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ANNA ZUM GEDENKEN (4)

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ANNA BESUCHTE IHREN EHEMALIGEN ARBEITSPLATZ

Klara fuhr nach Stralsund. Sie wollte es ihrer Mutter vorher nicht sagen.

Sondern: Sie wollte - gemeinsam mit ihrem Bruder Lukas - zu Dr. Silberfisch.

Sie wollten ihn um Rat fragen, was sie tun könnten wegen ihrer Mutter Anna, wie es weitergehen sollte, wie lange sie noch in ihrer Wohnung bleiben konnte, mit ihrer Demenz. 

Die Praxis von Dr. Silberfisch stand bei Anna hoch im Kurs.
Das lag nicht nur am Arzt. Sie mochte ihn wegen seiner freundlichen Art und sie war schon viele Jahre Patientin bei ihm.

Nein entscheidend war: Dort wo die Praxis heute war, da war früher eine Apotheke, Annas ehemaliger Arbeitsplatz.

Für Anna war es schon deshalb ein Höhepunkt, wenn sie in die heutige Praxis gehen konnte.

Sie kannte sich dort immer noch gut aus.
Und Anna kam heute noch ins Schwärmen – bei dem Gedanken an ihren früheren Arbeitsplatz.

Sie fing gleich im Wartezimmer an zu erzählen, was dort früher war und wie die einzelnen Räume aufgeteilt waren.

„Und da oben, da haben wir immer Mittag gemacht, Schwester.“
„Ach ja?“, fragte Schwester Erika und verdrehte die Augen verstohlen zu ihrer Kollegin.

Anna wusste nicht, dass sich die Schwestern heute Praxishelferinnen nannten.

Und das störte sie auch nicht im Geringsten.
„Manchmal, da haben wir dort auch Kaffee getrunken und Kuchen gegessen“, fuhr Anna unbeirrt fort.

„Ach, das war schön.
Und die Kunden, die in die Apotheke hineinkamen, die mochten uns“, meinte sie.

„Frau Sturm, der Doktor wartet jetzt auf Sie. Bitte gehen Sie doch durch.“

„Ja, das mach‘ ich doch glatt.“
Anna war im Arztzimmer verschwunden.

„Sooo…“, sagte Schwester Erika – also die Praxishelferin Erika.
„Das hätten wir jetzt wieder. Na ja, wer weiß, wie wir mal werden.“
„Meinst du?“, fragte ihre Kollegin.
„Na ja“, seufzte Erika, „wer kann das heute schon wissen?“

 

ANNA IST DEMENT – ERZÄHLUNG

MEIN FREUND, DER ALLTAG

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REDEN SCHREIBEN – SELBSTDISZIPLIN UND AUSDAUER ZUERST

MEIN FREUND, DER ALLTAG

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TALENT KANN BEIM REDEN SCHREIBEN NICHT SCHADEN, GEDULD UND AUSDAUER, DER EISERNE WILLE, DEN TEXT AUF‘S PAPIER ZU BRINGEN – SIE SIND AUF JEDEN FALL UNABDINGBAR

Reden schreiben, das erfordert viel Geduld und Selbstdisziplin.

Was nützt es dir, wenn du denkst: ‚Heute bin ich nicht in Stimmung. Ich verschieb‘ das mal auf morgen?

Aber was ist am nächsten Tag?

Da steht wieder eine neue Herausforderung an, die nächsten Aufgaben warten, und du hast die alten Dinge noch nicht erledigt.

Ich habe mal gelesen, dass Thomas Mann wenigstens eine halbe Seite am Tag schrieb.

Das vergesse ich dann schnell, wenn ich einfach so gar keine Lust habe, etwas auf das Papier zu bringen. Ausserdem bin ich ja kein Schriftsteller, so meine innere Stimme.

Und trotzdem: Irgendwie musst du dich überwinden, den Stift in die Hand zu nehmen.

Die Lust kommt dann beim Schreiben.

‚Kommandiert die Poesie‘, heißt es bei Goethe.

Letztlich entfalten sich beim Formulieren die Fähigkeiten, die du natürlich brauchst – die Gabe zu beobachten und das Beobachtete in möglichst einfachen Sätzen wiederzugeben, Menschen gut einzuschätzen, sich Ereignisse und Erlebnisse vorzustellen, sie nachzubilden, so dass daraus eine reale Welt aus Worten wird, die sich in der Sprache niederschlägt.

Hartnäckigkeit und der Wille, die Rede aufs Papier zu bringen – diese Tugenden zahlen sich letztlich aus und rangieren vor dem Talent.

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THURE – UNFERTIGES, ENTWÜRFE, IDEEN

NOCH NICHTS FERTIGES, HALTBARES, – EHER FÜR DEN PAPIERKORB

THURE – SCHREIBSKIZZEN (1)

THURE – SCHREIBSKIZZEN (2)

THURE – SCHREIBSKIZZEN (3)

THURE – SCHREIBSKIZZEN (4)

THURE – SCHREIBSKIZZEN (5)

THURE – SCHREIBSKIZZEN (6)

THURE AUS SCHEBSAND

UND SCHON WIEDER MONTAG

MEIN FREUND, DER ALLTAG

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Der erste Tag in der Woche hat mir über viele Jahre hinweg schlechte Laune bereitet, manchmal heute noch.

Ich wachte gegen fünf Uhr auf.

‚Mist‘, dachte ich, ‚ich wollte doch längst am Schreibtisch sitzen.‘

Meistens gelang es mir auch, früh aufzustehen.

Wenn ich von 04.00 Uhr früh an schon an einer Rede geschrieben hatte, dann war ich gegen 08.00 Uhr schon weit, sehr weit.

„Normalerweise wäre es schon Mittag, angenommen, ich hätte erst jetzt mit der Arbeit begonnen“, sagte ich dann zu Klara.

Die nickte nur stumm, später am Frühstückstisch, und sie verdrehte innerlich bereits wieder die Augen.

Ich wusste das, aber es störte mich nicht.

Doch was war heute los?

Wir waren am Wochenende bei einer Familie zum Geburtstag eingeladen, und es fiel mir schwer, wieder in den normalen Alltag zu kommen.

Und dann ausgerechnet noch Montag, da ging gar nichts, gefühlt jedenfalls.

Der Montag bereitete mir nach wie vor ein Gefühl von ‚du musst doch heute schlechte Laune kriegen.“

‚Warum ist das so?‘, fragte ich mich oft selbst.

AUDIO: UND SCHON WIEDER MONTAG

Ist es anerzogen, sind es die Jahrzehnte auf der Arbeit, die Geist und Körper danach drängen, eine Pause einzulegen?

Und wenn du erst mal im Modus bist – von ‚ich hab‘ keinen Bock auf den ersten Tag in der Woche, ich will weiter den Sonntag haben‘, dann war es schwer, da wieder herauszukommen.

Ich dachte manchmal mit Grauen daran zurück, wie ich montags in die S-Bahn gestiegen war und in die Gesichter der anderen Fahrgäste blickte.

„Ich bin bereit, dich zu verprügeln, wenn du mich ansprichst“, schien mir ein junger Mann mit seinem Blick zu sagen, als ich interessiert auf seine Kopfhörer schaute, so nur eine Erinnerung von vielen dieser Art.

Na gut, ich wollte ja noch ein wenig leben, und deshalb ließ ich ihn in Ruhe, natürlich.

Jetzt, wo ich bereits am Schreibtisch saß und mit dem morgendlichen zehn Minuten andauernden Training begonnen hatte, nämlich einfach drauflos zu schreiben, da besserte sich meine Laune.

Ich wollte in den nächsten Wochen aufschreiben, was Gutes am Montag dran sein konnte, am Leben im ‚verfluchten Alltag‘, an den Erinnerungen, die mich hinderten, positiv über den Wochenbeginn nachzudenken.

Es ging mir schon besser, und ich freute mich auf die Menschen, die am Vormittag mit mir sprechen wollten, damit ich Ihnen half, eine gute Geschichte über das Leben ihrer Mutter zu erzählen.

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MEIN FREUND, DER ALLTAG – AUCH WENN ES MANCHMAL NICHT LEICHT MIT IHM IST

MEIN FREUND, DER ALLTAG

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WIR ZIEHEN UM – VOM DORF IN DIE STADT

Als ich heute morgen aufgewacht bin, da habe ich mich mühsam im Bett aufgerichtet. Und lustlos war ich auch noch.
Wir sind mitten im Umzug, von Basdorf nach Bernau. Vom Dorf in die Stadt.

Es ist nirgends mehr gemütlich, in der alten Wohnung nicht, da, wo ich mich jetzt aus dem Bett quälen will und in der neuen Wohnung auch nicht.

Dort ist alles schön und neu, Fussbodenheizung, hochwertiges Bad, mit zwei Duschen, zwei Stellplätze vor der Tür, mit E-Anschluss.
Ich könnte noch mehr aufzählen. Aber kriege ich dadurch gute Laune? Nein.

Mir graut davor, mein altes Arbeitszimmer auszuräumen.
Klara hat die Lenin-Bände schon eingepackt.

„Wir schmeissen die alle weg“, hatte ich gesagt.
Ich dachte, dass es an der Zeit damit wäre, sich davon zu lösen.
Aber das kam für Klara nicht infrage.

Die erinnerten uns beide an die Studienzeit in Moskau.
Klara hat sie nicht gelesen, ging ja auch nicht, denn sie sind sämtlich auf Russisch.

Ich habe sie fast alle durchgelesen, fünfundfünzig an der Zahl. Die Briefe, die Lenin geschrieben hat, und wo er erklärt, warum Stalin auf keinen Fall der erste Mann im Staat sein sollte.

Vielleicht war es ja an der Zeit, mich ihrer zu entledigen, jetzt, wo dieser furchtbare Krieg gegen die Ukraine tobte.

Aber irgendetwas sträubte sich in mir. Sollten wir alles über Bord werfen, alles verurteilen, was nur irgendwie mit Russland zu tun hatte?

Dazu konnte ich mich nicht entschliessen, denn dafür waren die Menschen, die ich in Moskau kennengelernt hatte, mir viel zu sehr ans Herz gewachsen.

Ausserdem verband ich mit den Büchern die Bilder, die mich daran erinnerten, dass ich auf einmal mit zwei Dritteln der 55 Bände in die Metro gestiegen bin.

Ich hatte sogar noch einen Duschvorhang gekauft.
Auf dem Weg nach unten, tief hinunter in den Metroschacht, hatte ich die Taschen mit Büchern einfach auf die Rolltreppe gestellt.

Die Taschen hakten unten angekommen fest, ich verursachte einen Stau auf der Treppe und hinter mir haute mir einer die Faust in den Rücken.

Die Aufsichtshabende in der Metrostation, zu der ich empört hinüberblickte, die rief mir zu: „Geh‘, sonst kriegst du von mir ebenfalls einen Tritt.“
So hatte ich mir die deutsch-sowjetische Freundschaft nicht vorgestellt.

Und Klara verband damit ihre eigenen Erinnerungen, schließlich war sie ja all die Jahre an meiner Seite gewesen.
Es war wohl gut so, dass die Bücher mitkamen, in die neue Wohnung und dort wieder ihren Platz fanden. Schließlich gehörten sie zu meinem Alltag, und der war ja mein Freund, in guten, wie eben in schwierigen Zeiten.

Ich saß immer noch auf dem Bett, während ich nachgrübelte, was der Tag wohl bringen würde. Ich seufzte und stieß mich endgültig von der Bettkante ab und schlurfte ins Bad.

Der Tag hatte begonnen, und ich musste freundlich zu ihm sein, damit ich auch von ihm etwas hatte.
„Du kannst heute deine Sachen aus der Bücherwand räumen“, rief Klara von unten.

Ich brummte nur, was als Zustimmung von ihr gewertet werden konnte, aber von mir ihr gegenüber auch noch als Ablehnung ausgelegt werden konnte.

Mir fiel der gestrige Tag ein, an dem wir einen neuen Fernseher gekauft hatten, so ganz spontan. Jetzt wusste ich, warum ich so kaputt war.
„Fahren wir heute noch ein paar Sachen in die neue Wohnung?“, rief Klara von unten.

Ich tat, als hörte ich sie nicht und drehte lustlos die Zahnpastatube auf.

DAS LEBEN RUHIG MAL VOM ENDE HER DENKEN

 

 

TRAUERREDEN SCHREIBEN UND HALTEN – EIN BEKENNTNIS ZUM LEBEN (1)

DAS LEBEN RUHIG MAL VOM ENDE HER DENKEN

Trauerreden halten und schreiben, das bedeutet vor allem, über das Leben nachzudenken.

Du lernst dadurch, die kleinen Dinge im Alltag als das zu sehen, was sie sind, nämlich Kostbarkeiten.

Ich bin heute Mittag zum See gefahren, um dort Sport zu treiben, ein bisschen wenigstens.

Und zunächst ist es eine reine Überwindung, es ist etwas, was bei mir nicht oben auf der Beliebtheitsliste der Dinge steht, die ich nun unbedingt machen wollte, nur um glücklich zu sein.

Du musst dich in dein Sportzeug umziehen, ins Auto steigen, später die Stöcke für das Nordic Walking anschnallen, um dann endlich loszulaufen.

Doch dann kippt ein Schalter bei mir um und meine innere Stimme sagt: ‚Es kommt der Tag, da wirst du das alles nicht mehr machen können.

Du nimmst nicht mehr das Rauschen im Wald wahr, das Knacken im Unterholz, du riechst nicht den frischen Duft des Waldbodens, spürst nicht die Tannennadeln, die unter deinen Füssen sanft knirschen.

Du wirst das eines Tages einfach nicht mehr können, weil du nicht mehr da bist. Also warum nutzt du die Zeit nicht, die dir bleibt?

Ich komme mit einem guten Gefühl zurück – irgendwie ein bisschen geläutert.

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DAS WAREN DIE BEITRÄGE IM LETZEN MONAT DES VERGANGENEN JAHRES

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KALENDERWOCHE 48 – RÜCKBLICKE

https://uwemuellererzaehlt.de/2022/12/10/alltaegliches-10-12-2022/

https://uwemuellererzaehlt.de/2022/12/17/alltaegliches-17-12-2022/

https://uwemuellererzaehlt.de/2022/12/24/alltaegliches-24-12-2022/

https://uwemuellererzaehlt.de/2022/12/31/alltaegliches-31-12-2022/

 

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DIE BEITRÄGE IN DER ERSTEN KALENDERWOCHE DES NEUEN JAHRES

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https://uwemuellererzaehlt.de/2023/01/06/amazon-3-06-01-23/

INTERVIEW MIT MARTINA LIPPERT

‚UND OPA, HAST DU OMA GEKÜSST?‘

 

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‚UND OPA, HAST DU OMA GEKÜSST?‘

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Glück hat viele Facetten. Diese kleine Geschichte erzählt eine davon.

Es war am vergangenen Donnerstag, zwischen Weihnachten und Neujahr.

Wir saßen im Auto und fuhren in Richtung Berlin, um Krümel und ihre Mama wieder nach Hause zu bringen.
Krümel fragte mich, während sie hinten angeschnallt saß und kaum zu sehen war:

„Opa, kannst du mir die Geschichte erzählen, wie du Oma kennengelernt hast?“
Ich war erstaunt.

‚Was die Kleine alles so mit ihren knapp fünf Jahren wissen wollte?‘, ging mir durch den Kopf.

„Also, ich habe vor vielen, vielen Jahren deine Mama kennengelernt, als ich Silvester in der Fabrik feiern wollte, in der Oma auch arbeitete. Ich hatte Karten für die Tanzveranstaltung besorgt und bin da hingegangen.“

Ich machte eine kleine Pause.
„Erzähl weiter, Opa“, drängte Krümel.

„Naja, da sah ich auf einmal deine Oma an einem Tisch sitzen und ich fand sie sehr hübsch.“

„Hm“, bestätigte Krümel nun.
„Ich setzte mich an einen anderen Tisch und beobachtete Oma“, erzählte ich weiter.

„Wie konnte ich nur an sie herankommen?“, fragte ich mich.
„Warum bist du nicht einfach hingegangen, Opa?“, wunderte Krümel sich.

„Ja, du hast recht, meine süsse Maus, aber ich habe mich nicht getraut.“

„Und dann?“ Krümel liess nicht locker.
„Dann habe ich meinen Tischnachbarn gefragt, ob er das Mädchen kennen würde?

Er hat ‚ja‘ gesagt und ist ein wenig später aufgestanden und hat mit Oma getuschelt.

Jetzt war ich erst recht verunsichert.“
„Was heißt ‚verunsichert‘?“, hakte Krümel nach und hatte Schwierigkeiten, dieses Wort auszusprechen.

„Verunsichert heißt, ich wusste nicht, was Oma wohl sagen würde, wenn ich Oma zum Tanzen auffordern würde.“

„Was hat Oma gesagt?“
„Sie hat ‚ja‘ gesagt und mit mir getanzt.“

„Und habt ihr euch dann geküßt?“, fragte Krümel weiter.
„Nein, so schnell ging das nicht damals“, sagte ich.

„Aber warum nicht?“, fragte sie weiter.
„Weil wir dachten, dass sich das nicht gehört.“
Ich merkte, wie ich ins Schwitzen kam.

„Oma wollte nicht, dass ich sie bis nach Hause begleite. Sie wollte schon, dass ich an der Brücke auf dem Weg zu ihrer Wohnung in eine andere Richtung abbiege.

Ich bin aber nicht abgebogen. Ich habe gesagt: ‚Ich bringe dich direkt vor die Haustür‘. Ich wollte ja Oma wiedersehen.“ Krümel lachte, denn es gefiel ihr, dass ich an Oma drangeblieben war.

„Erzähl‘ weiter, Opa“, drängelte Krümel.
Krümel war so interessiert an dem, was ich von mir gab, dass sie vergaß, mich darum zu bitten, das Radio anzustellen und Lieblingssong ‚Dein Casanova liebt dich nicht‘, abzuspielen.
Ich erzählte weiter.

„Ich habe Oma dann noch zur Haustür gebracht und wir haben uns für den nächsten Tag verabredet. Das war Neujahr.

Und ab da waren Oma und ich unzertrennlich.“
„Und wann habt ihr euch geküsst?“

„Das hat noch ein wenig gedauert, aber dann kam der Tag, an dem ich Oma geküsst habe.“
Krümel lächelte glücklich.

„Kannst du mir ,Casanova‘ anmachen, Opa?“
Ich nickte und spielte den Schlager ab.

Krümel sang mit ihrer leisen Stimme mit.

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EIN PAAR AUGENBLICKE DES SCHMALEN GLÜCKS

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 ANNA IST DEMENT – PETER ERINNERT SICH (9)

Was bisher war:
Peter erinnert sich daran zurück, wie sich alle Familienangehörigen in der kleinen Wohnung von Oma Heide und Opa Wolf trafen und wie warm es in der Wohnstube war.
Es war gemütlich – das war Peter und Klara vor allem im Gedächtnis geblieben.

„Kannst du dich erinnern, wie wir Heiligabend bei deiner Mutter, Oma Heide waren?“
Am anderen Ende des Telefons war es still.

Peter wartete geduldig, bis Anna ein leises ‚ja‘ von sich gab.
„Und weisst du noch, wie Oma Heide einmal beim Backen des gedeckten Apfelkuchens die Zuckertüte mit der Salztüte verwechselte und der Kuchen ungeniessbar war?“

Anna sagte ebenfalls ‚ja‘, aber es hörte sich für Peter wie eine ausweichende Antwort an, so als müsste sie nur zustimmen, um in Ruhe gelassen zu werden.

„Ich kann mich ebenfalls genau erinnern, denn ich habe trotzdem tapfer in ein Kuchenstück gebissen“, sagte Peter.
Anna gab ein glucksendes Lachen von sich, so als hätte sie es verstanden, was Peter meinte.

Aber Peter wollte nicht nachhaken, um Anna nicht zu kompromittieren.

Er war einerseits traurig, dass es Anna ganz offensichtlich sehr schwer fiel, ihm zu folgen.

Aber auf der anderen Seite merkte er auch, wie Anna es liebte, wenn Peter mit ihr erzählte.

„Krümel hat eine Puppenstube geschenkt bekommen. Klara hat sie zusammengebaut und ich habe zum Schluss die Schrauben festgezogen.“

„Aha“, hörte Peter jetzt und spürte, dass Anna munterer wurde. Sie liebte es, etwas von Krümel zu hören, und sie mochte über Dinge sprechen, die sie an ihre eigene Kindheit erinnerten.

Sie sprach fast gar nicht mehr von ihrem Mann, von Wilhelm, sondern eher über ihre Kinderzeit auf dem Hof von Onkel Gottfried.

Da hatte sie oft gespielt, den Fischern beim Flicken der Netze zugeschaut und viel Aal gegessen, den Gottfried gefangen hatte.

„Krümel hat gleich los gespielt. Sie war begeistert, dass es einen Aufzug im Haus gibt und eine Stehlampe, die man sogar anschalten kann.“

„Ach, wie schön“, seufzte nun Anna.
Peter freute sich, dass er seiner Schwiegermutter wenigstens ein paar Momente der Freude am Telefon vermitteln konnte.

Es war nicht viel, aber es waren Momente, in denen Anna sichtlich auflebte, besser sprach und auch sonst lebendiger wirkte.

„Dir fällt immer so viel ein, was du Mutti erzählen kannst“, sagte Klara im Anschluss an das Gespräch.

„Ja, ich gebe mir ja auch Mühe, überlege mir, worüber ich mit ihr sprechen kann, um sie ein wenig zu aktivieren“, sagte Peter.

„Es geht ja nicht mehr darum, deine Mutter in die Welt des realen Denkens zurückzuholen.

Das schaffen wir nicht mehr. Aber wir können ihr noch ein paar wirklich schöne Augenblicke bereiten“, schob er hinterher.
Klara sah ihn dankbar an und nickte stumm.

AMAZON-ANGEBOTE – ICH STÖBERE GERN DARIN (1)

EIN BUCH – DAS ICH NOCH LESEN MÖCHTE (1)

 

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EIN BUCH – DAS ICH NOCH LESEN MÖCHTE

SCHREIB-ALLTAG

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SILKE HEIMES: „ICH SCHREIBE MICH GESUND“

Die Botschaft des Buches:

Wenn wir gesund werden und vor allem gesund bleiben wollen, dann sollten wir mehr über unseren Körper wissen, seine Sprache verstehen.

Das Schreiben hilft uns dabei, solche Fragen zu beantworten, wofür unsere Symptome und Beschwerden stehen, was wir in unserem künftigen Leben verändern sollten, um gesund zu werden.

Die Autorin geht darauf ein, dass der Körper und die Psyche Warnsignale aussenden, die wir erkennen durch das Schreiben besser erkennen können, und die wir entsprechend ernst nehmen sollten.

Das Schreiben ist dabei die Methode, um sich Klarheit über unsere Beschwerden zu verschaffen und Maßnahmen zu entwickeln, die dem entgegensteuern.

Bereits nach 15 Minuten Schreiben soll es positive Auswirkungen geben, zum Beispiel, dass der Blutdruck sinkt, wir mehr zur Ruhe kommen.

Das Schreibprogramm ist auf 12 Wochen ausgelegt. Danach soll der Leser, der aktiv mitmacht und schreibt, eine Vorstellung davon haben, was er für seine Gesundheit tun kann.

Dabei ist es nicht wichtig, wie gut oder wie schlecht man schreiben kann, sondern darum, die Gedanken zu strukturieren, um besser die Situation zu analysieren und Schlussfolgerungen ziehen zu können.

Silke Heimes leitet als Professorin für Journalistik ein Institut für kreatives und therapeutisches Schreiben.

Sie hat Medizin und Germanistik studiert und anschließend in der Psychiatrie gearbeitet.

Also, ich werde das Buch lesen und das Schreibprogramm ausprobieren.

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DIENSTAG NACH WEIHNACHTEN – DAS FÜHLT SICH IRGENDWIE BLÖD AN

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Es ist Dienstagmorgen, der 27.12.2022, 03.45 Uhr.

Das Fest ist vorüber und ich denke, dass ich mental in ein Loch falle. Keine opulenten Mahlzeiten mehr, nicht stundenlang auf der Couch liegen. Morgen und übermorgen habe ich gleich zwei Interviews.

Die erste Woche im neuen Jahr muss ich schon meine erste Rede halten. Wie komme ich blokß wieder runter, auf das normale Level?

Ich hantiere am Handy lustlos herum und finde einen Text, den ich genau vor einer Woche beim Bäcker getippt habe.

Er ist kurz, aber so schön banal, so alltäglich, so wie ich es gewohnt bin:

DIENSTAG – NUR NOCH DREI TAGE BIS HEILIGABEND

Ich sitze beim Bäcker, im Rewe-Markt.
Klara ist gerade in den Gängen unterwegs und ich habe einen Horror davor.

Der Bäcker schaut um die Ecke und ich fühle mich dazu aufgefordert, etwas zu bestellen.

„Einen Kaffee bitte“, sage ich und ich merke seinem strengen Blick an, dass es die richtige Entscheidung war.

„Hier sitzen und nichts bestellen, das geht eigentlich nicht“, schien sein Blick zu sagen.

„Waren Sie nicht vor geraumer Zeit bei der Trauerfeier dabei und haben meine Rede mitangehört?“, frage ich ihn.

„Ohja“, antwortet der Bäcker.
„Ich habe Sie gleich wiedererkannt“, sagt er weiter.
„Und, wie hat die Rede Ihnen gefallen?“
„Sehr gut, das hat mich berührt.“

Die Antwort von ihm klang ehrlich, und so freue ich mich auch ehrlich.

Es ist ein wirklich gutes Gefühl, wenn du Menschen insofern noch eine Freude bereiten kannst, dass du den Abschied für einen Angehörigen würdig hinbekommst.

Ich liebe inzwischen meine Tätigkeit als Trauerredner, insbesondere, weil ich das Leben eines Menschen noch einmal in Worten dokumentieren und die Angehörigen mit meiner Wertschätzung trösten kann.

Ich lege den Text weg und denke, dass des Alltag doch schön ist, weil wir einen Sinn bekommen durch das, was wir tun, es uns irgendwie reicher macht.
Heute abend kommt Krümel. Ich freue mich darauf, mit ihr zu toben.

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RÜCKBLICKE-30.11.2022 – NOVEMBER 2022

NOVEMBER 2022 – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

KALENDERWOCHE 44 – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

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Anselm Grün und Anton Lichtenauer
„Das Buch der Lebenskunst“

KALENDERWOCHE 45 – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

KALENDERWOCHE 46 – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

KALENDERWOCHE 47 – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

WIE ICH MICH MONTAGS MOTIVIERE

SO DENKEN, ALS HÄTTEST DU NUR NOCH WENIG ZEIT ZU LEBEN

 

 

 

 

 

MATSCHI, DIE NERVENSÄGE

PETER ERINNERT SICH  (3)

 WAS BISHER WAR:
„Leinen los“, hieß das Fotoalbum, das sich Peter mit Anna gemeinsam anschaute, während Klara mit der Pflegerin im ‚Betreuten Wohnen‘ besprach, was Anna noch an Sachen brauchte.
Anna war wieder in ihre frühere Welt eingetaucht. Sie sah auf den Bildern das Schiff, mit dem sie die schöne Reise nach St. Petersburg und Danzig gemacht hatte, und sie fühlte sich gut dabei, das alles gemeinsam mit Peter anzuschauen.
Peter taten bereits die Knie weh, weil das Fotoalbum so schwer war, das auf seinen Beinen lag.

 „Na, schaut ihr schön die Fotos an?“, fragte Klara, die von dem Gespräch mit der Betreuerin zurückgekehrt war.

Peter fühlte sich beim Spielen ertappt, so als hätte er gerade unter dem Tisch gesessen und mit Klammern gespielt.

Dabei hatte er das Album auf Geheiß von Klara herausgeholt.

„Oh ja, wir spielen schön“, sagte Peter mit leicht beißendem Spott, denn er wäre lieber sofort aus dem Zimmer gegangen, hätte sich auf den Balkon gestellt und in die Ferne geschaut.

„Du kannst ja jetzt mit deiner Mutter die Bilder weiter ansehen“, schob Peter hinterher.

Klara schaute ihn strafend an. Ich muss noch mal los und ein paar Sachen besorgen.

„Wieso musste du Sachen besorgen?“, fragte nun Anna.

„Mutti, ich zeig‘ dir nachher, wenn ich wiedergekommen bin, was ich geholt habe.“

Anna zog die Mundwinkel nach unten, so als wollte sie sagen: „Das verstehe ich nicht.“

Sie verstand es ja auch wirklich nicht. Bevor die Fragerei von Annas Seite aber weiterging und Klara nicht zum Einkaufen loskam, blätterte Peter mit einem Seufzer eine Seite im Fotoalbum um und zeigte auf ein Foto: „Was steht da unten?“

„Beim Kapitänsempfang“, sagte Anna wie aus der Pistole geschossen.

„Weisst du Peter, ich durfte mit am Tisch vom Kapitän sitzen“, sagte Anna.

„Der wird ja dafür bezahlt, dass er mit dir an einem Tisch Platz nimmt.“

„Bezahlt? Der wird doch nicht bezahlt!“, sagte Anna und schaute Peter missbilligend an.

Gut, dass Klara gerade nicht da war. Sie hätte ihm schon wieder einen Schubs gegeben, damit er seine Bemerkungen ließ.

„Nein“, sagte Peter, „das war nur ein kleiner Scherz.

„Wer ist das denn hier auf dem Foto?“

„Das ist ja Annemarie. Du, die war oft mit. Die fuhr so gern mit mir.“

„Und du nicht mit ihr?“, fragte daraufhin Peter.

„Wie meinst du das?“, Anna zog die Augenbrauen hoch.

Peter sah ein, dass er so nicht weitermachen konnte und sich zusammenreißen musste.

Was musste das für eine Kraftanstrengung für die Pflegekräfte, sich jeden Tag wieder aufs Neue mit den Heimbewohnern zu beschäftigen, ohne dabei die Freude am Umgang mit den Menschen, die sie betreuten, zu verlieren.

„Abschied zu Lebzeiten: Wie Angehörige mit Demenzkranken leben“ (Inga Tönnies) Einfach selbst informieren und dazu auf den Button 'ansehen' gehen: 

„Ich muss mal kurz nach draußen und frische Luft schnappen“, sagte Peter und ging schnell aus dem Zimmer.

Am anderen Ende des Ganges kam ihm ein junger Mann entgegen, der einen Rollstuhl mit einer Heimbewohnerin schob.

„Guten Tag“, rief der Peter sehr freundlich zu, fast ein bisschen schleimig.

Jetzt erinnerte sich Peter. Das musste Klaus-Peter Matschig sein.

Das Personal nannte ihn hinter seinem Rücken ‚Matschi, die Nervensäge‘.

Und das hatte seinen Grund.

Für Peter war es ein Rätsel, woher die Leute die Zeit nahmen. Matschi kam jeden Tag und blieb mehrere Stunden, in denen er sich um seine Mutter kümmerte.

Das war schön, aber musste er nicht auch arbeiten?

Klara hatte ihm erzählt, wie Matschi auf einer Versammlung sämtliche Missstände angeprangert hatte, die es seiner Meinung nach im Betreuten Wohnen gab.

„Meine Mutter erhält nicht genügend Aufmerksamkeit von Ihnen“, hatte er ausgeführt und die Pflegekräfte gemeint.

„Das kann ich nun gar nicht sagen“, hatte Klara daraufhin entgegnet. Wenn Sie mal nicht da waren, dann war stets eine Mitarbeiterin bei Ihrer Mutter“, sagte Klara zu ihm.

„Finden Sie nicht auch, dass Sie mal was Positives sagen können, vielleicht eine winzige Kleinigkeit, die Ihnen positiv aufgefallen ist?“, fragte Klara ihn.

Matschi war verblüfft und bekam kein Wort heraus, während die Pflegedienstleiterin sie dankbar ansah.

Klara war auch dafür, Mängel anzusprechen, aber Dinge herbeizureden, die nicht der Realität entsprachen, das fand sie unfair gegenüber den Pflegekräften, die es schwer genug hatten, die Bewohner in jeder einzelnen Sekunde nicht aus den Augen zu lassen.

Für Matschi war das alles selbstverständlich und er bekam auch kein Dankeschön über die Lippen.

Klara war froh, dass Peter nicht dabei gewesen war. Er hätte wahrscheinlich zum grossen Schlag ausgeholt, um der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen.

Auf zerschlagenes Porzellan konnte er solchen Momenten keine Rücksicht nehmen, denn das war nicht seine Stärke.

Peter wusste genau, dass er sensibler vorgehen müsste, aber ihn empörte meist die Gleichgültigkeit von manchen Angehörigen, die nicht sahen, wie sehr sie die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen demotivierten.

„Na, wie war deine Besprechung mit der Schwester?“, fragte Peter, als Klara und er das Gebäude wieder verliessen.

„Ach, es ging nur um organisatorische Dinge“, antwortete sie und Peter gab sich damit zufrieden.

Auf der Autobahn Richtung Berlin schwiegen sie lange.

Es war bedrückend zu sehen, wie Annas geistige Fähigkeiten von Mal zu Mal schrumpften und sie nichts dagegen tun konnten.

Sie würden immer mal wieder hinfahren und nach dem Rechten sehen.

Ein kleiner Lichtblick war es für Peter, dass Anna merklich auflebte, als er mit ihr die Bilder im Fotoalbum angeschaut hatte.

 

 

 

 

 

 

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‚KÖNNT IHR MICH AUS DER KITA ABHOLEN?‘

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DEN TAG SO NEHMEN, WIE ER IST

Es ist kurz vor neun Uhr, und ich habe eine Menge geschafft. Die Rede ist fertig, die ich morgen auf einer Trauerfeier halten will.
Es ist mir sehr wichtig, dass sie gut bei den Trauergästen ankommt.

Warum?

Weil ich einen Menschen nicht zurückholen kann, natürlich nicht. Aber ich kann dazu beitragen, mit den richtigen und einfühlsamen Worten, wahrhaften Trost zu spenden.

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Wird das etwas daran ändern, dass die Angehörigen traurig sind? Ich glaube nicht. Aber wenn sie irgendwann am Küchentisch sitzen und zum Beispiel fragen: „Weisst du noch, wie lustig, es mit Opa war?“

Wenn sie also wieder ein bisschen lachen können, so ihre Trauer und ihren Schmerz verarbeiten, dann habe ich mit der Rede etwas dazu beigetragen.

Und darüber freue ich mich dann, im Stillen.
Aber heute, ja da freue ich mich riesig darauf, mittags Krümel in der Kita in Empfang zu nehmen.

„Können mich Oma und Opa abholen, Mama?“, hat sie vorgestern gefragt.
Wir können eigentlich nicht so richtig, zeitlich jedenfalls.
Aber wir wollen es unbedingt und so bin ich etwas früher aufgestanden, um alles zu schaffen.

Jetzt sitze ich bei REWE und schreibe diese Zeilen, während ich auf Klara warte, die mal wieder nicht von den Regalen loskommt

Doch ich sitze gern hier, auf einer Bank beim Bäcker und schaue nach draussen, in den trüben Tag. Ich beobachte die Menschen und denke: Das Leben ist schön, wenn du es so nimmst, wie es ist.

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MEIN FREUND, DER ALLTAG

KALENDERWOCHE 46 – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

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Wir sitzen zuviel und bewegen uns zu wenig – darum geht es in dem Buch von Ernst Minar und Slaven Stekovic  „Lebensmotor Bewegung“

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SCHREIBEN ÜBER DAS, WAS DU KENNST

WOLF SCHNEIDER IST TOT – EIN GROSSER IN SACHEN DEUTSCH

VON DER SCHWIERIGKEIT, MIT ANNAS DEMENZ UMZUGEHEN

ANNA IST DEMENT – PETER ERINNERT SICH

ANNAS DEMENZ MACHT SICH IM ALLTAG ZUSEHENDS BEMERKBAR

DAS TELEFONAT MIT ANNA MUSSTE WARTEN

 

MEIN FREUND, DER ALLTAG

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DAS TELEFONAT MIT ANNA MUSSTE WARTEN

PETER ERINNERT SICH – ANNA IST DEMENT (1)

Peter hatte sich vorgenommen, auszuschlafen, nicht so früh wie am vorhergehenden Tag aufzustehen.

Das war ein Tag, der ihn nachdenklich stimmte, denn er hatte wieder mal eine Rede auf einer Trauerfeier gehalten, die ihn dann auch immer wieder selbst traurig machte.

Dabei ging es um einen Menschen, der über acht Jahrzehnte gelebt hatte.

Es war für sie ein sehr erfülltes und ein sehr glückliches Leben. Sie war Lehrerin gewesen, war im Norden, in Stralsund aufgewachsen, hatte in Putbus studiert und auch ihren Mann kennengelernt. Alles in allem eine Geschichte, die Peter mochte.

Ein nordisches Mädchen, bodenständig, klug und unternehmenslustig.
Peter war auf all das eingegangen und im Anschluss hatte ihn der Mann umarmt und ein bisschen geweint.

„Es war nicht nur perfekt, es war einfach traumhaft, wie Sie gesprochen haben“, sagte der zu ihm.
Peter nickte stumm. Er hatte in dem Moment ebenfalls mit den Tränen zu kämpfen.

Dabei war es bis zu dieser Aussage ein steiniger, ein sehr steiniger Weg.

 

Die Trauerfeier fand in der Kapelle seines Dorfes statt.
Die Halle war noch leer und die Tür knarrte laut, als er sie öffnete.
Als er hereinkam, da saß in der Ecke eine junge Frau, die er nicht kannte.

„Ah, Sie sind sicher der Enkel von Herrn Meyer!“, sagte Peter zu ihr und ging auf Sie zu, um sie zu begrüßen.

Peter hatte das einfach so gesagt, weil Herr Meyer, der Inhaber des Bestattungsinstitutes ihm erzählt hatte, dass er in Berlin mit seinem Enkel U-Bahn gefahren sei und der völlig begeistert war. Also dachte Peter, er hätte nun den Enkel von Meyer vor sich.

„Erstens bin ich nicht der Enkel von Herrn Meyer, zweitens kein Junge und drittens die Lebensgefährtin von Herrn Meyer“, sagte sie lachend.

„Oh, bitte entschuldigen Sie“, sagte Peter und er wusste gar nicht, wie ihm das passieren konnte.

„Werde ich etwas auch schon dement, wie Anna und frage schließlich: „Wer waren Sie noch mal?“ Peter war von sich selbst entsetzt.

Wahrscheinlich war er völlig überfordert von den letzten Tagen.
Er hatte unheimlich viel in seine Arbeit gelegt, um die Rede zu konzipieren, zu schreiben, und das alles in einer sehr kurzen Zeitspanne.

Er war die Nacht vor der Trauerfeier noch einmal kurz nach zwei Uhr aufgestanden.

Nicht etwa, weil er von seniler Bettflucht angetrieben wurde. Nein, dafür schlief er viel zu gern.

Aber wenn er das Gefühl hatte, dass die Rede noch nicht seinen eigenen Anforderungen entsprach, dann schnellte Peter hoch, noch bevor Klara ihn per Befehl wieder ins Bett zurückrief.

Peter schrieb einen ganzen Abschnitt neu, mit der Hand. Immer wenn es ganz wichtig wurde und ihm doch nicht so recht was einfiel, dann nahm er den Füllhalter in die Hand.

Seine rechte Hand war blau von der Tinte. Bevor er auf dem Papier losschrieb, tauchte er die Feder in ein Tintenfass, das neben ihm stand.

Meist blieb dann was hängen an der äußeren Hülle und das landete dann auf Peters Hand, und die schmierte es auf das Papier, wo er gerade drauf schreiben wollte.

 

Peter schrieb schnell, fast ohne zu überlegen. Es war anstrengend, aber Peter spürte auf dem Papier keinen Schreibwiderstand. Er musste nicht noch am Füller herumkauen, damit ihm etwas einfiel.

Als er mit dem Handschriftlichen fertig war, da hämmerte Peter das Gekritzelte in die Computertasten.

Er wollte schnell weiterkommen. Als alles in der Word-Datei war, schaute er kurz drüber.

„Warum waren die Anführungsstriche auf einmal oben?“
Er begann hektisch zu suchen, tippte mal auf den einen Button, dann wieder auf einen anderen.

Es war, als würde er im Cockpit eines Flugzeuges auf dem Sitz des Flugkapitäns Platz genommen haben und nun mal probierte, mit welchem Knopf man anstellte, dass die Maschine wieder landete.

Plötzlich stellte sich das gesamte Computerbild quer.
Peter erschrak, beugte sich nach links und versuchte so zu lesen, bis ihm der Hals wehtat.
Er fummelte an der Seite des Computers herum, bis der ganz ausging.

„Jetzt wird alles wieder gut“, sagte sich Peter und machte ihn wieder an.
Das Bild stand immer noch quer und Peter schaute in Panik auf die Uhr.

Es war gleich kurz vor vier Uhr und er hatte noch so viel zu tun.
Er surfte auf dem iPad herum, bis er die richtige Anleitung gefunden hatte.

Als alles wieder im Hochformat zu sehen und zu lesen war, suchte er die Datei.
Sie war leer. Peter hatte in dem Trubel vergessen, die Seite zu speichern.

Die handgeschriebenen Zettel hatte Peter bereits zerrissen, in viele kleine Teile, und den Papierkorb entsorgt.
Er hob ihn an, kippte ihn auf dem Schreibtisch aus und suchte die Papierfetzen zusammen.

So musste das in der Stasi-Unterlagenbehörde gelaufen sein, wenn sie die Akten wieder zusammensetzten. Nur, dass sie dort Technik hatten und Peter nur seine dicken und ungelenken Finger.

Schließlich hatte er wieder alles zusammengeklebt. Es war inzwischen schon nach sechs Uhr.
Als Peter gegen acht Uhr alles soweit hatte, dass er es vorlesen konnte, ging er zu Klara runter in die Küche.

„Ich habe kein gutes Gefühl, und ich kann auch nicht mehr denken“, sagte ich zu ihr.
„Die Rede ist gut“, sagte Klara, nachdem Peter es ihr bis zu Ende vorgelesen hatte.

„Gut“, das war so etwas wie ein Ritterschlag für ihn und der psychische Druck wich allmählich wieder von ihm.

Peter nahm sich vor, am Nachmittag gemeinsam Anna anzurufen und sie zu fragen, wie es ihr geht.

Am Nachmittag lag Peter nur auf der Couch, wollte nicht reden und mit keinem telefonieren. Das Telefonat mit Anna musste warten.

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 Vor fünf Jahren wurde die Krankheit von Anna immer offensichtlicher. Aber sie wohnte noch in ihrer Wohnung und konnte selbstständig agieren.

Manchmal hatte das aber auch Nachteile, wie beim Brief, der Anna ins Haus flatterte.

 SIE HABEN GEWONNEN, FRAU STURM

Anna hält einen Werbebrief in der Hand, in dem ihr 8000 Euro Gewinn versprochen werden. Klara gelingt es nicht, Anna davon abzuraten, an die Firma eine Antwort zu schicken.

Prof. Dr. med. Silke Heimes hat ein Programm entwickelt, indem es um das Schreiben geht, darum, dass man sich gesund schreibt: „ich schreibe mich gesund – Mit dem 12-Wochen-Programm zu Gesundheit und Ausgeglichenheit“

„Ich hab‘ da vielleicht wieder eine Aufregung“, sagt Anna.

Sie hat Klara angerufen, eben wie immer täglich, gegen Abend.
„Was denn für eine Aufregung?“, fragt Klara. „Na, ich habe schon wieder 8000 Euro gewonnen.“

„Mutti, du hast nicht gewonnen. Das ist ein Werbebrief. Und wenn du weiter unten liest, dann siehst du, dass du die Chance hast, zu gewinnen.  Eventuell. Aber das ist eher unwahrscheinlich.“

„Ich lese dir jetzt mal vor, was hier steht.“
Anna fängt an, den Werbebrief vorzulesen: „Liebe Frau Sturm, freuen Sie sich! Sie haben gewonnen…
Schicken Sie die Antwort noch heute zurück, und: Vergessen Sie nicht, den beiliegenden Bestellschein auszufüllen… Sobald wir Ihre Rückantwort erhalten haben, sind Sie mit dabei – bei der großen Verlosung für den Hauptgewinn in Höhe von 8000 Euro…Also schicken Sie den Brief noch heute ab, liebe Frau Sturm.“

Klara hat bis zum Schluss gewartet. Sie war dem Rat von Peter gefolgt und hatte ihre Mutter nicht unterbrochen.
Doch es fiel ihr schwer, ruhig zu bleiben, zuzuhören, nicht hineinzureden.

Doch nun platzte es aus ihr heraus: „Mutti, wir haben doch schon so oft darüber gesprochen.
Das ist ein Werbe-Gag. Du bist eine von Tausenden, die wie du diese Post erhalten haben.  Der Brief erfüllt nur einen einzigen Zweck: Du sollst wieder eine Bluse bestellen, verstehst du das?“

„Ja, aber hier steht, ich habe gewonnen.“
„Mutti, jetzt zerreiß den Brief, und wirf‘ ihn in die Tonne!“
„Meinst du wirklich?“ „Ja!“
Klara konnte nicht mehr.

„Du erreichst nichts, wenn du auf diese Art mit deiner Mutter sprichst.  Anna hat doch jetzt nur ein schlechtes Gefühl, weiß aber nicht so richtig warum und wird dir beim nächsten Mal gar nichts mehr erzählen.“

Peter versuchte Klara zu erklären, dass sie so nicht weiterkam.

„Du hast gut reden. Du redest ja nicht jeden Abend mit ihr.“
Klara war bedient.

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ANNA

ANNA IST DEMENT – PETER ERINNERT SICH

ANNA

Unter dieser Rubrik soll die Geschichte von Anna weiter erzählt werden.
Ich schreibe vorwiegend Ereignisse aus dem ganzen normalen Alltag einer Familie auf, mal humorvoll, mal traurig, so wie es eben im Leben eines jeden Menschen zugeht.

Mit eingewoben werden Erzählungen aus den vergangenen Jahren, jedoch ohne dass ich nur darauf Bezug nehme.

Die Idee für die Weiterführung hatte Laura. Freitags soll jeweils so eine kleine Geschichte veröffentlicht werden. Wir werden sehen, wie sich das entwickelt.

“Der Bär kletterte über den Berg” – eine wunderbar erzählte Geschichte über einen Mann, der zusehen muss, wie er seine demente Frau immer mehr verliert und wie er doch an ihr festhält.
Aus: ‘Ferne Verabredungen – Die schönsten Erzählungen’ von Alice Munro

Erste Gedanken habe ich gestern abend aufgeschrieben, auf der Couch, das iPad vor mir auf drei aufgestapelten Kissen.
Anna ist dement, aber Peter erinnert sich.

Annas Krankheit schreitet weiter voran, sie erinnert sich immer weniger an Dinge in ihrem Leben.

Doch die Anrufe bei Klara zeigen, dass es noch genügend Menschen gibt, die sich nach dem Befinden von Anna erkundigen. Ich möchte, dass die Familiengeschichte weitergeht, dass Anna auch weiterhin eine Rolle im Leben der Anderen spielt.

Peter und Klara wollen sich weiter intensiv um sie kümmern, ihr schöne Momente bereiten, auch wenn diese nach und nach weniger werden.

Und die Geschichte der Familie soll dabei weitererzählt werden. Nicht nur die traurigen Momente, nein auch die schönen, die vergangenen und die gegenwärtigen.

Anna wird bleiben in den Erzählungen, dement zwar, aber ein vollwertiges Familienmitglied, erst recht jetzt.

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ANNA IST DEMENT

 

SCHREIBEN ÜBER DAS, WAS DU KENNST

ALLTÄGLICHES

Der beste Stoff ist oft der, der dir vor der Nase liegt.
Nur, dass du es nicht wahrhaben willst.
‚Das ist banal, ohne Tiefgang, du machst dich lächerlich, wenn du es aufschreibst‘, denke ich oft.
Man schätzt einfach nicht das, was einem quasi vor die Füße rollt.

Hier ein typischer Ausschnitt meines Tages
Der Tag begann für mich so, wie ich es mir vorstelle, wenn ich ihn planen kann, ohne dass mir jemand reinredet.

Ich bin gegen halb fünf Uhr aufgestanden und habe mir einen Tee gekocht, um munter zu werden.
Klara hasst es, wenn ich so früh aufstehe.

„Du bist Rentner“, sagt sie dann.
Sie hat recht, aber auch wieder nicht.
Sicher, ich könnte bis 07.00 Uhr im Bett bleiben, aber dann schaffe ich nichts, nicht so viel jedenfalls.

Ausserdem macht es mir Spass, mich selbst anzustossen und bis zum Frühstück schon ein bisschen was geschafft zu haben.
Ich bin dann ganz anders drauf.

WER HUMORVOLLE GESCHICHTEN AUS DEM ALLTAG LIEBT:

DORA HELDT: „Mathilda oder Irgendwer stirbt immer“

Einfach selbst unter dem Button ‚ansehen‘ informieren:

Damit ich munter werde, gehe ich auf die Terrasse und schwinge meine Gewichte in die verschiedensten Richtungen.
Ich merke, wie ich abgebaut habe und nehme mir vor wieder viel mehr zu trainieren.

Im vergangenen Jahr, da sind Klara und ich kurz vor vier Uhr aufgestanden und eine Stunde später waren wir schon Richtung Berlin-Mitte unterwegs.

Nachdem ich Klara im Zeitungsviertel abgesetzt hatte, bin ich ins Fitness-Studio im Prenzlauer Berg gefahren.
Dort war ich fünfmal in der Woche.

Ich kann es gar nicht glauben, dass ich das so lange durchgehalten habe.

Immerhin sind drei Jahre zusammengekommen.
Jetzt ist Klara auch zu Hause und mir ist der Weg zu weit.
Dafür habe ich mir ein Fahrradergometer angeschafft. Aber ehrlich,

ich steige da kaum rauf. Dafür laufe ich wieder regelmässig.
Ich habe als neue Laufstrecke den Weg am Rahmer See für mich entdeckt.

Es ist herrlich, dort direkt am See zu laufen, auf das Wasser zu sehen und mental in die Ruhe und die bunte Herbstlandschaft einzutauchen.

Ich habe nie aufgehört zu arbeiten, aber die Möglichkeit, tagsüber vom Schreibtisch aufzustehen, in die Laufsachen zu schlüpfen und loszustürmen, das ist Luxus pur für mich.

Das macht natürlich nur, wenn ich schon ein bestimmtes Pensum geschafft habe und meine To-Do-Liste zusammengeschrumpft ist.

„Ich schreibe mich schlank“ von Prof. Dr. Silke Heimes

Dann gönne ich mir sogar einen kleinen Mittagsschlaf, um danach mit leicht schlechtem Gewissen wieder an den Schreibtisch zu stürzen.

Aber würde ich das alles so schätzen, wenn ich gar nichts mehr tun würde und mich nur noch den Hobbies widmen würde?

Am nächsten Tag.
Ich sitze wieder auf der Bank, direkt am Rahmer See.
Es ist kein Mensch hier. Ganz still.

Im Hintergrund vernehme ich den stark gedämpften Verkehr auf der Strasse.

Ich schaue auf den See und erblicke am gegenüberliegenden Ufer Häuser, eingebettet in die Landschaft.
Muss das schön sein, dort zu wohnen!

Ich seufze in mich hinein.
Aber würde ich dann schon gelaufen sein, Sport gemacht haben?
Eher nicht. Ich würde wahrscheinlich am Schreibtisch sitzen, hinausschauen und auf der anderen Seite einen dicken Nordic Walking – Menschen sehen, der auf der Bank herumlungert, neben sich die Stöcke, die Füsse lang ausgestreckt.

„Die arme Sau“, würde ich denken und erhaben auf mein Grundstück hinunterschauen.
Dann würde mich der Alltag einholen und meine schlechte Laune würde in mir hochsteigen.

„Ich muss den Artikel noch fertigschreiben,
das Laub fegen, den Bootssteg reparieren.“

Der Mann auf der anderen Seite erhebt sich.
„Wie der sich wohl fühlt?“, würde ich mich fragen.
„Bestimmt bescheiden.“

Ich erhebe mich von der Bank, schnappe mir die Stöcke, schmeiss sie auf die Schulter und werfe einen letzten Blick auf das Haus am See.

„Schön, dass ich das alles sehen und erleben kann. Gott sei Dank, muss ich dafür gar nichts tun, nur herfahren, sich bewegen, auf der Bank sitzen, den Blick aufs Wasser geniessen, das Haus bewundern und denken, dass es schön ist, dass du keine Arbeit damit hast.

 

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ÜBER DAS RISIKO DER WACHSENDEN ZAHL VON MENSCHEN MIT EINGESCHRÄNKTER ALLTAGSKOMPETENZ

WORAUF ICH IN DIESEM KURZEN TEXT VOR 5 JAHREN AUFMERKSAM MACHEN WOLLTE:
Die Zahl derjenigen, die an Demenz erkranken und dadurch in ihrer Alltagskompetenz eingeschränkt sind, wächst rasant.
Die Berechnungen gehen von rund drei Millionen Menschen in Deutschland im Jahr 2050 aus.
Das gestiegene Risiko, an Demenz zu erkranken und die steigende Lebenserwartung sind zwei Faktoren für die anwachsende Zahl von demenzkranken Menschen.

„Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz: Expertenstandard in der Praxis anwenden.“
(Autor: Hans-Jürgen Wilhelm)

 

ZUM TEXT VOM 28.02.2017

WARUM ÜBER BETREUUNG VON MENSCHEN SCHREIBEN, DIE IN IHRER ALLTAGSKOMPETENZ EINGESCHRÄNKT SIND?

 

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RÜCKBLICK: INTERVIEW MIT SUSANNE ROSENBERGER

DAS INTERVIEW WURDE AM 28.02.2017 GEFÜHRT

Susanne Rosenberger ist die Inhaberin des Pflegedienstes S. Rosenberger und der Tagespflege am Nordbad in Castrop-Rauxel

WAS NOCH HEUTE WICHTIG IST:
  • Beflügelndes und Bedrückendes – beides liegt oft beieinander.
  • Ein dankbarer Blick oder ein Lächeln – das ist wahres Glück.
  • Der Tod lässt das Leben als das erscheinen, was es in Wirklichkeit ist – ein Geschenk. 
  • Es ist ein ungeheurer Reichtum, Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten.
'5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen - Einsichten, die Ihr Leben verändern werden.'(Bronnie Ware)
Ein Buch, das nicht nur zum Thema passt, sondern dir schlaglichtartig klarmacht, was im Leben wirklich wichtig ist:  

 

ZUM INTERVIEW:

Frau Rosenberger, bereuen Sie den Tag, an dem Sie den Entschluss gefasst haben, in die Pflege zu gehen?

Also ich bereue das auf keinen Fall. Natürlich gibt es immer Momente, die nicht so schön sind. Aber die gibt es überall.

Ich kann mit Bestimmtheit sagen: Die Pflege, das ist mein Leben.
Das Zusammenspiel mit allen im Team macht das Besondere aus. Es ist nicht ein einzelner Baustein.

Es ist das Puzzle, was jeden Tag aufs Neue zusammengesetzt werden muss – im Team, im Gespräch mit den Angehörigen und den Pflegebedürftigen.

Das Besondere an diesem Beruf ist: Wir gehen mit Menschen um, die unserer Hilfe bedürfen.

Und wenn ein dankbarer Blick kommt oder ein Lächeln des Pflegebedürftigen, ja dann ist das schon wahres Glück.

Wir schieben nicht nur die Papiere von links nach rechts. Das muss ich natürlich auch. Aber alles, was wir tun, das ist für die Menschen, die wir pflegen und betreuen. Ich bereue nichts und möchte auch nichts anderes machen.

Wo sind Sie aufgewachsen?

In Castrop Rauxel.

Welchen Bildungsweg haben Sie genommen?

Ich habe Abitur gemacht. Danach habe ich eine Ausbildung zur Krankenschwester durchlaufen.

Ich war dann anschließend im Augusta Krankenhaus in Bochum tätig – auf einer Intensivstation in der Chirurgie.

Wie lange waren Sie dort?

6 Jahre.

Wie sind Sie zur Pflege gekommen?

Durch meine Oma. Sie war Altenpflegerin in einem Altenheim und führte dort nebenbei eine Schneiderstube.

Später wurde meine Oma schwerkrank. Mein Vater und ich haben sie bis zum Schluss begleitet.

Danach kam meinem Vater und mir der Gedanke, einen Pflegedienst zu gründen. Mein Vater hat dafür noch einmal umgeschult und eine Ausbildung zum Altenpfleger absolviert.

2000 war es dann so weit und wir haben den heutigen Pflegedienst eröffnet.

Was belastet Sie, wenn Sie heute an die Pflege denken?

Beflügelndes und Bedrückendes – beide Momente liegen oft dicht beieinander. Mir liegt die Palliativpflege sehr am Herzen. Das gibt es natürlich sehr traurige Momente.

Was bedrückt Sie da ganz besonders?

Während der Palliativpflege werden wir ein Teil der Familie.
Und wenn Sie dann eine Mutter im Sterben begleiten, die erst 42 Jahre alt ist und Kinder hinterlässt, dann ist das sehr bitter – auch für uns als professionelle Begleiter. Aber es gibt auch viel Positives.

Was meinen Sie?

Nun, man sieht die eigenen Sorgen und Nöte in einem anderen Licht.
Sie erscheinen einem so unwichtig und klein angesichts dessen, was andere Menschen durchmachen.

Und: Es ist ein ungeheurer Reichtum, Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten.

Manch einer spricht darüber, was er anders gemacht hätte.
Die überwiegende Mehrheit ist klar und ehrlich in der Betrachtung ihres zurückgelegten Lebensweges.

Der Tod lässt das Leben als das erscheinen, was es ist, nämlich ein Geschenk. Und das ist unwiederbringlich.

Vielen Dank für das Gespräch.

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KALENDERWOCHE 44 – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

ALLTÄGLICHES

TRAUERREDE VON PETER-MICHAEL DIESTEL FÜR SEINEN FREUND WOLFGANG KOHLHAASE

TRAUERREDNER – MEIN LANGER WEG (3)

MEIN GESPRÄCH MIT EINER PFLEGEDIENSTINHABERIN VOR ÜBER 5 JAHREN UND TROTZDEM NOCH AKTUELL

MEIN FREUND, DER ALLTAG

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MEIN GESPRÄCH MIT EINER PFLEGEDIENSTINHABERIN VOR ÜBER 5 JAHREN UND TROTZDEM NOCH AKTUELL

 

Ute Grüner ist die Geschäftsführerin der Sozialstation Grüner GmbH.
Vor über 5 Jahren, am 17. Februar 2017 habe ich mit ihr über ihren beruflichen Werdegang ein Interview geführt.
Es ist immer noch aktuell für Leserinnen und Leser, die sich für die Pflege und Betreuung von hilfsbedürftigen Menschen interessieren.
Zum Interview: 
https://uwemuellererzaehlt.de/2017/02/17/interview-mit-ute-gruener/

WERBUNG FÜR EIN LESENSWERTES BUCH:

‚Das Buch über das Älterwerden‘ (Für Leute, die nicht darüber sprechen wollen)
Autorin: Dr. Lucy Pollok
„Es gibt für alles eine Lösung, man muss nur darüber reden“, sagt die Geriatrikerin Dr. Lucy Pollok in ihrer Einführung.
Interessant für Menschen, die selbst auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind, oder aber für einen Angehörigen sorgen müssen.

Sprechen hilft, lesen auch – deshalb lohnt es, in dieses Buch zu schauen:

Dr. Lucy Pollock"Das Buch über das Älterwerden"

MENSCHEN IN DER PFLEGE

TRAUERREDE VON PETER-MICHAEL DIESTEL FÜR SEINEN FREUND WOLFGANG KOHLHAASE

DAS LEBEN RUHIG MAL VOM ENDE HER DENKEN

 Der letzte Innenminister der DDR, Peter-Michael Diestel hat diese Rede, veröffentlicht in der Berliner Zeitung, auf der Trauerfeier für den verstorbenen Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase gehalten.

Sie hat mich vor allem deshalb so berührt, weil sie einen bereits zu Lebzeiten Großen in kleinen, sehr sympathischen, nahbaren Situationen geschildert hat.
Was für ein reiches Leben, was für authentische Freunde!
Es gab Zeiten, da war ich der Meinung, dass ich nur noch „DIE ZEIT“ lesen müsse.
Was bin ich froh, dass ich zur Berliner Zeitung zurückgehrt bin und so diesen großartigen Text lesen durfte.

 

Hier der Link der Berliner Zeitung: 
https://epaper.berliner-zeitung.de/article/c3dcf27c55d394afbc7f823a806ff0065350d8ffd1d7740e393b25eacd2746b4
Mehr über das Leben von Wolfgang Kohlhaase:
"Um die Ecke in die Welt: Über Filme und Freunde" 

MEIN FREUND, DER ALLTAG

Warum mir Menschen in der Zusammenarbeit wichtig sind, die ‚ticken‘ wie ich. 
Jörg Düring - authentisch, empathisch
https://uwemuellererzaehlt.de/2021/06/03/firmenportraet-duering-2021-06-03/

„DIE WOHNUNG GEFÄLLT MIR NICHT“

ALLTÄGLICHES

Was bisher war:
Wir standen vor der Tür der Wohnung, in die wir gleich hineingehen wollten. Wir konnten nicht mit Straßenschuhen die Räume betreten, also mussten wir uns etwas über die Schuhe ziehen.
Der Verkäufer kam wieder, mit ein paar Überziehern in der einen Hand und einem Stuhl in der anderen.
„Hier können Sie sich draufsetzen, dann fällt es Ihnen leichter, sich die Überzieher über die Schuhe überzustreifen“, sagte er zu Klara.
„Setz du dich hin, du schaffst es doch kaum, dir die Schnürsenkel im Stehen zuzubinden“, sagte Klara.
Ich kochte innerlich, setzte mich hin, und ich meinte ein feines Lächeln im Gesicht des Verkäufers zu entdecken.

Endlich, ich hatte es geschafft. Ächzend und schnaubend erhob ich mich vom Stuhl, wobei ich nicht wusste, ob es eher die Anstrengung war, oder die Wut, die in mir hochkochte, weil ich dastand, wie ein alter Trottel, der nicht einmal die Schonbezüge für die Wohnung, also die Überzieher über seine Schuhe übergestülpt bekam.

Es war, als würde meine Mutter vor mir stehen, die mir vorher eine Spange in die gekämmten Haare gesteckt hatte, darauf eine rote Baskenmütze setzte, eine Mütze, die ich als zehnjähriger Junge hasste. Und zum Schluss zog meine Mutter oft noch ein Taschentusch aus der Jackentasche, befeuchtete es mit ihrer Spucke und rieb es mir über die Wange, weil dort vielleicht noch ein Marmeladenfleck vom Frühstück übriggeblieben war.

Ich war entschlossen, passiven Widerstand zu leisten, mich ausdrücklich zu der Wohnung zu freuen, und nicht Klara zu folgen, die nur die größere Wohnung, über 100 qm im Dachgeschoß im Kopf hatte.

Der Verkäufer öffnete die Tür und wir blickten in einen langen Flur. Das erinnerte mich an die Wohnung in Stralsund, in die wir vor über dreißig Jahren gezogen waren.

Der Flur war über 12 Meter lang und abends sagte Klara zu mir: „Wenn du noch etwas aus der Küche haben willst, dann sag es gleich. Noch mal werde ich dort nicht hingehen.“

Aber das war lange her und wir hatten dort auch nicht sehr lange gewohnt, denn danach wanderte ich nach Essen und Bochum aus, um Arbeit zu finden und wir landeten schließlich in unserem Dorf in Brandenburg, aus dem wir nun nach über 25 Jahren rauswollten.

„Oh, der Flur sieht ja toll aus“, sagte ich voller Entzücken. Es war gespielt und Klara merkte mir meine Übertreibung an und stimmte nicht mit in den Lobesgesang ein. Sie schwieg eisern.
Wir kamen am Bad vorbei.

„Was für eine großzügig eingerichtete Dusche. Das sieht ja alles edel aus“, sagte ich, während Klara hinter mir weiter nichts sagte.
„Ja, da haben sich die Architekten wirklich etwas einfallen lassen“, stimmte mir der Verkäufer zu, während wir ins Wohnzimmer gelangten.

„Na, das nenn‘ ich doch mal großzügig“, sagte ich.
„Und hier, liebe Klara, trennt sogar eine Wand die Küche vom Wohnzimmer ab“, sagte ich weiter und drehte mich zu ihr um.
Klara schaute mich mit dem Blick an, der da meinte: ‚Du musst hier gar nicht rumschleimen. Mich kriegst du sowieso nicht rum.‘

„Da passt nichts rein“, antwortete Klara trocken.
Ich ließ mich nicht beirren.

„Hier die Loggia“, zeigte der Verkäufer auf den Balkon.
„Der ist viel zu klein für uns“, antwortete Klara vor mir.
„Ja, unsere beliebten Stehbanketts im Freien werden wir hier nicht durchführen können“, sagte ich und bekam einen tadelnden Blick von Klara, der hieß, ‚hör auf, diesen Schwachsinn zu erzählen‘.

Ich ließ mich aber nicht abbringen von meiner gewählten Art, begeistert zu sprechen.
„Schau mal, du kannst ja sogar von zwei Seiten auf den Balkon“, wandte ich mich wieder an Klara.

„Du kannst da von drei Seiten raufgehen. Trotzdem ist er zu klein“, antwortete Klara knapp und mit leicht genervtem Unterton.

Der Verkäufer war mittlerweile aus der Situation, die Besichtigung in der Hand zu haben. Er kam nicht gegen mich an und schon gar nicht gegen Klara.

Wir besichtigten noch das Schlafzimmer und mein mögliches Arbeitszimmer, in das ich wohl nicht einziehen würde, wenn es einzig nach Klara ging, aber ich war entschlossen, meinen passiven Widerstand fortzusetzen und meine Frau so doch noch auf meine Seite zu ziehen.

„Können wir noch die große Wohnung im Dachgeschoß sehen?“, fragte Klara den Verkäufer.
Der zögerte, gab aber schließlich nach.

„Wir können es versuchen, aber die Wohnung ist längst noch nicht so weit, wie die hier.“
„Das macht nichts, wir wollen nur mal einen Überblick haben“, sagte Klara.

Wir zogen die Überzieher aus, stiefelten mit dem Stuhl in das Dachgeschoß, und ich setzte mich sofort auf den Stuhl, ohne abzuwarten, dass Klara sagte, dass ich mich hinsetzen solle, weil ich ja ohnehin nichts im Stehen zustande brachte, schon gar nicht die Plastiktüten über die Schuhe zu streifen.

Wütend riss ich an dem Schonbezug für meinen rechten Schuh und schon war es geschehen, er war in der Mitte aufgerissen. Der Verkäufer schaute mich an, Klara seufzte tief und atmete wieder schwer aus.

Ich kam mir vor, als hätte ich gerade meine Hosen verloren. Dabei waren es nur ein paar Schuhüberzieher, noch dazu aus umweltschädlichem Material gefertigt, die ich beschädigt hatte.

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‚THURE‘ MUSS WARTEN

ALLTÄGLICHES-2022.05.25

Geschäftliche Aufträge, Business-Texte schreiben, Broschüren lektorieren, all das bindet aktuell meine Kraft.

Ich muss meine Energie bündeln, um meine Ziele zu erreichen.

Aber irgendwann taucht ‚Thure‘ wieder auf, versprochen.

Für alle Leserinnen und Leser einen schönen Vatertag, Herrentag, ‚Christi Himmelfahrt‘ oder einfach ein paar Stunden, um die Füße hochzulegen.

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THURE – SCHREIBSKIZZEN (6)

THURE-22.04.29

JAKUB ZLOBINSKI
Was bisher war:
Thure sah vom Küchenfenster aus, wie die Wiesen noch von einem Nebelschleier bedeckt wurden und das Gras noch feucht vom Morgentau war.
In der Ferne beobachtete er einen roten Streifen am Himmel.
Es würde wohl schön werden, an diesem Tag, und so beschloss Thure, nach dem Frühstück einen Spaziergang durch das Dorf zu machen, vielleicht Jakub Zlobinski, dem Besitzer des Gasthofes vorbeizuschauen.

Jakub Zlobinski hievte seine Beine ächzend aus dem Bett, fuhr mit der Hand schlaftrunken über sein kurzes Haar und ließ sie wieder müde sinken.

Er stand schließlich auf, schlurfte ins Bad und schaute im Spiegel in das zerknirschte Gesicht eines Mannes, der noch nicht so richtig wusste, warum er überhaupt aufgestanden war.

Aber er musste sich fertigmachen und in die Gaststube hinuntergehen, um alles für die Öffnung vorzubereiten.

Jakub war der Pächter des Gasthofes ‚Zur dicken Kuh‘. Er wohnte mit seiner Familie direkt über dem Gastraum.

Früher, als er noch zugelassen hatte, dass die Gäste rauchten, da vermischte sich der Tabakqualm mit dem Geruch von Wein, Bier und Schnaps und kroch in alle Ritzen des Hauses.

„Der Gestank ist noch überall und geht gar nicht mehr weg“, schimpfte seine Frau Iga, mit der er gemeinsam den Gasthof bewirtschaftete.

Iga machte den Ausschank, bediente die Gäste und Jakub kochte. Das hatte er gelernt und seine Gäste mochten sein Essen.

Thure liebte besonders das polnische Frühstück, das ihm Jakub zubereitete, wenn er morgens in die Gaststube kam.
Maria sah das gar nicht gern, weil Thure dann länger blieb, als er sollte.

Er sollte eigentlich dort gar nicht hineingehen, sondern seine Runde drehen und danach sofort zurückkommen.

Aber wenn ihm der Geruch von gegrillten Würstchen, gekochten Eiern, Tomaten und Gurken und Roggenbrot in die Nase stieg, dann konnte er meist nicht widerstehen.

Anfangs wollte Jakub ihm dazu traditionell einen Tee mit Zucker servieren, aber da hatte Thure stets abgewinkt.

„Lass mal, ich habe ja schon einmal etwas gegessen und Kaffee dazu getrunken. Jetzt nehm‘ ich ein Bier.“

Thure musste nur danach einen ‚Pfeffi‘ einschmeißen, damit seine Frau nichts davon merkte.

Jakub hatte sich angekleidet und im Stehen einen Schluck Kaffee genommen.

Er ging mit der Tasse aus der Küche heraus und betrachtete sich im großen Wandspiegel im Flur.

Er war nicht groß, nur 1,74 cm, zu seinem Kummer. Er drehte sich zur Seite und sofort fiel ihm der leichte Bauchansatz auf, den seine Frau Iga oft kritisierte.

„Trink nicht so viel Bier mit den Gästen“, schimpfte sie, wenn Jakub aus der Küche kam, um ein wenig zu verschnaufen und den neuesten Dorfklatsch zu erfahren.

Jakub lachte gern und sein pausbäckiges Gesicht zeigte dann seine vielen Lachfältchen, die in dem Moment noch größer erschienen, als sie es ohnehin schon waren. Im Gasthof war er stets mit Schürze zu sehen, darunter trug er Jeans und bequeme Shirts.

Thure sprach gern mit Jakub, denn sie ähnelten sich in ihrem Charakter und in ihrem Verhalten. Sie waren beide laut, gutmütig und meistens auch noch gut gelaunt.

Überhaupt hatte Jakub mit seiner Art schnell die Sympathie der meisten Dorfbewohner gewonnen.

Er sprach gut Deutsch und seinen unverkennbaren Akzent hörte man selbst im größten Stimmengewirr heraus.

Seine Frau, Iga Zlobinska, eine geborene Wojcieck, hatte er vor zehn Jahren in einer Diskothek kennengelernt. Damals träumten sie davon, einmal einen Gasthof auf dem Land zu erwerben und so ein unabhängiges Leben zu führen.

Aber es kam anders. Igar bekam zwei Kinder, ein Mädchen – Pola, sieben Jahre alt, und Maksymilian, 5 Jahre alt.

Von deutschen Freunden erfuhren sie, dass in Schebsand ein Gasthof leer stand, dessen Eigentümer einen neuen Pächter suchte.
Sie überlegten nicht lange und bewarben sich darum, das Haus mit der Gasstube zu mieten.

Es war nicht ohne Risiko, denn die vorhergehenden Pächter waren pleite gegangen.
Davor hatten Iga und Jakub am meisten Angst.

Es dauerte lange, bis sie alle Genehmigungen in der Tasche hatten und von der Weltmetropole Warschau aus in das kleine Dorf Schebsand in Brandenburg gingen.

Jakub schlurfte die Treppe nach unten, schaltete in der Gaststube das Licht an und stieß mit dem Fu gegen die Schwingtür, die in die Küche führte.

Er tippte mit seiner Hand auf den Lichtschalter und Sekunden später gleißte das helle Licht von der Küchendecke direkt auf ihn herunter, so dass er erst einmal die Augen zusammenkniff.
Jakub war nun endgültig munter geworden.

14. KALENDERWOCHE – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

MEIN FREUND, DER ALLTAG
ALLTÄGLICHES-22.04.09
BIBEL IM ALLTAG

DIE BIBEL ÜBER DIE MACHT DES WORTES UND DIE MÖGLICHKEITEN DER SPRACHE

SCHREIBEN HEISST NICHT, SICH VON DEN BANALITÄTEN DES ALLTAGS ZURÜCKZUZIEHEN

NIETZSCHE ÜBER DIE SCHWELGEREI DER RACHE

SCHREIB ÜBER DICH

THURE – SCHREIBSKIZZEN (5)

ANNA IST DEMENT

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SCHREIB-ALLTAG

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SCHREIB ÜBER DICH

SCHREIB-ALLTAG

SCHREIB-ALLTAG-22.04.07

SCHREIB-ALLTAG IM TELEGRAMMSTIL (2)
DAS HANDWERK DES ERZÄHLENS AUS MEINER PERSPEKTIVE: 
Warum überhaupt den Stift zur Hand nehmen, die Tastatur des Computers quälen, 
Stunde um Stunde mit Sätzen und Worten ringen?
Ist Schreiben eine Krankheit, weil du nicht aufhören kannst, oder ist sie auch so etwas wie Medizin?
Techniken – Erfahrungen und Lücken; im Rhythmus bleiben – schreiben, lernen, üben, schreiben und wieder schreiben; 
Ergebnisse – Geschriebenes und Verworfenes; Emotionen- ‚himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt‘; 
von der Unvernunft, mehr von der Leidenschaft zu zehren als von den Einnahmen.
Ich sehe meine Aufgabe als Autor dieses Blogs nicht darin, andere Menschen an meinem Wissen teilhaben zu lassen.
Das wäre von mir vermessen, denn jeder von uns hat etwas zu dieser Welt, zu seinem Leben zu sagen.
Vielmehr versuche ich meine eigene Welt, mein eigenes Leben besser zu verstehen.
Wenn also überhaupt, so würde ich jedem empfehlen:
Schreib über dich, dein Leben, was es ausmacht, was dich bedrückt und woran du Freude hast.

 

 

SCHREIB-ALLTAG

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