der privaten Pflege, der hauswirtschaftlichen Versorgung und der Betreuungsleistungen als Einzelleistung in der häuslichen Umgebung.

Wer sich als Leser einen ersten Überblick darüber verschaffen will, der sollte auf die Homepage der Seniorenhilfe gehen.

Vorab kann er  sich über eine zusammenfassende Darstellung auf dem Blog informieren:  https://uwemuellererzaehlt.de/2017/12/28/leistungsbeschreibung-seniorenhilfe-gotha/

Detaillierte Aussagen, tiefergehende Informationen erhält der Leser dann, wenn er sich direkt an die Seniorenhilfe wendet.

„Ein persönliches Beratungs- oder Informationsgespräch kann durch nichts ersetzt werden.

Hier kommen zwei wichtige Faktoren zusammen: die Sach- und Fachkompetenz und das Verständnis, für denjenigen, der Hilfe sucht“, sagt Kathrin Dölle in diesem Zusammenhang.

Ein Team, das den Namen  verdient

Drei Aspekte fallen mir als Autor ein, wenn ich die Seniorenhilfe Gotha herausheben wollte:

Erstens: Die Tatsache, dass es nicht nur junge Pflegefachkräfte gibt, sondern auch ältere, manche sogar, die kurz vor der Rente stehen oder bereits darüber hinaus sind.

Zweitens: Es gibt nicht nur ein Nebeneinander von ‚jung‘ und ‚alt‘. Nein, es gibt vor allem ein Miteinander. Und diese Art des Umgangs macht es aus, dass man von Lebensqualität spricht,  wenn es um die Atmosphäre, die gegenseitige Unterstützung, das Arbeiten selbst geht.

Drittens: In der Seniorenhilfe Gotha bekommen Seiteneinsteiger eine Chance, können sich entwickeln, lernen und erhalten die gleiche Wertschätzung wie jedes andere Teammitglied auch.

Mehr: https://uwemuellererzaehlt.de/2017/12/28/stellenanzeige-seniorenhilfe-gotha/

Kontakt:
Kathrin Dölle – Seniorenhilfe Ambulanter Pflegedienst
Lutherstraße 8,
99867 Gotha
Telefon: 03621 / 21 96 40
Telefax: 03621 / 21 96 39
E-Mail: info@seniorenhilfe-gotha.de

Mehr lesen:

https://uwemuellererzaehlt.de/2022/01/02/menschen-im-alltag-2017-2021/

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