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‚ICH HELFE, WO ICH NUR KANN‘

ANNA

ANNA-2022.01.28

WAS BISHER WAR:

Schwester Beate schlief unruhig, seitdem Ulrike ihr vorgeschlagen hatte, die Leitung der Tagespflege zu übernehmen.
Was sollte sie tun? Das Angebot von Ulrike annehmen?

Eigentlich wollte sie nicht mehr Verantwortung übernehmen, sich mit den Kolleginnen herumstreiten oder vor dem Computer sitzen und die Planung für die nächsten Wochen aufstellen.

Aber sie hätte auch ihr ‚eigenes Reich‘, könnte sich kreativ entfalten, den Tagesgästen mit ihren Ideen ein paar schöne Momente am Tag bereiten.

Anna bekam von Klara einen Anruf.
„Ich sitze gerade in der Drogerie auf der Treppe“, sagte sie zu ihrer Tochter in einem Ton, der keinen Zweifel aufkommen lassen sollte, wo sie wirklich war.

Anna saß gerade in der Küche des ‚Betreuten Wohnens‘ während sie mit Klara telefonierte.

Klara sprach noch kurz mit Schwester Beate, die sich kurz darüber empört hatte, was Anna am Telefon von sich gegeben hatte: ‚Hier gibt’s kein Frühstück‘.

„Gibt es noch irgendwas, was ich wissen sollte oder was ich tun kann“, fragte Klara.

„Nein, im Prinzip nicht.“
„Vielleicht“, begann Schwester Beate und stockte, weil sie überlegte, wie sie es Annas Tochter sagen sollte.

„Ja?“, fragte Klara und wartete ab, was nun kommen würde.
„Ach wissen Sie, Ihre Mutter hat hier ganz schön zugelegt und ihr passen die Hosen gar nicht mehr, die in ihrem Schrank hängen“, sagte nun Beate.

„Gut, das mach‘ gern und kaufe ihr ein paar neue Hosen“, antwortete Klara, während Peter in den Raum kam.

„Ach, mein Mann kommt gerade herein. Meine Mutter unterhält sich so gern mit ihm.“

Peter wehrte sich, den Hörer zu übernehmen. Er wedelte lautlos mit den Händen, so als wolle er eine Boeing 747 zum Stoppen auffordern.

„Sind Sie noch dran?“, fragte Schwester Beate.
„Ja, ich übergebe mal“, sagte Klara und reichte Peter im gleichen Moment den Hörer.

Peter zog die Augenbrauen hoch, seufzte, so als würde er sich einen dicken Stoffballen aufladen müssen und wusste, dass er es nicht schaffen würde.

„Hallo?“, fragte er knapp.

„Ja guten Tag Peter, ich freue mich, dass ich auch mal höre.“
„Wie geht es dir?“, fragte Peter, ohne auf Annas Bemerkung einzugehen.

„Ach, mir geht es sehr gut. Die Sonne scheint, ich schaue auf das Meer. Das ist doch viel.“

Peter wunderte sich, dass Anna vom Meerblick sprach. Sie saß offensichtlich in der Küche und konnte von da aus gar nicht auf den Sund blicken.

„Was machst du so den ganzen Tag“, fragte er weiter, während Klara ihn mit einem Blick streifte, der wohl hieß: ‚Was fragst du sie, wo sie doch kaum weiß, was sie gerade in der letzten Minute getan hat.‘

Peter beschloss, Anna aufzumuntern. Er begann von Krümel zu erzählen.

„Stell dir vor, die Kleine war für eine ganze Woche bei uns und wir bekamen sie kaum gebändigt, so viel Energie hatte sie mitgebracht.“

„Ach, wie schön“, sagte Anna, wobei nicht ganz klar war, worauf sie das bezog.

„Morgens beim Frühstück“, da habe ich der Kleinen stets eine Geschichte erzählt, von einer Scheune, einem Esel, dem Hund ‚Bobby‘ und der Katze ‚Penni‘.

„Weißt du“, fing Anna an zu schwärmen, „ich war früher selber gern auf dem Hof von Onkel Gottfried.

‚Ich hätte Anna die gleiche Geschichte erzählen können‘, dachte Peter, nur dass Anna sich wesentlich weniger merken konnte.

Peter vergaß oft, den Hasen ‚Hoppel‘ zu erwähnen, was Krümel sofort anmahnte, „und Hoppel?“

„Hilfst du denn auch in der Küche mit?“, wechselte Peter das Thema.
„Oh ja, ich helfe, wo ich kann“, sagte Anna.

„Was machst du denn zum Beispiel in der Küche?“
Es entstand eine Pause, Anna wußte wohl nicht, was sie auf Peters Frage sagen sollte.

„Anna, du schnippelst doch viel“, war die Stimme von Schwester Beate aus dem Hintergrund zu hören.
„Ja, das stimmt, ich schnipple viel.“

„Schälst du Kartoffeln mit und wäscht du das Gemüse ab?“
Peter wollte Anna helfen, aber zwei Fragen in einem Satz, das war zu viel für Anna.

„Bestimmt putzt du viel das Gemüse.“
„Ja, das mach‘ ich“, kam es nun von Anna.
„Also ist auf dich Verlass“, sagte Peter.

„Das kann man wohl so sagen“, stimmte Anna zu.
Es war leicht, sich darüber lustig zu machen, aber Peter konnte das nicht.

Er hatte zwar seine eigene Art von Humor, jedoch an der Stelle half er lieber Anna, sich zu erinnern, zu sprechen, einfach sie aufzumuntern.
Peter verabschiedete sich von Anna.
„Es war so schön, dass du auch mal am Hörer warst“, sagte Anna zum Schluss.

Klara hatte das nicht gehört, und er wollte ihr davon nichts sagen, denn dann hätte er gleich einen Plan der Telefongespräche mit Anna aufstellen müssen.

Es war schon komisch. Bei Krümel bettelte er geradezu darum, ihr abends am Telefon eine ‚Gute Nacht Geschichte‘ erzählen zu können und hier musste er sich überwinden.

Aber wie würde es bei ihm sein, wenn er in der Lage von Anna wäre?
Würde Laura sich um ihn so kümmern, wie es Klara und er bei Anna taten?

Peter verdrängte den Gedanken, wollte sich nicht mit diesen Aussichten beschäftigen.

ANNA IST DEMENT

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NICHT IMMER NUR FITNESS-STUDIO, AUCH MAL WAS ANDERES

MEIN FREUND, DER ALLTAG

ALLTÄGLICHES-2022.01.26

Von Nordic-Walking im Stockdunklen, vom Heraufkeuchen auf einen Berghang und von einem pinkelnden Umweltsünder am See.

Gestern bin ich zum Wochenanfang am Liepnitzsee gelaufen, seit langem mal wieder.

Allerdings war es bereits mittags und du begegnest dann einer Reihe von Leuten, die ihre Hunde ausführen. Für die Tiere bin ich ein ‚gefundenes Fressen‘.

Sie stürzen mit herausgelassener Zunge hechelnd auf mich zu und bleiben kurz vor mir stehen.

‚Wer ist dieser Dicke mit zwei Stöcken, einen in der linken und einen in der rechten Hand?‘, werden sie sich fragen.
Meist geht alles gut und die Besitzer pfeifen ihre Bestien kurz vor deren Angriff zurück.

Nur der Dackel vom Förster, der hatte mich schon mal gebissen. Ich habe mich erschrocken, geflucht, aber der Förster hat so getan, als wäre nichts passiert.

Ich liebe Hunde, aber wenn ich sie auf mich zustürzen sehe, bezweifle ich, ob sie auch meine Liebe spüren oder vielleicht doch nur mein dickes und saftiges Fleisch am Körper spüren?

„Ich laufe morgen schon früh los, so gegen halb sieben Uhr, einfach ins Helle rein“, sagte ich zu Karsta.

„Meinst du wirklich, dass du etwas sehen kannst?“, fragte sie mich mit einem zweifelnden Gesichtsausdruck.

„Oh ja, ich gewöhne mich schnell an das Dunkle im Wald“, antwortete ich.

Heute Morgen, kurz nach sechs Uhr bin ich aufgestanden, immerhin nicht so früh, als wenn ich ins Fitness-Studio nach Berlin reinfahren müsste.

Ich habe einen Schluck Tee getrunken und bin losgefahren, Richtung Liepnitzsee.

Auf dem Parkplatz war es nicht nur dunkel, es war stockdunkel.
Ich bin trotzdem tapfer ausgestiegen, habe die Nordic-Walking-Stöcke herausgeholt und versucht, die Laschen zu finden, um den Stock an der Hand zu befestigen.

Links von mir, in einiger Entfernung ging die Scheinwerfer eines Autos an.
Dann stiegen zwei Arbeiter, in rot-weiße Westen gekleidet, aus und schmissen ein rostiges altes Fahrrad auf die hintere Ladefläche des Pick-ups.

Ich freute mich darüber, dass auf Ordnung geachtet wurde. Genauso eben, wie ich mich gestern über das rostige Fahrrad geärgert hatte, eigentlich mehr über den Besitzer, der es offensichtlich einfach stehen gelassen hatte.

Endlich, die Schlaufen der Stöcke waren nun auch an meinen Händen befestigt. Die Fummelei im Dunklen hatte ein Ende.
Ich lief los.

Ich tastete mich vorwärts, es knirschte unter meinen Füssen, manchmal stieß ich mit meinen Fußspitzen an eine Wurzel.

Ich tastete mich weiter und plötzlich war vor mir ein riesiger Baumstamm, der mitten über dem Weg lag.

‚War der gestern schon hier?‘, überlegte ich.
Ich kletterte über ihn hinweg und lief weiter.

‚Wo war ich? Und wieso stand ich mit einem Mal oben auf einem Berg und blickte nach unten, wo die Konturen des Sees durch die Baumwipfel blitzten?‘

Egal, ich lief weiter. Schließlich erreichte ich auf Umwegen den kleinen Strand am See. Ich stapfte durch den Sand, stieg auf den befestigten Holzweg und nahm die Stöcke nach hinten hoch.

Jetzt war ich wieder richtig. Vor mir lag die größte Herausforderung: der Berghang.

Ich nahm Anlauf und stampfte los. Die Erde bebte unter mir, so jedenfalls kam es mir vor.

Als ich fast oben angekommen war, da war ich froh. Aber ich hatte die langgestreckte Ebene Hanges unterschätzt, die ebenfalls noch genommen werden musste.

Ich lief keuchend weiter. Schließlich hatte ich es geschafft.
Nun konnte ich auf der anderen Seite wieder Richtung See hinunterlaufen.

Ich röchelte und ächzte, lief aber tapfer weiter.
Vorsichtshalber schaute ich mich um, ob niemand hinter mir war, der mit Sicherheit sofort einen Krankenwagen rufen würde.
Es war inzwischen hell geworden.

Vor mir lag der See und der Blick auf das Wasser, das Gezwitscher der Vögel – all das entschädigte mich für die unterwegs erlittenen Qualen.

Ich hatte noch eine halbe Stunde vor mir. Am Ufer entdeckte ich ein Ehepaar.

Sie hockte und fotografierte vorbeischwimmende Enten, während er seelenruhig ins Wasser pinkelte.

Vor ihm schwamm ein Schwan, der interessiert zuzuschauen schien.

„Guten Morgen“, sagte ich laut.

Der Mann ging vor Schreck ruckartig rückwärts, und ich war mir sicher, dass seine Hose vorn nun nicht mehr trocken war. Aber Strafe für diese Umweltverschmutzung musste sein.

Endlich saß ich wieder im Auto. Das Handy klingelte.
„Wo bleibst du nur?“, fragte Klara.
„Ach es war so schön, da bin ich noch ein Stück weitergelaufen“, sagte ich.

Ich konnte ihr nicht sagen, dass ich mich verlaufen hatte, über Wurzeln gestolpert war und einen pinkelnden Umweltsünder ertappt hatte.

Klara hatte kein Verständnis für diese Extratouren. Sie würde mir einfach Stubenarrest geben.

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GEDULD UND SELBSTBEHERRSCHUNG – UNSCHLAGBAR IN STRESSIGEN SITUATIONEN

BIBEL

BIBEL-2022.01.25

COACH DICH SELBST UND NIMM DIE BIBEL ZUHILFE

Wie oft bringen wir keine Geduld für das auf, was uns besonders unter den ‚Nägeln brennt‘?

Manchmal muss ich schnell einen Text schreiben, etwas zusammenfassen und bringe nicht die Ruhe auf, die Recherche in Ruhe zu den nötigen Fakten durchzuführen.

Letztlich erkenne ich irgendwann, dass es besser gewesen wäre, systematisch vorzugehen, mehr Zeit einzuplanen und nicht die Geduld zu verlieren, gerade unter Zeitdruck nicht.

Mit mehr Ruhe und innerer Gelassenheit komme ich letztlich sogar noch schneller ans Ziel und erreiche ein Ergebnis, das oft um ein Vielfaches nachhaltiger ist.

Ob in Streitgesprächen, in stressigen Arbeitssituationen, bei Arbeiten unter Zeitdruck – es lohnt sich allemal, die innere Disziplin für ein besonnenes Handeln aufzubringen.

„Ein Geduldiger ist besser als ein Starker und wer sich selbst beherrscht, besser als einer, der Städte gewinnt.“
Spr 16,32

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ES KOMMT DARAUF AN, OB DU DEN ANDEREN ÜBERHAUPT VERSTEHEN WILLST

MEIN FREUND, DER ALLTAG

BIBEL-2022.01.24

COACH DICH SELBST UND NIMM DIE BIBEL ZUHILFE

Du kommst weiter im Disput, im Konflikt, ja auch in der normalen Diskussion, wenn du auf den anderen Gesprächspartner eingehst, ihm signalisierst, dass du ihn verstehst, dich in ‚seine Welt‘ begeben kannst, ja dich regelgerecht einfühlen willst –  in die Situation deines Gegenübers.

Argumente werden dann von der Gegenseite respektiert, wenn sie sachlich vorgetragen werden und nicht aggressiv, abschätzig, trotzig.

Das ist leicht gesagt, aber es ist schwer, sich immer daran zu halten, besonders in schwierigen Auseinandersetzungen.
Aber es lohnt sich, es zu versuchen.

Der Bibelspruch bringt es auf den Punkt:
SPR 16,21
„Ein Verständiger wird gerühmt als ein weiser Mann, und liebliche Rede mehrt die Erkenntnis.“

BIBEL

 

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KRÜMEL ZEIGT MIR, WAS GLÜCK IST UND BRINGT MICH AUF EINEN BIBELSPRUCH

BIBEL

BIBEL-2022.01.23

 „Wer auf das Wort merkt, der findet Glück; und wohl dem, der sich auf den Herrn verlässt!“
SPR 16,20

Dieser Satz brachte mich zurück in die Welt meiner vierjährigen Enkelin.

Sie ist so glücklich, wenn ich mit meinen Worten, unsortiert und ungeschliffen, über eine klapprige Scheune erzähle, in der ein Esel zu Hause ist, die Katze ‚Penni‘ und der Hund ‚Bobby‘.

Und durch den Schornstein kommt ‚Pipeva‘ geflogen, der kleine freche Spatz, der mit Ruß bedeckt aus dem Kamin klettert.

Krümel liebt diese Welt, die ich für sie beim Frühstück erschaffe.

Wie sehr sie darin lebt, in dem Moment jedenfalls, das merke ich, wenn sie sagt: „Erzähl‘ weiter, Opa.“

Als wir sie nach Hause fahren, da ruft sie von der Rückbank: „Opa, du musst anhalten und das Fenster herunterkurbeln, ‚Penni‘ will noch mitfahren.

Also halte ich an, öffne das Fenster und frage: „Ist ‚Penni‘ drin?“

„Ja, Opa, du kannst weiterfahren“, antwortet sie fröhlich.

Das sind die kleinen Augenblicke des Glücks für Krümel, ausgelöst durch einfache beschreibende Worte, und das macht mich wiederum glücklich.

BIBEL IM ALLTAG

 

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MEIN FREUND, DER ALLTAG

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03. KALENDERWOCHE – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

MEIN FREUND, DER ALLTAG

ALLTÄGLICHES-2022.01.22

BIBEL IM ALLTAG

MANCHMAL IST NUR REDEN ZU WENIG
https://uwemuellererzaehlt.de/2022/01/17/bibel-2022-01-17/
ANNA IST DEMENT

MANCHES ÄNDERT SICH EBEN DOCH NICHT

https://uwemuellererzaehlt.de/2022/01/18/anna-2022-01-18/
MENSCHEN IN DER PFLEGE

PFLEGEN, BETREUEN, HELFEN - SIND NICHT NUR WORTHÜLSEN FÜR DEN CURA VERDE PFLEGEDIENST AUS ORANIENBURG

https://uwemuellererzaehlt.de/2022/01/19/menschen-2022-01-19/
MENSCHEN IN DER PFLEGE

SENIORENHILFE GOTHA - EIN TEAM, DAS IN DIESE ZEIT PASST
https://uwemuellererzaehlt.de/2022/01/21/menschen-im-alltag-2022-01-21/

MANCHMAL IST NUR REDEN ZU WENIG

BIBEL

BIBEL-2022.01.17

„Wo man arbeitet, da ist Gewinn; wo man aber nur mit Worten umgeht, da ist Mangel.“

(Spr 14,23)

 

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02. KALENDERWOCHE – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

MEIN FREUND, DER ALLTAG

ALLTÄGLICHES-2022.01.15

 

BIBEL IM ALLTAG

SICH BEHERRSCHEN KOSTET KRAFT, LOHNT SICH ABER

VON DER TÄGLICHEN QUAL DES SICH ÜBERWINDENS UND DER FREUDE, ES GESCHAFFT ZU HABEN

ANNA IST DEMENT

ANNA IST DEMENT – RÜCKBLICKE

ANNA IST DEMENT

FRÜHSTÜCK GIBT’S HIER NICHT

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FRÜHSTÜCK GIBT’S HIER NICHT

ANNA

ANNA-2022.01.14

WAS BISHER WAR:
Schwester Ulrike hatte Beate angeboten, künftig die Leitung der Tagespflege zu übernehmen.
Beate sträubte sich zunächst gegen diesen Gedanken. Sie scheute die Verantwortung, traute sich nicht zu, für alles zuständig zu sein.
Sie hatte sich bei Ulrike Bedenkzeit ausgebeten.
Annas Demenz schritt weiter voran, langsam und dennoch unerbittlich.
Klara machte sich Sorgen, wie es mit ihr weitergehen sollte.

Beate schlief seit einigen Tagen nicht gerade gut und auch nicht viel.
Sie stand nachts auf, schlurfte in die Küche, machte lustlos die Kühlschranktür auf und schaute, was sie noch essen konnte um die Zeit, kurz vor Mitternacht.

Sie entdeckte einen Schokoladenpudding, nahm ihn heraus und setzte sich an den Küchentisch. Sie setzte sich nicht richtig, nur halb. Sie wollte nicht lang verweilen, sie wollte einfach nur müde werden, um wenigstens noch ein paar Stunden schlafen zu können.

Sie riss die Abdeckung vom Schokoladenpudding auf, leckte den ersten Pudding mit herausgestreckter Zunge von der Innenseite des Deckels, tauchte anschließend einen Plastiklöffel in den Pudding und steckte ihn in den Mund.

Der Schokoladenpudding schmeckte gut, aber Beate ärgerte sich schon, dass sie nicht standfest geblieben war, um nicht noch weiter zuzunehmen.

Was solle sie nur tun? Dem Angebot von Ulrike zustimmen und die Leitung der Tagespflege übernehmen?

Sie wusste es nicht. Sie wollte eigentlich nicht mehr Verantwortung übernehmen, sich mit den Kolleginnen herumstreiten oder vor dem Computer sitzen und die Planung für die nächsten Wochen aufstellen.

Aber sie hätte auch ihr eigenes Königreich, könnte sich verwirklichen, den Menschen aus dem Heim ein paar schöne Stunden am Tag bereiten.

Tat sie das nicht jetzt schon, den Tagesgästen Freude bereiten?
Schließlich hatte sie gerade Knut von der Insel Rügen für den Liederabend gewinnen können.

Sie sollte ihn fragen, was er davon hielt, dass sie künftig die Chefin der Tagespflege sein würde.
Beate schaute auf die Küchenuhr, die an der Wand hing und deren Ticken etwas Beruhigendes hatte.

Es war inzwischen kurz nach zwei Uhr Mitternacht. Beate erhob sich vom Suhl und ging aus der Küche zurück in ihr Schlafzimmer.
Sie legte sich hin, wälzte sich noch ein paar Mal umher und schlief schließlich ein.

Der Wecker machte einen ohrenbetäubenden Lärm und Beate schrak hoch, schnellte geradezu aus dem Bett?
Hatte sie verschlafen?

Ihr war, als wäre sie gerade erst eingenickt.
Es war bereits nach fünf Uhr und Beate hatte Frühdienst.
Sie machte sich hastig fertig und ging ohne Frühstück aus dem Haus.

Den Gedanken an die Tagespflege verdrängte sie und konzentrierte sich auf den Beginn des Tages mit den Bewohnern.

Als sie im Haus ankam und den Schlüssel heraussuchte, ging die Tür von innen auf und der Hausmeister kam ihr mit einem fröhlichen ‚Guten Morgen‘ entgegen.

„Schon so früh am Wirken?“, versuchte Beate lustig zu sein.
„Wie schnell ist Nacht und nichts gemacht“, erwiderte der Hausmeister und wünschte ihr noch einen schönen Tag.

‚Na, ich bin froh, wenn ich ihn überstehe, ohne irgendwo einzuschlafen‘, dachte Beate im Stillen.

Im Flur saß Anna, ungekämmt, ungewaschen und noch im Nachthemd.
„Anna, was ist los?“

„Ach, ich konnte nicht schlafen und da habe ich mich ein wenig hier hingesetzt und schaue zu, wie der Hausmeister gesaugt hat. Aber der kann ja arbeiten, so schnell und so sauber“, sagte sie.

„Na, dann wollen wir dich mal zurückbringen und dich gleich fertigmachen“, antwortete Beate.

Jetzt kam sie richtig in Stress. Sie müsste eigentlich sofort mit den Vorbereitungen für das Frühstück beginnen. Aber Anna war erst einmal wichtiger.

Irgendwie war Beate in ihrem Element. Die Müdigkeit war verflogen.

Anna bekommt morgens einen Anruf von Klara

Anna war frisch gekämmt, gewaschen und mit einem bequemen Kleid angezogen, das Beate ihr rausgelegt hatte.

Während Beate sich um das Frühstück kümmerte, saß Anna bereits wieder vorn, diesmal nicht im Flur, sondern in der Küche.

Sie konnte zusehen, wie die Pflegekräfte hin – und herliefen und die ersten Bewohner in der Küche eintrafen, um sich an ihren Platz zu setzen.

Das Telefon klingelte und Beate rief Anna zu:
„Deine Tochter Klara möchte dich sprechen.“
„Klara, wieso?“ Anna schien nicht zu wissen, wer mit ihr telefonieren wollte.

Dann wurde es ihr klar und ihr Gesicht hellte sich auf.
„Sturm“, sagte sie etwas förmlich, so als würde nicht ihre Tochter am anderen Ende der Leitung sein, sondern eine fremde Person, die mit ihr etwas Sachliches besprechen wollte.

„Wo bist du gerade?“, fragte Klara.

„Ach, ich sitze in der Drogerie auf der Treppe, auf der Offizierstreppe, weißt du?“, antwortete Klara.

Beate drehte sich verblüfft vom Herd um und schaute Anna fragend an.
Wusste Anna etwa nicht, dass sie im Heim war?
Klara aber ließ sich nicht beirren, sie wusste, wo Anna in Wirklichkeit war – in der Küche auf dem Stuhl vor ihrem Frühstückstisch.

Sie realisierte schnell, dass ihre Mutter in ihrer ganz eigenen Welt war. Sie wähnte sich auf Arbeit, in der Drogerie, in der sie mit 16 Jahren angefangen hatte und mit 60 Jahren ausgeschieden war.

Was sollte Klara davon halten?
Sollte sie traurig sein, dass ihre Mutter nicht mehr wusste, wo sie war?

Klara entschloss sich, es gut zu finden.
Wahrscheinlich fand Anna es aufregend, in der Küche zu sitzen und den Schwestern zuzusehen, wie sie umherliefen, Pillen verteilten und den Blutdruck überprüften.

„Habt ihr denn schon mit dem Frühstück angefangen?“, fragte Klara weiter.
„Nein, heute gibt es nichts“, sagte Anna.
„Natürlich gibt es gleich was zum Frühstück“, sagte Beate jetzt laut in Annas Telefonat hinein.

Sie war empört, dass Anna so etwas behauptete.
Was sollte die Tochter von Anna denken? Dass ihre Mutter nicht richtig verpflegt wurde?

Zur gleichen Zeit hätte Beate sich am liebsten auf die Zunge gebissen.
Für einen Augenblick hatte sie ebenfalls vergessen, wie dement bereits Anna war.

„Und habt ihr denn viel zu tun, auf Arbeit?“, fragte Klara nun ihre Mutter.
„Naja, hier ist ganz schön was los“, sagte jetzt Anna.

„Mutti, gib‘ mir doch mal bitte Schwester Beate“, sagte Klara nun.
„Schwester Beate, guten Morgen, Frau Gerber. Entschuldigen Sie, aber das ist mir eben so rausgerutscht.“

„Ja, ich kann sie verstehen. Ich bin ja selbst so schockiert, dass Mutti manchmal schon so abwesend ist. Wie klappt es denn sonst?“

„Ach, Frau Gerber, wir haben hier alle ihre Mutti gern. Sie geht jetzt viel umher, fragt nicht mehr nach ihrer Wohnung und spricht gern mit anderen Bewohnerinnen. Nur mit dem Waschen, besser dem Duschen, da haben wir so unsere Schwierigkeiten.“

Klara seufzte anstelle einer Antwort.
Sie musste sich zurückerinnern, wie es war, als sie die letzten Mal ihre Mutter in der Wohnung besucht hatte und wie störrisch Anna da bereits gewesen war, wenn es darum ging, sich einmal gründlicher zu duschen oder gar zu baden.

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ANNA IST DEMENT

VON DER TÄGLICHEN QUAL DES SICH ÜBERWINDENS UND DER FREUDE, ES GESCHAFFT ZU HABEN

ALLTÄGLICHES-2022.01.11

Laufband mit eingebauten Steigerungen; Verzweiflung, weil es mit dem Gewicht immer noch nicht so richtig geklappt hat; Energie und Freude auf den Tag, wenn ich das Fitness-Studio verlassen habe.

Ich bin seit 05.00 Uhr im Fitness-Studio.
Ich weiss es so genau, weil ich 04.56 am Parkautomaten in der Tiefgarage ein Ticket gezogen habe.

Jetzt liegen 30 Minuten Laufband hinter mir.
Das kostet mich am meisten Überwindung.

Ich baue mir alle 10 Minuten Steigerungen ein und erhöhe dazu noch die Geschwindigkeit. Das ziehe ich jeweils für eine Minute durch.

Danach bin ich froh, wenn ich ‚normal‘ weiterlaufen kann.
Der Vorteil besteht also darin, dass ich nicht so oft daran denken, wann denn die halbe Stunde endlich um ist.

Vielmehr geht mir in dem Moment durch den Kopf: „Hoffentlich rückt die Zeit nicht so schnell heran, wo ich wieder die Steigung einstelle und die Geschwindigkeit hochschraube.“

So vergeht die Zeit, fast wie im Fluge, aber nur fast, denn ich bin danach stets ganz schön kaputt.

Trotzdem hat es mit dem Abnehmen nicht geklappt. Das macht mich ein wenig traurig. Aber bei wem soll ich mich beschweren?

Bei Klara, weil sie so gut kocht? Oder doch eher bei mir, der das Essen unkontrolliert reinschaufelt, jedenfalls oft genug?

Wir waren am Samstag zum Fotoshooting mit Krümel. Ich war entsetzt, wie dick ich wirklich auf den Fotos aussehe.

Und als ich auf den Fussboden runtergehen sollte und Krümel vor mir sass, da hatte ich Mühe, mein eigenes Gewicht hochzuheben.

Der Fotograf blickte mich voller Mitleid an, als er sah, wie ich mich hochquälte.

Ich wollte erst noch sagen: „Ich gehe regelmässig ins Fitness-Studio“, aber eine innere Stimme sagte zu mir, ‚lass es, der denkt, du willst ihn verarschen.“

Es sind anderthalb Stunden rum, ich habe nach dem Laufband noch zehn Stationen absolviert. Nicht schlecht für den Montag. Und das mit dem Abnehmen, das wird noch, ich bleibe da optimistisch.

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MEIN FREUND, DER ALLTAG

SICH BEHERRSCHEN KOSTET KRAFT, LOHNT SICH ABER

BIBEL

BIBEL-2022.01.10

„Eine linde Antwort stillt den Zorn; aber ein hartes Wort erregt Grimm.“
(Spr 15.1)

 

 

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MEIN FREUND, DER ALLTAG

 

 

LAURA BILDET SICH MAL WIEDER WEITER

MEIN FREUND, DER ALLTAG

ALLTÄGLICHES-2022.01.08-2

Krümel ist bei uns am Wochenende zu Besuch, gemeinsam mit ihrer Mama.

Laura liest einen Artikel über die richtige Erziehung von Kindern.

„Opa, die Kinder werden selbstständiger, wenn sie allein spielen.“

„Hm, dann kann ich ja mehr am Schreibtisch sitzen“, sage ich.

„Kommst du spielen Opa, mit dem Feuerwehrmann?“, ruft indes Krümel von unten.

Du kannst es keinem recht machen.

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01. KALENDERWOCHE – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

MEIN FREUND, DER ALLTAG

ALLTÄGLICHES-2022.01.08

SONNTAG, 02.01.2022


WARUM ÜBER MENSCHEN IN DER PFLEGE SCHREIBEN

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MENSCHEN IM ALLTAG-2017-2021

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MONTAG, 03.01.2022

MIT WACHEN AUGEN DURCH SEINEN ALLTAG GEHEN

DIENSTAG, 04.01.2022

DAS WAREN DIE BEITRÄGE IM DEZEMBER 2021

MITTWOCH, 05.01.2022

MENSCHEN IM ALLTAG-2017-2021

DONNERSTAG, 06.01.2022

DER WANDKALENDER MIT FOTOS VON KRÜMEL

FREITAG, 07.01.2022

ANNA IST DEMENT

‚ICH BRAUCH‘ BEDENKZEIT‘

SAMSTAG, 08.01.2022

LAURA BILDET SICH MAL WIEDER WEITER 

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MEIN FREUND, DER ALLTAG

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‚ICH BRAUCH‘ BEDENKZEIT‘

ANNA

ANNA-2022.01.07

Was bisher war:
Knut, der ‚Hamburger‘ spielte die Lieder von Freddy Quinn und alle im Saal schunkelten mit.
Herbert, ein Mitbewohner, saß neben Anna und versuchte, sich ihr anzunähern.
Anna wies ihn brüsk zurück. „Wenn das Wilhelm sieht, dann bekommst du einen Kinnhaken…“
Nur das Wilhelm, der Mann von Anna, schon über 20 Jahre tot war.
Schwester Beate saß in der hinteren Reihe des Saals, während Knut auf dem Akkordeon spielte und die Gäste mitsummten.
Beate konnte nicht viel sehen, aber sie spürte, wie glücklich die Gäste in der Tagespflege waren, wenn sie für ein paar Stunden, dem ‚Betreuten Wohnen‘ entrinnen konnten.

Die Veranstaltung mit Knut, dem ‚Hamburger‘ war zu Ende und die Gäste klatschten begeistert Beifall.

Beate saß immer noch auf ihrem Stuhl und war gerührt, weil die Bewohner aus dem Haus ‚Sörensen‘ so eine schöne Abwechslung genießen konnten. Sie war froh, dass sie den Seemann Knut angesprochen hatte.

Herbert ging hinter Anna, als sie den Saal der Tagespflege verließen. Herbert war noch betroffen von dem Vorgang im Saal. War er tatsächlich zu weit gegangen, als er versucht hatte, den Arm um Anna zu legen?

Dabei wollte er doch nur ein wenig Gemütlichkeit aufkommen lassen, mit Anna schunkeln und Freude haben. Oder redete er sich das nur ein, und er verfolgte in Wirklichkeit mehr?

Er wusste es selbst nicht so richtig.
„Herbert, wo bleibst du denn?“, ertönte es vor ihm. Anna hatte sich zu ihm im Gehen umgedreht und rief den Namen Herbert so, als sei in Wahrheit ihr Wilhelm gemeint. Sie hatte den Vorgang von vorhin bereits wieder vergessen.

Herbert blieb vorsichtshalber doch hinter ihr. Wer wusste das schon, wie es gemeint war. Vielleicht kam Wilhelm doch noch um die Ecke und verpasste ihm einen Kinnhaken. Es passierten ja so viele merkwürdige Dinge.

„Hallo, ihr Lieben!“, rief Schwester Ulrike, die an der Tür stand, „war es schön?“

„Ach ja, so schön“, antwortete einige, während sie auf sie zugingen.
Schwester Ulrike blieb noch an der Tür stehen und wartete, bis Schwester Beate auftauchte.

„Beate, kannst du mal in mein Zimmer kommen?“, sprach Ulrike sie an.

„Ist irgendetwas passiert?“, fragte Beate sie verblüfft.
„Nein, nein, ich will mit dir nur in Ruhe etwas besprechen.“
„Ist gut, ich komme gleich, ich will nur sehen, dass alle wieder gut auf ihre Zimmer kommen“, sagte Beate noch.

Schwester Ulrike nickte und verschwand auf der Etage in ihrem Büro.
Sie hatte ihren Schreibtisch so gestellt, dass sie direkt auf den Sund schauen konnte, wenn sie daran saß und etwas erarbeiten musste.

Sie blickte hinaus und sah in der Ferne ein kleines weißes Schiff, das offensichtlich langsam vor sich hin tuckerte. Wahrscheinlich war es die Fähre, die die Leute nach Hiddensee brachte.

Sie sah viele weitere Boote, die aber eher wie kleine schwarze Punkte von ihrem Zimmer aus zu erspähen waren. Kleine Anglerboote, die auf dem Wasser schaukelten und auf Hering aus waren.

Es klopfte und Ulrike schreckte hoch.
„Ja bitte“, sagte sie etwas förmlich, obwohl sie wusste, dass es nur Beate sein konnte.

Sie kannten sich schon aus früheren Zeiten, eigentlich schon aus der Zeit, als beide noch im Sund-Krankenhaus als Krankenschwestern arbeiteten.

Sie mochten sich und sie respektierten sich gegenseitig, aber eine wirkliche Freundschaft war zwischen ihnen nicht entstanden.
Es war vielleicht besser so, denn nun war Ulrike die Vorgesetzte von Beate.

Ulrike war mehr die Macherin, die Managerin, die Abläufe planen und organisieren konnte, die es verstand, Menschen für sich einzunehmen.

Und Beate war immer eher auf der fachlichen Seite gewesen. Sie fühlte sich vor allem gern in Menschen ein, versuchte ihnen auch in ungewohnter Umgebung ein Gefühl von einem ‚Zuhause‘ zu geben.

Beate war froh, dass sie aus dem medizinischen Bereich des Krankenhauses in die Pflege gewechselt war, den Patienten noch näher sein konnte, nicht nur pflegerisch, sondern auch menschlich.

Ulrike schrak aus ihren Gedanken hoch, als es an ihrer Tür klopfte.
„Ja, bitte.“
„Da bin ich“, sagte Beate und trat vorsichtig ins Zimmer ein. Obwohl sich beide gut kannten, fühlte sich Beate nie ganz wohl, wenn sie zu ihrer Pflegedienstleitung gerufen wurde.

Es war in ihr drin, dieser Respekt, den sie nun mal vor jemandem hatte, der eine Leitungsfunktion ausübte.

„Bitte setz‘ dich doch, Beate“, sagte Ulrike freundlich.
„Kaffee?“
„Ja gern.“

Ulrike holte die bereitgestellten Tassen vor und goss aus der Thermoskanne den Kaffee ein.

„Danke“, sagte Beate, nachdem sie die Kaffeetasse entgegengenommen hatte.

Sie setzte an, um einen Schluck zu trinken und stellte fest, dass der Kaffee noch vom Morgen übriggeblieben sein musste.

Er hatte einen schalen Geschmack und war nicht mehr heiß.
Sie schluckte ihn runter, wie etwas, dem man nicht ausweichen konnte.

„Den Bewohnern schien es gut gefallen zu haben, mit dem ‚Hamburger‘ Knut?“

„Oh ja, ich habe ja hinten gesessen und konnte dadurch nicht alles erkennen, aber die Gäste haben mitgesungen, mitgeschunkelt und einige haben sich sogar untergehakt.“

„Wunderbar.“

„Das müssten wir des Öfteren veranstalten, und nicht nur das, sondern das Konzept für die Tagespflege erweitern.“

„Hm“, sagte Beate kurz und schaute Ulrike unentwegt an.
‚Worauf willst du hinaus?‘, schien sie zu denken.

„Sie hat mich doch nicht hierhergebeten, um mir das allzu Offensichtliche zu erklären, schoss es Beate durch den Kopf.

„Ich brauche dich als Leiterin der Tagespflege“, riss Ulrike sie aus ihren Gedanken.

„Mich?“
„Nein!“
„Doch!“, blieb Ulrike dabei.

Plötzlich war es still im Raum.
Ulrike ließ nicht den Blick von Beate und die wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte.

„Aber es gibt doch so viele gute und talentierte Kräfte, die außerdem noch viel jünger sind, als ich es bin“, wich Beate aus.

„Das mag schon sein, aber ich brauche dich als ein Fels in der Brandung, jemand, der entschlossen anpackt und auch die Richtung vorgeben kann.“

„Und das soll ausgerechnet ich sein?“, versuchte Beate, sich aus der Schlinge herauszuziehen.

„Beate, du bist kreativ, du hast für uns den Abend mit den Seemannsliedern organisiert. Die Leute spüren, dass du es ehrlich meinst mit ihnen. Sie fühlen sich bei dir geborgen.“

Das hatte Beate nun davon, dass sie sich wie ein Familienoberhaupt um ihre Gäste in der Tagespflege kümmerte und dabei noch vielen ihrer Kolleginnen im Stress zur Seite stand.

„Wir werden mehr tun müssen, was die fachgerechte Planung und Dokumentation anbetreffen.

Du siehst ja selbst, wie viel Zeit dafür draufgeht.
Und wir müssen umfangreiche Vorlagen und Materialien erarbeiten, die es uns erlauben, die Gäste noch individueller zu betreuen.“

Beate schwieg. Was sollte sie tun?
„Ich brauche Bedenkzeit“, sagte sie schließlich.

 

ANNA

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DER WANDKALENDER MIT FOTOS VON KRÜMEL

MEIN FREUND, DER ALLTAG

 

Kinder muss man nicht ermahnen, das Gute zu sehen, das Glück zu fassen.
Sie ergreifen den glücklichen Moment, wenn er vor ihnen ist.

ALLTÄGLICHES-2022.01.06

Laura hat uns zu Weihnachten einen Kalender für das neue Jahr geschenkt.

Er hängt jetzt im Flur, genau dort, wo ich mich mit einer Hand an der Wandkante abstütze, wenn ich meine Füße mit dem Schuhanzieher in die Sportschuhe zwänge.

Als ich mich heute Mittag endlich überwunden hatte, vom Schreibtisch aufzustehen und eine Pause einzulegen, da hatte ich so gar keine Lust zum Nordic Walking.

Die Sonne schien durch die Fenster, das Wetter war ideal, aber ich hatte mehr eine gedrückte als gute Laune.

Missmutig quetschte ich den linken Fuß in den Laufschuh und schaute dabei auf das Kalenderblatt vom ersten Monat im neuen Jahr, dem Januar.

Auf dem Foto schaute mich das lachende Gesicht von Krümel an.
Sie ist mit einem blauen Kleid angezogen, aus Cosima Chiton.
Ehrlich, bis heute wusste ich gar nicht, dass es so einen Stoff gibt.
Vielleicht ist es auch ein Kleid aus Tüll.

Krümels Kopf ziert ein Kranz aus lauter kleinen Rosen.
Die Kleine lacht auf dem Foto und greift mit ihren kleinen Fingern nach den Seifenblasen, die durch die Luft fliegen.

Das Gesicht strahlt pure Lebenslust aus. Der Mund ist offen, die Augen, die Grübchen, sie alle lachen dir entgegen.

Du kannst keine schlechte Laune haben, wenn du darauf schaust, du schmunzelst unwillkürlich ebenfalls.

„Was ist es nur, dass Kinder diese pure Lebensfreude ausstrahlen, wenn sie spielen?“, fragte ich Klara.

„Ja“, seufzte sie.
„Nicht umsonst sagt man ja, dass die Kindheitsjahre die schönsten sind“, schob sie noch hinterher.

„Genießen Sie Ihr Leben“, sagte mir vor kurzem jemand und schaute mich bedeutungsschwanger an, so als hätte er soeben den großen Philosophen in sich entdeckt.

Kinder brauchen diese Worte nicht, sie stürzen sich mit Energie, Lachen und viel Freude in die kleinen und großen Spiele, die ihnen der Tag bietet.

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DAS WAREN DIE BEITRÄGE IM DEZEMBER 2021

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ALLTÄGLICHES-2022.01.04

 KALENDERWOCHE 48

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KALENDERWOCHE 52

DAS WAREN DIE BEITRÄGE IN DER 52. KALENDERWOCHE

 

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MIT WACHEN AUGEN DURCH SEINEN ALLTAG GEHEN

BIBEL

BIBEL-2022.01.03

#BIBEL FÜR DEINEN ALLTAG

Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl.
(Ps 1,3)

Anmerkung:
„Der an einem Wasserlauf stehende Baum ist ein einprägsames Bild für das stets fruchtbringende Leben eines Menschen, der von der nie versiegenden Quelle des göttlichen Wortes getränkt wird.“ 
Vgl.: Der Psalter (Die Psalmen); Einführung, S. 658 
Stuttgarter Erklärungsbibel mit Apokryphen, Die Heilige Schrift nach der Übersetzung Martin Luthers, mit Einführungen und Erklärungen; Deutsche Bibelgesellschaft. ISBN 978-3-438-01123-7 Neuausgabe mit Apokryphen © 2005 Deutsche Bibelgesellschaft Zweite, verbesserte Auflage 2007, 10.2016.

Was kannst du daraus für dich mitnehmen?

Stets mit offenen Augen durch das Leben gehen, nie aufhören, zu lernen, zu lesen, zu schreiben, sich die Erfahrungen anderer Menschen zunutze machen, auf eigene Erkenntnisse zurückgreifen, wenn es um wichtige Entscheidungen im Leben geht.

Nicht glauben, man wisse alles besser und die Erfahrungen der Generationen vor uns sind nichts wert. Umgekehrt denken und handeln – die aufgespürten und gesammelten Weisheiten aufnehmen, neu bewerten, weiterentwickeln.

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MEIN FREUND, DER ALLTAG

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WARUM ÜBER MENSCHEN IN DER PFLEGE SCHREIBEN?

MENSCHEN IM ALLTAG-2022.01.02

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DAS WAREN DIE BEITRÄGE IN DER 52. KALENDERWOCHE

ALLTÄGLICHES-2021.12.31

MONTAG, 27.12.2021

Bibel

DIE BIBEL ÜBER DEN SINN IM ALLTAGSLEBEN

DIENSTAG, 28.12.2021

GEDANKEN UND HERZ KLEBEN NOCH AM WEIHNACHTSBAUM

MITTWOCH, 29.12.2021

LERNEN BIS ANS LEBENSENDE? SCHON, ABER AUSGERECHNET DIESE VOKABELN?

DONNERSTAG, 30.12.2021

„OMA, HAST DU AN MEINEN FINGER ‚GEDENKT‘?“

 

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„OMA, HAST DU AN MEINEN FINGER ‚GEDENKT‘?“

ALLTÄGLICHES-2021.12.30

Wir sind mit unseren Gedanken bereits im neuen Jahr, wollen wissen, was uns erwartet, was wir erleben werden.

Und so steht zwar noch der Tannenbaum mit all seinem Schmuck, aber bald wird alles wieder kahler, nüchterner wirken, wenn all die schönen Kugeln, das Lametta und die Lichterketten verstaut sind.

Was bleibt, das sind die Erinnerungen an die vielen kleinen schönen und lustigen Begebenheiten.

Am ersten Weihnachtsfeiertag hat Krümel bei uns übernachtet.
Als sie bereits im Bett lag, da wollte ich noch einmal nach ihr schauen, ob sie auch wirklich eingeschlafen war.

Schon auf der Treppe sah ich, dass noch Licht in ihrem Zimmer brannte.

„Jetzt musst du dich aber wirklich hinlegen und die Augen zu machen“, sagte ich.

„Ja Opa, gleich“, sagte sie zu mir und blätterte seelenruhig in einem ihrer Kinderbücher weiter.

Doch dann knipste sie das Licht tatsächlich aus. Ich war in meinem Arbeitszimmer, als Krümel plötzlich bitterlich anfing zu weinen.

Ich eilte in ihr Zimmer und sie stand im Bett und zeigte mir einen ihrer kleinen rechten Zeigefinger hoch.

„Was ist passiert?“, fragte ich sie.

Sie antwortete nicht, sondern schrie weiter. Wenn ich auch zunächst gedacht hatte, dass sie lediglich noch ein bisschen Aufmerksamkeit wollte, so wurde mir nun klar, dass sie tatsächlich Schmerzen in ihrem kleinen Finger haben musste.

Inzwischen war auch Laura hochgeeilt und hatte sie in den Arm genommen.

Doch selbst ihre Mutter konnte sie nicht wirklich trösten.
Krümel hatte an die Glühlampe vor ihrem Bett gefasst und wollte wohl wissen, ob diese noch heiß war, auch wenn sie nicht mehr brannte.

Laura leistete nun erste Hilfe, sie versorgte Krümels Finger mit Salbe und einem Pflaster.

Es dauerte ein paar Augenblicke und Krümel erschien auf dem Arm ihrer Mutter wieder im Wohnzimmer.

Sie hielt uns nun den kleinen Finger stolz hochgestreckt entgegen.
Eigentlich wollten wir uns den neuen ‚Bond‘-Film gemeinsam ansehen. Daraus wurde nun nichts.

Jetzt war wieder ‚Elsa‘ angesagt.

Ich schlief dabei auf der Couch ein, während Krümel aufmerksam ihren Film anschaute, eingeklemmt zwischen ihrer Mutter und ihrer Oma, schien sie den Schmerz vergessen zu haben.

Am nächsten Morgen sagte Klara am Frühstückstisch: „Ach ich konnte gar nicht richtig schlafen wegen der Kleinen.“

„Hast du an meinen Finger ‚gedenkt‘, Oma?“, fragte Krümel sie, während sie in ein Brötchen biss.

Es war alles vergessen und ich erzählte ihr noch schnell von der Dogge ‚Hinnerk‘, den beiden Bobtail-Welpen ‚Max‘ und ‚Moritz‘ und dem Esel ‚Jonny‘.

Ich war froh, dass ich so einigermaßen durch die Geschichte kam, die ich mir erst in dem Moment ausdachte, als ich sie Krümel erzählte.

„Noch eine Geschichte“, rief Krümel zu mir, als ich fertig war.

„Ich habe diesmal gar nicht so viel Süßigkeiten gehabt“, sagte Klara dazwischen.

Krümel hatte das gehört, zupfte Klara unter dem Tisch am Rock.

Klara beugte sich zu ihr hinunter und Krümel flüsterte ihr ins Ohr:

„Oma, du kannst meinen Weihnachtsmann haben“, und zeigte dabei auf ihren Teller unter dem Weihnachtsbaum.

„Ich mag gar keine Süßigkeiten mehr“, sagte sie noch zu Klara.

Eine Stunde später hatte sie das schon wieder vergessen. Sie ging zu ihrem Teller, machte das Silberpapier vom Schokoladen- Weihnachtsmann ab und aß ihn auf, während ich ihr noch eine Geschichte erzählen sollte.

 

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LERNEN BIS ANS LEBENSENDE? SCHON, ABER AUSGERECHNET DIESE VOKABELN?

ALLTÄGLICHES-2021.12.29

# PUR UND PROMPT

Begriffswelten, die früher nur ein kleiner Kreis an Medizinern, insbesondere Virologen beherrschte, dass lernst du heute in der Tagesschau oder über die News-App auf dem Handy:

Pandemie, Corona, Inzidenzwert, Hospitalisierungsrate, Infektionen,
7-Tage-Inzidenz, Infektionsrate, Anteil COVID-19 Patienten an den Intensivbetten, COVID-19 Todesfälle, Triage,
Invasiv beatmetet COVID- 19 Patienten, Vulnerable Gruppen, Boostern.

Macht mich dieses Wissen glücklich, das eigentlich Insidern vorbehalten war?

Das kommt auf die Fallzahlen an.

Bekomme ich dadurch mehr Angst.

Nein, aber ich fürchte, dass es nicht die letzten Begriffe sein werden, die wir uns aneignen müssen, vorausgesetzt, uns bleibt überhaupt die Zeit dazu.

MEIN FREUND, DER ALLTAG

 

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GEDANKEN UND HERZ KLEBEN NOCH AM WEIHNACHTSBAUM

Weihnachtsbaum

ALLTÄGLICHES-2021.12.28

# PUR UND PROMPT

Dienstag, der zweite Tag in der Woche nach Weihnachten, das einem ohnehin wie ein verlängertes Wochenende vorkam.
Arme, Beine, zum Teil auch der Kopf, funktionieren im ‚hier und heute‘.
Die Gedanken und das Herz kleben aber überwiegend noch am Weihnachtsbaum.
Der Alltag aber ist unerbittlich, er nimmt keine Rücksicht auf deine Gefühle.
Gott sei dank – am Freitag ist Silvester.

DIE BIBEL ÜBER DEN SINN IM ALLTAGSLEBEN

BIBEL

BIBEL-2021.12.27

„Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen noch tritt auf den Weg der Sünder noch sitzt, wo die Spötter sitzen, sondern hat Lust am Gesetz des Herrn und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht!“
(Ps 1-2).

 

Was ich daraus mitnehme:

Über den Sinn im Leben nachdenken, nicht auf das Glück warten, sondern es bewusst finden, im Alltag.

Donnerstag, 20.01.2022

Die Weisheit der Bibel nutzen heißt für mich auch, das kleine, oft genug nicht gleich sichtbare Glück im Alltäglichen zu entdecken und es bewusst wahrzunehmen.

Krümel ist bei uns für ein paar Tage zu Besuch. 
Sie ist ein wenig erkältet und wir passen auf sie auf, geben ihr Hustensaft und malen mit ihr im Mal-Heft.

Leider habe ich zurzeit sehr viel zu tun.
„Opa muss arbeiten, verstehst du das, Krümel?“
„Erzähl‘ eine Geschichte, Opa“, sagt sie daraufhin zu mir.

Ich überlege kurz und entscheide mich für die Geschichte mit dem Esel und dem Hund in einer Scheune.

„Und was ist mit dem Hasen?“, fragt Krümel mich.
Den hatte ich nämlich vergessen, meine Arbeit übrigens auch.

Für den Tag entscheiden heißt manchmal auch, nicht nur pflichtbewusst zu sein, sondern einfach das zu machen, an das du ohnehin noch lange denkst.

Die Broschüre kriege ich auch fertig, wenn Krümel wieder bei ihrer Mama ist.

 

Anmerkungen:
Das Wort ‚Gesetz‘ ist als biblischer Begriff im Sinne von Lebenshilfe durch Gott gemeint;
„Das Sinnen über dem Gesetz geschah damals auf die Weise, dass man die Worte beim Lesen nachdenklich mit halblauter Stimme vor sich hinsprach – so der hebräische Ausdruck. (1)

 

(1)
Vgl.: Der Psalter (Die Psalmen); S. 657.
Stuttgarter Erklärungsbibel mit Apokryphen, Die Heilige Schrift nach der Übersetzung Martin Luthers, mit Einführungen und Erklärungen; Deutsche Bibelgesellschaft. ISBN 978-3-438-01123-7 Neuausgabe mit Apokryphen © 2005 Deutsche Bibelgesellschaft Zweite, verbesserte Auflage 2007, 10.2016.

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MEIN FREUND, DER ALLTAG

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DAS WAREN DIE BEITRÄGE IN DER 51. KALENDERWOCHE

ALLTÄGLICHES-2021.12.24

 

MONTAG, 20.12.2021

Bibel

BIBELSPRUCH FÜR DEN ALLTAG

DIENSTAG, 21.12.2021

KLARA IST DEN ERSTEN TAG IN RENTE

MITTWOCH, 22.12.2021

LIES ALICE MUNRO, DENN DAS BRINGT DICH WEITER – ALS LESER, ALS SCHREIBER, ALS MENSCH

DONNERSTAG, 23.12.2021

MARTINA LIPPERT – EIN LEBEN FÜR DIE PFLEGE

 

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MARTINA LIPPERT – EIN LEBEN FÜR DIE PFLEGE

PFLEGEDIENST MARTINA LIPPERT

PFLEGEDIENST MARTINA LIPPERT IN EINER TEAMBESPRECHUNG

VORWORT

Mit Martina Lippert verbindet mich eine Seelenverwandtschaft. Wir profitieren beide davon, wenn wir miteinander die Themen dieser Welt und vor allem des Alltags beleuchten.

Und wir haben da viel Gemeinsames: Wir finden die SPD als politische Kraft gut, wir mögen Hunde, wir beobachten gern Menschen und wir können miteinander lachen.

Wofür ich sie bewundere, ist wie sie im Leben um ihren Platz im Beruf gekämpft hat, ohne dabei davon abzulassen, sich um ihre Familie zu kümmern.

Wer mag, der erfährt mehr aus den zahlreichen Gesprächen, die hier nachfolgend festgehalten sind.

Im jüngsten Interview, im November 2021, habe ich mit Martina Lippert über den sich verändernden Sinn des Lebens gesprochen, wenn man älter wird, über ‚Russy‘, ihren geliebten Cocker Spaniel, der nicht mehr lebt, und warum eine Reise mit dem Wohnmobil nach Bad Birnbach auf den Arterhof gut war, um ein wenig Abstand zu gewinnen.

Ein Leben voller Spannung und ein Gefühl, das auf die Hoffnung setzt

„Im Februar 2024 geh‘ ich in Rente“, sagt Martina Lippert mir im Gespräch, das ich mit ihr Mitte November dieses Jahres geführt habe.

Der Satz sagt auf den ersten Blick nicht viel aus. Ja gut, da verkündet jemand, dass er in Rente geht, so wie es Hunderttausende jedes Jahr tun, nächstes Jahr ebenso und noch ein Jahr weiter wird sich Martina Lippert dort einreihen.

Schaust du also nur oberflächlich hin, dann wird diese Aussage nicht lange hängenbleiben.

Einer, der es gut mit ihr meint, wird darauf vielleicht sagen: „Schön für Sie, dann können Sie endlich Ihre Rente genießen!“

Wer würde schon ‚Nein‘ dazu sagen, seine Ruhe zu genießen. Aber Martina Lippert geht es ganz sicher um mehr.

Sie will mit einigen Dingen abschließen, andere mit einem neuen Blickwinkel versehen, der weniger Aktion als vielmehr wohlwollende Begleitung von Prozessen beinhaltet, wie zum Beispiel die Abläufe in ihrem Pflegedienst.

Und ihr wird klarer, dass der letzte Teil im Leben eine völlig neue Qualität braucht, etwas, das nicht auf das sogenannte Abstellgleis gehört, sondern eine völlig neue Lebensqualität beinhaltet.

Aber sie wird vor allem erfahren, wie wertvoll das Älter werden sein kann, weil man nichts aufgibt, sondern lediglich Manches weglässt und Anderes zulässt, Gutes intensiver genießt.

‚Russy‘, der Cocker Spaniel – geliebter Hund, treuer Wegbegleiter

Martina Lippert hat gerade einen wichtigen Begleiter über viele Jahre in ihrem Leben verloren – ‚Russy‘, wie sie ihren Cocker Spaniel liebevoll genannt hat.

Natürlich weiß sie auch: Man kann das nicht mit dem Verlust eines Menschen gleichsetzen, dennoch wird so ein Hund zum echten Partner auf Augenhöhe, selbst wenn man sich zu ihm herunterbeugen muss, um ihn zu streicheln.

Tiere bringen uns den eigenen Wert unseres Lebens nahe, weil sie wie kaum ein Mensch in der Lage sind, sich auf den Moment zu konzentrieren, sich zu freuen oder aber einfach danebenliegen und zeigen, wie schön es ist, wenn man einfach innehält, so ganz ohne Grund.

Diese Erfahrung, diese wunderbaren Erinnerungen wird Martina Lippert mitnehmen in den allmählich beginnenden neuen Lebensabschnitt.

‚Russy‘ ist vierzehneinhalb Jahre geworden.
„Ich hatte ihn gute zehn Jahre. Und zwar bis auf zwei Tage jeden Tag, 24 Stunden.

Dieser lebenslustige Hund konnte nicht mehr laufen, das war für ihn auch kein Leben mehr.

Aber jetzt wird er in anderer Form bei mir sein, in einer Pyramide auf dem Schreibtisch. Ich werde mir auch noch ein Fotobuch zusammenstellen“, sagt sie.

Homeoffice – der Beginn eines allmählichen Übergangs in einen neuen Lebensabschnitt

Martina Lippert ist schon seit Februar dieses Jahres ins Homeoffice gegangen.

„Das ist eine Umstellung, wenn du mehrheitlich von zu Hause arbeitest, es fühlt sich einfach komisch an. Ich war es ja als Krankenschwester immer gewohnt, unter Leuten zu sein.“

Doch das alles hatte auch eine gute Seite. Denn die erfahrene Unternehmerin hat in der Zeit alle relevanten Corona-Bestimmungen des Gesetzgebers für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihres Pflegedienstes so runtergebrochen, dass sie auch jeder verstehen und sich daranhalten kann.

„Wir haben Patienten, die schwerkrank sind und da wollen wir nicht unbedingt hin, wenn wir selber eine Erkältung haben“, sagt sie.

Die Arbeitsteilung mit ihrer Tochter, die ebenfalls Mitglied der Geschäftsführung ist, hat sich weiterentwickelt und auch bewährt.
„Anne-Christin schmeißt den ‚Laden‘ bereits jetzt im Grunde ohne mich.

Wir haben es uns trotzdem aufgeteilt. Sie managt die Pflegedienstleitung und ich kümmere mich um die finanziellen Aspekte, zum Beispiel, wenn Investitionen anstehen. Aber ich habe schon gemerkt, dass es eben auch ohne mich gut läuft“, sagt sie.

„Alle freuen sich, wenn sie mich sehen, aber es geht die Welt auch nicht unter, wenn ich nicht da bin“, fasst sie die Situation zusammen.

Und weiter: „Je entspannter ich bin, umso eher kann Christine nach ihrem Gusto handeln. Es geht ja nichts schief, es funktioniert, warum also sollte ich mich unnötig in das Tagesgeschäft einmischen.“

Bad Birnbach – der richtige Ort, um Abstand zu gewinnen
„Wir waren auf einem Wohnmobil-Stellplatz in Bad Birnbach, auf dem Arterhof.

Das waren erlebnisreiche Tage, erholsam, mit allen Annehmlichkeiten, was ein komfortabler Stellplatz bieten kann. Wir konnten von einem umfangreichen Wellness-Angebot profitieren, eine Therme besuchen und viele andere Annehmlichkeiten beanspruchen.

Dann macht das Campen richtig Spaß.“
Martina Lippert blüht regelgerecht auf, wenn sie von ihrer Reise berichtet.

„Das Unterwegssein ist eine Passion für mich und meine Freundin.
Ich kann außerhalb viel besser schlafen. Ich habe meine Schwestern gefragt, warum ich so ein unruhiger Mensch bin.

Aber das ‚auf dem Weg sein‘, das macht mir eben viel Spaß“, erzählt sie weiter.

Sie ist mit ihrer besten Freundin nach Bad Birnbach aufgebrochen.
„Renate ist gefahren. Ich war für Proviant, Fotos, Routenplanung verantwortlich.

Eine Woche lang war die Anreise. Wir waren in Erfurt. 21 Tage auf dem Arter-Hof und dann eine Woche zurück.“

Und weiter: „Wir waren zwei Tage in Leipzig. Wir wollten uns die Stadt anschauen. Leipzig ist wunderschön. Ich war vor ein paar Jahren schon einmal da, zu einer Konferenz.

Die Stadt hat sich enorm entwickelt. Der Punkt ist, mal zu sehen, wie sich in 30 Jahren die Städte entwickelt haben, das ist schon interessant.

Die Menschen in Leipzig waren so freundlich. Bei ‚Russy‘ haben sie besorgt gefragt, was er denn hätte und dass ich aufpassen sollen, dass er beim Einsteigen in die Straßenbahn nicht zwischen die Türen gerät.“

Martina Lippert erzählt es so nebenbei und man merkt ihr an, wie aufmerksam sie die Menschen beobachtet und wie sie deren warmherziges Verhalten registriert.

Vom Sinn des Lebens, wenn man älter wird

Ich frage Martina Lippert danach, wie sie die nächsten zwei Jahre angehen will, die ihr noch bis zur Rente bleiben.

„Ich will mich um die Familie kümmern, meine Enkelkinder, das ist das, was mir am meisten am Herzen liegt“, sagt sie.

Aber sie will auch mehr Ordnung in ihr Leben bringen, ihre Wohnung verkleinern, irgendwann gänzlich aus dem Büro ziehen.
Martin Lippert erzählt mir von einer Patientin, die 102 Jahre alt geworden ist und die bis zum Schluss in ihrer Wohnung leben konnte, auch dank der guten Pflege und Betreuung durch ihren Pflegedienst.

Man hört heraus, wie stolz sie darauf ist, dass die Leute ihrem Team so viel Vertrauen entgegenbringen.

„Ich hatte im Gefühl, dass es nicht mehr lange dauern wird, dass das Leben der 102 Jahre alten Frau dem Ende entgegengeht. Man wird dünnhäutiger und sensibler dafür und so haben wir auch den Sohn gebeten, auf jeden Fall noch einmal seine Mutter zu besuchen.

Letztlich ist es wichtig, den Menschen bis zum Schluss mit aller Empathie und Fürsorge zu begleiten, einfach für den anderen da zu sein.

Diese Wertschätzung haben wir uns von unseren Pflegebedürftigen und deren Angehörigen über Jahrzehnte erarbeitet und das soll auch die nächsten Jahre so bleiben.“

Martina Lippert blickt auf eine harte, aber erfüllte Zeit in ihrem Berufsleben zurück.

Sie schließt mit dem einen allmählich ab, ohne es ganz loszulassen, und sie wendet sich gleichzeitig mit einer gewissen Vorfreude ihrem neuen Lebensabschnitt zu.

ZUR BROSCHÜRE:

MARTINA LIPPERT-EIN LEBEN FÜR DIE PFLEGE

 

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LIES ALICE MUNRO, DENN DAS BRINGT DICH WEITER – ALS LESER, ALS SCHREIBER, ALS MENSCH

SCHREIB-ALLTAG-2021.12.22

Ich kann gar nicht so richtig erklären, warum ich so ein begeisterter Leser der Kurzgeschichten von Alice Munro bin.

Ihr Schreibstil wirkt auf mich eher beruhigend. Was mich fasziniert ist ihre Fähigkeit, kleine Details, kleine Situationen zu beschreiben, hinter denen der große Bogen eines menschlichen Lebens zum Vorschein kommt.

Ich gebe es zu: Mir würde es wohl kaum gelingen, in so ausgefeilter Weise die Sätze zu formulieren.

Immerhin ist sie die Literaturnobelpreisträgerin und ich bin jemand, der auf dem Blog kleinere Geschichten schreibt, zum Beispiel „Anna ist dement“.

Aber wenn ich nicht in „Schreiblaune“ bin, dann brauch‘ ich mir nur eine Seite vorzunehmen und darin zu lesen.

Am liebsten aber schreibe ich ab und zu einen Absatz aus ihrem Buch ab. Nicht im Sinne von abschreiben und verwenden. Nein, da liegen wie gesagt Welten zwischen mir und ihr. Aber von ihr lernen, das muss erlaubt sein.

Und das kann ich am besten, indem ich mit einem Bleistift und einem Stück Papier bewaffnet, ein paar Zeilen von ihr per Hand aufschreibe.

Manchmal formuliere ich die Sätze zu Trainingszwecken um. Und genau dann merkst du, warum sie das Genie ist und du derjenige, der von ihr lernen kann.

Ich war mein Leben lang eher Wissenschaftler. Erst jetzt komme ich dazu, mich dem belletristischen Schreiben zu nähern. Ich will keine Gipfel mehr erstürmen. Ich will nur noch das, was ich erlebt und gesehen habe, in kleinen Geschichten verpackt, auf den Blog bringen.

Es soll Spaß machen. Alice Munro bereitet mir gute Laune.
Damit du weißt, was ich meine, hier ein kleiner Ausschnitt ihrer großen Schreibkunst.

Inhaltlich geht es in der Geschichte „Der Bär klettert über den Berg“ (1) darum, dass Grant und Fiona ein Leben zusammen verbracht haben. Grant ist allerdings viel fremdgegangen.

Nun hat Fiona Demenz und lebt in einem Heim. Grant besucht sie und erfährt, dass Fiona sich mit einem Mann angefreundet hat. Es schmerzt ihn, aber er hat die Größe, es zu akzeptieren, vor allem vor seinem eigenen Hintergrund.

Vor allem: Er will, dass es Fiona gutgeht.
Eines Tages holt die Ehefrau den Mann aus dem Heim zu sich nach Hause zurück, der mit Fiona befreundet ist.

Sie konnte es nicht ertragen, dass ihr Mann eine Freundin hatte.
Grant überwindet sich und fährt zu dieser Frau nach Hause und versucht sie zu überzeugen, dass er den Mann ab und an ins Heim fährt. Das lehnt dessen Frau entschieden ab.

Hier ein kleiner Auszug:
„Selbst wenn ich das übernehme?“, sagte Grant in hoffnungsvollem und vernünftigem Ton.

„Es stimmt. Sie sollten nicht die Mühe damit haben.“
„Das können Sie gar nicht“, sagte sie entschieden.
„Sie kennen ihn nicht. Sie werden nicht mit ihm fertig. Er würde sich das gar nicht von Ihnen gefallen lassen. So viel Plackerei, und was hätte er davon?“

„Es wäre sinnvoller, mit ihm ins Einkaufszentrum zu fahren“, sagte sie.

„Da bekommt er Kinder und alles Mögliche zu sehen. Wenn es ihm nicht ans Herz geht wegen seiner beiden Enkelkinder, die er nie zu Gesicht kriegt.

Oder jetzt verkehren die großen Frachtschiffe wieder auf dem See, vielleicht hat er Spaß daran, die zu beobachten.“ (2)

(1)
Alice Munro: „Ferne Verabredungen“,
„Der Bär klettert über den Berg“
S. 169-234
S. Fischer Verlag GmbH, 2016
Hedderichstraße 114
60 596 Frankfurt am Main
ISBN 978-3-10-0024 84-8

(2)
Vgl. ebenda, S. 221

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SCHREIB-ALLTAG

KLARA IST DEN ERSTEN TAG IN RENTE

ALLTÄGLICHES-2021.12.21

#PUR UND PROMPT

Was habe ich mich darauf gefreut, dass Klara heute nicht mehr zur Arbeit muss – länger schlafen, alles ruhig angehen, Füße hochlegen, über den Rest des Lebens nachdenken.

Was war tatsächlich?

Wir sind gegen halb sechs Uhr aufgestanden, haben hastig gefrühstückt.

Und dann? Ab zum Discounter – da gab es halbtrockenen Sekt im Sonderangebot.

Danach in eine Drogeriekette, Klara hatte noch was vergessen.
Zurück – Füße hochlegen? Nein.

Klara hat Geschenke zusammengepackt, dann in der Küche Weihnachtsessen vorbereitet.

Sonnenstrahlen blitzen durch die Terrassentür, herrlich.

„Die Fenster müssen unbedingt noch mal geputzt werden“, höre ich hinter mir Klara sagen.

Ich gehe nach oben ins Arbeitszimmer und räume alles vom Schreibtisch runter, wische Staub, sauge und falle erschöpft in den Schreibtischstuhl zurück.

„Was machst du morgen früh?“, ruft Klara von unten.
„Ich fahre ganz früh ins Fitness-Studio und dann habe ich viele Termine“, rufe ich nach unten.

„Was für Termine?“, fragt Klara.

„Da ist noch so viel zu tun, da muss ich erst nachschauen“, murmele ich vor mich hin.

‚Das wird alles noch‘, versuche ich mich innerlich zu beruhigen.

 

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BIBELSPRUCH FÜR DEN ALLTAG

Bibel

BIBEL-2021.12.20

Das Geschenk des Menschen schafft ihm Raum und bringt ihn zu den großen Herren.
(Spr 18,16)

 

Was kannst du für dich mitnehmen?
Geschenke stimmen Menschen weicher, öffnet ihre Herzen, vorausgesetzt, es ist ehrlich gemeint und ohne den Hintergedanken, sich selbst Vorteile darüber zu verschaffen.
In der Weihnachtszeit ist es eine schöne Geste dafür, denjenigen etwas schenken zu können, die du wirklich magst und liebst.

 

 

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DAS WAREN DIE BEITRÄGE IN DER 50. KALENDERWOCHE

ALLTÄGLICHES-2021.12.19

MONTAG – EIN BIBELSPRUCH ERLEICHTERT DIR DEN WOCHENSTART

MICHAEL JAKUBIAK – MIT HERZ, VERSTAND UND LEIDENSCHAFT SEIT ÜBER DREI JAHRZEHNTEN FÜR DIE PFLEGE

Bibel

BIBELSPRUCH FÜR DEN ALLTAG

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KLARA GEHT IN RENTE

 

SCHWESTER BEATE AUS DER TAGESPFLEGE

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SCHWESTER BEATE AUS DER TAGESPFLEGE

ANNA

ANNA-2021.12.18

Was bisher war: 
Anna saß in der Tagespflege ‚Du lebst im Moment'.
Sie lauschte den Klängen des Akkordeons.
Irma sang besonders laut mit.

Laut und falsch. Sie saß direkt hinter Anna, die sich empörte, dass Irma alle übertönte.

„Ist die ‚mall’?“, raunte sie Herbert zu, der neben ihr auf dem Stuhl Platz genommen hatte.
„Ein bisschen“, sagte der leise und griente sie an.

„So wie wir alle eben. Sie ist nur schon ein wenig weiter“, schob er noch hinterher.

Anna schaute ihn empört an. „Wieso sind wir ‚mall‘? Also ich nicht, ich will damit nichts zu tun haben.“

Knut, der ‚Hamburger‘, spielte gerade die Melodien von Freddy Quinn und alle im Saal schunkelten und sangen mit.

‚Seemann, deine Heimat ist das Meer‘, sang Knut mit tiefer Stimme und Anna seufzte mehr dazu, als dass sie mitsang.

„Ach, ist das schön!“, sagte sie und knüllte ihr Taschentuch zusammen, das sie in den Händen hielt. Herbert neben ihr rückte näher an sie heran und umfasste mit seinem linken Arm ihre Schulter.

Anna sah ihn fragend und verständnislos an.
„Wenn du nicht gleich loslässt, dann sage ich Wilhelm Bescheid, der kommt gleich wieder.“

Herbert zog erschrocken seinen Arm zurück und murmelte eine Entschuldigung.

„Bitte versteh‘ mich nicht falsch, ich wollte dich nur ein wenig trösten, du sahst so traurig aus.“

„Traurig, ich?“ Anna zog die Stimme hoch, sodass es pikiert klang.
„Du, wenn das Wilhelm sieht, dann bekommst du einen Kinnhaken, das hat er schon einmal gemacht mit seinem besten Freund, der sich an mich heranmachen wollte.“

„Kinnhaken?“, Herberts Gesichtszüge nahmen einen rätselhaften Ausdruck an.

„Wann soll das denn gewesen sein“, fragte er.
„Na beim Handball.“
„Aber das muss doch über sechzig Jahre her sein.“

Herbert ließ nicht locker.

„Ja, wir können ihn fragen, wenn er wieder hereinkommt.“
Herbert räusperte sich, kam mit dem Oberkörper ein Stück auf Anna zu und flüsterte fast, während Anna sich ein Stück in die andere Seite mit ihrem Oberkörper neigte.

„Anna“, sagte er, während sein Gesicht gefährlich nah an Anna herankam, „der Wilhelm, der ist doch längst tot.“

Anna sah ihn an und wurde schnippisch: „Na, das werden wir ja nun sehen. Wart’s nur ab, er kommt gleich wieder. Wo er nur bleibt!“

Anna ließ sich nicht beirren und schaute wieder auf Knut, der inzwischen ‚Auf der Reeperbahn, nachts um halb eins, ob du ein Mädel hast oder auch keins…‘ intonierte.

Anna laut mit und übertönte mit ihrer Stimme sogar Irma.
Schwester Beate saß in der hinteren Reihe des Saals, während Knut vorn Akkordeon spielte und die Bewohner dazu hingebungsvoll mitsangen und mitschunkelten.

Sie konnte hinten nicht viel sehen, aber sie spürte, wie glücklich Anna und all die anderen waren.

Sie musste an ihren Dozenten denken, der ihr gesagt hatte, was das Wichtigste am Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen sei:

„Wir wollen den Menschen dabei helfen, mit ihrer Demenz umzugehen. Sie sollten alles aus sich herausholen können, was in ihnen drin ist, was sie nutzen können, um den Moment zu genießen.“
Schwester Beate ist 1,65 cm groß, ein wenig übergewichtig, aber immer noch gutaussehend.

Sie hatte ihre brünetten Haare nach hinten gekämmt und dort zusammengebunden, das ihr eine gewisse Strenge im Aussehen verlieh.

Sie hatte ihren Beruf von der Pike auf gelernt. Beate absolvierte die Schwesternschule, die direkt am Sund gelegen war und machte ihr Praktikum im Sund-Krankenhaus.

Sie war geschieden und hatte einen Sohn und eine Tochter, die beide verheiratet und nach Hamburg gezogen waren.
Beate war manchmal einsam, aber ihr Beruf nahm sie voll in Anspruch.

Sie war Jahrzehnte als OP-Schwester tätig gewesen und wollte vor einigen Jahren noch einmal etwas Neues beginnen, eine Tätigkeit ausüben, die sie mit mehr Menschen zusammenbrachte.

Schwester Beate qualifizierte sich zur staatlich anerkannten Altenpflegerin weiter. Später hängte sie noch eine Weiterbildung für die Betreuung von demenzkranken Menschen ran.

Nun war sie schon für ein paar Jahre in der Senioreneinrichtung ‚Sörensen‘, im Bereich des ‚Betreuten Wohnens‘.
Immer mehr wurde sie auch in der Tagespflege eingesetzt.

ANNA IST DEMENT

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