Schlagwort-Archive: MENSCHEN IM ALLTAG

VORAUSSCHAUEND DENKEN, VERNÜNFTIG HANDELN

MEIN FREUND, DER ALLTAG

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„Wo man nicht mit Vernunft handelt, da ist auch Eifer nichts nütze; und wer hastig läuft, der tritt fehl.“
Buch der Sprüche, Kapitel 19, Vers 2

Vgl. auch dazu: Stuttgarter Erklärungsbibel mit Apokryphen, DIE HEILIGE SCHRIFT NACH DER ÜBERSETZUNG MARTIN LUTHERS, MIT EINFÜHRUNGEN UND ERKLÄRUNGEN; DEUTSCHE BIBELGESELLSCHAFT. ISBN 978-3-438-01123-7 Neuausgabe mit Apokryphen © 2005 Deutsche Bibelgesellschaft Zweite, verbesserte Auflage 2007 10.2016, S. 787

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EIN SPRUCH AUS DER BIBEL – INSPIRIEREND FÜR DEN GANZEN TAG (3)

MEIN FREUND, DER ALLTAG

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Ein Armer, der in Unschuld wandelt, ist besser als einer, der Verkehrtes spricht und dabei reich ist.“

Buch der Sprüche, Kapitel 19, Vers 1

Vgl. auch dazu:
Stuttgarter Erklärungsbibel mit Apokryphen,
DIE HEILIGE SCHRIFT NACH DER ÜBERSETZUNG MARTIN LUTHERS,
MIT EINFÜHRUNGEN UND ERKLÄRUNGEN; DEUTSCHE BIBELGESELLSCHAFT.
ISBN 978-3-438-01123-7
Neuausgabe mit Apokryphen
© 2005 Deutsche Bibelgesellschaft
Zweite, verbesserte Auflage 2007
10.2016, S. 787

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SONNTAGVORMITTAG – EIN BESUCH IM DEUTSCHEN THEATER

MEIN FREUND, DER ALLTAG

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Wie dich der Lebensweg eines anderen Menschen inspirieren kann, wieder mehr Spaß am eigenen Leben zu haben.

Der 18. Juni 2023 versprach ein schöner Tag zu werden.

Das jedenfalls sagte ich mir, als ich auf den Balkon trat und in die Sonne blinzelte.

Wir waren von unseren Freunden eingeladen worden: Es sollte auf der Bühne des Deutschen Theaters ein Gespräch, eine Diskussion zwischen Gregor Gysi und Ulrich Khuon geben.

Gysi war der Moderator und stellte die Fragen, Khuon antwortete.

Klara freute sich darauf.

Ich auch. Ich brauchte nur länger, um mir diese Freude auch einzugestehen.

„Was könntest du in dieser Zeit nicht alles schaffen? Die Rede im Rohentwurf fertigstellen, einen neuen Blogbeitrag schreiben.“

Mir fiel so einiges ein.

So war es immer.

Erst verhaltene Freude, dann allmähliche Begeisterung und schließlich anhaltende Motivation, sich wieder mehr für die Lebensgeschichten von anderen Menschen zu interessieren, und zwar auch dann, wenn sie noch lebten.

Ulrich Khuon ist Intendant am Deutschen Theater, wechselt aber im nächsten Monat nach Zürich.

Er ist eine Legende – in der Theaterwelt, beim Publikum. Gysi duzte ihn, irgendwie wunderte mich das nicht.

Bis ich auf dem roten Sessel im Theater Platz genommen hatte, wusste ich nicht viel von Ulrich Khuon.

Dann, als er anfing zu reden, in seinem Schwäbisch, einfache, kurze Sätze bildete,

seine Erinnerungen lebhaft schilderte, da wurde ich aufmerksamer, rückte mich so langsam gerader in meinem Sessel zurück.

Es war warm.

Mein Nachbar okkupierte skrupellos mit seinem linken Arm meine rechte Sessellehne, während ich mit meinem Oberschenkel ein wenig in seine Richtung ausscherte, so als wollte ich ihm sagen: ‚Entweder du gibst mir ein Stück von deiner Lehne ab oder ich nehme dir den Platz für deine Füße weg.‘

Doch das Gespräch zwischen den beiden Akteuren auf der Bühne lies das alles als kleine Nebensächlichkeiten erscheinen, die man eben hinnahm, wenn man sich ins Deutsche Theater am Sonntagvormittag begab.

Khuon gehörte zu den Menschen, den wenigen, die aus dem Westen kamen, daraus auch keinen Hehl machten, was ja auch aufgrund seines Dialekts schier unmöglich war – die du trotzdem schnell als einen betrachtest, der zu dir gehört, der dich versteht.

Er hatte mit solchen Regisseuren, wie Jürgen Gosch, Christoph Schlingensief oder Jürgen Kuttner zusammengearbeitet. Namen, die mir Respekt einflößten.

Meinen Respekt aber bekam Ulrich Khuon vor allem, weil er auf dem Podium saß und sprach, so als würdest du ihm im Café gegenübersitzen.

„Die Leute am Bodensee tun manchmal so, als gehörte ihnen der See. Dabei war der schon lange vor ihnen da“, sagte er, von Gysi angesprochen darauf, was für ihn der Inbegriff von Heimat sei.

Das gefiel mir.

Gysi warf zwischendurch den Witz ein, wo er über den Müggelsee läuft und die Berliner rufen: ‚Kieck mal, schwimmen kann er och nich‘.

Ich hatte den Witz schon gehört, aber es machte trotzdem Spaß, ihm erneut dabei zuzuhören, wie er ihn in der ihm eigenen Art erzählte.

Was mir besonders an dem Tag gefiel: Khuon wollte nicht belehren, er erzählte seine Geschichte und sprach darüber, dass er für sich das Leben der anderen interessierte, wirklich verstehen wollte, warum manches so und nicht anders gelaufen war.

Nach fast zwei Stunden gab es stehende Ovationen.

Ich stand ebenfalls auf und klatschte begeistert mit.

Anschließend führten uns unsere Freunde in die Gaststätte ‚Pasternak‘ in den Prenzlauer Berg‘ aus.

Auch nicht schlecht. Ein rundherum gelungener Tag also

 

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WAS HAT MEIN TAGEBUCH MIT DEM SCHREIBEN VON REDEN ZU TUN?

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 Du kannst nur gut reden, wenn du die Personen und Ereignisse mit einfachen Worten beschreibst

 Ich habe mir angewöhnt, Tagebuch zu schreiben.

Warum?

Nun, weil es mich dazu bringt, noch einmal eine Situation neu zu durchdenken,

Erlebtes präzise wiederzugeben.

Ich bin davon überzeugt, dass man nur dann gut reden kann, wenn man die Dinge mit einfachen Worten beschreibt. Das klingt so einfach, Ereignisse, Personen zu skizzieren, ist es aber nicht.

Vielmehr gehört viel Training dazu, es leicht aussehen zu lassen.

Die beste Schatztruhe für das Training des Schreibens sind die eigenen Erlebnisse, das eigene Ich.

Der eigene Erfahrungsbereich lehrt dich, die eigene Sicht zu entwickeln.

Was meine ich damit?

Ich denke, ich kann auf diese Weise am besten trainieren, Menschen zu schildern, Ereignisse wiederzugeben.

Und genau das ist es, was den Kern einer guten Rede ausmacht, ja, vor allem einer Trauerrede, wo ich einen Menschen sehr genau schildern muss, Ereignisse und Situationen im Leben des Verstorbenen vorgekommen sind.

Das glaubwürdig zu tun, Vergangenheit und Gegenwart in ganz individuellen, unverwechselbaren Zusammenhängen zu sehen und darzustellen, das erfordert viel eigenes Training.

Und das Genie besteht zunächst nun mal aus Fleiß, wie Goethe es schon wusste.

Ich schreibe deshalb täglich, unabhängig davon, welchen Stimmungen ich unterliege, ob ich Lust dazu habe oder eben auch nicht.

Das hört sich nach Schufterei an, danach, dass es keinen Spaß macht.

Wenn dir das Schreiben also gar nicht liegt, dann ist es, als würdest du einen ausrangierten Traktorreifen hinter dir her schleifen.

Wenn du aber gern schreibst, dann wird es für dich eine exzellente Möglichkeit sein, gute Reden zu verfassen.

Und wenn mir mal so gar nichts einfällt, dann schreibe ich einfach auf, was ich gerade sehe.

Zum Beispiel: ‚Im Supermarkt. In der Ferne klirren Flaschen, von der Kasse kommen die ‚Piep‘ Geräusche herüber, die beim Einscannen der Waren entstehen.

Vor mir sitzen im Café des Bäckers zwei kleine Mädchen, die sich neugierig umdrehen und genau beobachten, warum ich mit den Fingern in das iPad tippe.

Sie würden am liebsten fragen: Was machst du da?

Aber ihre Mutter kommt und ruft: ‚Kommt jetzt endlich, wir wollen gehen.‘

Nur widerwillig lösen sie den Blick von mir und trotten mit ihrer Mutter nach draußen, nicht ohne noch einmal zu schauen, ob ich die Finger immer noch auf dem iPad bewege.

Kurzum-alles, was ich sehe und beobachte, das schreibe ich auf.

Nur so kann ich die richtigen Eingebungen und Inspirationen vorbereiten.

Auf diese Weise werden aus den kleinen Einfällen die große und später die geschriebene Rede, möglichst gut.

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IM CAFÈ SITZEN, BEOBACHTEN, SCHREIBEN – ALLTAGSLUXUS, KLEIN, ABER IMMERHIN

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Freitags, ich saß mal wieder im Discounter, genauer beim Bäcker.

Es inspirierte mich irgendwie dort zu sein.

Früher habe ich nie verstanden, warum sich ein Schriftsteller in ein Café setzt, um dort zu schreiben.

Gut, nun bin ich kein Schriftsteller. Da gibt es schon Unterschiede. Und dennoch: Ich sah die Leute an der Kuchentheke anstehen, hörte die Geräusche von den Kassen im Markt, wenn die Verkäuferinnen die Waren einscannten.

Das alles war Lärm, aber für mich eine kreative Atmosphäre. Ich konnte dadurch gut formulieren, völlig in mich gekehrt.

Es machte Spaß, Menschen zu beobachten, welche Gesichter sie aufsetzten, wenn sie an mir vorbeiliefen- gehetzt, gut gelaunt, mürrisch.

Ich musste einen Kaffee trinken, wenn ich hier saß. Ansonsten schaute die Verkäuferin vom Bäcker herüber, so als wollte sie sagen: ‚Wieso sitzt du an unserem Tisch, ohne etwas zu bestellen?‘

Also sagte Klara zur Verkäuferin, nachdem sie das Brot gekauft hatte: „Für meinen Mann einen Kaffee bitte, einen kleinen.“

Sie nickte dabei in meine Richtung.

Klara brachte mir dann auch gleich noch die Tasse rüber. Ich musste also nicht aufstehen.

„Kannst du mir einen Löffel bringen?“, fragte ich sie.

Der Blick von ihr schien zu sagen: ‚Steh‘ gefälligst selber auf, wenn du noch Extrawünsche hast.‘

Sie war ohnehin sauer, dass ich nicht mit ihr durch die Regale schlenderte.

„Kannst du nicht mal mitkommen und den Wein für unsere Gäste morgen aussuchen“, hatte sie mich davor gefragt.

„Das kannst du ohne mich viel besser“, erwiderte ich.

„Aber meckere hinterher nicht herum, wenn dir die Weinsorte nicht gefällt!“

„Nein, nimm‘ einfach einen roten und einen weißen Wein“, sagte ich.

„Zum Schluss trinken doch alle nur Wasser und es war alles umsonst“, ergänzte ich noch.

Klara nickte. Sie war genervt von meinen Antworten und wandte sich von mir ab.

Das war sicher nicht fair von mir, so im Sinne von Gleichberechtigung. Aber ich wollte danach zu Hause den Staubsauger schwingen. Das würde sie wieder besänftigen, redete ich mir jedenfalls ein.

Und so konnte ich das tun, was ich immer tat- sitzen, beobachten, schreiben.

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ANNA IST DEMENT UND TROTZDEM GLÜCKLICH, IN EINIGEN WENIGEN KLEINEN MOMENTEN JEDENFALLS  

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MEIN FREUND, DER ALLTAG (16)

Auf den Menschen mit Demenz eingehen, ihm das Gefühl geben, dass er am Leben teilnimmt, wenn es auch schwerfällt.

 Wir waren im Heim von Klaras Mutter angekommen.

Es lag idyllisch, direkt am Meer.

Wir stiegen aus dem Auto aus und sahen eine ältere, sehr gebrechliche Frau den Weg entlanggehen.

Ein junger Pfleger stützte sie. Erst als sie näherkam, da erkannten wir sie. Es war Anna, Klaras Mutter.

„Wer sind Sie?‘, fragte sie Klara, als wir sie angesprochen hatten.

„Mutti, erkennst du uns denn gar nicht?”

„Doch, doch”, sagte sie und blickte uns aus ihren leeren Augen an.

War das noch ein Leben, was man als lebenswert bezeichnen konnte?

Es fiel schwer, das zu glauben.

Aber wer hatte schon das Recht darüber zu urteilen?

Als wir einen Tag zuvor dort  waren, da ging es genauso los.

Anna erkannte uns zunächst gar nicht. Aber dann waren wir mit ihr nach unten gegangen und hatten uns an den Tisch auf der Terrasse gesetzt.

Die Sonne schien ein wenig, die Hecke duftete nach frischem Grün.

„Weißt du noch, wie wir früher bei dir im Garten waren? Wir haben gegrillt, Wein getrunken und viel gelacht.“

„Ja, das war schön!“, seufzte Anna und wir wussten nicht genau, ob sie sich wirklich daran zurückerinnerte.

Aber sie hatte ein gutes Gefühl, sie fühlte sich einfach wohl, wenn wir mit ihr erzählten und ein bisschen Spaß machten.

Anna war glücklich, wenn auch nur für einen kleinen Moment.

Aber darauf kam es an. Wir fuhren ab – ein wenig traurig, aber irgendwie auch ein bisschen zufrieden.

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DAS ERSTE MAL IN DIESEM JAHR AM STRAND

MEIN FREUND, DER ALLTAG

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MEIN FREUND, DER ALLTAG (15)

Das gleichmäßige Rauschen des Meeres bringt mich zurück zu meinen Wurzeln, dazu, was wirklich wichtig im Alltag ist.

 Wir sind auf Rügen, in Prora – am Strand.

Die Sonne scheint nicht und der Himmel ist bedeckt. Es ist dennoch herrlich.

Die Wellen rauschen an den Strand, der Wind weht leicht und bringt den Geruch von Seetang mit sich.

Würde mich einer in diesem Moment fragen, wo für mich der schönste Platz auf dieser Welt wäre, ich würde antworten: genau hier!

Das Rauschen des Meeres hat etwas Beruhigendes, etwas, was stets wiederkehrt.

Du fühlst dich nicht gedrängt, irgendwo schnell hinzulaufen oder über schwerwiegende Probleme nachzudenken.

Nein, du hast eher das Gefühl loszulassen und andere schöne Dinge an dich heranzulassen.

Das klingt so leicht. Ist es aber nicht.

Du musst es nämlich wollen, loszulassen.

Das kannst du auch im Alltag tun, und zwar unabhängig davon, wo du gerade bist.

Du kannst in der S-Bahn sitzen, auf den Bus warten oder in der Mittagspause auf dem Hof des Werksgeländes sitzen.

Es gibt nur eine Voraussetzung: Du musst es mit allen Sinnen wollen.

Wieviel Menschen begegnest du am Tag, die dich gehetzt anschauen, geradezu böse Blicke aufgesetzt haben, so als wollten sie sagen: „Ich trage die Lasten der ganzen Welt mit mir herum, und du?“

Ihre Mimik scheint sagen zu wollen: ‚Du hast das Gesicht eines fröhlichen Clowns, eines naiven Blödians, der die Probleme der Welt nicht kennt, der nicht weiß, was los ist.

Aber ist es nicht einfach auch ein Zeichen von Stärke, sich auf die guten Dinge im Leben zu konzentrieren, sie im Alltagsgedächtnis zu bewahren?

Keiner hat das Glück für sich gepachtet. Es gibt aber auch keinen, der nur Schlimmes im Leben erfahren hat und damit umgehen muss.

Ich bin Trauerredner, und zwar gern.

Warum?

Weil mir dadurch stärker bewusst geworden ist, dass wir keinen Glücksmoment so irgendwie bekommen, sondern weil ihn uns nehmen müssen.

Und: Weil wir alles, was wir tun, begrenzt ist, irgendwann vorbei sein wird. Es gibt kein stärkeres Motiv, als das, nämlich den Tag, der vor einem ist, für sich zu nutzen, glücklich zu sein, und zwar in dem Moment.

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KEIN TAG IM LEBEN KOMMT ZURÜCK

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MEIN FREUND, DER ALLTAG (13)

 Manchmal solltest du weniger an deine Ziele denken, dafür aber intensiver leben, den Alltag in dir aufsaugen

Wir sind in der Ferienwohnung, ‚Mohnblume‘ angekommen.

Wir sind das erste Mal hier, seit sie renoviert wurde.

Sie ist nicht grösser geworden, aber sie wirkt grösser.

Und was dir gleich auffällt, wie geschmackvoll sie eingerichtet ist- wie stillvoll und bedacht auf die kleinen Details, die auf dich wirken.

Es ist gemütlicher geworden durch die neue Couch. Die Bilder an der Wand verstärken dein Gefühl, dass du am Meer bist.

‚Meer macht glücklich‘, steht an der Wand, und du kannst es lesen, wenn du die Augen im Schlafzimmer aufgemacht hast.

Bist du später auf dem Balkon und schaust auf die Weite der Ostsee, dann weißt du: Der Spruch ist so wahr.

Die Sonne scheint, wir können auf das Meer schauen und den Ausblick genießen.

 Die Weite, die Schiffe, die vor Anker liegen, das Geschrei der Möwen- all das vermittelt dir das Gefühl, im Urlaub zu sein. Es riecht anders, die Geräusche, die von der See sind anders.

Man nennt es Urlaub, auch wenn wir nur für drei Tage hier oben sind.

Die Gedanken schweifen ganz anders ab, wenn ich auf das Wasser schaue.

Es ist, als würdest du viel tiefgründiger vor dich hin philosophieren kannst.

Und dabei will ich gar nicht so viel nachdenken.

Aber gerade dann kommen dir die Gedanken, ob dein Leben so in Ordnung ist.

Ich glaube, ich habe mein Leben lang viel zu viel danach gestrebt, was ich so alles erreichen könnte.

Und ich habe viel erreicht. Aber was haben mir eigentlich die ganzen Studiengänge gebracht –

der Doktortitel, der Diplomingenieur?

Würde ich all das noch einmal tun, in der gleichen Abfolge, vier Jahre ein technisches Studium, danach vier Jahre Volkswirtschaft und schließlich noch weitere vier Jahre für die Doktorarbeit?

Dazwischen die Wende und der Kampf um die Anerkennung all dieser Abschlüsse.

Ich glaube heute, dass ich eher ganz beim Schreiben geblieben wäre.

Vielleicht einen kreativen Beruf, der etwas mit der Schreiberei zu tun hätte.

Heute denke ich: Es ist einfach wichtig, weniger das Ziel im Auge zu haben als den Weg, der dorthin führt.

Die Tatsache, dass du keinen Tag im Leben zurückbekommst, dass er unwiederbringlich verloren ist, die führen wir uns zu wenig im konkreten Moment des Lebens vor Augen.

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DAS LEBEN SCHÖN FINDEN – DU MUSST DICH DAZU AUFRAFFEN, BESONDERS AM MONTAG

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MEIN FREUND, DER ALLTAG (12)

Im Alltag können die kleinsten Dinge glücklich machen

Wieder mal beim Bäcker im Discounter.

Ich habe gerade ein Bild von mir auf Instagram gepostet. Wenn ich mich auf Bildern sehe, dann denke ich: ‚Was für ein alter Sack, mit einem knurrigen Gesicht.‘

Dabei spiegelt das Äußere so gar nicht meinen inneren Zustand wider.

Ich bin gut drauf, habe einfach prächtige Laune. Liegt das am Wetter?

Vielleicht. Die Sonnenstrahlen brechen sich in den Glasscheiben des Bäckers, ich sitze bequem, kann die Leute beobachten, die Kuchen, Brot oder Brötchen am Stand kaufen.

Das ist für mich quirlig, lebendig, einfach das einfache Leben, das ich so liebe.

Heute Mittag holen wir Krümel aus der Kita ab.

‚Opa, du holst mich nach dem Mittagessen ab, verstanden?‘

Ich hab‘ verstanden. Ich müsste längst an einer Rede sitzen, eigentlich.

Aber die muss warten.

Das Leben ist schön. Du musst nur wollen, es so zu sehen.

https://uwemuellererzaehlt.de/2023/05/19/amazon-17/

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NIETZSCHE ÜBER DAS ‚WARTEN LASSEN‘ UND SEINE UNMORALISCHEN FOLGEN

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MEIN FREUND, DER ALLTAG (10)

Ein sicheres Mittel, die Leute aufzubringen und ihnen böse Gedanken in den Kopf zu setzen, ist: sie lange warten zu lassen. Dies macht unmoralisch.

Friedrich Nietzsche, Gesammelte Werke, 2012 Anaconda Verlag GmbH, S. 276 (310).

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ÜBER UNNÜTZES WISSEN – GESCHICHTLICHES, VERRÜCKTES

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AMAZON-ANGEBOTE – ICH STÖBERE GERN DARIN (16)

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VERTRAUEN UND VERTRAULICHKEIT – VON NIETZSCHE VOR LANGER ZEIT AUFGESCHRIEBEN UND NOCH IMMER AKTUELL

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MEIN FREUND, DER ALLTAG (9)

„Wer die Vertraulichkeit mit einer anderen Person geflissentlich zu erzwingen sucht, ist gewöhnlich nicht sicher darüber, ob er ihr Vertrauen besitzt.

Wer des Vertrauens sicher ist, legt auf Vertraulichkeit keinen Wert.“

Friedrich Nietzsche, Gesammelte Werke, 2012 Anaconda Verlag GmbH, S. 276 (304).

 

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DIE BOHRMASCHINE AUS DEM OSTEN HAT ES MAL WIEDER GERICHTET

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MEIN FREUND, DER ALLTAG (4)

GUT, DASS ICH NICHT DAS GANZE WERKZEUG AUS DEM OSTEN WEGGESCHMISSEN HABE.

Gestern war ‚Großeinsatz‘, gleich zu Wochenbeginn. Wir sind morgens in den OBI-Baumarkt gefahren, Rentner eben.

Obwohl: Ich habe genug zu tun, meine Reden zu schreiben, sie aufzubereiten, inhaltlich zu erweitern.

Aber das zählt jetzt nicht. Es geht in diesem Moment um die Gardinenstangen, die angebracht werden müssen.

Ich drücke mich da seit dem Umzug drumherum. Als in der vergangenen Woche die Monteure den neuen Spiegelschrank im Bad anbrachten, da habe ich die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und sie gefragt: „Bringen Sie eigentlich auch Gardinenstangen an?“

„Oh ja, das macht bei uns der Herbert. Herbert trinkt sehr gern Kaffee.“

„Na, Mensch, das würde ja passen“, hakte ich gleich nach.

„Das kommt überhaupt nicht in Frage“, sagte Klara, die hinter mir stand.

„Das macht mein Mann, der kann das.“

Das sagte sie sonst nie über mich, eher das Gegenteil.

Als wir wieder allein waren, da fragte ich sie, warum wir uns das antun wollten.

„Weißt du, wie teuer das ist?“, antwortete Klara empört.

„Ja, einen Kaffee für Herbert müssen wir zusätzlich ausgeben.“

„Du hast mir versprochen, dass du das machst“, sagte sie daraufhin zu mir.

Also blieb mir nichts weiter übrig, ich musste heute ran.

Wir hatten am 1. Mai schon das Werkzeug aus dem Keller geholt.

In der anderen Wohnung bin ich im Schlafanzug hinuntergegangen.

Hier musst du dich nun fein machen, in den Fahrstuhl steigen und zwei Treppen nach unten fahren.

Klara hatte sich die Lippen mit rotem Lippenstift nachgezogen. Es konnte ja sein, wir trafen auf  Nachbarn im Haus.

„Du der Hund von nebenan, der reagiert auf Lippenstift sofort aggressiv“, sagte ich.

„Pass du auf, dass der dir nicht ein dickes Stück Fleisch aus deinem Hintern reißt“, antwortete Klara schlagfertig.

Wir holten das Werkzeug hoch, und ich bereitete die Schlagbohrmaschine vor.

Als ich oben auf der Leiter stand und die Maschine mit dem Bohrer ansetzte, da drehte die sich nicht lange. Irgendwas stimmte nicht. Der Bohrer war beim Anmachen sofort herausgeflogen.

Ich probierte es noch ein paar Mal und gab dann entnervt auf.

„Du unten, da liegt noch die Bohrmaschine, die wir noch zu DDR-Zeiten gekauft haben, vor der Wende also.“

„Stimmt“, sagte ich.

Ich stürmte noch einmal in den Keller, diesmal ohne Klara. Ich holte die Maschine aus dem Koffer, der ganz hinten eingeordnet war.

Oben zurück, da sprang sie sofort an. Jetzt fühlte ich mich wieder wohl. Ich hatte damit zu Ostzeiten die härtesten Platten durchbohrt.

Und es klappte immer noch. Wenn der Dübel wackelte, so steckte ich ein Streichholz mit in das Loch hinein, so wie früher eben.

Jetzt war ich in meinem Element und ich fing an, Klara gut strukturierte Anweisungen von oben auf der Leiter nach unten zu geben: „Bleistift, Schraubenzieher, jetzt die Bohrmaschine.“

„Ich bin hier nicht deine Befehlsempfängerin“, sagte sie zu mir.

„Du, auf dem Flugzeugträger kann auch nur einer sagen, wo es lang geht.“

„Du guckst zu viele Filme, aber hier bist du nicht der Chef, sondern ich“, sagte Klara.

Sie hatte recht, denn sie beschrieb lediglich die Wirklichkeit.

Ich beschloss, nicht darauf zu reagieren.

„Kannst du mal bitte den Sauger näher an das Bohrloch führen?“, raspelte ich von der Leiter zu ihr herunter.

„Das klingt schon ganz anders“, sagte sie zu mir.

Ich bohrte weiter und war glücklich, dass ich mal wieder ein Stück guter alter Technik in der Hand halten konnte.

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GESUND LEBEN – FÜR UNS WIRD DAS IMMER WICHTIGER

EINKAUFEN IST SO EINE SACHE FÜR SICH

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 „Wie kannst du nur stundenlang durch ein Kaufhaus schlendern, obwohl du lediglich einen Teppichvorleger für das Bad suchst?“, frage ich Klara.

Sie spürt den Vorwurf und entgegnet deshalb mit gespitzten Lippen:

„Und du? Du kannst dich nur durch Amazon klicken und weißt hinterher nicht einmal mehr, was du dir alles angesehen hast!“

Naja, die Wahrheit liegt wohl in der Mitte.

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‚OPA, ICH HAB‘ DICH LANG NICHT MEHR IN DEM BUCH LESEN SEHEN‘

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MEIN FREUND, DER ALLTAG (1)

Vier Wochen nach dem Umzug in die Stadt, es ist ein wenig ruhiger geworden. Die Kartons sind in der neuen Wohnung ausgepackt, die Möbel stehen dort, wo wir sie hinhaben wollten.

Die Bücher sind eingeräumt.

Der Bücherschrank aus dem Arbeitszimmer steht jetzt im Flur, direkt im Eingangsbereich.

Die Bücher, die ich wahrscheinlich nicht mehr so schnell anfassen, die habe ich ganz unten einsortiert. Du kannst sie auch nicht gleich erkennen, denn da müsstest du in die Knie gehen.

‚Das wird wohl nicht passieren‘, dachte ich.

Zudem: Da unten habe ich das ‚Kapital‘ von Marx einsortiert.

‚Dafür interessiert sich keine Sau mehr“, habe ich zu Klara gesagt.

Da war auch so, bis Krümel uns das erste Mal besuchte.

Sie jagte den Flur entlang, versuchte so weit wie möglich beim Schlittern voranzukommen. Es lagen ja noch keine Teppiche dort, die sie hätten bremsen können.

Ich musste an dem Tag weg, zu einer Trauerfeier, auf der ich eine Rede halten sollte.

Als ich wiederkam, da lag in meinem Arbeitszimmer ein Band vom ‚Kapital‘.

Ich teile mir das Zimmer mit Krümel. Wenn sie bei uns ist, dann schläft sie dort auf der Couch, die Klara hergerichtet hat.

Es stehen Puppen herum, wo früher stapelweise Bücher waren und Stofftiere lümmeln auf der Liege.

Dazwischen lag ein Buch, so als ob es nicht dahingehörte.

„Wer hat das ‚Kapital‘ hier hingelegt?‘, rief ich in den Flur.

Krümel kam angerannt.

„Opa, das ist für mich. Das ist ein Vorschulbuch. Guck, hier steht es“, sagte sie und fuhr mit ihrem kleinen rechten Zeigefinger den Schriftzug auf der Vorderseite entlang.

„Karl Marx, Das Kapital, Erster Band“, stand dort in goldenen Lettern.

Krümel konnte noch nicht lesen.

Aber das machte ihr nichts aus.

„Ich hab‘ dich lange nicht darin lesen sehen“, sagte sie und ich meinte, einen Vorwurf aus ihrer Stimme herauszuhören.

Klara stand hinter uns und lachte.

„Krümel hat sich gleich auf den Bauch geschmissen und ist an der unteren Bücherwand entlanggekrochen.

‚Oma, hier stehen die Bücher für die Kinder im Vorschulalter‘, hat sie mir zugerufen und dabei einzelne Bücher herausgezerrt“, erklärte Klara mir.

„Opa, wir Kinder müssen wissen, was da drinsteht“, meldete sich Krümel wieder.

Ja gut, wenn Krümel das sagt, dann muss ich darüber nachdenken, ernsthaft, natürlich.

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TRAUERREDEN SCHREIBEN UND HALTEN – EIN BEKENNTNIS ZUM LEBEN (1)

DAS LEBEN RUHIG MAL VOM ENDE HER DENKEN

Trauerreden halten und schreiben, das bedeutet vor allem, über das Leben nachzudenken.

Du lernst dadurch, die kleinen Dinge im Alltag als das zu sehen, was sie sind, nämlich Kostbarkeiten.

Ich bin heute Mittag zum See gefahren, um dort Sport zu treiben, ein bisschen wenigstens.

Und zunächst ist es eine reine Überwindung, es ist etwas, was bei mir nicht oben auf der Beliebtheitsliste der Dinge steht, die ich nun unbedingt machen wollte, nur um glücklich zu sein.

Du musst dich in dein Sportzeug umziehen, ins Auto steigen, später die Stöcke für das Nordic Walking anschnallen, um dann endlich loszulaufen.

Doch dann kippt ein Schalter bei mir um und meine innere Stimme sagt: ‚Es kommt der Tag, da wirst du das alles nicht mehr machen können.

Du nimmst nicht mehr das Rauschen im Wald wahr, das Knacken im Unterholz, du riechst nicht den frischen Duft des Waldbodens, spürst nicht die Tannennadeln, die unter deinen Füssen sanft knirschen.

Du wirst das eines Tages einfach nicht mehr können, weil du nicht mehr da bist. Also warum nutzt du die Zeit nicht, die dir bleibt?

Ich komme mit einem guten Gefühl zurück – irgendwie ein bisschen geläutert.

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RÜCKBLICK – INTERVIEW MIT VERA TOMASCHEWSKI

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RÜCKBLICKE-16.01.2023

VERA TOMASCHEWSKI – EIN MENSCH, DEM MAN IM ALLTAG GERN BEGEGNET

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DIE BEITRÄGE IN DER ERSTEN KALENDERWOCHE DES NEUEN JAHRES

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INTERVIEW MIT MARTINA LIPPERT

‚UND OPA, HAST DU OMA GEKÜSST?‘

 

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INTERVIEW MIT MARTINA LIPPERT

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Dieses Interview habe ich bereits vor über fünf Jahren mit Martina Lippert geführt, der geschäftsführenden Gesellschafterin des Pflegedienstes Lippert GmbH.

Es zeigt den beruflichen Werdegang einer heute erfolgreichen Unternehmerin im Pflegebereich. Martina Lippert spricht darüber, wie schwer es anfangs für sie war, als Frau im medizinischen und pflegerischen Bereich Fuss zu fassen.

 

INTERVIEW MIT MARTINA LIPPERT

 

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DIENSTAG NACH WEIHNACHTEN – DAS FÜHLT SICH IRGENDWIE BLÖD AN

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Es ist Dienstagmorgen, der 27.12.2022, 03.45 Uhr.

Das Fest ist vorüber und ich denke, dass ich mental in ein Loch falle. Keine opulenten Mahlzeiten mehr, nicht stundenlang auf der Couch liegen. Morgen und übermorgen habe ich gleich zwei Interviews.

Die erste Woche im neuen Jahr muss ich schon meine erste Rede halten. Wie komme ich blokß wieder runter, auf das normale Level?

Ich hantiere am Handy lustlos herum und finde einen Text, den ich genau vor einer Woche beim Bäcker getippt habe.

Er ist kurz, aber so schön banal, so alltäglich, so wie ich es gewohnt bin:

DIENSTAG – NUR NOCH DREI TAGE BIS HEILIGABEND

Ich sitze beim Bäcker, im Rewe-Markt.
Klara ist gerade in den Gängen unterwegs und ich habe einen Horror davor.

Der Bäcker schaut um die Ecke und ich fühle mich dazu aufgefordert, etwas zu bestellen.

„Einen Kaffee bitte“, sage ich und ich merke seinem strengen Blick an, dass es die richtige Entscheidung war.

„Hier sitzen und nichts bestellen, das geht eigentlich nicht“, schien sein Blick zu sagen.

„Waren Sie nicht vor geraumer Zeit bei der Trauerfeier dabei und haben meine Rede mitangehört?“, frage ich ihn.

„Ohja“, antwortet der Bäcker.
„Ich habe Sie gleich wiedererkannt“, sagt er weiter.
„Und, wie hat die Rede Ihnen gefallen?“
„Sehr gut, das hat mich berührt.“

Die Antwort von ihm klang ehrlich, und so freue ich mich auch ehrlich.

Es ist ein wirklich gutes Gefühl, wenn du Menschen insofern noch eine Freude bereiten kannst, dass du den Abschied für einen Angehörigen würdig hinbekommst.

Ich liebe inzwischen meine Tätigkeit als Trauerredner, insbesondere, weil ich das Leben eines Menschen noch einmal in Worten dokumentieren und die Angehörigen mit meiner Wertschätzung trösten kann.

Ich lege den Text weg und denke, dass des Alltag doch schön ist, weil wir einen Sinn bekommen durch das, was wir tun, es uns irgendwie reicher macht.
Heute abend kommt Krümel. Ich freue mich darauf, mit ihr zu toben.

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MEIN FREUND, DER ALLTAG

 

 

DAS WEIHNACHTSGESCHENK

ALLTÄGLICHES

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Am 1. Weihnachtsfeiertag war noch einmal Bescherung – als Krümel uns besuchte.
Wir haben von Laura ‚Alexa‘ geschenkt bekommen.

Ich erinnere mich noch, als ich vor vielen, vielen Jahren meiner Oma eine Kaffeemaschine geschenkt habe.

Sie beäugte sie misstrauisch, denn sie war es gewohnt, die Maschine vor der Brust oder ‚der Böst‘, wie sie es nannte, zu haben und mit der Kurbel per Hand zu drehen.

So erging es uns gestern auch.
Einerseits waren wir sehr überrascht von dem großzügigen Geschenk. Andererseits haben wir ängstlich auf das Gerät geschaut und gedacht: „Das können wir ja doch nicht bedienen.“

Aber heute morgen, als Krümel uns anrief, wir sie auf dem Bildschirm sahen, und sie rief: „Oma, Opa, ich möchte zu euch“, da fanden wir das ganz schön, was wir gestern geschenkt bekamen.

Ich habe nach dem Aufstehen schon das Gerät getestet. Klara war in der Küche.
„Alexa, frag‘ mal, ob das Frühstück schon fertig ist!“
„Ich bin mir nicht sicher“, antwortete Alexa.

„Aber ich bin sicher, dass du runterkommen und mithelfen kannst, dann weißt du auch, wann das Frühstück fertig ist“, rief Klara die Treppe hoch, so ganz analog, so schnöde.

Ich habe nicht geantwortet und so getan, als hörte ich schwer.
Das stimmt ja auch, manchmal jedenfalls.

https://uwemuellererzaehlt.de/2022/12/23/schreib-alltag-23-12-2022/

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HEILIGABEND BEI OMA HEIDE IN STRALSUND (2)

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ANNA IST DEMENT – PETER ERINNERT SICH (8)

Was bisher war:
Die Wohnung von Oma Heide war am Heiligabend brechend voll. Alle waren gekommen so wie es die Tradtion seit Jahren, ja seit Jahrzehnten verlangte.
Oma Heide nahm die Decke vom Tisch, die sie über die Geschenke auf den Tisch gelegt hatte.
Oma Heide schenkte Peter dicke Socken, selbstgestrickt. Peter liebte diese Socken, und er trug sie noch Jahre, nachdem Oma Heide längst gestorben war.

Peter saß auf der gelben Couch, direkt an der Wand. Neben ihm hatte Opa Wolf auf einem Stuhl Platz genommen.

Wolf trug die Marinehose, die ihm Peter vor einigen Jahren geschenkt hatte, und die er von da an zu jedem Anlass anzog, der feierlich genug war.

Opa Wolf schien abwesend. Er schmunzelte vor sich hin und genoss die Atmosphäre, ohne sich zu Wort zu melden. Laura kroch gerade unter den Tisch und Peter ermahnte sie, nicht so doll zu toben.

„Ach nun lass sie doch“, sagte Oma Heide.
„Du weißt doch, wie schnell es damit vorbei ist.“

Peter gab ihr im Stillen recht, aber er wollte nach aussen wenigstens gespielte Härte zeigen, sozusagen als Zeichen dafür, dass Klara und er sich schon um die Erziehung von Laura kümmerten, woran aber ohnehin keiner zweifelte.

Also schmiss Klara ihm einen Blick zu, der da heißen sollte: ‚Spiel dich nicht so auf.“

„Peter, kannst du nicht ein bisschen singen?“, fragte Oma Heide ihn.
Wilhelm Sturm, Peters Schwiegervater, schaute grimmig zu ihm herüber.

Es passte ihm nicht, dass Oma Heide ihn so lobte.
Aber Oma Heide mochte sich nicht davon nicht abhalten lassen, ihm zu sagen, dass er wie Prinz Andrew aussah.

Sie kam darauf, weil sie ihn im Alltag in der Uniform eines Marineoffiziers sah und da käme er ja dem Prinzen vom Aussehen sehr nahe.

Peter belustigte das eher. Er kannte Prinz Andrew damals nicht. Aber die Royals wurden ihm irgendwie sympathischer.

„Oma Heide, ich kann singen, doch ich fürchte, dass wir dann bald hier alleine sitzen“, sagte Peter.

„Ja, das lass mal lieber sein“, dröhnte es von der anderen Seite. Es sollte wohl humorvoll von Wilhelm rüberkommen, aber es klang in seinen Ohren eher höhnisch.

„Na, wenn du aufstehst, dann würde ich ja glatt anfangen zu singen“, erwiderte Peter und bekam sofort einen Stoß in die Seite.

Neben ihm saß Klara und die hatte ihn gebeten, keinen Streit mit seinem Schwiegervater anzufangen.
„Wie kommst du überhaupt darauf, dass ich es bin, der laufend irgendetwas sagt?“, fragte Peter sie, während sie noch zu Hause waren.

Klara kannte ihren Vater, aber sie brachte es nicht fertig, sich auf die Seite von Peter zu stellen, egal was Wilhelm seinem Schwiegersohn an den Kopf warf.

„Hast du mitbekommen, was dein Vater zu mir gesagt hat?“, fragte Peter sie dann hinterher und Klara schwieg beharrlich, verweigerte ihm darauf eine Antwort.

Später, wenn sie alle etwas getrunken hatten, dann wurde die Runde lockerer und Wilhelm und Peter verstanden sich prächtig miteinander.

Die Geschenke waren ausgepackt. Laura war mit ihren fünf Jahren im Schlafzimmer von Oma Heide und Opa Wolf und kroch dort auf dem Fußboden umher.

Der Tisch war inzwischen von den Geschenken befreit und Oma Heide begann damit, Tassen und Kuchenteller aufzudecken.

In die Mitte kam ein großer Teller, auf dem ein gedeckter Apfelkuchen lag, der bereits in kleinere Stücke zerteilt war.

Peter mochte diesen Kuchen, obwohl er für ihn irgendwie doch ein Teufelswerk war, weil er zu gut schmeckte, und er sich beim Essen nicht bremsen konnte.

„Es reicht ja wohl, denn du hast dritte Stück in den Mund genommen, raunte ihm Klara von der Seite zu.

„Ich hab‘ nur ein Stück im Mund. Die anderen beiden habe ich längst runtergeschluckt“, antwortete Peter leise und leicht wütend.
Klara hatte ihn erwischt und das passte ihm gar nicht.

Der Abend mit viel Alkohol zu Ende. Die Frauen nippten an ihren Sektgläsern, während die Männer in vollen Zügen Bier tranken oder wie Peter Wein.

Die Wangen von Oma Heide glühten vor Aufregung und Erschöpfung zugleich.

Peter unterhielt sich lautstark mit Wilhelm, sodass Klara neben ihm nicht verstand, was ihr ihre Tante von der anderen Seite zurief.

„Oma Heide, wir kriegen drei Tausend DM von der Steuer wieder“, sagte Peter.

Klara rammte ihm erneut den Arm in die Seite und Peter war gebremst, bevor er noch mehr ausplauderte.

„‘Nöö‘“, staunte Oma Heide und Peter lehnte sich stolz zurück.
„Musste das sein?“, flüsterte ihm Klara zu.

„Nein, aber es macht Spaß das Gesicht von deinem Vater zu sehen.“
„Du bist nicht besser und ein Angeber noch dazu“, sagte Klara.
Peter verstummte, er wusste, dass Klara recht hatte, wieder einmal.

VIEL SPASS FÜR KINDER – ZUM BEISPIELE SPIELE, VIDEOS, LERN-APPS   

 

 

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HEILIGABEND BEI OMA HEIDE IN STRALSUND

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ANNA IST DEMENT – PETER ERINNERT SICH (7)

WAS BISHER WAR:
Peter hatte Anna angerufen: „Hallo Anna, wie geht es dir?“, raspelte Peter mit leicht singender Stimme, so dass Klara die Augen verdrehte.
„Ach, mir geht es gut“, sagte Anna, nachdem es eine Weile am Telefon still gewesen war. Anna riss sich zusammen, sie konzentrierte sich mehr auf das, was Peter sagte oder sie fragte.
Nachdem er eine Weile mit Anna über Belangloses gesprochen hatte, sagte er, bevor er den Hörer auflegte:
„Bei uns hat es geschneit…Auf den Dächern liegt Schnee und die Hecke im Garten sieht auch weiss aus.“
Anna hörte sich das an, aber sie antwortete nicht.

Obwohl Peter wusste, dass Anna nur noch in bestimmten Momenten geistig hellwach war und merkte, wo sie war, machte es ihn traurig.

Es war vom Verstand her zu begreifen, dass es jeden Tag ein Stückchen schlechter wurde mit der Erinnerung, aber im Herzen wollte Peter es nicht wahrhaben.

Er mochte Anna immer sehr, und mag sie auch heute noch.
Klara frass die Dinge in sich hinein, aber Peter musste darüber sprechen.

„Weißt du noch, wie deine Mutter früher vor Weihnachten zugesehen hat, dass alles im Haus war?“, fragte Peter sie beim Frühstück.

Klara nickte.
„Papa hat ja so viel besorgt – Schinken, Lachs, Apfelsinen, Mandarinen, Gurken, geräucherte Gänsebrust, alles, was es nicht so im Laden gab. Und er hat auch noch Aal geräuchert, in seinem Garten, erinnerst du dich?“

Peter nickte jetzt ebenfalls.
Das alles gab es am 1. Weihnachtsfeiertag. Doch einen Tag zuvor, da gingen sie alle zu Oma Heide in die kleine Wohnung, am Hafen von Stralsund.

Peter dachte nun daran, wie es gewesen war, wenn sie Heiligabend nach dem Essen zu Klaras Oma gingen.

Wilhelm, Klaras Vater mochte es nicht, an diesem Tag aus dem Haus zu gehen.

Er war schon als Kind durch die Stadt gezogen, mit Koffern und Säcken, um die Verwandten zu besuchen und Geschenke zu verteilen, aber auch in Empfang zu nehmen.

Deshalb wollte Wilhelm nicht mehr Heiligabend losziehen, denn er hatte aus dieser Zeit eine Abneigung dagegen entwickelt.
Peter aber, der liebte es, abends durch die Stadt zu gehen, denn er kannte diese Tradition von Zuhause her nicht.

Seine Oma war manchmal mutterseelenallein in Schwerin und die Familie aber in Dresden.

Heiligabend, da erinnerte sich Peter besonders gern an Stralsund. An die engen Gassen, das Steintor, auf dem Schnee lag.
Wenn die Dunkelheit anbrach und der Schnee unter den Füssen knirschte, dann fühlte es sich wirklich heimatlich an.

Ein Gefühl, dass Peter nie so hatte, wenn er in Berlin wohnte, oder in Brandenburg.

Sicher, inzwischen war das Dorf auch zu seiner Heimat geworden.
Aber Heiligabend, das war etwas Besonderes, da kamen die Erinnerungen hoch und darüber wollte Peter mit Anna sprechen.

‚Buddel mit dem Baggerhuhn‘
Baggerhuhn Anette Kuhn – Krümel liebt dieses Buch:  
„Mein kleiner Fahrzeugspass: Buddeln mit dem Baggerhuhn: Lustiges Reimebuch mit Klappen in Autoform – ab 18 Monaten. Pappbilderbuch
Wenn sie bei uns zu Besuch ist, dann muss ich es ihr vorlesen. Sie liegt dann in meinen Armen und bevor ich die dicke Pappseite umblättern darf, klaubt sie noch das kleine Fenster in der Mitte der Seite auf. 
Auf ‚ansehen‘ klicken und zum Buch von Katharina Wieker gelangen. 

„Denkst du manchmal daran, wie wir uns immer alle bei Oma Heide und Opa Wolf getroffen haben?“

„Ja, und wie Papa schon Tage vorher schlechte Laune hatte, weil er Weihnachten nicht aus dem Haus gehen wollte.“

Es war, als hätten sich Klara und Peter gleichzeitig daran erinnert.
„Stimmt“, bestätigte Peter.
„Dabei fand ich es immer schön, wenn wir alle in der kleinen Stube sassen.“

Peter versank in Gedanken.
Er sah die Wohnung vor sich, wie sie in den engen Flur kamen und durchgingen, bis sie in der Wohnstube waren, in der meistens schon alle Verwandten aus Klaras sassen.

Peters Familie war ja in Dresden. Aber er vermisste sie nicht. Er war lieber in Stralsund.

Am Fenster stand ein Tisch, auf dem ein grosses Tuch lag, das über den Geschenken ausgebreitet war.

Wenn alle sassen, dann nahm Oma Heide die Decke vom Tisch und die Geschenke kamen zum Vorschein.

Es war der schönste Moment für Oma Heide, wenn sie jedem der Anwesenden ein kleines Paket in die Hand drückte.
„Das ist für dich, Peter“, sagte Oma Heide.

Peter knotete die Schleife auf und zog das Geschenkpapier vom eigentlichen Geschenk ab.
Zum Vorschein kamen Socken, die Oma Heide selbst gestrickt hatte, und die Peter besonders liebte.

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DREI BEITRÄGE AUS DEN VERGANGENEN JAHREN

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VON DER TECHNISCHEN ASSISTENTIN ZUR LEITERIN EINER SENIORENWOHNGEMEINSCHAFT

„Ich bin nicht alt, nur schon sehr lange jung“
(Alexandra Reinwarth)
Du bist so alt, wie du dich fühlst

 

ICH WOLLTE SCHON IMMER WAS MIT PFLEGE MACHEN

„Lebenskunst macht Glück: Wie Sie gelassen und voller Energie wirksam werden“
(Stefan Reutter)
Botschaft des Buches:  Mit stressigen Situationen gelassener umgehen

FÜR MEHR LEBENSQUALITÄT – TROTZ MUSKELERKRANKUNG PFLEGEDIENST GEGRÜNDET

„Die Kunst nein zu sagen“ 
(Susann Ritter) 
Botschaft des Buches: Ohne Schuldgefühle Grenzen setzen

  

 

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GEDANKEN AUF DEM WEG ZU EINER TRAUERFEIER

ALLTÄGLICHES

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Es ist an einem Tag, mitten in der Woche, und es ist arschkalt. Ich steige ins Auto.

Ich will zu einer Trauerfeier, eine Rede halten. Als ich den Schlüssel umdrehe und den Motor anlasse, erscheint im Display sofort das Symbol für Glatteis.

Ich fasse das Lenkrad an und ich denke für einen Augenblick, dass ich mit den Händen daran kleben bleibe.

Innerlich bin ich angespannt. Es wird eine grosse Rede werden. Die Familie ist sehr gross und weitverzweigt.

Ich habe tagelang am Text gefeilt. Schliesslich habe ich noch eine Excel-Tabelle angefertigt, um bei den Namen durchzusehen. Es ist wichtig, dass die Details stimmen.

Das ist meine Art, meine Wertschätzung gegenüber der Familie auszudrücken. Trauer ist für die Angehörigen eine andere Form der Liebe, die fortgeführt wird, nur dass sie nun noch von viel Schmerz begleitet wird.

Über das Leben von Wolfgang Kohlhaase: "Um die Ecke in die Welt: Über Filme und Freunde"  

Wenn ich mit den Hinterbliebenen ins Gespräch gekommen bin, dann offenbaren sie mir viele Details, und es ist, als würden sie die Geschichte ihrer Familie erzählen.

Sie merken, dass ich interessiert zuhöre. Ich bekomme das Gefühl, dass sie nun ihren Schmerz ein wenig kanalisieren können, und er dadurch für einen Moment vielleicht in den Hintergrund gerät.

„Die Rede ist das eine, aber Sie sollten viel über Ihren Vater sprechen, sich an die kleinen, die lustigen Episoden erinnern“, habe ich der Familie gesagt.

Mir wird in solchen Augenblicken selbst klar, dass es nie die grossen Dinge sind, die letztlich eine Familie ausmachen, sondern die kleinen Erinnerungen.

Die Erinnerungen an einen geliebten Menschen mitteilen zu können, zu merken, dass ein anderer sich dafür auch interessiert, das mag wenig sein – für den schwierigen Moment der Trauer ist es aber viel, und zwar für alle am Gespräch Beteiligten.

Ich muss los und steuere in Richtung der Trauerfeier. Ich bin angespannt und beseelt von dem Gedanken, es gut hinzubekommen, den Angehörigen einen würdigen Abschied für den Verstorbenen zu bereiten.

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MEIN FREUND, DER ALLTAG

 

KALENDERWOCHE 48 – RÜCKBLICKE

RÜCKBLICKE-03.12.2022

WIE ICH MICH MONTAGS MOTIVIERE

SO DENKEN, ALS HÄTTEST DU NUR NOCH WENIG ZEIT ZU LEBEN

DIE BETREFFZEILE

VIER BÜCHER, DIE ICH SELBST LESE UND DIE ICH EMPFEHLE

WIR SOLLTEN ANNA VON STRALSUND NACH RÜGEN HOLEN

 

 

 

 

 

 

 

 

WIR SOLLTEN ANNA VON STRALSUND NACH RÜGEN HOLEN

PETER ERINNERT SICH –  (4)

WAS BISHER WAR:
Klara und Peter waren auf der Rückfahrt. Sie hatten Anna im Betreuten Wohnen besucht. Anna war merklich aufgelebt, als sie mit Peter die Fotoalben angeschaut hatte.

Der Alltag hatte Peter wieder. Er musste daran zurückdenken, wie es Anna im Heim ging und wie froh er war, dass er selbst noch arbeiten konnte.

„Wir sollten überlegen, ob wir deine Mutter in einem Heim auf Rügen unterbringen“, sagte Peter beim Frühstück und legte beide Beine auf den Stuhl, der vor ihm stand.

Wenn Krümel da war, dann sass sie darauf, und sie mochte es gar nicht, wenn Peter so mir nichts dir nichts sein Bein auf den Stuhl legte, der nur ihr gehörte, Krümel.

„Das ist mein Erzählfuss”, sagte er in dem Moment zu ihr.
„Gut Opa, dann erzähl mir von der Scheune!“, sagte Krümel in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.

„Die Macht der guten Gefühle: Wie eine positive Haltung Ihr Leben dauerhaft verändert."
„Gute Gefühle machen uns stärker, gesünder, kreativer….“
(Barbara Fredrickson)
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„Weisst du, was das bedeutet, Mutti von Stralsund nach Rügen in ein Heim zu bringen?“, riss Klara ihn aus seinen Gedanken.

Peter wusste es auch nicht, was es wirklich bedeutete, wenn sie Anna im Betreuten Wohnen auf seiner Lieblingsinsel unterbrachten.
Aber er dachte, dass sie sich dann noch besser um Anna kümmern konnten, weil sie Urlaub auf ihrer Datsche und Betreuung miteinander verbinden konnten.

Dabei hatten sie schon überlegt, ob sie das Gartenhäuschen verkauften, um dem ganzen Stress zu entgehen, der mit dem Hin- und Herfahren verbunden war.

Vielleicht sollten sie doch noch einmal über all das nachdenken.
Peter musste zurück an den Schreibtisch.

Er hatte in zwei Tagen eine grosse Rede auf einer Trauerfeier, zu der sich mehr als 100 Gäste angemeldet hatten. Einige von ihnen sollten sogar prominent sein.

Aber das störte Peter nicht, er wusste, dass er einen guten Redetext schreiben würde.

Die Aufregung kam erst, wenn er vor den Leuten stand und die ersten Sätze sprechen musste.
Er kam gut voran mit der Arbeit.
Die erste, die seine Rede hörte, war Klara.

Ihr vertraute er am meisten.
Klara brach nicht in Euphorie aus, wenn es gut war. Dann sagte sie meistens gar nichts, höchstens ‚gut‘, das sie in ihrer trockenen norddeutschen Art über die Lippen brachte.

Der Freitag, an dem die Feier stattfand, war herangerückt.
Peter lud sein Rednerpult ins Auto, stieg seinen schwarzen Anzug und machte sich auf den Weg.

Es war für ihn stets ein besonderer Tag, an dem die Trauerfeier stattfand, noch dazu, wenn er vor so vielen Menschen sprach.
Da war einerseits die Traurigkeit, die über der Veranstaltung lag, weil ein Mensch verstorben war.

Und andererseits war es die Möglichkeit, mit Worten, die ins Herz trafen, Trost auszusprechen.

Das gelang ihm nur deshalb, weil er im Vorfeld sehr intensiv mit den Angehörigen sprach, sie quasi interviewte. Es war anstrengend, schweisstreibend, ja einfach kräftezehrend, aber wenn er schließlich vor den betroffenen Trauergästen stand, die ihm dankbar zuhörten, dann wusste er, dass sich seine Mühen gelohnt hatten.

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